von Sven Lungershausen
Die drei Scouts beobachteten die Chaosinvasoren schon eine ganze Weile. Diese waren in einem gestohlenen Raumfahrzeug der zivilen Sektorflotte auf Planetenoberfläche gelandet und hatten begonnen ein provisorisches Lager zu errichten. Scoutsergeant Palan und seine beiden Ordensbrüder beschlossen noch weitere Informationen zu sammeln bevor sie das Hauptquartier informieren wollten.
Die Invasoren begannen nun mit Hilfe von einigen Servitoren ein seltsames Gerät aus dem Transporter zu laden. Weitere Komponenten folgten und schon kurz darauf erschien sogar ein Chaoshexer und begann den Servitoren neue Befehle zu geben. Palan benutzte nun doch sein Binokular, um das Geschehen besser beobachten zu können. Irgendetwas kam ihm an der Gerätschaft bekannt vor. Er reichte Siegmann das optische Gerät und dieser sprach sofort aus was auch Palan vermutet hatte.
"Die bauen da ja einen Teleporter zusammen! Wo wollen die denn dann die Energie hernehmen um ihn zu betreiben?"
"Keine Ahnung. Auf jeden Fall bedeutet das nichts Gutes. Wir müssen Bruder Rataar davon in Kenntnis setzen. Nur er kann wissen wie diese Chaosverräter diese Maschine und vor allem zu welchem Zweck betreiben wollen." Antwortete Palan auf Siegmanns Frage.
"Was schlägst du vor sollen wir tun?" fragte Kon. Er war erst kürzlich in den Rang eines Scouts aufgestiegen und stellte so viele Fragen wie möglich um dazu zu lernen. Palan hatte seinen Plan in Sekundenschnelle ausgearbeitet.
"Wir trennen uns. Verteilen uns auf verschiedene Routen zum Hauptquartier. Und wir fahren zeitlich versetzt! So ist die Chance größer das einer von uns dreien bei unseren Brüdern ankommt, falls dieser Chaosabschaum uns bemerken sollte."
Siegmann und Kon waren einverstanden und schlichen zu ihren getarnten Bikes. Ein leises Surren verriet Palan das sie die Elektromotoren angeschaltet hatten um unnötig laute Geräusche in der Nähe der Feinde zu vermeiden. Wenn sie weit genug entfernt waren würden sie auf Benzinbetrieb umstellen und die volle Kraft des Motors ausnutzen können.
*
Siegmann erreichte den Wald als erster. Er sollte den kürzesten Weg zum Hauptquartier nehmen und so wenig Zeit wie möglich verschwenden. Der Wald war erst vor zwei Wochen von ihnen entdeckt und halbwegs erforscht worden. Sie hatten einige provisorische Wege angelegt doch diese waren jetzt kaum noch zu erkennen. Die Vegetation bestand aus schnell wuchernden Unterholz und hohen Baumriesen, die aber so eng beieinander stranden, dass es eigentlich unmöglich war zu sagen, wie sie sich nicht gegenseitig die Nährstoffe und das Licht genommen hatten. Viele dieser Bäume lebten in Symbiose mit Insektenvölkern, die aber auf diesem Planeten erschreckende Ausmaße sowohl in Größe als auch in Masse erreichen konnten. Die Dunkle Bruderschaft hatte gleich nach ihrer Ankunft ein verlassenes Insektennest entdeckt und dort, da es zum größten Teil unterirdisch lag, ihr Hauptquartier eingerichtet. Viele dieser Insekten waren so groß, das die Scanner-Sensoren sie sogar als Lebewesen orteten. Trat dieser Fall ein war das Insekt groß genug einem gefährlich zu werden und man sollte es meiden. Darum war es den Scouts auch in Fleisch und Blut übergegangen immer ein Auge auf dem Auspex zu haben und mit dem anderen sorgfältig die Umgebung zu beobachten.
Siegmanns Auspex schlug an und zwei kleine Leuchtpunkte erschienen auf dem kleinen Monitor des Scangerätes. Sie waren höchstens 150 Meter vor ihm und er hatte genügend Zeit ihnen auszuweichen. Minuten später waren sie vom Monitor verschwunden und der Scout nahm wieder seine vorherige Richtung ein, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Beinahe wäre er mit einem großen Tier zusammen gestoßen, welches vor ihm aus dem Unterholz sprang und schnellstens das Weite suchte. Siegmann runzelte die Stirn. Warum hatte der Auspex nicht angeschlagen? Das Tier war groß genug gewesen um angezeigt zu werden. Hatte das Gerät eine Fehlfunktion? Er würde das im Hauptquartier überprüfen lassen müssen. Vorsichtshalber gab er mehr Gas um noch schneller aus dem Wald zu kommen. Vielleicht verscheuchte ja der Laute Motor auch eventuelle Raubtiere und Großinsekten aus seinem Weg. Der Auspex schlug wieder an und drei Leuchtpunkte verrieten Siegmann, dass er verfolgt wurde. Er schlug mehrere Haken und hatte die drei Lebewesen bald abgehängt. Leider hatte ihn das auch Zeit gekostet und Siegmann beschloss den kaum noch zu sehenden Pfad zu verlassen und das letzte Stück quer durch den Wald zu fahren um so wieder Zeit gut zu machen. Alles schien glatt zu laufen.
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Kon erreichte den Fluss ohne Probleme. Er fuhr am Ufer entlang und achtete darauf nicht über die Bruthügel der Wasseramphibien zu fahren. Diese legten ihre Eier mit vorlieb in der Nähe des Wassers ab und beschützten sie mit ihrem Leben sollte irgendetwas zu nahe kommen. Kon hatte mit eigenen Augen gesehen wie Bruder Nevill von einem der Tiere zerfleischt und anschließend in die Tiefe des Flusses gezogen worden war. Sie hatten seinen toten Körper nicht mehr bergen können und seine Progenoide waren für den Orden verloren. Der Scout suchte konzentriert den Boden vor sich nach verräterischen Sandaufschüttungen ab.
Sein weg war der längste der drei Varianten und auch der ungeschützteste. Lange Abschnitte fuhr er über offenes Gelände ohne jegliche natürliche Deckung. Die Planeteneinwohner mieden dieses Gebiet weil sie hier nicht schnell genug vor den Fliegenden Schwärmen der Raubvögel fliehen konnten, welche von Zeit zu Zeit aus den Wäldern kamen wenn dort die Nahrung oder der Platz zu knapp wurden. Aber Kon war ja kein normaler Planetenbewohner. Er war ein Space Marine. Ein Mensch mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten und verbesserten Reflexen. Er brauchte sich nicht vor Raubvögeln zu schützen. Er selbst war ein Raubtier. Er war sogar besser als das. Er war intelligent und hatte Macht über seine Triebe. Und bald war er würdig genug um eine Servorüstung tragen zu dürfen und somit vollwertiges Mitglied der Dunklen Bruderschaft zu werden.
Vor ihm tauchte die Alte Hängebrücke auf. Sie führte über den Fluss und stellte die einzige Verbindung zwischen den beiden Ufern her die es im Umkreis von einigen Kilometern gab. Das Aussehen ließ keine Zweifel über die Erbauer aufkommen. Starke Säulen, Stahlseile, und eine ausgeklügelte Statik zeigten an das dieses Bauwerk nie wieder einstürzen würde und genauso stark war wie das Imperium. Jedenfalls sah die Brücke von weitem so aus. Als Kon nahe genug herangefahren war, konnte er die Spuren von Zerfall und Verwitterung deutlich erkennen. Tiefe Risse und Korrosionsspuren zogen sich ohne Ausnahme über die ganze Oberfläche des maroden Bauwerkes.
Als der Wind vom Wald herüberwehte glaubte Kon einige Schüsse zu hören, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Als er vor der Brücke anhielt, dachte er nach. Sollte er sich wirklich diesem Jahrhunderte alten Konstrukt anvertrauen? Waren er und sein Bike nicht zu schwer? Er wusste genug über Architektur um es zu wagen. Der Imperator würde ihn und sein Mission beschützen. Kon wendete sein Bike und fuhr ein Stück fort um genug Anlauf zu haben, wenn er sein waghalsiges Unternehmen begann.
Eine Wolke schob sich vor die Sonne und der Scout gab Vollgas. Während er immer schneller auf die Brücke zufuhr, bemerkte er dass irgendetwas mit der Wolke nicht stimmte. Entsetzt bemerkte er dass es sich um einen Raubvogelschwarm handelte. Es mussten Tausende von Vögeln sein, die sich nun immer schneller der Brücke und Kon näherten. Dieser hatte sein Ziel erreicht und schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit über die rostigen Metallsegmente. Einige zerbrachen in mehrere Stücke und fielen in den Fluss. Aber noch war der Scout nicht am anderen Ende der Brücke angelangt, die immer stärker zu vibrieren begann. Auch waren schon die ersten der Raubvögel heran und begannen Kon anzugreifen. Kleine Krallen und Schnäbel hackten nach seinem Gesicht. Kon wehrte sie mit seinem Kampfmesser ab, doch da es immer mehr wurden, hatte er Schwierigkeiten mit der Steuerung seines Bikes. Er verlor die Kontrolle und krachte mit voller Geschwindigkeit gegen eines der Stahlgeländer. Er wurde von der Wucht des Aufpralls aus dem Sattel gerissen und landete schwer am anderen Ufer. Sein Bike landete im Fluss und ging sofort unter. Schmerzen durchzuckten Kons Körper und er spürte wie seine harten Knochen an mehreren Stellen zersplittert waren. Doch noch war er nicht tot, er sah sein Kampfmesser einige Meter weiter im Boden stecken und versuchte es zu erreichen. Die Raubvögel fielen nun zu Tausenden über die blutende, wehrlose Beute her und zerrissen sie Stück für Stück.
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Siegmanns Auspex zeigte wieder mehrere Lebewesen an, die ihn verfolgten. Sie hatten ihn wohl wieder eingeholt. Der Scout zog seinen Bolter und wendete. Er würde dem Zauber jetzt ein Ende bereiten und die Lebewesen ein für allemal lehren ihn nicht weiter zu belästigen. Kon und Sergeant Palan würden die Nachricht schon rechtzeitig überbringen. Schnell kamen die Leuchtpunkte näher. Doch auf einmal waren sie verschwunden. Siegmann stoppte verblüfft seine Maschine. Also war sein Auspex doch kaputt. Er schraubte das Gehäuse des kleinen Gerätes auf um einen Blick auf den Maschinengeist zu werfen. Nichts schien beschädigt und alle Einstellungen waren in Ordnung. Verwundert stellte er das gerät wieder ein. Sofort sprach der Auspex wieder auf Lebenszeichen in der Nähe an. Übermenschliche Reflexe ließen Siegmann sofort nach seinem Bolter greifen und schießen, als ihn das erste Insekt aus dem Dickicht ansprang. Zwar brach es zusammen doch andere folgten und griffen den Scout mit ihren Chitinklauen und giftigen Mandibeln an. Schon nach kurzer Zeit war das Boltermagazin leer und zum nachladen blieb keine Zeit mehr. Alles was Siegmann damit erreichte war, das sich aus den umliegenden Bäumen ein riesiger Schwarm Vögel erhob und in Richtung Fluss davon flog. Später würde man nur noch das blutbespritzte und halb zugewucherte Bike von Siegmann finden.
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Palan wollte sich nun auch auf den Weg machen als er sah wie der Chaos-Hexer begann eine Beschwörungsformel zu singen. Die Servitoren trieben nun einige Menschen aus dem Transporter, welche aneinander gekettet waren. Der Hexer begann nun ein blutiges Ritual aus dem er immer mehr Kraft zu schöpfen schien je mehr der Menschen er bestialisch tötete. Wollte er so den Teleporter betreiben? Mit psionischer Energie?
Bolterschüsse wehten herüber. Sie waren aus dem Wald gekommen durch den Siegmann zum Hauptquartier fahren sollte. Palan fluchte. Einige der Chaos-Marines hatten die Schüsse ebenfalls gehört und machten sich auf zu erkunden woher sie gekommen waren. Sie schwangen sich auf mitgebrachte Bikes und fuhren in Siegmanns Richtung. Nun war es an Palan die Chaos-Verräter abzulenken. Sofort eröffnete er das Feuer auf sie und erledigte einen der Ketzer. Er schoss seinen ganzen Bolter leer, und fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Dabei drehte er das Gas voll auf und versuchte soviel Lärm wie möglich zu machen. Seine Feinde schienenden Köder zu schlucken und nahmen seine Verfolgung auf.
Palan steuerte nun auf ein kleines Wäldchen zu das die Scouts schon vorher zu Trainingszwecken mit Fallen und Minen gespickt hatten. Kaum war der Sergeant zwischen den Bäumen verschwunden machte er die ersten Mienen scharf. Seien Verfolger schossen aus allen Rohren und schrieen alle möglichen Ketzereien hinter ihm her. Als sie das Wäldchen erreichten explodierten die ersten Minen. Einige der Biker starben schnell andere wurden von den nachfolgenden Maschinen überrollt. Laut fluchend und schreiend suchten die Chaos-Marines weiter nach dem unverschämten Feind. Das Wäldchen war eingenebelt worden als Palan einige Nebelgranaten aktivierte. Nun lauerte er in einem versteckten Unterstand auf die Feinde. Als sie an ihm vorbeifuhren griff er an. Einem der Chaos-Biker trennte er sauber mit der Energieaxt den Kopf von den Schultern. Ehe die anderen reagieren konnten war er auch schon wieder im Unterholz verschwunden. Einem anderen schoss er in den Rücken und jagte sein Bike mit gezielten Schüssen in die Luft. Aber bald ging ihm die Munition aus und er geriet immer mehr in Bedrängnis. Es waren zwar nur noch vier Verfolger übrig, aber die schienen auch die besten der Chaos-Biker zu sein. Sie machten keine Fehler. Palan war verzweifelt, wie sollte er sie abschütteln? Langsam gingen ihm die Tricks aus. Er schwang seine Energieaxt und fällte einige Bäume während der Fahrt. Drei seiner Verfolger gelang ein Ausweichmanöver. Der vierte konnte sich nur durch einen Hechtsprung retten als sein Bike unter einem tonnenschweren Baumstamm zermalmt wurde. Er setzte die Verfolgung zu Fuß fort.
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Es war Palan gelungen einen kleinen Vorsprung heraus zu holen, allerdings musste ein Bolterschuss die Treibstoffleitung gestreift haben. Die Tankanzeige ging unaufhaltsam gegen rot. Sein Bike blieb einfach liegen und der Elektromotor wollte nicht starten. Er packte alle restlichen Granaten zusammen und machte sie scharf. Den Auslöser verband er mit einer extrem dünnen Drahtsehne und verschwand im Dickicht. Schon konnte er die Motoren der Chaos-Bikes hören. Dann waren sie auch schon heran. Als sie nahe genug waren, um das verlassende Scoutbike zu betrachten zog Palan an der Drahtsehne und wurde von der Detonation mehrere Meter weit geschleudert. Ein glühender Metallsplitter steckte in seinem Rücken und er hatte Schwierigkeiten mit dem Sehen. Alles war verschwommen. Er fiel über den verkohlten Körper eines der Chaosbiker und stand nur mit Mühe auf. Aber alle seine Feinde waren besiegt und eines der Bikes sah so aus als könnte er damit zum Hauptquartier zurückfahren. Mit Mühe und all seine verbliebenden Kräften richtet er die schwere Maschine auf. Als er einen knackenden Ast hörte fuhr er herum und griff nach seiner Boltpistole. Als er abdrücken wollte machte es nur Klick. Sein Gegenüber lies ein raues Lachen hören und richtete seinen Bolter auf Palan. Es war der Biker der den Scout zu Fuß weitergejagt hatte. Als Palan seine Energie-Axt erhob und auf den Chaos-Marine zustürzte drückte dieser ab und Palans Welt wurde dunkel. Für immer!
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