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DIE DUNKLE STADT TEIL 4

Kleine, lilafarbene Rauchwölkchen schwebten durch den Raum und erfüllten ihn mit einem schweren, süßlichen Geruch. Der rötliche Schein der in regelmäßigen Abständen aufleuchtenden Glut erhellte die Gläser einer altertümlichen Lesebrille und die dunklen Augen dahinter, welche konzentriert auf das auf dem Tisch liegende Manuskript blickten, mit weichem, gelben Licht. Nur das Flackern und Zischen der auf dem Tisch brennenden Kerze durchbrach die Stille des Raumes. Die ehrfürchtigen Falten des Gesichtes wurden tiefer, als sie eine markierte Stelle des Manuskriptes überflogen. Ein langgezogener Seufzer drang aus der Kehle des Mannes. Dieser unvorsichtige Schreiberling Celeborn Maximus ... ein solch großer Poet, Verfasser unzähliger hochgelobter Schriften, und nun dieser Absturz, dieser häretische Ausschweifer in das Leben einer Xeno-Kultur? Den Kopf ob solcher Ketzerei schüttelnd zog der alte Mann erneut an seiner Pfeife und wandte sich wieder dem Studium der Schrift zu, als ein zögerndes Klopfen durch die Tür drang, sich selbige öffnete und ein schwacher Lichtschein in die kahle Kammer fiel.

"Ahem ... Inquisitor?" begann eine leise, ängstlich klingende Stimme. "Verzeiht mein Eindringen, aber Marschall Sorius wollte Euch an Eure Verabredung zum Dinner an Bord seines Flaggschiffes "Excelsior" erinnern. Er schickt mich, Euch zu begleiten." Inquisitor Amenor richtete sich auf und blinzelte. Über dem Studium des Buches hatte er offensichtlich die Zeit übersehen, es war bereits weit nach Abenddämmerung. Er erhob sich, klappte das altertümliche Buch zu und löschte die Kerze mit seinen Fingern aus. "Geht voran," erklang seine dunkle, tiefe Stimme, als er seine alten Augengläser von seiner Nase nahm, seine dunkelrote, mit goldenen Ornamenten verzierte Robe raffte und aus der dunklen Kammer hinaus auf den hell erleuchteten Gang drang. Seine hölzerne Pfeife hing weiterhin in seinem Mundwinkel und zog eine lilafarbene Wolke hinter ihm her. Der junge imperiale Soldat, der ihn aus seinem Studium gerissen hatte, wirkte erstaunt. Offensichtlich hatte er ein fast nichtmenschliches Maschinenwesen erwartet, welches manche der Inquisitoren verkörperten. Welchen Nutzen solch seltsame Apparaturen wohl bringen mögen ... immerhin war der Glaube an den unsterblichen Imperator, gelobet sei Er, immer noch der beste Panzer! Sinnierend schritt er neben dem jungen Soldaten her, welcher ihn mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Angst betrachtete.

"Ich habe gerüchteweise gehört, dass sich die Streitkräfte des Chaos sammeln, zu einem neuen schwarzen Kreuzzug...," begann er zögernd, "diese dauernde Ungewissheit bringt einen zur Verzweiflung. Eigentlich bin ich nur der imperialen Armee beigetreten, weil es auf meiner Heimatwelt große Ehre bedeutete. Für mich, für meine Familie, für den Imperator ... ich ließ alles zurück, wollte nach einem Jahr wiederkehren. Und nun sind es bereits fünf Jahre, und ich sitze hier, bewache leere Depots und hoffe jeden Tag darauf, zurückkehren zu dürfen, zu meinen Liebsten. Und nicht darauf, als einer von vielen unzähligen Soldaten auf dem Schlachtfeld den Tod zu finden....," schloss er mit zitternder Stimme. Inquisitor Amenor hob eine Augenbraue und nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife. "Mein lieber Junge," begann er. "Du musst verstehen, dass ohne Euch, die imperiale Armee, die Streitkräfte des Bösen bald durch den Schutzwall hindurchsickern würden ... eure Heimatwelten wären dann schutzlos diesen Mächten ausgeliefert! Wenn nicht ihr eure Liebsten beschützen wollt, wer wird es dann tun?" schloss er mit einem Seitenblick auf den jungen Soldaten. Der Junge antwortete nicht, sein Gesicht hatte eine rötliche Färbung angenommen, und er wich dem Blick des Inquisitors aus, richtete den Seinen aus dem Plexiglasfenster hinaus.

Tief unter dem Ausguck an der Spitze der Orbitalplattform konnte er die breiten Flugdecks erkennen, auf denen Reihen um Reihen von Abfangjägern ruhten, auftankten, bewaffneten. Ständig starteten und landeten Maschinen verschiedenster Bauart, der Horizont wurde von einem emsigen Kommen und Gehen erfüllt, gleich dem Treiben in einem Bienenstock. Das Auge konnte die Masse an Schiffen nicht erfassen, aber zwischen vier- und fünftausend Raumfahrzeuge dürften die orbitalen Docks zur Zeit mit Sicherheit bevölkern. Zwischen schnittigen Piranhas und Lightning Abfangjägern konnte man mindestens fünfzig Gladius Fregatten erkennen, die, schlank wie Dolche, durch den Raum pflügten. Hinter ihnen, größer und eindrucksvoller, dockten soeben mehrere Mars Schlachtkreuzer von der Station ab, auf dem Weg in andere Sektoren, wo ihre heiligen Waffen dringend benötigt wurden. Die Station wurde in gleißende Helligkeit getaucht, als das Licht der nahen Sonne sich in einem gewaltigen, goldfarbenen Adler reflektierte. Schwerfällig schob sich die ehrfurchtgebietende, massige Form eines Imperialen Vergelter Schlachtschiffs zwischen die Sterne und bewegte sich mit grollenden Triebwerken, welche die gesamte Station erzittern ließen, auf die naheliegende Andockbucht zu. "Ah, die Excelsior! Beeindruckend, nicht wahr? Marschall Sorius legt wohl immer noch größten Wert auf den ersten Eindruck," sprach Inquisitor Amenor mit leicht belustigtem Unterton in der Stimme. "Ich hoffe nur, das Essen ist besser als beim letzten Mal!"

Während die beiden winzigen Gestalten weiter den breiten Gang entlang schritten, versank die Sonne hinter dem rötlich schimmernden Planeten und tauchte die Schiffe und Plattformen mit einem Mal in Finsternis. Bakka, vierter Stern des hiesigen Systems und imperialer Hauptflottenstützpunkt des gesamten Segmentum Tempestorum, versank in schweigender Dunkelheit.


Kheruakh blickte auf den Sonnenuntergang und das emsige Treiben im Orbit, als die Sonne hinter den Planeten tauchte. Er stand, in Gedanken versunken, auf der Brücke der Todesklinge und warf einen Blick auf das Holodisplay. Seine Schiffe befanden sich in Position und hatten sich um sein Flaggschiff gruppiert. Er blickte auf, aus dem Fenster, und sah nichts als Sterne. Verschwommen wirkende Sterne. "Ausgezeichnet," sprach er wie zu sich selbst. "Geht auf Flankengeschwindigkeit und gebt das Signal an die Flotte. Wir greifen an!"


Soeben verblasste der letzte Sonnenstrahl, der durch die dicken Scheiben des Mars Schlachtkreuzers auf den Kartentisch drang, und Großmeister Venatius der Dark Angels gab mit einem knappen Wink zu verstehen, die künstliche Beleuchtung der Brücke zu aktivieren. Flackernd erwachten die Neonröhren der Brückenbeleuchtung, als Venatius sich von dem Kartentisch erhob. Weiter östlich gab es einen rebellischen Aufstand auf einer Makropolwelt, und der Planetare Gouverneur hatte um eine Entsatzstreitmacht gebeten, um die aufsässigen Rebellen niederzuschlagen. Und da zur Zeit kein anderer Orden verfügbar war, waren die Dark Angels die ersten gewesen, die sich freiwillig zu dieser Aktion gemeldet hatten. Insgeheim freute sich Großmeister Venatius wieder darauf, im Namen des Imperators Recht und Gesetz zu verüben, die letzte Schlacht war vor zu langer Zeit gewesen. Er erhob sich und wollte soeben die Brücke zum abendlichen Gebet und Reinigungsritual verlassen, als ein Servitor von Backbord Meldung erstattete.

"Großmeister Venatius, die Sensoren melden mehrere Störungen im Bereich 4-2-7," erklang die mechanische Stimme des Servitors. Venatius wandte sich um und zog eine Augenbraue hoch. Störungen? Der Kreuzer war doch eben erst generalüberholt worden! Er wandte sich um und schritt auf das große Display zu, das eine Seite der Brücke einnahm. "Vergrößert diesen Sektor!" befahl er barsch, und die Linien und Symbole zoomten Sektor 4-2-7 heran. In einiger Entfernung der Basis blinkten für einen Sekundenbruchteil lang hunderte Blips auf, bevor sie wieder verschwanden. Lange Minuten verstrichen und der Sektor blieb weiterhin leer, bis die Blips wieder für einen Sekundenbruchteil erschienen. Mit einem Mal verfinsterte sich die Miene des kampfgezeichneten Space Marine, und er blickte starr auf den angezeigten Sektor der Raumkarte. "Oh nein," dachte er bei sich, "diesmal nicht! Diesmal entrinnt ihr mir nicht so leicht!". Er wandte sich blitzartig um, und seine grollende Stimme hallte wie die Offenbarung eines Gottes durch die ehrfürchtige Ruhe der Brücke. "Großalarm an alle Schiffe! Besetzt die Kampfstationen! Sprecht die Litaneien der Vernichtung und aktiviert die automatischen Verteidigungsanlagen! Das Licht des Imperators wird heute so hell erstrahlen wie niemals zuvor!!!"

Ein hydraulisches Sirren brachte die Todesklinge zum Vibrieren, als sich die Mündungsklappen des Kreuzers öffneten. Alle Rohre waren frisch bestückt, die Deckgeschütze bemannt und die Landefähren startbereit. Kheruakhs Finger hatten sich über die Kommunikationselemente gelegt, und er richtete seine Botschaft an alle Schiffe seiner Flotte. "Haltet euch nicht zu lange mit der Vernichtung des Feindes auf, ihr seht selbst, in welcher Zahl sie in diesem System anwesend sind. Euer einziges Ziel ist es, so viel Verwirrung wie möglich zu stiften, bis ich mit meinem Stoßtrupp von der Oberfläche des Planeten zurückkehre. Wenn dies geschieht, ziehen sich alle Schiffe sofort aus den Kämpfen zurück und springen aus dem System. Sammelpunkt ist Jurn." Er schloss den Kanal und sendete das vereinbarte Signal an die Flotte. Ein schrilles Summen ertönte, und der gesamte Raum um die Todesklinge begann zu flackern und Formen zu bilden, als sich die über zweihundert Schiffe der Flotte enttarnten. Ein Zittern ging durch die großen Kreuzer, und mit einem Mal füllte sich der Raum mit aberhunderten Kondensstreifen, als die Torpedos von ihren Lafetten starteten und auf grauen Rauchfahnen in Richtung ihrer Ziele ritten.

Eine Gladius Begleitfregatte zerbarst in einer spektakulären Explosion, als der erste Torpedo einschlug und die schwarze Materie im Sprengkopf mit der Hülle des Schiffes reagierte. Binnen einer Sekunde erhellten die Leuchtspuren automatischer Verteidigungsgeschütze die Finsternis, und eine Reihe dumpfer Explosionen erschütterte die Schiffe, welche wie auf wilder See zu schwanken begannen, als viele der Torpedos im Abwehrfeuer vernichtet wurden.

Sie wissen, dass wir da sind. Sie wussten es die längste Zeit.

Kheruakh hieb auf die Kommunikationskonsole. "Alle Schiffe äußerste Kraft voraus! Brecht die Formation auf und fliegt Eure Ziele an!"

Das war so nicht geplant.

Die Brückenbesatzung duckte sich instinktiv, als eine Staffel Piranha Abfangjäger knapp an der Brückenkanzel vorbei jagte und sie mit einem Hagel aus Laserimpulsen bestrich, welche kleine Wellen auf den Schilden bildeten aber wirkungslos verpufften. Die Todesklinge scherte rechts aus, auf eine Schwadron Kobra Zerstörer zu, und startete eine zweite Torpedosalve. Fauchend lösten sie sich von ihren Lafetten und suchten automatisch ihre Ziele. Verzweifeltes Abwehrfeuer zerstörte drei der Torpedos, doch die restlichen fünf schlugen mit beängstigender Präzision in den drei Zerstörern ein. Eine blendende Explosionswolke hüllte die Schiffe ein, welche sich auf der Außenhülle der Todesklinge spiegelte, als sie durch diese hindurchjagte.

"Entfernung zur Oberfläche noch 3,6!" rief einer der Steuermänner des Kreuzers von seinem Sitz, während die Deckgeschütze brüllend zum Leben erwachten. Gatling-Schattenlanzen rotierten schneller als das Auge mitverfolgen konnte in ihren Halterungen und deckten die Steuerbordseite eines Tyrann Kreuzers mit einem Hagel von Impulsen ein, welcher an der Seite der Todesklinge vorbeizog und sich mit seinen Waffenbatterien einer Staffel Talon Bomber erwehrte, welche ihn unablässig mit schweren Impulsbomben piesackten, deren blauweiße Blitze um die adamantenen Panzerplatten züngelten. Heulend zogen mehrere Lightning Abfangjäger an der Brücke vorbei, an deren Fersen Jäger der Reaper-Klasse hingen und sie mit Lanzensalven vor sich hertrieben. Kheruakh wandte seinen Blick auf das Holodisplay. Viele Kreuzer der Dark Eldar waren bereits beschädigt, die Jäger zwar technologisch überlegen, jedoch hoffnungslos in der Unterzahl. Ruckartig blickte er nach rechts, als die flankierende Totenkopf von einer Salve imperialer Torpedos in Stücke gerissen wurde und die Trümmerstücke gegen die Seitenpanzerung der Todesklinge prallten. Ein, zwei, drei, vier Schiffe gingen Steuerbord in Flammen auf, als sie sich zu nahe an die Geschütze eines Schlachtschiffes gewagt hatten, dessen goldener Adler im Licht der grellen Explosionen funkelte.

Inquisitor Amenor und sein junger Begleiter wurden zu Boden geworfen, als die Excelsior eine volle Breitseite abfeuerte und vier Schiffe der fremdartigen Aggressoren in unmittelbarer Nähe der Station in feurigen Wolken vergingen, was die gesamte Station erzittern ließ. Ein Jubelschrei entrann der Kehle des jungen Soldaten, als er sich vom Boden aufrappelte. "Hurra! Habt Ihr das gesehen, Inquisitor? Dieser außerirdische Abschaum wird von unserer glorreichen Flotte in tausend Teile zerblasen!" "Das wohl, mein Junge," ächzte der Inquisitor, "aber könntest du einem alten Mann auf die Beine helfen?" Der junge Soldat reichte dem Inquisitor seine Hand, als eine Bewegung in seinen Augenwinkeln ihn stocken ließ. Aus der Schwärze des Raumes raste einer der schnittigen, fremden Kreuzer direkt auf sie zu.

"Abtauchen!" rief Kheruakh von seinem Kommandothron zu seinen Steuermännern, als die Todesklinge durch ihre Ausweichmanöver zu nahe an eine der orbitalen Plattformen herangetrieben wurde. In letzter Sekunde lösten sich mehrere Torpedos aus den Mündungsklappen, während die Todesklinge scharf nach unten abdrehte. Eine Feuerwolke hüllte die Brücke ein als die Torpedos in die Station einschlugen, und das Flaggschiff knapp an der Station vorbeiraste. Eine Sekunde lang flog das Schiff blind, und Kheruakh konnte nur hoffen, dass sich vor Ihnen keine belegte Andockschleuse befand. Dann brach der Kreuzer durch die Flammenwand hindurch und gab den Blick auf den leeren Weltraum frei. In dessen Mitte ein einzelner Mars Schlachtkreuzer schwebte, den massiven Bugschild der Todesklinge zugewandt.

"Ziel erfasst, Novakanone geladen und feuerbereit!" erklang die metallische Stimme des Servitors. Großmeister Venatius´ Gesicht blieb vollkommen regungslos, als er den Blick aus dem Fenster auf den auf den feindlichen Kreuzer richtete. Diesmal nicht.
"Brennt den Xenos zu Asche!"

"Ausweichmanöver" brüllte Kheruakh und sprang von seinem Thron auf. Der Bug neigte sich nach rechts, während die Triebwerke unter dem gewagten Manöver aufbrüllten. Urplötzlich schien es, als habe ein Riese mit einem gewaltigen Hammer auf das Schiff eingeschlagen. Kheruakh wurde der Boden unter den Füßen weggerissen, und das Schiff schüttelte sich wie im Todeskampf. Die Brücke wurde von gleißenden Funken erhellt, und viele der Konsolen gingen in Flammen auf. Mehrere der Eldar wurden von ihren Posten weggeschleudert, verbrannt, zerschmettert. "Schadensmeldung" rief Kheruakh, den Lärm und das Fauchen der Flammen übertönend. Der Körper des Steuermannes kippte von seinem Sitz, von einer durch die Luft zischende Metallstrebe sauber enthauptet. "Haupttriebwerke ausgefallen, nur noch Steuertriebwerke aktiv! Die Frontschilde sind komplett zusammengebrochen, Risse der Außenhülle auf allen Decks...," kam die Antwort eines Eldars. Kheruakh ruderte mit den Armen, als sich sein Körper in die Luft erhob und er den Boden unter den Füßen verlor. "...und die künstliche Schwerkraft ist ausgefallen!" Einen lautlosen Fluch auf den Lippen stieß sich Kheruakh von einer Metallverstrebung ab und schwebte quälend langsam auf den Sitz des Steuermannes zu. Durch die Panzerglasscheibe, auf der sich bereits einige Risse zeigten, konnte er den Mars Schlachtkreuzer erkennen, der wie ein Bote des Todes vor Ihnen im Raum schwebte. Unbarmherzig. Unbeirrbar. Unbesiegbar.

Eine Rauchfahne schwebte vor der Mündung der gewaltigen Novakanone, die unter dem golden und weiß bemalten Bugschild hervorragte. An ihrer Seite öffnete sich eine Bugklappe, und wie ein kleiner, golden glänzender Asteroid, der sich um die eigene Achse dreht, wurde eine massiv wirkende Metallhülse ausgeworfen, während die Novakanone den nächsten, mit Sicherheit letalen Schuß nachlud.

Die Schmerzensschreie der zu Tode verwundeten Eldar und das gierige Fauchen der Flammen, die über die Konsolen leckten, klangen nur noch dumpf in Kheruakhs Ohren, wie aus weiter Ferne. Fast wie in Zeitlupe sah er, wie eine Staffel Reaper den Kreuzer mit Schüssen eindeckte, welche für dieses gewaltige Ungetüm jedoch nicht mehr waren als lästige Mückenstiche. In seinem Hinterkopf erklang zum ersten Mal seit langer Zeit das Lied, welches er vor unzähligen Jahren, in seiner Kindheit, gehört hatte. Damals, als er mit seiner Mutter auf der Eiswelt Novilis gestrandet war, als sie ihn mit diesem Lied tröstete, ihm in dieser trostlosen, lebensfeindlichen Umgebung Hoffnung gab.

Na - chaered en nef aleron, a silivren algar enmallon ...


Lange Sekunden verstrichen, während die wenigen unverletzten Besatzungsmitglieder stumm ihre Vernichtung erwarteten. Dann, mit einem Mal, erschienen unzählige Kondensstreifen von außerhalb des Sichtbereiches der Todesklinge, korrigierten ihren Kurs und schlugen in einer Serie grell leuchtender Feuerblumen im Heck des Mars Kreuzers ein, der wie durch die Faust eines Riesen geschüttelt wurde. Fast zeitgleich feuerte die Novakanone, und Kheruakh konnte in seiner Abwesenheit beinahe das Projektil in Zeitlupe aus der Mündung auf ihn zu rasen sehen. Es drehte sich um seine eigene Achse und schien ein eigenartiges goldenes Licht auszustrahlen. Das Projektil raste nur wenige Meter neben der beschädigten Brücke vorbei und verschwand im Raum. Mit einem Schlag wie auf den Hinterkopf verschwand das Lied aus Kheruakhs Kopf, und er wandte den Blick erstaunt aus dem Fenster. In einiger Entfernung hatten sich gleißende Lichtscheiben gebildet, welche die Brücke in Helligkeit tauchten, und durch die schwarze Schiffe strömten wie Wasser aus einem brechenden Damm, unablässig mit Torpedos und Geschützsalven in die Reihen der Verteidiger feuernd. Zwischen der Brücke und dem taumelnden Mars Kreuzer jagte ein Schlachtschiff der Torture-Klasse hindurch, bevor er abdrehte und eine Staffel imperialer Lightnings aus dem Weg rammte, die in gleißenden Explosionswolken vergingen. "Die Seelenqual!" rief ein Eldar der Brückenbesatzung, der die Rune auf dem Schiff erkannt hatte, "die Kabale des Schwarzen Herzens! Unsere Verstärkung ist eingetroffen!"

Großmeister Venatius rappelte sich, Gift und Galle spuckend, vom Boden der Brücke auf und deute mit einer schwergepanzerten Hand auf den schwer beschädigten Kreuzer, der immer noch vor ihnen im Raum schwebte. "Startet alle Jäger, ausnahmslos alle, auch die Reserve! Maschinenraum! Volle Kraft voraus! Bestückt die Novakanone neu und erfasst das Ziel!" Er drückte auf den Kommunikations-Hauptschalter und aktivierte alle verfügbaren Funkkanäle."
"STERBT, ELDAR!"

Die Brückenbesatzung war emsig damit beschäftigt, die brennenden Konsolen zu löschen, als sich ein Eldar an Kheruakh wandte. "Mein Lord, wir wurden soeben gescannt. Wie es aussieht, vom Flaggschiff der Streitmacht, der Seelenqual. Man versucht, mit uns Kontakt aufzunehmen, aber die Verbindung ist sehr schwach, da das Schiff selber von Marauder Bombern angegriffen wird!" Kheruakh deutete auf eine rot glänzende Rune auf dem Holodisplay. "Sendet Reaper-Staffel Barokh zu ihrem Schutz, bis wir unsere Aufgabe erfüllt haben!" Das Display verschwand in einem weiß und schwarz flimmernden Bild, aus dem sich langsam Konturen und Farben bildeten. Kheruakh stand vor dem Bildnis einer atemberaubend schönen Eldar, deren schwarzes Haar wie erstarrtes Wasser über ihre schlanken Schultern und über ein kostbares Diadem fielen, das sie auf ihrer makellosen Stirn trug. Augen, so tiefgründig wie ein bodenloser Ozean und mit der Farbe schimmernder Smaragde musterten ihn einen Moment, bevor sich eine liebliche Stimme mit melodiösem Klang anschickte, zu sprechen. "Ich grüße Euch! Lord Kheruakh Az´Azaroth, wenn ich nicht irre?"

"Ihr irrt! Az´aroth, wenn ich mir die Frechheit erlauben darf," verbesserte sie Kheruakh lachend. "Ich glaube ich bin nicht in der Lage, euch mit den euch zustehenden Ehren willkommen zu heißen, doch sollt ihr wissen, dass ich noch nie solche Ehre in mir fühlte, eine Gesandte der Kabale des Schwarzen Herzens begrüßen zu dürfen!"


Die Eldarfrau auf dem Display lächelte. "Ich danke euch für eure schmeichelhaften Worte und hoffe ihr verzeiht mir mein kleines Missgeschick, Kheruakh. Ich bin Sukhram, demütige Dienerin des Asdrubael Vect, und ich bin hier um euch bei eurem Kampf zum Ruhme Commorraghs Unterstützung zu leisten!".

"Wenn ich ehrlich sein soll, ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass meiner Bitte nachgekommen wird!" begann Kheruakh. "Umso erfreuter bin ich nun, dass Lord Vect sich derart großzügig gezeigt hat!! Aber genug der schönen Worte, denn uns bleibt nicht viel Zeit!" sprach er schnell und betätigte einen kleinen Schalter. Neben dem Porträt Sukhrams erschien eine Miniaturversion des Holodisplays, auf dem der Planet Bakka stilisiert dargestellt wurde. "Meine Truppen unterstehen euch, Kheruakh," fuhr Sukhram fort. "Was ist euer Plan, bezüglich dieser Welt der Chem-Pan-Sey?".

"Wir müssen die Oberfläche des Planeten erreichen," antwortete Kheruakh nachdenklich, "sie beherbergt ein Artefakt aus längst vergangenen Tagen, welches unsere lange Suche um einen erheblichen Teil verkürzen wird! Sendet Eure Schiffe auf folgenden Angriffsvektor," er tippte eine Reihe von Tasten, und auf dem Holodisplay erschien ein rot linierter Kurs, "um den Gegner zu verwirren und abzulenken, während meine Landeschiffe aus der Formation ausbrechen! Nur zwei Stück, wohlgemerkt, um unentdeckt zu bleiben! Ich darf doch annehmen, dass Ihr euch eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen werdet, ein Teil unserer Geschichte zu werden?"

"Selbstverständlich nicht, Kheruakh! Mein Schiff ist bereit, in den Orbit des Planeten einzutreten!" antwortete die Dracite. "Euer Plan spiegelt die Weisheit unseres Volkes wieder. Es soll geschehen wie ihr es wünscht. Ich erwarte nur noch euren Befehl!"
"Dann lasst uns keine Zeit verlieren! Bereitet Eure Schiffe vor und erwartet mein Signal, wir brechen unverzüglich auf!" "Wie ihr wünscht, Lord Kheruakh."

Das Bildnis der Dracite verschwamm, flimmerte und wurde wieder vom Holodisplay der Schlacht ersetzt. "Leitet sämtliche Energie in die Tarnfelder und beginnt mit den Reparaturarbeiten," sprach Kheruakh in den Raum, "begebt Euch in eine sichere Position und erwartet mein Signal" Er wandte sich ab und schritt mit wehendem Umhang zu den Hangardocks.

"Großmeister, die Novakanone meldet eine Fehlfunktion, an der Behebung des Schadens wird gearbeitet!" meldete ein Servitor der Brücke. Venatius schlug mit der Faust auf den stählernen Kartentisch, wobei er eine tiefe Delle hinterließ. "Eldar!" dachte er verärgert. "Wie verianische Schmeißfliegen. Kaum will man eine erlegen, kommt ein ganzer Schwarm. Wie sieht es mit der restlichen Bewaffnung aus?" "Lanzen, Geschützbatterien und Torpedos einsatzbereit," erklang die metallische Stimme des Servitors. Ausgezeichnet. Aber wozu Munition verschwenden? "Maschinenraum, beschleunigen auf Rammgeschwindigkeit!" dröhnte Venatius´ Stimme durch die Brücke. Er spürte, wie das gewaltige Schiff unter ihm zitterte wie ein Rennpferd mit zusammengebundenen Fesseln, als es auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigte. Dann eben auf die harte Tour.
"Aufprall erfolgt in 30 Sekunden .... 25 .... 20," zählte die mechanische Stimme des Servitors monoton herunter. " 18 ... 17 ... 16 ... Augenblick! Energieemissionen des Ziels erhöhen sich sprungartig! Sir, sie tarnen sich wieder!"
Venatius blickte auf, aus dem Fenster des Schlachtkreuzers und sah, wie sich das Schiff langsam aus ihrem Angriffsvektor wegbewegte, wobei es innerhalb von Sekunden verblasste und verschwand. "Verflucht!" brüllte Venatius ungehalten, "diese verdammten Feiglinge!" "Die Sensoren registrieren zwei kleine, nicht identifizierte Objekte, die sich von uns wegbewegen! Sir, es sieht so aus, als hätten sie Landefähren abgesetzt, die sich mit hoher Geschwindigkeit auf Bakka zu bewegen!" "Nach Bakka?" dachte Venatius verwundert. Was könne es auf diesem Planeten schon Wertvolles geben, dass man solche Risiken auf sich nahm? Er aktivierte mit einer Taste den Bordfunk. "Achtung, Alarmstart! Besetzt die Thunderhawks und bereitet Euch auf einen Bodenangriff vor!" Das Heulen von Schiffssirenen erfüllte die Luft, und auf den langgezogenen Gängen war das Trampeln von schweren, gepanzerten Stiefeln zu hören. Wenn Schiffe nichts nützen, muss man auf konventionellere Mittel zurückgreifen. Warum nicht Bolter und Schwert?
"Xenos," dachte Venatius mit einem bösartigen Lächeln auf den Lippen, "was auch immer Du auf Bakka suchst, alles was Du finden wirst, ist Dein Grab!"

Dröhnend öffneten sich die Hangartore der Todesklinge und entließen zwei schnittige, langgezogene Fähren, die sich rasch vom Schiff entfernten. Der Kreuzer flackerte kurz, bevor sein Bild zu wabern begann, durchsichtig wurde und schließlich aus dem sichtbaren Spektrum verschwand. Die beiden Fähren manövrierten durch ein Trümmerfeld aus Schiffen verschiedenster Bauart, wobei eine der Fähren während dem Flug einen kleinen metallischen Gegenstand absetzte, der sich um die eigene Achse drehte während die Fähren weiter auf den Planeten zuflogen. Nach einer kurzen Weile begann der Gegenstand zu glühen, wobei seine Farbe von einem dunklen Rot zu Orange, Gelb und schließlich blendendem Weiß wechselte. Eine gleißende Lichtkugel erstrahlte im Raum, verbannte sämtliche Schatten und schwoll immer weiter an, bevor sie sich teilte und die zwei Kugeln einander zu umkreisen begannen, wobei sie weiterhin grelles Licht abstrahlten, sowohl im Realraum als auch im Immaterium, und psionische Wellen aussandten. Die Kugeln umkreisten einander und wurden langsam schwächer, verblassten und wurden kleiner, ähnlich einem sterbenden Doppelstern ...


Ein rötlicher Schimmer erleuchtete das Cockpit der Landefähre, flackerte wie Elmsfeuer um den Bug des Schiffes und erhöhte langsam aber stetig die Temperatur im Inneren, als die Fähre in die Atmosphäre des Planeten eindrang. Am Horizont konnte Kheruakh die Seelenqual erkennen, die in die oberen Schichten der Atmosphäre eindrang, vermutlich, um ihre Antigravtransporter direkt abzusetzen. Die beiden Fähren stießen durch eine Wolkendecke hindurch und erlaubten Ihnen einen Blick auf die Oberfläche Bakkas. Zwischen einzelnen, wie von einer riesigen Faust aus dem Fels gehämmerten Hügeln, die grob und zackig in den Himmel ragten, bedeckte so weit das Auge sehen konnte rötlichgelber Staub die weiten Ebenen des Planeten. Außer einzelnen versteckten Bergwerken, die von den Tiefenscannern erfasst wurden, befanden sich keinerlei künstliche Objekte auf dem Planeten. Nun, jedenfalls würde man sich nicht durch Heerscharen feindlich gesinnter Lebewesen kämpfen müssen. Der Steuermann korrigierte leicht den Kurs und ließ die Fähre sanft über eine niedrige Hügelkette gleiten. Vor ihnen eröffnete sich eine weitere Ebene, mit einem massiven, steilen Felsplateau im Zentrum, nur von einzelnen Schutt- und Geröllhalden umgeben. Die Fähren glitten im Tiefflug darauf zu, während sie ihre Landekufen ausfuhren. Eine rot schimmernde Staubwolke aufwirbelnd setzten sie simultan auf der Oberfläche auf und senkten ihre Sturmrampen.

Kheruakh trat aus dem Schiff, setzte seinen Fuß auf den Boden und nahm einen tiefen Atemzug. "Die Luft ist etwas trocken," meinte er sarkastisch und bedeutete seinen Untergebenen, die Fähren zu verlassen. In Gruppen verließen die Dark Eldar Krieger die Landeschiffe, gefolgt von ihren Antigravtransportern. Kheruakh trat einen Schritt zur Seite, als der Blade mit vibrierenden Triebwerken das Schiff verließ und vor ihm zum Stillstand kam. Kheruakh hörte zaghafte Schritte hinter ihm und drehte sich um. Arita stand in der Luftschleuse, in eine mit kunstvollen Ornamenten verzierte Rüstung gehüllt, ähnlich derer welche Kheruakh trug, auf der das schwache Licht der rötlichen Sonne schimmerte und sie in Brand zu setzen schien. Er griff hinter seinen Rücken und zog eine glänzende Splitterpistole hervor. Er zögerte einen Moment, bevor er sie Arita zuwarf. Sie fing die Pistole unsicher mit beiden Händen auf. "Meint Ihr wirklich, dass ...?" "Es dient deinem eigenen Schutz," antwortete Kheruakh noch bevor sie den Satz beendet hatte. Sie wog die kühle Waffe kurz in den Händen, bevor sie sie in den Holster an ihrem rechten Oberschenkel schob.

"Sie passt wie angegossen," erklang die Stimme Li´Ath A´nakaths in ihrer fremden Sprache hinter Arita, als die Archite aus dem Schatten des Laderaums trat. Im ungewohnten Licht der Sonne traten ihre markanten Gesichtszüge stärker hervor und ließen ihre Rüstung wie durch ein inneres Feuer glühen. "Ich hoffe nur, sie behält die Rüstung länger als Ihre Vorgängerin," fügte sie ernst mit merkbar drohendem Unterton hinzu und richtete ihre scharfen Augen auf Arita, die unter dem Blick der um zwei Köpfe größeren Archite die Augen niederschlug. Li´Ath gab einen anmutigen Wink ihrer zarten Hand, und zwei Krieger schoben aus dem Laderaum der Fähre ein schnittiges, mit zahllosen Klingen bestücktes Jetbike, als ein schrilles Kreischen das leise Säuseln des über die Sanddünen streichenden Windes übertönte. Alle Blicke richteten sich himmelwärts, als neben dem dunklen Schema der Seelenqual einige tausend Meter über ihnen kleine Punkte sichtbar wurden, die schnell an Größe zunahmen. Kheruakh erkannte die Heraldik des Schwarzen Herzens, als die erste Barke in einer Staubwolke knapp über dem Boden zum Stillstand kam.

Li´Ath hob ihre Hand in einer anmutigen Bewegung vor ihre Augen, um diese vor dem Staub zu schützen. Noch bevor die Eldarfrau, die sich von der Barke geschwungen hatte, auf dem Boden gelandet war, hatte Kheruakh das Gesicht des Holodisplays erkannt. Sie warf Kheruakh einen kurzen Blick zu und wandte sich an die Archite, wobei sie auf ein Knie sank. "Euer kleinster Wille ist mein größter Befehl, im Leben und im Tod euer, Lord Li´Ath A´Nakath," begann Sukhram mit ihrer wohlklingenden Stimme. "Eure Majestät, die Ehre, die ich fühle, für Euch kämpfen zu dürfen, lässt sich nicht in Worte kleiden." Ein schelmisches Lächeln umspielte Li´Ath´s Mundwinkel. "Es war mir gar nicht bewusst, dass Lord Vect über Untertanen solch unvergleichlicher Höflichkeit befehligt," begann sie sanft, "wobei Eure Schönheit die Höflichkeit eurer Worte noch übertrifft. Erhebt euch, mein Kind." Sie wandte die Handfläche nach oben und bedeutete Sukhram, aufzustehen, welche sich vom staubigen Boden erhob.

Sukhrams Blick fiel auf Arita, als sie sich an ihn wandte. "Ein Schoßtier, Kheruakh?" fragte sie mit amüsiertem Unterton in der Stimme, wobei ihr Blick auf Arita haften blieb. Arita spürte die Verachtung und den Hass in diesem Blick, aber sie hielt ihm trotzig stand, ohne mit der Wimper zu zucken. "Ganz recht, Sukhram!" antwortete Kheruakh gelassen, nicht ohne Sukhram eindringlich gemustert zu haben. "Genug der Worte gewechselt," unterbrach Li´Ath die beiden. "Sukhram, sammelt Eure Truppen und folgt uns zu jenem Plateau dort," sie wies mit einem schlanken Arm zu einem zerklüfteten Bergkegel, welcher sich von der umgebenden Wüste abhob, "bevor Ihr weitere Befehle von mir erhaltet. Und ich schlage vor, dass Ihr Euch beeilt, denn uns bleibt nicht viel Zeit." Mit diesen Worten hob sie den Blick zum rötlichen Himmel, an dem kleine Lichtpunkte aufgetaucht waren. Sie zogen wie feurige Meteore über den Himmel und wurden größer, als sie in tiefere Schichten der Atmosphäre vorstießen, kurz bevor das schrille Kreischen von Bremsraketen das sanfte Säuseln des Windes durchbrach.


Erste feine Risse zeigten sich in der Schale, als sich die zarten Bewegungen im Inneren der Schale verstärkten. Das Gebilde wackelte unkontrolliert, bevor es in den warmen Sand umkippte. Die olabrianische Schildkröte kämpfte sich mit letzter Kraft aus den Resten des Eis und begann, sich langsam zur Oberfläche durchzugraben. Ihr matt schimmernder Panzer war noch feucht und weich nach der fast tausendjährigen Brutzeit, die das Ei in der warmen, sandigen Kinderstube in einer der vielen Dünen des Planeten verbracht hatte. Schon strich der erste leise Windhauch über die zarte, fast durchsichtige Schnauze. Sie zog sich aus dem Nest und blieb einen Moment lang liegen, um Kräfte zu sammeln, und große, feuchte Augen erblickten zum ersten Mal das Licht der Welt.

Eine metallische Kufe fiel aus dem Himmel herab und matschte sie zu Brei, noch bevor sie den ersten Gedanken fassen konnte. Das Thunderhawk rutschte im lockeren Sand noch ein paar Meter, bevor es zum Stillstand kam. Zischend und Dampfwolken ausstoßend öffnete sich der Bauch des metallenen Ungetüms und entlud ein klobig wirkendes Panzergefährt, dessen Ketten im losen Sand nur schwer Halt fanden. Zwei, Drei, Vier .... Neun weitere Thunderhawks landeten in der näheren Umgebung und entließen Ihre tödliche Fracht, welche zügig eine lockere Formation einnahm. Großmeister Venatius schloss die Sichtluke seines Kommandorhinos, als der Wind zu einem regelrechten Sturm anschwoll und die gepanzerten Fahrzeuge des Ordens mit Staub und Sand peitschte, welcher die Farbe von den Oberflächen abzunagen begann. "Nicht gut," dachte er, "ein Sandsturm wird Ihre Spuren schnell verwischen, und wir werden Phantomen hinterher jagen..." Sein Blick fiel auf Absolutionspriester Silius, welcher sich eben zum Ausstieg bereitgemacht hatte. Er hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Kleine Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn, und sein Atem ging schwer, als er sich an Venatius wandte. "Großmeister," begann er stockend und öffnete langsam die Augen, "ich glaube, ich weiß, wo wir die Xenos finden werden..."

Großmeister Venatius zögerte keine Sekunde. "Bruder Immanuel, sammelt die Trupps Vergeltung bis Martyrium und widmet euch der Hauptstreitmacht der Xenos! Bruder Silius und ich werden auf das Ziel der Eldarpiraten zusteuern um ihnen den Weg abzuschneiden!". "Verstanden, Bruder Venatius!" antwortete der Absolutionspriester durch das mit Störgeräuschen überanspruchte Voxgerät, "Gelobt sei der Imperator!" Während sich der Sturm um sie herum immer mehr aufpeitschte, beschleunigte das Rhino trotz des losen Untergrunds rapide und verschwand in den wirbelnden Sandfontänen.


Li´Ath schwang sich in einer einzigen fließenden Bewegung auf ihr Jetbike und betätigte einen Schalter der Bedienungskonsole. Das Antigravmodul jaulte auf, und das Bike erhob sich in die Luft. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis die Mannschaften auf die Barken gesprungen waren, und wie ein großer Vogelschwarm rasten die Fahrzeuge beinahe gleichzeitig davon, eine aufwirbelnde rote Staubwolke hinter sich lassend. Zu ihrer Rechten schien sich ein Sandsturm zusammenzubrauen, große Wolken des rötlichen Sandes wirbelten umher und erschwerten langsam aber stetig die Sicht.

Ein rasend schneller Flugkörper, auf einem Schweif aus Rauch und Feuer reitend, brach aus den Staubwolken hervor und jagte mit lautem Fauchen knapp über Li´Aths Jetbike hinweg. Fast gleichzeitig setzte ein ohrenbetäubendes Hämmern ein, und Querschläger prallten jaulend von der Panzerung des Bikes ab. Hinter sich blickend konnte Li´Ath erkennen, wie mehrere ihrer Krieger durch die Einschläge der Projektile von den Barken geschleudert wurden, allesamt mit faustgroßen Löchern im Körper. Ruckartig wandte sie den Blick in Richtung des Feindfeuers, konnte jedoch keine Seele erkennen. Verdammt! Noch eine Verzögerung könnte tödlich sein, und all ihre Anstrengungen zunichte machen. Sie beschleunigte abrupt, um dem Hagel aus Geschossen zu entgehen, als sich hinter ihr eine Schattenbarke näherte. Sie konnte Sukhram erkennen, die ihr etwas über die Distanz zwischen den Fahrzeugen zurief.

"Mein Lord! Erlaubt mir, euch dieser Chem-Pan-Sey zu entledigen!"

Li´Ath gab ihr mit einer Handbewegung ihre Zustimmung zu verstehen, woraufhin die Barke scharf abdrehte, gefolgt vom Rest der Streitmacht des Schwarzen Herzens. Li´Ath griff hinter ihren Kopf und zog sich die schädelförmige Höllenmaske über das Gesicht. Nicht mehr weit, dachte sie, während der Sand um sie herumwirbelte und sie beinahe blind flog. Nicht mehr weit...

"Scriptor Gabriel, seht ihr es auch?" fragte Ordenspriester Silius keuchend, das gedämpfte Dröhnen der Motoren des Rhinos übertönend. "Ich sehe es, Bruder," gab dieser tonlos zurück. Das Felsplateau vor ihnen strahlte wie ein psionisches Leuchtfeuer, gleißende Lichtwirbel zuckten aus dem Berg, schlängelten sich um Felsformationen herum und fuhren zurück ins Innere. Diese weißen Lichtblitze aus psionischer Energie... "Es ist zweifelsohne ein Produkt des Chaos," erklärte Scriptor Gabriel bestimmt, "ich habe etwas derartiges schon einmal gesehen, damals auf Emaren III. Es war ein alter Land Raider, vor Urzeiten ausgebrannt und die Stimme des Maschinengeists schon seit Generationen verstummt. Laut den Aufzeichnungen war er auf Piscina IV im Laufe des Perion-Feldzuges verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Er war eindeutig vom Chaos berührt worden, selbst nach Jahrhunderten wogten auf ihm die unheiligen Energien des Chaos. Wie hier. Nur scheint diese Teufelei um vieles älter zu sein..."
Silius blickte Gabriel wortlos in die Augen und zögerte eine Sekunde, bevor er sich in den hinteren Teil des Transportpanzers begab und eine Plane von einem verhüllten Gegenstand zog. Die schwarzgefärbten Flanken des schweren Bikes waren mit einem weißen Flügelsymbol verziert, die Bolter rot und golden glänzend im matten Licht der Armaturen. Er schwang sich auf das Bike, zog eine Plasmapistole aus dem Holster und überprüfte das Magazin. "Stoppt die Rhinos hundert Meter vor dem Plateau," funkte er durch sein Voxgerät an die Fahrer, "dann öffnet die Luken und bringt den gerechten Zorn des Imperators über diese Ketzer. Und reinigt mit heiligem Feuer diesen verfluchten Ort und jene, die ihn zu erreichen suchen!"

Kheruakh sprang mit einer eleganten Bewegung von der Ladefläche des Blade, als dieser noch ein paar Meter weiter schwebte, kurz bevor er zum Stillstand kam, Arita ließ sich vom Kletternetz in den lockeren Sand fallen. Er blickte kurz auf die vor ihm aufragende Felswand des Plateaus, bevor er näher herantrat und sie genauer zu untersuchen begann. "Hier muss es ein Portal geben ..." sprach er wie zu sich selbst, "laut den Aufzeichnungen müsste es hier irgendwo sein ..."
Seine Gedanken wurden durch ein schrilles Kreischen unterbrochen, welches sich in einem gleißenden, doppelten Lichtblitz entlud, der in eine Stoßtruppbarke einschlug und sie in einem gleißenden Feuerball explodieren ließ. Nur wenige Krieger schafften es, sich von der Barke in Sicherheit zu hechten, und landeten mit dem Gesicht im Sand. Aus den wirbelnden Wolken vor ihnen schob sich eine massive, mehrere Meter hohe Gestalt und trat mit wuchtigen, hydraulisch summenden Schritten auf sie zu.

"BRUDER MALACHIAS HAT DEN FEIND GEORTET UND GEHT ZUM ANGRIFF ÜBER!" donnerte die metallene Stimme des Cybots durch die Voxgeräte. Zischend öffneten sich die Ausstiegsluken der Rhinos und entließen einen Strom kampfbereiter Ordensbrüder, die ohne zu zögern ihre Bolter auf die schwachen, durch Störungen des Sturmes verzerrten Schemen anlegten und mit ohrenbetäubendem Donnern das Feuer eröffneten. Jaulend prallten Querschläger von der Felswand um Kheruakh ab, der reflexartig hinter einen gröberen Felsen in Deckung hechtete, wo er auf Arita traf. Um sie herum schien die Welt zu explodieren, als Explosivgeschosse die Felswand in ein grellgelbes Inferno hüllten. Die Begleitwyvern ließ einen Feuersturm aus schwarzer Energie auf die näher kommenden Dark Angels los, welche für einen Sekundenbruchteil nur als schwarze Schemen erkennbar waren, bevor sie zu Staub zerfielen. Der Pilot der Wyvern zuckte im Takt der donnernden Bolter und wurde rückwärts aus seinem Sitz geschleudert. Eine weiß leuchtende Plasmakugel löste sich aus dem Sandvorhang und schlug in die Wyvern ein, welche wie durch eine Dampframme zur Seite geschleudert wurde. Die auseinanderstiebenden Dark Eldar mit einem Hagel glühender Splitter belegend zerschellte das Antigravfahrzeug an der Felswand. Li´Ath wendete ihr Jetbike und fuhr wie eine Sense durch einen Trupp Scouts, enthauptete einen mit den Klingen ihres Bikes, bevor die Überlebenden sie mit einem Sturm aus Boltprojektilen eindeckten. Das Schattenfeld, welches in ihre Rüstung eingearbeitet war, gab für einen kurzen Moment ein zischendes Geräusch von sich und destabilisierte sich flackernd. Ohne darauf zu achten zwang Li´Ath ihr Jetbike in eine enge Kurve und raste mit unablässig feuerndem Splitterkatapult auf die verbleibenden Scouts zu. Ein gleißender Lichtblitz schnitt durch ihr Bike und trennte den Antigravmotor vom Rumpf, woraufhin dieser sofort an Höhe verlor. Li´Ath stieß sich von ihrem trudelnden Bike ab und zog ihr Schwert aus dem Halfter am Rücken. Sie landete mitten unter den Scouts und schwang das Schwert mit beiden Händen in einem horizontalen Bogen, der ohne Widerstand durch die gepanzerten Rüstungen der Scouts schnitt, während nur ein paar Meter hinter ihr das beschädigte Bike am Boden zerschellte und die irreale Szenerie in feuriges Licht tauchte.

Ein ohrenbetäubendes Gellen übertönte die Kakophonie aus wütenden Kampfschreien, aufeinanderprallenden Klingen und donnernden Feuerstößen, und ein schnittiges, mit Klingen bestücktes Schiff, schwärzer als die dunkelste Nacht, brach aus einer Sandfontäne hervor und schwebte kurz wie ein Raubvogel über dem Kampfschauplatz. An der Unterseite öffneten sich mehrere Luken, aus denen undeutliche, verschwommene Schemen sich auf das Schlachtfeld herabließen. Li´Ath duckte sich unter dem Schlag einer knisternden Energiefaust weg, rollte sich ab und wirbelte kampfbereit herum, nur um mitanzusehen, wie der attackierende Space Marine Captain von einer unbekannten Kraft in die Luft gehoben wurde. Aus seinem mit einem Doppeladler verzierten Brustpanzer ragten mit einem Mal drei Klingen, eine größere, die wie eine Flammenzunge geformt war, und von zwei kleineren, sichelförmigen Klingen flankiert wurde. Der Captain zuckte noch eine Sekunde, bevor die Klinge mit einem knisternden Geräusch nach oben fuhr und die beiden Hälften des behelmten Kopfes zu Boden fielen. Hinter dem zusammensackenden Körper wurden weiße, pupillenlose Augen sichtbar, eine metallene Halbmaske und ein drei Meter langer Stab, an dessen Spitze die drei Klingen befestigt waren. Zwei muskulöse Arme hielten den Stab, eine dritte Hand hielt eine schussbereite Splitterpistole fest im Griff, und eine vierte Hand streckte sich zu Li´Ath herab, die immer noch kampfbereit am Boden kauerte. "Erlaubt mir, euch aufzuhelfen, Archite," tönte die dunkle, raue Stimme des Dunklen Henkers in ihrem Kopf.

Kheruakh kauerte hinter dem Felsen und trat nur ab und zu einen Schritt vor, um mit seinem Schattenkatapult in die Masse der Angreifer zu feuern. Seine Augen tasteten schon fast zentimeterweise die Felswand ab, bis er nach einigem Suchen eine kleine Kerbe im Stein fand. Er sprang aus seiner Deckung, vergewisserte sich, dass ihm keine unmittelbare Gefahr drohte, und rannte mit weit ausholenden Schritten auf die Kerbe zu. Seine rechte Hand wischte den Staub und den Sand aus der Kerbe, welche sich nach und nach als Eldarrune entpuppte, die selbe, die auf der steinernen Sternenkarte eingraviert worden war.

Der Sturm hatte inzwischen beängstigende Ausmaße angenommen und heulte wie ein blutrünstiges Raubtier, das Schlachtgetümmel übertönend. Ein Dark Angel ging blutüberströmt zu Boden, als der wirbelnde Sturm eine lose Metallstange wie ein Projektil durch seine gesegnete Rüstung trieb. Mehrere Hagashîn schrieen vor Schmerz auf, als Sandkörner wie Sandpapier über ihre unbedeckten Hautpartien schliffen, die Haut in Fetzen vom Körper abschälten und das darunterliegende bloße Fleisch von den Knochen rissen.

"Kheruakh!!!" schrie Li´Ath´s Stimme aus dem Kommgerät, "der Sturm wird zu stark, ich sammle unsere Krieger und ziehe mich umgehend zu den Landefähren zurück! Beeilt euch, wenn Ihr nicht in Stücke gerissen werden wollt!" "Geht!" rief Kheruakh zurück, "wartet nicht auf uns! Ich habe den Eingang gefunden, im Inneren des Plateaus werden wir vor dem Sturm geschützt sein. Wartet bis er abflaut und folgt uns dann!" "Eure Entscheidung, Kheruakh, aber ich kann euch in der Zwischenzeit keine Unterstützung liefern!" rief Li´Ath, das Heulen des Sturmes übertönend, und unterbrach die Verbindung. Sie sprintete auf den Blade zu, der sich blitzartig auf der Stelle drehte und mit brüllenden Triebwerken in Richtung der Landefähren im Sandsturm verschwand.

Der Sand drang in Augen, Mund und Nase, und ließ Arita schützend die Hand vor die Augen nehmen. Kheruakh war losgesprintet und kurz danach in den wirbelnden Sandwolken verschwunden. "Kheruakh!!" rief sie in den Sturm, wurde jedoch vom Heulen und Toben des Ungetüms übertönt. Sie fixierte den ungefähren Punkt, an dem Kheruakh verschwunden war und wartete auf eine günstige Gelegenheit einer Feuerpause, als weiterhin Boltgeschosse in die Felswand einschlugen und tiefe Krater hinterließen. Sie spannte ihre Muskeln an und wollte aufspringen, doch ein glühender Schmerz im rechten Bein nahm Ihr den Atem und ließ sie zu Boden fallen. Ruckartig wandte sie den Kopf und blickte auf ihr Bein. In den Muskeln ihres Oberschenkels steckte bis zum Heft ein imperiales Kampfmesser, in der Hand eines muskelbepackten Oberarms, an dem der Torso eines Dark Angel Scouts hing. Der Oberkörper schien unverletzt, jedoch endete er knapp unterhalb des Bauchnabels und zog eine Reihe von bionischen Implantaten und inneren Organen hinter sich her. Ein einzelnes blutiges Auge starrte hasserfüllt auf Arita, welche reflexartig die Splitterpistole aus dem Halfter zog und vor die Nase des Scouts hielt. Ihre Hand zitterte, und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Hier lag sie, auf einem fernen Planeten, im Sand eines wütenden Sturmes, und zielte mit einer fremdartigen außerirdischen Waffe auf den einzigen Menschen, den sie seit Monaten gesehen hatte. "Xenos, du wirst den Tag noch bereuen, an dem du aus deinem unheiligen Loch gekrochen bist!" brüllte der Scout, den Sturm übertönend, Arita zu. Der Wind blies ihr Haar aus ihrem Gesicht, und der Scout erblickte für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Augenwinkel die Rundung ihres Ohres. Seine Augen weiteten sich, und für einen Moment blieb ihm der Mund offen stehen. "Ketzerin....," hauchte er tonlos und riss mit einem Ruck seine Klinge aus Aritas Bein, welche von beinahe überwältigendem Schmerz durchzuckt wurde. Er holte zum Schlag aus, der diesmal sicher letal sein würde, konnte den Gedanken jedoch nicht zu Ende führen. Mit einem zischenden Geräusch fetzten kristallene Splitter durch die Luft und seinen Schädel, die bionischen Implantate vergingen in einem Funkenregen und sein kopfloser Torso sackte in den Staub.


Ohne zu Zögern aktivierte Kheruakh das Kommgerät in seiner Armschiene. "Sukhram, wir haben den Eingang zum Hort des Artefaktes gefunden! Werdet ihr zu uns stoßen?" "Erwartet ihr etwas anderes, Kheruakh?" kam die Antwort durch die vom Sturm stark gestörte Verbindung. Noch während Sukhram die Verbindung abrupt beendete, zog Kheruakh sein altes Ritualmesser und begann, an der Rune zu schaben.

"Großmeister, der Feind zieht sich zurück!" tönte die Stimme Silius´ aus dem Voxgerät, "eine Verfolgung ist zum derzeitigen Zeitpunkt wegen des schweren Sturmes nicht ratsam! Ich schlage vor, unsere Brüder inzwischen dem Schutz unserer Rhinos zu übergeben, bis der Sturm sich gelegt hat. Der Feind kann uns nicht entkommen, Bruder, weder im All, noch hier." Venatius nickte düster und ließ die Rhinos eine enge Formation beziehen, in der Nähe einer überhängenden Felswand, die etwas Schutz vor den tobenden Elementen bieten sollte. "Bete zu Deinen verdorbenen Göttern, Xenos," dachte Venatius grimmig, "denn wenn sich der Sturm gelegt hat, wird der wahre Sturm erst über Dich hereinbrechen!"

Das letzte Klümpchen Gestein bröckelte ab, fiel in den Staub und hinterließ die spiegelverkehrte Abbildung einer rechteckigen Platte. Die Rune des Arhra stand unterhalb der stilisierten Karte, welche auch auf der Steintafel abgebildet war, die Kheruakh nun aus dem ledernen Beutel an seinem Gürtel holte. Er zögerte kurz, bevor er die Tafel Millimeter um Millimeter in die Vertiefung des Portals senkte. Die Ränder waren zwar mit Rissen durchzogen, und einige große Stücke der Tafel waren herausgebrochen, doch die Rune deckte sich exakt mit dem Spiegelbild des Portales. Kheruakh riss seine Hände zurück, als die Tafel wie von einem Magneten angezogen wurde und auf der senkrechten Wand des Portals haften blieb. Eine Sekunde lang war ein unterschwelliges Summen zu vernehmen, bevor sich Risse durch die Felswand zogen, Sand zu rieseln begann und das Portal wie durch einen kräftigen Windhauch zu Staub zerfiel, wobei es einen dunklen, tief ins Innere des Plateaus führenden Tunnel freigab, der durch ein aus der Tiefe kommendes, schimmerndes Licht erhellt wurde.



Urheberrecht: Martin Brandhuber, 2003



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