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BUSINESS AS USUAL

Grenzenlose Dunkelheit umfing mich. Ich war allein. Allein mit mir selbst. War ich tot, sollte dies die versprochene Ewigkeit sein?
Ich versuchte mich zu erinnern, mir das Geschehene wieder ins Gedächtnis zu rufen und mich aus dieser unendlichen, allumfassenden Dunkelheit zu befreien. Ein plötzlicher Ruck, und meine Gefühle fluteten in meinen geschundenen Körper zurück, gefolgt von einem Schmerz, der mich zwang die Augen zu öffnen.
Eine Flut von Eindrücken stürzte auf mich ein, und plötzlich wurde ich mir des Lärms gewahr der mich umgab. Kampflärm.
Mühsam gelang es mir, meinen Oberkörper zu heben und mit einem raschen Blick meine Umgebung zu taxieren. Über mir erstreckte sich ein von Staub und Rauch geschwängerter Himmel, der von einer glühenden Doppelsonne beherrscht wurde. Unter ihm tobte das Chaos: Auf einer freien Fläche die sich direkt vor mir befand tummelten sich hunderte von Gestalten, deren Anblick durch und durch Furcht erregend war. In meiner direkten Umgebung, eingesäumt von einem Erdwall der als provisorischer Schutzwall zu dienen schien, lagen mehrere Gestalten, die alle mit einer weißen, unterschiedlich beschmutzten Rüstung gekleidet waren. Viele von ihnen schienen tot zu sein, gefallen unter dem Beschuss der Energiewaffen, deren schweres Summen die Luft zerriss und Bahnen heißer Luft zurück ließ. Auch zischten Projektile um mich herum durch die Luft, abgefeuert aus den Läufen der klobigen schweren Waffen die von den heranstürmenden Orks getragen wurden. Orks ?
Mit einem Schlag wurde ich mir der Lage bewusst und realisierte das Geschehene: Unser Stützpunkt wurde von einer mittleren Orkarmee angegriffen und wir verteidigten uns. Direkt vor mir war eine Energiewaffe in den Boden eingeschlagen und hatte mich für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt.
Es gelang mir mich von meiner Lethargie zu befreien. Panisch suchte ich den aufgerissenen, zerfetzten Erdboden um mich herum ab und wurde auch sofort fündig. Mit einem schnellen Griff zog ich den schweren Bolter zu mir heran, überprüfte routiniert seinen Zustand und realisierte voller Zufriedenheit, dass er noch voll Einsatzbereit zu sein schien. Der Lauf wies zwar Kratzer auf, die von einem Streifschuss herzurühren schienen, doch das konnte die Effizienz und Funktionalität der Waffe nicht einschränken. Ein kurzer Blick auf das HUD meiner Rüstung informierte mich über deren Zustand: Sie war zwar ebenfalls leicht beschädigt, doch konnte sie ihrer primären Schutzfunktion weiterhin nachkommen und auch das medizinische Notfallsystem schien noch hundertprozentig zu funktionieren.
Mit einem Ruck kam ich auf die Knie und bewegte mich zügig zwischen Kratern und Furchen des Bodens auf die spärliche, immer weiter schmelzende Verteidigungslinie meiner Brüder zu. Mit einem letzten Hechtsprung war ich bei ihnen und ließ mich an der Seite meines Sergeanten nieder, der unablässig mit seiner Plasmawaffe auf den herannahenden Feind feuerte.
Mit einem kurzen Seitenblick nahm er von meiner Gegenwart Notiz und nickte mir kurz zu. Ich robbte noch ein Stück nach vorne, so dass ich von einem kleinen kantigen Felsblock gedeckt wurde. Mit einem Ruck brachte ich meinen Bolter in Position und mit einen lauten "Im Namen des Imperators" eröffnete ich das Feuer auf meinen Gegner. Die leuchtenden Projektile fraßen sich durch die Luft, fanden auf ihrem Weg den Feind und durchschlugen ihn. Mit großer Genugtuung sah ich ein Dutzend der mir am nächsten grünen Gestalten zu Boden gehen, das schwarze Blut den Boden färbend. Das schwere Wummern der Waffe erfüllte jeden Zoll meines Körpers, ich war mit ihr eins geworden, sie war ein Teil von mir, ein todbringender, metallisch glänzender Teil. Die ausgeworfenen Hüllen der Patronen bildeten neben mir einen glänzenden stetig wachsenden Berg.
Trotz der tödlichen Gefahr der ich unentwegt ausgesetzt war empfand ich wilde Euphorie, das Adrenalin wurde von meinen wild schlagenden Herzen durch meine Adern gepumpt. Dies war der Moment für den ich all die Jahre das harte, erbarmungslose Training und den tödlichen Drill hatte über mich ergehen lassen um das zu sein was ich in diesem Moment war: Ein perfekt ausgebildeter Space Marine, eine tödliche Kampfmaschine im Namen des Imperators.
Ich war stolz, und ich hatte keine Furcht. Der Strom grüner Gestalten schien unendlich zu sein, sie waren das schäumende Meer, das sich brüllend auf die Küste warf. Wir feuerten wie besessen, viele Gestalten vor uns vielen, getroffen von unserem Kugelhagel, deren freier Platz jedoch sofort durch andere eingenommen wurde. Auch sahen wir im Hintergrund die ersten Mechs auftauchen, grobschlächtige Maschinen, deren mechanische Arme mit Zangen und Kreissägen bestückt waren, gegen die auch keine, sonst so perfekte Space Marine Rüstung Schutz bot. Sie ragten aus dem Meer grüner Gestalten auf, wie ein Baumriese meines Heimatplaneten aus dem Unterholz des Waldes. Und sie kamen langsam aber unbeirrt auf uns zu. Die erste Welle der Orkinfanterie hatte uns nun fast erreicht, ich konnte bemalte, vor Wut verzogene Gesichter ausmachen, deren Körper scharfe Äxte hasserfüllt in unsere Richtung schüttelten. Es war klar, dass sie uns überrennen mussten, und so war auch jeder auf den Befehl des Sergeanten vorbereitet gewesen.

"Space Marines, auf den Nahkampf vorbereiten! Lasst die Aliens den Zorn des Imperators fühlen!" Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und während er weiterhin mit seiner Plasmawaffe feuerte, zog er seinen Motorsäbel, dessen scharfe Zähne zu rotieren begannen. Alle restlichen Marines taten es ihm gleich und zogen den blanken Stahl. Selbst in einem Hochtechnisierten Zeitalter wie dem unseren wurden Teile der Schlacht noch im Kampf Mann gegen Mann entschieden. Als wir uns erhoben hatten und den Feind mit erhoben Häuptern zum letzten Gefecht erwarteten, wurden wir eines starken Beben des Bodes gewahr. Ich wandte mich kurz von den grölenden Orks ab und riskierte einen Blick hinter unsere Stellung, in der Erwartung dort ebenfalls Orkmechs zu erblicken. Doch ich wurde positiv überrascht. Die Verstärkung schien endlich angekommen zu sein, denn durch einen Schneise des Dickichts brach ein Zweibeiniger Hellfire-Cyborg. Sein am Waffenarm montierte Bolter begann unter unseren Jubelschreien zu feuern und die Reihen der Orks, von denen die ersten bereits die Brüstung des Erdwall erreicht hatten, zu lichten. Mit den wenigen Orks die noch in unserer Nähe verblieben waren, machten wir kurzen Prozess. Das wild brüllende Ungeheuer, das mir mit gezogener Axt den Schädel spalten wollte, zerschmetterte ich mit einer Salve meiner Waffe. Auch die anderen Marines und unser Sergeant besiegten ihre Gegner schnell, der letztgenannte halbierte einen Ork mit einem Hieb seines Säbels, um dem nächsten mit einer Salve seiner Waffe den Gar auszumachen. Ich war stolz auf meine Brüder, und froh mit ihnen in einem Trupp zu dienen.

Der wuchtige metallene Leib des Cyborgs bewegte sich unter Erschütterungen des Bodens an uns vorbei, als der Geist der Maschine die Offensive ergriff und sich Frontal der Hauptstreitmacht der Orks näherte. Wir folgten dem Läufer und räumten ihm mit unseren Waffen einen Weg frei. Doch dies sollte nicht die einzige Verstärkung gewesen sein: Plötzlich begann die Luft vor uns zu flimmern und nach kurzer Zeit materialisierten mehrere Trupps schwere gepanzerter Gestalten vor uns, von denen einige schwere Gatlinggewehre in den riesigen behandschuhten Händen hielten. Unser Orden hatte uns Terminatoren zur Unterstützung geschickt. Welch große Ehre für uns normale Marines, mit den Elitekämpfern unseres Ordens Schulter an Schulter zu kämpfen.

Nach dem der Kommandant der Terminatoren die Lage überschaut hatte, gab er einen knappen Befehl und die schwer gepanzerten Gestalten setzten sich feuernd in Marsch. Und nun sah ich, wieso sie bei uns so geehrt und von unseren Feinden so gefürchtet wurden: In kürzester Zeit hatten sie die Armee der Orks zurückgedrängt, die Mechs der Orks mit gezielten Raketenwerferbeschuss außer Gefecht gesetzt. Mit vereinten Kräften gelang es uns nach erbitterten Kämpfen auch die letzten Orks zu vernichten.
Wie mir nach Beendigung der Kampfhandlung auffiel, war kein einziger der Terminatoren gefallen, doch waren einige der Rüstungen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch von unserem Trupp war, nachdem wir uns unter dem Schutz unserer "großen Brüder" begeben hatten keine Marine mehr gefallen. Der Leader der Terminatoren sprach mit unserem Captain, ehe er unser würdevoll zunickte und mit einem Zeichen seiner Hand seinen Männern das Teleportieren befahl. Nachdem sie entmaterialisiert waren, befanden wir uns wieder allen auf dem Schlachtfeld, mit den Leichen mehrer Hundert Ork und den Resten ihrer Kampfmaschinen. Wir hatten überlebt.



Urheberrecht: Christian Hermann, 2005



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