Portal <
Info/Impressum <
Team <
Forum <
 [ 854024/M3 ]
[ Suche | Einloggen | Kontakt ]
 




GEFALLENE ENGEL TEIL 1

Hanson machte sein Bier auf und ging raus auf die Veranda. Nach zehn Stunden harter Arbeit im Sägewerk hatte er sich das Bier wirklich verdient. Er nahm einen tiefen Schluck und genoss die Abendluft. Er liebte die Ruhe die abends über der Holzfällersiedlung lag. Wunderbar. Den roten Punkt auf seiner Stirn bemerkte er gar nicht. Auch den Schmerz der eindringenden Kugel in seine Stirn nahm er gar nicht mehr war. Als er tot zu Boden fiel, explodierte das Sägewerk samt der Häuser der Siedlung. Alles brannte nieder. Dunkle Gestalten bewegten sich durch die brennenden Gebäude und erschossen alle die den Flammen zu entkommen versuchten.


"Was war die Brandursache?" fragte Prankov einen in der Nähe stehenden Feuerwehr-Spezialisten. "Eindeutig Brandstiftung! So ein Feuer brennt normalerweise Tage um alles zu zerstören. Aber hier ist die ganze Siedlung in nur einer Nacht abgebrannt. Da hat einer nachgeholfen. Wir haben keine Leichen gefunden. Nur noch Asche und Reste. Nichts womit man feststellen könnte ob sie vor dem Feuer schon tot waren oder ob sie alle nur verbrannt sind. Kein einziger Überlebender." Prankov nickte und gab seinem Assistenten, der weiter weg mit einem Feuerwehrmann sprach ein Zeichen. "Miller, besorge mir alle Daten. Alles, hörst du! Ketzer, Mutanten, Kriminelle. Das ganze Programm!" Miller verbeugte sich kurz und entfernte sich in Richtung einer Menschentraube.

Prankov fragte sich wieder einmal was das alles zu bedeuten hatte. In Gedanken ging er noch einmal alle bisherigen Fakten durch. Vor drei Wochen hatte es den ersten Vorfall dieser Art gegeben. Irgendjemand hatte ein ganzes Dorf eingeäschert und alle Bewohner waren dabei umgekommen. Das Dorf war ein Zentrum zur Zucht und Verarbeitung von Klunesbramen gewesen. Das Fleisch dieser Tiere war über die Grenzen des Klunes-Systems hinaus heiß begehrt und für seinen würzigen Geschmack bekannt. Aber von heute auf Morgen war die Fleischerei niedergebrannt, und die umliegende Ortschaft gleich mit. Sehr verdächtig! Auch hier hatte man keine eindeutige Brandursache feststellen können. Genauso verdächtig war der Vorfall nur eine Woche später gewesen. Nur einige hundert Kilometer weiter südlich war ein riesiges Treibstoffdepot explodiert. Mehrere tausend Tonnen Betriebsstoff waren in einem riesigen Knall einfach hochgegangen. Alles in einem Umkreis von mehreren Kilometern war von der gewaltigen Druckwelle niedergewalzt worden.

Prankov hatte Sattelitenaufnahmen des betroffenen Gebietes gesehen, als man ihm den Fall übertrug. Die lokalen Polizeibehörden hatten erkannt, das dieser Fall ein wenig zu groß für sie war und sich an den planetaren Gouverneur gewendet. Dieser hatte Prankov den Fall übergeben, weil er der einzige war, der den örtlichen Dialekt sprach und aus der Gegend stammte. Er war zum Chefermittler des Sektors befördert worden und hatte sogar einen Assistenten und neue Privilegien bekommen. Kaum war er vor Ort eingetroffen als auch schon der nächste Vorfall passierte. "Chefermittler Prankov! Ich habe hier Zeugenaussagen von zwei Holzfällern die letzte Nacht im Wald zu tun hatten." Miller reichte ihm einen elektronischen Datenschirm. Prankov überflog den Bericht auf dem Weg zu seinem neuen Antigravwagen. "Die Holzfäller werden zum Verhör mitgenommen!" Der Wagen hob ab und der frischgebackene Chefermittler verfasste seinen ersten Bericht für den Gouverneur.

Wald war die vorherrschende Landvegetation auf Klunes II, und große Teile der Bevölkerung verdienten ihren Lebensunterhalt damit den hier besonders schnell nachwachsenden Rohstoff zu fällen und hinaus zu den Sternen zu exportieren. Wald war aber auch das an einigen Stellen undurchdringlichste, bedrohlichste und gefährlichste Hindernis, das sich die Bewohner von Klunes II vorstellen konnten. Tief im Wald lebten gefährliche Raubtiere, Geister und die bösen Seelen der Verstorbenen. Darum ging man nie und unter gar keinen Umständen allein und schon gar nicht ohne entsprechende Ausrüstung in den Wald. Auch der Mann der sich jetzt durch die Wildnis kämpfte, kannte diese Regeln. Doch war er gezwungen sich allein und ohne Ausrüstung durch das fast mannshohe Unterholz zu bewegen. Seine Kleider waren schon arg mitgenommen und von oben bis unten verdreckt. Der Mann war zerkratzt und von Schwärmen von Insekten umgeben. Auch hatte er seit Tagen nichts Vernünftiges mehr gegessen und nur von dem gelebt was ihm über den Weg gelaufen war. Und doch bewegte er sich mit einer Geschwindigkeit durch das unwegsame Gelände, die vermuten lies, das er noch lange nicht am Ende seiner Kräfte angelangt war. Ohne Rücksicht auf das ihm umgebende Gelände trieb der Mann sich weiter vorwärts durch die Dunkelheit des Waldes. Er war auf der Flucht und wollte seinen Vorsprung so lange wie möglich halten.

***

Menur gab die letzte Salve auf die Ketzer ab und zog sein Kampfmesser, eine Keramikklinge, die an ihrer Schneide nur ein Molekühl dick war. Mit dem Zorn des Hüters der imperialen Gesetze stürzte sich der Scoutsergeant in den Nahkampf mit den Gegnern. Seine Ordensbrüdern taten es ihm gleich und zu fünft machten sie die dreißig Gegner nieder. Der Kampf dauerte nur wenige Minuten. Aber in diesen Minuten schafften es die Dark Angel-Scouts ein wahres Blutbad anzurichten. Das Imperium kannte keine Gnade mit Ketzern und Häresie. Normalerweise verteidigten die Dark Angels das Imperium gegen Aliens wie die geheimnisvollen Eldar, die barbarischen Orks oder die insektenhaften Tyraniden. Solch kleine Operationen wie sie hier auf Klunes II stattfanden, gehörten eigentlich nicht zu ihrem Aufgabenbereich. So etwas übernahmen eigentlich die Abitrtoren oder imperiale Agenten. Und eigentlich waren diese Ketzer auch keine Gegner gewesen. Sie hatten weder vernünftige Waffen gegen sie eingesetzt noch hatten sie häretische Reden geführt. Im Gegenteil. Sergeant Menur waren sie eher wie ungebildete Bauern vorgekommen, welche sich mit ihren Jagdwaffen verteidigen wollten. Und warum war weder ein Ordenspriester mit dabei um die Ketzer zur Reue zu bewegen? Für Menur waren dies allmählich zu viele widersprüchliche Fragen. Er beschloss der Sache so bald wie möglich auf den Grund zu gehen. Langsam wischte er sein Kampfmesser an der Kleidung eines Ketzers ab und gab seinen Ordensbrüdern das Zeichen zum Aufbruch.

Lautlos, wie sie gekommen waren, verschwanden die fünf Dark Angels in nahen Wald. Doch diesmal hatten sie einen Fehler begangen. Einer der Bauern hatte schwerverletzt, und mehr tot als lebendig, überlebt und sich unter den Leichen seiner Kameraden versteckt. Bevor der Mann wieder das Bewusstsein verlor zeichnete er mit Blut ein Symbol an die Wand. Eine Minute später entzündete sich eine von den Scouts zurückgelassene Brandbombe.

***

Prankov sah die Rauchschwaden schon von weitem. In der Nacht musste man sie kilometerweit gesehen haben. Mitten in der Nacht hatte man ihn angerufen und ihm von einem Großbrand in einer Siloanlage im Nachbarbezirk berichtet. Normalerweise hätte er diesen Fall ignoriert, doch hatte ihm Miller, der wohl nie zu schlafen schien, von einem Überlebenden erzählt, der aufgrund schwerer Verbrennungen jederzeit sterben könne und dann nicht mehr für ein Verhör zur Verfügung stehe. Außerdem sehe es dieses mal eindeutig nach Sabotage aus. Prankov hatte sich sofort auf den Weg gemacht. Wer kämpfte hier gegen wen? Und vor allem warum wurde hier gekämpft? Diese Hinterweltlerbauern hatten weder die Mittel noch die Gründe zu solch einem Kampf. Was auffällig war, alle Ereignisse fingen in etwa zur gleichen Zeit an und schienen irgendwie zusammen zu hängen. Wo war der Zusammenhang? Prankov beschloss einen seiner Männer an die Sache zu setzen.

Der Antigravwagen setzte nicht weit von der abgesperrten Brandstelle auf, und als Prankov ausstieg, eilten sofort einige zuständige Spezialisten zu ihm um zu berichten. Alles was sie hatten, waren Vermutungen, Daten und Beweise. Die Silo-Anlage brannte so heiß das Prankov gezwungen war, Abstand zu halten. Nicht weit von den Silos schwelten die Überreste einer Hütte in der die Arbeiter sich aufhielten, wenn sie Pause hatten. "Chefermittler! Schnell kommen sie! Sehen sie, was die Spurensicherer gefunden haben!" Das war Millers Stimme die sich vor Aufregung fast überschlug. "Ja? Was haben sie denn so wichtiges, dass sie den ganzen Platz zusammenschreien müssen?" Prankov eilte zu seinem Assistenten der ein verkohltes Stück Wandverkleidung in den Händen hielt. "Und was ist hier so Besonderes zu sehen?" Prankov nahm das Stück in die Hände und hielt es in Richtung des Feuerscheins um Einzelheiten besser zu erkennen. Jetzt konnte er zwischen den verkohlten Resten der Wandverkleidung ein Symbol ausmachen, dass ihm wage bekannt vorkam. "Es ist das Zeichen des Dark Angel Space Marine Orden. Ich habe es verglichen mit den Daten aus dem Imperialen Zentral-Archiv." Miller tippte einige Tasten auf seinem Datenschirm und hielt Prankov den Bildschirm hin.

Prankov hatte schon von den Dark Angels gehört. Aber was hatte das Ordens-Symbol mit den Vorfällen zu tun? " Wo ist der Überlebende?" "Die Sanitäter versorgen ihn grade dort hinten. Ich fürchte wir kommen zu spät!" Miller geleitete seinen Chef zu einem Sanitätsfahrzeug. Drei in weiß gekleidete Männer bemühten sich um eine sich bewegende Masse die stark nach verbrannten Fleisch roch. "Was ist mit dem Mann? Wann kann ich ihn verhören lassen?" Einer der Sanitäter schüttelte ungläubig den Kopf. "Sie glauben doch nicht das der Mann diese Feuerhölle überlebt ohne sich ein Haar zu krümmen, oder?" Der Sanitäter säuberte seine blutigen Hände und griff nach einem Formularblock. "Er hat schwerste Verletzungen an fast allen Stellen seines Körpers. 80% seiner Haut sind nur noch Barbecue. Sein Herz hat zweimal ausgesetzt seit wir ihn gefunden haben und vor wenigen Minuten ist er ins Koma gefallen." "Und wann ist er wieder bereit fragen zu beantworten?" "Oh, ich glaube nicht das er noch mal aufwacht. Wir haben hier gar nicht die Kapazitäten ihn aus dem Koma zu holen. Schließlich sind wir hier nur auf einem Agrar-Kontinent und nicht in einer reichen Makropole." Prankov war verärgert. "Ach ja, das hat er noch gemurmelt bevor er ins Koma fiel." Der Sanitäter reichte ihm eine handgeschriebene leicht mit Blut verschmierte Notiz. Darauf stand das es fünf Gegner gewesen waren. Fünf Gegner mit Messern und Pistolen. "Miller, wie viele Männer hatten zum Personal der Siloanlage gehört?" Miller tippte etwas in seinen Datenschirm und antwortete mit "Dreißig!" Fünf Mann sollen nur mit Pistolen und Messern bewaffnet eine sechsfache Übermacht niedergemacht haben? Waren es tatsächlich Space Marines gewesen? Miller ich brauche eine Direktverbindung zum Gouverneur! Und danach machen sie mir einen umfassenden Bericht fertig. Ich glaube das jedes Detail für die Inquisition wichtig ist!" Auf einmal herrschte Stille und alle Anwesenden schienen einen Augenblick inne zu halten. Jeder kannte die Geschichten über die Inquisitoren. Männer in dunkle Mäntel gekleidet mit mysteriösen Fähigkeiten und seltsamen Gerätschaften. Männer die mit einem Fingerschnippen befehlen konnten, ganze Welten zu vernichten.
"Chefermittler Prankov ist das denn wirklich nötig? Ich meine... Äh... Ich meine ist dieser Fall so wichtig, dass sie die Inquisition benachrichtigen müssen?" Miller sprach das aus, was alle dachten. Alle hatten Angst vor der Inquisition. Aber darauf durfte ein planetarer Chefermittler keine Rücksicht nehmen. "Wollen sie meine Anweisungen in Frage stellen? Soll ich sie wegen Befehlsverweigerung anzeigen!" fragte Prankov laut genug damit alle ihn hören konnten. Ohne auf die Antwort des betroffen zu Boden schauenden Miller abzuwarten ging er zu seinem Antigravwagen.

***

Er hatte beobachtet wie die Feinde seine Freunde abschlachteten. Er musste mit ansehen wie sie ohne Reue zu zeigen wieder im dunklen Wald verschwanden. Und er hatte hilflos im Unterholz gelauert und zugesehen. Er hatte nichts unternehmen können. Seine einzige Chance zu überleben war unsichtbar zu bleiben. Doch dadurch ließ er die Männer in der Silo-Anlage im Stich. Eine weitere Sünde die auf seinen Schultern. Die über die Jahre immer mehr Last zu tragen hatten. Doch allein und ohne seine Ausrüstung, hatte er keine Chance es mit fünf Dark Angels auf zu nehmen. Sie waren ihm schon verdammt nahe gekommen. Irgendwie musste er sie abschütteln, um zu seinem Versteck zu gelangen. Vielleicht würden sie seine Spur bei der Möbelfabrik verlieren? Doch es würde auch wieder Tote geben.

***

"Kapul, leg den Brandsatz nicht zu zentral." "Aber so erreichen wir höchste Effektivität mit geringsten Aufwand!" Der Dark Angel Scout schaute seinen Sergeant verwundert an. Veteranensergeant Luzifer verdrehte die Augen. Manchmal war das Streben nach Perfektion ein Fluch. "Kapul, das mag ja stimmen, doch dieses Mal wollen wir keine Perfektion. Aber falls überhaupt jemand je herausfindet, dass die Fabrik mit Brandsätzen vernichtet wurde, soll es so aussehen als hätten dies Stümper getan und keine ausgebildeten Space Marines. Verstehst du das Bruder Kapul?" "Ja, verzeih meinen Eifer. Ich habe wohl das Ziel der Mission aus den Augen verloren." Kapul positionierte den Brandsatz woanders. "Das Ziel der Mission ist dir gar nicht genannt worden. Es handelt sich hier um eine verdeckte Mission. Kapul merke dir: Neugierde in Maßen schadet nicht, aber zuviel kann dich umbringen." Bei dieser Bemerkung ließ Luzifer seine Hand auf den Griff seiner Boltpistole sinken. Kapul stellte den Zünder ein. Ihm war die Geste des Sergeant nicht entgangen. Luzifer beobachtete schon längst einen anderen Scout. "Georg, das sind Ketzer gewesen und keine loyalen Imperiumsbürger! Auch wenn sie tot sind sie immer noch Ketzer. Also hör auf Gebete für sie zu murmeln. Du sollst sie nur so deponieren als seien sie bei ihrer täglichen Arbeit gestorben." Luzifer ging Georg zur Hand. Aber bald würden diese Scouts selbstständig handeln können, ohne das er darauf achten musste. Doch bis dahin würde noch viel Zeit vergehen. Ihm war klar, dass sie viel effektiver wären wenn sie über den wahren Zweck der Mission Bescheid wüssten, doch er wusste auch das nur er als Mitglied des Deathwing von dem dunklen Geheimnis des Ordens wissen durfte. Nun, wenn die Aktion auf Klunes II erfolgreich war, hatte der Orden wieder ein weiteres Stück des Weges der Sühne und Vergebung geschafft.

***

Klunes II -Raumhafen Das dunkle Raumschiff war riesig in seinen Ausmaßen und strahlte ein geradezu beängstigende Aura der Macht aus. Jeder der es betrachtete, bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Egal, ob er etwas verbrochen hatte oder nicht. Das riesige Gebilde nahm fast die Hälfte des Raumhafens ein. Die andere Hälfte war abgesperrt worden um jeden Unbefugten von den nun ausgeladenen Fahrzeugen und Containern abzuhalten.

Prankov starrte mit offenen Mund auf das Raumschiff der Inquisition und die um ihn beginnenden Entladeaktivitäten. Ihm wurde grade klar, das sein Privileg einen Antigravwagen zu fahren, einen Dreck wert war, wenn man über eine eigenes Raumschiff verfügen konnte. Er hatte eindeutig den falschen Beruf gewählt. "Das haben sie nicht. Denn Leute wie sie sind es, die unser Imperium am Laufen halten. Sie sind die ein wichtiges Zahnrad im großen Uhrwerk." Der Mann im dunklen Mantel war so unverhofft aufgetaucht, dass Prankov erschrocken zusammenzuckte. Wie lange hatte er da schon gestanden und ihn beobachtet. "Oh, nicht lange. Außerdem ist es meine Aufgabe Leute zu beobachten. Ich bin Meuren. Inquisitor Meuren, um genauer zu sein." Prankov war verdutzt. Meuren schien über telepatische Fähigkeiten zu verfügen. Angeblich konnten das ja fast alle Inquisitoren. Es wurde ja so einiges gemunkelt. "Na ja, das meiste ist maßlos übertrieben und der Rest ist geheim." Meuren schien Gefallen daran zu finden einen Dialog als Monolog zu führen. Er sprach und der andere antwortete ihm egal, ob er sprach oder nicht. Ein Lügner hatte keine Chance. "Praktisch, nicht wahr? Besonders bei Verhören." Meuren war etwas näher getreten, um Prankov die Hand zu reichen. "Sie sind Prankov, nicht wahr?" "Ich gehöre ja auch nur zu den wenigen Leuten, denen der Zutritt zum Raumhafen gewährt wurde." Er beschloss sich keine Blöße zu geben und kam gleich zur Sache. Meuren war ihm nicht ganz geheuer. Er reichte dem Inquisitor die neusten Erkenntnisse der Spurensicherer. Dieser steckte den Datenschirm gleich ein ohne einen Blick daran zu verschwenden und kam ebenfalls zur Sache. "Durch die wahrscheinliche Verstrickung eines Ordens des Adeptus Astartes ist der Fall ziemlich brisant geworden, besonders wenn es sich dabei um die Dark Angels handelt. Sind diese Aufzeichnungen die einzigen zu diesem Fall?" "Alles was wir hatten, befindet sich auf den Datenschirmen, die sie von uns erhalten haben. Für eine Akte ist es noch zu früh, solange der Fall noch nicht aufgeklärt ist." Die Richtung, die das Gespräch nun nahm behagte Prankov gar nicht. "Wer arbeitet alles an dem Fall? Wer weis noch davon?" Aha, da war er ja der kalte, berechnende Inquisitor der sich hinter der Maske anfänglicher Freundlichkeit verbarg. "Nur ich, meine Mitarbeiter und natürlich der Gouverneur. Alle Namen stehen in den Daten, die ich ihnen überreicht habe. Der Augenzeuge ist inzwischen seinen Verbrennungen erlegen." Meuren schien kurz abgelenkt, oder forschte er in den Gedanken des Chefermittlers nach weiterem verborgenen Wissen? "Nun gut. Hiermit ziehe ich sie von diesem Fall ab. Glauben sie mir, das ist so das Beste, oder wie wir sagen: Wer nichts weis, dem wird nicht heiß." War das etwa eine Drohung? Prankov machte sich auf den Weg zum Raumhafengebäude. Als er sich umdrehte, um Meuren noch etwas mitzuteilen, war der Mann spurlos verschwunden. Nun, auch gut. Aber in dieser Sache war noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.

***

Der große Mann schaute konzentriert auf den Ausdruck des kleinen Gerätes, das er an die lokalen Telefonleitungen geklemmt hatte. Mit ihm war es möglich in die Kanäle des Militärs einzudringen und nach bestimmten Schlüsselwörtern zu suchen. Das Gerät hatte jahrelang nicht gearbeitet. Doch vor einigen Tagen hatte es begonnen zu drucken und auszuwerten. "+ Jagdkreuzer der Dark Angels in den Orbit von Gideon Moon eingetreten. Gideon-Beobachtungsposten meldet Manövertätigkeiten des Ordens + Thunderhaws der Dark Angels landen auf Raumhafen um Vorräte aufzunehmen. + Brandkatastrophe in Woodtown auf dem Nordkontinent. Halbe Stadt samt Industrieanlagen abgebrannt. Brandursache unbekannt. + Tanklager explodiert. Mehrere Hektar Land verwüstet. Brandursache unbekannt. + Massaker in Holzfällersiedlung. Alle Gebäude abgebrannt. Brandursache unbekannt. + Getreidesiloanlage ging in Flammen auf. Vermutlich Brandstiftung. + Tote bei Brand in Möbelfabrik. Vermutlich Brandstiftung. +" Als der Mann alles gelesen hatte, vernichtete er den Ausdruck und begann einige Sachen in einen Rucksack zu packen. Dann ging er aus dem luxuriösen Haus zu seinem Nachbarn und vermachte ihm seinen gesamten Besitz. Als Begründung gab er an vom Licht des Imperators erleuchtet worden und wolle nun ein Leben in Askese führen und allem Weltlichen entsagen. Der Nachbar konnte sein Glück nicht fassen und rannte sogleich zu seinem neuen Zweitgrundstück herüber. Als er den Schlüssel ins Schloss steckte und umdrehte, nahm er den stechenden Gasgeruch wahr. Schnell öffnete er die Tür um ordentlich durchzulüften. Einen Augenblick später explodierte das Gebäude samt Nachbar, und die Trümmer vermischten sich mit blutigen Resten, von denen man nicht mehr sagen konnte, zu wem sie gehörten. Der große Mann hatte inzwischen einen Wagen bestiegen und fuhr aus der Stadt. Seine Flucht hatte begonnen. Wieder einmal.

***

Er hatte die Höhle endlich erreicht. Sie lag mitten im Waldgebiet und einige Kilometer weiter südlich der Möbelfabrik. Schnell ging er in die Dunkelheit der Höhle und suchte nach dem geheimen Zugang. Auf einer versteckten Tastatur gab er den mehrstelligen Code ein und trat dann in den aus den Fels geschnittenen Gang. Dieser führte noch tiefer in den Berg und zu einer geräumigen Kammer, in der sich die Stasisbehälter befanden. Darin befanden sich die einzelnen Komponenten und Waffen der schwarzen Servorüstung, die hier vor dem Zahn der Zeit und der Luftfeuchtigkeit geschützt, seit einem Jahrhundert auf ihren Träger wartete. Die Geheimkammer bezog ihren Strom von versteckten Sonnenkollektoren auf der Spitze des Berges. Schnell deaktivierte er die Stasisfelder und berührte fast liebevoll die einzelnen Teile der Rüstung. Alles schien in Ordnung. Die Rüstung passte wie am ersten Tag an dem er sie erhalten hatte. Auch der Bolter war in allerbestem Zustand. Die heiligen Litaneien des Maschinengottes murmelnd baute er die einzelnen Waffenteile zusammen. Dann lud er sie mit der mitgebrachten Munition.

Der Helm komplettierte die Rüstung und machte ihn wieder zu dem, der er vor langer, langer Zeit gewesen war. Braxx, Mitglied der Legion der Dark Angels und auch Verräter an seinem Primarchen seinem Orden und dem Imperium. Er war einer der gefallenen Engel, die von den Dark Angels seit dem verhängnisvollem Tage an dem Lion El Jonson gestorben war und Caliban vernichtet wurde, gejagt wurden. Braxx verscheuchte die Bilder der Vergangenheit aus seinen Gedanken und packte weiter Ausrüstung zusammen. Nun waren nur seine Flucht und Larson wichtig. Ihn musste er treffen und warnen. Sicherlich war auch erschon auf dem Weg zum Treffpunkt. Er legte sich einen Tarnumhang um und verlies die Kammer und die Höhle. Als er weit genug entfernt war aktivierte er die in der Höhle angebrachten Ladungen. Der Sprengstoff explodierte tief im Innern des Berges und eine Kette von Explosionen setzte sich bis zum Höhleneingang fort. Als sich der Staub gelegt hatte, war von der Höhle nichts mehr zu erkennen. An ihrer Stelle befand sich jetzt eine weite Fläche losen Schutts und Gesteins. Niemand würde nun noch etwas finden, was auf die versteckte Kammer hindeutete.

Es war ein gutes Gefühl die Rüstung mal wieder zu tragen. Braxx übermenschliche Sinne wurden von den Helmsensoren nun noch einmal um ein vielfaches verstärkt. Der Bolter vermittelte ihm das wohlbekannte Gefühl von Macht und Kraft, das er so lange entbehrt hatte. Durch das übergeworfene Tarnnetz verschmolz die dunkle Rüstung mit dem Halbdunkel des Waldes. Seine Flucht war nun in die nächste Phase übergegangen. Seine Häscher waren ihm bis zur Möbelfabrik gefolgt und hatten dort ein weiteres mal die Taktik des reinigen Feuers angewandt. So verfuhren die Dark Angels seit jeher mit Ketzern und Verrätern des Imperiums. Darin unterschieden sie sich nicht von den Hexenjägern aus der Vergangenheit der Menschheit, die viele Unschuldige durch das Feuer von Scheiterhaufen umgebracht hatten. Die Tatsache, dass sie sich nicht mal mehr die Mühe machten, ihre Brandstiftungen zu verschleiern, deutete darauf hin, dass sie mit einem baldigen Ende der Jagd rechneten. Oder sie wollten ihn aus der Reserve locken und zu Fehlern verleiten. Hatte er vielleicht schon einen begangen? Wie war es möglich, dass sie ihm schon so nahe waren. Wahrscheinlich begleitete ein Ordens-Scriptor seine Verfolger. Mit seinen psionischen Fähigkeiten musste er einen Weg gefunden haben, seine Spur aufzunehmen. Aber seit wann hatten sie seine Spur aufgenommen? Das Imperium bestand aus unzähligen von Menschen besiedelten Welten. Wie hatten sie ihn aus dieser Unzahl von Möglichkeiten herausfinden können? Braxx ging in Gedanken zurück zu den tagen als er Klunes II das erste Mal betrat.

Es war vor etwa hundert Jahren gewesen. Braxx hatte seine vorherige Zuflucht verlassen müssen, weil er dort in eine planetare Rebellion von Chaoskultisten verwickelt worden war. Zur Bekämpfung des Aufstandes hatte das Adeptus Terra mehrere Space Marine Orden um Hilfe gebeten. Und es trafen auch etliche Einheiten von verschiedenen Orden ein. Ultramarines, Ravenguard, Dunkle Bruderschaft und auch Dark Angels. Braxx war mit einem Frachttransporter entkommen, indem er sich im Laderaum versteckt hatte und sich in eine winterschlafähnliche Trance versetzt hatte. Das Frachtschiff dockte an einer Raumstation an, von wo aus Braxx wählen konnte, in welche Richtung des Imperiums er reisen wollte. Frachter und Händler gab es genug auf der Station. Einer der Freihändler sprach ihn an und entpuppte sich bald als Larson. Ein Ordensbruder vergangener Schlachten und ebenfalls ein gefallener Engel. Larson hatte sich auf verschiedenen Welten als Söldner verdingt und so ein beträchtliches Vermögen angesammelt. Als einer seiner Herren, ein Freihändler namens Lirsan, bei einem Piratenüberfall umkam, beschloss Larson dessen Identität anzunehmen. Sie wollten zusammen bleiben und sich eine kleine ruhige, nicht zu rückständige Welt suchen, auf der sie leben könnten. Einer der Frachtaufträge führte die beiden schließlich ins Klunes-System und nach Klunes II. Braxx zog es auf den waldigen Nordkontinent und Larson versuchte sein Glück auf dem wärmeren und zivilisierteren Südkontinent. Für den Fall einer erneuten Flucht verabredeten sie sich einen Treffpunkt und arbeiteten eine Fluchtplan aus. Einhundert Jahre hatten beide Ruhe gehabt, doch nun war die Zeit gekommen, zu neuen Ufern aufzubrechen.

***

Sergeant Menur betrachtete Bruder Angus genau. Der Deahtwingscriptor schritt mit geschlossenen Augen über die Halde losen Gerölls und schien etwas zu suchen, von dem er ganz genau wusste, dass er es hier finden würde. Menurs Scouts suchten am Rande der Halde nach verräterischen Spuren. Menur machte sich seine eigenen Gedanken. Diese Mission hier fiel vollkommen aus dem Muster der letzten Wochen. Zuerst hatten sie Ketzer gejagt und bestraft und krampfhaft alle Spuren verwischt und dann war die Order gekommen, sie sollten es wie Brandstiftung aussehen lassen. Nun waren sie in einem vollkommen anderem Teil des Kontinentes und suchten nach Spuren einer Ketzerbande, die sich hier versteckt halten sollte. Sehr seltsam. Es kam ihm eher so vor als jagten sie schon die ganze Zeit jemanden anderen, der schlau genug war sich nicht erwischen zu lassen. Er setzte falsche Fährten und schien ihnen immer einen Schritt voraus zu sein. Menur wusste, dass man ihm nicht alles sagte was er wissen sollte, um diese Aktion hier auf Klunes II erfolgreich zu beenden. Veteranensergeant Luzifer schien mehr zu wissen als er. Aber jedes Mal wenn Menur versucht hatte, etwas über den wahren Grund ihres Aufenthalts auf Klunes II zu erfahren, war dieser ihm ausgewichen oder hatte seine Hand auf die Boltpistole gelegt und gesagt es sei besser nur die Befehle zu befolgen, statt sie zu hinterfragen. Angus schien etwas gefunden zu haben. Er hielt seine rechte Hand über den steinigen Boden und vollführte eine komplizierte Geste.

Aus dem Boden schien sich etwas an die Oberfläche wühlen zu wollen. Menur näherte sich dem Scriptor, der seine Hand immer noch über der sich nun bewegenden Bodenstelle hielt. Mit Schwung flog etwas Metallisches in die Höhe und genau in Angus Hand. Als er das Stück einige Momente gehalten hatte, winkte er Menur heran. "Unser Ziel bewegt sich von hier in südlicher Richtung. Es hat etwa zwei Tage Vorsprung." Angus Stimme schien weniger durch seine Stimmbänder als mehr durch seine Gedanken Menur zu ereichen. Der Sergeant betrachte das, ihm dargebotene, Metallstück genauer. Es sah sehr alt aus. "Dies ist eine Komponente aus einem Stasisbehälter-System. Sehr seltene Technologie." "Was war in dem Behälter?" Menur wusste das der Scriptor in der Lage war empathisch und nur durch Berührung von Gegenständen auf deren Besitzer und Hintergrund zu schließen. "Das entzieht sich meiner Kenntnis. Suche in südlicher Richtung, Menur. Du darfst die Spur nicht verlieren." Angus hatte Menur nicht alles gesagt was er durch die Berührung mit dem Metallteil erfahren hatte. Aber was verbarg er vor ihm? Was war es, dass er nicht wissen durfte? Angus hatte sich abgewandt und ging zum Thunderhawk, das sie hergebracht hatte. Für ihn schien es wohl, dass er schon zu viel gesagt hatte. Menur ging zu seinen Männern und kurz darauf fanden sie wirklich eine schon halb zugewucherte Schneise im dichten Unterholz des Waldes. Nun gut, vielleicht würde Menur alles erfahren, wenn sie ihre Beute gefunden hatten.

***

Klunes II Raumhafen
Im Innern des schwarzen Raumschiffs, umgeben von Bildschirmen und technischen Anlagen, saß Inquisitor Meuren. Vor ihm lagen die Datenschirme von Prankov und seinen Assistenten. Er hatte auf einer planetaren Karte alle Orte gekennzeichnet die seit einigen Wochen gebrannt hatten. Meuren erkannte sofort das Muster. Irgendwer flüchtete vor den Dark Angels. Zuerst in Richtung Westen, durch die dichtesten Wälder und die einsamsten Gegenden des waldigen Nordkontinents. Die Dark Angels verfolgten das Ziel und vernichteten jede Station der Flucht, an der das Ziel halt gemacht hatte. Meuren kannte die Methode der verbrannten Asche gut auch die Inquisition gebrauchte diese Technik der Ausrottung manchmal, um verseuchte Planeten von Aliens oder ketzerischen Kulten zu reinigen. Doch auf Klunes II hatte es weder Anzeichen für das Eine noch das Andere gegeben. Wussten die Dark Angels mehr als die Inquisition? Meuren schalt sich in Gedanken einen Dummkopf. Niemand wusste mehr als die Inquisition! Aber was veranstalteten die Dark Angels dann hier auf Klunes II? Aber das war nicht das erste Mal, dass der Orden solche Aktionen auf total unverdächtigen Planeten durchführte. Die Inquisition beobachtete dieses Verhalten schon länger und mit wachsendem Interesse. Irgendetwas verbargen die Dark Angels vor dem Rest des Imperiums. Und das schon seit ewigen Zeiten. Bisher hatte es kein imperialer Agent geschafft das Geheimnis des Ordens zu lüften. Alle hatten während ihrer Missionen "Unfälle" erlitten oder waren spurlos verschwunden.

Meuren hatte gerade verdeckt in einem Chaoskult gearbeitet, als man ihn abzog und ihm den neuen Auftrag auf einem Hinterweltlerplaneten gab. Er wäre der nächste Inquisitor in Reichweite gewesen hieß es in der Begründung. Aber vielleicht wollte man ihn aber auch nur loswerden. Meuren musste bei dieser Mission doppelt vorsichtig sein. Er wollte keinen "Unfall" erleiden. Als er die Fluchtroute ein weiteres Mal betrachtete, fiel ihm ein Knick auf an dem die Route nach Süden wechselte. Nach ein paar Eingaben in seine Computertastatur, rief er die Sattelitenbilder auf, die seine Spionage-Satteliten gemacht hatten. Es gehörte zu Meurens Praxis Spionagesatteliten auszusenden, bevor er auf einem Planeten landete. So verschaffte er sich unabhängig von den planetaren Quellen, eigene, unverfälschte Informationen. Die ersten Sattelitenbilder erschienen auf verschiedenen Bildschirmen um den Inquisitor. Vorwiegend grüne Waldflächen und abgebrannte Häuserruinen. Doch eine Bild zeigte ihm eine steinige Geröllhalde. Es sah aus als sei er vor kurzem eine Steinlawine dort runtergegangen. Meuren vergrößerte das Bild. Etwas abseits der Steinfläche waren Brandstellen im Waldboden zu sehen. Nach zwei weiteren Vergrößerungen erkannte er, dass es sich um die Landestelle eines kleineren Raumfahrzeuges handelte. Auf Klunes gab es solche Fahrzeuge nur im Besitz der offiziellen Stellen und des Militärs. Nach einigen Suchrecherchen in den Datennetzen der planetaren Kanäle, wusste er dass kein Militärfahrzeug oder Ähnliches dort gelandet war. Also wer verfügte noch über solche Fahrzeuge? Die Dark Angels! Was hatten sie da gesucht? Meuren vergrößerte das Bild weiter und suchte den ganzen Bereich weiträumig ab. Da das Bild eine Liveübertragung war, bewegten sich auch alle Blätter im Wind und einige Vögel flogen durch das Bild. Einige Blätter bewegten sich nicht. Sie waren niedergetrampelt oder lagen von scharfen Messern abgeschlagen auf dem Boden. Aha, dort waren also die Dark Angels wieder in den Wald gelangt. Einige farbige Symbole zeigte Meuren an das der Satellit nun aus dem Übertragungsbereich driftete. Er würde nun Klunes II umkreisen und erst wieder in ein, zwei Stunden über dem gleichen Gebiet sein.
Meuren hatte genug gesehen. Er gab dem Satteliten den Befehl die entsprechende Region wieder zu beobachten, wenn er über dem Gebiet war.

***

Luzifer hatte das Kommando über beide Scouttrupps erhalten. Ein Thunderhawk hatte ihn zu einer Lichtung transportiert, wo sich sein Trupp mit Menurs Trupp vereinigte. Menur schätzte, dass der Ketzer, anhand der Spuren konnte es sich nur um eine einzelne Person handeln, einen Vorsprung von einem Tag hatte. Es schien sich um einen ausgebildeten Militärangehörigen zu handeln, der alle Regeln des Überlebenstrainings zu kennen schien. Der Mann machte nur wenige Pausen und schien nie zu schlafen. Es konnte sich nur um einen Außenweltler handeln. Vielleicht ein Deserteur aus einer imperialen Eliteeinheit?

Luzifer war überrascht, wie nahe Menur der Wahrheit schon gekommen war. Er war ein erstaunlich guter Spurenleser und ein intelligenter Denker. Aber Luzifer durfte Menur noch nicht einweihen. Scriptor Angus hatte den Veteranensergeant angewiesen, darauf zu achten, dass Menur seine gefährlichen Gedanken nicht auf die anderen Scouts übertrug. Sobald die angeforderten Deahtwing-Veteranen des Ordens auf Klunes II eintrafen, würden sie die Jagd auf den Gefallenen Engel vollenden und ihn zum "Felsen" bringen. Sergeant Menur würde ebenfalls zum Hauptquartier des Ordens zurückkehren und dort eine Gedächtnislöschung über sich ergehen lassen müssen, um die ganze Mission zu vergessen. Falls Luzifer keinen anderen Ausweg sah, sollte er Sergeant Menur beseitigen. Allerdings würde er das bedauern, der Sergeant war ein guter Space Marine und hatte das Potential zu Größerem. Vielleicht würde er sogar später selbst einmal in den inneren Zirkel des Deathwing aufgenommen werden und alles über das dunkle Geheimnis des Ordens erfahren. Doch im Moment waren andere Dinge wichtiger. Angus hatte erwähnt das der Gefallene vielleicht in voller Rüstung und Bewaffnung unterwegs war, beides hatte er in Stasisbehältern aufbewahrt. Sollte es zu einem Kampf kommen, war der Verräter den Scouts um ein vielfaches überlegen. Sie hatten also nur eine Chance, wenn sie ihn fanden und warteten, bis die Veteranen des Deathwing eintrafen. Diese trugen die geheiligten Terminatorrüstungen des Ordens und hatten schon Erfahrungen im Umgang mit Gefallenen Engeln. Luzifer hasste diese Verräter. Sie hatten den Imperator verraten und waren Schuld an der Zerstörung Calibans, der Heimatwelt der Dark Angels. Aber am Schlimmsten war die Tatsache, dass sie bis zum heutigen Tage ohne Strafe geflohen waren. Die Dark Angels und alle ihre Nachfolgerorden hatten es sich zur Aufgabe gemacht alle gefallenen Engel zu finden und zu bestrafen. Nur so konnte die Ehre des Ordens wieder hergestellt werden.

***

Braxx hatte die kleine Hafenstadt fast erreicht. Hier hatte er ein Boot unter falschem Namen liegen mit dem er zum Südkontinent übersetzen wollte. Doch vorher musste er unbedingt seine Verfolger loswerden! Er würde nicht die kleine Stadt voller Unschuldiger opfern. Nein, die Sache betraf nur ihn und seine zehn Verfolger. Braxx hatte längst bemerkt das es sich um einen Scouttrupp der Dark Angels handelte. Das einzige was ihn verwunderte, warum sie ihn nicht schon längst angegriffen hatten. Worauf warteten sie? Er hatte nicht umsonst Jahrhunderte überlebt nur um nun von einem Scouttrupp zur Strecke gebracht zu werden. Und das wussten auch seine zehn Verfolger. Sie warteten auf Verstärkung vom Orden. Braxx wusste, das die Dark Angels paranoid genug waren, um das Geheimnis des Verrats der Gefallenen Engel sogar vor den eigenen Ordensbrüdern geheim hielten. Nur ein kleiner Kreis innerhalb der Führungsränge des Ordens, der sich Deathwing nannte, wusste überhaupt von der "Schmach" der Dark Angels. Alle Mitglieder des Deathwing waren erfahrene Veteranen und trugen die wertvollen und überaus effektiven Terminatorrüstungen. Da diese Veteranen aber nur in geringer Anzahl verfügbar waren, mussten sie wohl noch nach Klunes II unterwegs sein.

Die Scouts trafen zwölf Stunden später ein. Sorgfältig scannten sie die Umgebung nach Lebenszeichen ab und suchten auf dem Boden nach Spuren. Der eine Sergeant fand sofort die falsche Spur und folgte ihr nur wenige Meter. Der zweite Sergeant, ein Veteran, schien eher auf seine Ordensbrüder zu achten, als auf die Umgebung. Er war es auch, der die erste Sprengmiene auslöste. Sein Körper wurde gegen den nächsten Baum geschleudert, dessen Stamm unter dem Gewicht des Space Marines brach. Die Mine löste die geplante Kettenreaktion aus und lies die Scouts in Panik auseinanderspritzen. Alle suchten irgendwo eine Deckung oder warfen sich zu Boden. Zwei der Scouts blieben tot liegen. Doch nicht die Minen hatten sie getötet, sondern gut gezielte Bolterschüsse aus Braxxs Waffe. Er hatte den Lärm der Detonationen genutzt und so seinen Angriff getarnt. "Alle bleiben wo sie sind!" Das war der zweite Sergeant, der der falschen Spur gefolgt war. Der Lärm hatte ihn alarmiert zurück laufen lassen. "Sichert nach allen Seiten!" Der Sergeant achtete beim laufen sorgfältig darauf, wohin er seine Füße bewegte. Schnell gab er ein paar Schüsse in die Richtung ab, aus der die Todesschüsse gekommen sein mussten. Braxx war beeindruckt. Der Sergeant hatte nur einen Blick auf die zwei Toten werfen müssen um den Schusswinkel und die Position des Schützen zu ermitteln. Doch hatte der Gefallene Engel längst seine Position verändert. Sorgfältig zielte er auf einen der Bäume. Der Schuss traf die Sprengladung genau in der Mitte und ließ sie explodieren. Das Schrapnell der Ladung erwischte den Sergeant und zwei weitere Scouts. Aus vielen Schnitten blutend suchten sie eine neue Deckung. Doch darauf hatte Braxx nur gewartet. Nun hatte er für einige Sekunden einwandfreies Schussfeld auf die Scouts bevor sie wieder hinter einem Baum oder Strauch in Deckung lagen. Er gab einen Schuss ab und wechselte erneut die Stellung. Nur vier der übrigen Scouts erreichten die erhoffte Deckung. >Unten bleiben, Brüder! Das ist ein professioneller Killer! Der spielt mit uns!< kam es über die Frequenz der Scout-Headsets. Braxx hatte keine Probleme diese Frequenz mit Hilfe seiner Helmsensoren abzuhören. >Wir müssen ihm so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten. Vielleicht können wir ihn überrumpeln. Bedenkt, es ist nur ein Ketzer! Wir sind die Elite des Imperiums. Lion el Jonson und der Imperator sind mit uns!<
Das musste die Stimme des Sergeanten sein. >Beide haben euch verlassen als ihr begonnen habt unschuldige Imperiumsbürger abzuschlachten!< Braxx Stimme kam über die gleiche Frequenz und wurde auch von den Scouts vernommen. Er feuerte eine Boltersalve in das Gebüsch in dem die Scouts sich gesammelt hatten. Die Projektile durchschlugen die Baumstämme und das dichte Unterholz und einen der Scouts.

***

Zwei Tage zuvor...
Prankov trank eine Tasse schwarzen, extra starken Kaffe. Er hatte die letzten Nächte durchgearbeitet und damit zugebracht nach einer Verbindung zwischen den Brandkatastrophen gesucht. Miller untersuchte bergeweiße Akten in den Archiven der planetaren Handelskammer von Klunes II. Weitere Assistenten suchten nach anderen Spuren in diesem Fall. Es klopfte an der Tür. Einer der Assistenten trat ein. "Rebenberg? Was gibt es?" "Chefermittler, ich glaube ich habe da etwas, was uns weiterhelfen könnte. Dies sind die Namen aller Leute, die je für die Firmen und Anlagen gearbeitet haben, auf die die Anschläge verübt worden sind. Ich habe mir erlaubt sie nach Herkunft, Alter, Geschlecht und Straftaten zu ordnen." "Sehr hilfreich. Danke Rebenberg! Sie können gehen." Der Chefermittler wartete bis sein Assistent das Büro verlassen hatte und schaute sich dann die Liste der Namen an.
Da er alle Daten über die Vorkommnisse auf dem Nordkontinent an Inquisitor Meuren hatte abgeben müssen, wollte sich Prankov nun auf den Südkontinent konzentrieren. Sollte es sich um eine planetare Verschwörung handeln, mussten die Drahtzieher auch auf dem Südkontinent zu tun haben. Hier befanden sich die zivilisierten Großzentren des Planeten. Das Tor zum Imperium. Alle Firmen und Betriebe hatten hier ihre Hauptsitze. Prankov hatte weiter nach einer Gemeinsamkeit gesucht, die alle Vorfälle verband. Dazu hatte er allen ihm zur Verfügung gestellten Mitarbeiter verschiedene Suchaufträge gegeben. Nach und nach reichten sie ihm nun ihre Ergebnisse ein. Prankov verglich die Listen und Daten miteinander. Dabei waren einige interessante Sachen zu Tage gekommen. Zum Beispiel gab es eine ganze Reihe Arbeiter, die in den Firmen gearbeitet hatten und dann zur nächsten gewechselt hatten. Prankov sonderte alle aus von denen er wusste, das sie tot waren oder während der Brandanschläge verbrannt worden waren. Dabei war er mehr zufällig auf einige Namensähnlichkeiten gestoßen. Die Männer die den Namen gebrauchten, hatten alle weder Geburts- noch Sterbeurkunden. Einige von ihnen wanderten umher und schienen ein regelrechtes Nomadenleben zu führen. Eigentlich genau das richtige, wenn man nicht auffallen wollte oder etwas zu verbergen hatte. Höchst verdächtig!
Prankov ging in den Nebenraum und legte seine Handfläche auf einen versteckten Handabdruckscanner. Eine versteckte Geheimtür öffnete sich und gab den Zugang in einen kleinen, engen Raum frei. Als Chefermittler hatte Prankov nun Zugang zu fast allen geheimen imperialen Computerarchiven und Datennetzen. Nacheinander tippte er die Namen in die kleine Tastatur. Mit einer geheimen Anrufung konnte er den Suchauftrag starten. Dabei wurde gleichzeitig sein Stimmenprofil verglichen. Prankov wusste, dass jeder, der nicht seine Stimme hatte, sofort durch Nervengas getötet wurde. Der Bildschirm erwachte in wilder Aktivität zum Leben. Prankov konnte sehen, wie sich die halbintelligente Maschinerie in die verschiedenen Archive einloggte. Nach und nach fanden sich Gesichter und geheime Daten zu den Namen. Bei einigen Männern handelte es sich um verdeckt arbeitende imperiale Agenten oder Leute aus Zeugenschutzprogrammen. Auch einige auf anderen Welten gesuchte Verbrecher, die finanzielle Vereinbarungen mit dem Gouverneur getroffen hatten, waren unter den Namen. Doch das sollte nicht Prankovs Problem sein, er war an einem wichtigeren Fall dran! Bald blieben nur noch wenige Namen über. Einer fiel ihm besonders auf. Über ihn hatte er die wenigsten Informationen gefunden. Samuel Braxxas. Ein Außenweltler, dessen Vorfahre vor Hundert Jahren mit einem Freihändlerschiff nach Klunes II gekommen war. Beide schienen den gleichen Namen zu nutzen. Sollte er Meuren von dieser heißen Spur berichten? Nein, warum sich unnötig in Gefahr bringen? Mittlerweile bereute er seine voreilige Entscheidung, die Inquisition gerufen zu haben. Prankov ging zurück in sein Büro. Wenn Miller zurück war, sollte er sich mal genauer mit Samuel Braxxas beschäftigen. Es klopfte erneut an der Tür.
"Oh, Miller, kommen sie rein ich habe grade an sie gedacht..." "Chef, es hat wieder gebrannt," rief Miller aufgeregt. "Aber Miller, sie wissen doch das wir in dieser Sache auf dem Nordkontinent nicht mehr ermitteln dürfen..." Prankov wollte nur den Schein wahren, Miller wusste bestimmt längst womit sich sein Chef seit einigen Tagen wieder beschäftigte. "Ich rede auch nicht vom Nordkontinent. In einer Handelsstation ganz in der Nähe der Küste ist eine Luxusvilla explodiert und abgebrannt. Keine Spuren für eine Brandursache. Und vom Besitzer fehlt jede Spur." Prankov dachte kurz nach und nickte dann. "Gut, mal sehen was wir herausfinden können."

***

Menur suchte sorgfältig die nähere Umgebung nach einer verräterischen Bewegung ab. Der Gegner benutzte einen Bolter. Er war geübt im Umgang mit der Waffe und konnte meisterhaft schießen. Das war kein normaler Mensch. Das musste wirklich ein speziell ausgebildeter imperialer Agent sein. Irgendwann hatte er die Seiten gewechselt. Aber er hatte genau beobachtet wie Menur und seine Ordensbrüder seine Spuren beseitigt hatten. Er benutzte sehr seltene, hochwertige Ausrüstung und wendete sie an, um ihren Kurzstreckenfunk abzuhören. Er war über jeden ihrer Schritte informiert gewesen und hatte ihnen schließlich eine Falle gestellt. Dazu hatte er Sprengstoffe und Equipment benutzt, das er schon die ganze Zeit mit sich getragen oder schon hier deponiert hatte.
Wieder zischten Kugeln durch die Luft. Bruder Leam stand auf und rannte los. "Leam, nein!" Menur wollte ihn aufhalten, doch da wurde der Scout auch schon von einer Boltersalve zerrissen. Erst jetzt begriff er, dass sich Leam opferte, um die Position des Schützen ausfindig zu machen. Der Sergeant reagierte wie eine gut geölte Waffe und zielte mehr aus Reflex als bewusst auf einen der Bäume in der Nähe. Ein schwarzer Bolter purzelte aus der Baumkrone. Er musste den Gegner erwischt haben. Jetzt mussten sie reagieren! Menur sprang hoch und rannte feuernd auf den Baum zu. Bruder Gerril folgte ihm und zog sein Kampfmesser. Beide wollten den Feind schlagen und ihn büßen lassen für ihre toten Ordensbrüder. Menur sah das Kettenschwert von Luzifer auf dem Boden. Er griff es im Lauf und aktivierte es. Mit laut summender Klinge kam er dem Gegner näher. "Stelle dich endlich und kämpfe wie ein Mann! Erfahre deine Buße durch uns! Beim Imperator, kämpfe!" Menur schrie aus voller Kehle. Der Zorn überlagerte sein ganzes Denken. Er wollte nun endlich das Geheimnis lüften, dass ihn nun schon all die Tage beschäftigte. Welcher Mann konnte so wertvoll sein, das der Orden der Dark Angels keine Mühen und Verluste scheute um ihn zu stellen.
Die Baumkrone erzitterte als sich eine große Masse zwischen den Ästen bewegte. Eine riesige schwarzgepanzerte Gestalt sprang zu Boden und durchtrennte Gerril mit einem Schwert im Sprung die Kehle. Blut schoss in Fontänen zwischen den Fingern des Scouts, als er sich die Wunde zuhalten wollte. Doch waren es nur noch Reflexe eines Sterbenden. Gerril brach zusammen. Eine Lache schnell trocknenden Bluts umrahmte seinen fast abgetrennten Kopf. Menur wich zurück vor dem, in einer schwarzen Servorüstung gekleideten, Gegner. Er traute seinen Augen nicht. Die Rüstung trug die Insignien der Dark Angels! "Wer bist du? Wer bei Lion el Jonson bist du ?" Der Sergeant starrte fassungslos auf all die toten Scouts. Er dachte an die Zivilisten. An die Brandbomben. Warum? Wer war er? Der Schwarzgepanzerte bewegte sich mit der Gelassenheit und der Kraft eines ausgebildeten Space Marine. Er schwang das Schwert in einer eleganten Bewegung zur Seite und reinigte die Klinge von Gerrils Blut.
"Ich bin Braxx. Du hast genug gemordet Unwissender! Und in Unwissenheit sollst du sterben!" Das Schwert bewegte sich durch den erstarrten Scoutsergeant als sei er gar nicht da. Braxx verließ die Lichtung und setzte seine Reise zur Hafenstadt fort. Er wusste dass es noch nicht vorbei war.



Urheberrecht: Sven Lungershausen, 2002



Bewerte diesen Beitrag:

 




www.sphaerentor.com
[ Copyright © 2001 by Tobias Reinold & Huân Vu | Alle Rechte vorbehalten ]
Impressum | Datenschutz
 
>