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FESTUNG

Finsternis.
Wie eine schwere Decke umschloss die Dunkelheit Beli, die ihm jeden Platz zum Atmen nahm. Mit jedem Zucken eines Muskels wurde es schlimmer. Er fühlte einen unnachgiebigen Druck auf seine Brust als wolle ihn jemand ersticken.
Bewusstlosigkeit ergriff seinen Körper

Beli erwachte erst wieder als er ein schweres Klatschen vernahm.
Er wurde geschlagen, aber kein seliger Schmerz erfüllte ihn.
Seine Lieder waren schwer und kaum hatte er es geschafft die Augen zu öffnen so war er gezwungen dem Sog nachzugeben und seine Lieder wieder fallen zu lassen; der Raum indem er sich befand war in ein gleißendes Licht getaucht.
Sofort endeten die Schläge.
"Er ist wieder bei uns!"
Beli öffnete erneut seine Augen, aber nur einen kleinen Spalt. Er erkannte einen verschwommenen Schatten welcher sich über ihn beugte. Der Schatten wandte sich von ihm ab und gestikulierte wortlos mit einer Person außerhalb Belis Sichtfeldes. Das Licht wurde herunter gedimmt und Beli konnte die Augen schmerzfrei öffnen. Beli spürte eine vertraute Nähe.
"Gabriel?"
"Ja mein Freund!"
"Wo... Wo bin ich hier? Was ist mit mir passiert?"
Beli spürte wie sich der ganze kalte Tisch auf dem er lag aufrichtete so das er die gegenüberliegende Wand erkennen konnte an denen Instrumente hingen die Beli glauben ließen er wäre in der Schlachterei seines alten Ordens angekommen.
"Das ist eine interessante Frage Beli, dieser Raum hier ist schon uralt gewesen als ich das erste Mal die Augen öffnete. Er gehört zu unserer Bastion, zu unserem Pol der Ruhe. Abseits von dem Imperium mit all seinen kleinlichen Problemen."
Beli rutschte von der Bank und erkannte die andere Person im Raum. Ein Apothecarius in ungewohnter schwarzer Rüstung. Beli blinkte Gabriel fragend an. Dieser lächelte und winkte ab. "Ja Beli, du hast noch sehr viel zu lernen. Aber das macht nichts denn jetzt hast du sehr viel Zeit dafür, wenn nicht sogar eine Ewigkeit." Gabriel ging zu einem Stuhl und wies auf einen schwarzen Zweiteiler, der der ehemaligen Uniform Belis bei den Imperial Fists nicht unähnlich war.
"Hier liegt deine neue Uniform welche wir alle tragen wenn wir hier sind. Leg sie bitte an und dann werde ich dir unser kleines Reich zeigen!"
Mit diesem Worten drehten sich Gabriel sowie der Apothecarius um und verließen den kalten Raum. Belis Beine fühlten sich ein wenig zittrig an. Er wankte auf den Stuhl zu fühlte aber wie seine Kräfte sehr schnell zurückkehrten und als er den Stuhl erreicht hatte war er wieder so erfüllt mit Kraft wie eh und je. Die Uniform bestand aus einer Anzugshose und einem knopflosen Hemd, dessen Stehkragen ihm bis unter die Ohren reichte. Ansonsten war sie schmucklos, wies weder Besatzstücke oder Kennzeichnungen auf. Nachdem er fertig war ging er zu einem mannshohen Spiegel.
Als er sein Spiegelbild sah sprang er überrascht zurück und lies sich in Kampfposition sinken. Dann merkte er, dass es tatsächlich sein Spiegelbild gewesen war das er dort eben gesehen hatte.
Seine Statur war wie immer kräftig und zeugte von jahrzehntelangen Training und den Schlachten die er gefochten hatte. Aber sein Gesicht! Es hatte sich verändert. Es war leichenblass, fast weiß, seine Lippen schmal und seine Augen, was war mit seinen Augen passiert? Kein Weiß war in ihnen mehr zu sehen, nur ein grenzenloses Schwarz, das seine Augen wie endlose Korridore in ein noch endloseres Nichts erscheinen ließen. Auch seine Haare waren nun von unsagbarer Dunkelheit wo sie doch vorher von einem goldenem Blond gewesen waren. Beli konnte es nicht glauben. Er wich zurück und verließ den Raum. Als sich die Tür hinter ihm schloss, lehnte er sich an die gegenüberliegende Wand des Korridors und schloss diese neuen, dunklen Augen. "Interessant nicht wahr, Narben, Verbrennungen oder einfach nur Eitelkeit sind euch immer egal oder gar völlig fremd. Aber die Veränderungen die ihr hier durchlebt, schockieren euch ein jedes Mal. Na ja egal, das legt sich schon wieder. Aber das ist nun mal der Preis, den man bezahlen muss!"
Beli blieb eine Weile stumm. Dann nach mehreren schier endlos erscheinenden Minuten in dieser gespenstischen Stille welche in dem Korridor vorherrschte, hob Beli wieder sein Haupt und versuchte Gabriel anzusehen. Mit ruhiger Stimme stellte er seine Frage:
"Wofür? Was bekomme ich dafür, dass ich aussehe wie ein von der Menschlichkeit verlassener Mutant?" "Oh Beli du bist doch kein Mutant. Ich denke für die Unsterblichkeit solltest du bereit sein auch ein wenig zu geben!"
"Unsterblichkeit?"
"Ja Beli, habe ich das etwa vergessen. Tja ich werde doch alt! Entschuldige meine lachse Sprache, aber du gehörst nun zu der Fraktion die niemals vergehen kann, nicht mal wenn dein Körper zerstört wird. Ein Vorteil die du den Renegaten zum Beispiel voraushast."
"Aber wie... ."
"Später mein Freund, ich zeige dir nun erst mal unsere kleine Welt die wir uns hier erschaffen haben."

Gabriel führte Beli zunächst zu einer kleinen kargen Zelle die sich nicht groß von seiner Zelle auf der Ordensfestung der Imperial Fists unterschied. Sein privates Heim. Mit jeder Minute die sie durch Gänge mit schattenhaftem Licht schritten wurde Beli bewusster, dass sie außer dem seltsamen Apothecari keinem Menschen mehr begegnet waren. Lediglich Servitoren welche ihren Arbeiten stumm nachgingen kreuzten ihren Weg.
Gabriel spürte die Gedanken Belis.
"Der Grund warum uns hier keine weiteren Brüder begegnen ist der das sie sich momentan alle in der großen Halle versammelt haben. Es ist Zeit fürs Essen."
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Durch unzählige Korridore, vorbei an großen Plattformen die einen Blick in eine absolute Finsternis ermöglichten die diese Feste zu umgeben schien. Auch diese Gedankengänge schien Gabriel zu verfolgen.
"Der Warp, heute ziemlich ruhig. Ansonsten ist er immer sehr chaotisch wenn die Manifestationen versuchen sich Zugang zu unserem Heim zu verschaffen. Selbstverständlich können sie es aufgrund der Warp - und Psykuriumschilde nicht schaffen. Außerdem sind wir mit mächtigen Bruder - Scriptoren gesegneten die regelmäßig hinausgreifen und sogar mächtigste Manifestationen zerschlagen."
"Manifestationen?"
"Ja, eure Scriptoren nennen sie Dämonen. Dieser Begriff ist aber nicht zutreffend. Der Dämon ist eine Kreatur die ursprünglich von göttlichen Gehilfen durch eine Art Unfall geschaffen wurden, die Aufzeichnungen darüber sind sehr alt, wieder mal älter als ich es bin, aber sie sind auch nur Teile von abergläubischen Geschichten. Aber der Name Dämon setzt voraus, dass es auch einen Gott gibt. Da wir hier daran nicht glauben, kann es folgerichtig auch keinen Dämon geben. Wir glauben und ich bin mir da relativ sicher, dass die Dimension, die wir Warp nennen verbunden ist, mit unserer Wirklichkeit. Jeder Mensch, Beli, hat einen Bezug zum Warp, den er auch beeinflussen kann wenn er stark genug ist. Ansonsten spürt er ihn nicht kann aber auch schwache Wellen unbewusst aussenden. Diese Wellen im Warp werden verursacht durch Emotionen wie Furcht, Hass, Abscheu oder auch Liebe. Wenn die Emotionen sich häufen und viele Menschen so empfinden und unter ihnen sich auch mächtige Wesen befinden dann kann diese emotionale Welle sich hier zu einer Kreatur manifestieren welche die konzentrierte Emotion darstellt, dazu braucht es sehr viele Individuen, ganze Völker sind hierzu nötig, aber es geht. Je mehr Individuen desto größer und mächtiger die Kreatur. Du kennst sicher das Volk der Eldar?"
Beli nickte bestätigend, er hatte schon oft gegen die schlanken Wesen gefochten. Gabriel fuhr fort. "Sie sind ein sehr altes Volk. Sie haben schon im Universum geherrscht als wir noch die ausschließlich die Erde bewohnten. Wenn wir den Informationen die wir haben glauben können, dann ist dieses Volk der Dekadenz anheim gefallen. Nun, es gipfelte darin, dass durch ihre kollektive Sucht nach Vergnügen eine Art Übermanifestation geschaffen wurde. Ein Wesen wie es nur sehr wenige im Reich des Warp gibt. Eine Macht die fern unseres Vorstellungsvermögens liegt." Gabriel atmete tief durch. "Nun aber genug dieser Sachen. Du weißt noch zu wenig über das Wesen des Universums um das alles zu verstehen. Die Zeit wird es dir offenbaren."
Sie gelangten an ein großes Tor. Stille hüllte die beiden Männer ein als davor standen. Gabriel wandte sich zu Beli und sah ihm ins Gesicht. Bevor er wieder etwas sagte konnte Beli erkennen wie Gabriel fast ein wenig verlegen wirkte, er rieb sich kurz die Nase.
"Tja, Beli. wie ich dir schon erzählte sind mir die unterschiedlichsten Charaktere gefolgt, dies hat unweigerlich zur Folge, dass es einen Austausch an Traditionen gibt, von denen einige assimiliert werden und andere die wegfallen. Deshalb werden dir viele unserer Riten ungewöhnlich vorkommen wenn nicht sogar ziemlich absurd. Nun bis vor ungefähr einem Jahrtausend verhielt sich die Nahrungsaufnahme in einem Rahmen, die dir bekannt sein dürften. Nun dann folgte mir allerdings ein großer Teil einer Großkompanie der Space Wolves. Nun seitdem geht es hier bei uns, wie sie es sagen, erheblich geselliger zu. Wir sind nun eine Familie, die es nicht so genau nimmt mit den Riten der Codex Orden. Aber bitte betrachte es selbst." Gabriel betätigte einen Schalter neben dem Tor. Sofort als sich ein Spalt gebildet hatte drang unglaublicher Lärm von tausenden Stimmen aus dem dahinter verborgenen Saal.
Das erste was Beli auffiel war, dass keine Empore vorhanden war, auf denen die Kommandeure saßen. Nur viele lange, grobe Tische. An ihnen saßen die Brüder dieses Ordens aber nicht geordnet sondern es war ein einziges Chaos.
Beli beobachtete einen Marinesoldaten mit Reißzähnen und langem wallendem schwarzen Bart der einen seiner Brüder über seinem Kopf stemmte und ihn mehrere Meter weiter auf einen Nachbartisch stieß. Der Bruder klatschte mitten in eine Fleischplatte und die Brüder die drum herum saßen sprangen wild fauchend auf um eine Schlägerei zu beginnen.
Beli drehte sich entsetzt zu Gabriel um.
"Das sind keine Brüder, das ist ja ein Tollhaus!"
Gabriel lächelte und mittlerweile breitete sich die von dem Space Wolve initiierte Situation zu einem handfesten Gefecht aus.
"Nun du musst verstehen Beli, die hier anwesenden Brüder sind Tag für Tag, die meisten seit Jahrhunderten oder seit Jahrtausenden jeden Tag mit der Realität konfrontiert. Um in den Schlachten die wir zu schlagen haben funktionieren zu können nehmen sie sich dieses Ventil. Es ist notwendig und wenn ich ehrlich sein soll dann bringt es auch Spaß. Es ist etwas anderes als ständig zu kämpfen. Die Fertigkeiten haben die anwesenden Brüder schon bis zur Perfektion im Blut. Da brauchen sie kein Training mehr. Sie brauchen Ablenkung." Mit diesen Worten klatschte ein Soldat mit dem Rücken etwas oberhalb von ihrer Position an die Wand und rutschte zu Boden. Seltsam verdreht blieb er regungslos auf dem Boden liegen. Beli war entsetzt.
"Er ist tot!"
Gabriel schmunzelte nur.
"Pass auf Beli, keinem der Anwesenden hier, das schließt uns beide ein, ist in Gefahr zu sterben. Eure Körper werden zerschmettert oder verdampfen in Plasma das heißer ist als tausend Sonnen. Aber ihr kommt immer wieder."
Beli sah wie sich der verdrehte Körper auflöste und verschwand.
"Wo ist er jetzt?"
"Er wird in einigen Sekunden wieder hier sein. Wir haben in dieser Festung eine geheiligte Halle ohne vollständige Psykurium-Abschirmung, in der erscheinen sie wieder. Ich kann es nicht erklären. Es ist einfach so." Mit diesen Worten trat der Bruder durch das Tor und stürzte sich mit einem Schrei der Wut auf den nächsten Bruder.

FORTSETZUNG FOLGT...



Urheberrecht: Martin Behm, 2002



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