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WAHRER GLAUBE

Reed wollte Soldat werden.

Diesen Entschluss hatte er gefasst als er ein kleiner Junge war, und durch seine Stadt eine Parade der Imperialen Armee lief.
Er sah die mächtigen Panzer, die goldenen Verzierungen und die Orden, den Adler und die Totenköpfe. Es hatte ihn schwer beeindruckt. Als er in der Schule den Glauben des Imperiums beigebracht bekam, machte er sich Vorstellungen vom heiligen Imperator.
Der Imperator, eine riesige Gestalt in einer Rüstung die aus Licht zu bestehen schien, auf einem goldenen Thron, im gigantischen imperialen Palast. Das Opfer des Imperators. Vor seinem geistigen Auge sah er wie der Imperator den abtrünnigen Kriegsherren vernichtend schlug.
Die Geweihten des Adeptus Astartes. In glänzende polierte Rüstungen gehüllt, mit ihren gesalbten Waffen und mächtigen Panzern. Er sah einen Inquisitor bei seiner imaginären Streitmacht stehend, in der einen Hand hielt er eine blau-schimmernde Plasmapistole und in der anderen einen leuchtenden Hammer.
Legionen von Soldaten jubelten und riefen dem Imperator zu. Die Leute sangen Lieder an den Imperator und die Chöre stiegen auf in den Himmel. Die Menschheit war unbezwingbar, solange tapfere Soldaten und gläubige Männer sie verteidigten, hatte sein Lehrer gesagt. Alle Aliens, Mutanten und Verräter wurden von den jubelnden Armeen der Menschheit weggewischt, und es blieb ein galaktischer Frieden.
Vor seinem Auge sah er die gewaltigen Statuen und die riesigen Kirchen, die zu Ehren des Imperators errichtet worden waren. Früher hatte er sich immer vorgestellt, wie es wäre, als imperialer Soldat zwischen den triumphierenden Massen von Menschen zu stehen und den Frieden des Imperiums auf unzählige Welten zu bringen und ihn zu erhalten. Er sah sich schon als Veteran, mit vergoldeter Rüstung und einem Schwert, das vor Energie glomm, die Litaneien rezitierend, als erster auf die Verräter zustürmen welche unter seinen mächtigen Hieben fielen.


Reed wollte Soldat werden und er wurde Soldat.

Und nun stand er dort und es war kalt. Eine Flut aus Wasser ergoss sich über ihn und das Schlachtfeld. Er spähte aus dem Graben, und sah die Wand aus Klauen und Tentakeln, die sich auf seine Stellung zuschob.
Der Himmel war schwarz gefärbt, von den Kreaturen die in ihm flogen. Er lehnte sich mit dem Rücken zur Wand des Schützengrabens. Alles war dreckig, alles war tot. Seine Kameraden lagen aufgeschlitzt und durchlöchert auf dem Boden. Im Schlamm sah er die blutige Gestalt eines Kommissars liegen. Der Glanz seiner Rüstung war vom Dreck verdeckt, der Mantel durchnässt und ihm fehlte ein Arm und der Kopf.
Reed stütze sich auf sein Lasergewehr und sah zurück, zu der Masse von Monstern, die er nun genau erkennen konnte. "Der Imperator hat mich verlassen." Er erinnerte sich, an den Tag wo der Kommissar seinen Freund hingerichtet hatte. Weil dieser versucht hatte sich davonzuschleichen. Er und Reed kannten sich aus der Schule und ließen sich gemeinsam zur Armee einweisen. Sie waren zusammen in der Stadt herumgelaufen und hatten damit geprahlt, dass sie bald tolle Uniformen und richtige Laserwaffen bekommen würden.
"Menschen sind ersetzbar." Sie waren als Speerspitze eingesetzt worden und Reed wusste nun auch wieso. Sie waren Neulinge und somit ideal als Schutzschild für die Regimenter dahinter. Diese Erkenntnis ließ Reed erschaudern.
Dann überkam ihn der Zorn. Wut, auf seine Vorgesetzten, seine Kameraden, die anderen Regimenter, die Aliens, die Ketzer und alle anderen niederträchtigen Kreaturen. Er riss sein Lasergewehr hoch, wirbelte herum und sprang mit einem markschütternden Schrei aus dem Graben. Bevor er seinen Schlachtruf zu Ende schreien konnte, bohrten sich zwei Sensenklauen durch seine Brust und rissen ihn auseinander.
Der Liktor streifte die Hälften des Menschen unbeeindruckt am Boden ab und stürmte weiter.
Reed wollte Soldat werden und er war Soldat.



Urheberrecht: Felix Schmidbaur, 2008



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