Angus schloss betrübt die Augen. Doch auch so konnte er die blutigen Szenen nicht vertreiben, die er an diesem Ort wahrnahm. Es waren die letzten Augenblicke im Leben der neun Scouts, die den Gefallenen verfolgt hatten. Seine telepatischen Sinne nahmen ihre Todesqualen auch noch jetzt wahr. Der Gefallene hatte die Scouts eiskalt in eine Falle laufen lassen. In einem Baum hatte er gelauert. Er hatte sie aus dem Hinterhalt angegriffen, wie man es von einem Verräter am Imperium erwarten konnte. Luzifer war als erster gestorben. Angus und die ihn begleitenden Deathwing-Veteranen hatten seine Körperteile zusammengesucht und die, dem Primarchen sei Dank, noch unversehrten Progenoide geborgen. Er war auf eine versteckte Landmine getreten und hatte damit noch weitere ausgelöst. Aber es gab einen Überlebenden. Es war Menur, der erfahrene Spurenleser und grüblerische Denker. Der gefallene Engel hatte ihn mit einem Schwert fast gezweiteilt. Nur die keramisch verstärkten Knochen der Space Marine Anatomie hatten seine wichtigsten Organe vor schlimmeren Schaden bewahrt. Der schwerverletzte Sergeant hatte beide Beine eingebüßt und war in ein Heilkoma gefallen. So hatte sich Menurs Körper vor hohem Blutverlust geschützt. Angus hatte bereits versucht in Menurs Gedanken einzudringen, aber irgendetwas hatte dem Scoutsergeant vor seiner Verletzung einen schweren geistigen Schock verpasst. Etwas, das Angus den Weg in den Geist des Schwerverletzten versperrte. Alles was Angus immer wieder hörte war "Braxx".
Eine schwer gepanzerte Hand legte sich auf die Schulter des Scriptors. Angus wusste sofort das es Valentinus war. Er war der momentane Anführer des Veteranentrupps und Angus bester Freund. "Wir sollten aufbrechen. Der Verräter hat etwa vier Stunden Vorsprung. Die Besatzung des Thunderhawk wird unsere toten Brüder bergen und zurück zur "Racheengel" bringen. Wir werden den Verräter kriegen und ihn zahlen lassen, für das was er unseren Brüdern angetan hat. Und für das was er unserem Primarchen vor langer Zeit antat." Valentinus Zorn brandete in Angus' Geist. Die Augen des Deathwing-Veteranen leuchteten rot auf. Es waren Implantate. Seine richtigen Augen waren bei einer Schlacht gegen Chaos Space Marines geblendet worden. Er hatte blind weiter gekämpft und jeden hartnäckig niedergestreckt, der seine Stellung überrennen wollte. So hatte er die Flanke lange genug halten können bis die Reservetruppen eintrafen. "Ja, lass uns aufbrechen." Angus schritt in die Richtung, die der Gefallene genommen hatte. Dabei dachte er an die neun toten Ordensbrüder. Warum nur weigerte sich der Verräter Buße zu tun? Nun wallte auch in Angus der Hass auf. Er sammelte ihn und den seiner ihn begleitenden Ordenbrüder. Ja, er sog ihn geradezu auf und schmiedete ihn zu einem geistigen Schwert. Dieses Schwert würde er solange in der Glut seiner zornigen Gedanken bearbeiten bis er dem gefallenen Engel endlich gegenüberstand. Dann würde er es ihm durch seine zwei dunklen Herzen hinter seiner gepanzerten Brust stoßen. Dieser Psi-Attacke würde er nicht entkommen. Es würde keinen Schutz für ihn geben. Denn Angus würde ihm nicht nur seinen eigenen, sondern auch den Hass und die Wut seiner Brüder entgegenschleudern.
***
Meurens Schiffsensoren hatten das Eintreffen eines weiteren Dark Angel Kreuzers im Klunes System gemeldet. Es war die "Wut". Eines der Flagschiffe des Ordens, das nur selten gesichtet wurde. Nach einem kurzen Rendezvous mit der "Racheengel", verließ das Schiff das System auch schon wieder genauso heimlich, wie es gekommen war. Meurens Neugierde war geweckt. Was hatte die "Wut" im System gewollt? Hatten die Dark Angels etwa schon gefunden was sie suchten und es an die "Wut" weitergegeben? Nein, davon hätte Meuren schon erfahren. Er überwachte nun gezielt die Bewegungen aller Thunderhaws, die die Dark Angels auf Klunes II einsetzten. Dadurch hatte er auch von dem Kampf erfahren, der erst vor kurzem in den Wäldern stattgefunden hatte. Seine Satelliten hatten mehrere Erschütterungen im verdächtigen Zielgebiet aufgezeichnet und sie als Minen erkannt. Meuren hatte mehrere tote Space Marine Scouts auf den Satellitenaufnahmen entdeckt und kurz darauf war ein Dark Angel Thunderhawk eingetroffen und hatte die Toten geborgen. Leider war der Satellit bei seiner Umkreisung über dem Zielgebiet, auf nichts Neues aufmerksam geworden. Fakt war aber, das sich sowohl der Gejagte, als auch die Dark Angels auf die kleine Hafenstadt Königshafen zu bewegt hatten. Meuren war klar, das er unbedingte verhindern musste, dass die Dark Angels die Stadt vor ihm erreichten. Er durfte nicht zulassen, das sie die ganze Stadt niederbrannten, nur um Beweiße zu vernichten. Nein, vorher wollte er selber sehen, was wichtig genug war, dass die Dark Angels wahrscheinlich eine weitere Stadt dem Erdboden gleichmachen würden. Meuren hatte sofort seine Männer in die Stadt gesandt, um dort die Aktivitäten jeder verdächtigen Person zu überwachen und die Dark Angels, sollten sie die Stadt doch noch vor dem Inquisitor erreichen, vom brandstiften abzuhalten, falls es soweit kommen sollte.
Kurz hatte Meuren sogar daran gedacht den Prankov einzuweihen, allerdings war der Fall zu mysteriös als das er es riskieren wollte, eine planetare Hysterie auszulösen. Vorerst wollte er den Chefermittler außen vor lassen. Vielleicht würde sich dieser später noch als nützlich erweißen.
"Meister Inquisitor, wir erreichen in Kürze Königshafen." Kam es über die interne Komablage der konfiszierten Luxusjacht, mit der Meuren die Hafenstadt von der Seeseite her ansteuerte.
"Gut, bereiten sie alles vor!"
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Larson hatte den Wagen schon das dritte Mal gewechselt. Dieses Mal hatte er sogar dafür gezahlt und den Verkäufer am Leben gelassen. Dieser würde sich sein Gesicht sowieso falsch einprägen da Larson sein Äußeres in den letzten Tagen, seit seine Villa hochgegangen war, genauso oft verändert hatte, wie seine Reisefahrzeuge. Seine "Reise", wenn man eine Flucht vor einem Verfolger, von dem man wusste, dass er einen umbringen wollte, so nennen konnte, war bisher ohne Zwischenfälle verlaufen. Die Dark Angels schienen wirklich nur hinter Braxx her zu sein. Er hoffte sein langwieriger Freund und Ordensbruder würde es rechtzeitig zum vereinbarten Treffpunkt schaffen. Larson hatte das Freihändlerschiff von Lirsan nie verkauft. Im Gegenteil. Auf dem Klunes-Raumhafen hatte er es generalüberholen lassen und dabei die Antriebe und die Panzerung verstärkt. Mit Hilfe seines Vermögens bestach er einen Raumhafenbeamten und erwarb so die Papiere für einen Transport nach Klunes IV. Alles sah aus als hätte das Schiff den Planeten verlassen und sei nie wieder gekehrt. Der Beamte hatte kurz vor seinem "tödlichen" Unfall dafür gesorgt, dass sämtliche Akten und Einträge im planetaren Handelsregister gelöscht wurden. Braxx und er hatten das Schiff auf einer der vielen unbewohnten Inseln vor dem Südkontinent versteckt und in den Stasibehältern der Frachträume alles verstaut, was für einen schnellen Start ins All nötig war. Falls es einmal dazu kommen sollte, dass sie zur Flucht gezwungen waren, wollten sie sich auf der Insel treffen und den Planeten schnellstmöglich verlassen. Ihr nächstes Ziel wäre dann einer der anderen vier Planeten. Dort würden sie dann schon eine neue Reise ins All, zu einer neuen Welt auf der sie untertauchen konnten finden. Larson würde bald eine der Küstenstädte erreichen. Dann würde er erst mal ein paar Tage verweilen und auf etwaige Verfolger achten und sie wenn nötig beiseite schaffen. Wer weiß, vielleicht war man ihm schon auf die Schliche gekommen?
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Braxx hatte Königshafen kurz vor Sonnenuntergang erreicht. Er hoffte im Schutz der Dunkelheit schnell und unauffällig zum Hafengelände zu gelangen. Er hatte seine Rüstung in einem gestohlenen Wagen verstaut, der betäubte Besitzer würde ihn später aus dem Wasser fischen können. Dafür, dass es eigentlich kurz vor Ladenschluss war, waren noch verdächtig viele Leute unterwegs. Noch verdächtiger war aber, dass es auffallend viele Männer waren, die aussahen als würden sie jeden Tag Gewichte stemmen. Also war das Militär schon da. Bei der Brandspur, welche die Dark Angels quer über den Nordkontinent gezogen hatten, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die planetaren Ordnungskräfte ihre Schlüsse gezogen hatten. In einer Seitengasse bemerkte er einen gepanzerten Einsatzwagen, wie er ihn auch schon von anderen Einsätzen des Adeptus Arbites auf anderen Welten kannte. Der Wagen war halb hinter einigen Fässern geparkt, um weniger aufzufallen. Nun das würde die ganze Angelegenheit nur noch etwas interessanter machen.
Vor einer Bar parkte Braxx den Wagen und trat in das verrauchte Innere. Er bestellte sich ein Bier und fragte den Barkeeper nebenbei was denn los sei und warum noch so viele Leute unterwegs waren. So erfuhr er, dass keiner der Fischer mehr aufs Meer raus dürfe, weil die PVS-Marine dort angeblich Manöver abhalte. Seit zwei Tagen ginge das nun schon und es kämen immer mehr Sicherheitsbeamte und Militärangehörige in die Stadt. Angeblich um die Versorgungsschiffe der Marine zu überwachen und neu mit Munition und Vorräten zu bestücken. Der Barkeeper beschwerte sich auch über die nun strengeren Ausgangzeiten und die extra für den Manöverzeitraum angesetzte frühe Sperrstunde. "So, so. Hör zu, ich arbeite zwar die meiste Zeit im Wald, aber ich kann immer noch erkennen, wenn mir einer nur die Hälfte erzählen tut. Das Manöver kann doch nicht alles sein, was hier abgeht, oder?" Braxx machte sich etwas größer und spielte den grobschlächtigen Holzfäller, der mal für einige Tage in die Zivilisation gekommen war, um seinen Lohn in flüssige Güter umzusetzen. Der Barkeeper, ein schmächtiger Mann mit einem Glasauge, wollte keinen unnötigen Ärger und erzählte Braxx, was man so munkelte. Es hieß die Ermittler des Gouverneurs jagten seit einiger Zeit eine Gruppe religiöser Fanatiker durch die Wälder. Dabei solle es sich um die Brandstifter handeln, welche weiter oben im Norden ganze Ortschaften abgefackelt hätten. Königshafen sollte wohl das nächstmögliche Ziel sein, das sie ansteuerten. Nach einem weiteren Bier verabschiedete sich Braxx und ging zum Wagen. Er musste die Stadt um jeden Preis verlassen. Er würde sich ein Boot besorgen müssen. Und er würde es schnell machen müssen. Zwar hatte er seinen Vorsprung auf dem letzten Stück, dank seiner guten Ortskenntnisse noch etwas ausbauen können, aber die Dark Angels waren ernstzunehmende, verschlagene Gegner, die nicht ruhen würden bis sie ihn hatten.
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"Hier Posten Drei. Keine verdächtigen Vorkommnisse in der Umgebung. Alles ruhig. Ende!" sprach Corporal Kalvin in sein Headset. Er hatte mit seinen Männern etwa vier Kilometer vor Königshafen Stellung bezogen und überwachte einen Waldweg. "Okay, Posten Drei. Weitermachen!" Kam die Antwort der mobilen Zentrale. Kaum hatte Kalvin sich wieder richtig in Position gelegt, als auch schon eine servoverstärkte Hand ihm mit einem trocknen Knacken das Genick brach. "Das war der Letzte, weiter!" Valentinus warf den leblosen Körper des Korporals in ein Gebüsch und setzte sich in Richtung Königshafen in Bewegung. Zehn Veteranen der Dark Angels in knochenbleichen Terminatorrüstungen waren bereit eine Stadt voller Militärtruppen anzugreifen. Angus hatte sich während der Jagd immer mehr in sich zurückgezogen und konzentriert nach den Gedanken des Gefallenen Engels gesucht. Je näher sie sich der Stadt näherten, um so mehr hatte er von der angespannten Stimmung der Bewohner gespürt. Nur ihm hatten sie es zu verdanken, dass sie bis jetzt jeden der Wachtrupps entdeckt hatten, die alle wichtigen Zufahrtswege zur Stadt bewachten. Valentinus hatte gespürt, das Angus die ganze Angelegenheit zu einer persönlichen Fehde gemacht hatte. Der Scriptor strahlte eine Aura von zorniger Entschlossenheit aus, die Valentinus bisher nicht an ihm bemerkt hatte, und die fast greifbar war. Er war es gewesen, der sie auf verschlungenen Pfaden und kaum sichtbaren Wildwechseln immer näher an den Gefallenen heran geführt hatte. Er hatte das Tempo bestimmt. Nun waren sie kurz vor dem Ziel. Angus war sich ganz sicher, dass der Verräter die Stadt noch nicht verlassen hatte. An jeder seiner Bewegungen konnte man ablesen, wie sehr es den Scriptor zu einer Begegnung mit dem Gegner hinzog. Und Angus war nicht allein. Alle Mitglieder des Veteranentrupps bewegten sich mit äußerster Konzentration durch das stadtnahe Waldgebiet. Valentinus konnte ihre Funksprüche abhören. Noch ahnten die imperialen Truppen nichts von ihrer Anwesenheit. Aber es würde nur noch wenige Augenblicke dauern, bis die Dark Angels in der Stadt waren. Dann würde sich nichts mehr zwischen sie und ihr Ziel stellen können.
"Ich spüre ihn! Er ist nicht weit entfernt...Wir müssen zum Hafen! Er will über das Meer entkommen!" Angus Stimme hatte einen fiebrigen Unterton bekommen. "Dann holen wir uns den Verräter!" Valentinus lud den Sturmbolter durch und das klickende Geräusch fand ein Echo bei den Ordensbrüdern der Deathwing-Veteranen.
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Kurz zuvor...
Larson hatte es geschafft. Er saß in einem Boot und nahm Kurs auf die unbewohnte Insel. Ihm waren keine Verfolger aufgefallen und er hatte beschlossen nicht noch mehr Zeit zu verschwenden. Braxx hatte wahrscheinlich erhebliche Schwierigkeiten auf dem Nordkontinent. Mit Hilfe seines kleinen Gerätes hatte er erfahren, dass das Militär große Truppenbewegungen im Bereich von Königshafen durchführte. Inoffiziell handelte es sich um eine Gruppe Dark Angels, die die Stadt angreifen wollten. Offiziell war die Rede von einer Gruppe Ketzer, die schuld waren an den Brandkatastrophen vor einigen Wochen. Ein Inquisitor namens Meuren leitete den Einsatz. Das war interessant. War die Inquisition etwa endlich hinter das Geheimnis der Gefallenen Engel gekommen? Wusste Sie von Braxx und von seinen Verfolgern? Die Dark Angels legten sehr großen Wert darauf ihr dunkles Geheimnis vor dem Rest des Imperiums und besonders vor der Inquisition zu verbergen. Larson wusste das es nicht das erste Mal sein könnte, wenn dem Inquisitor ein "tödlicher" Unfall zustoßen oder er zufällig bei der Ausübung seiner Pflicht sterben würde. Er selbst hatte schon einige zu neugierige Schnüffler beseitigt. Wenn die Dark Angels von der Anwesenheit des Inquisitors wussten, wären sie nur noch entschlossener bei ihrer Jagd auf Braxx. Wenn Larson es rechtzeitig schaffte das Freihändlerschiff klar zu machen, hoffte er seinem Ordensbruder zu Hilfe eilen zu können. Vielleicht könnte er ihn auch auf halber Strecke aufnehmen und dann mit ihm ins All verschwinden. Er würde seinen Bruder nicht im Stich lassen.
Über die Rehling des Militärbootes gebeugt entlehrte der planetare Chefermittler nun schon zum dritten Male seine Mageninhalt in die schäumende See. Miller stand mit einem Glas Wasser und einem Lappen neben seinem Vorgesetzten und reichte ihm beides. Prankov wischte sich das Gesicht sauber und spülte seinen Mund aus, um den sauren Geschmack los zu werden. "Wollen sie sich nicht doch lieber etwas hinlegen?" fragte Miller. "Nein!" schnauzte Prankov ihn an. Seine Laune war nicht die beste, seit er auf das schaukelnde Schiff gekommen war. Es war seine Idee gewesen den Verdächtigen auf dem Seewege zu verfolgen immer kurz außer Sicht- und Sensorenreichweite. Die Position des verdächtigen Schiffes überprüften sie alle zwei Stunden mit einem Aufklärungsflugzeug. Auf dem Land waren die Spuren des Mannes besser zu verfolgen gewesen. Zuerst war seine Villa explodiert und man hatte nur noch einige Fleischfetzen gefunden. Doch Augenzeugen wollten gesehen haben, wie der Mann kurz vorher die Gegend zu Fuß verlassen hatte. Sein Name war Lirsan Larson. Und da hatte es schon das erste Mal bei Prankov geklingelt. War Lirsan nicht der Name des Freihändlers gewesen, mit dem Samuel Braxxas nach Klunes II gekommen war? War dies etwa ein weiterer Nachfahre eines Außenweltlers? Zufall? Oder eine weitere Spur zur mysteriösen Verschwörung, in der auch die Dark Angels und die Inquisition verwickelt waren? Lirsan Larson hatte ein gutes Leben geführt. Er hatte sein Geld mit dem Verkauf von Edelhölzern gemacht und war ein gern gesehener Nachbar gewesen. Aber dann hatte er von heute auf morgen seine Villa in die Luft gejagt. Danach hatte er sich mit verschiedenen Identitäten und Fahrzeugen in Richtung Küste abgesetzt. Das Verhalten war eindeutig verdächtig. Lirsan Larson war auf der Flucht! Aber vor wem? Prankov wollte es herausfinden.
Außerdem war es ein guter Vorwand Meurens Anweißungen, sich aus dem Fall herauszuhalten, zu umgehen.
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"Sir, Posten 3, Posten 6 und Posten 8 melden sich nicht mehr. Ich bekomme keine Verbindung zu den einzelnen Männern!" rief der Funker. Meuren nickte und schaute auf die Karte an der Wand, wo die einzelnen Stellungen der Posten eingezeichnet und immer auf den neusten Stand gebracht wurden. Alle waren im westlichen Sektor postiert gewesen. Es handelte sich also um ca. dreißig Mann, die die Dark Angels mal eben im Vorbeigehen erledigt hatten. Mit jedem neuen Posten waren sie näher an die Hafenstadt gekommen. Meuren sah genauer hin und sagte gedankenverloren: "Benachrichtigen sie ihre Männer von Posten 10 und Posten 4. Die Dark Angels greifen bereits an. Und geben sie Groß-Alarm." Meuren freute sich innerlich. Die Dark Angels würden nun in sein von ihm aufgebautes Netz von Posten und Kampftrupps geraten und sich immer mehr den schweren Waffen im Stadtinnern nähern. Wenn sie ihren Fehler bemerkten, würde es bereits schon zu spät für sie sein. Schnell begab sich der Inquisitor in seine persönliche Kabine um dort seine schwere Körperpanzerung anzulegen. Der Kampf war nicht mehr fern und er würde daran teilnehmen und den Dark Angels endlich ihr dunkles Geheimnis entreißen. Als er sich das wertvolle Energieschwert umgeschnallt hatte und den Psibolter nachgeladen hatte trat er aufs Hauptdeck. Von dort erwartete er die Ankunft des Panzerwagens der ihn in die bevorstehende Konfrontation mit den Dark Angels tragen sollte. Ganz am Rande seines Bewusstseins spürte er ein sehr konzentriertes wachsames Gedankenmuster. Vielleicht war es das kollektive Gefühl der Soldaten die nun, da der Alarm ausgelöst war zu ihren jeweiligen Feuerstellungen in der Stadt rannten und auf den Feind lauerten.
Am Horizont, dort wo die Stadt in etwa anfing, strahlten plötzlich die ersten Suchscheinwerfer auf. Die darauf folgenden Schüsse kündeten vom Anfang der Auseinandersetzung. Die Dark Angels hatten das Spielfeld betreten und Meuren hatte vor, dafür zu sorgen dass sie es nicht wieder verließen. Laserstrahlen zischten in den Himmel und erste Flammen züngelten in die nun schon längst dunkle Nacht. Die Dark Angels fingen an die Stadt niederzubrennen.
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Braxx hatte alles vorbereitet gehabt. Er hatte ein Boot gefunden, dass sogar über einen Autopiloten verfügte und er hatte sogar schon den Kurs eingegeben, mit der er die unbewohnte Insel erreichen wollte, auf der das alte Freihändlerschiff wartete. Der Weg in die Freiheit. Da er nun gar nichts mehr riskieren wollte, hatte er versucht auf dem Boot wieder seine Servorüstung anzulegen. Aber in der engen Kajüte hatte er nur die wichtigsten Komponenten anlegen können. Den Helm und die Schulterpanzerung hatte er, draußen, auf dem Deck liegend, um nicht gesehen zu werden, angelegt. Danach hatte er sich die für Fischer typische Regenkleidung, bestehend aus einem Poncho und einer sehr weiten Kapuze, über die Rüstung gezogen. Grade als er den Anker lichten und die Leinen losmachen wollte, hörte er die ersten Schüsse der imperialen Soldaten. Und kurz darauf das für Sturmbolter charakteristische Donnern. Als er in die entsprechende Richtung blickte, sah er schon den von Flammen hell erleuchteten Himmel und sein durch die Helmsensoren verstärktes Gehöhr vernahm die ersten Schreie sterbender Menschen. Etwas lies ihn sich ducken. Grade noch rechtzeitig bemerkte er den Mann auf dem Hauptdeck der weißen Luxusjacht, die etwas weiter ankerte. Es war ein großer Mann mit einer starken Aura der Autorität und einer dicken Rüstung. Grade eben hatte der Mann in seine Richtung gesehen. Hatte er den Gefallenen bemerkt? Auf der Rüstung konnte Braxx die Zeichen eines Inquisitors erkennen und heilige Schutzrunen gegen alles Mögliche. Ein Inquisitor?! Der Mann schien es gewohnt zu sein, Befehle zu geben und Menschen anzuführen. Er würde keinen Wiederspruch dulden. Als ein großer Panzerwagen vor der Jacht hielt schritt der Inquisitor von Deck. Begleitet von einigen Militäroffizieren stieg er in den Panzerwagen. Nun war Braxx klar warum so viele Imperiale Soldaten in relativ kurzer Zeit und scheinbar ganz unbürokratisch in Königshafen stationiert werden konnten. Der Inquisitor hatte das verfügt und was er sagte galt als Gesetz. Braxx traf eine Entscheidung. Seine Flucht musste warten. Er war lange genug vor seinen Häschern davon gelaufen. Er konnte nicht auch noch diese Stadt opfern ohne etwas dagegen getan zu haben. Zu viel Blut von schon zu vielen Unschuldigen klebte an seinen Händen. Das musste endlich aufhören. Und das würde es auch. Er würde sich den Dark Angels stellen im Kampf. Und er würde nicht allein sein. Nein. Die halbe Armee von Klunes II war in Königshafen angesammelt worden, um gegen die Dark Angels zu kämpfen. Nur würde nun einer aus diesem Orden sie beim Kampf unterstützen.
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"Achtung, da sind sie!" schrie der Sergeant. "Feuer!" Die imperialen Soldaten feuerten aus allen Rohren. Doch die knochenfarbenen Terminatorrüstungen der Dark Angels schützen sie vor dem Lichtgewitter der Laserstrahlen. Die Antwort bestand aus gezielten Sturmboltersalven, welche die imperialen Kämpfer reihenweiße niedermachten. Einer der Terminatoren schwenkte seinen schweren Flammenwerfer über die imperialen Stellungen und badete sie in reinigendes Feuer. Schreiende, brennende Männer rannten umher und versuchten ihre brennenden Uniformen loszuwerden. Alle die nicht brannten wurden von einer psionischen Welle der Angst ergriffen. Der Dark Angel Scriptor setzte seine Kräfte ein. Die einfachen Geister der Soldaten waren kein Hindernis für ihn. Er projizierte schreckliche Bilder von Tod und Verderben in ihre Köpfe. Valentinus wütete wie ein Berserker. Doch die meisten seiner Gegner rannten vor ihm davon. Ein Panzerwagen erschien auf der Strasse. Er schoss mir schweren Boltern auf die knochenfarbenen Kolosse. "Quentinus, schalte den Panzerwagen aus!" rief Valentinus in sein integriertes Helmmikro. Der angesprochene Terminator nickte kurz soweit es seine massive Rüstung zuließ und hob den linken Arm mit der Zielvorrichtung. Eine Sprengrakete löste sich aus dem Cyclone-Raketenwerfer und traf das Panzerfahrzeug frontal. Es überschlug sich und blieb auf einer Seite liegen. Eine der Zugangsluken öffnete sich und die benommene Besatzung kroch aus der Öffnung. Sie eröffneten sofort das Feuer als sie die Terminatoren auf sich zu marschieren sahen. Aber ihre automatischen Maschinenpistolen konnten nichts gegen die Dark Angels ausrichten.
"Valentinus! Wir müssen zum Hafen. Ich spüre seine Präsens ganz deutlich!" Angus drängte es zum Hafengelände. Er spürte nun ganz deutlich die Anwesenheit seines Feindes. Das Schwert, das er in seinem Geist geformt und im Feuer seines nie endenden Hasses dem Gefallenen gegenüber, geschmiedet hatte, sollte endlich den verhassten Gegner vernichten. "Ich weiß Bruder. Aber wir dürfen jetzt nichts überstürzen. Diese imperialen Soldaten sind zwar schwach aber auch zahlreich. Wir dürfen sie nicht unterschätzen! Die "Racheengel" hat uns zur Unterstützung ein Thunderhawk geschickt, das in Kürze hier eintreffen wird." Valentinus hatte kurz bevor sie die Stadt erreichten Verstärkung angefordert. Die fliegende Festung, die ein Thunderhawk darstellte würde schon für genug Ablenkung sorgen, um den Terminatoren das Gelingen der Jagd zu gewährleisten. An der nächsten Straßenkreuzung warteten neue Gegner auf sie. Die imperialen Soldaten hatten sich gesammelt und eine neue Straßensperre errichtet. Aber auch sie würden sich nicht zwischen die Dark Angels und ihre Beute stellen. Die Soldaten eröffneten das Feuer auf sie. Die Terminatoren teilten sich in drei kleinere Truppen auf und griffen an. Angus, Valentinus und Quentinus führten einen Frontalangriff und die beiden anderen Gruppen schlugen gegen die Flanken zu. Ein imperialer Offizier mit einem gewaltigen Energieschwert hackte sich in Anguss Rüstung. Nur durch geschicktes Ausweichen konnte dieser schlimmeren Schaden vermeiden. Der Scriptor strafte den wagemutigen Offizier mit einem Hieb seiner Psiwaffe. Als die Soldaten sahen, wie ihr Vorgesetzter in zwei Teile gespalten wurde, ergriff sie Panik. Angus nutzte diesen Umstand und setzte erneut seine Kräfte ein. Er wandelte ihre Panik in nackte Angst ums Eigene Überleben um. Die wenigen Überlebenden der Dark Angel Attacke warfen ihre Waffen fort und rannten davon.
***
Das Boot des Verdächtigen hatte vor einer Stunde an einer der vielen einsamen Inseln, die es vor dem Südkontinent zu Hunderten gab, angelegt. Prankov hatte mit seinen Männer etwas später angelegt um den Verdächtigen nicht zu früh aufzuscheuchen. Der größte teil der Insel war von wildem Dschungel bewachsen. Wo man auch hintrat waren giftige Pflanzen, stechende Insekten und schreiende Vögel. Miller hatte einen Scanner dabei und berichtete von einer großen metallischen Konstruktion im Herzen der Insel. Prankov drängte seine Männer zur Eile. Sie folgten einem frisch in den Dschungel geschlagenen Pfad und verspürten bald leichte Vibrationen. Auch waren alle Tiere und Insekten auf einmal still. Prankov schaute Miller an. Der schaute nur schulterzuckend zurück. Selbst er konnte sich die nun zu hörenden Maschinengeräusche nicht erklären. "Los vorwärts! Wir dürfen keine Zeit verlieren!" Prankov zog seine schwere Laserpistole und rannte los. Miller an seiner Seite schaute im Laufen immer wieder gebannt auf den Scanner und gab Richtungsanweißungen. Bald standen sie auf einer kleinen Lichtung. Hier waren die Geräusche ganz deutlich zu hören. Miller sagte das sie sich nun genau dort befänden, wo sich auch die Metallkonstruktion befinden musste. "Es muss irgendwo einen Zugang geben! Findet ihn!" Prankov spürte das er der Lösung des Rätsels nun ganz nah war. Einer seiner Männer hatte ein rechteckiges Loch im Boden bemerkt. Es war ein Zugang. Sie gelangten in einen metallnen Korridor der in die Tiefe führte. "Ich glaube wir befinden uns in einem Raumschiff. Ich war mal in einem Frachtraumer, das sah genauso aus innen drin." Sagte einer von Prankovs Assistenten. "Ein Raumschiff, hier? Machen sie sich nicht lächerlich."
Aber auch Prankov musste zugeben, dass sein erster Eindruck der eines Raumschiffes war.
Aber was hatte ein hochtechnisiertes Raumfahrzeug hier auf einer kleinen Insel verloren. Miller stieß Prankov unsanft zu Boden und rief: "Runter!" Prankov wollte Miller grade zusammendonnern, als auch er die sich öffnenden Klappen in den glatten Korridorwänden bemerkte. Im nächsten Augenblick schossen Laserstrahlen durch die Luft und wurden von den Wänden reflektiert. Die Männer feuerten aus allen Rohren und schalteten die Selbstschussanlage aus. "Verdammt, es hat Krause erwischt." Sie ließen den Toten liegen und bewegten sich nun vorsichtiger weiter. Nach einem kurzen Ansteigen des summenden Geräusches, das sie schon die ganze Zeit über hörten wurden sie alle zu Boden geworfen. "Was ist passiert?" Miller starrte auf seinen Scanner und nahm einige Einstellungen vor. "Sir, ich glaube das Raumschiff ist grade gestartet," rief einer der Männer panisch. "Schreien sie hier nicht so rum! Reißen sie sich zusammen!" schnauzte Prankov ihn an. Aber in seinem Innern war er genauso beunruhigt wie der Rest seiner Männer. Doch er war ein planetarischer Chefermittler. Der Gouverneur hatte ihn persönlich mit einer Menge Befugnissen ausgestattet. Er erwartete von Prankov das er den Fall löste und nicht ängstlich herumlief. Er musste ein Beispiel für seine Männer geben. "Miller, was sagen die Scannerwerte?" "Der Gang gabelt sich etwa 50 Meter vor uns. Wenn wir uns dann nach rechts wenden, müssten wir zur Kommandozentrale gelangen. Ich vermute mal, das dieses Schiff, wie alle anderen auch nach den Standartplänen konstruiert wurde, die für Schiffe dieser Größe gelten." Prankov merkte sofort das ihn sein Assistent mal wieder beeindrucken wollte.
Als sie nach rechts abgebogen waren standen sie vor einer Sackgasse. Prankov verdrehte genervt die Augen. "Vergessen wir den Scanner! Alles zurück! Wir werden doch wohl noch einen einzelnen Verdächtigen in einem kleinen Raumschiff finden. Wofür erhaltet ihr also euer Gehalt?" Kurz darauf standen Prankovs Männer vor einer verschlossenen Tür. "Aufmachen, sofort!" Der Chefermittler deutete auf McMaun. Der Mann war früher Sprengstoffexperte bei den PVS-Truppen gewesen, bevor er in die Dienste des Gouverneurs getreten war. "Jawohl!" Er kramte in seiner Tasche und holte eine kleine Haftladung heraus. "Die dürfte reichen. Alle ein paar Schritte zurück." McMaun klatschte die Ladung an die Tür und suchte hinter einer Wandverstrebung Deckung. Es gab einen leisen Knall und die Tür schwang rauchend zur Seite. Mit gezogenen Waffen und aus allen Rohren feuernd stürmten sie in den Raum. Eine Boltersalve zerriss einen der Männer. In der Mitte der zentrale stand ein Space Marine in schwarzer Rüstung und rauchenden Bolter. Er zielte genau auf Prankovs Kopf und machte nicht den Eindruck die Waffe zu senken. "Legt eure Waffen nieder, wenn ihr weiterleben wollt." Eine durch den Helmlautsprecher schrecklich verzerrte Stimme hallte durch die nun entstandene Stille. Prankovs Männer machten Anstalten seiner Aufforderung zu folgen. "Moment! Erst will ich wissen, was hier vorgeht? Was hat dein Orden auf Klunes II verloren und warum setzen sie den halben Nordkontinent in Brand?" Prankov war selbst erstaunt über seinen Mut. Aber er konnte nicht mehr länger warten. Die Lösung des Rätsels stand jetzt buchstäblich vor ihm. Er wollte Antworten. Und es war ihm egal von wem sie kamen. Und wenn sie von einem schwer bewaffneten Elite-Kämpfer eines offensichtlich durchgedrehten Space Marine Ordens kamen, dann musste es eben sein. Prankov waren die Ordensymbole der Dark Angels auf der schwarzen Rüstung nicht entgangen.
"Mein Orden?" Ein schrecklich verzerrtes Geräusch folgte auf die überraschende Frage. Der schwarze Dark Angel schien zu lachen. "Die Dark Angels sind schon lange nicht mehr mein Orden. Das ist vorbei. Die Dark Angels veranstalten eine Jagd auf euren Planeten. Und sie verbrennen jeden und alles die sich zwischen sie und ihre Beute stellen!" Der Space Marine wand sich einer Konsole zu. Schaller, einer von Prankovs Männern, wollte die Gelegenheit nutzen und den Schwarzgepanzerten erschießen. Doch schneller als das normale menschliche Auge folgen konnte hatte sich der Marine gedreht und Schaller erschossen noch ehe der den Finger krumm machen konnte. Der Mann sank leblos zu Boden. "Das war unnötig!" rief Prankov zornig. "Seine Laserpistole hätte ihre Rüstung niemals durchdringen können." Der Astartes Krieger drückte einen Knopf an der Konsole. Zwei schon sehr mitgenommen aussehende Servitoren kamen in die Kommandozentrale und beseitigten den Leichnam. "Ich hatte euch gewarnt. Nun habe ich meine Warnung nur noch mal wiederholt." Die Servitoren kehrten zurück und begannen die Männer zu fesseln. Prankov wehrte sich nicht sondern stellte eine weitere Frage. "Was jagen sie? Oder sollte ich fragen: Wen?" Der Chefermittler zog nun alle seine Register um an die Antworten zu kommen. "Jagen sie dich? Hast du dich deshalb hier auf Klunes II versteckt?" Er spürte, wie er die Aufmerksamkeit des Space Marines das erste Mal richtig auf sich lenkte. Der wahrscheinlich desertierte Dark Angel schien Prankov nun das erste Mal richtig zu bemerken. "Aber wenn du die Ganze Zeit auf dem Südkontinent warst, warum jagen die Dark Angels dann auf dem Nordkontinent? Gibt es noch einen, wie dich?" Prankov spürte das er voll ins Schwarze getroffen hatte.
***
Braxx sah einen der Terminatoren durch eine Hauswand brechen. So gelangte er in den Rücken einiger Soldaten, die in dem Gebäude eine schwere Maschinenkanone aufgebaut hatten. Sein Sturmbolter begann sofort die Soldaten nieder zu mähen. Als er Braxx den Rücken zuwand nutzte dieser den Moment und griff an. Mit fachmännischer Präzision und der durch das jahrelange Baumfällen automatischen Bewegung durchtrennte er dem Terminator einige seiner Servokabel. So hatte er die Energiefaust um ihre tödliche Energie beraubt. Der Terminator drehte sich überrascht um. Seine Helmsensorik nahm den dunklen Angreifer erst jetzt wahr. Als er erkannte, wen er da vor sich hatte, ging ein Ruck durch seine ganze Statur. Braxx wusste, das der Deathwingveteran nun auf ihn mit den ihn antrainierten Reflexen reagierte. Er würde nun keine Rücksicht mehr auf sein eigenes Leben nehmen und alles tun um den verhassten Feind zu töten oder lebend gefangen zu nehmen. Braxx musste nun schnell sein. Seine einzige Chance war jetzt, das die überlebenden Soldaten richtig reagieren würden und ihn unterstützten, statt auf ihn zu schießen.Er konnte die Terminatoren nur einzeln erledigen, wenn überhaupt. Und auch dann nur aus dem Hinterhalt. Der Terminator entlehrte sein ganzes Magazin in Braxxs Richtung und warf die leere Waffe weg. Danach versuchte er den nun fast nutzlos gewordenen linken Arm zu heben. Ohne die Kraft der Servomechanismen war dies jedoch ein Ding der Unmöglichkeit. Braxx suchte nach einer weiteren Schwachstelle, wusste aber das der Terminator gerade das gleiche tat. Der knochenfarbene Gigant griff an und erwischte Braxx am Helm. Durch diesen Hammerschlag waren seine eigenen Helmsensoren für einige Sekunden gestört. Er hatte einen totalen Bildausfall und kämpfte blind. Ein weiterer mörderischer Schlag schüttelte ihn durch. Doch da hörte er plötzlich das laute Geräusch der Maschinenkanonen. Als er wieder sehen konnte, sah er wie der Terminator taumelte. Braxx brachte ihn zu Fall und rammte sein Schwert, mit dem er zuvor schon die Servokabel durchtrennt hatte, in einen Spalt zwischen den Panzersegmenten. Der Terminator bäumte sich auf vor Schmerz und schlug Braxx wie eine Puppe zur Seite. Danach brach er zusammen. Ob er tot war wusste Braxx nicht, aber er zog schnell sein Schwert aus dem stillen Körper und machte sich davon. Die Soldaten hatten inzwischen ihre Kanone nachgeladen und richteten sie wieder auf die Straße aus. Einige machten sich über den gefallenen Terminator her und begannen damit seine Rüstung zu nach weiteren Schwachstellen abzusuchen in die sie ihre Bajonette stecken konnten.
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Meurens Panzerwagen parkte genau hinter der Laserkanonenstellung. Sie war der Köder für die Dark Angels und sollte sie dazu verleiten, die schweren Waffen dem Erdboden gleich zu machen. Wenn sie dann damit anfingen, würden die versteckten anderen schweren Waffen sie schmelzen. Was dann noch von ihnen übrig war, würden die Elitetruppen der Klunes-Garde im Nahkampf fertig machen. Meuren hatte diese Männer handverlesen und sie mit schweren Plattenrüstungen aus seinem Schiff versorgt. Die Dark Angels würden heute ihren Meister finden. Meuren brauchte nicht lange zu warten. Fünf der knochenweißen Krieger kamen aus einer Seitenstraße. Sie verteilten sich über die gesamte breite der Straße um keinen einzigen Soldaten entkommen zu lassen. "Ruhig Männer wartet bis sie in Reichweite der Lasergewehre kommen.......Wartet.......wartet.. .....Feuer!" Schrie der Offizier des Waffenteams. Die drei Laserkanonen schossen drei helle Linien tödlichen Lichts auf drei der Terminatoren. Diese brachen, durch die Wucht der Strahlen auf die relativ kurze Entfernung, fast zusammen. Einer der Dark Angels taumelte rückwärts und kippte mir einem rauchenden Loch im Torso um. Die anderen vier rannten ohne weitere Verzögerung weiter. Meuren eröffnete das Feuer aus seinem Bolter und zielte auf ihm auffallende Schwachstellen in der Deckung der Dark Angels. In der Linken hielt er sein leuchtendes Energieschwert. Für alle anwesenden Soldaten musste er wie ein Kriegsherr längst vergangener Schlachten wirken.
Mit seinen psionischen Sinnen versuchte er die Gedanken der Space Marines zu erkennen, doch sie waren durch einen starken Schild aus Psi-Energie geschützt. Einer der Space Marines musste ein Scriptor sein. Diese Psyker konnten extrem vernichtende Psi-Attacken entfesseln und ganze Gruppen von Feinden auf einen Schlag kampfunfähig machen. Das gab dem Kampf natürlich eine ganz neue Dimension. Meuren sammelte seine eigenen Kräfte und sie konzentrierte sie in seinem Schwert. Die Terminatoren waren nun heran und die versteckten Laserkanonen wurden aktiviert. Die Dark Angels waren nun der Brennpunkt mehrer Strahlen tödlicher Energie, die eine starke Hitze entwickelten. Der Terminator mit dem leuchtenden Energieschwert vollführte einige seltsame Bewegungen und kurz darauf wurden alle Strahlen auf einen Schlag reflektiert. Die Laserkanonen wurden überlastet und schmolzen. Meuren spürte die ungeheure psionische Kraft, die der Scriptor entwickelte und fragte sich, woher er sie nahm. Für einen kurzen Augenblick konnte er den Psi-Schild durchbrechen und einen brennenden Hass spüren, wie er ihn noch nie zuvor gefühlt hatte.
"Kommandant, geben sie das Zeichen für Gruppe Kappa! Sie sollen sich beeilen!" Meuren spürte das die Dark Angels noch ein Ass im Ärmel hatten. Sie versuchten Zeit zu gewinnen, um der zweiten Gruppe Terminatoren den Durchbruch zu ermöglichen.
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"Kommandant, wir haben Befehl zum losschlagen!" rief der Funker hoch in den Turm. Panzerkommandant Lorenz nickte und hob seine Hand. Alle anderen Panzerkommandanten hoben ebenfalls ihre Hände, um zu bestätigen, dass sie sein Zeichen gesehen hatte. Die fünf Panzer setzten sich in Bewegung. Lorenz hatte den Befehl über die Kappa-Gruppe, und sollte die Dark Angels mit der schieren Durchschlagskraft seiner Panzer vernichten. "Wolf 1 an Wolf 2, 3, 4 und 5. Hufeisenformation einnehmen! Sobald die Space Marines auf dem Schirm erscheinen habt ihr Feuerbefehl. Schießt auf alles, was nicht nach unseren Jungs aussieht." Über Funk kamen die Bestätigungen der anderen Panzerbesatzungen. Die Panzerkolonne setzte sich in Richtung der Terminatoren in Bewegung. Schnell erreichten sie ihr Ziel und brachen durch zuvor geräumte Häuser und Barrikaden.
"Ziel erfasst! Fünf Terminatoren auf den Radar." rief der Kanonier. "Feuer!" war Lorenz Antwort. Der Panzer erbete unter dem Rückstoß des Kampfgeschützes. Die Terminatoren wurden von der Wucht des überraschenden Schlages durcheinander geworfen und wandten sich den Panzern zu. Einer der Terminatoren hatte einen Raketenwerfer und feuerte eine Salve in Richtung der angreifenden Panzer. Nun brachen weitere Panzer aus den Häusern und eröffneten das Feuer. Die Terminatoren suchten Deckung. Sie waren nur noch zu dritt. Einer der Dark Angels hatte den Einschlag eines Kampfgeschützprojektils nicht überstanden. Sie sammelten sich zu einer kleinen Gruppe und der Scriptor vollführte eine Bewegung mit seiner Psiwaffe. Der nächste Schuss wich ab und traf eines der Gebäude, in das einige imperiale Soldaten geflüchtet waren. Lorenz war das zu gefährlich und er gab den Kanonieren den Befehl nun die schweren Bolter abzufeuern. Er selbst ging hinter den Sturmbolter. Nun entfachten die Panzer einen wahren Kugelhagel um die Terminatoren.
"Sir...äh... ich glaube wir haben ein Problem! Irgendetwas nähert sich uns mit erstaunlicher Geschwindigkeit!" rief der Radarbediener aus dem Innern des Panzers zu Lorenz in den Turm hoch.. "Wo..?" fragte Lorenz und schaute sich suchend um. Doch da explodierte schon Panzer Wolf 4. Er wurde von mehreren Einschlägen aus der Luft durchgeschüttelt und schien dann von innen nach außen zu platzen. Ein riesiges Flugobjekt jagte über den Platz und riss Barrikadenteile, Trümmer und tote Körper im Luftstrom mit. "Verdammt! Ein Thunderhawk! Sofort die Radarsuchkopfraketen scharf machen!" Er zog den Kopf ein und machte die Luke dicht. Dann verlangte er nach dem Funkgerät und gab die unerfreuliche Neuigkeit weiter. Währenddessen wurde Wolf 2 vernichtet. Lorenz setzte sich an die Zielerfassung für die Radarsuchkopfrakete. Als er das Thunderhawk-Landugsschiff der Dark Angels im Visier hatte, hörten er und der Rest der Panzerbesatzung ein dumpfes "Klonck" außen an der Panzerung. Lorenz schaute durch einen Sehschlitz konnte aber nichts erkennen. Er überlegte kurz und sagte dann. "Raus! Männer, sofort raus!" dann ging die an dem Panzer angebrachte Melterbombe hoch.
Der Dark Angel der sie angebracht hatte war mit seinem Sprungmodul schon zum nächsten Panzer gesprungen, um dort die gleiche Prozedur noch einmal durchzuführen. Die Dark Angels waren mit ihren Sprungmodulen über der Stadt aus dem Laderaum des Thunderhawk gesprungen und hatten die Soldaten angegriffen. Sie unterstützten die Terminatoren bei ihrem Kampf gegen die imperialen PVS-Truppen. Ein zweiter Trupp war weiter weg in der Stadt abgesetzt worden um dort den restlichen fünf Terminatoren Hilfe zu leisten gegen die imperiale Übermacht. Damit hatte die Schlacht auf eine neue Ebene gewechselt und Inquisitor Meuren musste sich etwas Neues überlegen.
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Der geheimnisvolle Dark Angel drehte sich nun das erste Mal richtig zu Prankov um. "Du willst eine Wahrheit hören die dich umbringen kann, Chefermittler. Ja, auch ich habe mich umgehört und weiß wer du bist, Prankov! Du willst unbedingt mein Geheimnis lüften. Aber bist du dir auch sicher darüber, das du es überhaupt vertragen kannst?" Larson drückte einige Knöpfe auf der Konsole und die Servitoren erschienen wieder. Sie trieben Prankovs Männer in eine andere Kammer, während Prankov und Larson allein zurück blieben. "Ich will endlich wissen warum viele unschuldige Menschen auf dem Nordkontinent sterben mussten, nur damit du und ein weiterer wie du fliehen können. Was macht dich so wichtig, das sogar eigentlich loyale Space Marines zu brandschatzenden Mördern werden? Ich habe den Fall von Anfang an verfolgt und teilweiße auch die Untersuchungen geleitet. Ich habe schon zu viel Arbeit in diesen Fall investiert um jetzt einfach mit einem Lachen abgespeist zu werden. Ich will Antworten! Es ist mir egal wer darin verstrickt ist, aber ich will es endlich wissen." Larson nickte und nahm seinen Helm ab. "Also gut. Aber dieses Wissen kann dich töten. Entweder werden die Inquisitoren es aus dir herausfoltern oder die Dark Angels werden dich jagen wie mich, um zu verhindern, das es jemand aus dir herausfoltern kann." Und als Prankov nickte, begann Larson zu erzählen. Prankov hörte zu und schüttelte immer ungläubiger den Kopf. Was ihm der Dark Angel erzählte, klang so unmöglich dass es schon wieder wahr sein könnte.
Er hörte vom großen Bruderkrieg, der Entscheidungsschlacht zwischen Luthor und Lion el Jonson und davon wie Luthor viele Dark Angels zum Chaos verführt hatte. Er erfuhr wie der sagenhafte Felsen entstanden war und wie die überlebenden Verräter durch ein Warpportal flohen. Einige der Flüchtlinge kamen wieder zur Besinnung und bereuten ihren Verrat andere schlossen sich den Chaoslegionen an oder verschwanden in Zeit und Raum. Doch sie wurden von den loyalen Dark Angels gejagt und getötet. Auf Klunes hatten sich nun zwei der Gefallenen nieder gelassen und waren irgendwie von den Dark Angels entdeckt worden. Nun waren sie hier auf Klunes und Larson wollte seinen gejagten Freund und Bruder retten.
Prankov wusste nicht ob er das was er gehört hatte, glauben sollte oder nicht. Allerdings schienen alle Fakten dafür zu sprechen. Doch was sollte er jetzt mit diesem Wissen anfangen? Der Gefallene hatte völlig Recht. Wenn er es melden würde, wäre er innerhalb der nächsten Stunden ein angeklagter Ketzer und würde von der Inquisition oder sonst wem zum bereuen seiner Sünden gezwungen. Danach würde sich schon irgendeine besonders schmerzvolle und langatmige Möglichkeit finden, ihn zu töten. Was sollte er jetzt tun?
"Ich sehe du hast deine Lage erkannt. Und war diese Wissen es wert, sich dafür in Gefahr zu begeben?" Larson schaute auf einige Instrumente an den Konsolen und nahm einige Einstellungen vor. "Nun wir werden bald am Ort des aktuellen Geschehens sein. Du kannst dich entscheiden für welche Seite du kämpfen willst. Für mich oder gegen mich. Allerdings müsste ich dich dann auf der Stelle töten, während du in der Schlacht vielleicht überleben würdest. Du kannst aber auch die imperialen Soldaten unterstützen und deinem Inquisitor Meuren alles erzählen. Aber was er dann mit dir anstellt, können du dir ja denken." Ein schrilles Piepen lenkte ihn ab. Auf dem Radar blinkte ein Punkt. "Oh...ich fürchte du hast keine Zeit mehr dich zu entscheiden. Halte dich fest!"
Larson setzte sich auf einen Kommandostuhl und griff nach der Steuerung. Auf einem Bildschirm der sich nun von der Decke herabsenkte konnte Prankov ein Dark Angel Thunderhawk sehen. Larson schien es angreifen zu wollen. "Sie wollen doch nicht allen Ernstes das Thunderhawk angreifen!? Das ist ja Wahnsinn. Wenn ich mich nicht irre ist dies ein Freihändlerschiff. Also nur ein etwas besserer Raumfrachter. Wie können sie glauben das Thunderhawk auch nur anzukratzen?" Prankov sah sich schon in einem brennenden Wrack der Erdoberfläche entgegen stürzen. Doch dann gingen einige rhythmische Erschütterungen durch das Schiff. Einige Raketen lösten sich vom Rumpf des Freihändlerschiffes und schlugen auf der Thunderhawkpanzerung ein. Das Thunderhawkschiff geriet kurz ins trudeln und konnte den folgenden Raketen nur knapp entkommen.
"Wie du siehst trage ich die Rüstung eines Kriegers und das Freihändlerschiff ist das Schiff eines Kriegers. Auch wenn es nicht so aussieht, so hat es doch eine beachtliche Bewaffnung erhalten, als Braxx und ich es damals umrüsteten um uns auf unserer Flucht den Weg notfalls freischießen zu können." Der ehemalige Dark Angel drückte auf einige Knöpfe und löste eine weitere Salve Raketen aus, die zwischen einem Sturmtrupp der Dark Angels einschlug und sie so an einem Angriff auf einige Soldaten hinderte. Prankov bemerkte erst jetzt, das sie sich mitten über der Stadt befanden. Nun erbebte das Schiff unter stärkeren Erschütterungen als vorher. Offenbar hatte das Thunderhawk begonnen zum Gegenangriff überzugehen.