VERRAT AUF TIÊL-SHYAR
Ausführlicher Bericht im Codex Tiêl-Shyar. Siehe dort
für detaillierte Hintergrundgeschichte.
COMMORRAGH
Durch die zeitlosen Tunnel des Netzes der Tausend Tore reisend,
erreichte Chr'Szess vom Wahnsinn getrieben eines Tages Commorragh,
die Dunkle Stadt der Dark Eldar. Bei dem Anblick der finsteren Türme,
der unzähligen in Wildheit und Lasterhaftigkeit lebenden Eldar,
und beim Vernehmen des süßen Geruchs von Blut und der angsterfüllten
Schreie der gepeinigten Sklaven, wusste der zutiefst von seiner
Niederlage gedemütigte Dämonenprinz, dass er hier die nötigen Werkzeuge
für seine schreckliche Rache finden würde. Doch noch war die Zeit
dafür nicht gekommen, denn die Wunden, die er im Kampf mit Elveradh
erlitten hatte, saßen tief und einen Großteil seiner damaligen Kräfte
hatte er verloren.
Lange verbarg er sich in den lichtlosen Gassen der Stadt, innerlich
zerfressen von der Schmach seiner Niederlage und der Angst vor dem
Zorn seines Meisters. Er beobachtete insgeheim die Bewohner der
schrecklichen Stadt und begann ihre Gesellschaft zu verstehen. Als
schließlich eines Tages grässliche Tentakel aus seinem abgetrennten
Armstumpf zu wuchern begannen, erkannte Chr'Szess in seinem Wahn,
dass der Große Verschlinger ihm seine Gnade erwiesen hatte, und
dass es wieder Zeit war sich zu erheben und seinem perversen Willen
zu folgen. Schnell fand der mächtige Dämon sich zurecht und bald
wusste er, wie er selbst zu einem der Mächtigen der Dark Eldar werden
konnte. Zunächst blieb er jedoch immer noch unentdeckt im Verborgenen
und suchte sich seine Opfer gezielt aus. Er lauerte den einflussreichen
Bandenanführern der Straßen Commorraghs als erstes auf und ermordete
einen nach dem anderen. Die nun herrenlosen Krieger brachte er leicht
unter sein Kommando, doch Chr'Szess setzte stets ihm ergebene Handlanger
ein, die an seiner statt über die Straßenbanden und Sklaventreiber
herrschen sollten. Somit erfuhren die Mächtigen der Stadt nicht
von ihm und seinen wahren Absichten, denn interne Konkurrenzkämpfe
waren nicht ungewöhnlich unter den Dark Eldar. Doch Chr'Szess setzte
seinen Aufstieg mit unerbittlicher Unnachgiebigkeit fort. Unzählige
Archons ließ er umbringen oder wurden von ihm persönlich gestürzt.
Eine Kabale nach der anderen fiel unter seinen Einfluss, doch dies
blieb den Spionen der mächtigsten Archons nun nicht mehr verborgen.
Auch die Mandraks berichteten von dem großen Schatten, der in den
Straßen der Dunklen Stadt lauerte und über ihre Dächer zog.
Asdrubael Vect, damals bereits schon der mächtigste aller Lords
von Commorragh, war nun gezwungen zu handeln und hetzte seine besten
Meuchelmörder auf den unbekannten Rivalen. Keiner von ihnen kehrte
lebend zurück. Vect befand sich ratlos und zornig in seinen Gemächern,
als plötzlich Chr'Szess mit einer großen Kriegsbande vor den schwer
bewaffneten Toren seiner schwarzen Festung stand und Einlass begehrte.
Entgegen den Empfehlungen seiner Berater ließ Vect die Tore öffnen
und empfing die gewaltige Gestalt des Dämonenprinzen in der großen
Festhalle, in der für gewöhnlich ausschweifende Orgien stattfanden.
Beide hatten auf ihre Leibwachen verzichtet und standen sich alleine
gegenüber. Keiner weiß, welche Worte damals zwischen ihnen gewechselt
worden waren, oder was geschehen ist, doch als sie wieder heraustraten,
hatte Vect einen neuen, überaus mächtigen Verbündeten an seiner
Seite.
Jene nun folgende Epoche war durch die bislang verheerendsten Dark
Eldar Raubzüge gekennzeichnet, denn die vereinigten Kabale und Kulte
konnten unter der Führung dieser beiden Lords von kaum jemandem
aufgehalten werden. Chr'Szess errang während dieser Zeit, dank seiner
herausragenden Taten und seiner dämonischen Kräfte, die Herrschaft
über unzählige Krieger und Sklaven. Dabei hielt er sich aber wie
zu den Zeiten seines allmählichen Aufstiegs im Verborgenen und ließ
die ihm untergebenen Archons die Arbeit verrichten.
Insgeheim bereitete er jedoch schon seit langem den Sturz seines
Verbündeten Vect vor, um dessen Platz einzunehmen und der alleinige
Herrscher Commorraghs zu werden. Doch der Schwarze Lord ahnte die
Gefahr eines Verrats, hatte die Intrigen, die Chr'Szess geschmiedet
hatte, längst bemerkt und zunichte gemacht, ohne dass er es bemerkt
hatte. Asdrubael Vect hatte ihm nie getraut, zudem war er der einzige,
der es mit ihm hätte aufnehmen können. So bereitete er insgeheim
ein Bündnis der mächtigsten Kabale Commorraghs vor, um Chr'Szess
zu isolieren und seinen angewachsenen Einfluss zu untergraben.
Irgendwann glaubte sich dieser stark genug, um sich gegen Vect zu
erheben und so sammelte er seine vermeintlichen Verbündeten, um
die Macht an sich zu reißen. Doch mitten im Aufmarsch vor Vects
schwarzer Festung stellte sich plötzlich ein Großteil seiner Streitmacht
auf die Seite des Schwarzen Lords. Umzingelt und mit nur noch wenigen
Gefolgsleuten um sich, war Chr'Szess klar, dass sein Aufstand kläglich
gescheitert war. In einem Anflug von Mitleid verkündete nun der
kalt lächelnde Sieger, dass er und jene, die ihm folgen würden,
auf ewig aus Commorragh verbannt werden würden. Keiner weiß, weshalb
der auch sonst überaus launenhafte Vect so entschieden hatte, und
was er damit bezwecken wollte, denn er hätte in jenem Augenblick
Chr'Szess mühelos vernichten können. Später hieß es, er hätte zwar
gewusst wie gefährlich ein solcher Dämon als Feind später sein könnte,
doch er sei einer inneren Eingebung gefolgt. Jedenfalls nahmen Chr'Szess
und seine letzten getreuen Untergebenen, die Dark Eldar der Kabale
der Ewigen Pein und die Hagashîn des Kultes der Massaker, beides
Gruppierungen, die zu den Ersten gehörten, die in seinen Einfluss
gekommen waren, Vects Angebot an und verließen gedemütigt und erniedrigt
die Stadt der Qualen.
DIE SCHWARZE ARCHE
Lange Zeit irrten die Flotte der Verbannten durch das Wegenetz und
führten ständig Überfälle auf schwache Außenposten des Imperiums
durch. Chr'Szess Gedanken waren erfüllt von Zorn und Wut über seine
zweite große Niederlage. Er fragte sich, ob sich sein finsterer
Meister von ihm abgewandt hatte, und was das Vergehen gewesen sein
konnte, das zu seiner Bestrafung geführt hatte.
Ihre ziellose Reise führte sie schließlich nach Khazad-Dûr, einem
kleinen Weltenschiff, das im Norden der Galaxie vor sich hin trieb.
Seit einer Supernova-Explosion, vor deren Druckwelle sich das Weltenschiff
nicht rechtzeitig retten konnte, schwebte das Volk von Khazad-Dûr
am Rande des Aussterbens. Große Teile der Arche wurden durch das
Sternenplasma vernichtet und nur wenige überlebten die nicht vorhergesehene
Katastrophe.
Chr'Szess sah die Schwäche des Weltenschiffs und bereitete kurz
entschlossen den Angriff seiner Truppen vor. Wie Raubtiere fielen
die Piratenschiffe über Khazad-Dûr her und vernichteten die überraschte
gegnerische Raumflotte in Windeseile. Bald begannen die Dark Eldar
mit der Enterung und stürmten die idyllischen Habitatkuppeln des
Weltenschiffs. Die Verteidiger von Khazad-Dûr stellten sich entschlossen
gegen die anbrandenden Angriffswellen, doch gegen Chr'Szess kampferprobten
und verbitterten Kriegerscharen waren sie machtlos.
Der Tod regierte in den weißen Hallen, als die Bevölkerung zusammengetrieben
und in entsetzlichen Massakern dahingeschlachtet wurde. Chr'Szess
selbst zerschmetterte den Avatar des Weltenschiffs und nahm sich,
wie vor unsagbar langer Zeit schon einmal, dessen feuriges Schwert
als Symbol seines Sieges.
Die letzten Überlebenden des Überfalls wurden gefangengenommen und
versklavt. Chr'Szess Heeresführer, darunter der junge, aufstrebende
Dracon Nagrodh, drängten zu einem baldigen Aufbruch, bevor die anderen
Weltenschiffe Vergeltung für die Vernichtung von Khazad-Dûr ausüben
konnten, doch er wollte bleiben und verbrachte viel Zeit in den
verwüsteten Kristalldomen des zerstörten Weltenschiffs. Als die
Anführer der Kabale sich versammelten und ihn aufsuchten, um ihn
nochmals darauf hinzuweisen, dass es gefährlich wäre länger zu verbleiben,
brach der bislang stumm gebliebene Lord in plötzlichem Zorn aus
und erschlug sie alle bis auf Nagrodh. Ermattet von dem Blutbad,
das er angerichtet hatte, legte sich seine Wut wieder und er befahl
Nagrodh, die beschädigten Antriebssysteme des Weltenschiffs so schnell
wie möglich wiederherzustellen und ins Wegenetz unterzutauchen.
Nur knapp entkamen sie einer großen Vergeltungsstreitmacht von Ulthwé
und nie erfuhren Chr'Szess Untertanen von den Beweggründen für seine
Entscheidung.
Es wird vermutet, dass er über die noch intakte Unendlichkeitsmatrix
von der Rückkehr des verschollen geglaubten und von ihm meistgehassten
Weltenschiff Tiêl-Shyar erfahren hat. Das Überleben und die Präsenz
seiner alten Feinde trieb ihn in den Wahnsinn, und nun glaubte er
in der Vollendung seiner begonnenen Tat, die endgültigen Vernichtung
des Weltenschiffs, die letzte Chance zu sehen, die ihm sein Meister
gewährte. Seitdem wird er getrieben von Rachedurst und ruhelos sucht
er nach einem Weg, seine Erzfeinde ausfindig zu machen und auszurotten.
Denn nur wenig konnte er über Tiêl-Shyar in Erfahrung bringen, das
sich fortan im Verborgenem hielt.
Die Eldar verfolgten eine Zeit lang Chr'Szess, doch es gelang ihm
immer wieder ihnen zu entfliehen, vor allem da ihre Macht längst
nicht mehr ausreichte, um die Weiten des Alls zu überwachen. Die
Verbindungstunnel zum gefallenen Weltenschiff wurden von ihnen versiegelt
und sie nennen es seitdem die Schwarze oder die Verdorbene Arche.
Im Laufe der folgenden Jahre ließ Chr'Szess das Weltenschiff wieder
aufbauen, doch das Ergebnis war ein grässliches Abbild Commorraghs,
ohne jegliche Ähnlichkeit mit den lichten und wunderschönen Hallen
des früheren Weltenschiffs. Schatten und Finsternis dominieren auf
der Schwarzen Arche, spitze Türme ragen aus modrigen und nebligen
Straßen, die erstickende Luft ist erfüllt mit klagendem Geheul und
dem Geruch von frischem Blut. Es heißt, dass kein Eldar die Schwarze
Arche jemals betreten und wieder lebend verlassen hat. Chr'Szess
regiert mit harter Hand, doch seine erfolgreichen Raubzüge nach
der beeindruckenden Überwältigung von Khazad-Dûr lockten unzählige
Eldarpiraten an, die nun in seinen Diensten stehen. Heute stellt
die Verdorbene Arche eine große Gefahr für den gesamten nordöstlichen
Raum dar. Sie treibt wie ein schwarzes Geschwür durch das Wegenetz
und lauert auf Opfer, die sich als geeignete Sklaven oder wertvolle
Informanten erweisen könnten.