Teil 2:
Es zischte und ein Gestank nach verbrennenden Haaren verbreitete sich. Das Zischen hielt an bis ein schmerzerfülltes Brüllen die Luft zerriß.
Landril ließ vor Schreck das Brandeisen fallen. Das Hruton riß an der Leine, mit der Landril es in dem Verschlag festgebunden hatte um das Brandzeichen zu setzen. Seine Gedanken waren abgetrieben und er hatte das glühende Eisen zu lange auf die Flanke des Tieres gepreßt. Das Tier blökte verängstigt und rannte mit dem bulligen Schädel gegen das Holzgatter. Das Seil straffte sich und riß. Der massige Körper des Hruton schüttelte sich und rammte erneut gegen das Gatter. Holz begann zu splittern.
"Hoo", schrie Landril um das Hruton abzulenken. "Hoo, Hoo."
Von der anderen Seite des Verschlags kam sein Bruder Orlril angerannt. Er sprang an der Seite des Verschlags hoch und schwang sich mit einer Bewegung auf die Kante. In seiner Hand hielt er ein neues Seil.
Das Hruton rammte erneut gegen das Holz und der ganze Verschlag wackelte. Orlril schaffte es, sich mit den Beinen festzuklammern und die geknüpfte Schlinge über den Kopf des Tieres gleiten zu lassen.
Mit einem Sprung war er von dem Verschlag wieder herunter und zog das Seil straff um einen fest in der Erde verankerten Pfosten.
Das Hruton stemmte seine sechs Beine in den Boden, schaffte es aber nicht mehr das neue Seil zu zerreissen. Heißer Atem stob aus seinen Nüstern, aber es gab schließlich auf als der Schmerz allmählich nachließ. Orlril sicherte das Seil und kam um den Verschlag herum gestapft. Sein Gesicht war vor Zorn gerötet und seine Augen zu Schlitzen zusammengekniffen.
"Verdammt, was hast du dir dabei gedacht", fuhr er seinen Bruder an.
Landril sah ihn nur stumm an. Seine Gedanken überschlugen sich. Wie hatte er nur so unaufmerksam sein können?
Seit ihr Vater vor vier Tagen aufgebrochen war um seine Kriegerbrüder aufzusuchen, hatte sich fast so etwas wie Normalität in ihr Leben geschlichen. Der Alltag hatte sie in Beschlag genommen und die Neuigkeiten in den Hintergrund gedrängt. Landril kam es immer unwirklicher vor. Hatten sie sich alles nur eingebildet? Nein!
Eine Hand packte in an seiner Schulter und schüttelte ihn grob.
"Hörst du mir überhaupt zu?"
Vorsichtig schob er die Hand weg.
"Ja, ich höre dir zu, Orlril. Es tut mir leid. Ich habe an Vater gedacht und wie lange er nun schon weg ist."
Augenblicklich wurden die Züge seines Bruders weicher.
"Er wird bestimmt bald wiederkommen. Und dann bringt er seine Kriegsbrüder mit. Es kommt alles in Ordnung, bestimmt. Vielleicht nehmen sie uns sogar mit von hier."
Landril erschrak innerlich. Mitnehmen? Wohin mitnehmen?
"Warum sollten wir das wollen? Willst du immer noch ein mächtiger Krieger werden? Orlril denk doch mal nach."
"Was geht es dich an was ich will oder nicht", sagte Orlril mit Zorn in der Stimme.
Landril hob abwehren die Hände.
"Komm, beruhige dich. Lass uns nicht wieder streiten. Ich habe jetzt noch Schmerzen vom letzten Mal"
Doch sein Bruder ging nicht auf den Humor in seiner Stimme ein. Stattdessen schnaubte er nur abfällig und wandte sich von ihm ab. Landril sah seinem Bruder nach, wie er davon stürmte. Er ließ die Schultern hängen und bückte sich um das erkaltete Brandeisen aufzuheben.
Seit sie sich vor vier Tagen geschlagen haben, war es als ob eine Barriere zwischen ihnen lag. Orlril ließ in fast jedem Satz mitklingen, daß er ihn für feige hielt und immer wieder brachen kleinere Streitigkeiten aus. Er konnte sich nicht erklären was in seinen Bruder gefahren war.
Ein Geräusch fing seine Aufmerksamkeit. Es war das Hruton. Landril fixierte es mit einem finsteren Blick. Wenn dieses Mistvieh nicht gewesen wäre, hätte es zumindest heute bestimmt keinen Streit mehr gegeben. Die aufgestaute Wut der letzen Tage ballte sich in ihm zusammen und er richtete ihn gegen das Hruton in seinem jämmerlichen Verschlag. Landril hatte das Gefühl einen Druck in seinen Kopf zu spüren der urplötzlich nachließ.
Mit dem Druck ließ auch sein Zorn nach. Das Hruton schnaufte laut und seine Flanken zitterten.
Landril warf das Brandeisen in den Beutel neben dem Kohlebecken und ging seltsam erschöpft zum Eingang der unterirdischen Heimstatt.
Als er das Tor hinter sich geschlossen hatte, brach das Hruton in die Knie. Es stieß wimmernde Laute aus und schlug dann schwer auf den Boden. Blut lief ihm aus den Augen und den Nüstern.
Vergangenheit:
Fast zwei Tage brauchte er um sich aus dem Wrack der Landungskapsel zu befreien. Seine Rüstung war an vielen Stellen geborsten und hatte sich in seinen Körper gebohrt. Er war schwach, hatte viel Blut verloren und sich beim Aufprall mehr als nur einen Knochen gebrochen. Doch trotz allem pries er den Imperator für sein Glück.
Alle anderen starben beim Aufschlag der Kapsel. Nun lag es an ihm den Behälter zu verwahren, bis seine Brüder kommen würden um ihn zu holen.
Gegenwart:
Keiner der Brüder konnte sich erklären, wieso das Hruton gestorben war. Es hatte wieder Streit gegeben. Orlril behauptete das es an dem Schock des Schmerzes gestorben sei, den es durch die Verbrennung erlitten hatte, während Landril nur entgegnete sein Bruder könnte das Seil zu stramm gezogen und es erwürgt haben.
Beide Brüder hatten mit geballten Fäusten und bebenden Körpern voreinander gestanden, doch schließlich hatte sich die Spannung gelöst, ohne dass es zu Handgreiflichkeiten gekommen war.
Beinahe bedauerte Landril, das es nicht zu einem Kampf gekommen war. Er hatte es seinem Bruder nicht vergessen, dass er ihn angegriffen und geschlagen hatte. Und er fürchtete Orlril nicht, obwohl sein Bruder größer und stärker war. Schließlich war auch er selbst gut in Form.
Dann gewann der vernünftige Teil von ihm selbst die Oberhand und Landril schalt sich selbst einen Narren. Es war keinem von ihnen geholfen, wenn sie sich die Gesichter zu Brei schlugen. Und ihr Vater würde es überhaupt nicht gerne sehen, wenn sie sich Nichtigkeiten wegen in die Haare gerieten. Sagit hatte sie immer wieder beschworen, das sie Brüder wären und das dies ein besonderes Band beinhalten würde, etwas das sie mit niemand anderem teilen würden.
Landril versuchte in den letzen Tagen immer wieder sich dies vor Augen zu führen, doch die Kluft zwischen Orlril und ihm schien nur noch größer zu werden.
Was war nur geschehen?
Natürlich wußte Landril, das eine ganze Menge passiert ist, aber was war mit ihm und seinem Bruder geschehen? Er wußte es nicht.
In Landril schwelte eine Mischung aus Wut und Verzweiflung als er in der Heimstatt arbeitete. Beim abendlichen Absichern des Hrutongeheges hatte sich die Sohle seines Stiefels gelöst und nun saß er mit Werkzeug an einem Tisch und besserte seinen kaputten Stiefel aus.
Er war wütend, weil Orlril und er sich seit einem Tag fast nur noch aus dem Weg gingen und kaum noch miteinander redeten. Wenn sie miteinander sprachen, kam es unweigerlich zum Streit. Sein Bruder kam ihm mittlerweile vor wie ein Fremder. Verzweifelt war er, weil er nicht wußte wie er die Dinge wieder in Ordnung bringen konnte. Er hatte es versucht, doch nichts hat funktioniert. Es schien als ob Orlril und er niemals wieder die sein würden, die sie vor den Zeichen am Himmel gewesen waren. Der Gedanke schmerzte Landril mehr als er bereit war sich einzugestehen.
Umso überraschter, war er als er den Ruf hörte.
"Landril! Komm raus! Sie kommen. SIE KOMMEN!!!"
Wie gestochen sprang Landril hin die Höhe. Er stieß dabei gegen den Tisch und der größte Teil des Werkzeugs fiel auf den Boden. Landril rannte los bis er nach einigen Schritten merkte, dass er nur einen Stiefel trug. Schnell schnappte er sich den anderen und zog ihn im Laufen an. Er hechtete die Treppe hinauf nach draußen und noch bevor er es sah konnte er das donnernde Heulen hören.
Landril sprang durch die Tür und hielt neben seinem Bruder an, der mit ausgestrecktem Arm auf etwas wies das durch die Luft auf sie zukam.
Es war fast Mittag und die Sonne stand sehr hoch. Landril kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können.
Das Gebilde das dort durch die Luft flog, hatte die Größe eines Hauses. Es war ganz aus Metall und war die Ursache des stetig anschwellenden Lärms. Orlril lachte und schlug ihm freudig auf die Schulter. Landril fühlte nur einen bitteren Geschmack, der sich in seinem Mund sammelte.
Das Ding schoß über sie hinweg und ein heftiger Windstoß hätte sie fast zu Boden gerissen. Der Lärm den es machte war ohrenbetäubend. Dann drehte es eine elegante Kurve und fuhr kleine Stelzen an seiner Unterseite aus. Das Tempo verringerte sich und der Lärm nahm einen anderen Tonfall an, als es langsamer wurde und zu Boden sank.
Heftige Böen umwehten es und Staub und Gras wurde in alle Richtungen davon gewirbelt. Der Lärm verebbte und schließlich stand es da wie ein monströses Insekt aus Metall, das nur darauf lauerte die beiden winzigen Menschen vor sich zu verschlingen.
In Landril's Magen krampfte sich etwas zusammen.
Etwas zischte an dem Ding. Weißer Dampf schoß aus seiner Unterseite und eine Art Klappe öffnete sich und glitt zu Boden. Eine Rampe war entstanden. In der entstandenen halbdunklen Öffnung konnte Landril wage Bewegungen ausmachen. Orlril griff nach seinem Arm und machte Anstalten ihn darauf zu zu ziehen.
"Endlich. Komm, wir wollen Vater nicht warten lassen. Ich kann dir gar nicht sagen wie gespannt ich auf seine Kriegerbrüder bin."
Mit starren Beinen ließ Landril sich vorwärts zerren.
Eine Gestalt kam die Rampe hinunter. Wenn er bisher immer geglaubt hatte sein Vater wäre groß, dann war dieser Mann gigantisch. Er trug eine massive Rüstung, welche bis auf den Kopf seinen ganzen Körper umschloß und die seine Gliedmaßen im Vergleich zu seinem Kopf unproportional groß erscheinen ließ. Nach der ersten Schrecksekunde kam Landril zu der Einsicht, daß es die Rüstung war die ihn so übergroß erscheinen ließ. Sie war von dunkelgrauer Farbe, bis auf den Brustpanzer, der in einem kräftigem Rot gehalten war, das sich auch an einigen Stellen der Arme und Beine zu finden war. Die Brustpartie zierte ein großes Symbol, das einen stilisierten Vogel darstellte. Ein großer Aufsatz war auf dem Rücken der Rüstung angebracht, dessen Zweck sich Landril nicht enthüllte. An der Hüfte trug der Hüne ein Schwert und ein paar Gegenstände die Landril nicht kannte.
Das Gesicht wies einen harten Zug auf und war von Narben und Entbehrungen gezeichnet. Der Kopf schien rasiert zu sein und ein dunkler Schatten auf der Haut wies auf ursprünglich dunkle Haare hin.
Landril konnte seinen Bruder neben sich aufgeregt die Luft ausstoßen hören.
Hinter dem ersten Mann kam noch ein zweiter, der eine identische Rüstung trug, jedoch kein Schwert an der Seite trug. Dafür hielt er in den Händen einen klobigen Metallgegenstand der Landril unbekannt war. Konnte dies eine Waffe sein?
Unwillkürlich war er einen Schritt zurückgewichen, während Orlril sich mit ehrfürchtigem Gesichtsausdruck auf ein Knie niedergelassen hatte. Er beugte den Kopf vor den Ankömmlingen.
"Ich heiße euch willkommen, ihr mächtigen Kriegerbrüder meines Vaters. Möge der Göttliche, welchen ihr Imperator nennt, stets seine Hand über euch halten."
Landril sah seinem Bruder erstaunt auf den gebeugten Rücken. Wie lange mochte er sich diese Worte wohl überlegt haben. Meinte Orlril es wirklich ernst, als er sagte er wollte sich ihnen anschließen?
Der erste Mann blieb vor seinem Bruder stehen und blickte auf ihn herab. Seine Miene verzog sich zu etwas, das wohl ein winziges Lächeln sein sollte.
"Steh auf", dröhnte er.
Zaghaft erhob sich Orlril und blickte dem anderen eingeschüchtert ins Gesicht. Der Mann in der Rüstung hob eine seiner gepanzerten Hände und legte sie auf Orlril's Kopf, der unter der riesigen Hand erschreckend winzig aussah. Langsam drehte er ihn nach rechts und links. Dann ließ er die Hand sinken und nickte.
"Du bist wirklich sein Sohn. Er hat die Wahrheit gesprochen."
Der Hüne wandte sich an Landril, der ihn nur stumm ansah. Er runzelte die Stirn, als Landril keine Anstalten machte näherzukommen oder ebenfalls niederzuknien. Stechend graue Augen musterten ihn unter zusammengezogenen Brauen.
"Du ebenfalls", sagte er und drehte sich zu dem zweiten Gerüsteten um.
"Hol ihn heraus, Bruder", sagte er nur.
"Ja, Bruder Sergeant", erwiderte der Angesprochene und verschwand wieder in dem fliegenden Gebilde.
Landril sah wie sein Bruder seine Hände knetete als er mit seiner Angst rang den Fremden anzusprechen. Schließlich machte er einen hastigen Schritt vor.
"Bitte, Erhabener, darf ich sprechen?"
"Ich bin kein Erhabener. Ich bin ein Sergeant des Ordens der "Sons of War", eines Kriegerordens des göttlichen Imperators auf Terra. Mein Name ist Canus. Du wirst mich mit Sergeant Canus anreden!"
Der frisch aufgekommene Mut auf Orlril's Gesicht schmolz dahin wie Fett in einer Pfanne, doch in einem letzten Aufbäumen brachte er seinen Wunsch hervor.
"Bitte, Sergeant Canus. Verzeiht mir meine Vermessenheit, doch ich möchte eurem Orden beitreten, ihm dienen wie mein Vater. Ein Krieger gegen die Feinde des Göttl..., des Imperators werden."
Für einen Moment war tatsächlich so etwas wie Verblüffung auf dem Gesicht von Canus zu sehen, dann lachte er.
Orlril schien förmlich vor ihm zusammen zu sinken.
"Man wird kein Space Marine indem man sich ihnen anschließt. Wir wählen sehr gründlich aus, wem diese Ehre zuteil wird. Es sind harte Prüfungen zu bestehen und nur die besten können eine Chance erhalten. Für gewöhnlich wählen wir aus den Reihen der Krieger eines Planeten, nicht aus denen der Bauern und Viehzüchter!"
Orlril zuckte zusammen, als hätte man ihn geschlagen. In Landril dagegen kochte der Zorn hoch. Was wußten diese Fremden denn schon. Ehe er sich über seinen eigenen Mut gegenüber diesen einschüchternden Riesen wundern konnte trat er neben seinen Bruder.
"Wir sind keine Bauern! Wir jagen die wilden Hrutons in den Ebenen und bringen sie hierher um sie zu verkaufen. Wir sind Jäger! Die besten die es in den sechs Städten gibt", entfuhr es Landril mit einer Mischung aus Wut und Arroganz.
Aus den Augenwinkeln konnte er Orlril's Kopf sehen, der herum ruckte und ihn entgeistert anstarrte. Landril hielt seinen Blick starr auf Canus gerichtet.
"Ist das so", fragte der Sergeant ohne jede Reaktion auf Landril's Ausbruch.
"Wir werden sehen."
Hinter ihm kam der andere Gepanzerte die Rampe herunter. Vor im ging ihr Vater. Er sah nicht gut aus. Seine Haut war grau und wächsern. Landril glaubte ein leichtes Hinken seines linken Beins zu sehen, obwohl Sagit sich Mühe gab es zu verbergen.
Canus wies mit einer seiner gewaltigen gepanzerten Hände auf ihren Vater der sich neben ihm aufzustellen hatte. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und hielt sich sehr gerade. In seinen Augen flackerte es kurz als er Landril und seinen Bruder mit einem Blick streifte.
"Wißt ihr wer das ist", fragte er an die beiden Brüder gewandt.
Ohne zu zögern antwortete Orlril.
"Das ist unser Vater!"
Canus erlaubte sich ein kurzes, freudloses Lachen.
"Nein, Junge. Wißt ihr wer das WIRKLICH ist?"
Der Space Marine Sergeant wartete nicht ab bis einer der beiden seine Frage beantwortete sonder fuhr gleich fort.
"Ihr wißt es nicht! Aber ich will es euch sagen. Dieser Mann hier ist der einzige Überlebende einer Schlacht. Diese Schlacht tobte vor 243 Jahren über eurer kleinen Welt. Es gelang unseren Brüdern damals den Feind zu bezwingen, doch der Preis war sehr hoch. Ihr eigenes Schiff lag im Sterben. Es brannte. Es hatte Kämpfe an Bord gegeben und nur sehr wenige hatten überlebt. Doch es gab noch etwas das es zu retten galt. Einen Gegenstand, eine Truhe, die einen Schatz enthielt den unser Orden dringend benötigte um die Reihen seiner Krieger wieder aufzustocken. Also flohen die letzen unserer Brüder in einer Landungskapsel und nahmen den Schatz mit sich. Bis auf einen starben sie alle, als die Kapsel auf dieser Welt einschlug. Wißt ihr wer dieser eine war?"
Landril hatte einen trockenen Mund bekommen und so bekam er nur ein Krächzen heraus, doch Orlril antwortete mit erstaunlich klarer Stimme.
"Es war Vater."
"Sehr gut, Junge. Es war euer Vater. Er hütete den Schatz bis seine Brüder endlich zurückkehrten. Dafür sind wir ihm dankbar."
Canus wandte sich an ihren Vater.
"Geh und hole den Behälter. Lasse uns nicht länger warten!"
Gehorsam setzte sich ihr Vater in Bewegung und ging die Stufen in die Heimstatt hinunter. Landril sah ihm nach. Ein merkwürdiges Gefühl kribbelte in seinen Eingeweiden.
"Du, wie heißt du Junge", hörte er hinter sich die Stimme des Sergeant.
Landril wollte sich umdrehen und antworten als sein Bruder zu reden begann.
"Orlril, Sergeant Canus."
"Gut Orlril. Das Leben in unserem Orden bedeutet vor allem eins. Bedingungslose Aufopferung und Hingabe an den Imperator. Wir sind das Werkzeug Seines göttlichen Willens. Wir sind die Kraft, welche die Menschheit vor dem Bösen beschützt. Wir sind Seine Krieger. Wir leben nur um Ihm zu dienen. Persönliche Belange sind für uns ohne Wert. Unser eigenes Leben ist ohne Belang. Jeder von uns würde es mit Freuden geben um Seine Gesetze aufrecht zu erhalten. Der Orden ist unsere Heimat. Disziplin und Gehorsam sind seine Grundlagen. Und das ist nur ein kleiner Teil, der das Leben eines unserer Brüder ausmacht. Ich erwarte nicht, dass jemand wie du dies versteht. Aber ich wollte, das du es aus dem Mund eines wahren Space Marine hörst."
Orlril's Augen hatten zu glänzen begonnen.
"Ich würde immer noch gerne mit euch gehen. Ich möchte lernen dem Orden und dem Imperator zu dienen."
Canus nickte ernst.
"Wir werden dich prüfen. Obwohl du kein Krieger bist, hast du zweifellos gute Anlagen. Ich befinde dich für Wert. Geh mit Bruder Vandarl in den Thunderhawk und warte dort auf unsere Rückkehr. Dein bisheriges Leben ist nun vorbei. Du wirst keines deiner bisherigen Besitztümer benötigen. Geh nun!"
Landril sah seinem Bruder fassungslos hinterher, der zusammen mit dem Space Marine die Rampe des Gebildes, er wußte nun das dies eins der Thunderhawks war von denen sein Vater gesprochen hatte, hinaufging und im halbdunkel verschwand ohne sich noch einmal umzusehen.
Ein Ruf erstickte in seiner Kehle. Er war nicht fähig, mehr als nur unzusammenhängende Geräusche von sich zu geben. Steif setzte er einen Schritt in die Richtung der Rampe hinter der sein Bruder, mit dem er sein ganzes Leben verbracht hatte, verschwunden war.
Eine große Hand kam auf seiner Schulter zum liegen und hielt ihn an Ort und Stelle. Zusammen gekniffene graue Augen sahen ihn abschätzend an.
"Du nicht! Ich sehe es an deinen Augen, daß du ungeeignet bist."
Landril wollte protestieren, wollte seinen Bruder rufen, doch wieder brachte er keinen Ton heraus. Ein gräßlicher Schmerz hielt sein Herz wie in einer Klammer und hinderte ihn daran zu reden. Nur eine leise Stimme in seinem Verstand flüsterte den Namen seines Bruders.
Endlich entrang ein erstickter Laut sich seiner Brust und er wandte sich ab. Gerade rechtzeitig um seinen Vater aus der Heimstatt kommen zu sehen. Er trug eine große Truhe aus schimmerndem Metall, die übersät war mit goldenen Zeichen und Symbolen. Vergilbte Pergamentseiten mit roten Siegeln waren an den Seiten befestigt und ein großer stilisierter Vogel prangte auf dem gewölbten Deckel. Es war derselbe, wie auf den Rüstungen der Space Marines.
Hinter ihm stieß Canus laut die Luft aus.
"Endlich. So lange haben wir geglaubt, sie wären verloren. Du hast sie gut behütet, Sagitearus?"
"Ja Sergeant Canus, das habe ich. Ich habe sie mit meinem Leben bewacht."
Als Canus seinen Vater ansprach horchte Landril auf. War das der wahre Name seines Vaters? Warum hatte er ihnen nie seinen richtigen Namen gesagt? Betäubt von den neuen Erkenntnissen sah Landril stumm zu wie sein Vater die Truhe in den Thunderhawk trug. Canus blieb bei ihm draußen.
Einen Moment später kam Sagitearus - der Name klang so falsch - die Rampe wieder herunter und baute sich ein paar Schritte neben dem Sergeant auf.
Canus warf Landril einen flüchtigen Blick zu ehe er sich an seinen Vater wandte.
"Sagitearus, du hast unserem Orden einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Die Progenoiddrüsen werden eine neue Reihe von Brüdern hervorbringen, welche das Wort des Imperators in die Galaxis tragen werden. Umso schwerer fällt es mir das folgende zu tun."
Landril verfolgte die Worte des Sergeanten ohne ihren vollen Sinn zu begreifen. Was waren Progenoiddrüsen?
Der Space Marine trat etwas zurück ehe er weiter sprach und sein Gesicht hatte einen ernsten Ausdruck angenommen.
"Das Leben als Krieger des Imperators ist von Hingabe und Pflichten bestimmt. Von Ehre und Gehorsam. Von Glauben und Mut. Ohne diese Pflichten und Tugenden sind wir nichts. Du hast gegen mehrere Gebote unseres Ordens verstoßen. Du nahmst dir eine Frau und zeugtest Kinder. Du hast nichts unternommen um den Orden auf dich aufmerksam zu machen. Und das schlimmste: Du hast das Wort des Imperators nicht in die Reihe der Menschen dieser Welt getragen. Sie waren völlig ahnungslos und lebten ihr wertloses Leben ohne je seiner Gnade teilhaftig zu werden. Du warst fast zweieinhalb Jahrhunderte auf dieser Welt und hast sie vergeudet, indem du deinen eigenen Bedürfnissen nachgegangen bist. Die Priester der Ekliesarchie werden sich nun dieser Welt annehmen und den Menschen das Licht seiner Erhabenheit nahebringen. Du wirst dagegen deine Strafe entgegennehmen."
Mit immer größer werdendem Unverständnis blickte Landril zwischen den beiden Hünen hin und her. Wovon redete Canus nur. Sein Vater hatte ihn und Orlril doch den Glauben an den Imperator gelehrt. Und was sollte das Gerede von Bestrafung? Hieß es nicht eben noch sein Vater hätte einen unschätzbaren Dienst geleistet?
Ehe Landril seiner Verwirrung Ausdruck verleihen konnte, griff der Space Marine an seine Hüfte und griff sich einen der Gegenstände die daran befestigt waren. Er richtete ihn auf seinen Vater und sprach einige Worte in einer Sprache die Landril nicht verstand. Sein Vater antwortete in derselben Sprache.
Dann ertönte ein donnernder Lärm, ein Blitz schoss aus dem Gegenstand - der Waffe!!! - und der Kopf seines Vaters wurde in einer blutigen Fontäne zerrissen.
Fortsetzung folgt.....