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Eine Rezension über Jes Goodwin's Artbook zu schreiben
ist sicherlich nicht einfach ohne in totale Euphorie zu verfallen, denn
schließlich handelt es sich hier um eine der wichtigsten Persönlichkeiten
bei Games Workshop, einem wahren Idol für alle Wh40k-Spieler! Der britische
Modelldesigner ist zusammen mit John Blanche einer der wichtigsten kreativen
Köpfe dort, doch während sein Mentor und Förderer sich mehr
für das düster-bizarre Artwork verantwortlich zeigte, durfte Jes
sich mit der Konzeption und Ausarbeitung der Spielfiguren beschäftigen.
Das tat er so gut, dass bald ganze Völker nach seinen Vorlagen erschaffen
wurden. Jes Goodwin hat damit immens viel zur heutigen Optik des Hobbys
beigetragen - man mag es sich gar nicht ausmalen wie die aktuellen Figuren
ohne seinen Einfluss aussehen würden. Heute ist er als der wohl beste
Miniaturendesigner der Welt anzusehen.
Kommen wir nun zum Inhalt des Artbooks. Es enthält Konzeptskizzen aus
der Feder Jes Goodwins und umspannt die letzten 20 Jahre seines Schaffens
bei Games Workshop. Die thematisch geordneten Zeichnungen sind stets von
interessanten Kommentaren von Andy Chambers begleitet, welcher einer der
wichtigsten Wh40k-Spieldesignern ist, und damit eine weitere Ikone in diesem
Triumvirat darstellt (das Vorwort stammt von John Blanche).
Wir sehen sehr alte Bilder aus den Anfangszeiten, wie z.B. Titanen und ihre
Crew (1989), imperiale Arbeiter, allererste Skizzen für Raumflotte
Gothic und natürlich die Eldar (1990), mit denen Jes sozusagen sein
erster Durchbruch gelang.
Aus der Zeit der 2nd Edition stammen die Zeichnungen für die Neuauflage
und Überarbeitung der Tyraniden (1994) und der Chaos Space Marines
(1995), welche allesamt maßgeblich von ihm gestaltet wurden. Nebenbei
zeigte er sich in dieser Zeit auch für das Nebenspielsystem Necromunda
und die Warhammer Fantasy Hochelfen (1992) verantwortlich.
Bis in die heutige Gegenwart reichen seine daraufhin folgenden Arbeiten,
von der Weiterentwicklung der Space Marine Servorüstungen, der Überarbeitung
von Land Raider und Land Speeder, den imperialen Assassinen und den ersten
Necrons (1995) bis hin zu den Tau und dem jüngsten Wh40k-Ableger Inquisitor
(2000).
Anhand dieser ungefähren Übersicht über Jes Goodwins Portfolio
kann man also gut erkennen, welch unglaublich wichtige Rolle er in der Entwicklung
von Games Workshop gespielt hat.
Vom formalen her gibt es nicht viel zu meckern an diesem toll aufgemachten
Artbook. Die Druckqualität kann sich sehen lassen, das glatte Papier
wirkt mit den filigranen Bleistiftzeichnungen des Künstlers sehr edel.
Als besonderes Highlight gibt es im Buch einige durchsichtige Folien, mit
denen man die für Jes Goodwin typischen Kommentare und Infos über
die darunter liegende Großzeichnung legen kann. Normalerweise sind
die Skizzen zusammen mit diesen oft nur hingekritzelten und gelegentlich
schwer lesbaren Angaben abgedruckt, aber bei diesen Sonderfällen kann
man das eigentliche Bild dank dieses Features einzeln und für sich
betrachten (siehe Foto links zur Veranschaulichung).
Anhand dieser Kommentare lässt sich jedoch sehr gut die Vorgehensweise
von Jes Goodwin in der Entwicklung eines neuen Modells mitverfolgen und
seine Detailverliebtheit sehen, die man an den fertigen Miniaturen entdecken
kann, wenn man denn genau hinsieht.
Auch sehr viele kuriosen Einzelheiten kann man in dem Buch finden: Wollt
ihr z.B. wissen, weshalb Arbites keinen imperialen Adler auf ihren Schulterpanzern
tragen? Entwürfe für Wh40k Skaven aus dem Jahre 1991 sehen? Den
fünften Assassinen kennenlernen? Wissen, wozu die Knochenplatten auf
dem Rücken des alten Schwarmtyrants gut waren? Mit welchen historischen
Einflüssen er die Hochelfen von Tolkiens Elben unterscheidbar machte?
Erfahren, welche Servorüstungen von den jeweiligen Chaos Legionen bevorzugt
wurden? Einen Cybot mit Zwillings-Sturmkanone bewundern?
Dann solltet ihr euch dieses Kleinod nicht entgehen lassen!
Oh, ich muss aufpassen, dass mich die Euphorie nicht übermannt. Also:
Ich persönlich bin absolut begeistert von diesem Artbook, wer ein Fan
von Jes Goodwins Miniaturen ist (und welcher Wh40k-Spieler ist das nicht),
dem werden die vielen Konzeptskizzen sehr gefallen. Und wer ein langjährigen
Spielerveteran ist, der wird sich über die versteckten Informationen
und Kuriositäten freuen. Nur diejenigen, die eher solche düsteren
Artworks wie die von John Blanche oder Paul Dainton erwarten, könnte
enttäuscht sein, denn Jes Goodwins geradlinigen Skizzen können
mit so etwas natürlich nicht mithalten.
Fazit: Wenn ihr euch ein Wh40k-Artbook kaufen wollt, dann sollte "The
Gothic & the Eldritch" die allererste Wahl sein!
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