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DUALITäT

Es war die Stille die ihn störte. Als routinierter Soldat hatte Masters über die langen Jahre seines Dienstes im Namen des Imperators eine Art Vorahnung entwickelt, die ihm bereits mehrfach das Leben gerettet hatte. Hätte man ihn in diesem Moment darauf angesprochen, er hätte es nicht beschreiben, nicht präzisieren können. Aber es war da. Ein weiteres Mal hob Masters das Infrarotnachtsichtgerät an seine Augen und begann konzentriert das flache, schmutzige Terrain das sich meilenweit vor seiner Befestigung erstreckte routiniert nach Spuren der Bedrohung abzusuchen, vor der ihn sein Instinkt warnte. Um keine Spur beruhigter nahm er nach der sorgfältigen Inspektion seines Sektors das Gerät von seinen Augen.


Langsam erhob es sich wieder aus der Furche, die der Einschlag eines Projektils im aufgewühlten Boden hinterlassen hatte. Während es sich flink durch den Schlamm des Schlachtfeldes bewegte, achtete es stets darauf jede Bodenunebenheit auszunutzen, die half ungesehen näher an den Menschenbunker zu gelangen.


Da war es wieder. Irgendetwas ließ seine genetischen Alarmglocken schrillen. Aber wieder konnte er nichts erkennen. Masters hasste es, die Verantwortung für die Überwachung eines Sektors zu haben. Es war nahezu unmöglich auf diesem Terrain den herannahenden Feind zu erkennen, wenn dieser nicht gesehen werden wollte. Aus ebendiesen Grund gehörte der Wachdienst in den Außenposten zu den meistgehassten Aufgaben die vom Commander der Einheit vergeben wurden. Es kam oft vor das der Kontakt zu einem der Außenposten abriss wobei das einzige was das entsandte Suchteam finden konnte, die schreckliche deformierten Überreste eines ihrer Brüder war, im Falle das es sich um einen aufmerksamen Wachposten gehandelt hatte eventuell noch die Überreste eines Tyraniden, nie jedoch Überlebende. Nervös ließ Master erneut den Blick schweifen. Um sich zu beruhigen und um seine Effektivität nicht einzuschränken begann er die ihm Wohlvertrauten Konzentrationsübungen zu absolvieren.


Ein weiter Geruch mischte sich in die Vielfalt der Düfte die Es Umgaben, der Geruch eines Opfers, eines Feindes, den es zu Vernichten galt. Es hatte seine Aufgabe erfüllt, die Vernichtung des Gegners jedoch würde der Schwarm übernehmen. Der Liktor blieb in der Nähe. Sein Instinkt ließ ihn in einer Art Beobachtungsposition ausharren.


Masters hatte seine Übung abgeschlossen und fühlte sich wieder wohler. Er hatte seine Konzentration zurück gewonnen, fühlte sich nun nicht mehr so hilflos angesichts der leeren Fläche vor ihm. Routiniert überprüfte er erneut seinen Sektor sowie den Zustand seiner Waffe. Dann verließ er den Beobachtungsstand, um seinen stündlichen Statusbericht an das Hauptquartier weiterzugeben.


Die Gegenwart des Menschen machte es nervös. Seine wilden ungezähmten Instinkte rangen mit der Kontrolle des Schwarmes, die ihn leitete. Unschlüssig erhob sich der Liktor und begann, sich dem Bunker erneut zu nähern. Plötzlich nahm Es eine Bewegung war, versucht von einem Feind der sich an der Schießscharte des Bunker gezeigt hatte. Der immer stärker werdende Geruch des Menschen verhalf schließlich den Instinkten die Überhand zu gewinnen und damit die Kontrolle über den Liktor.


Masters war aus der Kommunikationsnische zurückgekehrt und hatte den Beobachtungsstand wieder betreten. Diesmal war Masters sich sicher, dort unten, nicht weit von seinem Bunker hatte sich etwas bewegt. Langsam, ohne jegliche Eile griff er nach seiner Waffe und zog den Schaft langsam an seine Schulter.


Der Moment war gekommen. Langsam erhob Es sich, tastete mit den Beinen suchend nach festen Stellen des Bodens, von denen es sich in die Höhe, zum Eingang des Bunker katapultieren konnte.


Da war es, der insektenartige Körper des Tyraniden war für Master kurz sichtbar gewesen. Gut geschult wie er war, erkannte er sofort das es sich um einen Liktor handelte, eines jener Chamäleon gleicher Wesen, dem mit seinen scharfen Klingen schon so mancher Vorposten zum Opfer gefallen war. Die Farbspiele des Chitinpanzer ermöglichten dem Wesen, sich nahezu unbemerkt an jedes Lebewesen anzuschleichen. Ohne zu zögern riss Masters den Lauf seiner Waffe nach oben und feuerte eine Salve an die Stelle an der er das Wesen erblickt hatte.


Schmerz durchzuckte den Tyraniden. Der Mensch musste ihn bemerkt haben. Mit eine fließenden Bewegung schnellte sich der Liktor nach oben, wo es sich sofort mit seinen Klauen im Stein des Bunkers festklammerte. Der Mensch feuerte immer noch, und hier und da beschädigten die Kugeln den Panzer, doch keine Wunde konnte den Liktor in seine Agilität einschränken.


Adrenalin zuckte durch Masters' Körper. Der Tyranid befand sich genau vor der Schießscharte des Bunkers, beschäftig damit den Spalt zu vergrößern, so das es in das Innere des Bunkers gelangen konnte. Wild brüllend betätigte Masters erneut den Abzug seiner Waffe. Er sah, wie die aus nächster Nähe abgefeuerten Projektile den Panzer des Liktors durchschlugen. Wilde Euphorie durchzuckte ihn als er den Liktor, der bereits durch die Spalt ins Bunkerinnere gedrungen war, langsam zusammensinken sah.


Die Schmerzen wurden immer stärker. Glühende Nadeln durchzuckten den Körper des Tyraniden und hinterließen Flecken an den Bunkerwänden. Wild zischend begann der Liktor im Todeskampf um sich zu schlagen, ohne jedoch den Menschen zu treffen, der sich jedoch rechzeitig aus der Reichweite der scharfen Klingen gebracht hatte. Langsam spürte der Liktor wie die Lebenskraft nachließ, aus seinen unzähligen Wunden fließend. Um es herum wurde es Schwarz. Es hatte versagt…


Keuchend ließ Masters den Abzug los. Der Tyranid zu seinen Füßen hatte das Zucken aufgehört. Schwer atmend ließ sich Masters neben dem erlegten Feind zu Boden rutschen. Er überprüfte schnell den Zustand seiner Waffe, um sich schließlich wieder zu erheben. Als er jedoch den Blick aus der zerfetzten Schießscharte warf, fühlte er sich nur noch müde und paralysiert: Vor ihm, auf gesamter Breite der Ebene bewegte sich ein Meer aus glänzenden Chitinkörpern auf ihn zu. Masters ließ die Waffe sinken, er hatte verstanden, dies war das Ende, sein Ende sowie das Ende der Menschheit auf diesem Planeten. Dies würde kein kleines Geplänkel werden, dies war die Armee der Tyraniden und sie würde der menschlichen Expansion in diesem Sektor ein Ende bereiten…



Urheberrecht: Christian Hermann, 2005



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