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HELL'S ARCHERS II

Keeth schmettere sein letztes Magazin in die Boltpistole und feuerte wieder auf den Ork vor ihm. Der Grünling bäumte sich auf. Mit seinen sehnigen Muskeln, die sich unter der gespannten, grünen Haut abzeichneten wirkte er wie ein Gigant aus Keeths schrecklichsten Alpträumen. Der riesige Orkkrieger hatte seine bizarre Schnellfeuerwaffe weggeworfen und stürmte nun, eine massige Axt über seinem Kopf schwingend, die Aschendüne hinauf, wo Keeth gestrauchelt war.
Der Ganger zog den Abzug seiner Waffe verbissen bis ganz nach hinten durch. Die sekundenschnellen Feuerstöße prasselten dem Ork entgegen, doch dieser schien sich daran nicht weiter zu stören. Brüllend stürmte er durch den Kugelhagel weiter. Seine Waffe zum tödlichen Hieb erhoben. Keeths Schüsse schienen nichts weiter als ein nutzloser Protest gegen seinen bevorstehenden Tod zu sein. Sein unzureichendes, jedoch einziges Argument, das er gegen die vorzeitige Beendigung seiner Existenz ins Feld führen könnte.

Keeth hörte sich schreien. Über das laute Rattern seiner Boltpistole hinweg vernahm er seine Flüche, und die Beschimpfungen die er dem Ork entgegen spie. Er nahm sie wie durch einen Nebel war. Es schien, als würde er sich von Außen betrachten. Als hätte sich seine Seele schon aus seinem sterbenden Körper entfernt. So als ob sie es vorzog in sicherer Entfernung zu warten, und erst dann in die Hände des Imperators überzugehen, wenn von Keeths Körper nur noch blutiger, zerhackter Brei übrig war. Seine morbide Seele schien ihn vorwurfsvoll anzustarren.
So sah er sich. Verletzt. Verdreckt. Aus tausend Löchern blutend. Ja er schämte sich. Er schämte sich für den Tod seiner Leute verantwortlich zu sein. Seine Freunde. Seine ... Familie. Es war ein Fehler gewesen über die Aschenwüsten bis nach Tartarus zu marschieren. Bis zuletzt hatten sie geglaubt, sie könnten die Orkheizaz umgehen, die durch die trostlose Landschaft der Aschenwüste patrouillierten. Ein Irrglaube. Obwohl sie zu Anfangs gut vorankamen hatte sie schließlich doch ein Mob aus drei Scoutbikes aufgespürt. Jetzt, als sie so nah am Ziel waren...
Aus irgendeinem Grund hatten sie die Orks erst sehr spät bemerkt. Kaum vorstellbar, da diese Verrückten und ihre Maschinen normalerweise einen Höllenkrach machten.
Aber nicht diese.
Als die Orks über eine Aschendüne rasten feuerten sie aus allen Rohren auf die Makropolgänger. Gunt hatte es zuerst erwischt. Seine hagere, drahtige Gestalt wurde von den Explosivgeschossen der Scoutbiker zerrissen. Als die sieben verbliebenen Ganger herumwirbelten, und ihre Waffen schussbereit machten donnerten die Orks schon dicht an ihnen vorbei. Einer der Orks schwang eine mächtige Axt und enthauptete Mike im vorbeifahren. Noch immer fest sein Automatikgewehr umklammernd ging sein Körper in die Knie. Die Blutfontäne die aus seinem Hals schoss verebbte nicht, auch dann nicht, als er vollends zusammensackte. Keeth und die anderen brauchten keine weitere Vorbereitung. Seit ihrer Geburt mussten sie kämpfen. In den dunklen, verschlungenen Tunneln und Gängen der Hades Makropole bekam man nur selten eine zweite Chance...
Ohne Deckung waren die übrigen Ganger so gut wie wehrlos. Dan, Tauro und Marv waren die nächsten die starben. Doch Tauros Maschinengewehr hatte einen der Bastarde von seinem Bike geholt. Das Fahrzeug ratterte auch ohne Fahrer weiter und raste in das Orkvehikel direkt vor ihm. Ein riesiger Feuerball wischte über die Landschaft, als die beiden Bike in der Explosion vergingen. Was musste das für ein wahnsinniger Treibstoff sein?
Nun waren nur noch er und Eiko übrig gewesen. Keeth erinnerte sich, wie sie Rücken an Rücken standen. Nachdem er immer versucht hatte ihre Aufmerksamkeit zu erregen, nun hatte er sie. Wenn auch nicht gänzlich. Er musste sie teilen. Teilen mit einem Monster, das beim Tod seiner Kameraden nur ein grunzendes Gelächter von sich gegeben hatte. Oder zumindest so etwas ähnliches. Der Scoutbiker umkreiste sie. Seine riesigen Räder wühlten in der Asche und zogen Wolken aus Staub und Dreck hinter sich her. Schon bald waren die beiden Ganger eingehüllt in die Dreckwolke. Keeth waren Tränen in die Augen geschossen. Hustend war er nach vorn gestürmt, die Aschendüne hinauf.
Eine Sekunde später hatte er Eikos spitzen Schrei vernommen, als der Ork aus allen Rohren feuernd durch die Abgaswolke pflügte. Keeth hatte kaum darauf geachtet. Wieder brannten ihm Tränen in den Augen, aber ob sie noch immer von der Gaswolke herrührten, oder ob er sie wegen Eikos Tod wusste er nicht. Er hörte wie der Ork hinter ihm seine Maschine voll aufdrehte. Er hörte das animalische Triumphgeheul und gleich darauf das Trommeln der Geschosse, wie sie auf ihn zusausten...

Schmerz

Unweigerlich straffte sich Keeths Körper, als die Kugeln seinen Rücken trafen. Er schrie. Aber mehr aus Wut als aus Schmerz.
Er stürzte in die warme Asche der Düne...Und entging nur so der niedersausenden Axt des Orks, der an ihm vorbei bretterte. Keeth versuchte sich aufzurichten. Er japste nach Luft und sog dabei nur Asche in seine ohnehin schon geschundene Lunge. Wieder brach er zusammen. Kurze, ungezielte Feuerstöße kamen aus seiner Boltpistole.
Der Orkkrieger kauerte auf seinem Bike und setzte zu einem Wheele an, als er erneut auf Keeth zuraste. Doch dann erwischte ein Boltgeschoss den dicken Reifen des Bikes und die Wucht des zerfetzenden Gummimaterials warf den Ork von seinem Feuerstuhl. Asche wirbelte um seinen massigen Leib, als er auf seinen Hintern fiel. Das Bike kippte zur Seite und schlitterte bis zum Rand der Erhöhung, auf der Keeth lag. Der Orkoide war aufgesprungen und brüllte wutentbrannt über den Verlust seiner Maschine. Er fasste Keeth kalt ins Auge während er seine Axt vom Boden aufhob, sie mit beiden Händen über dem Kopf schwang und auf den verletzten Ganger losging...

Ein kurzes Stottern...dann fiel das leere Magazin aus Keeth Pistole. Keeth schrie. Der Ork hatte ihn fast erreicht. Er schwang seine Axt um den lächerlichen Menschen zu zerhacken, der ihn mit seinen Geschossen gekitzelt hatte.
Es war aus. Keeth starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die große, grüne Gestalt. Sein Henker. Sein Mörder. Kein Arbitrator hatte ihn je erwischt. Keine gegnerische Gang hatte ihn und seine Kumpels besiegt. Kein Monster aus den unteren Ebenen der Makropole hatte ihn verfrühstückt und kein Rekrutierungskommando der PVS hatte ihn als "erleuchteten Freiwilligen" aufgespürt. Nun starb er. Nicht zuhause, nicht einmal im Kreise seiner Freunde. (Wenn man einmal von ihren zerstückelten Überresten absah). So endete es. Und so, wie sein Widerstand gegen sein unvermeidliches Schicksal gefallen war, so würde auch der Rest von Armageddon fallen. Der nutzlose Wiederstand den die Menschheit den überlegenen Orks leistete war eine Farce. Eine ganz erbärmliche. Denn die Orks würden immer gewinnen. Wenn sie mit Armageddon fertig waren würden sie weiter ziehen. Tief ins Segmentum Solar. Vielleicht bis nach Terra selbst... "Nun... verdient hatten es die imperialen Schweine," dachte Keeth...

Der Ork war jetzt über ihm. Keeth schloss die Augen...und schleuderte dem Ork eine Handvoll Asche in seine abstoßende Fresse. Der Ork brüllte voll Schmerz und Verwunderung. Er fasste sich an seinen Kopf um seine empfindlichen Augen zu schützen. Keeth rollte sich ein Stück zur Seit und trat dem Ork mit aller Kraft die ihm noch geblieben war ans Bein. Der Riese strauchelte und stürzte zu Boden. Dabei verlor er seine Axt. Sofort war Keeth über ihm ergriff die Axt des Ork und wuchtete sie hoch. Dabei kugelte er sich beide Arme aus, aber es reichte. Die niedersausende Axt spaltete den Schädel des auf dem Bauch liegenden Orkbikers. Keeth sprang auf den breiten Rücken des Toten.

"Ha! HAHA! Was hast du Pisser dir eigentlich dabei gedacht?" Er schrie aus vollem Hals. Seine Worte fegten über die leere Aschenwüste. "Einen Ganger der Hades-Makropole anzugreifen? Hahaha! Häh?" Er trat den Orkkadaver, der ihm die Antwort schuldig blieb. "Ich hab doch nicht umsonst jeden Samstag Bully den Orkjäger untern Tisch gesoffen. Nein ich hab mir ein paar seiner Geheimnisse angeeignet. Ich weiß wie man euch tötet. Ich weiß es!!!" Wind ergriff seine Kleidung und zerzauste sein Haar. "Alle aus meiner Gang waren sich darüber einig nach Tartarus zu gehen...naja außer Rusty vielleicht, aber er war nur ein Hurensohn!" Er bemerkte die Chimären Panzer nicht die von der nahen Verteidigungslinie Tartarus auf ihn zurollten. Angelockt durch das Waffenfeuer. "Solange noch Atem in uns ist werden euch die Verteidiger von Armageddon Widerstand leisten. Das ist unsere Natur. Seit Generationen kämpfen wir gegen euch, und wir werden es euch Hunden nicht einfach machen." Er sprang auf der Leiche herum und öffnete dann seinen Hosenschlitz. "Jetzt, da ihr alle meine Kumpels weggeblasen habt, jetzt könnt ihr von Glück sprechen, wenn ich euch einen schnellen Tod durch meine Hand gewähre." Unter lautem Röhren und verrücktem Gekicher entleerte sich Keeth auf den Ork unter ihm. "Das schwör ich bei meiner brennenden Heimstadt! IHR SCHWEINE!"
Keeth fiel in Ohnmacht.



Urheberrecht: Michael Zupp, 2001



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