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ERWACHEN!

Sie hatten mich auf Delta Omega rekrutiert. Im Nachhinein betrachtet war dies der größte Fehler meines Lebens. Meine ganze Familie zurückgelassen, Frau und Kinder, Vater und Mutter, alles geopfert für den Wunsch Soldat in den endlosen Reihen der imperialen Truppen zu sein.
Ich stellte mir selbst oft die Frage, warum ich all das geopfert hatte für das was kommen würde. Natürlich wusste ich worauf ich mich einließ, aber auch ich war nicht unerreichbar für die Propaganda, die Verherrlichung dessen was das Imperium vorgab zu sein.
Um einen Eindruck davon zu bekommen was ich erlebte und was mich dazu veranlasste diese Zeilen zu schreiben, werde ich am besten beim Anfang beginnen.
Als man mich auf Delta Omega rekrutiert hatte, wurden wir, also ich und meine zukünftigen Kameraden, zu den äußeren Ringen von Sepia Octanus verschifft. Dort war es heiß und sandig. Jeder Atemzug tat in den Lungen weh. Als wir dort auf dem Exerzierplatz standen, wurde uns gesagt wir würden uns daran gewöhnen, doch ich hatte mich nie ganz dran gewöhnt.
In den folgenden Wochen und Monaten stand der übliche Drill auf dem Tagesplan. Marschieren bei Temperaturen bis 50°C, Waffendrill unter schwierigsten Bedingungen, das übliche Prozedere im Werdegang eines Soldaten. Tag ein und Tag aus.
Nach zwei Jahren wurde meine Einheit nach Ultima Hora verlegt. Ich und einige meiner Kompanie wurden den Red Devils unterstellt. Oberst T.J. McAllister hatte hier das Kommando. Ein beinharter Mann, Soldat durch und durch. Ich wurde zum Scharfschützen ausgebildet. Das Training war doppelt so hart wie die Grundausbildung, doch ich entwickelte mich zu einem hervorragenden Scharfschützen und wurde McAllisters Kommandoabteilung direkt unterstellt. Nach einem weiteren Jahr rückten wir aus. Kampfeinsätze in Tecoma Beach, Blackwood und Devils Cave bescherten mir meine ersten Abzeichen für Tapferkeit für das Abschlachten fremder Völker von denen ich nie gehört hatte und wohl in manchen Fällen auch nicht mehr hören werde. Im Laufe der Jahre erklomm ich die Dienstgradleiter und wurde zum Leutnant befördert und mir wurde mein eigenes Platoon unterstellt. Ein Jahrzehnt waren wir Teil der Gordok-Offensive, ein Krieg gegen einen Ork Herrscher, der einen Mächtigen Waaagh! versammelt hatte und den es zu zerschlagen galt. Meine Black Mambas wurden gefürchtete Ork Jäger und weitere Orden und eine Beförderungen waren mir gewiss. Ein anderer würde wohl behaupten ich hätte das große Los gezogen. Für den Imperator kämpfen, Orden und Beförderungen waren für die meisten Menschen des Imperiums das höchste Gut. Doch mit der Zeit, mittlerweile Hauptmann und Befehlshaber mehrerer Platoons, keimten Zweifel in mir auf. Prediger und Kommissare erzählten dass es unsere Pflicht war diese grausamen Alienvölker zu vernichten und das eigene Opfer ein geringer Preis dafür war die Existenz der Menschheit zu sichern. Waren wir denn soviel besser dass wir es verdienten uns Gut zu nennen? Waren die anderen wirklich die Bösen? Was gab uns das Recht zu existieren, wo andere Völker sterben mussten?
Ich konnte mir nicht vorstellen dass dies unser Weg sein sollte. Doch was wusste ich schon, einer unter Billionen. Durfte ich zweifeln?
Diese Frage beantwortete sich mir als wir in der Metropole Kessler City von einigen Unruhen hörten. Menschenmassen hatten sich versammelt und demonstrierten gegen den Adel. Wie sich später herausstellte bereicherte er sich an seinen Untergebenen und versklavte und töte Tausende im Namen dunkler Götter. Doch was taten wir? Wir bombardierten ganze Wohnblöcke, richteten das hungernde Volk zu Millionen hin und zwangen einen Feind in die Knie der unbewaffnet und unschuldig war. Nach diesem Feldzug veränderte ich mich in meinen tiefsten Winkeln meiner Seele. Wir, die Menschheit, die Guten in diesem Theaterstück, hatten Beihilfe geleistet das der Planet vom Chaos verschlungen wurde, nur weil wir anmaßend und übereifrig in unserem Wahn und Fanatismus für ein totalitäres und faschistisches Regime alter Männer, Unschuldige getötet hatten ohne einen geringsten Beweis ihrer Abtrünnigkeit. Ich konnte und wollte mir das nicht verzeihen und wandte mich im folgenden Krieg gegen den korrumpierten Herrscher dieser Welt gegen das was die Menschheit in ihrer Verdorbenheit verkörperte. Ich erschoss hochrangige Offiziere und richtete Hunderte im Namen eines Gottes der Ehre und Stolz als Tugenden ansah und diese förderte. Ich fühlte mich frei, ich war niemandem Rechenschaft schuldig außer Mir selbst oder meinem neuen Gott. Als Anführer ganzer Armeen warf ich mich in die Schlacht um die Anhänger eines Sadistischen Menschen den man als Gott verehrte zu vernichten.
Nach und nach verschwanden die Bilder von meiner Familie und verblassten als seltene Erinnerung. Mein ganzes Dasein widmete ich meinem Gott, einem gerechten Gott, der mich nur danach beurteilte was ich war und was ich sein könnte.
Jahre des Krieges vergingen und mein Gott erwählte mich zu meiner ultimativen Prüfung. Er ernannte mich zum neuen Herrscher über Millionen von Menschen. Er sagte ich könnte nach meinen Idealen herrschen. Gerecht und unabhängig, fernab jeglicher Imperialer Glaubenskultur.
Ich wusste sie war schwach, sie war fehlerhaft und es lag an mir die Menschheit in ein neues Zeitalter zu führen und die Lügen des Imperiums aufzudecken und zu zermalmen.
Doch wie das Schicksal so will, wurde mein Unterfangen durch den Adeptus Astartes niedergeschlagen. Zu mächtig und einflussreich war ich geworden und die Heuchler schickten ihre besten Soldaten gegen mich in den Krieg.
Fünf Jahre dauert er nun an und heute werden sie mich zur Verantwortung ziehen und mich der Häresie beschuldigen und mich dafür richten.
Doch meine Gedanken sind frei und ich werde mich dessen nicht für schuldig erklären. Die Häresie liegt in der Menschheit selbst begraben, sie lauert und wartet darauf auszubrechen und diesen stinkenden Haufen Lügen im Keim zu ersticken.
Meine Gefolgsmänner dies sind meine letzten Zeilen. Der Wille unseres Gottes ist Stolz und Ehre, lasst sie euch nicht nehmen!

Nova Cura, Heerführer des leuchtenden Pfades

Inquisitor Gabriel legte das Dokument zur Seite und starrte in die Dunkelheit seines Zimmers. Er bekam immer Kopfschmerzen wenn er die häretische Schrift las. Wie konnte es nur soweit kommen, dass ein einst hochdekorierter Offizier der Imperialen Armee den Willen des Gottimperators in Frage stellte und die Chaosgötter über ihn stellte. Er winkte einen Diener herbei.
"Sergio, versammle das Komitee. Wir haben heute viele Ketzer der heiligen Flamme zu übergeben auf das ihre Seelen gereinigt werden."
Sergio verneigte sich und ging in die Dunkelheit davon.
Gefolgt von seiner Inquisitionsgarde verließ er seinen Raum und übergab das häretische Schreiben dem Feuer.



Urheberrecht: Jan Baumeister, 2010



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