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HELL'S ARCHERS

Mit zischenden Triebwerken setzte das Landungsschiff auf der Oberfläche von Caer Darrow auf. Die furchtbaren G-Kräfte die an der kruden Konstruktion so heftig gezerrt hatten, und die Soldaten im inneren in ihren Drucksitzen durchgeschüttelt hatte hörte auf. Dann fuhr die hintere Luke des Landers mit quietschender Hydraulik nach unten und die Soldaten des 28. Jonutheims stürmten nach draußen.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt begann auch das Sterben.
Keeth sprang die Landerampe hinunter und kam zwischen dem Heck des Schiffes zum Vorschein. Ein Hagel aus Laser- und Hartmantelgeschossen fuhr in die Reihen der Makropolsoldaten. Viele stürzten zurück hinters Heck, Panik auf ihren Gesichtern. Andere versuchten zwischen den riesigen Tragflächen des Shuttles Deckung zu finden.
Minenwerfer und Mörsergeschosse hagelten in die Neuankömmlinge und so blieb vielen nur die Flucht nach vorn. Keeth hetzte vorwärts. Der Boden fühlte sich eiskalt an. In dem wenigen Licht war die nebelige Umgebung des Schlachtfeldes nur schwer auszumachen. Alles wirkte fahl und grau. Der Himmel war düster und undurchsichtig, nur unterbrochen von den Feuerschweifen der Landungsboote der imperialen Armee, die einen nach dem andern niedergingen um ihre Fracht abzuladen.
Keeth warf einen Blick nach rechts, während er sich hinter der massigen Leiberfront seiner Kameraden nach vorn arbeitete. Ein weiteres Landungsschiff setzte dröhnend auf und ließ seine Frontluke krachend herabfallen. Zwei sandfarbene Chimären Schützenpanzer rumpelten aus dem Maul des Shuttles, gefolgt von Gestalten, die dicke, senffarbene Tarnmäntel trugen. Keeth schauderte. Die armen Teufel mussten vorne raus! Schon hielten Boltgeschosse, von irgendwoher vorne aus dem Nebel prasselnd, blutige Ernte. Die Monastria Soldaten erwiderten das Feuer und schickten wahllos Laserblitze in die verschwommenen Nebelbänke vor ihnen. Ein Gefechtsmörser erwischte eine Chimären und riss ihre Kette ab. Der Panzer wurde mit einem Ruck nach vorn geschleudert, während die losen Kettenglieder die Reihen der Regulars durchsiebten. Der Panzer überschlug sich und begrub fünf weitere Soldaten unter sich bevor er auf dem Dach liegen blieb. Unbekümmert rannten die Regulars weiter auf die feindlichen Stellungen zu und bald konnte Keeth sie nicht mehr ausmachen. Der Nebel hatte sie verschluckt.
Dann hörte Keeth ein neues, dumpferes Dröhnen hinter sich und wusste, obwohl er es nicht sehen konnte, dass das Landungsschiff wieder abgehoben hatte. Das Schicksal der armen Teufel, welche hinter ihm Deckung gesucht hatten war besiegelt.

Aber jetzt war es an der Zeit sich bemerkbar zu machen. Keeth schrie aus vollem Hals und ballerte wahllos auf irgendwelche Schatten weit voraus. Ungefähr ein Dutzend weiterer Jonutheim-Kämpfer befanden sich um ihn herum und versuchten alle schleunigst die Energiezellen ihrer Lasergewehre zu leeren. Keeth und viel anderen feuerten aus der Hüfte, während sie sich voranarbeiteten. Mörser fielen um sie herab und ab und zu strauchelte einer der Soldaten als ein Laser ihn erwischte, oder wenn ein Boltgeschoss ihm einen äußerst essenziellen Teil seiner Anatomie wegsprengte.
Keeth rannte weiter. Irgendwann erkannte er aus dem Nebel vor ihm eine Menge dunkler Gestalten, die auf dem Boden kauerten....hinter einem kleinen Erdwall.
Keeths jahrelanges, antrainiertes Wahrnehmungsvermögen für räumliche Tiefen und urbane Gebiete vermittelte ihm den richtigen Impuls.
Er warf sich neben den zusammengedrängten Gestalten seiner Kameraden in den Schmutz.
"WAS SOLL DAS HEISSEN DIE GEFAHR FÜR DIE GEPANZERTEN VERBÄNDE SEI ZU GROSS, OVER???"
Ein kleiner, älterer Mann mit erdgrauen Staubmantel und salbeigrünem M3 Helm lag ausgestreckt auf seinem Bauch. Die Ellenbogen auf die Erde gestützt lugte er vorsichtig über eine kleine Mulde im Boden über das Schlachtfeld. Die linke, behandschuhte Hand hatte er gegen sein linkes Ohr gepresst, die Rechte umklammerte ein Meldetelefon, dessen Anschluss zu dem Funkrucksack eines Nachrichtentechnikers führte. Der Nachrichtentechniker hatte beide Hände über dem Helm gefaltet und vergrub sein Gesicht in der Deckung. "IHR NUTZLOSEN SÖHNE VON ASCHENGOUHLEN!" keifte der alte Offizier wieder. "NATÜRLICH WEISS ICH, DASS ES KEIN ORBITALES UNTERSTÜTZUNGSFEUER GEBEN KANN!!!!!!! DAS IST NICHT DER PUNKT.....WAS?....ES GIBT HIER KEINE GEGNERISCHEN LUFTANGRIFFE DU DILLETANTISCHER IDIOT!!!"
Oberst Altan Listic, Kommandeur des 28. Jonutheim wirkte eher unscheinbar. Bis er den Mund aufmachte. Der alte Ganger hatte in seinen 40 Jahren Dienst in der imperialen Armee niemals Anstalten gemacht, sich anzupassen.
"ES IST MIR EGAL OB SIE IHRE BEFEHLE VON FLOTTENLEUTNANT BRUCH HABEN!!! DAS IST SACHE DER ARMEE!!! NICHT DER FLOTTE!!! SAGEN SIE IHM ER KÖNNE SEIN VERDAMMTES TAXIUNTERNEHMEN DA JETZT RAUSHALTEN UND DIE WIRKLICHEN SOLDATEN SPIELEN LASSEN!"
Er würde sich jetzt auch nicht mehr ändern.
"WAS?....SIE SIND LEUTNANT BRUCH? HAHAHA...NA TOLL...ALSO BEVOR DU DIR DEINEN KOPF ZWISCHEN DIE BEINE STECKST KLEINER, BRING UNS DIE SHUTTLES MIT DEN GREIFEN UND BASILISKEN....SOFORT!!!......WIE SOLLEN WIR DAS GEBIET SICHERN? DIE ZERSIEBEN UNS ....JETZT HÖR MAL ZU..."
Listic streckte seine Hand mit dem Hörer in die Luft und fing eine Menge Explosionen, Waffenfeuer und Schreie ein.
"Ich glaub der Alte ist schlecht drauf."
Keeth drehe sich um und bemerkte Soldat Jellebys rundliches Gesicht. Neben ihm kauerten Hefter und Sadge. "Ach was...." sagte Keeth und versuchte ein Grinsen zustande zu bringen. Die erdgrauen, ledernen Feldjacken und Mäntel seiner Kameraden waren ebenso dreckig und abgetragen wie sein eigenes, dickgefüttertes Exemplar. Aber das kam nicht unbedingt von dem Kampfeinsatz, sondern resultierte mehr daraus, das sie nicht die ersten Besitzer dieser Uniformen waren. Auf vielen ihrer Kleidungsstücke prangte noch immer eindrucksvoll der Regimentsname eines 2. Pyresia.
Plötzlich nahm Keeth einen dumpfen Schlag auf seinen Helm war. Er rollte sich auf die andere Seite und sah Listic in seine eisblauen Augen. Mittlerweile drängten sich um die zwei Dutzend Jonutheim Soldaten in der Mulde. Aus irgendeinem Grunde war Listic aufgestanden und ragte jetzt zwischen den zusammengedrängten Körpern wie ein Hüne in den Himmel. Laserblitze und Hartmantelgeschosse kümmerten ihn nicht.
"SIND SIE IMMER NOCH HIER, KORPORAL?" Keeth wusste nicht was los war. Es war sein erster Kampfeinsatz, er war doch nur Soldat und vor allem konnte der Oberst ihn gar nicht kennen. Natürlich, beim Kampftraining an Bord der "Adventure Galley" war er häufig anwesend gewesen und hatte den Fortschritt seiner Männer überwacht. Aber Keeth war damals nur ein Gesicht von vielen gewesen...
"Äh?" machte Keeth. Dabei hatte er sich wirklich Mühe gegeben, sich diesen "Sir!"-Ton anzueignen. Jetzt beugte sich der Oberst nach unten. Aber nicht um etwa Deckung zu suchen, sondern um Keeth besser anschreien zu können.
"WAS ÄH? LOS BEEILEN SIE SICH! SCHNAPPEN SIE SICH DEN MÜDEN HAUFEN UND VERSUCHEN SIE DIE GEGNERISCHEN STELLUNGEN ZU UMGEHEN! BEIM IMPERATOR! WOLLEN SIE SICH HIER IHRE EIER WEGSPRENGEN LASSEN?"
Ohne ein weiteres Wort setzten sich Korporal Keeth und "seine" Männer" in Bewegung. Mit gebeugter Haltung huschten sie auf die Linien der Ketzer zu. Niemand verschwendete einen Gedanken daran zurückzufallen und wären Keeth und sein Trupp nur etwas langsamer gelaufen, dann hätten sie den alten Oberst noch lange schimpfen hören:
"ACH JA? ICH KANN DA DRAUSSEN ABER KEINE MARDUK EINHEITEN SEHEN? WILLST DU MIR ETWA ERZÄHLEN DIE HÄTTEN IHRE PANZER MINIATURISIERT? EH? ODER IST DAS JETZT NE NEUE WEINERLICHE ERFINDUG VOM ADEPTUS MECHANICUS? EH? ACH JA...UND DANN GIBST DU MIR NE FUNKVERBINDUNG MIT DIESEN MONASTRIA SÄCKEN...NEIN, DIE LEISTEN KEINESWEGS IHREN BEITRAG ZUM ANGRIFF...ICH KANN SOGAR DURCH DEN GANZEN BESCHISSENEN NEBEL SEHEN WIE DIE FAUL AUF IHREN FETTEN ÄRSCHEN LIEGEN......ALSO?"



Urheberrecht: Michael Zupp, 2001



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