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CORPUL VI KAPITEL 2

2. Von 12 bis 12 sind 360° - oder - hin und zurück

Corpul VI, Hoehe 361
"Einheit X, vorrücken über die rechte Flanke. Einheit VII und V über die linke, wir geben euch Deckung"
"Hier Einheit X, habe verstanden, rücken vor"
"Einheit VII. Bestätigt, rücken mit Einheit V nach links vor"
Etliche Sekunden voller höchster Anspannung verstrichen. Sekunden, die sich für Astartus wie endlose Stunden hinzogen und niemals enden wollten. Irgendwo in der Ferne vernahmen seine Geräuschverstärker ein hämmerndes Grollen. Er fragte sich ob das bereits die Verstärkung der Eldar war, die da anrückt. Vielleicht aber spielten ihm seine überreizten Sinne nur einen weiteren Streich und er bildete sich die minimalen Ausschläge der Geräuschsensorik nur ein. Die klirrende Kälte und die beißende Helligkeit des vom Schnee reflektieren Sonnenlichts konnten selbst von seiner mächtigen Servorüstung nicht vollständig kompensiert werden. Das waren bestimmt Faktoren, die die Nerven zusätzlich strapazierten. Der Krieger schüttelte den Kopf und verscheuchte die vergifteten Gedanken von sich. Die anderen aus seinem Trupp standen links und rechts neben ihm, knieten sich halb hinter Deckung, die Bolter entsichert und die Finger am Abzug. Man konnte die Anspannung um sie herum schon fast greifen. Astartus fixierte das linke Fenster durch das Visier, oder zumindest das, was davon noch überblieb, und spannte sich an.
"Bruder Ordenspriester" eine leise Stimme ertönte in seinem integrierten Lautsprecher "Hier Trupp V. Melde Bereitschaft. Wir sind in Position und geben Trupp VII Deckung."
"Verstanden, Trupp V" wieder vergingen endlose Sekunden voller Anspannung. Die Sensorik schaltete auf überempfindlich, aber nichts tat sich, einen Totenstille, wenn man vom Stapfen der Ordensbrüder absah.
"Sturmtrupp X in Position"
"Einheit VII, wir sind in Position. Gehen jetzt rein" Fresenius schaute zu Ontario rüber und deutete auf die Überreste einer eingefallenen Mauer
"Positiv, Einheit VII" antwortete Ontario "Achtet auf Bewegung"
Fresenius schaltete das Sprungmodul komplett ab und erhöhte die Sensibilität seiner Sensoren auf das Maximum. Ein metallisches Klicken bestätigte die Einsatzbereitschaft seiner Boltpistole, als er sie entsicherte. Das angespannte Atmen seiner Brüder zeichnete sich im unteren Sichtfeld seines Helms als ein unruhig hin und her hüpfender Balken ab, aber ansonsten tat sich nichts. Zügig, aber leise zog seine Einheit zur Ruine hin.
Ontario betätschelte nervös sein Rosarius, drehte das Amulett wieder in den Fingern, doch sein Blick blieb starr auf die einzig verbliebene Holztür der Ruine haften. Dieses Mal gab es nur 2 Todeskompanisten von rund 23 hier anwesenden Brüdern. Es wird einen Kampf geben, das machte ihre alleinige Anwesenheit klar, diese Krankheit verkörperte sich in Visionen vor einer Schlacht, Visionen von Sanguinius, dem Heiligen Primarchen der Blood Angels und seiner letzten Schlacht. Nach dem, was Ontario über diese Visionen herausfinden konnte, waren sie immer verschieden, unabhängig davon, dass es nur eine letzte Schlacht von Sanguinius geben kann. Wahrscheinlich, so vermutete er, sahen die Krieger in den Visionen auch Parallelen zu ihren eigenen letzten Schlachten, jenen Schlachten, die bald folgen mochten. Aber heute waren es nur zwei, die von diesen Visionen heimgesucht und wahnsinnig gemacht worden sind. Vielleicht stand Ontario der Lösung des Rätsels bereits näher, als er dachte...vielleicht war die Kontrolle des Durstes gar nicht mehr so weit weg...
Fresenius hob die geballte Faust senkrecht nach oben, der Haltbefehl. Seine Ordensbrüder froren auf der Stelle ein. Sekunden verstrichen, bevor Fresenius die Faust löste und zwei Finger zu den Augen führte erst auf Titanicus, dann auf die Holztür deutete. Zu seiner linken bewegte sich etwas, als Titanicus geduckt zum nächsten Felsen vorrannte und einen kurzen Blick hinter das Ruinengemäuer riskierte. Seine Hand bewegte sich flach nach vorn, dann deutete der Zeigefinger senkrecht nach unten, um kurz darauf alle Finger zu spreizen und nur den kleinen Finger mit dem Daumen in die Handfläche zu pressen. Kurz darauf formierte er eine imaginäre Pistole. Gegner Rauschte durch Fresenius Kopf bei jeder dieser Gesten in Unterzahl - 6 Mann weniger, leicht bewaffnet. Als Titanicus erneut die Hand hob und knapp oberhalb seines Helms strich, nickte Fresenius Sie haben sich verschanzt dachte er und entfernte den Stift aus seiner Fragmentgranate. Er drehte sich um, überzeugte sich, dass seine Brüder es ihm gleich getan haben, dann zählte er mit den Fingern bis drei und warf die Granate ungezielt in die Ruine. Etwa 19 weitere folgten ihm in einem olivgrünen, schweren Regen, als er sein Sprungmodul von null auf volle Leistung schaltete.
Sie landeten nur Millisekunden nach dem Explosionskonzert, gerade als die Dark Eldar aus den aufgewirbelten Schnee- und Staubwolken heraus krochen, um wieder hinter ihren Barrikaden Stellung zu beziehen. Neben sich sah er auch Ontario und seine beiden wahnsinnigen Schützlinge landen. Titanicus und seine Einheit stürmten die Ruine zu fuß und mähten mit ihren Boltern bereits die dritte Barrikade auseinander. Sieben Kettenschwerter heulten gleichzeitig los und sausten abermals diagonal von oben nach unten auf ihre Gegner herab. Auch Ontarios Crozius Arcanum stieg auf und fiel immer wieder auf die völlig überrumpelten Eldar Soldaten. Anders als die Waffen seiner Brüder, war Ontarius Crozius jedoch mit tödlicher Energie versehen, die sich auf Ontarios befehl hin entlud. Blitze zuckten immer wieder auf den Flächen der Waffe und umspielten seine Ecken und Kanten. Dagegen gab es kein Entkommen: die, ohnehin schwachen, Rüstungen der Eldar übertrugen die Energie fast vollständig an ihre Träger weiter. Der Feind verbrannte bei lebendigem Leibe unter seiner Rüstung. Es hat noch nicht einmal richtig begonnen, die Eldar haben nicht einmal die Chance gehabt, sich zu sammeln und zurück zu schlagen, da war bereits alles vorbei. Die schwarze Wut der Blood Angels entlud sich erbarmungslos auf die, in Unterzahl liegenden Eldar. Ein Donner grollte über die Ruine, gefolgt von einem jähen, schmerzerfüllten Schrei und die, zur verzweifelten Gegenwehr angesetzte Eldarwaffe verschluckte sich und verstummte, als Titanicus sein Magazin in ihren Benutzer leerte. Es war vorbei. Titanicus blickte sich um und setzte einen Funkspruch durch die Helmintegrierten Lautsprecher:
"Gebiet gesichert, Bruder Ordenspriester. Die Ruine ist bis auf weiteres Feindfrei."
"Das Licht des Imperators kommt überall hin" antwortete dieser abfällig "Unter jeden Stein und räumt auch die letzten vergammelten Überreste des dunklen Abschaums beiseite." Er schaute sich ebenfalls um und begegnete zufrieden Titanicus' fragendem Blick "Durchsucht alles. Stellt die Ruine auf den Kopf, aber findet etwas was uns weiterhilft!"
"Jawohl, Bruder Ordenspriester." Titanicus wirbelte herum und warf das leere Magazin beiseite.
"Titanicus" Ontario legte ihm die Hand auf die Schulter. Titanicus drehte leicht den Kopf und stellte ihn schief "Seid vorsichtig. Bei Feindkontakt handelt offensiv. Löscht alles aus, was ihr an Schatten vorfindet."
"Verstanden, Bruder Ordenspriester." Er setzte ein neues Magazin in seine Waffe, entsicherte sie und jagte die Erste Kugel in den Lauf, dann eilte er davon.
Was sucht eine Hand voll Eldar in einer Tempelruine? Soll das etwa der Kampf sein, der zwei seiner Brüder um den Verstand gebracht hatte? Er hat auch andere Bilder gesehen in seinen Visionen...da war auch etwas anderes als Aliens. Irgendetwas stimmte hier nicht. Aber was es war, verblieb Ontario bisher unerklärlich.
Titanicus entriss ihn aus seinen Gedanken:
"Bruder Ordenspriester, das solltet ihr euch ansehen." Ontario schüttelte verwirrt den Kopf und ging langsam zu seinem Ordensbruder. Er stand im 1. Stock in einem Türrahmen und richtete den entsicherten Bolter ins Rauminnere.
"Verletzte Eldar" versetzte Titanicus "Sie müssen sie beim Rückzug zurück gelassen haben
"Entschuldigt, Bruder Ontario" Fresenius mischte sich aus einem weiteren Raum in das Gespräch ein "Wir sind auch auf tote Eldar gestoßen."
"Wie viele sind es?"
"Ein Dutzend an der Zahl, Bruder Ordenspriester"
Ontario überlegte stillschweigend, die Eldar anstarrend. Das war das fehlende Fragment für heute. DAS waren die Toten und Verletzten aus der Schlacht mit den Orks. Sie haben sie mitgenommen, deshalb waren da keine Leichen zu finden! Als die Blood Angels auf die Überreste der Orks stießen, waren die Eldar gerade auf dem Rückzug. Die Frage war bloß ob sie mit dem Sieg oder der Niederlage auf dem Rückzug waren. Sie haben etwas gesucht, nicht nur Sklaven gejagt, aber haben sie es auch gefunden?
"Tötet sie" stieß Ontario hervor "Für uns sind sie wertlos."
"Jawohl, Bruder Ordenspriester. Was ist mit ihrem Versteck?"
"Das finden wir noch früh genug, nur Geduld, mein Bruder. Wenn sie das haben, was wir suchen, werden sie wiederkommen, um ihre Verletzten zu holen. Wenn sie es noch nicht haben, werden wir Anomalien im Orkischen Dorf vorfinden. Wir sind es, für die die Zeit arbeitet. Durchkämmt die Umgebung. Wir wollen weitere Überraschungen vermeiden."
"Zu Befehl, Bruder Ordenspriester"
Anders als erwartet, gab es keine eventuellen weiteren Überraschungen. Der gesamte Sektor war leer, selbst der Auspex-Scanner sendete nicht ein einziges Signal.
"Der Sektor ist gesichert, Bruder Ontario. Gebiet ist Feindfrei."
"Gute Arbeit, Bruder Perth"
"Zehnter Sturmtrupp ist wieder komplett und erwartet neue Befehle." Ratterte Perth heraus.
"Habt Ihr etwas in der Ruine gefunden, Bruder?"
"Negativ, Bruder Ordenspriester. Außer der Verwundeten gab es keine weiteren Anhaltspunkte."
Ontario warf einen Blick auf die Karte, überlegte kurz und schaute nach Osten. Einige große Felsen in etwa 400 Metern Entfernung waren das einzige, was hätte jemandem als Deckung dienen können im gesamten Sichtradius, darüber hinaus gab es nur Schnee. Die ehemaligen Besitzer von diesem Gebilde, wer auch immer das sein mochte, müssen alles Drumherum abgerodet haben, um sich so am effizientesten verteidigen zu können. Ontario deutete auf die Felsen
"Dort setzen wir uns fest und erwarten die Eldar." Er steckte die Karte wieder ein und bewegte sich in die Richtung "Früher oder später kommen sie zurück, Sergeant. Bruder Fresenius, Ihr müsst weiter zum Lager. Ihr kennt die Koordinaten und seid euch mit der Umgebung Corpuls vertraut. Spürt es auf und erstattet bericht, sobald ihr es gefunden habt."
"Jawohl, Bruder Ordenspriester. Verhalten bei Feindkontakt?"
"Erstattet Meldung."
"Verstanden, Bruder Ordenspriester." Fresenius nickte und machte sich auf den Weg. Keine Minute später begannen sich die Restlichen Truppen der Space Marines zu formieren und ihre Positionen im Hinterhalt einzunehmen. Perth stockte mitten in der Bewegung, als ein gleichmäßig piependes Signal ertönte und fuhr plötzlich herum. Ontario, dem die Bewegung nicht entging, obwohl er weit vor seinem Bruder lief, drehte sich ebenfalls herum und warf Perth einen fragenden Blick zu
"Was ist los?"
"Der Auspex zeigt Kontakt an, Bruder Ontario" der Ordenspriester ging rasch zurück und sah sich das Display genauer an
"Ich dachte, das Areal wurde gesichert?"
Perth nickte zustimmend: "Das wurde es auch, Bruder Ordenspriester. Die Signale kommen aus dem Westen, sie sind gerade erst in das Sichtfeld vorgerückt."
"Aus dem Westen?" Ontario grübelte. Perth nickte abermals zustimmend:
"Positiv, Bruder Ontario. Kurs null eins drei. Geschwindigkeit etwa 6 Meilen pro Stunde, konstant. Anzahl 10, Tendenz steigend"
"Die Waffen der Eldar waren in diese Richtung gerichtet."
"Verbündete?" fragte Perth knapp. Doch Ontario schüttelte bestimmt den Kopf
"Auf Rhadallon gab es nur drei Überlebende. Diese Aufgabe wurde kurz darauf uns allein überlassen. Niemand hat hier etwas verloren, egal wer es ist, sie suchen etwas und wieder setzen sich einem direkten Befehl." Er schaute zu Titanicus hinüber und nickte.
Die Todeskompanisten atmeten schwer und fingen an, nervös an ihren Waffen zu tätscheln.
"Ruhig, meine Brüder." Sagte Ontario schon beinahe sanft "Ihr werdet eure Chance schon bald bekommen." Sie witterten die Schlacht, das wusste er. Es wird eine Schlacht geben, das wusste er genauso. Es durften keine imperialen Streitkräfte, außer ihnen hier sein. Das Funkgerät schrillte los und riss ihn unsanft aus seinen Gedanken, kurz darauf streckte ihm Bruder Xavier den Hörer entgegen:
"Bruder Ordenspriester, Bruder Captain wünscht euch zu sprechen." Der Ordenspriester nickte dankend und nahm den Hörer. Er lauschte lange hinein, sagte dann schließlich:
"Jawohl, Bruder Captain. Wir werden uns um sie kümmern." Er legte wieder auf und richtete seinen Blick nach zurück Westen, wo Titanicus gerade hereilte.
"Imperiale Armee, Bruder Ontario. Sie Tragen die Uniformen Cadias."
Perth fuhr herum:
"Was?" fauchte er "Das ist Ketzerei! Sie haben direkten Befehl..."
"Ich weiß, was sie haben, Bruder Perth!" Ontario bemerkte nicht den ungeduldigen Unterton in seiner Stimme "Macht euch bereit, meine Brüder. Es ist noch nicht vorbei." Die Schwarzgepanzerten Krieger grunzten schadenfroh...


Cadia, Imperialer Vorposten Aerial Beta V
Sylver verschloss gerade den Reißverschluss seines Rucksacks und war im Begriff, zum Landeplatz zu gehen, als er durch das schmale Fenster einen Schatten in den Bunker des Leutnants flitzen sah. Nach kurzem Überlegen erkannte er auch, dass er den Schatten vor gar nicht so langer Zeit gesehen hat. Die tief ins Gesicht gezogene Kommissarsmütze ließ ihn zu einer unverwechselbaren Figur werden.
"Leck mich an der Patronentasche" flüsterte er und bewegte sich vorsichtig zum Fenster, um nicht gesehen zu werden "Langsam kommt mir das ganze wie eine gewaltige Verarschung vor... Wie macht er das, Gedankenlesen?!"
Der Kommissar musste irgendwie von der Idee des Generals Wind bekommen haben, wie auch immer.
"Nicht gut" er legte hastig seine Armaplastweste an und stürmte hinaus zum Leutnant. Zu spät, als er endlich am Bunker ankam, flog die Tür auf und der Kommissar funkelte ihn mit seinem Augenersatz an. Es waren schlichtweg zu viele Zufälle auf einmal, irgendwas stimmte nicht mit diesem Mann, er wusste über alles bescheid, über jede Handlung im Lager, über alle noch so gerissenen Pläne und Entwürfe, einfach über alles. Das erschreckende dabei war, es musste dazu nicht einmal laut ausgesprochen gewesen sein.
"Was machen sie hier, Sergeant Sylver?" fragte er in einer Tonlage, die deutlich zu spüren ließ, dass sie rethorisch gestellt war und in Wirklichkeit keine Antwort benötigte. Sylver trat verlegen von einem Bein auf das andere und suchte verzweifelt nach einer Lüge, aber ihm fiel nichts ein, was auch nur ansatzweise glaubwürdig zu sein schien. Der Kommissar kniff sein gesundes Auge zusammen und knurrte etwas vor sich hin, schließlich gab er nach, drehte sich um und bemerkte bloß leise: "Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie endlich aufhören würden, sich wie ein Kind zu benehmen."
"Ich..." Sylver versuchte darauf zu erwidern, wurde jedoch sofort unterbrochen:
"Nein, ICH, Sergeant Sylver, denn ich kann mich, verdammt noch mal, nicht daran erinnern, gesagt zu haben, dass ich fertig war!" er wartete kurz ab, aber es kam keinen Gegenreaktion, dann seufzte er zufrieden und fuhr fort, ohne sich umzudrehen "Und wenn sie das nächste Mal eine Tür einrennen, bedenken sie, dass ich dahinter stehen könnte. Unterlassen sie es, mich über'n Haufen zu rennen, in Ordnung?" Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern schritt mit großen Schritten zum Tisch, nahm seine Aktentasche, zwang sich an Sylver vorbei und ging zum Landeplatz. Sylver begegnete dem Blick des Leutnants und hob zum Zeichen einer Frage die Augenbrauen.
"Ich wette, dass sie das schon wissen, Sylver..." bemerkte Friesen düster
"Er kommt mit. Woher weiß er davon?!"
"Was weiß denn ich... er weiß alles."
"Irgendwelche neuen Anweisungen, Sir?"
"Nein. Der Einsatz wird wie geplant ablaufen. Das Kommando liegt jetzt nur bei jemand anderem. Icewolf wird zurückkehren und das Lager ausfindig machen."
"Wir laufen unter Icewolf?" Friesen nickte
"Ja. Er..." Er deutete auf die Tür, durch die der Kommissar gerade herausmarschiert ist "fand den Namen toll. Es war seine Idee"
"Da zweifle ich keine Sekunde dran" erwiderte Sylver mürrisch. Friesen straffte sich sichtlich und sagte:
"Ob es uns gefällt oder nicht, Sergeant, aber Kommissar Meiners hat jetzt das Kommando und sie sollten sich zum Landeplatz begeben, es geht bald los" Sylver nickte, salutierte und verließ den Bunker schweigend. Wieder machte sich ein Gefühl absoluter Hilflosigkeit in ihm breit, eine unangenehme, kalte Leere erklomm sein Herz und ein ungutes Gefühl stieg in ihm auf. Dieser Kommissar machte ihn immer nervöser, und Friesen und den anderen schien es bestenfalls genauso zu gehen. Er kam aus dem Nichts, er hatte nichts damit zu tun, aber dafür wusste er alles und nun unterstanden alle seinem Befehl. Nein, er hatte alles andere als ein gutes Gefühl. Es ist nicht so, dass er Meiners nicht trauen würde, wenn es um Entscheidungen in der Schlacht ginge, sondern er wusste einfach nicht was gespielt wurde. Woher kam der Kommissar? Was hatte Rhadallon an sich, das so viel Aufmerksamkeit auf sich zog? Es machte ihn verrückt, das Spiel gefiel ihm ganz und gar nicht. Ein zu hoher Einsatz wurde verlangt. Er grübelte noch lange nach dem er am Landeplatz ankam...aber er dachte eine eventuelle Lösung gefunden zu haben. Es war Cogar, der ihn unsanft aus seinen Gedanken riss:
"Ey, Sylver! Schlechte Nachricht..."

Mittlerweile stand die gesamte Truppe auf dem Landeplatz. Die Nachricht über Meiners' Kommando hat sich breit gemacht. Es war fast wie beim Kaffeeklatsch, Jeder hat vom Anderen etwas gehört und erzählte es mit gigantischer Begeisterung weiter, für gewöhnlich dramatisierte man die Lage durch das Hinzufügen neuer spannender Eventualitäten, man weiß ja nie. Und die Tatsache, dass Meiners jetzt die Trupps auch noch umformiert hat und einen zusätzlichen Trupp Weißbleche mitnahm, beruhigte die Situation keineswegs, die Gerüchte flogen nur so um die Ohren der Soldaten. Aus ehemals zwei, sind nun fünf Trupps geworden. "Icewolf I" und "II" bildeten die Stoßtruppen. Meiners, Friesen, Sylver selbst, Cogar und Strings stellten das HQ dar und würden die Mission anführen, nicht zuletzt, weil sie sich in dem lebensverneinenden Terrain von Corpul VI auskannten. Die Weißbleche würden, wie alle Neulinge der imperialen Armee, als Kanonenfutter allen voraus laufen und Animal und einige weitere Soldaten gehörten zu dem Team mit den Spezialwaffen. Sprengstoff, Flammenwerfer, Schwere- und Sturmwaffen waren ihr Bereich.
"STILLGESTANDEN!" Die Stimme donnerte auf den Landeplatz, wie eine gewaltige Explosion aus heiterem Himmel. Jegliches Gemurmel verstummte augenblicklich und die Soldaten standen in zwei perfekten Reihen. Der Kommissar schritt langsam entlang der Männer. Sein Blick schien sich durch jeden von ihnen hindurch zu fressen. Selbst diejenigen, die schon länger bei der Armee waren und sich daran schon längst gewöhnt haben mussten, konnten nicht leugnen, dass Meiners sie nervös machte. Der Puls der Weißbleche musste mittlerweile bereits gen Himmel schlagen.
"Ich habe keine Ahnung, wie Leutnant Friesen es sich vorgestellt hat!" er machte eine winzige Pause, um den Leutnant aus seinem Kybernetischen Augenersatz böse anzufunkeln, dann schrie er weiter: "Ich habe auch keine Ahnung, wie IHR es euch vorgestellt habt!" das Wort schrie er mit einer überdeutlichen Verachtung aus und machte wieder eine Pause, um möglichst abfällig über die Reihen zu blicken. "Und vor allen Dingen, habe ich keine Ahnung wie IHR bei der imperialen Armee gelandet seid, wo ihr doch viel lieber "Wünsch-dir-was" spielt!" Wieder folgte eine Pause, in der er sein Gesicht ganz nah an das von Animal zog, der seine geliebte Sturmkanone gegen einen Plasmawerfer einwechseln musste und damit mehr als sichtlich unzufrieden war. Er starrte ihn sekundenlang mürrisch an "Aber wenn hier ein Vorgesetzter ist, dann bin ich das und alles hört auf mein Kommando!"
Einer der Weißbleche machte unsicher einen Schritt vor: "Sir, ich kann vielleicht..."
"SCHNAUZE!" Meiners drehte sich ruckartig um, völlig außer sich angesichts solch einer Dreistigkeit, und schritt mit riesigen Schritten auf den Neuling zu, der nun sicherlich die Arschkarte gezogen hat. "Ich kann mich nicht daran erinnern, sie auch nur einen verdammten Scheißdreck gefragt zu haben, sie mieser verfickter Penner! Zurück ins Glied, oder sie werden den Tag ihrer beschissenen Fehlgeburt noch bitter bereuen!" Man sah förmlich, wie die Farbe aus dem Gesicht des Weißblechs verschwand und er sich, völlig in Schande, zu entschuldigen versuchte:
"Ich..tut mir leid, ich...jawohl Sir!"
"Wie alt sind sie, Soldat?" fragte Meiners überraschend versöhnlich
"23, Sir"
"In dem Fall, müssen sie sich nicht bei mir entschuldigen" Meiners wartete kurz den erstaunten Gesichtsausdruck des Weißblechs ab, bevor er wieder im schreiend-beleidigendem Tonfall fortsetzte und das zusammenzucken des Kadetts genoss: "DAS hätten ihre Eltern vor 23 Jahren tun sollen!"
Der Kadett machte, völlig entsetzt, einen Schritt rückwärts, stellte sich zurück ins Glied und würde von nun an wahrscheinlich für den Rest des Einsatzes schweigen, genau wie die meisten Soldaten.
"Beim Imperator, was hab ich hier für einen verschissenen Sauhaufen vor mir stehen?!" fluchte Meiners "Hat einer von euch, Hosenscheißern, sonst noch etwas anzumerken?" Sylver sah, wie Animal und Cogar, vor Wut kochend mit ihren kantigen Unterkiefer mahlten und ihre Gesichter sich knallrot färbten, aber niemand sagte etwas. Alle, selbst Friesen standen still und ließen die Anspannende Atmosphäre über sich ergehen.
"Dacht ich's mir." Sagte der Kommissar wieder in einem humanen Tonfall. "Dann erkläre ich jetzt die Aufteilung und die Aufgaben. Die 173. Kompanie bildet "Icewolf I", die 174 - "Icewolf II". Eure Aufgaben sind es, dem HQ zu folgen und meine Befehle auszuführen. Das Kommando haben Sergeant Johnson und Sergeant Wind. Die Rekruten der 552. Kompanie gehen allen voran und werden als Späher fungieren." Er guckte die Weißbleche breit grinsend an "Schließlich wollen sie ja alle etwas lernen, richtig?" sein Grinsen erstarrte urplötzlich und verschwand. Er sprach weiter, als hätte es auch nie gegeben "Das Kommando hat Staff-sergeant Parker. Codename ist "Bloodhound". Diejenigen aus der 007. Kompanie, die für diese Mission ausgewählt wurden, angeführt von Sergeant Fenell -" er schaute nochmals Animal an und grunzte abfällig "- bilden die Spezialeinsatzgruppe. Ich und der kümmerliche Rest sind die Kommandozentrale. Somit haben wir eine Regimentstärke erreicht und dürfen uns ab jetzt als das erste Regiment der 55. Schützendivision betiteln. Fragen?" er wartete einige Sekunden, aber es meldete sich keiner (wie verwunderlich...) "Bestens. Abtreten!"
Wie nicht anders zu erwarten, gehorchten alle Soldaten ausnahmslos schweigsam. Sie stiegen ein, ohne ein Wort zu verlieren, sie nahmen Platz, ohne ein Wort zu verlieren und sie würden auch aussteigen, ohne ein Wort zu verlieren. Anders als bei den anderen Einsätzen, war die Stimmung mehr als bedrückend. Selbst Cogar schwieg und schaute sichtbar trüb drein, was die Laune noch sehr, sehr viel tiefer sinken ließ. Sylver hat ihn nur selten schweigen gesehen, denn er brauchte wirklich dringende Gründe, um sein Mundwerk zu halten. Meiners hingegen schien die Stille und das monotone Pfeifen der Triebwerke nicht im Geringsten zu stören, ganz im Gegenteil, er genoss solche Augenblicke. Der Kommissar hockte über seinen Unterlagen, durchwühlte irgendwas, suchte und schrieb. In seiner Rechten lag die, Sylver bereits nur allzu gut bekannter Mappe, die goldenen Buchstaben waren allerdings sorgsam mit einem schwarzen Tuch abgedeckt. Das komische daran war, wie sehr es ihn auch früher danach durstete, herauszufinden was sich in dieser Mappe befand, es war ihm in diesem Augenblick völlig egal geworden. Er wollte nichts mehr sehen, nichts mehr wissen und erst recht keine Geheimnisse mehr lüften. Er war einfach nur noch müde. Müde und ausgelaugt. Als er sich an die Bordwand lehnte, fielen seine Augen zu. Er versuchte gar nicht erst sie aufzuhalten und schlief ein. Doch es war alles andere, als ein erholsamer Schlaf.

Er wurde wieder von den überdeminsional lauten Triebwerken geweckt. Die Erholung, auf die er so gehofft hat, blieb aus, seine Muskeln waren völlig verkrampft und nun bekam er auch noch stetig ansteigende Kopfschmerzen und als ob das nicht genug war, fühlte er sich geistig nicht im geringsten besser als körperlich. Friesen saß daneben und schaute ihn nachdenklich an:
"Soll ich dir sagen, wie du aussiehst, Sylver?" fragte er lakonisch
"Behalt's für dich, Ringo. Ich brauch'ne Aspirin und alles ist wieder bestens."
"Das glaubst auch nur du. Ich kann mich nicht daran erinnern, als ich das letzte Mal von Kopfschmerzen kaltschweißig aufgewacht bin." Sylver nickte leicht in Meiners' Richtung, der noch immer über seine Mappe gebeugt hockte und irgendwas aufschrieb.
"Er da macht mich ein wenig nervös, ehrlich gesagt. Vielleicht kannst du ja mehr Licht in die Sache bringen"
"ICH? Wer von uns beiden war denn auf Corpul?"
"Ich" versetzte Sylver "Aber du bist der Leutnant. Ihr Offiziere wisst doch immer mehr, als das gemeine Volk." Friesen schnaubte unzufrieden und drehte sich weg
"Aber nicht über den. Frag mich nicht wie er Wind von der Sache mitbekommen hat, plötzlich stand er vor meiner Tür und kackte mich an, was mir denn einfallen würde, meine Vorgesetzten zu untergraben..."
"Was ist mit dem General?"
"Was soll denn mit ihm sein? Er wusste genauso wenig von Meiners, wie du und ich. Von dieser Aktion wusste niemand, und sie ist auch nicht erlaubt. Offiziell jedenfalls. Imperiale Streitkräfte dürfen den Raum Corpul VI nicht betreten."
"Sämtliche Streitkräfte?" wunderte sich Sylver. Friesen nickte langsam
"Sämtliche Streitkräfte. Alle, bis auf einen Orden voller bekloppter Space Marines."
"Blood Angels?" wiederum nickte Friesen
"Der Fall wird weiter oben untersucht und an die dafür vorgesehenen und geeigneten Truppen übergeben. Zitat Ende. Vielleicht hat Meiners den General ja bequatscht, wer weiß. Er scheint ja auf alle Fälle etwas zu wissen, was weder wir noch Newards wussten. Und dass aus einer Nacht- und Nebelaktion, deren Ziel es war aufzutauchen, etwas zu finden und sich wieder zu verziehen, eine halbe Offensive geworden ist, spricht doch nicht gerade FÜR Meiners. Oder was soll die ganze Scheiße mit dem Sprengstoff und den schweren Waffen?"
"Wohl kaum eine reine Vorsichtsmaßnahme" meinte Sylver
"Wohl nicht. Was auch immer es sein mag, pass auf was du sagst und gar denkst, der Typ riecht so was. Wir werden noch früh genug erfahren, was hier gespielt wird." Friesen legte demonstrativ den Zeigefinger vor den Mund und gab das Signal zum Ausstieg.


Corpul VI, 10 Meilen westlich von Rhadallon
Als die grüne Lampe aufleuchtete, drückte Sylver mit roher Gewalt die Luke auf und sprang als erster. Drei Meter freier Fall und er sank mit einem leisen Fluchen knietief in den Schnee ein. Den anderen erging es nicht sonderlich besser, die schweren Waffen drückten ihre Benutzer noch brutaler zu Boden. Meiners wartete nur auf eine Beschwerde, er brauchte nur den geringsten Anlass, um einen Soldaten wieder anzuschnauzen, doch dieses Mal schwiegen alle, es kam kein Laut. Der Kommissar schaute die Truppen finster an, schnaubte enttäuscht, drehte sich jedoch stumm um und spähte zum Horizont. Sylver holte das Fernglas aus dem Rucksack, schlenderte zu ihm hinüber und setzte sein schleimigstes Grinsen auf.
"Sir, Wir ähm..." er deutete in die Entgegengesetzte Richtung "Wir müssen nach Osten."
Meiners fuhr ruckartig herum und knurrte wütend, während sich auf den Gesichtern der Soldaten ein hämisches Grinsen schlich.
"Das weiß ich, Soldat" murrte er leise "Verkneifen sie sich ihr dämliches scheiß Grinsen und freuen sie sich irgendwie anders, klar? Der Schleim tropft ja schon förmlich." Er schnappte wütend nach dem Fernglas und spähte wieder, diesmal in die andere Richtung, zum Horizont.
Sylver warf einen Blick in den Himmel, es war stark bewölkt, von einer Sonne nicht das Geringste zu sehen. Es müsste nicht wirklich kalt werden. Die Wolkendecke würde den Sektor gewissermaßen isolieren. Windstill war es auch, also würden die Wolken länger ihre Weggefährten bleiben. Und es würde ein leichtes werden, Rhadallon zu finden und wieder unbemerkt zu verschwinden. Er hoffte nur, dass der Kommissar ebenfalls DAS finden würde, wonach er suchte...
"Wenn sie dann mit ihren Wetterschätzungen fertig sind, Spürhund, würde es ihnen bestimmt nichts ausmachen, uns zu Rhadallon zu führen, oder?" Doch Sylver reagierte nicht auf die spitze Bemerkung, er zuckte lediglich die Schultern.
"Zu Befehl, Kommissar Meiners, Sir." Dann stapfte er los in Richtung Osten. Meiners ging links, Friesen rechts und Cogar und Stings seitlich hinter ihm her. Es müsste hier irgendwo in der Nähe sein. Sie haben die Koordinaten um knappe 8 Meilen verpasst. Ein Paar Stunden Marsch durch das schwierige Gelände und sie müssten das Lager eigentlich schon sehen.
"Sergeant Cogar" Sylver drehte sich um "behalten sie den Scanner im Auge, die Sichtverhältnisse werden zunehmend schlechter. In diesem Terrain möchte ich auf ein Risiko verzichten."
"Noch gibt es keine Auffälligkeiten" antwortete dieser "Der Scanner ist ruhig. Sylver schaute durchs Fernglas und reichte es dann stumm an den Kommissar weiter. Meiners aber rümpfte widerwillig die Nase und setzte einen fragenden Blick auf
"Höhe 0; 3 Grad nord" gab Sylver knapp zur Aufklärung durch und bot das Fernglas erneut an. Meiners lehnte es jedoch auch dieses Mal ab und drückte es zur Seite.
"Ich habe gesehen, was sie meinen, Sylver." Er hob die Hand "Parker!" dann drehte er sich wieder Sylver zu "Die Frage ist: wie frisch sind diese Fußspuren?"
"Unweit von Rhadallon lag eine Tempelruine, Sir." Erwiderte Sylver "Ich habe sie gesehen, als wir zur Verstärkung von Captain Hawkins unterwegs waren. Nach meinen Berechnungen liegt sie hinter diesem Hügel" er deutete nach vorne rechts "Der Feind hat sich zurückgezogen, vielleicht kamen sie wieder..." Meiners schüttelte den Kopf und seufzte:
"Sylver, wo denken sie hin? Was schätzen sie, wie viele Fußspuren das sind? Jedenfalls nicht genug um von einer Eldar-Verstärkung zu sprechen. Dies hier war eine kleine Einheit. Parker, verdammt michmal! Wo zur Hölle bleiben sie denn?!" Parker wuselte sich fluchend durch den Schnee hindurch und salutierte knapp.
"Sehen sie die Fußspuren?" Meiners deutete in die Richtung, in der der Schnee aufgewirbelt und umgegraben zu sein schien "sie und ihre Männer schauen sich das ganze mal aus der Nähe an. Ich will wissen wohin sie führen, wie viele es sind und von wem sie sind, klar?" Parker nickte "Ab."
Meiners schaltete die optische Vergrößerung an seinem kybernetischen Auge ein und fuhr aufs Maximum heran.
"Können sie etwas erkennen, Sir?" der Kommissar schüttelte den Kopf
"Nicht genug jedenfalls, um zu sagen wie viele es sind."
"Irgendwelche Anzeichen für die..." Meiners unterbrach ihn grob, bevor er seinen Satz formulieren konnte
"Die Herkunft dieser Spuren ist primär irrelevant, Sergeant, da wir auf diesem Planeten ohnehin nicht erwünscht sind und somit nicht bemerkt werden sollten. Andernfalls gefährden wir unsere Mission. Sind es Verräter, Ketzer, Aliens, sonstiges Gegnerpack oder sind es imperiale Streitkräfte, sie dürfen uns unter keinen Umständen entdecken und erst recht darf es unter keinen Umständen zu irgendwelchen Kampfhandlungen kommen. Wir werden das Lager finden, es untersuchen und von hier sofort verschwinden, klar?"
Sylver wechselte einen fragenden Blick mit Friesen, dieser erwiderte aber seinen Blick und zuckte die Schultern. Sylver drehte sich wieder um:
"Verstanden, Sir."
"Das will ich stark hoffen, Sylver" nuschelte Meiners ihm hinterher, doch Sylver hörte seine Worte nicht mehr, er war tief in Gedanken versunken und suchte wieder nach des Rätsels Lösung. Wenn es Tatsächlich den Befehl gab, Corpul VI nicht mehr zu betreten, dann waren SIE die Ketzer, denn sie hätten sich dem direkten Befehl widersetzt. Und wenn es diesen Befehl nicht gab, wo hatte Friesen das her und wieso in Imperators Namen durfte keiner hiervon wissen? Und was wenn sie nun doch Ketzerei betrieben? Wieso hat der General es zugelassen? Und was hatte Meiners von dem ganzen? Von wem hat er den Auftrag, Rhadallon zu finden? Eins stand fest, die Eldar haben das Lager nicht umsonst angegriffen, sonst gäbe es nicht so viel Radau darum. Oder war es doch Zufall? Schön, die Sache mit den Eldar stand nicht fest, sie hätten sie auch so angegriffen haben können, auf der Suche nach Plündergut, Versorgung, Sklaven letztenendes. Aber es gab etwas IM Lager...Etwas, wovon die Eldar nur eventuell, das Imperium aber mit großer Gewissheit wusste. Etwas, das sehr viel mehr wert war, als einige Menschenleben. Parker riss Sylver aus seinen Gedanken
"Homepath von Bloodhound, kommen" er klang aufgeregt. Friesen schnappte den Hörer aus Strings' hand
"Bloodhound, hier ist Homepath, erzählt etwas!"
"Homepath, hier ist Bloodhound. Feind voraus! Kontakt mit Space Marines in neun - eins - acht, etwa 500 Metern!" Er hat es befürchtet. Die ganze Zeit hat er es geahnt. Friesen warf Meiners einen fragenden Blick zu, dieser aber kniff lediglich sein Auge zusammen und fuhr sich mit der Hand über das Glattrasierte Kinn.
"Homepath, hier Bloodhound, erbitten weitere Befehle!" Parker klang zunehmend nervöser mit jedem Wort das er aussprach
"Bloodhound, hier ist Homepath, beruhigen sie sich, Junge. Wie viele sind es?"
"Schätzungsweise eine Kompaniestärke, Sir, unterteilt ihn mehrere Züge. Die Hälfte ist mit Sprungmodulen ausgerüstet. Ich kann einen schweren Bolter erkennen."
"Können sie den Orden erkennen, Bloodhound?"
"Positiv, Homepath. Dass es Space Marines sind war die gute Nachricht. Wir haben ein Problem: wir sind auf Blood Angels gestoßen, Herr Leutnant." Friesen ließ den Hörer sinken. Space Marines waren dafür bekannt erst zu schießen, dann Fragen zu stellen. Es gab keine Verhandlungen mit ihnen und sie erfüllten ihre Aufgaben äußerst effizient, aber Blood Angels waren einfach nur wahnsinnig. Blutrünstig und völlig unkontrollierbar. Blood Angels waren verflucht!
Ein lauter Knall erschütterte die Luft und ließ das Funkgerät schrill aufkreischen.
"Homepath" schrie Parker ins Funkgerät, um das Waffengeknatter und die explodierenden Geschosse im Hintergrund zu übertönen "Homepath! Hier ist Bloodhound! Wir haben zwei Probleme, Sir! Es sind Blood Angels und wir stehen unter schwerem Beschuss! Erbitte sofortige Unterstützung, wiederhole: wir stehen unter schwerem Beschuss, erbitten sofortige Unterstützung, kommen!"
Meiners, der alles genau mitverfolgte, drehte sich ungeduldig um und ergriff knurrend den Hörer:
"Verflucht noch mal, Bloodhound, hören sie um Imperators Namen auf zu heulen! Hab ich geheult als ich mein Auge verloren habe?! Sie sind die verdammte imperiale Armee, keine beschissenen Hosenscheißer von einer Bauernmiliz! Erwidern sie das Feuer und halten sie um jeden Preis die Stellung, oder ich werde persönlich das zu Ende bringen, was die Blood Angels gerade versuchen, ist das klar?! Unterstützung ist unterwegs!" Er knallte den Hörer auf und hob seine Plasmapistole "Icewolf I, sie unterstützen Bloodhound! Icewolf II umgeht ihre Position in einem weiten Bogen und flankiert die Stellungen der Space Marines rechts. Der Rest folgt mir"
Die Kompanien trennten sich und liefen los. Strings holte Sylver bereits nach wenigen Schritten ein und grinste nervös:
"Geht's wieder los, was Sarge?" Sylver lachte leise
"Sieht so aus, Roger". Er war schon dran gewohnt. Es gab keine Pausen. Nur Krieg.
"Scheiße, Sarge, schaffen wir's irgendwann mal mehr als einen Tag zu leben, ohne dass uns die Kugeln um die Schädel fliegen, was schätzen sie?" Sylver grinste zurück und zuckte die Schultern
"Ich schätze, sobald ihre Pechsträne endet, Roger."
"Ja, genau. Ich habe das Gefühl, sie endet bald, Sir. Gleich hiernach. Ist so'n Gefühl."
Animal schloss hinter ihnen den Energie-Versorgungs-Rucksack an seinen Plasmawerfer an und baute die Energie auf den benötigten Level auf, dann warf er Strings einen abfälligen Blick zu und grollte:
"Was ist los, Strings, haste Schiss?" er lachte rau auf "Endlich geht's los, und gerade wenn's lustig wird, versaust du einem die Stimmung, ist das zu fassen?! Bist du immer so?"
"Halt doch die Fresse, Animal!" grummelte der Funker zurück "Blutgeiles Arschloch" Meiners, der vorher ging, versuchte gar nicht erst sein hämisches Grinsen zu unterdrücken, als Animal zu seiner Verteidigung ansetzte:
"Ich hab wenigstens nich' ne..."
"Es reicht!" fuhr Friesen dazwischen. "Sie haben beide eine Aufgabe, oder? Führen sie sie verdammt noch mal aus!"
"Jawohl, Sir" murmelte Animal dunkel. Plötzlich blieb Meiners ruckartig stehen und hob die Hand
"Kontakt" meldete Sylver "Feind voraus in fünf - null - sieben. Höhe Null.
"Fertig machen zum Angriff" versetzte der Kommissar


Corpul VI, Höhe 361

Wie viele sind es?"
"20 an der Zahl, Bruder Ordenspriester"
Ontario riskierte einen Blick hinter dem Geröllhaufen heraus und knurrte enttäuscht:
"Sie sind zu nah, Bruder Ordenspriester. Zur Ruine werden wir es nicht unbemerkt schaffen."
"Ich weiß, Sergeant. Wir greifen sie von hier aus an und rücken unter Feuerschutz vor." Ontario sah sich hastig um und winkte Perth herbei.
"X Sturmtrupp ist bereit und erwartet Eure Befehle, Bruder Ordenspriester" meldete er
"VII taktischer Trupp ist bereit und erwartet Euren Befehl, Bruder Ordenspriester" wiederholte Titanicus in einer völlig identischen Tonlage. Ontario warf einen Blick auf seine Schützlinge, diese sagten aber nichts. Sie starrten angriffslustig auf die Ruine, ihre Fäuste umklammerten eisern das Kettenschwert, die Atmung ging schwer, langsam aber tief, das nervöse Zucken sämtlicher Körperteile verriet ihre Anspannung, Vorfreude auf das, was noch sehr bald kommen sollte. Ihr durst nach Blut war noch nicht gestillt, noch lange nicht.
"Aurelius! Augustus!" rief Ontario "Zügelt eure Wut, meine Brüder! Zeigt Größe vor dem Durst und die Belohnung wird umso größer sein, es dauert nicht mehr lange. Kommt her und setzt euch." Seiner herrischen Stimme, wie einer Leitlinie folgend, blind vor Hass und Wut, jedoch sehr gut hörend, regten sich die hünenhaften Silhouetten in den Schwarzen Rüstungen. Die roten Kreuze auf den Schulterpanzern glitzerten rau in der untergehenden Sonne. Sie setzten sich, deutlich unzufrieden knurrend, ungeduldig und unzurechnungsfähig. Ontario begann einen Schlachtplan auf den verkrusteten Schnee zu entwerfen, in der Mitte stand die Ruine, weiter abseits die Felsen.
"Der Sturmtrupp und die Todeskompanie rücken bis zur Ruine vor" er zeichnete zwei Pfeile von den Felsen aus zum Rechteck, das die Ruine darstellen sollte, hinziehend. "Bruder Perth, Ihr stürmt über die Mitte und nehmt direkten Kurs auf diese Ketzer. Dank den Sprungmodulen sollten wir in drei Sprüngen mitten in ihrer Aufstellung landen. Aurelius und Augustus folgen mir über die rechte Flanke. Sergeant Fresenius, Ihr gebt uns Deckungsfeuer, solange wir in Bewegung sind." Fresenius nickte
"Jawohl, Bruder Ontario"
"Sobald wir die Ruine erreichen" er zeichnete zwei kreise hinter das Rechteck "Rückt ihr vor. Dann ist es an uns, Euch Deckungsfeuer zu gewähren. Ihr rückt über die rechte Flanke bis hierhin - " er machte einen dritten Kreis vor die Ruine "Auf mein Kommando eröffnet Ihr erneut das Feuer." Fresenius nickte erneut
"Verstanden Bruder Ontario"
Ontario schaute noch einmal in die Runde und zog sein Crozius Arcanum
"Gehet hin und siegt, meine Brüder! Sieg und Glorie für den Imperator!" erneut glomm Feuer auf in den Augen der Todeskompanisten. Sie standen auf und bewegten sich nervös in Position "Vernichtet diese Ketzer! Lasst sie den langen Arm der Gerechtigkeit des Imperators spüren!" Ontario hob das Crozius und gab nickend den Befehl. Der schwere Bolter donnerte im ungezielten automatischen Feuer los und spie Tod und Verderben in die imperiale Formation. Neun weitere Bolter unterstützten ihren schweren Waffenbruder im halbautomatischen Modus und die Vollmantelgeschosse fanden ihr Ziel, kurz bevor Ontario seine Energiegeladene Waffe runter riss und sein Sprungmodul ihn mit brachialer Gewalt gen Himmel und zum Feind beförderte. Er war als erster in der Luft. So gehörte es sich. Der Befehlshaber macht immer den ersten Schritt, erst recht wenn dieser Schritt in die Richtung des Feindes ist. Dicht hinter ihm sprangen seine beiden Schützlinge, Augustus und Aurelius. Die Kampfgier verbrannte sie bei lebendigem Leibe und es gab nur eins, was sie hätte löschen können: Blut, und zwar ihr eigenes. Und so geschah es. Noch im Flug bemerkte Ontario vier weitere, kleinere und weiter entferntere Formationen der Cadianer. Er hätte es wissen müssen! Der große Trupp war ein Trupp Späher! Perths Stimme hallte leise im Helmlautsprecher:
"Ich habe Kontakt mit weiteren Feindeinheiten"
"Verstanden" erwiderte der Ordenspriester "Formation beibehalten. Bruder Fresenius, vorwärts! Löscht die Späher aus!" er landete unsanft im Schutz eines weiteren Felsens "gebt Acht, Bruder Fresenius, ihr habt zwei Gegner" "Hier Taktischer Trupp. Bestätigt, Bruder Ordenspriester. Rücken vor über die rechte Flanke" Aurelius lehnte sich nach vorn, seine Augen glommen in einem ungeduldigen Licht unter dem Helm, die Finger klammerten sich eisern um den Schwertgriff. Seine Geduld war am Ende, der Puls raste, sein Augenlicht füllte sich rot und der Wahnsinn wurde seiner nun endgültig Herr. Ohne auf den Befehl zu warten, zündete er abermals sein Sprungmodul und riss seine Hünenhafte Gestalt in den Kampf: "Die Bloodangels bringen den Tod über euch, KETZER!" "Aurelius!" Doch der Ordenspriester sah es zu spät. Aurelius war schon zu weit weg. Zu tief war er im Hass und der Wut verloren. Ein Cadianer schleuderte ihm einem kreischenden blauen Plasmastrahl entgegen und der helle Schrei "FÜR DEN IMPERATOR!" erstarrte unausgesprochen in der zerfetzenden Kehle des Space Marines. Warmes Blut spritzte auf den weißen Schnee und brennende Rüstungsteile fielen zersplittert zu Boden. Ontario sah nur die roten Kreuze der Schulterpanzer im Schatten der Flammen schimmern. Auch Augustus musste hilflos zusehen, wie sein Bruder in fackelnde, tropfende Stücke gerissen wurde, doch Ontario las alles andere in seinen Augen, als Furcht und Entsetzen. Das Feuer in ihm stieg höher und höher und der Ordenspriester erkannte, dass er ihn nicht mehr lange würde zügeln können "Angriff!" Brüllte er, bevor es zu spät war und erneut warf ihn sein Sprungmodul mit einer dämonischen Brutalität nach vorn. Und erneut begrüßte sie ein Hagel aus Laserstrahlen und Vollmantelgeschossen. Ontario nahm vier Treffer entgegen, seine Servorüstung heulte auf und spritzte in heiß glühenden Titan - Adamantium - Tropfen auf seinen Helm. Sein Rosarius Sanctum - Medallion leuchtete blau auf und krächzte unter schweren Einschlägen, das Energiefeld um den Ordenspriester erhaltend. Auch Augustus hatte kein besseres Schicksal ergriffen. Ein Vollmantelgeschoss bohrte sich durch seine Rüstung und zertrümmerte sein Schlüsselbein. Augustus schrie auf, drehte sich im Flug um 270° und schmetterte dann aus vier Metern bäuchlings auf den Boden. Er schrappte über den schneebedeckten, gefrorenen Kies bis zum nächsten Felsbrocken und krachte aus voller Wucht mit der linken Flanke gegen das Gestein. Als Ontario landete, rappelte sich Augustus jedoch wieder auf und schüttelte die Benommenheit von sich. Immer wieder sah er die wahre Macht des roten Durstes. Jene Macht, die so viele fürchteten und aus Furcht als Fluch betitelten, und immer wieder konnte er einer erneuten Verwunderung nicht standhalten. Kein noch so harter und noch so erfahrener und treuer Space Marine würde Augustus' Verletzungen ohne weiteres überstehen können, doch der Rote Durst trübte die Sinne und nahm den Kriegern jegliches Schmerzempfinden, es gab nur Platz für eine Emotion: Hass. Er machte sie wahnsinnig, im wahrsten Sinne des Wortes. Leitlos unterlagen die Brüder Chancenlos ihrem Durst und rannen oftmals in ihr Verderben. Ontario war dafür da, den roten Durst möglichst effizient zu nutzen. Augustus richtete sich nun vollends auf, sämtliche Wahrnehmungssensoren verloren an Energie und fielen ganz aus. Die in seinen Helm eingearbeiteten Augenverstärker flackerten und erloschen schließlich, doch gegen seinen Willen ballten sich seine Fäuste, sodass die Rüstung unter der eisernen Macht seiner verstärkten Muskeln krächzte. "Sterbt Ketzer, Sterbt, sterbt, STERBT!!!" erneut warf er sichin den Nahkampf und war in drei gewaltigen Schritten in einem verwirrenden Getümmel aus Hieben und Stichen. Seine Boltpistole brüllte auf und verteilte ungezielt todbringende Geschosse in die verdorbenen Körper. Sein Kettenschwert sang fröhlich das Lied von brennendem Kraftstoff, reißenden Rüstungen und brechendem Bein. Es nahm wahllos die Opfergaben, die sich in seine Reißzähne verhedderten... Der Ledermantel wellte sich, knarzte widerwillig, und gab letztenendes der Wucht des Geschosses nach, das einer der verfluchten Schwarzgepanzerten Wahnsinnigen in alle Richtungen spendabel verteilte. Auch die Rüstung, die er unter dem Mantel trug brachte nicht den Erfolg, den er sich davon erhofft hatte, doch sie stoppte wenigstens die Kugel. Die Kraft, mit der sie flog drückte sie ein, schmetterte fast ungebremst gegen seinen Körper und warf ihn einige Meter zurück. Seine Augen weiteten sich, als er im Fall nach Atem rang, die Hand griff zum Loch im Ledermantel und krallte sich darin fest. Ein blauer Fleck schoss ihm durch den Kopf nichts weiter. Eine, mit Widerhaken übersäte, Kette rauschte brüllend an ihm vorbei, als der in schwarz gepanzerte Hüne einmal blind um sich schlug, und erwischte Strings an der linken Flanke. Meiners landete grob auf dem Rücken, als Strings' Schrei gurgelnd verstummte, und rang schnappend nach Luft. Lange blieb sie ihm verwehrt, sodass ihm schwarz vor Augen wurde und er krampfend darum kämpfen musste, sein Bewusstsein beizubehalten. Doch letztenendes gewann er den Kampf und schaute sich, aufrappelnd, um. "Icewolf II" deckte die rechte Flanke, dicht hinter ihnen stürmte der Spezialwaffentrupp heran. Die linke Flanke wurde immer noch erbittert von den Weißblechen und "Icewolf I" verteidigt. Er und das HQ befanden sich genau in der Mitte. Die Space Marines waren, bis auf einen, noch nicht in den Nahkampf vorgedrungen, lange würde es aber nicht mehr dauern. Ein Weiterer Zug schnell vorstürmender Marines eilte zur Unterstützung ihrer Schwarzgepanzerten Brüder heran und würden in wenigen Sprüngen bei ihnen sein. Der große taktische Trupp bewegte sich langsamer, aber stetig auf die Weißbleche zu. "Feind auf 12 Uhr!" schrie er seinem Trupp zu und nahm den, durch die Mitte durchbrechenden Trupp ins Visier seiner Plasmapistole. "IN DECKUNG!" Animal rannte wie ein Verrückter auf das schwarze Hauptquartier zu. Sein Plasmawerfer baumelte an seiner Hüfte und seine Hand umklammerte eine klobige runde, etwa Gullydeckelgroße Sprengladung. Der Kurzzeitzünder stand bei 00m:03s:01ms "Schluckt Schrapnell, Bastarde! Echte Hausmannskost!" zischte er und schleuderte die Ladung aus aller Kraft. Der Sprengstoff landete wenige Meter hinter dem Ordenspriester und detonierte fast augenblicklich, ließ die Erde erbeben. Eine gewaltige Hitze und Druckwelle erfasste das Schlachtfeld und spuckte tausende glühende Kieselsteingroße Metallsplitter um sich. Die schwarze Rüstung des Ordenspriesters splitterte abermals und war nun auch auf der Rückseite mit mehreren faustgroßen und zentimetertiefen Löchern übersäht. Dem Ordenspriester selbst schien jedoch nichts passiert zu sein, er stolperte lediglich einige Schritte vorwärts, fing sich dann aber wieder und sprintete unbeeindruckt ins Getümmel, um dem anderen Wahnsinnigen zu helfen. Animal schnappte sich wieder seinen Plasmawerfer und legte an. Ein weiterer Marine, dieses mal einer aus dem Sturmtrupp, ging in seinem Plasmastrahl in Flammen auf, schrie schmerz zerrissen und fiel leblos zu Boden, als die Hitze sich durch seine Haut hindurch gefressen hat und an seinem Fleisch und Blut nagte. "Das war der zweite Streich, und der dritte folgt zugleich!" er legte abermals an und zielte, doch bevor er reagieren konnte, verdeckte ihm eine gewaltige dunkle Silhouette die Sicht und trat mit fast spielender Leichtigkeit, aber brachialer Gewalt gegen sein Handgelenk. Er wusste nicht genau was schlimmer war, der brennende Höllenschmerz oder das Geräusch brechender und aneinander reibender Knochen. Als die Schwärze in seinen Augen nachließ, explodierte dich vor ihm ein Feuerball und ein brennender Körper fiel schreiend zu Boden. Sein Triumph hielt allerdings nicht lange an, denn hinter dem brennenden Ex-Marine brachen vier weitere, mit gelben Helmen des Sturmtrupps verzierten Marines durch und zündeten ihre Sprungmodule. Meiners richtete sich auf und visierte den erstbesten von ihnen an "Die Hitze von tausend Sonnen soll euch fressen! Blast sie zur Hölle, Männer! Feuer frei!" er drückte ab und ein Spacemarine - Helm löste sich zur Hälfte auf, mit ihm der Schädel seines Besitzers. Eine Sturmkanone und unzählige Lasergewehre rotzten den Tod in roher Energie- und Vollmantelgeschoßform über seinen Kopf hinweg, dem sich ein weiterer Blood Angel beugen musste. Auch Ontario sah, wie sich der Kopf von einem seiner Brüder in Rauch auflöste. Er hasste es, aber die Tatsachen standen fest: er hatte sich gewaltig verschätzt und sein Plan zerfiel vor seinen Augen, wie Aurelius es vor wenigen Augenblicken tat. Meiners grinste wild An Kommissar Meiners kommt ihr nicht vorbei, ihr wahnsinnigen Pestbeulen des Imperiums! Dachte er entschlossen und trieb eine weitere mörderische Hitzewelle in die Hochdruckkammer seiner Plasmapistole. Die Lüftungsrohre schlossen sich, die Kühler heulten auf, bereit den Lauf der Pistole wieder auf eine erträgliche Temperatur zu bringen, sobald sie gefeuert hatte. Der Finger klammerte sich um den Abzug und drückte ihn nieder, als er plötzlich spürte. wie die Kraft aus seinem Arm wich und entsetzlicher Schmerz ihren Platz einnahm. Ontario, der in gerechter Wut über seine gefallenen Brüder, in den Nahkampf stürmte, jagte dem Kommissar zwei Boltkugeln in seinen Arm und brach mit der Wucht der Geschosse den Oberarm- und beide Unterarmknochen - Elle und Speiche. Die Kugel in seinem Oberarm blieb stecken, die ungeheure Kraft, mit der sie abgegeben wurde, wirkte aber weiter und warf Meiners abermals brutal zu Boden. Bevor er sich auch nur aufrappeln konnte, stand Ontario über ihm und legte den Kopf zur Seite. "Für den Imperator" zischte der Ordenspriester ihm ins Gesicht "Für meine Brüder! Für Sanguinius - Stirb, Ketzer!" Die Augen des Kommissars weiteten sich, als er das wuchtige Crozius Arcanum, umspielt von energiereichen Blitzen, auf sich hernieder sausen sah und verengten sich augenblicklich, als er den Verletzungen innerhalb von Millisekunden erlag. Die Wucht des Hiebes brach ihm mehrere Rippen und das Brustbein. Seine Lungen kollabierten, als die Energiewaffe sich durch die Rippenmuskulatur bohrte. Ein gewaltiger Stromschlag ging fast ungehindert durch seine Panzerung, brachte sein Herz aus dem Rhythmus und brannte ihn von innen nieder. Der Befehlshabende dieser Ketzer war nun tot, der Kampf aber hat sich gerade erst entfaltet. Wieder flogen Kugeln in Strömen um seinen Helm, und Schlachtmesser und Kettenschwerter scheiterten an seiner Rüstung. Ein durchdringender Schrei zu seiner linken erweckte seine Aufmerksamkeit. Die Stimme kannte er nur zu gut, und als er sich umdrehte, sah er Augustus im Zweikampf in die Knie brechen. Neben weiteren, nicht weniger schweren Verletzungen, sah er eine zerbrochene, einen halben Meter lange Schwertklinge knapp unter dem Schlüsselbein in seiner Brust stecken. Blut strömte aus der Wunde entlang der Klinge und tropfte in den kalten, schon lange rosa gefärbten Schnee. Augustus hat schwer geatmet. Er sah zum Himmel auf und versetzte ein Stoßgebet für den Imperator. Der Leutnant der Cadianer packte sein Energieschwert mit beiden Händen und stieß es ihm mitten ins Herz. Ein kurzer Aufschrei und Augustus' Atem verstummte, im unbeendeten Gebet für immer. Friesen wusste, dass der einzige überlebende schwarzgepanzerte Marine alles mit angesehen hat. Er spürte seinen Blick auf sich ruhen und konnte seine Wut verstehen. Es konnte gar nicht anders sein, der Ordenspriester MUSSTE alles mit angesehen haben. Der Leutnant stellte einen Fuß auf die heile Seite des toten und zog das Energieschwert heraus. Augustus warf den Kopf weit nach hinten und kippte röchelnd zur Seite weg. Als Friesen sich wieder dem Ordenspriester zuwandte, sprintete er schon in voller Geschwindigkeit auf ihn zu. Die Imperialen Soldaten, die zwischen ihnen standen, warfen sich Kampfeslustig dem heranstürmenden Marine entgegen und versuchten ihn von den Beinen zu holen, aber durch ihre kybernetischen Muskel- und Reaktionsverstärkern waren Space Marines wesentlich bessere Nahkämpfer. Der erste Hieb des Ordenspriesters nahm zwei Soldaten mit. Einen davon traf er am Oberkiefer und zerschmetterte ihm den Schädel, den anderen erwischte er im herabsausen an der Schulter; das Schlüsselbein brach und durchspießte eine Lungenhälfte. Der Soldat rannte verwirrt einige Schritte weiter und fiel schließlich keuchend zu Boden. Als die Boltpistole aufbrüllte, musste sich ein weiterer imperialer Soldat der Macht der Waffe beugen - er starb noch bevor er auf dem Boden aufschlug. Friesen wusste, dass seine Leute im offenen Zweikampf nicht den Hauch einer Chance gegen den Ordenspriester hatten, aber er war stolz, dass sie alles dafür taten, um ihre gefallenen Kameraden zu rächen und die noch lebenden, am Leben zu erhalten. Er grinste, hob die Hand und neckte den Ordenspriester, indem er ihn mit dem Zeigefinger zu sich lockte. Blind vor Hass war Ontario völlig unempfindlich und schier unaufhaltsam. Das Energiefeld blitzte unter den Hieben, die sich von Schritt zu Schritt häuften, blau auf, doch Ontario ließ sich davon nicht beeindrucken, ganz im Gegenteil. Als Perth mit einem schmerzverzerrten Krächzen zu Boden stürzte, holte er erneut aus. Drei Soldaten versuchten ihn von drei Seiten zum Fall zu Bringen, doch bevor sie sich ihm auch nur auf Armesweite näherten, durchbrach das Crozius Arcanum in einem weit gezogenen Halbkreis, einer Sichel gleich, zwei weitere Schädelknochen, bohrte sich in das Auge des dritten und verteilte rundum absterbendes Hirngewebe. Vier Kugeln flogen gleichzeitig auf ihn zu, nur eine davon kam durch das Energiefeld, prallte aber an seinem mächtigen Schulterpanzer ab. Er drückte noch einmal doppelt ab, dieses Mal trafen die Schüsse zwei verschiedene Ziele, beide zuckten und sackten Kraftverlassen in sich zusammen. Ontario sah den Plasmawerfer aus dem Augenwinkel auf sich zurasen und versuchte den Kolbenhieb auszuweichen, aber selbst für einen Space Marine war es zu spät. Der Kolben verfehlte seinen Helm zwar um wenige Zentimeter, die klobige Energiezelle aber traf ihn genau im Außenlautsprecher und explodierte. Die gewaltige Kraft warf nicht nur Animal, den Benutzer der Waffe, sondern auch Ontario um und schleuderte beide hart zu Boden. Der Helm des Ordenspriesters splitterte in glühenden Fetzen und zerfiel kurz bevor er mit dem, nun schutzlosen Hinterkopf gegen einen Stein prallte. Vor seinen Augen begannen plötzlich schwarze Schatten zu spielen und verdunkelten ihm bald darauf komplett die Sicht. Er kämpfte mit aller Macht gegen die Bewusstlosigkeit, doch alles vergebens. Die Dunkle Faust, die ihm den Atem nahm, war von Brutaler Gewalt. Animal schrappte ebenfalls einige Meter am Boden entlang, doch seine Rüstung schützte ihn vor größeren Verletzungen. Einige Sekunden lang blieb er reglos liegen, um das Rauschen in seinem Kopf zu beruhigen und wieder zum klaren Denken zu kommen. Rings um ihn waren nur noch vereinzelte Schüsse zu hören - der große Kampf schien vorbei zu sein. Als er endlich die Augen aufmachte, stand Sylver über ihm und grinste ihn an: "Endlich warst auch du mal zu was zu gebrauchen!" "Leck mich, Sylver." Antwortete Animal "Ist es vorbei?" Der Sergeant nickte "Das ist es. Wir suchen nach Überlebenden." Sylver verschwieg ihm die Ausmaße ihrer Verluste. Wenn Animal wieder beisammen war, würde er selbst merken, welchen Preis sie für diesen Sieg bezahlen mussten. Von "Icewolf II" gab es nur noch drei Überlebende, "Icewolf I" war der einzige Trupp, der keine Verluste zu verzeichnen hatte, bis zu ihm sind die Blood Angels nicht vorgedrungen. Die Weißbleche haben zwar großartige Leistung erbracht und mit der Unterstützung von "Icewolf I" einen kompletten Trupp Space Marines aufgehalten, von ihnen werden allerdings mehr als die Hälfte dieses Schlachtfeld nicht mehr verlassen. Animals Trupp und das HQ hatten ebenfalls je zwei Verluste erlitten. Sylver kniete sich neben Strings nieder, der reglos am Boden lag. Seine gesamte Seite war von einem Kettenschwert aufgerissen worden. Zerfetzte Armaplastreste hingen blutdurchtränkt an seinem Körper. Die Wunde reichte bis zur Wirbelsäule. Ein Lungenflügel wurde, gleich der Panzerweste, in tausend Stücke gerissen. Die Pupillen des Funkers schrumpften in die Minimale Ausdehnung zurück und reagierten nicht mehr. "Dein Gefühl hat dich nicht betrogen, Roger" flüsterte Sylver "Deine Pechsträne ist nun vorbei." Er schloss ihm die Augen, nahm sein Funkgerät und überprüfte knapp dessen Einsatzbereitschaft. "Meine Fresse, seht euch das an" Animal deutete grinsend auf die Leiche des Kommissars "Der große Meiners blutet genauso, wie jeder andere Sterbliche. Schön das zu wissen. Aber..." er musterte den Körper und schüttelte den Kopf "Was für eine beschissene Art zu sterben" "Wahrlich, Animal, das ist es." Stimmte Sylver zu "Aber leider ist er nicht der einzige, der so starb" "Ein verdammter Jammer ist das, Sylver!" versetzte er darauf ironisch und schulterte den Plasmawerfer eines gefallenen Soldaten "Besser ihr, als ich" schloss er dann leise ab. Sylver schüttelte verächtlich den Kopf. Animal war bekannt dafür, dass er solche Sprüche am laufenden Band brachte. Niemand hörte ihm wirklich zu, aber alle fanden seine Bösartigkeit, nicht nur seinen Feinden gegenüber, immer wieder erschreckend. "Leutnant Friesen, Sir, die Suche nach den Überlebenden ist beendet. Wie lauten die weiteren Befehle?" Friesen seufzte schwer, ergriff Sylver beim Ellbogen und entfernte sich mit ihm um einige Schritte von dem Rest des Regiments. "Wie sind die wirklichen Ausmaße unserer Verluste, Sylver?" Der Sergeant rümpfte die Nase und schnaubte erschöpft "Mörderisch, Sir. Von all denen, die hier liegen, fanden wir nur 5, die noch leben. Wenn wir Glück haben, kommen vier von ihnen durch. Die Blood Angels haben etwas mehr Glück. Bei sofortiger Ärztlicher Behandlung bekommen wir sechs von ihnen lebend hier raus. Zwei Sergeants, einen Stürmer, den Typen mit dem schweren Bolter, einen weiteren Krieger und den Ordenspriester. Es klingt unglaublich, Sir, aber er hat sich nichts weiter, als `ne Beule eingefangen. Wir haben den größten Teil unserer Feuerkraft auf ihn gerichtet. Alles pure Verschwendung!" Friesen nickte "Danke, Sergeant. Versorgen sie alle Verwundeten, soweit es die Lage zulässt und sichern sie die Gefangenen." Befahl er seinen Leuten, dann drehte er sich wieder Sylver zu: "Stellen sie Kontakt zu Beta V her." "Jawohl, Herr Leutnant!"



Urheberrecht: Alex Lust, 2005



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