Portal <
Info/Impressum <
Team <
Forum <
 [ 857024/M3 ]
[ Suche | Einloggen | Kontakt ]
 




ALTE BEKANNTE

+++ Im Dschungel von Sinos III, östlicher Spiralarm

„HQ bitte kommen,... Hier spricht Kommandant Prothos der Patrouille Omega, erbitte Antwort... HQ bitte kommen,...“ Prothos drehte wütend an den Schaltern des Funkgeräts, bekam aber nur ein verzerrtes Rauschen rein. Er begann leise zu beten, um den Geist der Maschine zu besänftigen, doch es half nicht: Das Funkgerät schien aufgrund der Feuchtigkeit hier im Dschungel betriebsunfähig geworden zu sein. Prothos verfluchte es und schwor, dass er dem ehrwürdigen Bruder Techmarine Intencius bei seiner Rückkehr gehörig die Leviten lesen werde. Erst die Bikes und nun das! Verzweifelt setzte er schließlich nochmal zu einem Versuch an: „HQ bitte kommen,... Wenn mich dort draußen irgendjemand hört, hier spricht Kommandant Prothos der Patrouille Omega, Stellung bezogen gemäß Marschroute B. Mussten Bikes am Waldrand, Planquadrat C5, liegenlassen, Weiterfahrt war nicht möglich wegen schlammigem Untergrund. Setzen nun Marsch durch Dschungel fort. Voraussichtliche Ankunft in sechs Stunden. Prothos Ende...“
Verärgert steckte Prothos das verfluchte Funkgerät in seine Gürteltasche und machte seinen Männern, die die Lichtung nach allen Seiten hin absicherten, Zeichen ihm zu folgen. Er schulterte gerade seine Kombi-Waffe, als er plötzlich wie erstarrt innehielt. Wie alle Space Marines war auch er dafür ausgebildet worden, in Sekundenbruchteilen die Situation zu bewerten und Lösungsstrategien zu finden. Dies tat er nun, die Gedanken rasten in seinem Kopf: Es ist so still auf einmal, zu still... Sehe Feindziele sich von Norden und Süden nähernd, wollen uns einkreisen, Fluchtwege abschneiden... Taktischer Rückzug zu den Bikes beste Lösung... Feindziele wie erwartet als Tyraniden klassifiziert, müssen auf dem Pfad bleiben, Feuerunterstützung geben, Direktkontakte vermeiden,...
Mit knappen Worten dirigierte er seine Männer auf ihre Positionen und betete leise zum Imperator, auf dass er ihnen Kraft und Willensstärke gebe...
Plötzlich durchfuhr ihn ein lähmender Schmerz, als irgendetwas seine Rückenpanzerung durchschlug und sich in seinem Fleisch verhakte. Bevor er reagieren konnte, verlor er den Boden unter den Füßen und wurde in den Dschungel gezogen. Scharfe Chitinklauen durchschlugen mühelos seine Servorüstung und durchbohrten seinen Körper. Von den Schmerzen betäubt, spürte Prothos wie sein Gegner ihn mit seinen hornartigen Klauen packte und gegen den nächsten Baum stemmte.
Langsam öffnete er die Augen und sah vor sich den in unzähligen Farben und Schattierungen verschwimmenden Körper eines Liktoren. Der Liktor blickte direkt in seine Augen, Prothos fragte sich, warum er ihm nicht den Todesstoß gab.
Doch als er in die leuchtenden Augen des Tyraniden sah, begriff er und die Erinnungen von damals holten ihn wieder ein: Vor fünfzehn Standardjahren, bei der Säuberungsaktion nach der ersten Tyranideninvasion von Sinos III, waren sie sich schon einmal begegnet. Er war damals noch ein junger Scout, kurz nach seiner Aufnahme in den GoldenEye Guards Orden und auf seiner ersten Mission. Sie waren zu zwanzigst und hatten den Auftrag die letzten Hormagantennester ausfindig zu machen und zu zerstören. Eines Nachts, als er auf einem Patrouillengang war, sah er in einiger Entfernung wie sich etwas durchs Dickicht bewegte, etwas, was er nicht wirklich sehen konnte, da es durchsichtig zu sein schien. Es blickte ihn mit seinen leuchtenden Augen an. Als er sein Nachtsichtgerät aktivierte, war es plötzlich verschwunden. Damals dachte er, es wäre nur ein einheimisches Tier gewesen und setzte seine Patrouille fort...
Am nächsten Morgen berichtete er davon und wurde vom Sergeant ob seines Leichtsinns und seiner Pflichtvergessenheit hart gescholten. So etwas hätte er sofort melden müssen. Damals erfuhr er von ihm, was und wie gefährlich ein Liktor ist, und aufgrund seines Versagens wollte Prothos eine hohe Bestrafung seiner selbst beantragen. Doch am nächsten Tag meldete ein anderer Suchtrupp, dass sie einen Liktor aufgespürt und vernichtet hätten. Damals dachten alle, es wäre derselbe gewesen...
Heute, fünfzehn Standardjahre später, war er ein Kommandant und die Tyraniden sind zurückgekehrt, um die Ernte des Planeten fortzusetzen. Seinen Rang hatte Prothos nun nicht mehr verdient, die Erkenntnis seines Versagens ließ unstillbaren Hass in ihm aufkommen. Der Liktor drückte ihn immer fester gegen den Baumstamm. Mit einem Krachen zerbarsten unter dem gewaltigen Druck seine Knochen. Er sah, wie der Kopf des Liktoren sich ihm langsam näherte und schleimige Tentakel aus seinem Mund nach ihm tasteten...
Mit den letzten Kräften, die noch seinem geschundenen Körper innewohnten, bäumte er sich nochmal auf und keuchte: "Im Namen des Imperators werde ich hier und jetzt meine Sünde vergelten!"
Der Liktor hielt verdutzt inne und begriff viel zu spät.
Prothos löste schnell die Melterbombe von seinem Gürtel, packte sie fest und drückte auf den Zünder...



Urheberrecht: Huân Vu, 1998



Bewerte diesen Beitrag:

 




www.sphaerentor.com
[ Copyright © 2001 by Tobias Reinold & Huân Vu | Alle Rechte vorbehalten ]
Impressum | Datenschutz
 
>