Der Ringkrieg - Die Erweiterung

Rezension der Erweiterung des Strategie-Brettspiels.

Nach zahlreichen Terminverschiebungen durften Fans des "Ringkrieg"-Brettspiels im Frühjahr 2006 endlich die gespannt erwartete Erweiterung "Die Schlachten des Dritten Zeitalters" in ihren Händen halten.


EIN ERWEITERTES SPIEL

Das Basisspiel erfährt einige Neuerungen, die jedoch durchweg als optionale Zusätze zu betrachten sind. Am grundlegenden Spielablauf und den Regeln ändert sich praktisch nichts. Die Seite der Freien Völker kann mit Galadriel relativ früh einen zusätzlichen Aktionswürfel halten und Lórien besser schützen, der Schatten-Spieler dagegen den Weg durch Moria mit dem Balrog erschweren oder eine Hexenmeister-Variante auf die Gefährten hetzen, um deren Fortkommen zu verlangsamen. Eine sehr starke militärische Option stellen die nun als Figuren verfügbaren Ents dar, die sich unangreifbar von Fangorn aus ausbreiten und den gegnerischen Armeen empfindliche Schäden zufügen können. Auf der anderen Seite sorgt der Isengart-Spieler jedoch mit den zahlreichen aber in der Defensive schwachen Dunländern für ebenfalls mehr Dynamik im Kampf um Rohan. Die Korsaren von Umbar dagegen helfen primär dabei die Festung von Dol Amroth schneller als gewohnt einnehmen zu können, beim Vorstoß auf Minas Tirith bieten sie kaum Unterstützung, da die Truppen über den Landweg kaum langsamer sind. Für eine Bedrohung Eriadors taugen sie kaum, allerhöchstens noch um Isengart Entsatztruppen zu schicken. Darüber hinaus sind die Belagerungen nun ein klein wenig komplexer, da beide Seiten die Möglichkeit haben ihre Stärke durch Belagerungsmaschinen oder Abwehrkatapulte zu beeinflussen. Sollten dem Spieler der Freien Völker die Würfel fehlen, um sich hier zu verstärken, können den Schattenarmeen sehr viel zügigere Eroberungen gelingen als meist üblich.
Dem hinzu kommen noch ein paar geänderte Regeln, eine neue Gollum-Variante und ein Stapel neuer/veränderter Ereigniskarten. Alles in allem interessante Erweiterungen, die dem alten bekannten Spiel neue Facetten verleihen, im großen ganzen aber kaum echte Veränderung bringen. Das war im Grunde auch nicht zu erwarten, schließlich war das Basisspiel bereits sehr ausgeklügelt und rund.

ZWEI NEUE SPIELE

Ganz anders sieht es mit der Möglichkeit aus, die Schlacht um Rohan und Gondor jeweils detailliert auszuspielen. Hier hat man ein komplett neues Regelwerk mit szenariospezifischen Gegebenheiten und Sonderregeln, und eigenen Spielplänen, was faktisch zu zwei neuen eigenständigen Spielen führt. Natürlich ist vieles vom Basisspiel entlehnt, es gibt weiterhin Ereigniskarten, Aktionswürfel, usw. usf. - doch in vielen Dingen gehen die beiden Sonderszenarien sehr viel stärker ins Detail. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Kampfregeln - jeder Truppentyp verfügt nun über gesonderte Spezialfähigkeiten, und in der Schlacht gilt es diese mittels taktischer Manöver zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Zudem werden nun Treffer nicht direkt in Verluste umgewandelt sondern es besteht nun ein System aus Schadenspunkten, welche erst ab Überschreiten eines Limits zum Tragen kommen. Dies führt dazu, dass die Armeen im Spiel viel länger schlagkräftig bleiben, sich per Mobilisieren-Befehle wieder "heilen" können und die Schlachten ergo auch viel länger dauern. Belagerungen sind zwar nicht so zäh wie im Basisspiel, doch da die Mauern nun sozusagen "Lebenspunkte" besitzen, die vom Gegner abgebaut werden müssen bis man an die Armeen dahinter überhaupt herankommt, gestaltet es sich weiterhin nicht als einfach.
Mehr taktische Möglichkeiten sind vor allem dem Spieler des Schatten gegeben, er muss sich zu zu Beginn jeder Runde entscheiden, welche von drei möglichen "Zuständen" Sauron bzw. Saruman einnimmt und dann im Spiel welche der mächtigen Spezialfertigkeiten per Aktionswürfel eingesetzt werden sollen. Es bieten sich viele Optionen, und man muss gut abwägen welchen Weg man beschreitet, denn wie auch im Basisspiel wird über das Fortschreiten auf einer sogenannten "Schicksalsleiste" die sprichwörtliche Sanduhr dargestellt, an deren Ende der Sieg der Freien Völker steht. Je aggressiver man vorgeht, desto weiter wird Mittelerde seinem (von J.R.R. Tolkien niedergeschriebenen) Schicksal entgegenschreiten, und umso mehr Helden kann der Spieler der Freien Völker als heroische Kämpfer mit individuellen Werten und Sonderregeln ins Spiel bringen. Die Einflussnahme auf die Schicksalsleiste ist jedoch relativ gering. Durch diese Verknappung des großen Teilaspekts um die Gemeinschaft des Ringes verschiebt sich der Fokus der beiden Szenarien im Vergleich zum Hauptspiel somit ganz klar auf den militärischen Bereich.
Die zusätzlichen Figuren, welche in der Erweiterung enthalten sind, kommen hier natürlich auch zum Einsatz, also Ents und Dunländer beim Rohan-Szenario, und die Korsaren und Kriegsmaschinen beim Kampf um Gondor, wobei die Katapulte hier dem Schatten-Spieler vorbehalten sind. Mit ihnen kann er Minias Tirith beschießen, während die befestigte Stadt selbst keine direkten Gegenmaßnahmen ergreifen kann.

FAZIT

Mit der Erweiterung des Basisspiels, wird die "Lebensdauer" desselben ein wenig verlängert - Veteranen werden gerne die neuen alternativen Möglichkeiten ausloten, doch da das Spielprinzip selbst keine Änderung erfahren hat, vermutlich auch relativ schnell wieder davon gesättigt sein. Den Hauptkaufgrund für "Die Schlachten des Dritten Zeitalters" stellen daher die beiden neuen darin enthaltenen Spiele dar - hier ist eine solche Fülle an Neuerungen geboten, und eine solche Vielzahl an Details und taktischen Möglichkeiten, dass man wirklich von einem weiteren Strategie-Hit aus dem Hause Nexus Games sprechen kann. Ganz besonders jene, welche die relativ unbeteiligten Streitkräfte im Norden Mittelerdes und auch die Queste um den Ring eher lästig fanden, und sich mehr am militärischen Part erfreut haben, können sich nun in Rohan und Gondor richtig austoben, ohne sich um das große Ganze kümmern/sorgen zu müssen.

(Copyright Fotos: www.boardgamegeek.com)




Dieser Text unterliegt dem Urheberrecht des Autors und darf nicht ohne dessen Erlaubnis an anderer Stelle veröffentlicht oder anderweitig verwendet werden!
DAS SPHÄRENTOR
www.sphaerentor.com
tolkien.sphaerentor.com