Der Bunker
von Daniel Schulz
Tharos kniff seine Augen zusammen, um in dem spärlichen Licht etwas erkennen
zu können. Die Hauptbeleuchtung wurde nun durch ein paar rote Lampen ersetzt,
die die Gefechtsbereitschaft des Bunkerkomplexes anzeigten. Er spähte über die
notdürftig errichtete Barrikade und sah in den von grünen Blut und von Einschusslöchern
gezeichneten Gang, in dem sich die Tyraniden auf ihren nächsten, verheerenden
Angriff vorbereiteten. Tharos fuhr sich mit der Handfläche über sein schweißnasses
Gesicht und ließ seinen Blick schweifen. Links und rechts sah er seine
Kameraden. Brander, der den schweren Bolter noch mal durchcheckte. Daneben,
mit dem Rücken an die Barrikade gelehnt, saß Andresen. Gestern hatte Tharos
seinen halben Sold beim Karten spielen an ihn verloren. In einer Woche wäre
er verlegt worden, endlich raus aus diesem sterilen Bunker, aber nein diese
verdammten Tyraniden mussten ja unbedingt jetzt angreifen. "Solche Sachen passieren
auch immer nur mir", murmelte Thraos als er sein Gewehr überprüfte. Er sah auf
die Anzeige seiner Energiezelle und runzelte die Stirn als das Display orange
aufleuchtete. "Ein paar von diesen Viechern werde ich damit schon noch erledigen
können", dachte er. Hinter der ganzen Barrikade machte sich eine düstere Stimmung
breit. Sie alle wussten, dass sie diesen Bunker nie lebend verlassen würden
und der Tod unausweichlich sein würde. Es war nur noch eine Frage der Zeit,
bis die Tyraniden auch diese Verteidigungslinie durchbrechen würden. Es waren
vielleicht noch ca. 30 Mann hinter dieser Verschanzung. Ein Großteil von Tharos
Kammeraden wurden in den ersten 20 Minuten des Tyranidenangriffs abgeschlachtet.
Die äußeren Sektionen des Bunkers waren ohne große Gegenwehr an die Tyraniden
gefallen. Es brauchte kostbare Zeit um eine Verteidigung zu organisieren und
so konnten diese Viecher bis zu Schleuse T 7 vordringen. "Fertig machen." Tharos
vernahm die Stimme von Sergeant Gromann. Seine Stimme spiegelte die ganze Anspannung
wieder, die auf den Soldaten lag. Tharos sah Schatten, die schnell den Gang
entlangkamen. Er nahm sein Gewehr in den Anschlag und visierte die Schatten
an. "Ich werde mein Leben so teuer wie möglich verkaufen, das schwöre ich beim
Imperator", murmelte Tharos, doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es
egal ist, ob er 10 oder 100 töten würde, es kämen wieder 200, um an die Stelle
der Getöteten zu treten. Mit einem Kopfschütteln vertrieb Tharos diese Gedanken
und konzentrierte sich auf sein Ziel. Als sie ins Licht traten, überkam Tharos
ein Schauer. Sie waren groß, mit roten Chitinplatten, ein vor Zähne nur so starrendes
Maul und zwei ca. 1 Meter langen Klauen. "Ganten", wurden sie von seinen Kameraden
genannt. Noch bevor der Feuerbefehl von Sergeant Gromann erklang, drückte Tharos
den Abzug seines Gewehr voll durch und schickte einen zischenden Strahl auf
eine diese Kreaturen. Der Strahl traf den Unterleib dieser Missgeburt und riss
ein großen Loch hinein, aus dem violettes Blut sprudelte. Die Kreatur taumelte,
sackte aber schließlich zu Boden und blieb bewegungslos liegen. Adrenalin schoss
durch Tharos Körper als er den Ganten tot am Boden sah. Sogleich fielen die
Waffen seiner Kameraden ein und streckten Dutzende, auf die Verteidiger zustürmende
Ganten nieder. Tharos glaubte wieder an eine Überlebenschance als er sah, wie
viele Ganten dem Feuer der Imperialen Truppen zum Opfer fielen. Mit Erschrecken
musste er aber feststellen, dass die Tyraniden immer näher kamen. Er schob die
nächste Energiezelle in seine Waffe und hielt wieder auf die Ganten. Mit einem
gewaltigen Satz landete einer dieser Wesen inmitten der Verteidiger und fing
sogleich an die Soldaten mit seinen Sichelklauen zu zerfetzen. Tharos drehte
sich und entlud eine Salve in die Kreatur. Drei Verteidiger hatte dieses Mistding
mit in den Tod genommen. Es sah schlecht aus. Sie kamen immer näher und näher
und um so mehr verwickelten sie die Verteidiger in blutige Nahkämpfe, in den
sie die schlechteren Karten hatten. Noch hielten sie stand. Er sah Andresen
wie er einen Ganten niederstreckte, der sich hinter die Linien verirrt hatte.
Doch bevor er nachladen konnte, wurde er von einem weiteren Ganten in zwei Stücke
gehackt. Tharos zog sich nun ein paar Meter weiter zurück, da die Barrikade
nicht mehr zu halten war. Die leblosen Augen von Brander starrten ihn an, als
sich rückwärts bewegte und sein Blick auf den mittlerweile verstummten schweren
Bolter fiel. Neben ihm waren ca. noch 7 Kameraden einschließlich des Sergeants.
Unglaublich wie schnell diese Tyraniden waren. Keine 5 min. nach dem Angriff
waren sie durch die Verteidigungslinie gebrochen und hatten einen zu hohen Blutzoll
von den Verteidigern gefordert. Irgendetwas lief Tharos ins Gesicht. Er wischte
es mit den Fingern ab. "Es ist Blut", stellte Tharos erschreckt fest.
Er drehte sich um und sah wie Neumus von zwei Klauen aufgespießt wurde, die
aus seiner Brust hervorstanden. Eine weitere Kralle schnitt seinen Kopf glatt
über dem Kinn entzweit. Eine wahre Blutfontäne spritze aus dem Kopfstumpf und
verwandelte alles im Umkreis von zwei Metern in ein Denkmal des Schreckens.
Überall hörte er die Schmerzenschreie der Soldaten und die Siegesschreie der
Tyraniden. Ein weiterer Soldat geriet unter die Klauen dieser Biester. Noch
20 Meter bis zur Schleuse und noch drei Kameraden. Aus den Augenwinkel sah Tharos
etwas aufblitzen und versuchte darunter wegzutauchen. Doch zu spät! Etwas traf
in hart auf die Brust. Mit einem lauten Schlag prallte er gegen die Stahlbetonwand
des Bunkers. Dunkles Blut rann in Strömen über Tharons Lippen. Benommen sah
Tharos an sich herunter und erkannte eine klaffende Wunde, die quer über seine
Brust verlief. Die Ohnmacht bekämpfend konnte Tharos beobachten wie die letzten
seiner Kameraden kurz vor der Schleuse niedergemacht wurden. Es war vorbei und
das wusste auch Tharon. Sein Leben lief wie in einem Film nochmal vor seinem
geistigen Auge ab. Seine Kindheit auf dem Agrarplaneten Omiru 3, die Schulzeit
in der er zu den Klassenbesten gehörte, seine Ausbildung in einem schäbigen
Ausbildungslager, irgendwo in einem imperatorverlassenen Ende der Galaxis und
schließlich sein Tod. Eine große Blutlache hatte sich um Tharon gebildet und
langsam begannen die Konturen vor seinen Augen zu verschwimmen. Er blickte nochmal
auf die Barrikade zurück und sah nur noch Tod und Verderben. Alle waren tot.
Keiner würde je lebend aus diesem Bunker entkommen. Sie hatten gekämpft und
verloren. Bitter lächelte Tharos. Ein Gant kam mit langsamen Schritten auf ihn
zu, während seine Artgenossen an ihm vorbeistürmten, nur um noch mehr Menschen
zu töten. Der Gant hob seine Sichelklingen zum Todesstoß. Tharos blickte sich
nach seinem Gewehr um. Es lag auf der anderen Seite des Ganges, mit roten Blut
verschmiert. "Das war es wohl, aufgeschlitzt von einem Tyraniden, soll das mein
Ende sein?" "NEIN!" schrie Tharos und nahm die letzte Granate, die noch an seinem
Gürtel hing und entsicherte sie. Der Gant hielt inne, vielleicht wusste er was
Tharos in seiner Hand hielt. "Wir sehen uns in der Hölle, du Bastard." Klirrend
fiel der Sicherungsstift zu Boden.
Das letzte was Tharos sah war ein helles Licht...
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