Jäger
von Norman Mach
Der Krieg erzwingt eine völlig neue, andere Moralvorstellung.
Die Worte hallten immer wieder im Kopf des Soldaten. Dies sagte der Leutnant,
nachdem bekannt wurde, dass der Kontakt mit der wenige Kilometer entfernten
Stadt Arrakon abgebrochen war. Sie sollten das Schlimmste erwarten. Jetzt war
die Stadt kaum mehr als ein Trümmerfeld, von den meisten Gebäuden standen nur
noch Fragmente der Grundmauern, stumme Zeugen der Ereignisse, die Arrakon wiederfahren
waren. Die Bevölkerung war verschwunden, nur wenige Leichen säumten den Weg
des Soldaten. Er hatte schon so viele Leichen gesehen, aber dies war etwas anderes
- es waren Zivilisten, unbewaffnete Zivilisten. Wahrscheinlich konnten sie sich
gegen den Feind nicht einmal zur Wehr setzen. Er hatte gegen die bestialischen
Orks gekämpft, aber der Zustand dieser Leichen war schlimmer, als er es jemals
erlebt hatte. Sie waren geradezu zerfleischt. Es gab nur zwei Fragen zu klären:
wer war der mysteriöse Angreifer und wo waren die vielen Zivilisten. Kein Mitglied
des Trupps war bisher auf etwas gestoßen, was auf die Identität der Angreifer
schließen ließe. Dabei waren sie nur zwei Stunden nach Abbruch der Kommunikation
mit der Stadt bereits mit ihren Chimären angekommen. Drei mobile Infanterietrupps.
Diese Stadt war die bestverteidigte Siedlung auf dem Planeten, doch von den
Verteidigungsanlagen und den Truppen war nichts mehr übrig. Es sah wie nach
einem schweren Bombenangriff aus. Doch welche Macht könnte eine solche Zerstörung
verursachen, ohne dabei entdeckt zu werden und ebenso mysteriös und unsichtbar
wieder verschwinden?
Die Chimäre seines Trupps rollte eine Straße neben ihm durchs Geröll, als sie
plötzlich von Energietentakeln erfasst wurde. Die Chimäre konnte sich nicht
mehr bewegen, die elektrischen Systeme schmolzen zusammen und die Temperatur
im Inneren des Fahrzeugs stieg auf unerträgliche Werte an. Der Antrieb spie
Funken und setzte so den Treibstoff in Brand, der die Chimäre innerhalb eines
Augenblickes in einem Feuerball verschlang. Eine elektronische Mine, dachte
der Soldat. Die Angreifer hatten also noch einige Überraschungen hinterlassen.
Aber auch verwertbare Spuren. Er und die Mitglieder der drei Trupps waren Veteranen
und zu erfahren, um sofort in Panik zu geraten und so sah er sich die Straße
genau an und entdeckte im Schutt einen kleinen, unbeschädigt wirkenden Kasten,
kaum größer als eine Granate. Er näherte sich der Mine und kniete vor ihr auf
dem Boden. Zwei kleine, rote Leuchten verrieten Aktivität der Mine. Er nahm
das Funkgerät in die Hand, als drei Metallbänder aus der Ruine zu seiner Rechten
angeflogen kamen und sich um seine Beine und um seinen Oberkörper wickelten.
Er ließ das Funkgerät fallen und fiel zu Boden, sich unfähig zu bewegen oder
sich von den Fesseln zu befreien. Er sah zur Ruine, aus der die Fesseln gekommen
waren. Im Schutt versteckt hockten drei dunkel gepanzerte Soldaten, ihre Rüstungen
reich verziert. Zwei von ihnen trugen Helme, doch er glaubte den Tod in ihren
Blicken zu sehen. Die dritte, eine Kriegerin trug keinen Helm, er sah ihre spitzen
Ohren. Sie lächelte kalt und hielt ihn mit ihrem Blick fixiert, bis er vor ihren
Augen in einem kleinen Lichtblitz verschwand. Kalt lächelnd warf sie Blicke
auf die anderen Jagdtrupps. Die Jagd ist eröffnet, dachte sie und lachte
dabei leise.
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