von Martin Behm
Die Erde, die durch seine Hände rann, war nicht wie die, die er von seiner Welt
kannte. Die Erde auf seiner Welt war saftig und schwarz gewesen. In ihr hatten
gewaltige Weiden gewurzelt und wunderschöne Wälder ihren Anfang und ihr Ende genommen.
Die Erde auf seiner Welt hatte für die unbändige Kraft des Lebens gestanden. Der
Boden auf dieser Welt erzählte nur die Geschichte von Vergänglichkeit ohne Wiederkehr.
Sie war porös, von einer dreckigen ockernen Farbe und wenn man eine Scholle aus
dem Boden nahm dann konnte man sie zwischen seinen Händen zu dreckigem Sand zerreiben.
Sie rieselte dann durch die Finger als hatte sie panische Angst zwischen den Händen
von Jonathan zerquetscht zu werden. Sogar der Sand auf dieser Welt war sich dem
Tod bewusst, versuchte ihm zu entfliehen.
Jonathan saß mit dem Rücken an der Wand eines Schützengrabens, auch dieser ausgehoben aus dem toten Boden dieser Welt.
Zwischen seinen Beinen bildeten sich kleine Hügel aus dem geriebenen Sand den er durch seine Hände fließen ließ. Er beobachtete fasziniert das willkürliche Spiel der Körner wenn sie wie ein kleiner Wasserfall auf den Hügel herabrieselten, ihn hinunterrollten und dann liegen blieben. Jonathan ignorierte das Donnern der Artillerie, das Schreien der Männer, das Zischen und Knallen der Gewehre.
Er schloss die Augen. Was er dann sah war seine Welt. Unendlich weite Flächen mit grünen Wiesen, blau schimmernden Seen und kleinen lichten Wäldern. Er sah Paschs, elegante Reittiere, er sah die kleinen Dörfer die so typisch waren für seine Welt. Er trat auf eines der kleinen Häuser zu.
Es war sein Haus.
Mit einem Mal fühlte er sich ruhig, die Anspannung wich von ihm, ein Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in ihm aus. Er war Zuhause.
Zuhause, dieses Wort hinterließ einen süßen Beigeschmack auf seiner Zunge, wenn er doch nur ausmachen könnte nach was es genau schmeckte.
In dem kleinen Garten, vor dem Haus, kniete eine Person, seine Frau. Sie bemerkte ihn erst gar nicht, erst als er zu ihr trat, da hob sie den Kopf. Ein Lächeln verzauberte ihr Gesicht.
Zu der Zufriedenheit gesellte sich eine unbeschreibliche Wärme die ihn von Kopf bis Fuß aus seiner Erstarrung riss.
Er wollte noch weiter auf seine Frau zugehen, diese aber erhob den Finger.
"Du bist noch nicht Zuhause mein Geliebter. Kämpfen musst du, um zu mir zurückkommen zu können!"
Sie hauchte einen Kuss in ihr Handfläche und pustete ihn ihm zu.
Er wollte etwas erwidern aber alles um ihn herum löste sich auf. Das kleine Haus verwandelte sich in einen Panzer der Tod und Verderben über die Feinde des Imperators jenseits des Schützengrabens sandte. Seine Frau wurde zu einem Soldaten der ihm ins Gesicht schlug.
Einen Moment wusste er nicht mehr wo er war doch dann klärte sich sein Blick. Mit einem Satz sprang er auf die Beine so dass der Soldat überrascht zurücktaumelte und gegen die Grabenwand knallte. Lebloser Sand rieselte zu Boden.
Jonathan setzte sein schwarzes Barett auf und blickte fest in Richtung der Orkoiden Bedrohung.
Die Aufklärungs-Kompanie 90 hatte wieder einen Führer.
Er würde sie nicht auf dieser unfruchtbaren Welt sterben lassen.
Dieser
Text unterliegt dem Urheberrecht des Autors und darf nicht ohne dessen
Erlaubnis an anderer Stelle veröffentlicht oder anderweitig verwendet
werden!