von Nikolai Benner
Es war diese unheimlich bedrückende Stille, die sich seit Anbeginn der Nacht über das von Zerstörungen geprägte Bild der Stadt "Se Corrus" gesenkt hatte. Die jetzt schon fast zwei Wochen andauernden Feuergefechte, die sich die Chaosanbeter mit den hier stationierten Truppen des 23. Cadianischen Regiments geliefert hatten, hatten tiefe Spuren in dem Gesicht von Sergeant Carret, dem Befehlshaber des 3. Unterstützungs-Zuges des Regiments hinterlassen. Es war seine Heimatwelt, die er hier in erbitterten Kämpfen Tag für Tag verteidigte. Der größte Teil seines Zuges wurde innerhalb der letzten Zeit von Kugeln zerfetzt oder im Nahkampf mit den brutalsten Kreaturen, denen er je begegnet war, dahingemetzelt. Ihm wurden immer wieder neue Rekruten zugewiesen, von denen sich die meisten in dieser kurzen, von Verlusten geprägten Zeit schon zu Veteranen im Straßenkampf entwickelt hatten, da sie durchgehend so extrem kämpften. Die Cadianer hatten ihre Stellung um den letzten Flughafen des Planeten schon so weit ausgebaut und einige Soldaten aus der noch verbliebenen Bevölkerung rekrutiert, dass sie bald bereit sein würden um den entscheidenden Gegenschlag gegen die verdorbenen Mächte des Chaos zu führen und sie endgültig von diesem Planeten zu vertreiben. Dazu kam, dass ihnen von einem in dem Nachbarsystem stationierten Space Marine Orden der Silver Skulls zugesichert wurde, dass ein Schlachtkreuzer mit etwa 200 der Elite Krieger des Imperators auf dem Weg zu ihnen seien. Doch noch waren die Eindringlinge nicht besiegt und stellten noch immer eine große Gefahr dar. Um einem Angriff standhalten zu können hatten sie das Gelände um den Flughafen vermint und die Zugangsstraßen mit Stacheldrahtsperren versperrt. Auf den umliegenden Gebäuden hatten die Scharfschützen des Regiments Stellung bezogen und warteten nur darauf die Lücken in den Rüstungen ihrer Feinde zu finden und ihre Kugeln darin zu versenken. Sie hatten einige Sandsackbunker auf den Dächern der Gebäude errichtet und ihre Unterstützungswaffen, wie die schweren Bolter, die sie aus den Trümmern der Gebäude hatten bergen können, darin positioniert und mit ausreichend Munition versorgt.
Sie hatten die Nachricht von ihren Spähern auf den vorgeschobenen Positionen erhalten,
dass es einige Feindbewegungen in ihrem Sektor gab. Doch es war in den letzten
drei Stunden kein einziger Schuss gefallen, und es war unheimlich ruhig, zu ruhig
für eine wochenlang umkämpfte Industriestadt wie "Se Corrus". Sonst war immer
Waffenlärm zu hören und die Schreie der sterbenden Kämpfer des Imperiums und ihrer
Feinde. Ihre Gegner waren nie taktisch vorgegangen und hatten sie immer probiert
im Nahkampf abzuschlachten. In ihren blutroten Rüstungen mit den goldenen Beschlägen
sahen sie aus wie wilde Tiere, die nur darauf aus waren zu töten und zu zerfetzen.
Diese Stille war sehr beunruhigend und kaum auszuhalten. Sergeant Carret, der
bereits ahnte, dass der finale Großangriff bevorstand, stand mit Kommissar Nigon,
dem obersten Befehlshaber des Regiments, Inquisitor Yorrage, dem Vertreter des
hohen Rats von Terra, und Sergeant Kolick, seinem Feldtaktiker auf dem Kontrollturm
des Flughafen. Der Wind blies ihnen in die wettergegerbten Gesichter. Sie überwachten
das Schlachtfeld, das sie mit soviel Blutvergießens verteidigt hatten. In der
Ferne sahen sie das Aufflackern von Blitzen, das Gewitter, das ihnen schon seit
gestern angekündigt worden war würde in weniger als einer Stunde über sie hereinbrechen
und die ideale Möglichkeit für ihre Widersacher bieten würde sie anzugreifen und
sie zu überrennen, wenn sie es nicht irgendwie verhindern konnten oder die Space
Marines der Silver Skulls etwa drei Tage früher als geplant eintreffen würde,
womit allerdings nicht zu rechnen war. Mit wachsamen Augen musterten sie jede
Ecke des umliegenden Geländes und plötzlich zuckten sie zusammen, in der Ferne
dröhnten Motoren, Motoren die sie schon gut kannten: es waren die Transporter
der Verräter. Sie ähnelten den Rhinos des Imperiums, nur dass sie mit Stacheln
gespickt waren und blutrot gefärbt waren. Der Angriff begann. Wie ein Wirbelsturm
rasten die Berserker die Straßen entlang auf sie zu, einige zu Fuß und andere
in ihren Transportern. Und jetzt hörten sie auch wieder das schreckliche Geräusch
der Kettenäxte, die diese blutroten Bestien wild über ihren Köpfen schwangen,
und die schon soviel Verderben in ihre Reihen getragen hatten. Um sie herum brach
die Hölle los, von überall dröhnte das Mündungsfeuer der schweren Waffen des Unterstützungstrupp.
Kugeln von den Rhinos und den Boltpistolen der Berserker schlugen um sie herum
ein und direkt neben ihm ging sein Feldtaktiker zu boden. Inquisitor Yorrage und
Kommissar Nigon, waren in ihrem Element, sie gaben Befehle und der Kommissar hielt
eine feurige Rede an die Verteidiger der Menschheit, sich zu verteidigen und auf
die Macht des Imperators zu vertrauen. Und dann hörten sie auch schon die Schlachtrufe
der Berserker: "Blut für den Blutgott!" Ganz vorne an der Spitze des Angriffs
fuhr ein riesiger Hüne in roter Rüstung auf einem riesigen Motorrad mit einer
wahnsinnig großen Kettenaxt in der Hand. Seine Waffe, sowie seine Rüstung waren
mit Schädeln jeglicher Art verziert. Hinter ihm dröhnten noch acht weitere Bikes
heran, jeweils von axtschwingenden Berserkern gefahren. Diese Kommandoeinheit,
angeführt von einem hünenhaften Champion des Chaos, raste direkt auf die Verteidiger
der Menschheit zu. Lasergewehrfeuer peitsche ihnen entgegen, doch prallte wirkungslos
von ihren massiven Rüstungen ab, nur einer von ihnen wurde von einer Mine erwischt
und verschwand in einem Feuerball. Hinter ihnen raste eine riesige Welle von roten
Kämpfern heran, jetzt schon gefährlich nahe. Nun gab Carret seiner Leibgarde den
Befehl zu schießen und wie ein Mann eröffneten sie das Feuer auf die Begleiter
des Anführers, ihre Bolterkugeln zerfetzten zwei der Maschinen, woraufhin die
Bikes explodierten, doch ein Fahrer konnte noch abspringen und stürmte sofort,
von Blutlust gepackt, weiter auf die Soldaten des 23. Regiments zu. Die ersten
Angreifer erreichten nun mit kreisenden Kettenäxten die Reihen der Soldaten und
schlachteten sich durch die Reihen der Verteidiger, ihre Äxte sausten durch die
Luft und trennten Köpfe von deren Hälsen. Das Regiment versuchte sich so gut wie
möglich zu verteidigen, doch im Nahkampf, und das wusste er waren diese wilden
Berserker in ihren blutroten Rüstungen in ihrem Element und durch nichts aufzuhalten.
Es war der verbissenste Kampf, den Sergeant Carret je gesehen hatte, die Soldaten
des 23. Cadianischen Regiments kämpften verbittert um jeden Zentimeter an Boden.
Doch die Angreifer waren einfach übermächtig und kämpften wie in einem Blutrausch,
um nur das nächste Opfer zu töten. Plötzlich fiel ihm auf, dass er, bis auf ein
Mitglied seiner Leibgarde, alleine in dem Turm war. Inquisitor Yorrage konnte
er unten in dem Handgemenge aus den grauen Uniformen und den blutroten Rüstungen
erkennen, er erschoss gerade einen Ketzer mit seiner Plasmapistole, und warf sich
dann mit seinem Kettenschwert wieder in den Kampf. Direkt neben ihm stand Kommissar
Nigon und erschlug mit einer grausamen Gelassenheit einen Angreifer mit seinem
Energieschwert. Ansonsten waren er und das Leibgardenmitglied alleine, der Rest
seiner Einheit war bereits durch den Beschuss der Angreifer gefallen. Der schwere
Bolter des Soldaten schoss unaufhörlich in die nicht enden wollende Menge der
ketzerischen Invasoren. Doch für jeden Getöteten kamen mindestens zwei neue hinzu
um dessen Position einzunehmen. Plötzlich fiel ihm etwas links unterhalb von ihm
auf, etwas, das er vorher noch nie gesehen hatte. Die Angreifer hatten mehrere
Dämonen beschworen, die sich, gefolgt von einem Dutzend Berserker mit einer wahnsinnigen
Mordlust in den Augen, ihm zuwandten und sich auf den Weg über den Hof des Flughafens
genau auf seine Position zu bewegten. Gepackt von einer wahnsinnigen Angst, die
von den grausamen blutbefleckten Dämonen ausging, befahl er dem Soldaten, das
Feuer auf sie zu eröffnen, bis er merkte, dass dieser bereits tot war und rief
von Angst erfüllt in das Funkgerät, jeder solle sich sofort auf seiner Position
sammeln. Als er sich umsah sah er, dass der Inquisitor bereits von einer Kugel
in die Brust getroffen zu Boden gegangen war und nur noch der Kommissar und vielleicht
eine Handvoll Soldaten lebten. Fast das ganze Regiment war tot, abgeschlachtet
von diesen wahnsinnigen Kämpfern in ihrem Blutrausch und einer Handvoll Dämonen.
Die letzten Überlebenden versuchten sich über den Vorhof in die Gebäude und somit
zu ihm zurückzuziehen. Doch wurden sie von dem hünenhaften Chaoslord und seiner
Kettenaxt aufgehalten, er hatte wahrscheinlich die Dämonen beschworen, und nun
warf er sich wie wild in den Nahkampf mit dem Kommissar und seinem Gefolge. Jeder
seiner Schwinger mit der riesigen Axt tötete einen Soldaten und dann stand dieser
blutbespritzte Berserker vor dem Kommissar und nach einem kurzen Schlagabtausch
verlor der wahrlich mutige Kommissar seinen Kopf, abgeschlagen von einer gewaltigen
Kettenaxt. Der Kommissar war ein wirklicher Veteran gewesen und hatte in unzähligen
Schlachten, die schon so aussichtslos gewesen waren, das Blatt noch einmal gewendet
und den Kampf gewonnen. Der Anblick seines toten Anführers brachte ihn zurück
in die Gegenwart und er wurde sich plötzlich bewusst, das er der einzige war,
der noch lebte und das er gleich von einer Unmenge Kämpfer umgeben sein würde,
er konnte sie schon auf der Treppe hören. Unaufhaltsam kamen sie näher, immer
wieder "Blut für den Blutgott!" rufend.
Jetzt dachte er wieder an die Rede von Kommissar Nigon, dass der Imperator sie alle beschützen würde und durchströmt von neuer Kraft und neuem Mut schickte er ein Stoßgebet an den göttlichen Imperator in seinem goldenen Thron auf Terra. Dann zog er sein altes Kettenschwert, das ihm schon so oft das Leben gerettet hatte und trat die Tür auf. Er warf sich den Eindringlingen entgegen, mit dem Gedanken, dass er seinen Teil für die Freiheit des Imperiums getan hatte. Es war einfach eine riesige Übermacht und er rechnete sich nicht die geringsten Chancen aus. Als ihn einer der Berserker auf den Boden gestoßen hatte und als alle Umstehenden ihre Äxte erhoben, zu dem tödlichen Streich gegen seinen Hals, da schloss er die Augen und hörte jetzt wieder die unaufhaltsamen Stimmen "BLUT FÜR DEN BLUTGOTT!!"...
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