von Michael Zupp
Enward Holtz freute sich außerordentlich. Es war das gute, wärmende Gefühl, das er etwas sehr wichtiges, sehr richtig gemacht hatte. Dr. Sturmer hatte ihn in seinem Büro empfangen und ihn zu seinem neuen Posten als Chef der Entwicklungsabteilung für zivile Kommunikation gratuliert. "Ich bin sicher Enward... Paul Wendeman wäre mit meiner Entscheidung, sie, seinen Stellvertreter, die Leitung unseres Projektes anzuvertrauen einverstanden gewesen. Der arme Paul... wissen die Arbitratoren schon irgendetwas neues?" hatte er gefragt.
"Nein Herr Doktor... noch gar nichts. Ich bin ebenso besorgt wie sie, es passt einfach nicht zu meinem guten Freund Paul, dass er so mir nichts dir nichts verschwindet...nicht vor so einer wichtigen Präsentation."
"Die Präsentation ja..." Sturmer rutschte nervös auf seinem mit braunem Leder gepolsterten Bürostuhl. Er war ein Mann Mitte 60 und sein graues Haar war zu einer Tonsur gestutzt. Der schilffarbene Laborkittel war für den gedrungenen, kleinen Mann viel zu groß und hing ihm über die Füße.
Holtz wusste, das Dr. Sturmer seine Kleidung nur deswegen in dieser Überlänge trug, weil er vermeiden wollte, das jemand bemerkte, dass seine Füße den Boden nicht berühren konnten. Der Stuhl war zu hoch und Sturmers Beine viel zu kurz.
Der Stuhl war nicht das einzige mit dem Sturmer versuchte seine Größe zu kompensieren.
Der gesamte Büroraum, der sich eigentlich in seiner Konstruktion nicht von den vielen Hunderten 10-Quadratmeter Büros unterschied, aus dem der Forschungskomplex des Instituts für "Allgemeine zivile Nutzung militärischer Einrichtungen" bestand unterschied, bestach doch durch seine eigentümliche Einrichtung.
Obwohl die Wände von der gleichen grauen Färbung waren wie die Korridore des Instituts hatte Sturmer viel Geld dafür auszugeben diesen Raum seinen Anforderungen entsprechend zu gestalten. Kultmasken verschiedener Alienvölker hingen an der kahlen Rückwand des Raumes. Ein großes Panoramafenster erlaubte momentan den Ausblick auf den grauen, verregneten cadianischen Nachmittag.
Der Stuhl in dem Holtz Sturmer gegenüber saß war auf die niedrigste mögliche Einstellung heruntergefahren. So ging der Doktor wohl sicher, das er seinen Gesprächspartner immer in die Augen würde sehen können und sie auf gleicher Höhe mit ihm wären.
Ausserdem erstreckte sich ein wahrer Dschungel an Topfpflanzen hinter dem Doktor, so das er in den 5 Jahren seitdem Holtz für ihn tätig war 6 Sekretärinnen hatte kommen und gehen sehen, die sich weigerten diesen "Catachanischen Dschungel" zu pflegen. In Holtz Abteilung gingen Gerüchte um, Sturmer hätte sogar einen kleinen miralschen Fänger in diesem Biotop untergebracht.
"Also wegen der Präsentation übermorgen..." "Morgen Herr Doktor." Enward lächelte. "Die Präsentation ist schon Morgen." Sturmer erbleichte sichtlich und fummelte an seinem Zwicker herum. "Ja...ja sie haben recht Enward...Morgen... können sie das schaffen?"
"Selbstverständlich, Herr Doktor. Ich bin doch zum arbeiten hier und nicht um mich auf die faule Haut zu legen. Sie haben mir doch bereits sämtliche Forschungsergebnisse und die privaten Unterlagen von Paul Wendeman zugänglich gemacht. Es ist überhaupt kein Problem ein paar Sachen umzuschreiben. Ich kann seine Arbeit ebenso gut Präsentieren...." Holtz sah Sturmer an. "In seinem Namen natürlich...Es läge mir fern die Leistungen des verstorb...äh...des verschwundenen als meine eigenen darzustellen."
Sturmer nickte. "ich bin froh das ich sie habe Enward...ich bin wegen dieser Sache etwas nervös und... nun ja.. ich bewundere sie um die Ruhe, mit der sie die Sache angehen." "Aber Herr Doktor... ich habe mir in den vergangenen 5 Jahren die größte Mühe gegeben sie niemals zu enttäuschen." "Und das haben sie auch nicht Enward! Ich habe größtes Vertrauen in ihre Fähigkeiten...es ist nur so... nun... Es werden wichtige Leute bei der morgigen Präsentation dabei sein Enward...wichtige Leute! Top Manager von Imperial Industries und viele viele ranghohe Militärs...angeblich sogar ein Inquisitor!" Enward Holtz verzog keine Miene. "Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst Doktor...vertrauen sie mir ein weiteres mal... es wird die Präsentation ihres Lebens werden."
"Ich bin ihnen so dankbar Enward...Bringen sie doch ihre Freundin mit...wenn sie möchten." Sturmer zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und entnahm ein grünes Plastikkärtchen.
"Das hier werden sie brauchen Enward...es ist der Zugangscode für den Präsentationsraum, die Entwicklungsstation und die Steuerzentrale...Ich weiss, es ist ungewohnt am eigenen Arbeitsplatz mit diesen Codekarten zu hantieren, aber für Morgen gibt es noch gigantische Sicherheitsmaßnahmen zu treffen." "Ich weiss Herr Doktor." Holtz Stimme zitterte leicht vor Erregung als er den Codeschlüssel entgegen nahm.
"Glauben Sie mir... es wird alles klappen."
Enward Holtz schlenderte durch die abendlichen Strassen der Außenbezirke von Rothburg, Hauptstadt der Provinz Hochfeld auf dem Planeten Cadia. Es war bereits dunkel geworden und kühler geworden. Holtz hatte seinen schilffarbenen Arbeitskittel gegen seine gewohnte, modische Alltagskleidung getauscht und trug einen langen Businessmantel gegen die Kälte.
Die Straßen waren recht leer und die Einfamilienhäuser welche die Straßen zu beiden Seiten säumten wirkten ruhig und friedlich.
Während sich Holtz nachdenklich durch das dämmrige Licht der Straßenbeleuchtung in Richtung seiner Wohnung spazierte, konnte er nicht umhin das Farbenprächtige Schauspiel der als "Auge des Schreckens" bekannten Warpanomalie am Firmament zu betrachten. Die mannigfaltigen Farbtöne des Chaoswirbels ergossen sich dort nun schon seit Jahrtausenden in den realen Raum.
Enward seufzte. Schon immer hatten die Cadianer in Sichtweite des Horrors gelebt. Holtz wurde in seinen Gedanken jäh unterbrochen, als er eine Gestalt vom anderen Ende der Strasse auf sich zutaumeln sah. Sie führte leise, wirre Selbstgespräche und bald bemerkte Enward, das es sich um einen Betrunkenen handeln musste.
Er wollte schon auf die andere Straßenseite wechseln um dieser unangenehmen Erscheinung zu entgehen, als er merkte, das es sich bei dem nun deutlich als uniformierten Mann zu erkennenden um einen Soldaten handeln musste. Enward rümpfte die Nase. Furchtbar. Normalerweise blieben die Bürger in den Außenbezirken der Stadt von diesem pöbelnden Haufen verschont.
Natürlich waren sie überall, Cadia war immerhin die schwerste Festungswelt des Imperiums, aber normalerweise beschränkten sie sich darauf in den Städten auf Sauftour zu gehen oder die Bordelle weiter draußen zu besuchen.
Der Mann kam schwankend näher. Er trug die schwarze Uniform der imperialen Gardisten, leicht zu erkennen an dem Abzeichen der stilisierten Faust, die zwei Blitze umschloss und das dazugehörende Barett mit den silbernen Abzeichen unter den Schulterstücken. Die Elite der imperialen Armee...stirbt an Leberzirrhose...wohl vor Langeweile?
Enward musste grinsen.
Jetzt bemerkte ihn der Betrunkene. Er gab sich alle Mühe den Passanten zu umgehen, schaffte es aber nicht ganz und kollabierte fast mit dem vorbeigehenden. "´Schuldigung...`schuldigung" Nuschelte der Angetrunkene. Er hatte schwarze, dichte Haare, die an den Schläfen schon anfingen grau zu werden. Sein Teint war fast kränklich blass und seine dunklen Augen lagen hinter tief in den Schädel gefallenen, dunklen Höhlen.
"Schon gut...alles klar bei ihnen?" erkundigte sich Holtz und sah den jetzt auf allen vieren kriechenden mitleidig an. Der Mann streckte nur einen Daumen nach oben. Holtz erhaschte kurz einen Blick auf die Brustspange des Mannes... er kannte die Rangabzeichen von früher.
"Wirklich Hauptmann?" Keeth nickte. "Jaha..Klar..klar... es ist nur..." Keeth blickte nach oben zum Occularis Terribus.
"Weischt du wer an all dem bschissenen Scheisch Schuld ischt?" Enward zuckte die Achseln. "Die Inquischitschion...Oh man Alter...pasch blosch vor der Inquischitiosch auf...diese Scheischkerle...ich hatte mal´n guten Freund gehabt hab ich ja...der´sch jetsch Inquischitor...alles Sscheischßkerle..sollen ihnen die nicht benutzten Eier abfaulen tun!"
Enward blickte sich besorgt um, aber es war keine Arbitesstreife zu sehen.
"Sie... sie haben sicher recht Hauptmann," versuchte er das betrunkene Elend des Mannes zu mildern. "Weischt Du... ich hab mir grad den Arsch für so´n Kerl aufgerischen...auf Baroteph...war alles für´n Arsch...Scheiße!"
Keeth setzte sich aufrecht auf eine Mülltonne... "Fuck Alter, Fuck sag isch..." Dann kippte er zur Seite weg und blieb liegen. Der Hauptmann begann zu schnarchen.
Enward Holtz machte sich aus dem Staub.
Er kam nach Hause, öffnete das quietschende Gartengatter und betrat sein ganz normales Reihenhaus über die geräumige Terrasse. "Süße...ich bin zu Hause!" Seufzend streifte er seinen Mantel ab und hing ihn an den Haken im Flur. Sein Blick fiel auf einen großen Stapel mit Akten und Dokumenten aus Paul Wendemans Forschungsunterlagen. Enward grunzte und warf sie in den Abfall. Er würde sie nie brauchen.
Das Licht war nur gedämpft. Lehna saß am Wohnzimmertisch und lächelte ihn an. Sie stand auf, umrundete den Tisch und schloss ihn in die Arme. Lehna war viel kleiner als Enward. Ihr Nussbraunes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, weil er ihr gesagt hatte, das er das sexy fände.
Sie drückte sich an ihn und vergrub ihr Gesicht in seiner Brust. Er legte beide Hände auf ihre Schultern und fuhr dann langsam ihren Hals und ihre Wangen entlang.
"Ich hab dich vermisst... immer musst du so lange arbeiten..." murmelte sie mit geschlossenen Augen.
Enward begann sie sanft hin und her zu wiegen... "Ach, Kleines... Morgen ist doch die Präsentation...du weißt schon... das ist so wichtig für mich." Sie sah ihn an. Ihre tiefen dunklen Augen schienen ihn verschlingen zu wollen. "Und ich? Bin ich dir gar nicht wichtig?" fragte sie mit gespielter Traurigkeit. "Natürlich Süße..." Enward schenkte seiner Freundin ein charmantes Lächeln und zwickte sie unter ihrem Pulli. "Aber diese Sache ist von höchster..." Er sah sie an und gab auf. "Okay...aber ich muss es tun. Es ist die Krönung meiner Arbeit."
Enward setzte sich auf die Plüschcouch und begann seinen Blick durch das mit geschmackvollen Teppichen, einem großen Holobildschirm, hölzernen Geschirrschränken und den warmen Farben der Wände schweifen zu lassen. Lehna ließ sich neben ihm nieder und kuschelte sich an seine Seite. "Ich bin heute sehr liebesbedürftig..." schnurrte sie und räkelte sich. Langsam streichelte sie seinen linken Oberschenkel.
Enward ignorierte sie und sah auf den Tisch. Fotos waren dort ausgebreitet. Lehna und er. Im Macharius Nationalpark, ihrem letzten Urlaub vor 3 Monaten. Er musste dünn lächeln, als er die intimen Fotos sah und sich an ihre Klettertour im Thorgebirge erinnerte.
Darauf zielte sie also ab...hmmm...er verstand. Sollte sie ihren Spaß haben.
"Süße?" fragte er und drehte seinen auf ihrer Schulter liegenden Kopf in ihre Richtung. Sie versteifte sich sofort, setzte sich auf und sah ihn an. "Ja?"
"Willst du mich heiraten?"
Enward Holtz öffnete die Kellertür, knipste das Licht an und ging die knarrende Holztreppe hinab, bis er auf dem aus Beton gegossenen Fundament des Hauses stand. Lehna schlief jetzt. Er grinste. Es war sehr entspannend gewesen.
Er stand vor dem alten Werkzeugregal. Er hatte Lehna gesagt sie dürfe nicht in den Keller gehen, weil die Treppe ziemlich einsturzgefährdet sei. Nur eine weitere Lüge. Langsam, fast feierlich kniete er sich hin und fischte mit der Hand unter dem Regal nach dem gepolsterten Futteral.
Er zog es hervor. Es war von Spinnweben und Kellerasseln bedeckt, die er herunterscheuchte. Keine Zeit für einen Imbiss. Da Futteral war schon sehr alt, er zerrte an dem brüchigen Reißverschluss und öffnete es.
Es war noch alles da. Liebevoll streichelte er über den Inhalt. Seine Vergangenheit lag darin. Alles was er einmal war. Alles was er wieder werden würde. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen...nicht nach so langer Zeit.
Er nahm den schwarzen Gürtel mit der massiven Schnalle heraus und legte ihn sich wie zur Probe um die Hüften. Er sah in den staubigen Spiegel von Lehnas Großmutter, die vor einigen Monaten gestorben war und ihr Krempel seit dem bei ihnen rumstand.
Seit langen Jahren nun endlich wieder grinste ihn sein einstmals so treuer Begleiter aus dem Spiegel heraus an. Enwards Finger strichen über den achteckigen Chaosstern und den stilisierten Schädel. "Schön dich wiederzusehen, alter Freund..." murmelte er.
Gerald Barger war ziemlich nervös. Das Headset des Wachmanns summte. "Ist er immer noch nicht angekommen?" Knackte die zittrige Stimme von Doktor Sturmer aus dem Knopflochsprecher. "Wie kann er mir das antun?"
Barger schluckte. Es war nicht die Art von Herrn Holtz zu irgendetwas zu spät zu kommen. "Ich weiss nicht Herr Doktor...aber vielleicht....oh ich sehe gerade, das seine Sicherheitskarte benutzt wurde um den Fahrstuhl zu aktivieren...ich nehme ihm in Empfang." "Danke Herr Barger...endlich!" Der Wachmann des Forschungskomplexes schaltete sein Mikro ab.
Er joggte durch den schmalen Gang, um zum Aufzug zu gelangen, der vom Parkdeck direkt auf die Sicherheitsebene führte. Er stellte sich vor die Aufzugstüren um Herrn Holtz erst mal einen guten Morgen zu wünschen und ihn dann schnell ins Auditorium zu bringen.
Die Türen öffneten sich und Gerald Bargers Augen weiteten sich ein letztes mal, als ihn ein Lasergeschoss genau zwischen die Augen traf. Das Energieprojektil drang tief in den frontalen Lappen seines Gehirns ein und verdrängte die dortige Masse explosionsartig. Die Schädeldecke des Wächters wurde abgetrennt und zusammen mit einem großen Teil Blut und Hirnmasse an die gekachelte, graue Wand befördert.
Barger brach zusammen und Enward Holtz stieg über ihn weg.
"Wo bleibt denn nun ihr geschätzter Herr Holtz?" fragte der mit übergeschlagenen Beinen auf dem Besuchersessel im Präsentationssaal sitzende Manager von Imperial Industiries, dessen Namen Doktor Sturmer schon längst wieder vergessen hatte. Neben ihm befanden sich noch ein gutes Dutzend Personen in dem Raum. Alles Angestellte, Forschungsgruppenleiter, Industrielle, Militärs und auch der Inquisitor, der die Szenerie unzweifelhaft dominierte.
"Ich bin sicher Herr Holtz wird jede Sekunde durch diese Tür dort drüben eintreten..."
Die Tür auf die Sturmer gedeutet hatte wurde von einer wuchtigen Explosion aus ihren Angeln gerissen. Viele der Anwesenden wurden zu Boden geschleudert. Durch die Trümmer schritt eine Gestalt, die Geradewegs aus der Hölle zu kommen schien.
Sturmer merkte nur wie er von den Füssen gerissen wurde, er konnte aus irgendeinem Grund kaum etwas hören. Und das war gut so, sonst hätte er mitanhören müssen, wie die Gestalt anfing mit einem Hagel aus zwei großkalibrigen Handfeuerwaffen alles und jeden in dem Raum niederzumähen. Boltergeschosse schlugen Faustgroße Löcher in den Inquisitor, ein Laserblitz riss dem dümmlich Grinsenden Managertypen in dem Sessel den Kopf ab.
Blut und Eingeweide verteilten sich im Raum als die gestalt Salve um Salve unter dem *klirr, klirr, klirr* zu Boden rasselnder Geschosshülsen tötete.
Enward Holtz ließ die Magazine aus Bolt- und Hochenergielaserpistole fallen. Sie schepperten beim Aufprall auf dem Blutbedeckten Boden.
Khorne war zufrieden gestellt. Soviel war sicher. Der ganze Präsentationsraum war voll mit den gebrochenen Körpern der Anwesenden. Militärs in ihren zerrissenen Uniformen, Geschäftsleute in Blutgetränkten Nadelstreifenanzügen...sogar ein paar seiner gehassten Kollegen waren unter den Toten...nicht schlecht. Er stieg über die Leichen und lud seine Waffen nach. Er hatte Monate damit verbracht auf die beiden Pistolen sämtliche 88 Litaneien des Blutgottes zu schnitzen.
Enward trug dieselbe Kleidung wie damals, als er unter Oberst Oslow Beltan schon einmal gegen die Hunde des Imperators gekämpft hatte. Auf den Blitzwelten.
Täglich liefen dort Tausende imperialer Soldaten zu den dunklen Mächten des Chaos über... so wie er eins selbst... und Oslow Beltan war es auch, der ihn zu einem Schläfer gemacht hatte. Einer unauffälligen Zecke im Allerheiligsten des Imperiums. Nun war er erwacht.
Er trug die schwarzgefärbte Armaplastweste von damals. Alle Insignien die an den schwachen Leichnam auf Terra erinnerten waren entfernt worden. Groß und rot prangte der Chaos Stern, das ultimative Symbol für das Ungeteilte Chaos auf seinem Brustpanzer. Sein Helm war der eines getöteten Stahllegionärs. Er hatte ihn mit den Schutzrunen des Tzeentch verziert. Über seine linke Gesichtshälfte hatte er, wie es alle Anhänger Beltans tun einen großen Chaosstern gemalt. Mit seinem Auge als Zentrum.
Enward arbeite sich durch den verwüsteten Raum mit dem Ziel Kontrollzentrum. "En...Enward..." Der Chaosanbeter blieb stehen.
Sturmer sah ihn mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen an. "Was...was...? Was tun sie?" Enward richtete die Boltpistole auf dem am Boden knienden und vor Angst schlotternden kleinen Mann.
Nein, dachte Enward...Tzeenztch ist gehuldigt...mit diesem Meisterhaften Plan...Khorne ist gehuldigt mit dieser Orgie der Zerstörung, aber ein Anhänger des ungeteilten Chaos kann erst ruhen, wenn in einer Schlacht allen vier großen, dunklen Göttern gehuldigt wurde.
Mitleidlose Augen sahen auf Sturmer herab. Enward tauchte seine Finger in das Blut eines mit aufgerissenem Brustkorb über einem zerbrochenen Glastisch liegenden Militärs.
Dann schritt er zu Sturmer hinüber und wischte ihm das Zeichen des Nurgle auf die Stirn.
Dann ohrfeigte er den wimmernden Mann zweimal und sprach die Litanei des Verfalls.
Er wandte sich in Richtung Kontrollzentrum ab, als die hehren Schreie des Doktors ankündigten, das "Nurgles Fäulnis" bereits zu wirken begann.
Das Pech der Sekretärin, die in diesem Augenblick von Enward apathisch in einer Ecke sitzend entdeckt worden war, war nicht, dass er ihr mit einem Laserimpuls durch die Schulter geschossen hatte.
Ihr Pech war das er noch einer Chaosgottheit huldigen musste. Dafür nahm er sich gern Zeit.
Enward stand im Kontrollraum für die Breitbandsignalleiter. Diese Halbaffen von Imperialen... er war mehr als nur enttäuscht, das erst vor 5 Minuten Alarm gegeben wurde und er bisher noch keinen Wachmann oder Soldaten beim Versuch die von ihm verriegelte Tür aufzubrechen gesehen hatte.
Er versuchte instinktiv das getrocknete Sperma von seiner schwarzen Kampfhose zu wischen, als er ein behelmtes Gesicht durch das winzige Bullauge des Kontrollraums sehen konnte. Es schrie ihn an, aber Enward hörte die Worte nicht. Er war mit all seinen Vorbereitungen bequem fertig geworden.
Die Breitbandsignalleiter waren mit den Auguren verbunden, die auf Monitorstationen im ganzen cadianischen Planetensystem angebracht waren. Diese Monitorstationen dienten dazu, das sogenannte Tor von Cadia zu überwachen.
Diesen Sensoren entging keine Bewegung im ganzen System und wenn irgendwelche Renegatenschiffe auch versuchten diese Abwehrsysteme zu umgehen um auf Beutezug in imperialen Raum einzudringen, so aktivierten die Auguren sofort automatische Verteidigungsgeschütze oder benachrichtigten massive Teile der imperialen Raumflotte. In beiden Fällen war den mutigen aber kurzsichtigen Besatzungen der Schiffe ein schnelles Ende beschert.
Aber Enward hatte es geschafft sich einem Institut anzuschließen, dessen Absicht es war diese militärischen Sensoren auch für das zivile Leben zu nutzen. Ihre Absicht war es gewesen Nachrichten durch die Auguren zu leiten um so alle besiedelten Planeten, Raumstationen, Waffenplattformen und Schiffe miteinander zu verbinden um zeitverzögernden, aufwendigen und unsicheren astropathischen Kontakt überflüssig zu machen.
Enward grinste. Eigentlich eine gute Idee.
Er sah funken am elektronischen Sicherheitsschloß der Feuertür sprühen. Gleich würden Wachleute und Soldaten eindringen. Die Tür viel aus ihren Rot glühenden Angeln und ein Mann in cadianischer Uniform sprang durch die Tür.
Enward exekutierte ihn mit einem Boltgeschoss in den Kopf. Das Explosivprojektil durchschlug den Schädel des Mannes, trat hinten wieder aus, fuhr in die Wand und explodierte erst dort.
Ein zweiter Soldat sprang durch die Tür und Enward erschoss auch ihn. Dann sah er wie Gasgranaten durch die Öffnung geworfen wurden. Enward grinste und presste den Auslöser für die überall von ihm im Raum verteilten kompakten Melterbomben.
"Es ist getan Herr." Der Mutant drehte sich in seinen Ketten auf dem massiven Stuhl. "Agent 934 war erfolgreich." Oslow Beltan stand auf der Kommandobrücke der "Valpurgius", seinem persönlichen, von Abbadon selbst zur Verfügung gestellten Retailient Klasse Kreuzer.
"Ausgezeichnet." Beltan wandte sich an den Mutanten, der, fest angekettet, als Navigator und Astropath zugleich diente und schon seit Tagen mit dem Agenten in psionischem Kontakt stand.
Beltan war eine auffällige Erscheinung. Die langen, blonden Haare waren zu Rastalocken geformt und sein rotgefärbter Militärmantel hing verwegen über seinen breiten Schultern.
"Benachrichtige die anderen Schiffe. Wir setzen Kurs auf das Kairuan System im Ultima-Segmentum. Die Explosion wir die Auguren zwar nur für kurze Zeit lahm legen, aber es sollte reichen."
Hektische Aktivität brach unter der korrumpierten Brückenbesatzung aus, als man eilig versuchte Beltans Befehlen nachzukommen.
"Was ist mit Agent 934?" Fragte der ehemalige Oberst der imperialen Armee den Mutanten.
Dieser rollte mit seinem 5 Augen in kurzer, aber heftiger Trance. "Tod, Herr. Er starb bei der Explosion." "Hmm..." Beltan wandte sich wieder dem Sichtschirm der Brücke zu.
Nun also war es soweit. Die Weichen für Abbadons 13. Schwarzen Kreuzzug waren gestellt. Er würde mit acht Begleitschiffen die Linien der imperialen durchstoßen und tief in den imperialen Raum eindringen. Beltan ballte eine behandschuhte Hand zur Faust.
Wie ironisch dass er, bester seines Offizierslehrjahrgangs auf der Schola Progenium dem Verwüstung bringen würde, was er einst geschworen hatte zu beschützen.
Er verschoss diese Erinnerung wieder tief in seinem Herzen. Heute wusste er wem seine Loyalität gehörte. Und welche er besaß.
Die Loyalität von 16.000 kampferprobten Veteranen der endlosen Schlachten der vier Chaosmächte im Augen des Schreckens.
Die bedingungslose Hingabe zahlreicher Tiermenschen und Heeren von Mutanten und die Unterstützung einiger Kriegsbanden Chaos Space Marines.
Wer kann die uniformierte Macht des ungeteilten Chaos aufhalten?
Das Schiff setzte sich in Bewegung und passierte ohne Beschuss das Tor von Cadia.
Als die imperialen Flottenteile schließlich eintrafen waren die Chaosmarodeure schon lange fort, auf ihrer unheimlichen Mission im Kairuan System.
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