Wellen der Gewalt

von Jörg Nemitz

Heulend flogen die Geschosse der imperialen Artillerie durch die Luft der Makropolwelt Lyrias. In einer der durch diese Geschosse zerstörten Gebäuderuine umringten imperiale Soldaten ihren Fang. "Kommissar, ich bitte um Erlaubnis den Helm der Kreatur entfernen zu dürfen," meinte einer der Männer. "Schütze Galaedor, entfernen sie den Helm. Aber sehen sie zu, dass die Fremde am leben bleibt. Der Gouverneur wünschte Gefangene," antwortete Kommissar Grissholm. Eine Eldar Gardistin saß vor ihnen, mit dem Rücken an einen Bombenkrater gelehnt, ihre Waffe war außerhalb ihrer Reichweite.
Der Schütze gab sein Gewehr an den neben ihm stehenden Mann weiter und näherte sich langsam der Eldar Gardistin. Sie richtete sich weiter auf als er vor ihr stand. Als sich seine Hände um den Helm legten schlug sie ihm in die Magengegend, doch aus ihrer sitzenden Position konnte sie nicht genug Kraft entwickeln um eine Wirkung zu erzielen. Galaedor zog ihren Arm zu sich und warf die Eldar auf den Bauch vor sich. Dann zog er an ihrem Helm.
Die Eldar schrie auf und schlug seine Hände weg. "Bei Asur, du reißt mir den Kopf ab, elender Chem-Pan-Sey," brüllte die Eldar den Soldaten über ihre Schulter an. Dann griff sie an die Helmseite und drückte. Das Material schien sich zu verflüssigen und die Eldar zog ihren Helm ab. Langes goldblondes Haar fiel an ihrem Kopf herab und spitze Ohren schauten aus der Mähne heraus. Galaedor griff sie wieder unter den Armen und beförderte sie wieder in ihre sitzende Position. Blut aus einer Platzwunde an der Stirn lief ihr über die Wange. "Nett'n Fang haben wir da," grunzte ein andere Schütze. "Maul halten," befahl Sergeant Munroe.
"Sir, wir würden gerne selbst etwas die Außerirdische untersuchen. Bitte erlauben sie uns eine Leibesvisitation, Kommissar. Wir passen auch auf, dass sie am Leben bleibt," versprach ein anderer Schütze. Seine Kameraden grunzten zustimmend. "Inakzeptabel," antwortete Grissholm mit ruhigem Tonfall. "Ruhe im Glied!" befahl Lance-Sergeant Munroe gleichzeitig. Die Soldaten murrten. "Der Gouverneur will doch nur ein neues Spielzeug haben," rief einer der Soldaten. "Ruhe! Wer nicht gehorcht wird erschossen!" brüllte Grissholm nun. Er richtete seine Laserpistole auf den Soldaten der als letzter gesprochen hatte. Doch bevor er schießen konnte krachten drei Lasergewehre und streckten den Kommissar nieder. Gleichzeitig schlugen zwei Soldaten ihren Sergeanten nieder. "Ich konnte ihn noch nie leiden," sagte ein Soldat und stieß die Leiche des Kommissaren mit seinem Stiefel an.
Dann richteten sich alle Blicke auf die Eldar. "Ich wollte immer mal sehen, was diese Kreaturen unter ihren Rüstungen haben," krähte ein Soldat laut auf und warf sich auf die Außerirdische. Drei andere Schützen mussten die Eldar festhalten weil sie nach allen Seiten schlug und trat. Doch die Soldaten konnten den Verschluss ihres Brustpanzers öffnen. Die Soldaten zogen ihr die Handschuhe und das Rückenmodul aus. Doch weiter kamen sie nicht.
Slaaneshpferde sprangen von einem nahen Trümmerhaufen und die Dämonetten auf ihnen hieben mit ihren Krebsscheren nach den imperialen Soldaten. Beinahe die Hälfte der Menschen wurde sofort getötet. Doch auch eine Dämonette, die zu nahe eines frei liegenden Stahlträgers gewagt hatte, wurde durch ihr aufbäumendes Slaaneshpferd enthauptet. Hinter den Dämonetten kam eine Gruppe Chaos-Marines über die Trümmer gestiegen. "Aaaah, neue Beute," dröhnte ein Marine und der Mund auf dem Helm öffnete sich und eine schlangenähnliche Zunge kam heraus. Die Zunge war lang genug, um der Eldar, die zu den Füßen des Marines lag, über das Gesicht zu lecken. "Der Meister wird erfreut sein! Eine solch exquisit schmeckende Beute haben wir ihm lange nicht mehr mitgebracht," sprach der Marine.
"Preiset Slaanesh!" rief ein anderer Chaos Marine und hob seine Waffe. Diese hatte Saiten aus Gedärmen, und als er an ihn rupfte erklang ein disharomischer Ton. Die Marines und die Dämonetten wanden sich in Verzückung.
Ein Strahl aus schwarzem Licht verdampfte den Kopf des musikalischen Marines. Splittergeschosse hielten blutige Ernte unter den Dämonetten und den restlichen Chaosanbetern. Sie alle fielen auf die Leichen der imperialen Soldaten und bildeten einen großen Leichenberg.
Gestalten in dunkelblauen Rüstungen, die mit Stacheln verziert waren, traten näher. Ein unbehelmter Dark Eldar grinste die Eldar Gardistin an. "Du solltest glücklich sein, vor den Seelentrinkern entkommen zu sein," meinte er auf Eldar. "Aber andererseits sucht unser Archon noch eine neue Verzierung für seine Schattenbarke." Die Gardistin schaute ihn nur unter wütend zusammen gezogenen Augenbrauen an. Das Grinsen verschwand vom Gesicht des Kriegers. Er zog eine Klinge, die zu kurz war, um im Kampf nützlich zu sein.
"Vielleicht sollten wir erst noch deinen Wert als Geschenk für unseren Herren testen und dich gefügiger machen," überlegte er laut. "Mir machst du damit keine Angst," antwortete die Gardistin. Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte der Krieger die Klinge in den Rücken eines anderen Dark Eldars gestoßen, der sich unter Schmerzen wand und unverständliche Laute von sich gab. "Jetzt immer noch nicht?" fragte er nach einem Augenblick, nachdem er die Klinge wieder aus dem Körper des Gefolterten gezogen hatte.
"Egal, ich werde dich trotzdem etwas foltern. Ich bin zwar nicht so gut wie ein Homunculus, aber für dich wird es reichen." Mit diesen Worten trat er näher.
Ein Krachen ertönte und ein riesiges Loch erschien in der Brustpanzerung des Dark Eldars. Massige Gestalten kamen angerannt und schwangen riesige, brutal aussehende Klingen. "Waaaagh," brüllten die Orks und nutzten das Überraschungsmoment, um die Dark Eldar niederzumachen. Die Dark Eldar Krieger schlugen zwar schnell zurück, aber sie waren nicht stark genug, um gegen die Muskelmassen der Orks anzukommen. "Schpargelz kloppen!" sangen die Orks in ihrer kruden Sprache. Schnell lagen die Leichen der Dark Eldar neben den anderen Leichen. Die Orks lachten und achteten nicht direkt auf die Eldar Gardistin an der Mauer. Ein Ork mit mehr Narben im Gesicht und größeren Waffen sah den Leichenberg an und drehte den Kopf zur Eldar.
"Boaaaah! Hass'u Runt de all' de wechgemoscht?" fragte der Ork und zeigte damit, dass er etwas schlauer war als der Rest. "'Türlich," grinste die Eldar. Eine Braue des Orks ging nach oben und dann zogen die sich wieder zusammen, als er angestrengt nachdachte. "Dann kanns' u doll mosch'n," überlegte er laut. "Wenn i' dir wegmosch', dann bin i' da Gröztä," meinte er und hob seine Klinge. "Da kannst du lange darauf warten," meinte die Eldar und hob ihre Shurikenpistole und schoss. Der Shuriken drang unter dem Vielfachkinn des Orks in seinen Schädel ein und trat auf der anderen Seite wieder aus.
Gleichzeitig sprangen Skorpionkrieger aus ihrer Deckung und schlugen die Orks nieder. Die Aspektkrieger machten kurzen Prozess mit den Grünlingen. Dann wandte sich ein Skorpion der Gardistin zu. "Ihr habt euch zu viel Zeit gelassen," tadelte die Eldar die Aspektkrieger. Die Helmfront des Skorpionhelmes schien sie anzugrinsen. "Es war einfach zuviel los hier. Wir haben nur den richtigen Augenblick abgewartet," antwortete der Krieger. "Außerdem haben die anderen unsere Aufgaben doch sehr gut erledigt," meinte er sarkastisch und stieß mit seinem Stiefel eine Leiche aus dem Haufen an.
Die Gardistin seufzte und rappelte sich auf. "Das nächste Mal macht einer von euch den Köder," meinte sie und stolzierte davon. Die Skorpione sahen sich an und verschmolzen wieder mit den Schatten.


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