von Sven Lungershausen
Die zehn Personen Männer bewegten sich vorsichtig durch die Ruinen der Stadt. Plötzlich brachen wieder zwei Männer zusammen, von lautlosen Projektilen getroffen. "Achtung, Scharfschütze!" Wie ein Mann warfen sich alle auf den Boden. "Hat irgendeiner gesehen wo das herkam?" rief Rogergeri. Er war der Leiter der kleinen Miliztruppe und auch der einzige der den Planeten schon verlassen hatte, um auf anderen Welten Kampferfahrung zu sammeln. "Von da oben! Da wo die ausgebrannten Fenster sind!" Einer der Männer streckte seine Hand aus um die Richtung anzuzeigen. Einen Augenblick später wurde ihm die Hand abgeschossen. Laut fluchend kauerte er sich zusammen. Rogergeri robbte auf dem Bauch zu ihm und suchte nach seinem Verbandszeug. Während er versuchte dem, vor Schmerz zuckenden, Mann den Armstumpf zu verbinden, gab er den anderen seine Anweisungen. "Kunze, Dellhaus!" Die Angesprochenen nickten und warfen Granaten in die Fensteröffnungen. Ein Aufschrei kündete von einem Treffer. Rogergeri tastete nach dem Scanner. Er glaubte nicht das sie die Scharfschützen los waren. Diese Space Marine Scouts arbeiteten immer in Trupps.
Tatsächlich, da waren noch ein paar Wärmepunkte. "Mist, da hocken noch welche!" Rogergeri´s Erinnerung holte ihn ein. Das Gemetzel vor drei Tagen. Zwanzig freiwillige Milizangehörige errichteten gerade ein Panzersperre, als die Space Marines über sie kamen und blutig niedermetzelten. Die Milizionäre hatten keine Chance. Alles was man von ihnen noch fand, hatte Platz in zwei Kisten. Die Anführer nannten das psychologische Kriegsführung. Die Space Marines wollten so den Widerstand der rebellischen Milizen brechen. Und das machten sie sogar äußerst erfolgreich, wie Rogergeri fand. Die Bilder gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Seinen Männern sah man an das es ihnen ähnlich erging. "Okay, ruhig bleiben. Vaskos, wie viele Ladestreifen hast du noch für´s MG?" Der junge Mann überprüfte kurz seine Munition. "Zwölf, Sir!" "O.K. Leute, wir werden es schaffen. Diese Marines sind höchstens zu zweit." Schnell packte er das Verbandszeug ein und robbte zu einer besseren Deckung. Er suchte nach einer Stelle von der ihn alle seine Männer sehen konnten. Per Handzeichen gab er nun seine Kommandos. Rogergeri, Kunze und Dellhaus bewegten sich unter Ausnutzung aller Deckung die sie finden konnten zur Ruine, in der sich die Scharfschützen versteckten. Vaskos feuerte mit dem MG auf die Fensteröffnungen. Die anderen drei achteten auf die Seitenausgänge der Ruine. Jeder der versuchte zu fliehen würde sich eine Kugel einfangen. Nur Jones, mit dem verletzten Armstumpf, konnte nichts mehr tun. Er kämpfte gegen den Schock an.
Ohne selbst beschossen zu werden, erreichten die drei Milizionäre das zerstörte Gebäude und rannten ins Treppenhaus. Rogergeri überprüfte noch einmal den Scanner. Schnell hob er die Hand. Dellhaus reagierte zu spät und trat auf eine Sprengfalle. Die Explosion riss ihn in Stücke und verteilte blutige Brocken im Treppenhaus. Geschockt starrte Kunze auf die blutigen Reste des Mannes der sein Freund gewesen war. Rogergeri zog Kunze weiter, immer noch auf den Scanner blickend. Endlich hatten sie die gleiche Ebene erreicht, auf der sich auch die Scharfschützen aufhielten. Rogergeri lud seine Waffe nach und stürmte dann in den Raum, in dem sich zwei Space Marine Scouts aufhalten sollten. Aber der Raum schien leer. Rogergeri stoppte unversehens und wurde von Kunze zu Boden geworfen als dieser gegen ihn prallte. Das rettete ihn das Leben. Dort wo er gestanden hatte, fing sich nun Kunze eine Kugel ein und wurde, von der Wucht des Projektils, aus dem Raum geschleudert. Rogergeri rollte sich währenddessen in die nächstbeste Deckung die er finden konnte. Zwei weitere Kugeln pfiffen dicht an seinem Körper vorbei. Schnell zog er eine Blendgranate vom Gürtel und warf sie in die Richtung aus der die Schüsse gekommen waren. Die Helligkeit der Magnesiumladung schien sogar durch seinen Arm zu strahlen den er sich schützend vor die Augen gehalten hatte. Er hörte ein kurzes Aufkeuchen und spürte eine Bewegung vom anderen Ende des Raumes. Schnell kam er hoch und legte mit der Laserpistole auf einen taumelnden Mann an, der sich nur mit Hilfe eines Tarnmantels in einer dunklen Ecke verborgen haben konnte.
Zwei Treffer landeten im Ziel, schienen aber keine tödliche Wirkung an der Körperpanzerung des Space Marines zu entfalten. Der Marine wankte immer noch geblendet in den nächsten Raum. Rogergeri fragte sich was wohl aus dem zweiten Marine geworden war den der Scanner ebenfalls angezeigt hatte. Der Scanner schien eine Fehlfunktion erlitten zu haben, als sich Rogergeri zu Boden geworfen hatte. Der kleine Bildschirm flackerte kurz auf und wurde dann wieder dunkel. Doch der kurze Augenblick hatte genügt dem Miliz-Veteranen die Position beider Scouts zu zeigen. Das eine Signal war relativ schwach gewesen. War einer der Bastarde etwa verletzt? Vielleicht von den Granaten die Kunze und Dellhaus in die Fensteröffnungen geworfen hatten? Trotz allem war er noch am Leben. Und das wollte Rogergeri auf jeden Fall beenden. Langsam schlich er die Laserpistole in der Hand durch den Raum sorgsam auf weitere Fallen achtend. Dort lag eines der High-Tech-Scharfschützengewehre der Scouts. Eine lohnende Beute. Doch zuerst musste er die Besitzer der Waffe zur Strecke bringen. Vorsichtig entsicherte er eine weitere Granate und hielt sie in der Hand um sie jederzeit werfen zu können. Wie in Zeitlupe näherte er sich dem Versteck des zweiten Scouts. Dieser wartete bestimmt schon mit gezücktem Gewehr auf ihn. Nun kam es darauf an wer die besseren Nerven hatte. Über sich ein Stockwerk höher hörte er Schritte. Anhand der Schrittlänge hörte Rogergeri das es sich um einen größeren Mann handeln musste. Ein Scout! Der, dem er eben zwei Schüsse in den Rücken verpasst hatte. Schnell konzentrierte er sich und zielte auf den unbekannten Gegner über ihm. Als er ein paar mal abdrückte hörte er den anderen aufschreien und fluchen. Rogergeri wich einigen Schüssen aus die durch die Zimmerdecke kamen und ihn erwischen sollten. Die Bolterprojektile rissen riesige Löcher aus der Decke und der Putz rieselte auf Rogergeri herab. Der war erst mal beschäftigt. Nun war der andere wichtig.
Der Milizangehörige setzte alles auf eine Karte und warf die Granate um die nächste Ecke. Ein Schuss streifte seine Wurfhand und hätte sie ihm beinahe abgerissen. Die Granate explodierte. Und Rogergeri spürte die Wucht der Detonation durch die dünnen Wände. Schnell rannte er los und feuerte in die Wolke aus Rauch und Schutt. Als sich der aufgewirbelte Staub legte, war nichts weiter zu sehen als ein riesiges Loch im Boden. Der Scout war verschwunden und seine Reste lagen zwei Stockwerke tiefer im Haus. Eine verbrannte, zerfetzte Masse, welche durch das sich schnell verkrustende Blut des Space Marines rostrot verfärbte. Dieser Hüne würde sich nicht mehr selbst heilen. Zufrieden machte sich Rogergeri auf die Suche nach dem zweiten Scout. Er war ins nächste Stockwerk geflüchtet und hätte genügend Zeit gehabt zu fliehen. Doch Rogergeris Instinkt der ihn in vielen Schlachten schon das Leben gerettet hatte ließ ihn die Nackenhaare sträuben. Das Blatt hatte sich gewendet, als er hinter sich das Knarren einer losen Bodendiele hörte.
Aus den Augenwinkeln sah er den Schatten des großen Scouts an der Wand. Schnell versuchte er sich umzudrehen doch zu spät. Der Scout verfügte über die übermenschlichen Reflexe eines imperialen Elitekriegers und war schon bei ihm als Rogergeri zur Drehung ansetzte. Mit einem Schlag wie ein Dampfhammer schleuderte ihn der Hüne zu Boden und trat nach seinem Kopf. In letzten Augenblick konnte Rogergeri den Kopf zur Seite reißen. Der Fuß des Scouts bohrte sich in die Bodendiele das es splitterte. Rogergeri ignorierte die Schmerzen in seinem Rücken und nutzte die Chance um aufzustehen. Der Scout versuchte ihn zu packen, doch die zwei Einschusswunden in seinem Rücken schienen ihn daran zu hindern. Vor Wut knurrend, zog der Marine sein Kampfmesser und warf es in Rogergeris Richtung. Die Klinge nagelte seinen rechten Arm an die nächste Wand. Vor Schmerz schreiend, versuchte dieser die Riesenklinge aus der Wand und damit auch aus seinem Arm zu ziehen. Der Scout hatte sich inzwischen aus der Diele befreit und kam langsam auf sein schreiendes, zappelndes Opfer zu. "Ja, schrei nur! Schrei, wie ein Ketzer auf dem Weg in die Verdammnis. Du hast dir die falsche Seite ausgewählt, Ketzer!" Der Scout schien die Szenerie zu genießen. Langsam griff er nach seiner Boltpistole. Er überprüfte die Munition der Waffe und lud sie durch. "Meine Männer... draußen...arrgh...Sie werden kommen und dich...argh verdammt ... sie werden dich töten!...dich töten!..." Die Schmerzen drohten Rogergeri das Bewusstsein zu rauben. "Ha, ruf sie nur bis sie dich erreichen bist du tot und ich bin verschwunden. Ich habe euch gezählt als ich auf euch anlegte. Ihr seit nicht genug um das Gebäude zu stürmen und auch viel zu wenig um alle Ausgänge zu beobachten. Ja, deine Männer sitzen da draußen. Sie warten auf dich. Doch empfangen werden sie nur den Tod. Wenn ich mit dir fertig bin, werde ich sie alle wieder aufs Korn nehmen. Einen nach dem Anderen." Der Scout war nun ganz nahe. Er griff nach dem Messer und drehte es in der Wunde bevor er es aus der Wand zog.
Rogergeris Schrei hallte durch die Ruine. "Wenn deine Männer schlau sind, dann machen sie sich grade aus dem Staub." Der Scout schleifte Rogergeri in den Raum wo alles begonnen hatte. Er schleifte ihn zur Fensteröffnung. "Du bist so erbärmlich, das du nicht einmal die Kugel wert bist die ich dir verpassen wollte. Nein, ich habe eine bessere Idee. Sollen deine Männer die Drecksarbeit für mich erledigen." Rogergeri wurde wie ein sack Kartoffeln zu boden geworfen. Der Scout schien irgendetwas zu suchen. "Ah, da ist ja der Tarnmantel. Ich möchte wetten deine Männer werden dich für mich halten." Der Scout schien den Verstand verloren zu haben. Oder war es Fassade? Wollte er Rogergeri zu einem Geständnis zwingen. War das die psychologische Kriegsführung? Was würden seine Milizkameraden denken, wenn sie erkannten, dass sie ihren eigenen Gruppenführer erschossen hatten? Dies Space Marines schienen wirklich anders zu ticken als normale Sterbliche. Aber sie waren es auch. Sie waren auch sterblich! Rogergeri sammelte seine letzten Reserven. Langsam kam er hoch. "Was soll das werden wenn es fertig ist? Bist du irre?" Der Scout legte auf Rogergeri an und drückte ab. Der Treffer riss ihm die Beine weg und lies ihn erneut zu Boden stürzen. Doch während er fiel, spürte er es wieder. Das Blatt hatte sich erneut gewendet. Was war es gewesen, was Rogergeris Instinkte angesprochen hatte?... "So, Ketzer es ist soweit. Mach dich bereit zu sterben." Der Scout schleifte ihn erneut zum Fenster. Der Scout bückte sich um den halb bewusstlosen Rogergeri aufzuheben und... Ein Schuss peitschte durch den Raum. Der Scout spuckte Blut und drehte sich ungläubig um. Was er sah war ein zitternder roter Ziellaser der langsam an ihm hoch wanderte und auf seiner Brust verharrte. Ein zweiter Schuss peitschte und ein blutroter Fleck erblühte auf dem Körper des Scouts. Er brach mit einem ungläubigen Gesicht zusammen. Rogergeri öffnete mühsam die Augen, der hohe Blutverlust durch die Messerwunde zeigte nun seine volle Wirkung. Er halluzinierte. Was er sah war der blutüberströmte Kunze, der das Scharfschützengewehr des Scouts hielt. ´Ach das war es gewesen. Das Gewehr war nicht mehr da gewesen.´
"Chef, alles in Ordnung? Chef hören sie mich?... Verdammt, das Medipack scheint abgelaufen zu sein. Er kommt nicht zu sich." Das war Vaskos Stimme. "Vaskos? Sind sie das? Was ist passiert?" "Chef, endlich. Wie haben sie das geschafft?" "Was habe ich geschafft? Wo ist Kunze?" "Der hat´s nicht geschafft. Wir fanden ihn tot im Treppenhaus. Aber sie haben es geschafft. Mann, Wahnsinn! Sie haben den Scout mit seinem eigenen Gewehr gekillt. Sie haben überlebt, Chef!" Vaskos erneuerte den Verband an Rogergeris Arm.
´Ja, ich habe überlebt. Überlebt.´
Dieser
Text unterliegt dem Urheberrecht des Autors und darf nicht ohne dessen
Erlaubnis an anderer Stelle veröffentlicht oder anderweitig verwendet
werden!