Der Antiga Vorfall

von Alfred Maicher

Ein Altar.
Krieg, Khorne-Kultisten bekämpfen sich untereinander.
Hololithische Lagekarten werden auf zwei Datenkristallen gespeichert.
Ein Raumshuttle verlässt einen Planeten.
Zwei Männer treffen sich.
Ein Eldar beugt sich über einen Toten.


...


Sie waren weit gekommen; Obwohl sie nur ein kleiner Stoßtrupp waren, hatten die wenigen Eldar-Gardisten sie nicht lange aufhalten können. Die Eldar hatten ganz offensichtlich nicht mit einem Angriff gerechnet.
"Da drin?", fragte El'Tash'Yon ihren Mentor und zeigte auf eine Tür aus einem fremdartigen Material, das den Gang vor ihr versperrte.
O'Kess'Enaj nickte.
"Team Rot, Tor sichern. Team Blau, bereitmachen für Zugriff!"
Zwei Teams von Feuerkriegern huschten an den beiden Tau-Commandern vorbei und nahmen die befohlenen Stellungen ein. Ein Feuerkrieger brachte mit geschickten Handgriffen eine Sprengladung an der Tür.
"Bereit, Commander!", rief Shas'ui Esh'kor, der Teamführer von Team Blau.
Tash hob ihre Plasmabeschleuniger. "Zugriff!"
Der Teamführer löste die Türladung aus, die mit einem gleißenden Blitz, aber fast völlig lautlos explodierte und die Tür ein tausend Scherben zerspringen ließ. Esh'kor und sein Team sprangen ohne zu zögern in den Rauch der Explosion und suchten auf der anderen Seite der Tür nach Zielen.
Ein Hagel aus Shurikken fällte ein Mitglieder des Teams. Die restlichen wirbelten herum und entdeckten zwei weibliche Gardisten, die in einer Nische kauerten und das Team unter Feuer nahmen. Noch ehe ein Tau von Team Blau einen Schuss aus seinem Pulssturmgewehr abgeben konnte, wurden die Gardistinnen bereits im Kreuzfeuer von Team Rot getötet, das Team Blau durch die Tür gefolgt war.
Esh'kor blickte sich nach weiteren Gefahren um. Sie waren in einer kleinen, niedrigen Halle ohne weitere Ausgänge. Am hinteren Ende stand ein zerbrechlich wirkender Tisch aus Kristall, auf dem eine winzige metallene Schatulle lag. Hinter dem Tisch saß ein einzelner Eldar, uralt seinen Augen nach, doch mit jugendfrischen Gesichtszügen wie bei allen Eldar.
Er hatte eine Shurikenpistole in der Hand.
"Keine Bewegung!", schrie Esh'Kor.
Der alte Eldar drehte langsam seinen Kopf zu dem Feuerkrieger und sah in durchdringend an, reagierte aber ansonsten nicht.
"Er versteht dich nicht, Esh'kor", sagte Tash, die nun mit O'Kess'Enaj im Schlepptau den Raum betrat.
Der ältere Commander blieb unweit des Eingangs stehen und überkreuzte die Arme seines Kampfanzugs, an denen Fusionsblaster montiert waren.
Tash hingegen ging auf den Eldar zu, auf den die Waffen beider Feuerkriegerteams gerichtet waren.
"Übersetzungsdecoder einschalten", wies sie ihren Kampfanzug an.
Der Eldar sprach einige Worte in seiner eigenen Sprache. Kess, der die Sprache der Eldar ein wenig beherrschte, verstand den groben Sinn der Worte, während Tash's Anzug eine exakte Übersetzung lieferte.
"Warum seid ihr gekommen?"
"Hier ist etwas von großer Bedeutung", antwortete Tash, und die Anzugsysteme ließen dem Eldar eine Spontanübersetzung zukommen.
"Ihr hättet nicht kommen sollen." Der Eldar schüttelte niedergeschlagen seinen Kopf. "Wie habt ihr diesen Ort gefunden?"
"Einer unserer...", Tash suchte nach einem geeigneten Wort, "...Priester...hat in einer Vision davon gesprochen."
"Sag ruhig 'Himmlischer', Tau."
Tash ließ sich ihre Verwunderung nicht anmerken. "Also?", sagte sie und deutete auf die Metallschatulle.
Der Eldar starrte sie entsetzt an. "Ihr wollt es doch nicht mitnehmen?!" Seine Stimme überschlug sich bei diesen Worten.
"Es dient dem Höheren Wohl. Wir müssen es mitnehmen."
"Es dient dem...", wiederholte der Eldar und stieß ein irres Gelächter aus. "Tau, du hast ja keine Vorstellung, was das ist!"
"Ich weiß genug. Eine Karte. Strategische Punkte."
Der Eldar lächelte grimmig. "Natürlich!", höhnte er.
"Wir brauchen diese Karte. Sie wird uns in unserem Krieg gegen die Gue'la hier nützen."
Die Augen des Eldar weiteten sich noch weiter, sofern das überhaupt möglich war. "Du redest von euren lächerlichen Scharmützeln mit den Chem Pan Sey so, als würden sie das hier rechtfertigen! Tau, tu uns allen einen Gefallen. Deinem Volk, meinem Volk, sogar den Chem Pan Sey. Sag deinem Meister", er machte eine beiläufige Geste zu Kess, der in seinem Anzug große Augen darüber machte, wie der Eldar das wissen konnte, "dass ihr die Karte nicht wollt. Geht alle und vergesst diesen Ort und die Visionen eures Himmlischen. Ich kann dich nicht daran hindern, es zu nehmen, nicht mehr. Aber ich sage dir: Du wirst großes Ungemach über unsere Völker bringen. Nie darf dieser Gegenstand die Hände der Eldar verlassen, denn wir allein wissen, was..."
"Das genügt!", platzte Tash heraus. Sie machte einen Schritt auf den Kristalltisch zu. "Ich habe genug von deinem Geschwätz, Eldar. Was hat euch eure ach so kostbare Weisheit denn je gebracht? Sieh dich um, sieh, was aus eurem Volk geworden ist. Vagabunden ohne Heimat, die von ihrem Goldenen Zeitalter träumen! Die Zukunft", fuhr Tash fort, während sie nach der kleinen Schatulle griff, "gehört jenen mit Mut, den jungen Völkern."
Tash schloss die Finger ihres Anzugs um den Behälter, und der Eldar, vor Zorn oder Entsetzen oder anderen, unergründlichen Gefühlsregungen bebend, sah tatenlos zu, wie sie ihn in einem Fach des Anzugs verstaute und es sorgfältig verschloss.
"Sieh doch zu, wo du mit all deiner Weisheit bleibst! Übersetzungsdecoder aus." Damit wandte sie sich vom Tisch ab. Kess nickte ihr zu. "Team Rot, Team Blau, wir rücken ab. Blau, ihr deckt den Rückzug. Eldar kann man nicht trauen..."
Die Tau verließen den Raum. Der Eldar, der währenddessen stocksteif dagesessen hatte, hob langsam und bedächtig seine Shurikkenpistole, hielt sich deren Mündung an die Schläfe und drückte ab.



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