Teil 10:
Als Shalla ihm von der Besatzung des Raumschiffes erzählte, hatte Landril nicht gewußt um wie viele Menschen es sich dabei handelte. Aus irgendeinem Grund war er davon ausgegangen, dass es vielleicht dreißig oder vierzig Menschen waren, die an Bord des Schiffes arbeiteten. Dann als er sah wie groß das Schiff war, hatte er diese Zahl in Gedanken verdoppelt.
Als die Wirklichkeit sich ihm in Form des gigantischen Areals offenbarte, das zwischen den aufragenden Säulen der Halle bereitgestellt war, um die Besatzung aufzunehmen, brach er in schallendes Gelächter aus. Sein Lachen rollte zwischen den weit entfernten Wänden und Säulen und kehrte als verzerrtes Echo zu ihm zurück, was ihn nur noch mehr zum Lachen reizte. Shalla sah ihn mit gerunzelter Stirn an, sagte jedoch nichts. Sie war verärgert. Seit er den Servitor zerstörte, sprach sie kaum noch mit ihm und wenn dann waren es nur gemurmelte Zurechtweisungen und Flüche über seine Unfähigkeit seine psionischen Fähigkeiten in den Griff zu bekommen.
Landril hatte ihr scharf klar gemacht, das er sich erst seit einer Handvoll Tagen über diese Kräfte bewußt war und sie nicht erwarten konnte, das er etwas in zwei Wochen schaffen würde wofür andere zehn bis zwanzig Jahre brauchten. Selbst mit dem Wissen was sie ihm in seinen Verstand gepflanzt hatte würde es dauern. Aber er war trotz allem guter Dinge gewesen.
Jetzt jedoch, wo er die Größe seiner Aufgabe vor sich sah, begann sich seine anfängliche Zuversicht in Luft aufzulösen.
Auf einer rechteckigen Fläche von etwa dreihundert Meter Länge und fast der gesamten Hallenbreite standen dicht an dicht Menschen in engen Reihen. Hinter ihnen ragten je zwei armdicke Stelen aus matt glänzendem Metall auf, an denen sie in Höhe der Schultern mit zwei Klammern aufrecht gehalten wurden. Ihre Augen waren geschlossen und die Haut war so bleich, das sie fast weiß wirkte, wenn der rötliche Schimmer nicht gewesen wäre, der über der ganzen Szenerie lag.
Unwillkürliche streckte Landril die Hand aus. Er konnte das psionische Feld mehr fühlen, als das er es sah. Seine komplexen Energiestränge zuckten von Mensch zu Mensch und hüllten sie ein. Die Wirklichkeit hatte in diesem Feld nur sehr bedingt Gültigkeit. Mit einem Mal empfand er tiefen Respekt vor der alten Frau. Eine Leistung wie diese hier würde viele andere in den Tod stürzen.
Ein tiefes Summen lag in der Luft. Es rührte von einer klobigen Maschine, die direkt neben der ersten Reihe Menschen stand und von der dicke Kabel zwischen den Beinen der Besatzungsmitglieder verschwanden.
"Das ist unglaublich", brach es aus ihm heraus.
Die alten Psionikerin trat einen Schritt an ihm vorüber und blieb dann mit in die Seiten gestützten Händen stehen.
"Ja... ist ganz anständig geworden."
Sie drehte sich mit einer Geschwindigkeit zu ihm herum, die er ihr nicht zugetraut hätte. Ein dürrer Finger richtete sich auf ihn.
"Das zu erreichen war die schwierigste Aufgabe, die ich je hatte. Ich mußte mich mit Drogen voll pumpen um meinen Geist diese Aufgabe zumuten zu können, mich Ritualen und Gebeten unterziehen, mich selbst kasteien bis ich fast nur noch aus reinem Verstand und Macht bestand. Es hat mich ausgebrannt. Ich bin seit dem weit von meinen damaligen Fähigkeiten entfernt."
Sie lachte verbittert auf.
"Wenn ich damals gewußt hätte, was mich das kosten würde, ich glaube, ich hätte uns alle sterben lassen."
"Weshalb", fragte Landril bestürzt.
Sie hatte hunderten von Menschen das Leben gerettet mit ihrer Tat. Wie konnte sie davon reden sie sterben zu lassen?
"Warum? Sieh mich doch an. Ich wurde dazu verflucht den größten Teil meines Lebens auf dieser miesen, rückständigen Welt zu verbringen, nur mit einem Bruchteil meiner alten Kraft, wo ich doch einen Palast auf einer Makropolwelt hätte haben können. Unzählige Diener, die nur darauf waren, das sie mir meine Wünsche erfüllen. DAS hätte mein Leben sein müssen. Stattdessen musste ich Farriskot sammeln, um im Winter etwas zum verbrennen zu haben, damit ich nicht erfriere."
Wütend wandte sie sich ab und schlang die Arme um ihren dünnen Leib. Ihre Schultern bebten. Für einen Moment wollte er auf sie zugehen, doch er unterließ es. Sie würde ihn nur wieder zurückstoßen und mit ihren zynischen Bemerkungen um sich werfen.
So wartete er einfach ab bis sie sich beruhigte und ihre Gestalt sich wieder straffte. Als sie sich umdrehte sah sie ihn aus rotgeränderten Augen an. Ihre dunkeln Pupillen stachen wie Inseln aus dem gelblichen Weiß ihrer Augäpfel.
"Komm nur nicht auf den Gedanken ich wäre weich geworden, Bengel! Nur ein kleiner Ausrutscher, nichts weiter."
Ein humorloses Grinsen teilte ihre spröden Lippen und entblößte ihre wenigen gelben Zähne.
"So wie bei dir vorhin, mit dem Servitor."
"Ich sehe du hast zu deiner alten Form zurückgefunden", erwiderte Landril kühl, obwohl der Ärger in ihm hoch wallte.
"Vielleicht können wir dann ja damit anfangen dein Lebenswerk zu vernichten."
Mit Genugtuung beobachtete Landril wie sie bei seinen letzen Worten kurz zusammenzuckte. Das war für deinen letzten Satz, dachte er.
Sie blickte ihn mit versteinerten Gesichtszügen an.
"Ja, das können wir", sagte sie leise und langsam.
Etliche Stunden später kämpfte Landril dagegen an einzuschlafen. Wortkarg hatte Shalla ihn zurechtgewiesen, sie müsse erst einige Vorbereitungen treffen und er solle sich da gefälligst raushalten.
Also hatte er sich auf den Boden gesetzt und gegen eine der mit Reliefs verzierten Säulen gelehnt. Shalla war an die Maschine getreten und hatte einige der leuchtenden Runenfelder berührt, worauf sich mehrere Servitoren einfanden und auf Anweisungen von der alten Psionikerin wartete.
Durch den Stoff seiner Hose fühlte Landril den kühlen Boden der riesigen Lagerhalle und er ließ seine Finger über den blank gewetzten Stein fahren. Ohne es zu wollen dämmerte er in den Schlaf hinein. Noch ehe sein Kopf auf seine Brust sank, war der Traum wieder da.
Wie schon so oft wirbelten Sterne um ihn herum und eine Stimme erzählte ihm von den Menschen welche die Sterne bereisten. Selbst im Traum schauderte es ihn. Das Imperium war ein Hort des Grauens. Unberührte Welten wie seine Heimat waren so selten wie ein Edelstein in einem Sandhaufen. Der Rest wurde von der stählernen Faust der heimlichen Herrscher des Imperiums beherrscht, die sich hinter dem Namen des toten Imperators versteckten.
Die Szenerie wirbelte und zeigte eine einzelne Welt. Große, metallische Festungen schwebten über ihr und lieferten sich einen erbitterten Kampf. Geschosse von der Größe kleiner Häuser schlugen in gegnerische Panzerplatten, während glutheiße Energiestrahlen über die uralten Schiffrümpfe kochten. Immer wieder zerplatzten gigantische Schiffsriesen zu rasch zerfallenden Trümmerwolken aus glühenden Gasen und verdampften Schiffsteilen. Schließlich blieben nur zwei Schiffe übrig. Jedes der beiden stand kurz vor der Zerstörung durch das andere und wies etliche Beschädigungen und in den Weltraum lodernde Flammenzungen auf.
Landril schien direkt über den beiden Weltraumriesen zu schweben. Sie ähnelten sich und doch waren dort Unterschiede wie Tag und Nacht. Während das eine aus kühlem Metall und Stein zu sein schien, war das andere auf eine merkwürdige Weise lebendig. Obwohl die Form des Schiffes dem anderen glich, veränderte sich die Hülle fortwährend. Die Panzerplatten hoben sie als würden sie atmen, Farben überliefen sie wie ein Zittern und silberne Flammen leckten aus plötzlich auftauchenden Öffnungen.
Etwas verließ das Landril nähere Schiff. Einem Staubkorn gleich sprang eine Metallkapsel von der Unterseite des Schiffes und raste auf den Planeten zu. Nur einen Wimpernschlag später schien sich das andere Raumschiff regelrecht aufzubäumen. Ein Strom aus Silberblauer Energie brach aus ihm hervor und raste auf das andere Schiff zu und hüllte es in einen schillernden Kokon. Ein winziger Energiestrang streifte die Kapsel und schlug sie aus ihrer Bahn. Auch sie wurde in einen Kokon aus reiner Energie gehüllt ehe sie in die Atmosphäre des Planeten eintrat und rot aufzuglühen begann.
Als sie zwischen den Wolken der Welt verschwand meldete sich die Stimme seines Traums.
"Dies ermöglichte deine Existenz. Bedenke, welchen Umständen du dein Leben verdankst."
Wie betäubt starrte Landril auf die in der Atmosphäre verschwindende Kapsel. War dies die Vergangenheit? Sah er die Ankunft seines Vaters auf seiner Heimatwelt?
Der Traum verblaßte, doch eher er ganz entschwand, sah Landril das in einen Energiekokon eingehüllte Schiff ein letztes Mal beschleunigen als es auf Kollisionskurs gegen das andere Raumschiff stieß und es in einer ungeheuren Explosion zerriß.
Landril wurde aus dem Schlaf gerissen, als ihm eine Hand unsanft gegen die Stirn klatschte. Erschrocken und verwirrt durch seinen Traum riß er die Augen auf und sah eine wütende Shalla vor sich stehen. Sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt und funkelte ihn zornig an.
"Glaubst du vielleicht, du kannst dich hier ausruhen während ich die ganze Arbeit mache, Bengel?
Sieh zu das du deinen faulen Arsch hoch bekommst und mit anfaßt!"
Einen Reflex folgend gehorchte er und sprang auf die noch wackeligen Beine. Dann hielt er jedoch inne.
"Hör mal, ich wollte nicht..."
Eine unwirsche Handbewegung der Psionikerin schnitt ihm das Wort ab.
"Will's gar nicht wissen! Du hast geschlafen und mich arbeiten lassen. Du solltest lieber aufpassen und lernen. Deine mangelhaften Kenntnisse werden uns sonst noch umbringen!"
"Diese mangelhaften Kenntnisse sind das Ergebnis deiner mangelhaften Ausbildung! Wenn du mit deinem Wissen nicht so hinter dem Berg halten würdest, könnte ich wesentlich effektiver beteiligt sein!"
Die Augen der alten Psionikerin verengten sich zu schmalen Schlitzen in denen ein kaltes Feuer zu tosen schien, als sie ihn anfunkelte. Ihre dünnen Lippen hatte sie so aufeinander gepreßt, dass die faltige Haut um ihre Mundwinkel sich überlappte. Aus einem Impuls heraus wollte Landril einen Schritt zurückweichen, doch er hielt sich zurück. Er wollte ihr gegenüber keine Schwäche zeigen, die sie gegen ihn verwenden konnte. Und auch tun würde! So gut kannte er sie inzwischen.
"Ich habe es etwas langsamer angehen lassen um deinen kleinen Bauernverstand nicht zu überlasten. Was denkst du was wir hier tun? Wir lernen hier nicht das kleine Einmaleins oder von welcher Grassorte deine Viecher Dünnschiss bekommen. Es geht hier um Kräfte die du dir nicht mal im Entferntesten vorstellen kannst. Die Ausbildung zum Psioniker dauert normalerweise viele Jahre. Und viele verrecken bei dem ersten Versuch die Kräfte des Warp anzuzapfen. Und ausgerechnet DU glaubst, das du es auf Anhieb schaffst?"
Ihre Stimme war kalt und schneidend, doch Landril schaffte es nicht zusammen zu zucken. Mittlerweile kannte er ihre Methoden um ihn einzuschüchtern zu gut. Was zu Beginn ihrer Zusammenarbeit noch gut funktionierte berührte ihn nun kaum noch.
Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und lächelte sie betont herablassend an. Die Falten um Augen und Mundwinkel gewannen an Schärfe dazu, doch ehe sie etwas sagen konnte fiel er ihr schon ins Wort.
"Bei meinem ersten Versuch den Warp anzuzapfen bin nicht ich gestorben", versetzte er ruhig.
"Auch nicht beim zweitenmal. Ich gebe zu, daß ich gestorben wäre, wenn du mich nicht so radikal und ohne Rücksicht auf Verluste mit Wissen vollgestopft hättest, doch ich lebe noch. Das Wissen, das andere über Jahre hinweg lernen ist in mir. Ich kann fast spüren, wie es in mir arbeitet und langsam an die Oberfläche drängt."
Er ließ die Arme sinken und tippte ihr mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. Zu seinem Erstaunen ließ sie es geschehen.
"Du hast mehr auf mich übertragen als du eigentlich wolltest, nicht wahr?"
Sein Finger wies nun gegen seine eigene Schläfe.
"Hier drin ist eine ganze Menge von deinen Erfahrungen und deinem Wissen. Ich kann im Moment nur noch nicht alles nutzen."
Sie schnaubte verächtlich, doch es klang eine Spur von Unsicherheit darin.
"Das wirst du vielleicht auch niemals! Du klingst mit einem Mal sehr selbstsicher für jemanden der vor sehr kurzer Zeit einen Panikanfall bekommen hat, weil er dachte die Decke fällt ihm auf den Kopf. Du willst mit den Kräften des Warps spielen? Nur zu! Es wird dir das Hirn ausbrennen!"
Sie lachte meckernd und wurde kurz darauf von einem ihrer Hustenanfälle geschüttelt.
Landril spürte das Prickeln in seinem Kopf und die Welt um ihn herum schien an Schärfe zu gewinnen. Die trockene Luft brannte in seiner Nase. Landril konnte fühlen wie seine Schleimhäute ihrer Feuchtigkeit beraubt wurden. Er nahm die ätzenden Dämpfe wahr, die kaum merklich von dem alten Schiff ausgeschwitzt wurden und ihm sie herum schwebten. Seine abgebrochenen Zähne wurden ihm bewußt. Er hatte sich in den letzten Tagen immer wieder die Innenseiten seiner Wangen an ihnen aufgerissen und der Geschmack seines eigenen Blutes schwamm salzig auf seiner Zunge. Shalla's Falten gruben sich tiefer als zuvor in ihre Gesichtszüge und ihre Augen waren von einem feinen Netzwerk aus roten Adern durchzogen, das ihm vorher niemals aufgefallen war. Er spürte das Webmuster des Stoffes aus dem seine Kleidung bestand und die Struktur des Leders seiner Stiefel.
Immer schneller drangen die Eindrücke auf ihn ein und sein Kopf begann zu schwirren. Leichter Schwindel erfaßte ihn und er mußte einen Schritt zu Seite tun um nicht zu stolpern.
Ohne sein zutun griff sich sein Verstand die auf ihn einströmenden Fragmente und setzte sie zu einem neuen Bild seiner Umgebung zusammen. Landril fühlte das es das Wissen der alten Psionikerin war die dies ermöglichte, doch er konnte es nicht erklären.
Immer schneller verarbeitete sein Unterbewußtsein seine Umgebung und mit einem Mal war es vorbei. Es war als ob ein Schleier von seinem Kopf gezogen worden wäre, der ihn sein Leben lang bedeckt gehalten hatte. Die Klarheit mit der er seine Umgebung nun wahrnahm ließ ihn aufkeuchen und selbst dieses Geräusch hatte nun eine andere Dimension als es dies vorher der Fall gewesen war.
Einem plötzlichen Einfall folgend richtete er den Blick auf die im Psifeld gefangene Crew. Der Anblick ließ ihn nach Luft schnappen.
Was er sah war ein schier unglaubliches Konstrukt aus Energie, welches sich mit jedem einzelnen Menschen verband. Einige waren durch so dünne Verästelungen verbunden, das er selbst mit seiner veränderten Wahrnehmung kaum erkennen konnte. Andere wurden von körperdicken Strängen aus purer Kraft beinahe umschlossen. Doch niemals berührte auch nur ein Kraftfaden einen anderen. Alles war in Bewegung und schien sich zu einer unhörbaren, perfekten Melodie zu wiegen.
Der fahle Widerschein der Energie ließ die Menschen bleich und durchscheinend wirken, so als wären sie nur teilweise in der Welt vorhanden. Wie Geister.
Er fuhr zu der alten Psionikerin herum.
"Wie hast du das nur geschafft? Das ist unglaublich!"
Wie von selbst hob sich seine Hand und reckte sich den Kraftnetz entgegen. Die feinen Haare auf seiner Hand stellten sich auf und begannen im Takt der Energiepulse zu vibrieren. Landril konnte spüren wie winzige Verästelungen sich aus dem Konstrukt lösten und durch die Luft auf seine ausgestreckte Hand zu flogen.
Er zuckte leicht zusammen als die Energie ihn durchfloß.
"Da staunst du, was Bengel?"
Shalla's Stimme war eine Mischung aus Stolz, ihrer allgegenwärtigen Arroganz und einer winzigen Spur Erschöpfung, die sie jedoch versuchte zu verbergen.
Ihre Augen sprühten vor Erregung als sie an ihm vorbeitrat und die Kraftfäden, die noch immer durch seine ausgestreckte pulsten mit einer fahrigen Handbewegung durchtrennte.
Ein winziger Stich durchzuckte seinen Hinterkopf und ein Gefühl von Leere hallte durch seinen Verstand. Irgendwo in ihm verlangte es nach mehr Energie und reagierte ungehalten auf die Unterbrechung.
"Genug gespielt, Bengel! Es wird Zeit. Wenn du wirklich so viel von mir bekommen hast wie du glaubst, dann wirst du deine Aufgabe erledigen können ohne das es dir deinen Hinterwäldlerverstand aus dem Schädel brennt."
Sie schenkte ihm einen süffisanten Blick über ihre Schulter zu und trat dann einige Schritte näher an das Energiefeld heran.
Einer der Servitoren rollte auf eine Handbewegung der alten Psionikerin an den Maschinenschrank am Rande des Psifeldes und betätigte mit langen, metallischen Skelettfingern einige der in den Schrein eingelassenen Runenfelder.
Der fahle Schimmer des psionischen Konstrukts ließ die Menschmaschine noch unwirklicher und widernatürlicher erscheinen als Landril dies ohnehin schon vorkam. Ein Schauder der Abneigung lief über seine Haut und ließ diese sich kräuseln.
Ein dumpfes Summen erklang und ließ die Luft vibrieren. Gleichzeitig nahm die Intensität des vom Kraftfeld ausgehenden Lichtscheins ab.
"Komm schon", peitschte ein zischender Befehl und riß Landril aus seinen Beobachtungen. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die alte Frau, die eine Hand in seine Richtung ausgestreckt hatte und ihn mit herrischen Bewegungen aufforderte neben sie zu treten und ihre Hand zu nehmen.
Anspannung verzerrte ihre Gesichtszüge und ließen sie noch totenschädelähnlicher wirken als dies ohnehin schon der Fall war.
Widerwillig ging Landril auf sie zu und nahm ihre noch immer ausgestreckte Hand. Ihre Hand war kühl und sehr trocken, wie altes Pergament. Beinahe erwartete er ein Knistern zu hören als er seine Finger um ihre schloß. Seine noch immer erweiterten Sinne nahmen die winzigen Verformungen ihrer alten Knochen wahr, das Zittern ihrer Muskeln und das Pumpen des Blutes in ihren mit altersbedingen Ablagerungen durchzogenen Adern.
Ein Gefühl des Ekels schnitt durch seinen Magen.
Gleichzeitig spürte er wie eine Verbindung von ihr aufgebaut wurde. Psionische Kraft tastete in seinen Verstand und instinktiv nutzte er das von ihr übernommene Wissen um sich mit der ihm angebotenen Kraft zu verbinden.
Gleich einer Springflut, ein Begriff den Landril bis vor wenigen Augenblicken noch nie vorher gehört hatte, brach die Energie aus dem Warpraum hervor und tobte gegen seine geistigen Schilde. Nie gekannter Schmerz brannte durch seinen Verstand und ließ ihn aufschreien. Flammender Schmerz überrannte ihn und nur mit einem winzigen Teil seines Bewußtseins nahm er wahr, das sein Körper in die Knie brach, nur gehalten vom energischen Griff der Frau neben ihm.
Höhnisches Gelächter streifte seine Gedanken, als die Kraft von seinen geistigen Barrieren aufgehalten und kanalisiert wurde.
Sie benutzt mich als Kraftspeicher, schoß es durch seine gepeinigten Gedanken, als winzige Teile der Energie aus ihm herausgelassen und von Shalla mit chirurgischer Präzision in der Netz des Psifeldes gewoben wurde.
Landril spürte wie seine Gedanken begannen sich aufzulösen. Wie Bruchstücke eines Baumes, der in einen mächtigen Fluß gestürzt war und von den rasenden Fluten in Einzelteile zersplittert wurde, fing Landril an sich in der titanischen Wucht mit der die Energie durch seinen Verstand raste zu verlieren.
Ungläubiges Erstaunen erfaßte ihn und die aufflammende Wut über die Beiläufigkeit, mit der die alte Frau ihn benutzte, half ihm sein Selbst zusammen zu halten.
"Ich....wer..d...e....nicht...ster..ster...ben", quetschte er aus blutig gebissenen Lippen hervor. Rote Schatten tanzten vor seinen Augen, während er den Schmerz benutzte um neue Kraft zu gewinnen und seine Wut anzuheizen. Noch immer tobte pure Warpenergie durch ihn hindurch, wurde durch ihn geleitet und von Shalla benutzt um die psionischen Stränge des Psifeldes aufzulösen und die Stasis jedes einzelnen Besatzungsmitgliedes zu beenden.
Mit einem aufbäumen seines brennenden Geistes errichtete er seine brüchig gewordenen geistigen Barrieren neu und leitete die Kraft durch ungefährdertere Teile seines Verstandes. Der Schmerz verebbte und ließ schließlich auf ein erträgliches Maß nach.
Schmerzerfüllt keuchte Landril auf. Sein ganzer Körper zitterte und war mit kaltem Schweiß bedeckt der seine Kleidung tränkte und sie an seiner Haut kleben ließ.
Sein Körper lag ausgestreckt auf dem Boden und der rauhe, kalte Stein schürfte über sein Gesicht, wann immer ein neuer Krampf durch seinen zuckenden Leib raste. Irgendwann mußte Shalla ihn losgelassen haben.
Jede Faser in ihm schien in Feuer gebadet worden zu sein. Landril wollte etwas sagen doch nur ein kraftloses Stöhnen verließ seine zerbissenen und wunden Lippen. Jemand trat neben ihn, doch er brachte es nicht fertig den Kopf in die entsprechende Richtung zu bewegen. Stoff raschelte, als die Gestalt neben ihm niederkniete.
"Das tut weh! Nicht wahr, Bengel", hauchte die höhnische Stimme Shalla's neben seinem Ohr.
Landril konnte als Antwort nur wimmern. Eine furchtbare Ahnung baute sich in ihm auf und wurde zu seinem Entsetzten bestätigt als die alte Psionikerin fortfuhr.
"Es wird noch mehr weh tun, Jüngelchen. Du hast geglaubt, du hättest der alten Shalla ihre Geheimnisse entrissen, was? Du irrst dich! Das eben war nur ein laues Lüftchen gegen die Kraft die ich benötige um das wahre Psifeld zu lösen. Was du eben gespürt hast, war die Energie die ich durch dich bezogen habe um die Sicherungen, welche ich eingewoben habe zu entschlüsseln."
Eine Hand legte sich um seinen Nacken ohne das Landril sich dagegen wehren konnte. Erneuter Schmerz brannte auf seiner Haut, wo sich die dürren Finger der alten Frau in sein Fleisch gruben. Landril versuchte zu schreien, doch erneut drangen nur unartikulierte Laute aus seinem Mund.
Ohnmächtige Angst überschwemmte ihn. Er wollte nicht noch einmal solche Schmerzen erleiden, nicht noch einmal spüren wie sein Selbst sich auflöste. Doch er konnte sich noch nicht einmal bewegen!
Dann peitschte eine erneute Woge aus purer Warpenergie durch sein Bewußtsein und löschte sein Denken aus. Alles was blieb war namenloses Grauen und allumfassender Schmerz.
Fortsetzung folgt......
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