Arena
von Jörg Nemitz
Die Menge tobte. Die Dark Eldar, die sich in der wieder eröffneten
Arena der Kabale der blutigen Kralle versammelt haben, wurden ungeduldig.
"Herr, die Menge verlangt Unterhaltung. Gebt das Zeichen," bettelte
der Oberwächter der Arena den Archon Sbrieel Arcol an. "Nein, wir
warten noch. Ich habe noch eine ganz spezielle Person eingeladen,
auf die wir unbedingt warten müssen. Und wehe, deine Auswahl an
Unterhaltung genügt nicht seinen Ansprüchen." "Ein wichtiger Gast?"
fragte der Wächter. "Das will ich meinen," antwortete Arcol, und
genoss es wie der Oberwächter ungeduldig wurde, bevor er die Bombe
platzen ließ. "Ich habe Asdrubael Vect persönlich eingeladen, mit
uns die Eröffnung der Arena zu genießen. Ich hoffe für dich, daß
der Spielplan und die Arena entsprechend annehmbar sind." Arcol
erfreute sich am bleichen Gesicht des Wächters. "Asdrubael Vect!"
flüsterte er entsetzt. "Eben dieser! Der mächtigste Mann in Commorragh.
Wenn ich seine Gunst erwerben kann, dann werden meine Unternehmungen
leichter ausführbar werden." "Ja, Herr. Ihr werdet nicht enttäuscht
werden." "Gut!" Der Archon lehnte sich im Sessel zurück. Neben ihm
auf der Empore stand noch ein zweiter Sessel, viel schöner geschmückt
als sein eigener. Der Sessel war reserviert für den Archon der Kabale
des blutigen Herzens.
Arcol sah in das Rund der Arena. Die Sitzreihen für die Dark Eldar
waren so angeordnet, dass die Todesschreie aus der Arena verstärkt
in die Ohren der Anwesenden gelangte. Eine sechs Mannslängen hohe
Mauer verhinderte, dass die Beute und die Jäger die Arena verlassen
konnten, zusätzlich konnten Energieschilde aktiviert werden. Die
Arena war schon sehr alt und Arcol hatte sie herrichten lassen.
Nun, bei der heutigen Eröffnung würde er den einflussreichsten Dark
Eldar von Commorragh begrüßen dürfen. Seine Feinde würden zittern
vor Angst, er könne mit Vect ein Abkommen treffen.
Die versammelte Menge tobte noch lauter. Arcol sah sich um. Die
versammelten Dark Eldar würden eine große Überraschung erleben.
Doch auch Arcol wurde von dem Auftritt Asdrubael Vects überrascht.
Plötzlich schwebte die Bote der Zerstörung über der Arena. Lautlos
schwebte sie über der versammelten Menge, die schweren Waffen die
Dark Eldar bedrohend. Langsam und majestätisch schwebte die Wyvern
näher zur Empore, wo Arcol sich bereits von seiner Überraschung
erholt hat. Asdrubael Vect erhob sich von seinem Thron auf der Wyvern
als sein Fahrzeug auf gleicher Höhe mit der Empore war. Arcol stieß
einen Sklaven zur Wyvern hin. "Mach die Planke, du Niedere Kreatur!"
fauchte Arcol den Sklaven an. Ängstlich, wieder bestraft zu werden,
hakte der Sklave seine Füße an die Umrandung und griff mit beiden
Händen nach der Bote der Zerstörung. Langsam führte Vect erst seine
beiden Sklavinnen über den Körper des Sklaven, dann kam er selbst.
Nach ihm folgten die beiden Inccubi-Leibwächter. Nachdem alle die
Wyvern verlassen hatten, beschleunigte der Pilot und riss den Sklaven
mit sich, der schreiend in die Arena stürzte. Die beiden Archonten
auf der Empore schenkten dem Sklaven keine Beachtung.
"Ihr ehrt mich durch euer Erscheinen, Asdrubael Vect," begrüßte
Sbrieel Arcol seinen Gast. "Ich war an dem Spektakel hier interessiert.
Eure Bitte um Unterstützung... nun, darüber habe ich noch nicht
entschieden," antwortete Vect kühl. "Ich denke, die Unterhaltung
in dieser Arena wird euch gefallen. Meine Krieger haben interessante
Beutestücke fangen können." "Seltsam. Die letzten Archonten, von
denen ich diesen Satz gehört habe, fielen selbst in ihre Arena,"
bemerkte Vect und lächelte diabolisch. Arcol winkte verstört seinem
Oberwächter zu. Der betätigte einige Schalter, die die Tore in der
Arena öffneten und die wartenden Sklaven freiließ. Ein anderes Tor
ließ Chaos Marines frei. "Das nennt ihr eine gelungene Unterhaltung?
Die Chaos Marines werden die Menschen ohne große Anstrengung in
Stücke reißen," schnaubte Vect. "Mag sein, doch wir haben nur den
Menschen Waffen gegeben, und die Chaos Marines sind unbewaffnet.
Außerdem sind es Anhänger des Slaanesh, also werden wir gute Unterhaltung
haben." Vect zuckte mit den Achseln. Er schien besänftigt, für den
Augenblick.
Unten in der Arena wehrten sich die Menschen inzwischen verzweifelt
gegen die gerüsteten Kämpfer. Doch selbst bewaffnet hatten sie keine
Chance. Ohne Möglichkeit sich zu verstecken wurden die Menschen
schnell zusammengetrieben und die Anhänger des Slaanesh enthüllten
ihre mutierten Glieder, mit denen sie sich an den Sklaven vergingen.
"Wenn ihr wünscht, Meister, dann könnt ihr selbst die Qualen der
Sklaven miterleben. Wir haben Neuralimplantate in die Sklaven eingesetzt,
und mit den Stimulator können wir alle körperlichen Gefühle miterleben,"
schlug Arcol vor. Vect nahm einen Stimulator und wartete bis Arcol
ebenfalls einen angelegt hatte, bevor er den Ring um seinen Nacken
legte. Doch nach einer Zeitlang nahm er ihn wieder ab und zog seine
Pistole. Gelangweilt visierte Vect einen Marine an und schoss ihm
durch den Kopf. "Es langweilt mich," sprach Vect langsam aus. Arcol
verstand und drückte einen Knopf in der Armlehne seines Sessels.
Aus dem Boden der Arena zuckten lange Metallstangen mit Morgensternen
und anderen Klingen an Ketten daran. Mit unerhörter Geschwindigkeit
rotierten die Stangen und schwangen die Klingen umher. Körper flogen
umher, als sie von den Klingen getroffen wurden. Vect beugte sich
vor. "Interessante Idee," lobte er leise Arcol. Neugierig lehnte
Vect sich über die Brüstung und griff eine seiner Sklavinnen. Überrascht
kreischte sie auf, doch das Kreischen wurde lauter, als Vect sie
in die Arena warf. "Amüsant. Ein guter Einfall um die Arena für
den nächsten Kampf zu reinigen. Ich werde das in meiner persönlichen
Arena ebenfalls einbauen lassen." Arcol drückte wieder den Knopf
und die Stangen verschwanden mit ihren Klingen wieder im Sand. Dann
winkte der Archon seinem Oberwächter zu sich. "Schicke die Hagashîn
in die Arena, lass sie zuerst gegen das Beuteding der Biokrieger
kämpfen, und dann lass den Sarkophag kommen. Schick gleichzeitig
noch die restlichen Biokrieger in die Arena." "Ja, Herr." Ein weiteres
Tor schwang auf. Eine riesige Anzahl von Gladiatoren der Hagasîn
betrat die Arena. Dann wurde ein riesiges Wesen in die Arena geleitet.
"Ein Liktor der Tyraniden? Die Hagashîn werden diese Beute
sehr schnell erlegt haben," winkte Vect abfällig ab. "Ich habe nur
vor, die Reihen der Hagashîn für den nächsten Kampf etwas
auszudünnen, Meister," antwortete Arcol schnell. Und wie Vect es
vorhergesehen hatte, zwangen die Hagashîn den Liktor ohne
große Verluste nieder. Doch unbemerkt und abgelenkt vom Kampf wurde
ein Sarkophag in die Arena getragen. Schnell zogen sich die Krieger,
die ihn getragen haben, zurück. Dann schwang ein weiteres Tor auf
und Ströme von Tyraniden fluteten in die Arena. "Was soll das mit
dem Sarkophag?" fragte Vect düster. "Meine Krieger haben ihn auf
einem Menschenplaneten entdeckt. Er enthält einen mächtigen Kämpfer,"
antwortete Arcol und drückte auf einen anderen Knopf.
Der Deckel des Sarkophags öffnete sich. Mehrere Tyranidenkreaturen
stürzten sich auf die offene Kiste, doch bevor sie in ihn hinein
tauchen konnten, kam eine Hand mit einem Schwert heraus und zerfetzte
sie in der Luft. Dann stand der Assassine auf und musterte seine
Umgebung. Er war verwirrt, denn er hatte bevor er erweckt wurde,
keine Daten über sein Ziel über die Dateneinheit des Sarkophags
erhalten. Was er jetzt sah verwirrte ihn nur kurz, dann erkannte
er Tyranidenkrieger, Hormaganten und Symbionten und die rätselhaften
Dark Eldar Gladiatoren, und er stürzte sich in den Kampf. Erst jetzt
bemerkte er, dass er die Eliminator-Pistole nicht bei sich hatte,
doch das war nur ein untergeordnetes Hindernis. Mit seiner Neurotoxinkralle
und dem Schwert warf sich der Assassine in das dichteste Kampfgetümmel.
Vierarmige Symbionten griffen mit ihren Klauen nach ihm, doch der
Eversor schüttelte die Menge ab und hieb mit dem Schwert um sich.
Eine Handvoll Hormaganten sprangen in seine Richtung. Der Eversor
rollte unter den springenden Kreaturen durch und zerteilte einen
Hormaganten beim Aufstehen. Dann stand der Assassine vor einem Tyranidenkrieger
mit einem Paar Hornschwerter. Die Kreatur brüllte schrill und hieb
mit den Schwertern nach dem Eversor. Doch der Assassine lenkte den
Hieb mit seinem Schwert über sich und schlug dann mit der Kralle
zu. Es zischte als die Neurotoxinkralle Gifte in den Körper des
Tyranidenkriegers injizierten. Die Kreatur schien kurz zu erstarren,
dann explodierte der Körper. In einem tiefen Winkel seines restlichen
Verstandes wunderte sich der Eversor darüber. Noch nie hatte er
diese Wirkung bei einem der Gifte der Kralle erlebt. Doch das Training
des Tempels setzte sich durch und der Assassine sprang weiter.
Ein plötzlicher Stich zeigte dem Eversor, dass er getroffen wurde.
Einer der Gladiatoren hatte ihn mit einer Dreizack-ähnlichen Waffe
verletzt. Blitzschnell warf sich der Assassine auf ihn. Doch ein
Netz wickelte sich um sein Schwertarm und zog ihn zur Seite, bevor
der Assassine zuschlagen konnte. Das säurehaltige Blut des Eversors
tropfte auf den Gladiator, doch der Dark Eldar lachte nur über die
Schmerzen. Dann hieb er wieder mit dem Dreizack und traf den Assassinen
am Kopf.
Asdrubael Vect lehnte sich in seinem Sessel zurück und genoss die
Plasmaexplosion, die den Assassinen und den Hagashîn verzehrten.
"Das war ein sehr unterhaltsamer Kampf, Arcol. Der Assassine der
Menschen war wirklich ein großartiger Kämpfer. Woher habt ihr ihn?"
"Wir fanden seinen Sarkophag auf einem Menschenplaneten, der von
den Tyraniden terrorisiert wurde. Er schien von einem Raumschiff
auf den Planeten abgeworfen worden zu sein, aber durch einen Fehler
öffnete sich der Kasten nicht und der Assassine konnte nicht kämpfen.
Meine Haemonculi haben ihm Hagashîn-Drogen verabreicht und
die primitiven Gifte in seiner Kralle durch ihre eigenen ersetzt."
"Das habe ich wohl gemerkt, als der Tyranidenkrieger explodierte.
Wenn ihr noch solch einen Assassinen der Menschen findet, fordere
ich euch auf, ihn mir zu überlassen. Ich wäre sicher euren Bitten
dann eher zugeneigt," meinte Vect und stand auf.
"Wie ihr wünscht, Erhabener," antwortete Arcol und grinste. Er hatte
das, was man bei Vect "Vertrauen" nennen kann, erreicht.
Er würde Kontakt mit einigen ganz bestimmten Menschen aufnehmen,
aber so, dass sie es nicht merken. Er würde so viele Assassinen
wie möglich sammeln und Vect als Geschenk darbieten, und seine Kontrahenten
mit Hilfe der Kabale der blutigen Herzen hinfort fegen. Eine großartige
Zukunft würde vor ihm liegen.
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