von Michael Minden
Direkt oberhalb des improvisierten Aufmarschgebiets, nur wenige hundert Meter hinter den aufgestellten Basilisk-Schwadronen des 78. cadianischen Artillerie-Regiments, stand unter dem Licht einer blutroten Sonne eine einsame Walküre auf einer Klippe, von der aus man das gesamte Gebiet überblicken konnte, auf dem sich bald die gewaltige Schlacht zwischen der Imperialen Armee und den Orkoiden ereignen sollte.
Das Besondere an dieser einsamen Walküre war, dass sowohl ihre Heckklappe, als auch die Seitentüren, zwar geöffnet waren, jedoch durch große gespannte Sonnenschirme verdeckt wurden, sodass ein improvisiertes, aber nichtsdestoweniger effektives Kommandozelt entstand, von dem aus die komplette eingesetzte Kriegsmaschinerie dieser Streitmacht des Imperiums kontrolliert werden konnte.
Kommissar Kolwa Ligrev folgte der sich formierenden Masse an Kampfläufern, Panzern und Soldaten mit seinen dunkelbraunen Augen und fühlte Stolz. Es war unsagbarer, fanatischer Stolz auf die Macht, die der Hammer des Imperators bereit gestellt hatte, um die Feinde der Menschen zu zerschmettern. Wieder einmal bewies das Imperium, dass es keinem seiner Feinde, die sich erdreisteten, in den Gebieten des von den Menschen eroberten Weltraums zu wüten, Gnade gewährte.
"Wie sieht es mit den anderen Regimentern aus?", ertönte eine tiefe, nachdenkliche Stimme hinter ihm, deren ruhige Gelassenheit fast wie Desinteresse klang und den Kommissar veranlasste, sich von dem Anblick der aufmarschierenden Armee abzuwenden und den Eingang zum Kommandozelt zugleiten zu lassen.
Als er sich der Stimme zudrehte, hatte bereits eine zweite geantwortet. Es war ein jüngerer Offizier, der mit vier anderen Männern um einen Daten-Globus stand, dessen Projektor man im Inneren der Walküre aufgebaut hatte. Das farbenfrohe Flackern des Hologramms erleuchtete die Seitenwände des Sturmtransporters und ließ sie in mattem Schimmer glänzen.
"Sir, das 78. cadianische Artillerie-Regiment hat in unserer Nähe Stellung bezogen. Derzeit richten die Einheiten ihre Geschütze und Mörser aus und bereiten sich darauf vor, den Angriff unserer Bodentruppen mit schwerem Beschuss zu decken.
Das 41. cadianische Infanterieregiment hat an unserer linken Flanke Aufstellung genommen, das 34. Borodian-Regiment sichert uns an der rechten. Über diese Regimenter sind die Panzer des 35. Desposia-Panzerregiments verteilt."
Galard Ekko nickte langsam und betrachtete den Daten-Globus nachdenklich, der vor ihm über dem Projektor schwebte.
Natürlich hatte er die Befehle und den Zeitplan der Operation in der Stabsbesprechung mit General Iglianus, dem Kommandeur der Befreiungsstreitmacht von Agos Virgil, mitgeteilt bekommen und ausführlich diskutiert, dachte Ligrev. Er selbst war bei der Besprechung anwesend gewesen.
"Wie weit ist die Aufstellung voran geschritten?", erkundigte sich der Colonel.
"Neunundsechzig Prozent der Truppen sind bereits im Aufmarschgebiet verteilt und bereit zum Vorrücken", erhielt er zur Antwort.
Der Kommissar verengte die Augen und versuchte zu ergründen, was der Colonel jetzt wohl denken mochte. Jeder, der Ekko nicht ganz genau kannte, hätte ihn ohne Zweifel tiefgreifend unterschätzt oder ihn möglicherweise sogar für schwach gehalten.
Mit seinen einhundertneunundsiebzig Zentimetern Höhe gehörte der Colonel nicht zu den größten Feldherren, die das Imperium hervorgebracht hatte. Er war auch sonst nicht sonderlich imponierend oder von der Gestalt, dass man sie sich gemerkt hätte.
Seine Grundhaltung war gerade, sein weiches, wenn auch eckiges Gesicht war - ebenso wie sein Körper - schmal und unauffällig. Am ehesten hätte man sich bei ihm noch an die dunklen, widerspenstigen Haare erinnert, die ihm ein Aussehen verliehen, das er selbst gern als ›explodiert‹ bezeichnete und das die Schläue hinter seinen braunen Augen unter einem Mantel von zur Schau getragener Verwirrung verschleierte.
Das eigentlich Interessante an Ekko (und das, woran man sich bei ihm auf jeden Fall erinnerte), war die Tatsache, dass ihn zwei vollkommen gegensätzliche Charakterzüge in einen Zwiespalt zogen, mit dem er jeden Tag eines imperialen Jahres zu kämpfen hatte.
Zum einen sah Ekko das ganze Universum als einen schlechten Ort an, in dem zu leben es sich im Grund gar nicht lohnte. Da er jedoch noch keine Möglichkeit gefunden hatte, möglichst unspektakulär zu sterben, litt er ob dieser Tatsache unter einen tiefen Lebensmüdigkeit, die einen vollkommen irrwitzigen Charakter geboren hatte, der sich in fast jede ihm mögliche Gefahrensituation stürzte mit der Absicht, dieser zum Opfer zu fallen.
Zum anderen jedoch besaß er eine Eigenschaft, die ihn bei seinen Soldaten beliebt machte: Ihm bedeuteten die Leben seiner Truppen etwas. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kommandeuren der Imperialen Armee ließ Ekko seine Befehle niemals ohne Rücksicht auf Verluste ausführen.
Er war sogar derart mutig, selbst in der größten Bedrängnis durch seine Vorgesetzten noch den Rückzug zu befehlen und die Konsequenzen … zu überleben.
Ligrev hatte Ekko schon hunderte Mal exekutieren wollen, hatte es jedoch immer wieder gelassen, weil er liebend gern dabei sein wollte, wenn sich der Colonel möglichst sinnlos opferte. Er hoffte jeden Tag, dass Ekko diesen nicht überlebte und wartete fast sehnsüchtig darauf, aus dem Tod des imperialen Offiziers Kapital für die eigene Sache schlagen zu können.
Aber Ekko wollte einfach nicht sterben - auf jeden Fall nicht, wenn er sollte.
Dafür war vermutlich, so vermutete Ligrev, sein innerer Überlebenswille zu stark. Höchstwahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb der Colonel seine Abenteuer nicht nur überlebte, sondern das auch noch mit positiven Nachwirkungen.
Noch immer war es für den Kommissar unbegreiflich, wie ein einfacher Sergeant des Planeten Bastet III einen derart kometenhaften Aufstieg hatte hinlegen können, dass er den Rang eines Colonels erreichte, der für die einfachen Bodenkämpfer eigentlich ein unzugängliches Privileg darstellte.
Ligrev brummte missmutig. In anderen Einheiten in anderen Sektoren hätte der Colonel sein Leben bereits längst verwirkt.
Leider waren die Kommandeure der regionalen Sektoren darauf aufmerksam geworden, dass Ekko seine Truppen höchst effizient führte und sie für ihn freiwillig durch jedes Feuer gingen.
Allein nur deswegen konnte sich Ekko Eigenheiten leisten, die wohl keinem anderen Kommandeur zugesprochen worden wären.
Allerdings, das musste der Kommissar dem Colonel zugestehen, setzte sich Ekko auch immer dafür ein, dass Ligrev ebenfalls ein Teil jedes erreichten Ruhms zukam, was besonders aus den Reihen des Regiments mit Unglauben und einem gewissen Maß an Ablehnung aufgenommen wurde.
Das konnte Kolwa Ligrev egal sein. Immerhin war er nicht hier, damit das Regiment ihn liebte. Und wenn Ekko sich erst aus der Gleichung des Imperators gestrichen hatte, war sein Weg zum Ruhm frei.
Ligrev hätte sich noch lange in seinen Träumen vom großen Kriegshelden, der er sein wollte, verherrlichen können, doch eine plötzliche Bewegung in der Kommandozentrale zwang ihn zurück in die Wirklichkeit.
An der Ecke, die an die linke Seitenluke anschloss und wo eigentlich die beiden schweren Bolter des Innenraums außerhalb des Einsatzes gelagert wurden, stand nun an der Wand auf einem Tisch ein Funkgerät, an dem zwei Soldaten bereit waren, um die Befehle und Meldungen, die während der Schlacht übertragen wurden, vom Kommandostab weg und zu ihm hinzuleiten.
Durch ihre Kopfhörer vollkommen abgeschirmt vom sich beratenden Stab, hob einer der beiden Funker seinen Arm und signalisierte so eine kurze Vorrangmeldung, die sofort von Major Carrick, dem Stellvertretenden Regimentskommandeur, quittiert wurde, indem er die anderen Offiziere verließ und sich zu den beiden sitzenden Männern begab.
Ligrev beobachtete, wie der Funker die Nachricht auf einem kleinen Blatt Papier mitschrieb und sie leise bestätigte, bevor Carrick ihm auf die Schulter tippte und zur Antwort den Zettel erhielt.
Der Major las wortlos die Notiz und runzelte verächtlich die Stirn, bevor er wieder an den Daten-Globus trat.
Ligrev musterte den für ihn vorbildlichsten Offizier des gesamten Regiments.
Haestian Carrick stammte ebenso wie die meisten Soldaten des 512. Regiments von Bastet III, war aber für einen Basteter auffallend groß und vor allem blond, was aus der Masse der zumeist dunkelhaarigen, höchstens einen Meter fünfundachtzig großen Menschen heraus stach. Für jemanden wie Ligrev nicht ungewöhnlich, bildete die fast zwei Meter große Gestalt von Carrick im Volk Bastets eine von wenigen Ausnahmen.
Doch so ungewöhnlich er für seine Heimat auch aussehen und erscheinen mochte, das wirklich Bemerkenswerte an ihm war die militärische Disziplin und Verantwortungsbereitschaft, die einen vollkommen Gegenpol zu der Colonel Ekkos bildete.
Es war eine Disziplin, die der von Cadianern glich und die für jeden Soldaten des Imperiums eigentlich beispielhaft gewesen wäre - gäbe es da nicht ein Problem: Genauso wie alle anderen Soldaten des Regiments hing Carrick bereits jetzt an seinem Kommandeur wie eine Haftmine an einem Leman Russ, selbst wenn er ihm erst wenige Monate bekannt war.
Jetzt erhob der Major seine sanfte, wohlklingende Stimme, um die ihm übergebene Nachricht weiterzuleiten. "Entschuldigen Sie, Sir. Vorrangmeldung an Sie von unseren vorgeschobenen Beobachtern."
Noch immer auf den Daten-Globus konzentriert brummte Ekko nachdenklich, bevor er reagierte. "Was gibt es, Carrick?"
"Sir, einer unserer Walküre-Sturmtransporter wurde abgeschossen", meldete der Offizier. Urplötzlich breitete sich Stille in der improvisierten Kommandozentrale aus.
"Was haben Sie?" Das Desinteresse in Ekkos Stimme störte Ligrev und jagte ihm Schauer der Wut über den Rücken. Er wusste jedoch, dass er, wenn er Ekko jetzt erschoss, das komplette Regiment gegen sich haben würde - und das wäre ein viel zu großer Preis für die Tat gewesen.
"Sie haben einen Walküre-Sturmtransporter abgeschossen", wiederholte der Major.
Der Colonel drehte sich langsam und musterte seinen Untergebenen mit ruhigen Blicken. "Welche?", erkundigte er sich.
"1208 Ignifier", erhielt er zur Antwort. "Lenhims Trupp."
Dieser Name ließ Ligrev aufhorchen. Lenhim.
Mit dem Sergeant verband ihn eine fast innige Feindschaft, seit es ihm gelungen war, sich gegenüber dem Kommissar vermessen zu geben und der gerechten Strafe dafür mit Hilfe von Ekko zu entgehen. Seit diesem Vorfall, der Ligrev eine ganze Menge Prestige und Glaubhaftigkeit in den Reihen des Kommissariats gekostet hatte, war er daran interessiert, Lenhim ein ebenso trauriges wie boshaftes Ende zu bescheren, wie Ekko es immer bei sich selbst versuchte.
Leider hatte er selbst sich dabei nicht geschickter angestellt als der Colonel und es nie geschafft, sich für die Schmach, die er erlitten hatte, ordnungsgemäß zu revanchieren.
Hoffentlich starb der vermessene Sergeant jetzt einen qualvollen Tod im Vorfeld der Truppen.
Als Ligrev seinen Blick zurück auf den Colonel richtete, konnte er sehen, dass die Nachricht den Kommandeur des 512. schwer beschäftigte. Einerseits war das gut, denn die Qual, die man Ekko ansehen konnte - zerrissen zwischen seinen Befehlen und seinem selbst auferlegten Auftrag, niemanden seiner Männer zurückzulassen - befriedigte den Kommissar zutiefst.
Zum anderen war das aber auch schlecht, denn Ligrev kannte Ekkos Geist und die wahnwitzigen Ideen, die dieser zu gebären in der Lage war, wenn ihm die konventionellen Ideen auszugehen schienen. Und bereits in dem Moment, indem der Gedanke seine Hirnwindungen verlassen und einen Warnimpuls durch seinen Kopf gejagt hatte, auf alles zu achten, was der Colonel jetzt befehlen würde, begann es.
"Können wir einen unserer Walküre-Sturmtransporter schicken, um nach Überlebenden zu suchen?", erkundigte sich der Basteter, indem er den Kopf nur ein Stückchen wandte, die Augen jedoch weiter auf den Daten-Globus gerichtet hielt.
Es war Major Carrick, der antwortete. "Theoretisch wäre es möglich, Colonel."
"Aber?"
Carrick schwieg einen Augenblick nachdenklich, bevor er die Frage aufgriff. "Das Problem ist, dass Lenhims Trupp weit vor unseren Linien abgestürzt ist. Die Orks sind der Absturzstelle recht nah und können sie sowohl mit Artillerie als auch mit Stoßtrupps angreifen. Außerdem befindet sich der Luftraum über dem Wrack tief in ihrer Luftverteidigungszone. Für die Besatzung weiterer Luftfahrzeuge oder einen eigenen Stoßtrupp wäre das eine reine Selbstmordaktion."
Ligrev konnte sehen, wie Ekko über den Begriff ›Luftverteidigungszone‹ lächelte. Es war ein grimmiges Lächeln, das sich nicht genau einordnen ließ.
"Ich verstehe", antwortete der Colonel und versank wieder Gedanken.
Obwohl er wohl am besten daran getan hätte, sich nur auf das Aufmarschieren seiner Soldaten zu konzentrieren, brütete er über seinem Daten-Globus, brummte Verwünschungen und schleuderte wortlose cholerische Ausbrüche gegen das Projektionsfeld, während er die dargestellte Umgebung des abgestürzten Sturmtransporters betrachtete.
Die Männer um ihn herum schwiegen, denn niemand wagte es, Galard Ekko jetzt in seiner Konzentration zu stören und eine entsprechend harsche Abreibung dafür zu kassieren.
Schließlich, wenige Minuten und eine gesamte Betrachtung des Schlachtfelds später, richtete sich der Colonel auf. Er drehte sich um und warf einen wütenden Blick auf die Umstehenden. "Wir rücken jetzt vor", entschied er.
Der Kommissar sah auf. Aus der Warnung in seinem Kopf war ein schriller Alarm geworden. Was plante der Irre jetzt schon wieder? "Nein. Die Truppen sollen erst Aufstellung nehmen."
Das wütende Funkeln in Ekkos Augen war nicht zu übersehen, als der Colonel sein Kopf in Richtung Ligrev wandte. "Ich sagte: Die Truppen rücken jetzt vor. Ich handle im Namen des Gott-Imperators - und jeder, der sich meinen Befehlen in den Weg stellt, ist ein Häretiker!"
Ligrev atmete scharf ein, begriff im gleichen Herzschlag jedoch, dass er keinen Zweck hatte, jetzt über den Befehl zu streiten. Im Endeffekt hätte sich der Ausgang des Streits höchstwahrscheinlich in einem Duell auf kürzeste Entfernung manifestiert, in dem beide ihre Pistolen gezogen und die Magazine aufeinander geleert hätten.
Ligrev wusste, dass Ekko bereit war, zu schießen und zu sterben. Er jedoch war es nicht.
Irgendwann würde der Tag kommen, an dem Ekko sein Leben verlor - und diesen Tag würde er feiern. Doch dieser Tag war noch nicht heute. Und wenn Ekko sein Regiment eigenmächtig vernichtete, dann würde Ligrev die Auswirkungen noch mit eigenen Augen sehen können.
Dass er sich mit seinem Verhalten eine Blöße gab, in die Ekko liebend gern hinein stach, war zwar ärgerlich und beschäftigte ihn auch, doch das ließ sich kalkulieren.
Ein dünnes Lächeln teilte seine Lippen. "Wenn Sie meinen, Colonel, dann tun Sie es. Aber General Iglianus wird sich sicherlich mit Ihrer Vermessenheit auseinandersetzen."
"Darauf freue ich mich schon", murmelte Ekko gefährlich. "Noch jemand irgendwelche Anmerkungen?"
Wenn nicht sein Tonfall alle, die vielleicht noch etwas zu sagen gehabt hätten, zum Schweigen aufforderte, dann hatte es sein Blick getan. Keiner der Anwesenden wagte es, ihn anzusehen oder die Stimme zu erheben.
Der Colonel ließ die Stille für einige Momente zu Wort kommen, dann wandte er sich von seinem Stab ab und dem an der Wand befindlichen Funkgerät zu, an dem die beiden Funker auf weitere Befehle warteten. "Befehl an alle Einheiten des Regiments: Wir rücken jetzt vor!"
Die Funker wirkten für einen Moment verwirrt, denn der Einsatzplan hatte ursprünglich anders gelautet, dann aber nickten sie und machten sich daran, die Befehle ihres Colonels weiterzugeben.
Als sich Ekko wieder zum Daten-Globus umdrehte, fegten ihre Funksprüche bereits zu den Truppen, die auf dem Vorfeld Gefechtsaufstellung nahmen.
"Azrael an alle: Vormarsch jetzt!"
Azrael war die interne Bezeichnung für die Kommandowalküre. Ekko selbst hatte den Namen für den Sturmtransporter gewählt und benutzte ihn auch als Tarnname stellvertretend für seinen Kommandostab, wenn er mit anderen Einheiten Kontakt aufnahm.
Jetzt funkte Azrael Befehle und Kommandosequenzen in den Äther, um die Truppen des 512. Regiments gegen den Feind in Marsch zu setzen.
Es dauerte nur Sekunden, da brach das erste Chaos aus.
"Bitte wiederholen", forderte eine ungläubige, schrille Stimme, die Ligrev keinem der Offiziere oder Unteroffiziere zuordnen konnte. "Was sollen wir?"
Ekko regte sich nicht, betrachtete den Daten-Globus, als sei er der Mittelpunkt seines Lebens und schwieg, sodass einer der beiden Funker sich Hilfe suchend umwandte. "Sir?", fragte er.
Der Colonel erwachte nicht aus seiner Starre - nur seine Lippen zuckten fast unmerklich. "Wiederholen Sie den Befehl."
Für einen Moment zögerten die Funker, dann führten sie die ihnen aufgetragene Order aus. "Azrael an alle - ich wiederhole: Vormarsch jetzt! Aufstellung abbrechen und gegen den Feind vorrücken!"
Einen Moment lang herrschte völlige Funkstille im Kommunikationssystem, als wären sämtliche Einheiten erstarrt.
Der erste, der nach fast fünfzehn Sekunden Wartezeit antwortete, war der Kommandant der regimentseigenen Sentinels. "Ja, verstanden. Achtung - an alle Läufer: Vorrücken."
Weitere fünf bis zehn Sekunden vergingen, dann bestätigten sämtliche Einheiten in schneller Reihenfolge.
Ligrev beobachtete Ekko, der ihm zwar den Rücken zugewandt hatte, aber dennoch allein durch seine Haltung die Anspannung widerspiegelte, die sein Inneres sich verkrampfen ließ. Hätte der Kommissar ihn von Vorne betrachten können, das entschlossene Funkeln in seinen Augen hätte ihn sicherlich zurückschrecken lassen.
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