Die Warze
von Huân Vu
+++ Todeswelt Tau-Athon V, während einer Chaos Invasion
Kommissar Arek stand ungerührt inmitten der Soldaten. Viele
lagen mit blutigen Verbänden auf dem kalten Metallboden, andere
stützten sich auf ihre Lasergewehre und starrten mit einem
verlorenen Blick ins Leere. Keiner aß etwas, keiner versuchte
zu schlafen. Es war still, nur ab und zu stöhnte ein Verwundeter
wegen seiner Schmerzen auf. Draußen hörte man fernes
Kanonendonner. Manchmal setzte das Licht kurz aus und der Schutzraum
wurde für eine endlos erscheinende Weile in Finsternis gehüllt.
In jenen Momenten waren Areks restlichen Sinne bis aufs Äußerste
gespitzt. Er roch den kalten Angstschweiß seiner Männer,
spürte, wie ihre Herzen hämmerten und hörte leise
Gebete an den Imperator.
Plötzlich ertönten Klopfgeräusche an der Panzerschotttür,
dem einzigen Ein- und Ausgang des Bunkers. Arek blickte auf und
bahnte sich mit weiten Schritten einen Weg durch die Menge. Seine
schwarzen Stiefel erzeugten ein widerhallendes Geräusch, das
einige in ihren Gedanken versunkene Soldaten aufblicken ließ.
Sergeant Rommek war am Tor und horchte gebückt am kalten Stahl.
Als der Kommissar die Hälfte des Weges erreicht hatte, meldete
er, dass es der richtige Losungscode sei. Arek blieb stehen, nickte
und befahl ihm, die Panzertür zu öffnen. Ein weiterer
Soldat kam und half Rommek beim Aufdrehen der Metallverriegelung.
Die dicke Tür schwang auf und ein einzelner Mann stolperte
hinein in die Sicherheit des Schutzbunkers. Für einen kurzen
Moment drang der Lärm des Krieges herein, draußen blitzten
grelle Explosionen auf. Das Tor wurde sofort wieder hinter dem Neuankömmling
geschlossen.
Keuchend schleppte sich der Schweißgebadete zu Arek und stellte
sich als Leutnant Veron vor. Er sei der letzte Überlebende
des Infanteriezugs Beta Kappa Charlie. Der Feind habe sie im versteckten
Vormarsch auf der östlichen Flanke überrascht und aufgerieben.
Arek versuchte sich die momentane Situation vorzustellen und schaute
nachdenklich um sich. Sein Blick schweifte durch die Reihen seiner
Männer und blieb dann auf einem Soldaten mit einer Warze haften.
Leutnant Veron sammelte sich wieder und berichtete von ihrer auswegslosen
Situation. Die Chaos Space Marines seien plötzlich überall
aufgetaucht. Veron senkte seine Stimme und begann zu flüstern.
Unheilige Schreckenswesen seien zwischen ihnen erschienen und hätten
seine Männer angegriffen. Niemand außer ihm habe das
Blutbad überleben können.
Die Warze ragte steil von seinem unrasierten Kinn. Sie sah wie eine
vielarmige Krake aus. Draußen das schwache Stakkato einer
Maschinenkanone.
Veron flüsterte immer noch. Es seien nicht nur gewöhnliche
Verräter gewesen, unter ihnen habe er auch die widerwärtigen
Kämpfer der Death Guard Legion gesehen.
Die Warze war riesig. Sie war mindestens einen Zentimeter groß.
Konnte man das noch als eine Warze bezeichnen?
Noch immer konnte Veron es nicht fassen. Die Befehle kamen von ganz
oben, und das Manöver war gut durchdacht. Hätte ihre Mission
Erfolg gehabt, so wäre nun der Kesselring der Chaos Space Marines
durchbrochen.
Die Oberfläche der Warze war von ekelerregendem Eiter bedeckt.
Arek runzelte nachdenklich die Stirn.
Irgendwie musste der Feind von ihrem Plan erfahren haben. Aber wie?
Der Leutnant blickte verzweifelt auf den Boden und kratzte sich
am Nacken. Er murmelte vor sich hin. Es musste einen Verräter
unter ihnen gegeben haben. Ein dem Chaos anheimgefallener Soldat.
Einen dreckigen Spion.
Der Eiter triefte langsam von der Warze. Sie sah nun aus wie ein
kleiner Vulkan. Der Soldat schien nicht zu bemerken, dass Arek ihn
beobachtete.
Plötzlich gab es einen lauten Knall, der von einem dumpfen
Widerhall gefolgt wurde. Neben dem Bunker war ein Geschoss niedergegangen.
Die Mauern zitterten und Staub rieselte von der Decke. Das Licht
begann zu flackern und erlosch dann völlig.
In der Dunkelheit hörte Arek die schnellen Herzschläge
des Soldaten mit der Warze. Er schien zu spüren, wie die Warze
im gleichen Takt pochte. Lebendig erschien sie ihm fast.
Das Licht kehrte zur Erleichterung der Soldaten wieder zurück.
Der Kampfeslärm kam näher. Ganz in der Nähe das Scheppern
einer Panzerkette. Dann das Grollen eines Kampfgeschützes.
Sie kommen. Leutnant Veron fragte Arek, ob ihre Befehle lauteten,
den Bunker zu halten und zu verteidigen.
Arek nickte, nahm seinen Blick aber nicht von der grotesken Erhebung
im Gesicht des müden Soldaten. Er wandte sich leicht ab, behielt
die Warze aber immer noch im Auge.
Veron bat protokollgemäß darum, den Bunker verlassen
zu dürfen. Er wollte Oberst Hemmler aufsuchen, um ihm persönlich
Bericht zu erstatten und um Verstärkung für diesen Sektor
zu bitten.
Arek gab ihm die Erlaubnis. Die Warze lief nun förmlich vor
Eiterblasen über. Sie schien zu wachsen. Sie starrte ihn an.
Leutnant Veron bedankte sich und salutierte.
Der Mann mit der Warze richtete sich auf einmal auf und wendete
sich von Arek ab. Er ging auf die Panzerschotttür zu.
Der Kommissar griff blitzschnell unter seinen schwarzen Mantel,
zog seine Laserpistole und feuerte auf den Soldaten.
Leutnant Veron war auf der Stelle tot.
Die Soldaten wichen erschrocken zurück. Arek kniete neben den
auf dem Bauch liegenden Leichnam, nannte ihn einen ungläubigen
Verräter und drehte den toten Körper um. Die Warze war
aufgeplatzt...
+++ Drei Tage nach dem Sieg gegen die Chaos Streitkräfte wurden
47 Tote im Bunker F5 entdeckt. Der gesamte Ostkomplex wurde daraufhin
gesperrt und unter Quarantäne gestellt. Für weitere Untersuchungen
ist die Inquisition zuständig.
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