Die Enteraktion
von Christopher Klöble
Das All glitt langsam vorbei. Durch die Fenster konnte man das extreme
Ausmaß des Space Hulks sehen. Ein lautes Zischen, ein bekanntes
Zischen, erklang, und Dampf stieß in die Vorkammer, in der sie warten
mussten. Juglam überprüfte sämtliche klimatischen Werte, sowie Druck,
Anziehung. Da ihre Rüstungen in einem bronzenen Silber schimmerten,
spiegelten sie die wenigen Lichter wieder, welche durch die Metallgitter
des Transportschiffes im Innern durchschienen. Besonders Juglam,
dessen Gesicht leichenblass war, reflektierte die Statuswerte der
Konsole wieder. Dabei leckte er sich immer wieder die Lippen und
riss die Augen auf, während er nach seinem Kettenschwert griff,
es bereits hochheben wollte, sich dann aber eines besseren besann
und mit eiserner Vernunft wie gebannt weiter auf die Angaben des
Computers achtete. Er gab kurz einen Befehl ein, dann trat er vom
Pult zurück und nahm sein Kettenschwert wieder in die Hand, welches
einen leisen pochenden Laut machte, als der am Griff befestigte
Menschenschädel gegen die Kette stieß, an der er hing. Jetzt griff
er in seinen Halfter an seinem rechten Oberschenkel und zog eine
rostige Boltpistole heraus, verziert mit roten und schwarzen Runen,
die er in einer Art zeremonieller Handlung küsste.
Er drehte sich zu der Mannschaft um.
Die Soldaten wandten sich ihm zugleich zu. Ein kurzes Raunen ging
durch den langen Korridor, aber niemand murrte. Im Gegenteil, sofort
hatten viele von ihnen ihre eignen Waffen gepackt, ob nun Schwert,
Axt oder einfaches Messer, und waren mit einem Gefühl der begierlichen
Erwartung auf ein erfreuliches Ereignis, vielleicht sogar von etwas
noch besseren, einen Schritt auf ihn zugegangen.
Juglam konnte sich nun auch kaum mehr zurückhalten, aber da er seine
Männern wenigstens noch eine kurze Zeit unter Kontrolle halten musste,
redete er sich selbst ein, dass er nur noch wenige Momente seine
Lust zügeln musste. Wahrlich, er war begierig darauf. Im Prinzip
würde er sofort damit anfangen, wenn ihn nicht der leere Raum davon
trennen würde. Aber eine innere Stimme versprach ihm etwas besseres.
Einen weitaus ebenbürtigeren Gegner als seine eigenen Ordensbrüder.
Einen Gegner, wie er ihn nie gehabt hatte, ohne die altbekannte
Form, für Juglam langweilige, Art der Kampfkunst.
Er war ein Meister seiner Kunst. Er beherrschte teilweise äonenalte
Kampfarten. Einen Assassinen soll er angeblich einmal im Nahkampf
niedergestreckt haben. Aber das war damals gewesen, jetzt zählte
das heute. Es ging ein starker Ruck durch das Andockschiff, keiner
der Soldaten machte auch nur eine unkoordinierte Bewegung. Alle
standen unbeweglich in ihrer Rüstung, gebannt auf die Ausgangstür
starrend. Diese öffnete sich mit einem leisen surrenden Ton, als
ob Zahnräder ineinander greifen würden. Kurz darauf heulte kurz
nacheinander drei mal eine Sirene auf, die deutlich machen sollte,
dass die Stahltüren sich öffnen würden. Juglam wurde erregt, seine
Hand zitterte, er konnte sich kaum noch zügeln. Die Sirene, sie
machte einen unerträgliches Geräusch. Er stieß einen unartikulierten
Laut aus und schleuderte sein Kettenschwert gegen den Lautsprecher.
Fast augenblicklich erstarb der Warnton, seine Muskeln entkrampften
sich wieder. Er atmete immer noch sehr stark, seine Besatzung intensiv
musternd.
Die Stahltür glitt auf.
Juglam drehte sich um, ging ein paar Schritte ins Ungewisse, suchte
nach etwas. Als er es an der Seitenwand entdeckte, betrachtete er
es zuerst überprüfend, zog dann eine Plastikkappe herunter und betätigte
einen Schalter. Augenblicklich leuchteten Halogenlampen im Gang
auf und man konnte sehen, wie sich der lange Gang nach etwa hundert
Schritt nach rechts wand. Immer noch sprach er kein Wort, nickte
nur seinen Gefolgsleuten zu. Diese blieben stets hinter ihm. Fast
erinnerte ihre Art zu gehen an eine Marschbewegung, die sich über
viele Jahre hatte unterdrücken lassen.
Juglam war sehr erregt, er hoffte auf seine bis jetzt größte Begegnung
in einem Kampf. Er zog scharf die faulige Luft ein, und atmete sie
verachtenswert wieder aus. Der Geruch erinnerte ihn an gefallene,
nicht würdige Gegner. Verfault und vergangen, vom Zahn der Zeit
zersetzt.
Es war nicht seine erste Enteraktion. Bereits einmal hatte er an
einer teilgenommen. Jedoch war sie damals schiefgelaufen. Die meisten
seiner Brüder waren dahingemetzelt worden. Sie hatten zwar einen
Feind erwartet, aber nicht in solch übermächtiger Zahl. Diese Außerirdischen
waren unglaublich widerstandsfähig gewesen und hatten sogar weitergekämpft,
als ihnen ein Arm oder Bein abgeschlagen worden war. Es wurde vermutet,
dass sie primitiven Ursprungs sind, jedoch kann man sich bis jetzt
nicht erklären, wie sie es wohl geschafft hatten, einen Space Hulk
unter Kontrolle zu bringen.
Das tat aber nichts zur Sache. Heute. Jetzt. Es war sein Tag und
er wusste, dass es sein Tag werden würde. Seit kurzer Zeit konnte
er ein Kratzen, ein nervenaufreibendes Geräusch auf Metall vernehmen.
Als ob jemand mit seinen Fingern an einer Wand entlang fuhr. Juglams
Schritte beschleunigten sich, auch seine Männer folgten ihm nun
mit noch mehr Eifer, einige stießen Schreie aus, und ließen die
Kontakte schleifen, die ihre Kettensägen und -schwerter aktivierten.
Sie näherten sich der Biegung, und als Juglam unvorsichtig um die
Ecke herum bog, hörte er einen Schrei weiter hinten. Keinen Lustschrei,
den man voller Ekstase in Erwartung auf einen blutigen Kampf ausstieß.
Sondern ein schnell erstickendes Gurgeln und dann nur noch das Fluchen
seiner Brüder. Als er sich noch fragte, was geschehen sei, kreischte
der neben ihm stehende, nein knurrte eher, was zu einem wolfsartigen
Geheul anschwoll. Juglam drehte sich herum und sah gerade noch,
wie ein mit Stacheln besetztes Wesen dem Berserker neben ihm erst
die Beine zerfetzte und darauf den Oberkörper abtrennte. Instinktiv
aktivierte Juglam sein Kettenschwert, und noch während er ausholte,
begann das luftzerreissende Kreischen der eingebauten Säge, welche
sich einen Sekundenbruchteil später in den Oberkörper der fremden
Kreatur biss. Das Wesen machte kaum ein Geräusch, sondern sank fast
auf der Stelle zusammen. Dies war der Auslöser gewesen.
Die Berserker konnten sich nun nicht mehr halten, überall heulten
ihre elektrischen Waffen auf und sie stürmten vorbei an Juglam den
Gang herunter. Manche blieben kurz stehen, um nochmals auf den toten
Außerirdischen einzuhacken, rannten dann aber den anderen folgend
in die Dunkelheit, aber Juglam blieb stehen, er war fasziniert.
Die Kreatur war verglichen mit seiner eigenen Größe winzig. Sie
ging ihm gerade mal bis an die Kniepanzerung. Und doch hatte sie
einen seiner Leute in Windeseile exterminiert. Wahrlich, er würde
seinen Gegner heute finden. Und Blut würde fließen, nur wessen?
Plötzlich wachte er wie aus einem Alptraum der Stasis auf, zog seine
Boltpistole, feuerte nochmals ein paar Schüsse auf den Kopf der
Kreatur, der zersprang und sich auf seiner Rüstung verteilte. Nun
fühlte er sich ermutigt, gestärkt von einem unbekannten Gegner.
Er war eins mit dem Gegner, eins mit seinem Gewebe, eins mit der
Kunst des Kampfes. Er drehte sein Kettenschwert bis zur Höchstleistung
auf und stürmte den Flur hinunter. Und dann sah er etwas im Dunkeln.
Etwas grauenvolles. Etwas....dem er mit Vergnügen begegnen wollte.
Fleischeslust und Inbrunst der Ekstase. Es war ein Schlachten, ein
wahrer Kampf. Die Außerirdischen hatten viele unterschiedliche Formen
und Farben, die sie auf die unterschiedlichsten Arten einsetzten,
Juglam gelang es nocht nicht das Verhalten dieser Wesen vollkommen
zu durchschauen.
Nach dem Auslöser hatten sich seine Leute in zwei Hälften
geteilt. Die eine war, dem Holoplan nach, in Richtung Reaktor vorgedrungen,
in dessen Nähe das Sensorgerät sehr stark ausgeschlagen hatte. Das
heißt, dass dort viele fremde Lebensformen warteten.
Juglam und die andere Hälfte waren zum anderen Zentrum der entstellten
Wesen geeilt. Inmitten der unterschiedlichen Lebensformen zeigte
der Sensor an, dass dort eine riesige Kreatur existierte. Aber noch
waren sie weit davon entfernt dorthin zu kommen. Im Moment steckten
Juglam und seine Leute in einer Falle. Am Ende eines Ganges hingen
sie fest. Und nun strömten hunderte von den kleinen Wesen, ähnlich
dem das sie als erstes erblickt hatten, aus den Lüftungsschächten
und Quartieren auf sie zu. Doch die Berserker schlugen sich gut.
Für jeden bronzenen Soldaten mussten mindestens vier der fremden
Kreaturen fallen. Waffen flogen durch die Luft, das ohrenbetäubende
Gekreische der Tiere hallte die Gänge entlang und seine Brüder rissen
sich die Helme vom Kopf. Dahinter zeigten sich bleiche Gesichter,
mit schaumbesetzen Mündern. Juglams Gesicht hatte sich sehr verändert.
Die unterdrückende Wildheit hatte sich zu einem Toben seiner Blutlust
gewandelt. Die Gesichtsmuskeln waren nun nicht mehr angespannt,
sondern hoben sich derart hervor, dass es eine erschreckende Fratze
bildete. Die ganze Haut war mit getrocknetem Blut verklebt, eines
seiner Ohren fehlte, von einer rasiermesserscharfen Kralle abgetrennt,
und die Gesichtsmuskeln waren verkrampft, drückten innere Freude,
wie auch Schmerz aus, den er empfand. Mit Leidenschaft durchtrennte
er fremde Körper, verging sich am Leben, verfluchte das Leben. Aber
er wusste in Gedanken, dass er für etwas Gutes kämpfte, und dafür
diesen dunklen, unansehlichen Fleck auf dem Beweis der menschlichen
Überlegenheit, dem Space Hulk, zu vernichten, auszulöschen, in die
Ewigkeit zu schicken. Und er fällte jeden Moment wieder sein Urteil
über neue unbekannte Lebensformen. Er war der Richter der Gerechtigkeit,
des Gleichgewichts. Ebenso mussten auch seine Brüder denken.
Plötzlich hörte der Ansturm auf. Völlig abrupt, von einer Sekunde
auf die andere. Kein einziges der Wesen kam mehr den Gang auf vier
Gliedern heruntergerannt, mit fletschenden Zähnen und einem gewissenlosen
Einsatz seiner selbst.
Furchtbar langsam entspannten sich die Berserker wieder, luden ihre
Boltpistolen nach, die sie sogar hatten benutzen müssen unter dem
großen Andrang. Jetzt war alles still. Nur das leise Stöhnen des
riesigen Raumschiffs hallte durch die Gänge, von seiner schweren
Last berichtend. Man konnte jeden Laut vernehmen: Das Klirren von
leeren Patronenhülsen, Sichern von Schußwaffen und das keuchende
Atmen der Soldaten. Mit seinem Kettenschwert deutete Juglam auf
die Biegung zur rechten, die wenige Meter entfernt war. Seine Männer
nickten und folgten ihm. Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden
Krach, Metall zersplitterte und die Berserker wurden Zeugen ihres
schlimmsten Alptraums.
Der erste Trupp war inzwischen weiter vorgedrungen und nicht mehr
allzu weit vom Reaktor entfernt. Es hatten sich ihnen kaum welche
der fremdartigen Wesen entgegengestellt, nur einige, die sich wohl
eher verlaufen hatten. Deswegen war ihre Anzahl von einundzwanzig
Mann nicht gesunken. Sie betraten eine Halle, die Lichtmarkierungen
am Boden aufwies, welche immer in Richtung Ende der Halle blitzten.
Das musste einer der vielen Lagerräume gewesen sein. Aber jetzt
lagen hier nur noch vereinzelt leere Boxen und Container herum,
hinter so manchem die Gebeine eines verstorbenen Wesens. Unidentifizierbare
Hüllen, meist deswegen, weil die wilden Tiere eine Art Chitinschicht
aufwiesen. Diese Chitinschicht war eine äußere Skelettschicht, die
sich um die Organe als Schutzfunktion bildete. Deshalb besaßen die
Kreaturen keine Knochen, sondern nur eine harte Schale.
Der Sensor schlug aus! In der Halle lauerten der Anzeige nach hunderte
der kleinen Wesen, jedoch konnte keiner von ihnen auch nur eines
erkennen. Kruchtakh, welcher das Kommando übernommen hatte, warnte
seine Leute. Sie sollten sich die Umgebung genau anschauen, auf
jeden noch so undeutlichen Schatten achten und ihre Waffen bereithalten.
Noch während er sprach, ergoß sich ein wahrer Feuerschwall von der
Decke auf sie herab. Nun konnte man sie deutlich sehen. Wesen mit
Flügeln und einem rüsselartigen Vordersatz hingen von der Decke
und bewirkten durch irgendeine chemische Reaktion diese Feuersbrünste.
Vier der Berserker gingen unter Schmerzen zu Boden, als das Feuer
sich durch ihre Kopfhaut fraß. Die anderen zückten schleunigst ihre
Pistolen und schickten einen Feuerhagel in Richtung Decke. Prompt
fiel ein Dutzend der verunstalteten Wesen zu Boden, schlugen dort
mit einem knirschenden Laut auf, starben aber nicht sofort, sondern
gaben immer noch Feuerstöße von sich. Kruchtakh reagierte schnell
und teilte seine Leute ein. Zehn Männer sollten weiterhin auf die
Decke feuern, während er und die restlichen sich aufmachten und
mit dem erlösenden Kreischen ihrer Handwaffen die Bestien von ihrem
Dasein erlösten. Der Plan ging tatsächlich auf, ohne dass sie weitere
Verluste hinnehmen mussten. Denn schon bald spreizten die Wesen
ihre Flügel und flohen durch Lüftungsschächte zu einem anderen Ort
in diesem metallenen Monstrum, wo sie sich niederlassen konnten.
Die Berserker waren jetzt aber in Rage, dieses inhaltslose Schießen
hatte ihnen nicht die dringend benötigte Erregung gebracht. So vergingen
sie sich an den herumliegenden leblosen Körpern, indem sie ihre
Waffen zur Seite legten und mit Genuss die Flügel, Fortsätze und
restlichen Glieder mit den bloßen Händen auseinanderrissen und das
Blut auf ihren Rüstungen sowie in der Halle verteilten. Sie waren
nicht zu bremsen, aber ohne dieses, für sie äußerst wichtige Ritual,
konnten sie auch nicht weiterkämpfen. Es war wie eine lebensnotwendige
Handlung. Wie schlafen und trinken. Wie essen.
Der Anfang vom Ende war nah. Es standen nur noch Juglam und sechs
seiner Begleiter. Die Körper der restlichen Soldaten lagen zertrümmert,
verformt und entstellt am Boden, zerteilt, gebrochen und deformiert.
Das monströse Wesen, welches so plötzlich aufgetaucht war, stellte
für Juglam die absolute Macht, die Vollkommenheit dar. Er kannte
den Namen des Ungetüms: er war Carnifex.
Da der schmale Korridor ungeeignet für so eine Körpergröße gewesen
war, hatte dieses Monstrum einfach die starken und überaus stabilen
Metallwände mit seinen riesigen Klauen zerrissen und war durch die
Wand gekommen vor der sie gestanden hatten. Selbst die Berserker
waren nicht in der Lage gewesen schnell zu reagieren und waren förmlich
niedergemäht worden. Juglam hatte selbstverständlich einige Treffer
erzielen können, mit seiner Pistole sowie mit seinem beschädigten
Kettenschwert. Doch die Horrorgestalt trug einen viel stärkeren
Chitinpanzer als seine Artgenossen. Außerdem verfügte es über enorme
Kraft. Es packte einfach einen Berserker und presste ihn mit seiner
geballten Kraft zusammen, bis auch der letzte Hauch aus ihm gewichen
war. Doch Juglam hatte kein Mitleid empfunden, nur etwas Bestürzung.
Er sah sich nicht in der Lage, diese gigantische Gestalt zu besiegen.
Es gab nur noch eine allerletzte Gelegenheit.
Wieder und wieder schlug das Wesen auf einen seiner Brüder ein,
mit erstaunlicher Präzision und Schnelligkeit, dass Juglam nahe
daran war in einen Zustand des Erstaunens zu verfallen, der mit
Sicherheit nicht mehr lange angedauert hätte, denn nun kam das Wesen
auf ihn zu.
Mit perfekten Reflexen wich er dem Carnifex aus, immer wieder mit
einem abgetrennten Arm parierend, wobei er weniger den Schlag abfing,
als dass er ihn ablenkte, so dass die kraftvollen Hiebe links und
rechts an ihm in die Wand und den Boden schlugen. Das Monstrum stieß
einen fürchterlichen, markerschütternden Schrei aus. Dies war die
Chance. Die einzige. Die letzte.
Juglam griff an seine Brust, an der einige Ketten quer über den
bronzenen Panzer hingen, an denen drei Sprenggranaten befestigt
waren. Blitzschnell ergriff er zwei von ihnen, zog die Sicherung
heraus, warf sie der Gestalt entgegen und rannte so schnell wie
möglich in Deckung. Alles ohne auch nur einen Laut von sich zu geben.
So war es nicht weiter verwunderlich, dass der erste Tote nicht
das Wesen sondern einer seiner Berserker war. Einen Moment war Stille.
Eine einfache Sekunde lang schien alles still zu stehen ohne jegliche
Bewegung, ohne einen Atemzug, ohne Zeit.
Die zweite Explosion folgte kurz darauf. Juglam wurde in die Luft
gehoben und durch den Raum geschleudert. Er fiel hart auf etwas
sehr widerstandsfähiges. Das Wesen!
Doch seine Sorge waren umsonst. Es war lediglich eine abgetrennte
Klaue. Mit einem Gefühl der Gier schaute er auf. Die Explosion hatte
einen blauen Dunst erzeugt, durch den er kaum etwas erkennen konnte.
Doch er hörte ein Winseln. Ganz leise, aber doch nicht zu leugnen.
Er ging ein paar Schritte in die Richtung, in der die blauen Dunstschwaden
am dichtesten waren. Dort konnte er einen großen Schatten erkennen.
Das Monstrum lebte immer noch. An einigen Sehnen hing immer noch
eine Klaue, der Kopf schien fast unbeschädigt, jedoch waren die
unteren Extremitäten vom Torso vollkommen abgetrennt. Aus dem Oberkörper
hingen Gedärme, riesige Organe, die ein Eigenleben zu führen schienen,
heraus. Das Winseln ging von dem Wesen aus. Man konnte nun fast
soetwas wie einen intelligenten Ausdruck in seinem Gesicht erkennen.
Es war sich der Tatsache bewusst, bald sterben zu müssen. Woher
die plötzliche Einsicht gekommen war, vermochte Juglam nicht zu
sagen. Rund um das Wesen tauchten Schatten auf, Schatten, die näher
kamen. Sie hatten die Umrisse von bis zu drei Metern großen Menschen.
Sie trugen Rüstungen und waren bewaffnet. Sie waren blutgierig und
es waren ihnen egal wessen Blut fließen würde. Ein eindringliches
Kreischen begann. Zuerst ausgehend von den technischen Instrumenten
der Zerstörung, dann auch aus dem organischen: das Wesen schrie.
Die Kettenschwerter bohrten sich in die Chitinschicht. Nach einigen
Schleiflauten durchbrachen sie den Panzer, Flüssigkeiten spritzten
aus dem Torso. Auch wenn das Wesen bereits tot war, sie schnitten,
zertrennten, zerfleischten, vergingen sich weiterhin. Lust, Entfaltung
der eigenen Gier, Hass, alle ihre Gefühle wurden frei. Es war ein
Klang, den man nie vergessen würde. Nicht einmal im Schlaf. Für
Juglam war es eine ganz besondere, eine einzigartige Erinnerung,
er wollte sie niemals vergessen. Er verband sie mit Hass, mit den
tiefsten Gefühlen der Verachtung, mit etwas so fürchterlich dunklem,
einer pechschwarzen Säule, die sich schlängelnd und um sich selbst
drehend auf den Abgrund zubewegt. Die Inkarnation seiner geheimsten
Wünsche, eines ewig währenden Traums. Sein ganzer Körper erzitterte
vor dieser Macht der gefürchteten Gefühle.
Dann taten sie ihr dunkles Werk.
Dieser
Text unterliegt dem Urheberrecht des Autors und darf nicht ohne dessen
Erlaubnis an anderer Stelle veröffentlicht oder anderweitig verwendet
werden! |
DAS SPHÄRENTOR
www.sphaerentor.com
www.s40k.de
|