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SHAITAN

Der Dämonenprinz Shaitan, Champion des Chaos, Auserwählter des Kriegsherren Abbadon und General der Black Legion, stand auf einem Hügel der das Schlachtfeld überblickte, oder besser gesagt das, was noch davon übrig war. Die Imperialen Truppen des XVI. Cadian hatten nicht den Hauch einer Chance gehabt als die beiden Geißeln, riesige, krebsartige, dämonenbesessene Metallungetüme, die nun in gebührender Entfernung zu beiden Seiten des Chaosgenerals standen, mit dem Beschuss der Infantriekompanie begonnen hatten. Die Kampfgeschütze hatten eine grausame Ernte gehalten, riesige Krater in den Boden gerissen und ganze Infantriezüge mit ihren Chimären mit einem Schuss vernichtet.
Die erbärmlichen Reste, die durch das Sperrfeuer gedrungen waren, wurden entweder vom gnadenlosen Dauerfeuer der leviathanischen Kyborgs niedergemäht oder von den Khorne Berserkern niedergemetzelt.
In den Erinnerungen schwelgend ließ der Prinz seine dämonischen Augen über die rauchenden Krater auf der weitläufigen Waldlichtung und die imperialen Makropolen schweifen, die am Horizont aufragten. Plötzlich merkte er auf. Eine psychische Präsenz näherte sich. Eine mächtige. Vielleicht war dieser Scriptor, denn etwas anderes konnte es nicht sein, endlich ein würdiger Gegner. Seit dem großen Bruderkrieg hatte er keinen Gegner mehr gefunden der ihm ebenbürtig gewesen wäre.
Das erscheinen mehrerer schwarzer Punkte am Horizont riss ihn aus seinen Gedanken. Thunderhawks!
Sie setzten die Truppen ab, Space Marines in den roten Rüstungen der Blood Angels, durchsetzt mit den schwarzen Panzerungen der Todeskompanie und begleitet von einigen Fahrzeugen. Und dort, in ihrer Mitte, stand der Scriptor, umgeben von seiner Elite, gehüllt in ihre Äonenalten Terminatorenrüstungen. Kaum war der letzte Krieger des Adeptus Astartes herausgesprungen hoben die Thunderhawks ab, offenbar aus Angst, die Archaon, der Schlachtkreuzer der Weltenbrand-Klasse, der Shaitan als Flaggschiff diente, könnte aus dem Warp auftauchen in ihr Trägerschiff angreifen. Der Prinz gab einige telepatische Befehle an seine Champions und seine Armee begann erneut Aufstellung anzunehmen.
Als die Blood Angels ihren Vormarsch begannen waren die Geißeln mit ihren weitreichenden Geschützen wieder die ersten die das Feuer eröffneten. Die erste Salve verfehlte zwar ihr Ziel, doch die zweite traf: Der Whirlwind Raketenpanzer in der letzten Reihe der Blood Angels ging in einem gleißenden Feuerball auf und die Seelen der Besatzung wurden kreischend in den Warp gerissen. Shaitan spürte die Wut im feindlichen Scriptor aufsteigen und sah wie die Blood Angels, getrieben durch ebendiesen Zorn, den der Psioniker in die Gehirne seiner Brüder projizierte, ihren Vormarsch beschleunigten. An ihrer linken Flanke brachen zwei Baal-Predatoren durch die dünnen Ausläufer des Waldes, an der Rechten stürmten zwei Trupps der Todeskompanie vor, unterstützt von einem Furioso-Cybot, und in der Mitte marschierten mehrere taktische Trupps begleitet von den trägen Terminatoren.
Weitere Explosionen erschütterten den Boden, Kugeln pfiffen durch die Luft und die Com-Kanäle waren erfüllt von gebrüllten Befehlen als die Chaos Space Marines von den Hügeln aus das Feuer auf die Blood Angels eröffneten. Dann waren auch diese in Feuerreichweite. Im selben Moment da er die Khorne-Berserker aufs Korn nahm wurde der vordere Baal-Predator, immer noch in voller Fahrt, von mehreren rotglühenden Laserstrahlen durchbohrt und durch eine innere Explosion erschüttert. Er blieb regungslos liegen. Der andere Baal-Predator, der viel zu nah war um rechtzeitig abzubremsen, konnte dem Wrack nur knapp ausweichen während seine turmgestützte Waffe bereits die im Wald erschienenen Havocs unter Feuer nahm, die Quelle des Laserfeuers. Doch diese waren längst wieder in ihrer Deckung verschwunden.
Im selben Moment brach auf der anderen Seite des Schlachtfeldes ein Chaos-Predator des Annihilator-Schemas hinter einem Hügel hervor und feuerte sofort einen massiven Laserstoß auf den Furioso. Mit einem mechanischen Kreischen brach der Cybot in die Knie und begrub mehrere Todeskompanisten unter sich als er auf die Seite kippte. Der Rest von ihnen stürmte weiter auf die wild feuernden Kyborgs zu um diese in einen Nahkampf zu verwickeln. Der Predator beachtete sie nicht weiter und wandte sich dem Geschehen im Zentrum des Schlachtfeldes zu, wo nun auch die taktischen Trupps der loyalen Marines vorstürmten.
Da sie aber ein freies Feld überqueren mussten um die vom Chaos gehaltene Hügelkette zu erreichen und so dem Beschuss der Geißel ausgeliefert, hielten diese wieder blutige Ernte. Zwar schützten ihre Servorüstungen sie vor einem Gutteil des Schadens, anders als die Imperialen Soldaten vor ihnen, aber ihre Schlachtlinie war gebrochen und die anfangs perfekte Ordnung durcheinander geschleudert. Als dann ein weiterer Geschütztreffer ein Loch in die Reihen der Blood Angels direkt vor den Terminatoren sprengte, sah und ergriff der Dämonenprinz seine Chance: Er entfaltete seine riesigen, fledermausartigen Flügel und schwang sich in Richtung des Scriptors. Das Dämonenschwert, sich an seinem aufsprudelnden Blutdurst labend, sprang wie von selbst in seine Hand, die gezackte, von ständiger, unheiliger Bewegung erfüllte Klinge in einem dunklen Rot pulsierend, das wie die schreckliche Imitation eines Herzschlages wirkte. Gleichzeitig ertönte ein überirdisches Kreischen als die Khorne-Berserker ihre Waffen aktivierten und sich zusammen mit ihrem Herrn auf ihre Feinde warfen um Schädel für den Bronzethron zu sammeln. Der Boden bebte als die beiden rotgepanzerten Gruppen ineinander krachten. Rüstung prallte gegen Rüstung, Kettenschwert gegen Kettenaxt. Dutzende Kehlen brüllten Schlachtrufe: "Rache für Sanguinius!" und "Tod dem falschen Imperator!"
Einer nach dem anderen der auf die Kyborgs zusprintenden Todeskompanisten wurde durch die Projektile der Morphwaffen zerfetzt während der übrig gebliebene Baal-Predator durch das Unterholz des Waldes brach, im verzweifelten Versuch, zwischen den Bäumen Schutz vor den Laserkanonen zu finden. Dann plötzlich stand einer der Havocs direkt vor ihm. Kurz blitzte seine Waffe auf, dann war der Predator heran und begrub ihn unter sich. Ein Ruck ging durch den Panzer, dann stand er still. Der Laserstoß des Havocs hatte eine der Ketten erwischt und den Tonnen schweren Tank so manövrierunfähig gemacht. Ein vernehmliches klonk ertönte vom Heck her- eine Melterbombe. "Raus, raus, raus!" brüllte der Panzerführer. Zwei der Marines schafften es nach draußen bevor der Sprengsatz hochging und einen Krater dort zurückließ wo gerade noch ein stolzer Panzer gestanden hatte. Die beiden Marines, altgediente Veteranen der Blood Angels, rappelten sich auf und sprinteten in den Wald hinein um hinter die Front des Chaos zu gelangen- den Weg zurück versperrten die Havocs.
Als sie den riesigen Dämonen auf sich zukommen sahen warfen sich mehrere Blood Angels zwischen ihn und ihren Scriptoren. Doch diese Würmer würden ihn nicht von seiner Beute abhalten! Mit einem mächtigen Schlag seiner ledrigen Flügel wischte Shaitan 3 Marines zur Seite während das Dämonenschwert durch den Squatführer schnitt wie ein Messer durch Butter. Der Dämon im inneren der Klinge die Seele des Armseligen an sich und verschlang sie, seinen Träger zu immer größerem Blutdurst anstachelnd.
Um selbigen Schicksal zu entgehen wichen die anderen Blood Angels instinktiv einen schritt zurück und endlich standen sie einander gegenüber. In seiner verzierten Terminatorenrüstung und mit den blauen, hasserfüllten Augen im perfekt geschnittenen , aber nun von unendlichem Zorn verzerrten Gesicht hatte der Blood Angel Scriptor etwas Ehrfurchtgebietendes an sich. Der Kehle des Dämonenprinzen entrang sich ein grausames, verächtliches Lachen als er den ersten, mit wütender Kraft geführten Psi-Schlag des Scriptors problemlos abfing. Doch um sie herum sah das Bild anders aus: Die Blood Angels hatten sich vom ersten Ansturm der World Eaters erholt und warfen sich dem verhassten Feind nun umso zorniger entgegen. Auch machte sich jetzt ihre zahlenmäßige Überlegenheit bemerkbar und die Anhänger Khornes gerieten in die Defensive. Nicht wenige von ihnen fielen unter den wütenden geführten Kettenschwertern.
In diesem Moment erreichten diejenigen Todeskompanisten, deren Körper noch in der Lage waren, den Befehlen des Geistes zu gehorchen die drei Kyborgs. Mit deren Körpern ging plötzlich eine Veränderung vor. Die brutalen Feuerwaffen, die ihre Arme gewesen waren begannen sich zu verzerren und Sekundenbruchteile später waren an ihrer Stelle Energiefäuste über die eine Entladung nach der Anderen knisterte. Eine der Fäuste griff nach dem vordersten der verdutzten Marines und zerquetschte mit einer beinahe beiläufigen Bewegung seinen Brustkorb bevor der Kyborg sich den übrigen vieren zuwandte, von denen drei weitere zermalmt wurden bevor es dem letzten gelang unter einem auf ihn gezielten Angriff hinwegzutauchen. Er schlug zurück, doch sein Kettenschwert verkantete sich und blieb stecken. Er wich zwei weiteren Angriffen aus, dann schlug ihm eine Energiefaust glatt den Kopf von den Schultern. Mit einem dämonischen Lachen wandte sich nun auch der Kyborgkult dem Zentrum der Schlacht zu.
Derweil hetzten die beiden Blood Angels, die aus dem Baal-Predator entkommen waren, durch den Wald, die Hügelkette umrundend und immer auf der Hut vor neuen Ausgeburten des Chaos, von denen sie bisher aber noch keine getroffen hatten. Auch auf dem Schlachtfeld sah es so aus, als sei der Imperator doch noch mit seinen Getreuen: Immer weiter drängten sie die Khorne Berserker auf die Hügel zu, und immer mehr der bronzebeschlagenen, vom Chaos verzerrten Rüstungen blieben regungslos zurück. In diesem Moment jedoch begann die Luft zwischen den Todesengeln zu flimmern, und einen Moment später nahmen schwarz gepanzerte Kolosse, doppelt so massig wie jeder normal Marine, Gestalt an. Dies waren Chaos Space Marine Terminatoren, die absolute Elite der Black Legion Streitmacht und Garde Shaitans, die sich mitten in die Formation der Blood Angels teleportierte. Kaum hatten sie sich im Materiellen Universum orientiert begannen ihre Zwillingsbolter auch schon Feuer und Tod zu spucken und mit tödlicher Präzision die Helme und Köpfe ihrer Gegner zu zerfetzen. Selbst die loyalen Terminatoren hatten ihrer, in Millennien des Kampfes gesammelten Erfahrung nichts entgegenzusetzen und bald fiel der Veteranensergeant den Energieklauen des Terminatorenchampions zum Opfer. Das Schlachtenglück kippte, als die Terminatoren ihr Vernichtungspotential entfalteten und so den Druck von den Khorne Berserkern nahmen, die nun, da sie Platz hatten, ihre massiven Kettenächste zu schwingen, wieder die Oberhand gewannen. Das zusätzliche Eingreifen des Kyborgkults sowie des Predators beschleunigte nur noch ihr Schicksal, und binnen kürzester Zeit waren alle Blood Angels aufgerieben. Bis auf den Scriptor, der sich immer noch des Dämonenprinzen erwehrte. Er hatte mittlerweile anerkannt, dass seine Psikräfte, mit der er bisher noch jedes Feindes Herr geworden war, ihm gegen einen Gegner von der Macht des dunklen Prinzen nichts nützte und bediente sich ihrer nur noch um sich vor den Einflüsterungen des Dämonen zu schützen. Er konzentrierte sich stattdessen darauf, das Problem mit seiner Psi-Wffe anzugehen. Wieder und wieder trafen die beiden mächtigen Waffen, das vor Energie knisternde Psischwert des Scriptors und und die nun vor Hass brennende Dämonenklinge Shaitans, aufeinander. Die gnadenlosen Hiebe des Dämonenprinzen waren von übermenschlicher Stärke, doch durch seinen Zorn war ihm der Psioniker fast ebenbürtig und mehrere Male verfehlte er seinem Gegner nur um Haares breite. Als er gerade einen brutalen Schlag des Dämomenschwertes abblockte spürte er plötzlich, wie sich die Klauenhand seines Gegners um seinen Hals legte und ihn trotz der schweren Rüstung wie ein Spielzeug vom Boden riss. Noch in derselben Sekunde rammte Shaitan ihm, ein schrilles Triumphgeheul anstimmend, das Schwert durch die Brust und die Seele des Scriptoren wurde ein weiteres Opfer des Dämonen. Im Moment seines Todes sah sein inneres Auge etwas, das der Dämonenprinz bisher vor ihm verborgen hatte. Nun wusste er, warum so ungewöhnlich viele Chaos Space Marines hier waren.
Die beiden rotgepanzerten Gestalten hatten den äußeren Hügel jetzt beinahe umrundet. Noch immer waren sie keinen weiteren Renegaten begegnet, was sie jedoch mehr verstörte als beruhigte. Es war kein Schlachtenlärm zu hören, obwohl dieser deutlich hätte vernehmbar sein müssen. Dann, als sie, Glaubenslitaneien der Beruhigung murmelnd, zwischen den letzten Bäumen hervortraten, fiel ihr Blick auf eine geschützte Lichtung, auf der dem Schlachtfeld abgewandten Seite am Fuße des Hügels. Und dort standen, an den Ecken eines großen, in krankem Rot leuchtenden Pentagramms fünf Chaos Hexer. Genau in ihrer Mitte öffnete sich, langsam, aber sicher, ein rot glühender Spalt im Boden: ein Dämonentor! Würde sich das Tor sich vollständig öffnen wäre die Makropolwelt auf der die sich befanden mitsamt der Milliarden von Einwohnern unweigerlich dem Untergang geweiht und würde von den Horden des Chaos verschlungen werden. Doch das würden sie, Veteranen der Blood Angels, Elitekämpfer der Menschheit und treue Diener des Imperators, nicht zulassen.
Das waren ihre letzten Gedanken, bevor sie von den Energieklauen des hinter ihnen materialisierenden Chaos-Terminatorenchampions zerfetzt wurden.



Urheberrecht: Robert Bechlin, 2005



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