ANNURIAN |
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Helliandros war unruhig. Der frische Wind, der ihm �bers Gesicht strich, das Summen
der Antigravmotoren des Serpents hinter ihm, die Psi-Schwingungen seines Hagun-Zar
konnten ihn nicht im Geringsten beruhigen. Er ignorierte Shai-Zharida, die Banshee
Exarchin, die ihm Bericht erstatten wollte. Er wusste bereits alles. Der Guerillakrieg
der Eldar lief gut. Die Verluste waren sogar noch geringer als erwartet.
Der alte Runenprophet w�rde nie seine Br�der und Schwestern in einen sinnlosen Tod schicken. Thim�n-Shan war ein kleines Weltenschiff, darum mussten ihre Feldz�ge bedacht gef�hrt werden. Der laufende Angriff w�rde die Chem-Pan-Sey auf diesem Planeten genug schw�chen. Er wusste, dass der Krieg hier schon gewonnen war. Er wusste nur nicht, wof�r. Langsam strich er mit seinen grazilen Fingern �ber die Seelensteine seiner Runenr�stung. Er sp�rte die gewaltige psionische Energie, die von ihnen freigesetzt wurden. Auch die Seelen der Verstorbenen wurden von dieser gewaltigen Unruhe erfasst. Er w�nschte sich den Rat seiner Runenleser, doch genau wegen diesen Unsicherheiten im Netz der Schicksalsf�den hatte er darauf verzichtet seine Sch�ler auf dieses Schlachtfeld mitzuf�hren. Khaine war ihm gn�dig, der Krieg war schon entschieden. Und doch gab es etwas in naher Zukunft, was diesen Planeten f�r die Eldar unbeschreiblich wichtig machen w�rde. Helliandros sp�rte die unglaubliche Ruhe der Exarchin neben ihm, die mit endloser Geduld auf seine Befehle wartete.
Aber es galt derzeit lediglich abzuwarten. Er wurde von beinahe jugendlicher Neugier gepackt. Seine hellseherischen F�higkeiten endeten schon wenige Minuten in der Zukunft, was danach geschehen w�rde wusste er nicht. Er bemerkte, dass die Banshee den Funkspruch erhielt, dass die feindliche Armee besiegt war. Er gab kurz den Befehl durch, sich auf die H�gelkette zur�ckzuziehen, auf der er sich gerade befand. Die Kriegerin deutete eine kleine Verbeugung an wendete sich ab und koordinierte die Verteidigungslinie am R�ckzugspunkt. Der Seher sp�rte, dass ein gro�es Ereignis auf sie zukam. Langsam drehte er sich um und setzte seinen Phantomhelm auf. Kurz rief er die Exarchen, sie sollten sich bereit machen und stieg in seinen Serpent ein. Je n�her das Unbekannte r�ckte, desto nerv�ser w�rde der alte Eldar. Trotz seines jahrelangen Trainings auf dem Pfad des Runenpropheten wurde er von unglaublichen Gef�hlen gepackt. Noch nie hatte er so intensiv die Liebe zu seinem Weltenschiff gesp�rt. Noch nie war der Hass auf den gro�en Feind so gewaltig. Noch nie hatte er solch eine Angst vor der Zukunft in sich. Er befahl seinen Serpent von den Banshees begleitet in die Menschenstadt zu fahren. Er sp�rte, dass es sich nur noch um Sekunden handeln w�rde. Er sp�rte auch, dass es mitten unter den Chem-Pan-Sey stattfinden w�rde. Schnell glitten die beiden Antigravpanzer �ber die leicht bewaldete Ebene mitten durch die klobigen Steinbauten der erstaunten Primitiven. Vor dem Gebetshaus des Imperators lies Helliandros die Panzer zum Stehen kommen und die Aspektkriegerinnen schw�rmten aus um ihn vor Angriffen der Zivilen zu decken. Doch milit�risches Denken k�mmerte ihn �berhaupt nicht. In emotionaler Lethargie stolperte er ihn das gewaltige Bauwerk aus schlecht behauenem Fels und Stein.
Es war so weit.
Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Doch er wusste noch immer nicht was
geschehen w�rde. Und pl�tzlich war es da. Von einer gewaltigen Vision gepackt
taumelte der alte Runenprophet ein paar Schritte zur�ck und landeten in den Armen
Shai-Zharidas. Er sah gewaltige Zitadellen. �berall auf Stra�en und in Kristallkuppeln
liefen Eldar umher. Junge, alte, Br�der und Schwestern jedes Pfades, sie alle
wandelten an diesem Ort, auf diesem Planeten, doch es war nicht die Vergangenheit,
Helliandros sah die Zukunft. In mitten der Kristallbauten ersp�hte er einen gewaltigen,
feurigen Dom. Er sah die Kammer eines Avatars Kaela Mensha Khaines. Eines Avatars,
der nur einmal seit dem gro�en Fall geweckt worden war. Und zwar jetzt. Helliandros
sp�rte, wie der Griff der Exarchin erschlaffte. Sie lie� ihn langsam zu Boden
gleiten. Den zusammengesunkenen Runenpropheten ignorierend schritt sie behutsam
in die Mitte des gewaltigen Menschenhauses. Je n�her sie dem Zentrum der Halle
kam, desto st�rker fing ihre Gestalt an zu leuchten. Ihr K�rper wurde zu reinem
Licht, ihre Silhouette war nicht mehr auszumachen, die ganze Halle war gef�llt
von glei�endem Scheinen und Leuchten. Die Temperatur stieg auf beinahe unertr�gliche
H�hen, es roch immer mehr nach geschmolzenen Eisen und dem Rauch eines gewaltigen
Feuers. Als Helliandros wieder zu Kr�ften kam und aufstand, sah er, wie sich mitten
in dem Glei�en immer mehr der gewaltige Schatten eines monstr�sen Avatars abzeichnete.
Das riesige, lebende G�tterbildnis wandte sich ihm in unendlicher Ruhe zu und
schritt ihm langsam entgegen. Direkt voreinander blieben die beiden stehen. Der
Avatar war mehr als doppelt so gro� wie der Runenprophet, der vor der Inkarnation
des Kriegsgottes niederkniete. Und pl�tzlich verstand der Alte. Er stand auf,
befahl die restlichen Banshees mit sich und ließ s�mtliche Eldar zur�ck
nach Thim�n-Shan kommen.
Sofort setzte er sich mit den gr��ten der Weltenschiffe in Verbindung und beschrieb seine Erlebnisse und alle waren sie sich einig: das Ende seines Volkes war noch lange nicht gekommen, das Imperium der Eldar w�rde wiederauferstehen wie der Avatar Khaines es getan hatte. Und auf diesem kleinen Planeten abseits aller anderen V�lker der Galaxis w�rde der erste wichtige Grundstein gelegt werden. Annurian, der Beginn des Lichts.
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