Portal <
Info/Impressum <
Team <
Forum <
 [ 328025/M3 ]
[ Suche | Einloggen | Kontakt ]
 




DUST FALLS

"Doch, ich sag dir, so war es!" Georgie sch�ttelte den Kopf und grinste schief: "Nat�rlich. Die ganze Gang wird von einer Hundertschaft Arbitratoren gejagt, klaut das Ding aus dem Uphive, t�tet nebenher rund einen Drittel der Gesetzesh�ter und schaffst wieder zur�ck nach unten." Georgie kratzte sich am Kopf. "Niemand ist so gut, Ben."

Ben seufzte und nahm einen grossen Schluck aus seinem Humpen. Mit einem lauten Ger�usch setzte er ihn wieder ab: "Und ob sie das sind. Oder denk doch nur mal an die Belagerung von Glow City!" Georgie zog eine Augenbraue hoch. "Was soll damit sein?" Erneut sch�ttelte Ben den Kopf. "Manchmal treibst du einen echt in den Wahnsinn, Br�derchen. Wer war es denn, der die Siedlung aus der Umklammerung der Scavvies entriss? Hm?" Georgie lachte leise. "Oh Ben. Jeder weiss, dass das ein Kreuzzug der Redemption gewesen ist." Ben schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. "Du glaubst jeden Mist, was? Das ist nur die offizielle Version. Glaubst du, man w�rde einer Gang die Ehre �berlassen, eine Siedlung befreit zu haben?" Umst�ndlich z�ndete sich Georgie eine Zigarette an und bestellte ein neues Bier. Er rauchte eine Weile schweigsam, wandte sich dann aber wieder seinem Bruder zu. "Seit wann interessierst du dich �berhaupt f�r diese Gang? Wie hiess sie denn noch mal?"

"Sumphole Scavengers," antwortete Ben. "Also, warum, Ben?" Ben hob die Schultern. "Weiss nicht. Ist halt interessant, was der alte Philipp so zu erz�hlen hat." Georgie hob eine Hand. "Moment mal. Philipp? So wie in Philipp-der-gr�sste-S�ufer-von-Dust-Falls?" Ben nickte langsam und Georgie brach in schallendes Gel�chter aus. "Hast du zuviel Pilzsporen eingeatmet, Br�derchen? Jedes Kind weiss doch, dass man Philipps Worten nicht zuviel Aufmerksamkeit schenken sollte." Ben sch�ttelte vehement den Kopf. "Das ist dummes Zeug, Georgie. Das wei�t du. Warum sollte Phillip l�gen?" Bens Bruder nahm einen Schluck aus seinem Glas und setzte es dann ger�uschvoll ab. "Vielleicht f�r eine Flasche Schnaps oder ein paar Bier? Wie viel hast du ihm bezahlt, Ben? Wie viel?"

"Ich... ich weiss nicht. Hie und da einen Schnaps. Nicht viel, jedenfalls," antwortete Ben verlegen. "Aber trotzdem, ich glaube nicht, dass Philipp l�gt." Georgie nickte. "Hm, mal angenommen, er l�gt nicht. Woher weiss er das alles? War er dabei? Guck ihn dir doch mal an. Der ist doch keine zehn Meilen aus Dust Falls herausgekommen." Ben sagte nichts mehr. Er lehnte sich zur�ck und schaute sich nachdenklich um. Das "Gossip" war eine kleine aber gut besuchte Bar am Rand von Dust Falls. Es war Treffpunkt f�r Arbeiter, Farmer und Abenteurer gleichermassen, was oft zu Meinungsverschiedenheiten und Schl�gereien f�hrte. Vor allem wenn die Beteiligten mehr getrunken hatten, als gut f�r sie war. Die T�re �ffnete sich und drei M�nner in Tarnuniformen traten ein. Fahnenfl�chtige Rekruten, die sich ins Downhive gefl�chtet hatten um den Dienst in der Imperialen Armee zu entgehen. "Schau mal, Georgie, �rger," fl�sterte Ben und deutete mit dem Kopf auf die drei M�nner. Georgie warf einen kurzen Blick auf die drei M�nner und wandte sich wieder seinem Bruder zu. "Na toll. Bald wird es hier vor Arbitratoren und Armeepolizei nur so wimmeln. Ich kann die Kerle nicht ausstehen."

Eine schwere Hand fiel auf Georgies Schulter herab: "Meinst du uns damit, Kleiner?" Georgie warf einen Blick �ber seine Schulter. Die drei Soldaten hatten sich hinter ihm aufgebaut. Grosse, breitschultrige Schl�gertypen. In ihren Augen funkelte die Streitlust. "N... nein. Ich meinte die Arbitratoren." Der Anf�hrer der Soldaten kniff die Augen zusammen: "Netter Versuch, Kleiner." Georgie sah die Faust nicht kommen, aber sie traf ihn wie ein Dampfhammer. Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert und er rutschte benommen von seinem Stuhl herunter. Blut floss aus seiner Nase. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie Ben aufsprang und sich auf die M�nner st�rzen wollte, doch er hatte keine Chance. Einer der Soldaten packte ihn und hielt ihn fest, w�hrend im der andere das Knie in den Unterleib rammte. St�hnend sackte Ben in sich zusammen.

"Du solltest besser auf deine Worte achten, Kleiner. Sonst bekommst du nur �rger," sagte der Anf�hrer leise und versetzte Georgie einen Tritt in die Magengrube. Vor Schmerz und Wut heulend schloss er die Augen. Dann h�rte er ein leises, metallisches Klicken.

"Du solltest besser aufpassen, wen du hier unten anmachst. Wir m�gen es nicht, wenn Abschaum wie ihr herunterkommt und unsere Leute angreift," sagte eine kalte Stimme. Langsam �ffnete Georgie die Augen. �ber ihm erhob sich der erstarrte Anf�hrer der Soldaten. Neben ihm stand eine hagere, schwarz gekleidete Gestalt, deren Gesicht von einem Hut beschattet wurde. Sie hielt eine grosskalibrige Pistole in der Hand, die sie auf den Kopf des Soldaten gerichtet hatte. Seine beiden Kumpane liessen von Ben ab und wollten sich auf den Fremden st�rzen, doch ein weiterer Mann kam ihnen zuvor. "Denkt nicht einmal daran," sagte sie mit tiefer Stimme. Georgie wandte den Kopf und sah einen langhaarigen Mann, der eine Schrotflinte auf die beiden M�nner gerichtet hatte. Was zum Teufel war hier los?

"Ach kommt schon, wir wollten bloss ein bisschen Spass haben," sagte der Anf�hrer unsicher. "Ich meine, wir stehen ziemlich unter Spannung. Das verstehst du doch, oder?" Der Mund des schwarz gekleideten Mannes verzog sich zu einem harten L�cheln. "Nein, das tue ich nicht. Seht ihr, wegen euch Schweinen werden bald hordenweise Arbitratoren und Milit�rpolizisten hier auftauchen und uns das Leben zur H�lle machen. Und wenn sie euch nicht finden, zwingen sie drei andere an eurer Stelle in den Dienst der Armee. Deshalb werden wir euch ausliefern." Der Anf�hrer zuckte zusammen und wurde bleich. Georgie sah, wie sich seine Muskeln spannten, doch der Fremde kam ihm zuvor. Mit einer schnellen Bewegung schlug er dem Soldaten die Waffe ins Gesicht. Knochen knackten und Blut floss aus der Nase des Soldaten. "Denk nicht einmal daran," zischte der Fremde.

"Hey, lasst mir noch was �brig," sagte eine dritte Stimme, die Georgie vertraut vorkam. Er rappelte sich auf und erblickte Philipp, der hinzugetreten war. Doch anstatt seiner gewohnten zerlumpten Kleider trug er eine einfache, mattschwarze Plattenr�stung. Sein Bart wirkte nicht mehr verfilzt und schmutzig, sondern gepflegt. Er fasste sich an den Kopf. Tr�umte er das etwa nur? "Ganz ruhig, Phil. Wir werden die drei Jungs hier abliefern und uns noch ein nettes S�mmchen dazuverdienen," grinste der Langhaarige und rammte einem Soldaten den Kolben seiner Schrotflinte in die Magengrube. "Das wird sie lehren, friedliche Leute nicht mehr zu bel�stigen."

"Dazu werden sie wohl kaum mehr Gelegenheit haben," meinte Phil und kniete neben Ben hin. Er t�tschelte ihm auf die Wange, bis dieser leise st�hnte. "Keine Sorge, Georgie, er wird es �berleben." Georgie nickte stumm und hielt sich unsicher am Tisch fest.

"Sammy, wer soll die Jungs denn abliefern? Wir werden immer noch gesucht, nach all den Jahren," warf der langhaarige Mann ein. Der Fremde mit dem Hut nickte: "Stimmt, Chuck." Georgie r�usperte sich: "Vielleicht... vielleicht k�nnten mein Bruder und ich das erledigen. Ihr habt uns schliesslich geholfen." Sammys graue Augen richteten sich auf Georgie. Unwillk�rlich zuckte er zusammen. Sie waren so hart, so kalt. Wie Stahl. Sammy nickte leicht: "In Ordnung. Wir bringen sie zur Station der Arbitratoren."

Die Station war nicht weit und die beiden Br�der verschwanden mit den drei Soldaten im Inneren. "K�nnen wir ihnen trauen?" fragte Chuck, als sie in einer dunklen Nebengasse warteten. "Wenn nicht, werden wir sie finden. �berall," meinte Sammy leise. Phil lachte leise auf: "Kommt schon, Jungs. Ich kenne die beiden, seit sie klein waren. Die sind grundehrlich. Arbeiten dr�ben bei Jonnys Reparaturwerkst�tte." Sammy nickte. "Okay, Phil. Auf dein Wort." Die drei M�nner warteten eine halbe Stunde schweigend, bis sie h�rten, wie die T�re zu fiel. Langsam kamen sie aus der Seitengasse und traten auf die beiden Br�der zu. "Wie viel?" fragte Sammy leise. "Dreissigtausend," sagte Ben und hielt dem Anf�hrer der Gang einen ledernen Beutel hin. Sammy ergriff ihn und verstaute ihn in einer G�rteltasche. "Besten Dank f�r die Hilfe, Jungs," sagte Phil und warf Sammy einen fragenden Blick zu. Dieser seufzte leise und griff erneut in die Tasche: "Okay, ihr habt euch euren Anteil verdient." Phil nickte zufrieden. Langsam z�hlte Sammy eine Summe ab und �bergab sie Georgie. "Zehn Prozent. Das d�rfte reichen," sagte er schliesslich und steckte den Beutel weg.

Ben r�usperte sich. "Ich... �hm... ich wollte fragen, ob ich euch begleiten kann." Georgie fuhr herum. "Bist du verr�ckt? Wir haben gerade dreitausend Credits verdient! Das reicht f�r eine ganze Weile!" Ben sch�ttelte den Kopf. "Trotzdem..." Sammy hob eine Augenbraue und musterte Ben von oben nach unten. "Kannst du mit einer Waffe umgehen?" Ben nickte. "Wenn ein Kleinkalibergewehr als Waffe z�hlt, dann ja." Chuck sch�ttelte den Kopf. "Ich weiss nicht recht, Sammy. Er ist noch so verdammt jung. Ausserdem kann ein Kleinkalibergewehr wohl nicht als Referenz dienen, oder?" Phil lachte leise. "Ach kommt schon. Wir waren auch mal jung, wisst ihr noch? Ich finde, wir solltens probieren. Etwas frisches Blut kann doch nicht schaden." Chuck grunzte etwas, doch Sammy nickte pl�tzlich. "Du hast recht, Phil. Und wenn sie nichts taugen, k�nnen wir sie immer noch irgendwo sitzen lassen." Bei der letzten Bemerkung war Ben blass geworden. "Moment mal. Ich lasse meinen kleinen Bruder nicht im Stich", sagte Georgie. "Wenn er mitkommt, komme ich auch mit."

"So sei es. Willkommen bei den Sumphole Scavengers", sagte Phil feierlich. Die beiden anderen M�nner nickten zustimmend. "Gehen wir", sagte Sammy und setzte sich an die Spitze der Gruppe.

"�h, wenn die Frage erlaubt ist, wohin gehen wir?" fragte Ben. Sammy lachte leise auf und den beiden Br�dern fuhr ein kalter Schauer den R�cken hinab: "Nach unten, Jungs. Nach unten."




Urheberrecht: Stefan Bernhard, 2003



Bewerte diesen Beitrag:

 




www.sphaerentor.com
[ Copyright © 2001 by Tobias Reinold & Huân Vu | Alle Rechte vorbehalten ]
Impressum | Datenschutz
 
>