"Doch, ich sag dir, so war es!" Georgie sch�ttelte den
Kopf und grinste schief: "Nat�rlich. Die ganze Gang wird von einer
Hundertschaft Arbitratoren gejagt, klaut das Ding aus dem Uphive, t�tet
nebenher rund einen Drittel der Gesetzesh�ter und schaffst wieder zur�ck nach
unten." Georgie kratzte sich am Kopf. "Niemand ist so gut, Ben."
Ben seufzte und nahm einen grossen Schluck aus seinem Humpen. Mit
einem lauten Ger�usch setzte er ihn wieder ab: "Und ob sie das sind. Oder denk
doch nur mal an die Belagerung von Glow City!" Georgie zog eine Augenbraue
hoch. "Was soll damit sein?" Erneut sch�ttelte Ben den Kopf. "Manchmal treibst
du einen echt in den Wahnsinn, Br�derchen. Wer war es denn, der die Siedlung
aus der Umklammerung der Scavvies entriss? Hm?" Georgie lachte leise. "Oh Ben.
Jeder weiss, dass das ein Kreuzzug der Redemption gewesen ist." Ben schlug sich
mit der flachen Hand auf die Stirn. "Du glaubst jeden Mist, was? Das ist nur
die offizielle Version. Glaubst du, man w�rde einer Gang die Ehre �berlassen,
eine Siedlung befreit zu haben?" Umst�ndlich z�ndete sich Georgie eine
Zigarette an und bestellte ein neues Bier. Er rauchte eine Weile schweigsam,
wandte sich dann aber wieder seinem Bruder zu. "Seit wann interessierst du dich
�berhaupt f�r diese Gang? Wie hiess sie denn noch mal?"
"Sumphole Scavengers," antwortete Ben. "Also, warum, Ben?" Ben hob die
Schultern. "Weiss nicht. Ist halt interessant, was der alte Philipp so zu
erz�hlen hat." Georgie hob eine Hand. "Moment mal. Philipp? So wie in
Philipp-der-gr�sste-S�ufer-von-Dust-Falls?" Ben nickte langsam und Georgie
brach in schallendes Gel�chter aus. "Hast du zuviel Pilzsporen eingeatmet,
Br�derchen? Jedes Kind weiss doch, dass man Philipps Worten nicht zuviel
Aufmerksamkeit schenken sollte." Ben sch�ttelte vehement den Kopf. "Das ist
dummes Zeug, Georgie. Das wei�t du. Warum sollte Phillip l�gen?" Bens Bruder
nahm einen Schluck aus seinem Glas und setzte es dann ger�uschvoll ab.
"Vielleicht f�r eine Flasche Schnaps oder ein paar Bier? Wie viel hast du ihm
bezahlt, Ben? Wie viel?"
"Ich... ich weiss nicht. Hie und da einen Schnaps. Nicht viel,
jedenfalls," antwortete Ben verlegen. "Aber trotzdem, ich glaube nicht, dass
Philipp l�gt." Georgie nickte. "Hm, mal angenommen, er l�gt nicht. Woher weiss
er das alles? War er dabei? Guck ihn dir doch mal an. Der ist doch keine zehn Meilen aus Dust Falls herausgekommen." Ben sagte nichts mehr. Er lehnte sich zur�ck und schaute sich
nachdenklich um. Das "Gossip" war eine kleine aber gut besuchte Bar am Rand von
Dust Falls. Es war Treffpunkt f�r Arbeiter, Farmer und Abenteurer
gleichermassen, was oft zu Meinungsverschiedenheiten und Schl�gereien f�hrte.
Vor allem wenn die Beteiligten mehr getrunken hatten, als gut f�r sie war. Die
T�re �ffnete sich und drei M�nner in Tarnuniformen traten ein. Fahnenfl�chtige
Rekruten, die sich ins Downhive gefl�chtet hatten um den Dienst in der
Imperialen Armee zu entgehen. "Schau mal, Georgie, �rger," fl�sterte Ben und
deutete mit dem Kopf auf die drei M�nner. Georgie warf einen kurzen Blick auf
die drei M�nner und wandte sich wieder seinem Bruder zu. "Na toll. Bald wird es
hier vor Arbitratoren und Armeepolizei nur so wimmeln. Ich kann die Kerle nicht
ausstehen."
Eine schwere Hand fiel auf Georgies Schulter herab: "Meinst du uns
damit, Kleiner?" Georgie warf einen Blick �ber seine Schulter. Die drei
Soldaten hatten sich hinter ihm aufgebaut. Grosse, breitschultrige
Schl�gertypen. In ihren Augen funkelte die Streitlust. "N... nein. Ich meinte
die Arbitratoren." Der Anf�hrer der Soldaten kniff die Augen zusammen: "Netter
Versuch, Kleiner." Georgie sah die Faust nicht kommen, aber sie traf ihn wie
ein Dampfhammer. Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert und er rutschte
benommen von seinem Stuhl herunter. Blut floss aus seiner Nase. Aus den Augenwinkeln
heraus sah er, wie Ben aufsprang und sich auf die M�nner st�rzen wollte, doch
er hatte keine Chance. Einer der Soldaten packte ihn und hielt ihn fest,
w�hrend im der andere das Knie in den Unterleib rammte. St�hnend sackte Ben in
sich zusammen.
"Du solltest besser auf deine Worte achten, Kleiner. Sonst bekommst du
nur �rger," sagte der Anf�hrer leise und versetzte Georgie einen Tritt in die
Magengrube. Vor Schmerz und Wut heulend schloss er die Augen. Dann h�rte er ein
leises, metallisches Klicken.
"Du solltest besser aufpassen, wen du hier unten anmachst. Wir m�gen
es nicht, wenn Abschaum wie ihr herunterkommt und unsere Leute angreift," sagte
eine kalte Stimme. Langsam �ffnete Georgie die Augen. �ber ihm erhob sich der
erstarrte Anf�hrer der Soldaten. Neben ihm stand eine hagere, schwarz
gekleidete Gestalt, deren Gesicht von einem Hut beschattet wurde. Sie hielt
eine grosskalibrige Pistole in der Hand, die sie auf den Kopf des Soldaten
gerichtet hatte. Seine beiden Kumpane liessen von Ben ab und wollten sich auf
den Fremden st�rzen, doch ein weiterer Mann kam ihnen zuvor. "Denkt nicht
einmal daran," sagte sie mit tiefer Stimme. Georgie wandte den Kopf und sah
einen langhaarigen Mann, der eine Schrotflinte auf die beiden M�nner gerichtet
hatte. Was zum Teufel war hier los?
"Ach kommt schon, wir wollten bloss ein bisschen Spass haben," sagte
der Anf�hrer unsicher. "Ich meine, wir stehen ziemlich unter Spannung. Das
verstehst du doch, oder?" Der Mund des schwarz gekleideten Mannes verzog sich
zu einem harten L�cheln. "Nein, das tue ich nicht. Seht ihr, wegen euch
Schweinen werden bald hordenweise Arbitratoren und Milit�rpolizisten hier
auftauchen und uns das Leben zur H�lle machen. Und wenn sie euch nicht finden,
zwingen sie drei andere an eurer Stelle in den Dienst der Armee. Deshalb werden
wir euch ausliefern." Der Anf�hrer zuckte zusammen und wurde bleich. Georgie
sah, wie sich seine Muskeln spannten, doch der Fremde kam ihm zuvor. Mit einer
schnellen Bewegung schlug er dem Soldaten die Waffe ins Gesicht. Knochen
knackten und Blut floss aus der Nase des Soldaten. "Denk nicht einmal daran,"
zischte der Fremde.
"Hey, lasst mir noch was �brig," sagte eine dritte Stimme, die Georgie
vertraut vorkam. Er rappelte sich auf und erblickte Philipp, der hinzugetreten
war. Doch anstatt seiner gewohnten zerlumpten Kleider trug er eine einfache,
mattschwarze Plattenr�stung. Sein Bart wirkte nicht mehr verfilzt und
schmutzig, sondern gepflegt. Er fasste sich an den Kopf. Tr�umte er das etwa
nur? "Ganz ruhig, Phil. Wir werden die drei Jungs hier abliefern und uns noch
ein nettes S�mmchen dazuverdienen," grinste der Langhaarige und rammte einem
Soldaten den Kolben seiner Schrotflinte in die Magengrube. "Das wird sie
lehren, friedliche Leute nicht mehr zu bel�stigen."
"Dazu werden sie wohl kaum mehr Gelegenheit haben," meinte Phil und
kniete neben Ben hin. Er t�tschelte ihm auf die Wange, bis dieser leise
st�hnte. "Keine Sorge, Georgie, er wird es �berleben." Georgie nickte stumm und
hielt sich unsicher am Tisch fest.
"Sammy, wer soll die Jungs denn abliefern? Wir werden immer noch
gesucht, nach all den Jahren," warf der langhaarige Mann ein. Der Fremde mit
dem Hut nickte: "Stimmt, Chuck." Georgie r�usperte sich: "Vielleicht...
vielleicht k�nnten mein Bruder und ich das erledigen. Ihr habt uns schliesslich
geholfen." Sammys graue Augen richteten sich auf Georgie. Unwillk�rlich zuckte
er zusammen. Sie waren so hart, so kalt. Wie Stahl. Sammy nickte leicht: "In
Ordnung. Wir bringen sie zur Station der Arbitratoren."
Die Station war nicht weit und die beiden Br�der verschwanden mit den
drei Soldaten im Inneren. "K�nnen wir ihnen trauen?" fragte Chuck, als sie in
einer dunklen Nebengasse warteten. "Wenn nicht, werden wir sie finden.
�berall," meinte Sammy leise. Phil lachte leise auf: "Kommt schon, Jungs. Ich
kenne die beiden, seit sie klein waren. Die sind grundehrlich. Arbeiten dr�ben
bei Jonnys Reparaturwerkst�tte." Sammy nickte. "Okay, Phil. Auf dein Wort." Die
drei M�nner warteten eine halbe Stunde schweigend, bis sie h�rten, wie die T�re
zu fiel. Langsam kamen sie aus der Seitengasse und traten auf die beiden Br�der
zu. "Wie viel?" fragte Sammy leise. "Dreissigtausend," sagte Ben und hielt dem
Anf�hrer der Gang einen ledernen Beutel hin. Sammy ergriff ihn und verstaute
ihn in einer G�rteltasche. "Besten Dank f�r die Hilfe, Jungs," sagte Phil und
warf Sammy einen fragenden Blick zu. Dieser seufzte leise und griff erneut in
die Tasche: "Okay, ihr habt euch euren Anteil verdient." Phil nickte zufrieden.
Langsam z�hlte Sammy eine Summe ab und �bergab sie Georgie. "Zehn Prozent. Das
d�rfte reichen," sagte er schliesslich und steckte den Beutel weg.
Ben r�usperte sich. "Ich... �hm... ich wollte fragen, ob ich euch
begleiten kann." Georgie fuhr herum. "Bist du verr�ckt? Wir haben gerade
dreitausend Credits verdient! Das reicht f�r eine ganze Weile!" Ben sch�ttelte
den Kopf. "Trotzdem..." Sammy hob eine Augenbraue und musterte Ben von oben
nach unten. "Kannst du mit einer Waffe umgehen?" Ben nickte. "Wenn ein
Kleinkalibergewehr als Waffe z�hlt, dann ja." Chuck sch�ttelte den Kopf. "Ich
weiss nicht recht, Sammy. Er ist noch so verdammt jung. Ausserdem kann ein
Kleinkalibergewehr wohl nicht als Referenz dienen, oder?" Phil lachte leise.
"Ach kommt schon. Wir waren auch mal jung, wisst ihr noch? Ich finde, wir
solltens probieren. Etwas frisches Blut kann doch nicht schaden." Chuck grunzte
etwas, doch Sammy nickte pl�tzlich. "Du hast recht, Phil. Und wenn sie nichts
taugen, k�nnen wir sie immer noch irgendwo sitzen lassen." Bei der letzten Bemerkung
war Ben blass geworden. "Moment mal. Ich lasse meinen kleinen Bruder nicht im
Stich", sagte Georgie. "Wenn er mitkommt, komme ich auch mit."
"So sei es. Willkommen bei den
Sumphole Scavengers", sagte Phil
feierlich. Die beiden anderen M�nner nickten zustimmend. "Gehen wir", sagte
Sammy und setzte sich an die Spitze der Gruppe.
"�h, wenn die Frage erlaubt ist, wohin gehen wir?" fragte Ben. Sammy
lachte leise auf und den beiden Br�dern fuhr ein kalter Schauer den R�cken
hinab: "Nach unten, Jungs. Nach unten."