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HEIDENSCHNITTER TEIL 1


Rayveness Conroy war stets eine beeindruckende Erscheinung. Sie trug ein geschmackvoll verziertes blaues Gewand, dar�ber einen gelben �berwurf, in den Plastplatten eingearbeitet waren. Ein dunkelroter Umhang fiel �ber ihre Schultern, darauf in schwarz das Symbol der Inquisition, das auch auf dem �berwurf prangte. Plastplatten in dunklem Metallikton sch�tzten ihre Schultern, und in ihrem langen, dunklen Haar trug sie einen breiten, silbernen Reif.
So sah sie auch noch beeindruckend aus, als sie jetzt durch das von Tr�mmern und Fahrzeugwracks �bers�te Schlachtfeld schritt, entlang einer breiten Furche im Boden, die einmal eine Stra�e gewesen war. Wenn von der Artillerie abgefeuerte Leuchtgeschosse alles eine zeitlang in wei�es, k�nstliches Licht tauchten, konnte man die Vielzahl von kleinen Narben erkennen, die ihr Gesicht trug, und ihre energischen, feingeschnittenen Gesichtsz�ge.
Dumpf klingender Gesch�tzdonner der im Hinterland postierten Batterien war zu h�ren, und dann und wann scho� ein Feuerschweif durch den Himmel, wenn eine Salve Raketen in Richtung Front raste. Flakfeuersalven schickten gl�hende Geschosse in die Luft, wenn feindliche Flieger einen Angriff flogen. Gefolgt von ihrem Akolyten Garet Othin marschierte die Inquisitorin in Richtung der Frontlinie, dorthin, wo sie die gesuchten Informationen vermutete. In der Gegend um Reginheraht hatte Gro�inquisitor Vortimon seinen Sitz, ein prachtvolles Geb�ude, gebaut auf alten Katakomben. In seiner umfangreichen Bibliothek w�rde sie vermutlich die letzten Hinweise finden, die sie brauchte, um zum Ziel zu gelangen. Der Inquisitor war ein m�chtiger und intelligenter Mann; bestimmt hatte er es verstanden, die Kampfhandlungen von sich fernzuhalten, so da� sein Privatschlo� wohl unversehrt war. Sicherlich kommandierte er nun irgendeine Streitmacht in diesem Krieg, so da� sie nicht mit seiner Anwesenheit rechnen mu�te, wenn sie in seine Gem�cher einbrach.
W�hrend die beiden Gestalten der kaum zu erkennenden Stra�e folgten, h�rte man aus der Ferne das Ger�usch von Maschinen, die sich n�herten. �ber den H�gel in ihrem R�cken kam mit langsamen, aber gro�en Schritten ein Schwadron Sentinel Walker heran. Ihre Motoren heulten auf und ihre Hydrauliksysteme kreischten, w�hrend sie vorw�rtsmarschierten und ihre Torsi mit den Waffensystemen nach links und rechts schwenkten, nach Feinden ausschauhaltend. Hinter ihnen marschierte ein Zug Infanterie der Danaesischen J�ger. Die Walker und die Soldaten in den staubbedeckten Uniformen passierten die beiden Gestalten, ohne ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
W�hrend er durch den rotbraunen Matsch stapfte, erinnerte sich Garet daran, wie er der Akolyt von Inquisitorin Conroy geworden war, ein Anw�rter auf das Amt des Inquisitors. Damals, als er noch Gladiator war und f�r Geld und des Nervenkitzels wegen in den Arenen von Rhudon III k�mpfte. Im Laufe weniger Jahre hatten sich seine F�higkeiten stark verbessert, so da� er in der oberen Riege mitk�mpfen konnte. Das bedeutete h�here Preisgelder, aber auch gef�hrlichere K�mpfe, ohne die M�glichkeit, das Handtuch zu werfen. Und immer wieder neue Waffen und Regeln, ver�nderte Arenen und Handicaps, ganz zu schweigen von den Intrigen der Teams und Einzelk�mpfer untereinander. Doch die Zuschauer lie�en sich die Spektakel etwas kosten, Arenak�mpfe waren mit Abstand die beliebteste Unterhaltungsform. Das K�mpfen war sein Lebensunterhalt, und er verdiente gut. Er lernte den Umgang mit Klingen, Feuerwaffen und diverse waffenlose Kampftechniken, sah aber sonst nicht viel von seiner Welt und verlie� niemals seinen Heimatplaneten. Als die Inquisitorin dann das Viertel der Gladiatoren in der Hauptstadt besuchte, wo auch er wohnte, hatte er sie zuerst f�r die Frau eines Fabrikatoren aus dem Geldadel von Rhudon III gehalten, die die K�mpfe als kurzweilig empfand und f�r gutgebaute Gladiatoren schw�rmte. Doch er war schnell eines besseren belehrt worden, als ihn die unbekannte Dame zu einem Schwertkampf aufforderte.
Das Langschwert, die am besten ausbalancierte Klingenwaffe, die Menschen ersonnen hatten. Nat�rlich beherrschte er verschiedene Kampfstile damit meisterhaft. Als er sie kurz vorher beobachtete, konnte er erkennen, da� sie durchaus eine Klinge zu f�hren wu�te und auch �ber gen�gend K�rperbeherrschung verf�gte, er bezweifelte aber, da� sie ein Gegner f�r ihn w�re. Es kam jedoch anders, als er gedacht hatte. Er hatte sie zwar entwaffnen k�nnen, mit einem Man�ver, da� er selbst entwickelt hatte, doch sie hatte ohne mit der Wimper zu zucken weitergek�mpft. Als sie dann sein Schwert abblockte und es mit einem Fu�tritt unter trockenem Krachen zerbrach, blieb ihm nichts anderes �brig, als ihre �berlegenheit anzuerkennen. Noch �berraschter war er aber, als sie ihm anbot, in ihre Dienste zu treten und mehr vom K�mpfen zu lernen, die Galaxis zu bereisen und Gefahren entgegenzutreten. Die Aussicht, mehr zu sehen als die Arenen dieses Planeten, war verlockend, und so stimmte er zu. Wie sich schnell herausstellte, war sie eines der m�chtigen Mitglieder der gef�rchteten Inquisition, und er sollte in diese Organisation eingef�hrt werden, um vielleicht eines Tages selbst ein vollwertiger Inquisitor zu werden. Eigentlich eine vielversprechende Aussicht f�r jemanden, der in seinem Leben nur das K�mpfen gelernt hatte.
Doch schnell mu�te er erfahren, da� ein Inquisitor mehr beherrschen mu�te als Klingen und Feuerwaffen. Verschiedene Riten, das Imperiale Recht, h�fisches Benehmen, Sprachen, Wissen �ber Raumfahrt und andere Gebiete der Technik, Biologie, Kunde der Feinde des Imperiums, Wissen �ber Wirtschaft und Handel, �ber die unz�hligen Organisationen und Fraktionen des Imperiums, ihre Diener und ihre Ziele, seine Rechte und Pflichten als Inquisitor und Dutzende andere Wissensgebiete waren es, die er zu meistern hatte. Und so verbrachte er Jahre damit, dieses und vieles mehr zu lernen und an der Seite von Rayveness Conroy gegen die Feinde des Imperators anzutreten.
Mittlerweile waren sie soweit gekommen, da� sie hinter einem H�gel das Schlo� des Gro�inquisitors erblicken konnten. Schlo� war ein wahrhaft treffender Begriff f�r das gro�e Herrenhaus, das dort in einer breiten Senke stand. Das vierst�ckige, langgestreckte Geb�ude war aus unregelm��ig behauenen Steinen errichtet, in die auf ihrer sichtbaren Au�enseite geometrische Muster eingraviert waren, das Dach war mit spiegelglattpolierten Schieferplatten gedeckt und am Rand mit Prunkzinnen verziert. Vorsichtig arbeiteten sich Rayveness und Garet an das Haus heran, Deckung in dem hohen Gras suchend. Rayveness hatte bei ihren Nachforschungen erfahren, da� es einen Ausgang aus den Katakomben gab, die das Anwesen unterh�hlten. Eben dieser geheime Gang w�rde ihnen nun dienen, damit sie unbemerkt in die Katakomben gelangten, in denen sich auch die gesuchte Bibliothek befand. Der Eingang war v�llig �berwachsen, und unter Erde und Pflanzen mit einer Plastplatte verschlossen, die nahtlos mit einem Felsen abschlo�. Doch f�r die Inquisitorin schien diese kein Hindernis zu sein. "Tritt zur Seite", sagte sie zu ihrem Akolyten, und zog ihr Schwert, das vorher von ihrem Gewand verborgen war. Es war ein kunstvoll geschmiedetes Langschwert, was man aber kaum erkennen konnte, da ununterbrochen schnappende F�nge aus der Klinge auftauchten und wieder verschwanden, M�uler mit langen Eckz�hnen, und dichter, schneewei�er Rauch, wie von R�ucherst�bchen, umspielte in d�nnen F�den die Klinge, als w�rde sie sich langsam selbst verzehren. Garet hatte sich noch immer nicht an diese D�monenklinge gew�hnt, auch wenn seine Meisterin sie f�hrte, seitdem sie sie vor einem Jahr aus dem Arsenal eines das Chaos verehrenden Kultes entwendet hatte, wo sie ihrer Ansicht nach nicht hingeh�rte. Rayveness griff das Schwert mit beiden H�nden, holte aus und schlug auf den Spalt zwischen Platte und Fels, einmal, zweimal, dreimal, ohne da� sich etwas tat, doch nach mehreren Schl�gen begann der geh�rtete Plastahl an der Kante sich zu verformen und Blasen zu werfen. Sie wies ihren Akolyten an, sein Brecheisen hervorzuholen, und Garet tat, wie ihm gehei�en, und hebelte die Platte aus der Vertiefung. Darunter kam eine dunkle �ffnung zum Vorschein, von der in Fels gehauene Treppenstufen in die Tiefe f�hrten.
Sie betraten den Gang und Garet schob die Platte von innen wieder �ber die �ffnung. Rayveness zog zwei Zylinder aus ihrer Robe und steckte sie ineinander, worauf der Leuchtk�rper einen hellen Schein verbreitete. Er fiel auf einen grob gemauerten Gang, auf dessen Boden eine mehrere Zentimeter dicke Staubschicht lag. Die Luft war trocken und k�hl. Langsam und vorsichtig gingen sie den Gang entlang, Rayveness voraus. Nach einer Weile erreichten sie eine Gittert�r, die Garet ebenfalls aufbrach, nachdem er ein Tuch um das Schlo� gewickelt hatte, um das Ger�usch zu d�mpfen. Die Inquisitorin wu�te, da� sie nun ihrem Ziel sehr nahe waren und zog ihre Waffen, ihr D�monenschwert und eine seltsam geformte Alienwaffe, eine Pistole, die die Eldar benutzten. Garet zog seine Boltpistole aus dem Holster und ein Auspex aus einer Tasche an seiner Koppel, aktivierte es und scannte die Umgebung. "Noch keine Signale, aber die dicken Mauern und der Fels blockieren wohl das meiste." - "Gut, geh voran, aber melde mir alles Verd�chtige." Der Akolyt �bernahm die F�hrung und ging langsam den Gang entlang, wobei er den Auspex in regelm��igen Abst�nden nach verd�chtigen Signalen suchen lie�. Nach einer Weile gelangten sie an eine Kreuzung, und Rayveness wies nach rechts. Langsam und vorsichtig suchten sie sich einen Weg durch das unterirdische Labyrinth und gelangten schlie�lich in Bereiche, die offensichtlich benutzt wurden. Der Boden wies hier keinen Staub mehr auf, und verschiedene R�ume waren mit T�ren abgetrennt, von denen einige aus Stahl waren.
"Es ist beinahe zu ruhig hier", dachte Garet, lehnte sich an die Wand und blickte um die n�chste Ecke, nur um in die M�ndung eines langen Gewehres zu blicken, das eine geduckte, in einen Mantel geh�llte Gestalt hielt, ihr Gesicht unter einer Kapuze verborgen. Geistesgegenw�rtig warf er sich zur�ck, wobei er seine Arme nach hinten ri�. Der W�chter zog den Abzug durch, und mit einem Kreischen verscho� das Gewehr einen bl�ulichen Feuerball, der �ber den Akolyten hinwegscho�, dabei den Plastpanzerk�ra�, der seinen K�rper sch�tzte, verschmorte und schlie�lich in eine Stahlt�r einschlug, die durch die enorme Hitze um die Einschlagstelle herum Feuer fing. Rayveness z�gerte nicht lange, sprang in den Gang, rollte sich ab und scho�. Mit einem hohen, sirrenden Ton entleerte sich das halbe Magazin ihrer Eldarpistole auf den W�chter. Er warf sich zur Seite, konnte aber nicht verhindern, das ein paar der Klingenprojektile in seine linke Schulter einschlugen, die �brigen trafen die Wand und blieben im Fels stecken. Ohne zu z�gern lie� er sein Gewehr fallen und zog aus seinem G�rtel eine seltsame Waffe, eine Kampfklinge, die aus einem Griff bestand, an dem an zwei Seiten sichelf�rmige Klingen quer angebracht waren. Er warf sich auf die Inquisitorin und f�hrte einen Hieb auf ihr Gesicht zu. Sie parierte den Hieb mit dem D�monenschwert und stie� der Gestalt in derselben Bewegung ihren Ellenbogen ins Gesicht, die darauf mit einem Schmerzlaut zur�ckzuckte.
W�hrend sich Rayveness und die Gestalt in der Kapuze einander mit Hieben eindeckten, hatte ihr Akolyt ein ganz anderes Problem: Der L�rm hatte eine weitere Wache angelockt, einen Kampfservitor, dessen rechter Arm durch eine doppell�ufige Schnellfeuerwaffe ersetzt worden war. Als Garet der Inquisitorin zu hilfe eilen wollte, �ffnete sich eine der T�ren im Gang, und der Servitor trat heraus. Garet z�gerte nicht und er�ffnete sofort das Feuer. Die panzerbrechenden Projektile seiner Boltpistole schlugen in die Brust des Servitors ein; M�ndungsfeuer flammte auf, als der Servitor ebenfalls scho�. Die Boltgeschosse trafen nur implantierte Panzerplatten, warfen ihn aber gegen den T�rrahmen, so da� die Feuergarbe �ber Garet hinwegstrich und Steinsplitter aus der Decke ri�. Ohne Pause feuerte der Servitor weiter und seine Waffe warf einen Strom aus Patronenh�lsen aus, doch Garet tauchte unter der endlosen Salve hinweg, warf sich auf den Boden, richtete die Waffe auf den Kopf des Servitors und scho� wieder. Diesmal durchschlug das Projektil die weiche Haut unter dem Kinn des Servitors und detonierte in seinem Sch�del. Wie vom Blitz getroffen sackte dieser zu Boden und zuckte unkontrolliert mit seinen Gliedma�en. Garet k�mmerte sich nicht weiter darum, und rannte auf den Gegner seiner Meisterin zu, der noch immer nicht sterben wollte.
Seine Hilfe war unn�tig. Die Gestalt lehnte ihren K�rper zur Seite, um einen tiefen Hieb anzubringen, doch Rayveness sprang hoch und die Kampfklinge brachte nur ihrem Gewand einen Schnitt bei. Nachdem sie aufkam, trat sie dem sich wieder aufrichtenden W�chter gegen die Gurgel und zertr�mmerte sie. Seine Waffe fiel scheppernd auf den Steinboden, als er tot niedersank. Neugierig l�ftete die Inquisitorin seine Kapuze mit dem Schwert. Sie zerfiel dort, wo die D�monenklinge sie ber�hrte, und gab das Gesicht eines unansehnlichen Au�erirdischen frei, mit seltsamen Proportionen und Augen, die das schummrige Licht zu reflektieren schienen. "Kein schlechter K�mpfer, f�r einen Hrud", bemerkte Rayveness. Sie wandte sich wieder Garet zu: "Nach der n�chsten Ecke kommt der Raum, den wir suchen. Das ganze k�nnte noch um einiges schwieriger werden, also keinen Fehler mehr."
Mit gr��erer Vorsicht setzten die beiden ihren Weg fort, und erreichten eine metallene T�r, die mit seltsamen Hieroglyphen gekennzeichnet war. Rayveness l�chelte wissend: "Psi-Runen. Dem Inquisitor ist nichts zu aufwendig, um seinen Schatz zu sch�tzen, verst�ndlicherweise. Aber wir sind vorbereitet." Sie zog einen kleinen, silbrig schimmernden Quader aus einem Beutel an ihrem G�rtel. "Tritt zur�ck!" W�hrend sie das Aktivierungswort aussprach, dr�ckte sie den Quader gegen die T�r. Funken begannen von seiner Oberfl�che zu spr�hen und Rayveness lie� ihn hastig los. Als der Funkenregen heftiger wurde und Rayveness weiter zur�cktrat, zerbarst das Artefakt in einem Lichtblitz. Nachdem sich ihre Augen von dem grellen Licht wieder erholt hatten, betrachtete sie die T�r. Die Symbole auf ihrer Oberfl�che waren verschwunden. Die Bruchst�cke des Artefakts, die auf dem Boden lagen, schmolzen und verschwanden schlie�lich vollst�ndig, als w�ren sie nie dagewesen.
Rayveness konnte sich jetzt kaum noch zur�ckhalten, sie war dem, was sie suchte, so nah wie nie zuvor. Nur wenige Schritte trennten sie von dem, was sie an Wissen brauchte, um eine Katastrophe zu verhindern. Jetzt w�rde sie niemand mehr aufhalten. Sie stie� die T�r mit dem Fu� auf und betrat die Bibliothek des Gro�inquisitors. Was sie sah, lie� sie wider Erwarten erstaunen: Die Bibliothek war noch gr��er, als sie vermutet hatte. Das Licht, das der Leuchtk�rper, den sie �ber ihren Kopf hob, ausstrahlte, schien auf marmorne Regale und granitene Lesepulte von gro�er Zahl, soweit das Licht reichte. Die Regale waren alle gef�llt und mit Schildern versehen, die die Themengebiete der Enzyklop�dien, Lexika und sonstigen Schriftwerke angaben. Fu�boden, W�nde, ja sogar die Decke waren aus demselben hellen Marmor wie die Regale. Offenbar benutzte der Inquisitor die Bibliothek normalerweise h�ufig, denn auf allen Lesepulten lagen geschlossene und sorgf�ltig mit Lesezeichen versehene Folianten. Dies war eine echte Schatzkammer, in jeder Hinsicht. Echte B�cher, ob nun gedruckt oder abgeschrieben, waren im Zeitalter des Imperiums stets etwas besonderes gewesen, doch dies waren reichverzierte Kunstwerke. Und das Wissen in ihnen machte sie noch um einiges wertvoller. Sei es, weil einige von ihnen verboten waren, weil es seltene Ausgaben waren oder weil sie Informationen �ber D�monen, Alienkulturen oder Fraktionen des Imperiums enthielten, �ber die kaum jemand verf�gte. Rayveness machte gro�e Augen und hielt den Atem an. Seit vielen Jahrzehnten war sie nun im Dienst des Imperators, doch von so etwas hatte sie kaum zu tr�umen gewagt. Wie verzaubert ging sie an den langen Regalen entlang und betrachtete die Buchr�cken. Garet war nicht minder verbl�fft und bekam kaum seinen Mund zu.
Doch schlie�lich besann sich Rayveness und rief auch ihn zur Ordnung. "Komm schon, wir haben etwas zu erledigen!" Garet ri� sich von diesem beeinruckenden Anblick los und suchte nach B�chern mit dem Gebiet D�monenkunde, w�hrend Rayveness nach kurzer Suche f�ndig wurde und sich mit den Lebensgeschichten heiliger M�nner und Frauen des Imperiums befa�te. Beide arbeiteten sich durch lange Reihen von B�chern, und eine zeitlang h�rte man nichts als das Knistern von Pergament und das Ger�usch riesiger Almanache, die aufgeschlagen wurden. Es vergingen wohl zwei Stunden, bis Garet endlich f�ndig wurde. "Ich glaube, dies hier k�nnte uns weiterhelfen. Die �Abhandlung �ber die m�chtigeren Daimonoi' von Inquisitor Terentius erw�hnt den Kampf gegen den D�monenprinzen T'urdadj'Pioas'Sadoiuqc und beschreibt sogar den Ort des Kampfes." - "Zeig her!" Rayveness eilte herbei und las den entsprechenden Abschnitt. "Tats�chlich. Ich denke, so k�nnen wir den Heidenschnitter lokalisieren." Sie zog einen kleinen optischen Scanner aus ihrem Gewand, scannte den Text und steckte ihn wieder ein. "Dann wollen wir mal", sagte Rayveness und machte auf dem Absatz kehrt, um zur T�r zu gehen. Doch eine rauhe Stimme lie� sie innehalten: "Was hat es denn mit diesem omin�sen Namen auf sich?" Rayveness wandte sich abrupt zu Garet um, der sich hastig umschaute, bis sein Blick an etwas am anderen Ende des Raumes h�ngen blieb. Denn dort stand ein breitschultriger Mann, der mit einer enganliegenden, leichten Plattenr�stung aus Plaststahl ger�stet war, die Arme und Torso bedeckte. Sein Haupt war geschoren und seine Augenbrauen waren abrasiert, so da� die gro�e T�towierung unbedeckt war, die sich von seinem Scheitel bis zum Kinn erstreckte und die miteinander verschlungene Zahlen darstellte. "Offensichtlich seid Ihr nach etwas auf der Suche, Rayveness Conroy. Aber nach wem oder was?" Rayveness zog eine Augenbraue hoch, verwundert dar�ber, da� der Unbekannte ihren Namen kannte. "Zu schade, da� niemand davon erfahren darf", sagte Rayveness und l�chelte. "W�rt Ihr doch besser in eurem Versteck geblieben." - "Ihr k�nntet mich ruhig netter begr��en. Erinnert Ihr euch nicht mehr an mich? Der Freih�ndler im Gefolge des Inquisitors, damals bei der S�uberung von Wenishtahat." Garet schickte sich an, seine Energieaxt zu ziehen, aber Rayveness wies ihn an, nichts zu unternehmen und er f�gte sich. Schlie�lich wandte sie sich wieder dem muskul�sen K�mpfer zu: "Dann seid ihr wohl der ehrenwerte Jourdan Sorrell." - "Ganz recht", antwortete ihr Widersacher und grinste. Rayveness ging langsam auf den Freih�ndler zu und fing an, ihn zu umkreisen. "Gro�inquisitor Vortimon glaubte also, ihr k�nntet mit jedem fertig werden, der hier eintrifft? Er traut Euch ja allerhand zu." - "Nicht nur das, er wu�te sogar, da� Ihr es w�ret, die hierher k�me. Ihr h�ttet weniger Staub aufwirbeln sollen bei Euren Nachforschungen. Vielleicht w�re es einfacher gewesen, h�flich beim Gro�inquisitor nachzufragen..." - "...und Fragen zu beantworten? Nein, danke, ein nervender Kollege ist mehr als genug", entgegnete sie sp�ttisch. Sorrell stemmte die Arme in die H�ften und erwiderte mit absch�tzigem Unterton: "Ihr werdet mir alles verraten, so oder so. Und ich werde Euch ganz geh�rig auf die Nerven gehen, das verspreche ich Euch." - "Aber nicht mehr lange!", rief Rayveness, zog ihr Schwert und warf sich auf den Freih�ndler.
Sorrell zog in einer blitzschnellen Bewegung sein Schwert, aktivierte es und konnte trotzdem noch rechtzeitig den Hieb der Inquisitorin abfangen. Hellblaue Funken spritzten von der Klinge, als das D�monenschwert auf das Kraftfeld seines Anderthalbh�nders traf. Die d�monischen M�uler, die wieder und wieder aus Rayveness' Klinge auftauchten, fingen an, vor Blutlust zu heulen. Mit rasch aufeinanderfolgenden Hieben dr�ngte die Inquisitorin Sorrell zur�ck; das Ger�usch der aufeinanderkrachenden Waffen klang so, als ob sich die Schwerter ha�ten. Sie trieb ihn gegen eines der steinernen Regale und stach zu, er aber sprang hoch und keilte seine F��e in dem Bord ein, so da� sie nur einen der Folianten aufspie�te, der augenblicklich zu Staub zerbarst. Rayveness brachte dieses Man�ver aus der Fassung, sie hatte nicht gedacht, da� er so behende war. Der Freih�ndler nutzte seine Chance und trat Rayveness gegen den Kopf, als er wieder hinuntersprang und setzte mit weiteren Hieben nach, so da� sie alle M�he hatte, seine heftigen Schl�ge zu parieren. Schlie�lich schlug er erneut mit aller Kraft zu, doch sie rollte sich �ber einen flachen Tisch ab, einen Stapel Schriftrollen auf den Boden fegend. Sorrell konnte seinen Hieb nicht mehr umlenken und sein Schwert schnitt ganz durch die Marmorplatte, deren beide H�lften zu Boden fielen und in St�cke zersprangen.
Garet hatte mittlerweile seine Energieaxt aus der Scheide gezogen, die er am R�cken trug und griff in den Kampf ein. Er f�hrte seine Waffe einh�ndig, denn die Axtklinge war schlank und schmal. Das wabernde Energiefeld erzeugte ein Surren, als er seine Waffe probeweise durch die Luft hieb, voller Kampfeslust losst�rmte und den Freih�ndler im R�cken angriff, der gerade sein Schwert gegen das der Inquisitorin dr�ckte, um sie zu Boden zu zwingen. Sorrell h�rte den Akolyten heranst�rmen, wich zur�ck, so da� ihn Rayveness von sich sto�en konnte, und f�hrte einen Hieb auf Brusth�he gegen Garet. Der Aufprall der beiden Energiewaffen gegeneinander erzeugte ein scharfes, peitschenartiges Ger�usch. Beide Kontrahenten rissen ihre Waffen wieder voneinander los, doch der Freih�ndler hatte die kr�ftigeren Arme und setzte sofort mit einem weiteren Hieb nach. Um auszuweichen sprang Garet zur�ck, so da� das Energieschwert knapp vor seiner Brust vorbeipfiff, und attackierte seinen Gegner mit einem Schlag aus dem Handgelenk. Sorrell konnte der unerwarteten Attacke nicht ausweichen, die Axt glitt durch Kleidung und Fleisch und f�gte ihm einen tiefen Schnitt im Oberschenkel zu. Vor Schmerz und Wut schrie er auf und st�rzte sich wie rasend auf den Akolyten. Er hieb und stie� mit irrsinniger Kraft mit seinem Schwert zu und setzte mit gezielten Tritten nach. Die ersten beiden konnte Garet abblocken, aber der dritte traf ihn direkt auf der Brust und er f�hlte beim Aufprall seine Rippen brechen. Er wurde nach hinten geschleudert und prallte mit dem Hinterkopf gegen eines der Lesepulte. Schmerzen explodierten in seinem Kopf, die ihm Tr�nen in die Augen trieben. Benommen versuchte er, sich aufzurichten, aber der Freih�ndler trat seinen Kopf erneut gegen den Stein und er sackte bewu�tlos zur Seite.
Sorrell blickte sich um. Rayveness ging wieder langsam auf ihn zu, ihr Schwert in Kampfhaltung. Erneut kreuzten sie die Klingen. Rayveness attackierte ihn mit einer blitzschnellen Schlagserie, um ihn zu einem Fehler zu verleiten, aber der Freih�ndler gab sich keine Bl��e. Er konterte mit noch st�rkeren Attacken und sie wich zur�ck, bis vor eines der Regale, machte einen Salto r�ckw�rts und landete obendrauf. Ihr Gegner hieb es kurzerhand in St�cke und sie st�rzte r�ckw�rts herunter, konnte aber ihren Sturz abfangen. Beide f�hrten einen Hieb gegeneinander und ihre Klingen trafen sich in der Mitte. Beide dr�ckten mit aller Kraft gegen die Klinge des Gegners, um den Kampf endlich zu beenden. Der Feih�ndler versuchte, Rayveness' D�monenklinge auszuweichen, die sich langsam seinem Gesicht n�herte, doch es gelang ihm nicht, und die d�monischen M�uler schnappten nach ihm und rissen ihm die Haut von den Muskeln, so da� er vor Schmerzen schreiend von ihr ablie� und nach hinten auswich. Die Inquisitorin keuchte vor Anstrengung. Sie sah, wie Sorrell seine Schmerzen ignorierte und wieder auf sie zuging, und erkannte, da� sie im Nachteil war. Selbst verletzt war er zu stark, sie mu�te dies auf andere, wenn auch riskantere Art beenden. Vorsichtig griff sie mit ihrer Linken nach hinten unter ihren �berwurf und zog unbemerkt einen schlanken Dolch hervor. Sie lie� ihre Hand hinter dem R�cken und erhob mit der Rechten das Schwert, so da� dessen Spitze auf den Freih�ndler zeigte. Sorrell fixierte sie kurz und ging dann erneut zum Angriff �ber. Rayveness blieb gelassen stehen, als er vorstie�, schnellte dann aber ebenfalls nach vorne, warf sich an seiner Klinge vorbei und stie� mit der Hand, die den Dolch hielt, zur Seite, als sie an ihm vorbeiglitt. Die Inquisitorin prallte hart mit ihrer Schulter auf den Boden, sprang jedoch schnell wieder auf die F��e. Der Freih�ndler hatte ebenfalls das Gleichgewicht verloren, sich abgerollt und stand ihr wieder gegen�ber. Aufmerksam beobachtete sie ihn; sie hatte einen Widerstand bemerkt, als sie den Dolch nach ihm stie�, wu�te aber nicht, ob sie nur seine R�stung getroffen hatte. Obwohl Sorrell sie erneut anschaute und auf ihre Bewegungen achtete, schien er diesmal von etwas irritiert zu sein. Er griff mit seiner Hand nach hinten und bef�hlte seinen Nacken. Seine Augen weiteten sich, als er etwas unerwartetes sp�rte, seine Knie gaben nach, und er sank langsam zu Boden und fiel zur Seite. Jetzt konnte Rayveness sehen, da� seine Hand ihren Dolch ber�hrte, der fast bis zum Heft in seinem Hals steckte. Langsam schritt sie zu ihm her�ber, b�ckte sich und zog den Dolch heraus. Blut scho� aus seiner durchtrennten Halsschlagader und fing an, den Boden zu bedecken.
Sie wollte kein Risiko eingehen und rollte ihn auf die Seite. Dann stie� sie ihren Dolch erneut in seinen K�rper, durch die Panzerung in sein Herz. Vorsichtig s�uberte sie die Waffe an seiner Kleidung und steckte sie wieder in die Scheide. Schlie�lich lenkte sie ihre Schritte zu Garet hin�ber, der immer noch bewu�tlos an dem Lesepult lehnte. Rayveness nahm eine Wasserflasche von ihrem G�rtel, �ffnete sie und sch�ttete ihm das Wasser schwungvoll ins Gesicht. Hustend und prustend kam der Akolyt wieder zu bewu�tsein, seine Augenlider zuckten und er erhob sich m�hsam, brach jedoch wieder zusammen. "Los, hoch mit dir", fuhr ihn Rayveness an und versetzte ihm einen Tritt. "Wir m�ssen weg hier, und zwar schnell. Es gilt, eine wichtige Aufgabe zu erledigen." Garet qu�lte sich m�hsam hoch und folgte der Inquisitorin, einer ungewissen Zukunft entgegen.



Urheberrecht: redsimon, 2004



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