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BEGEGNUNGEN TEIL 4 - 2

Mit dem auf den Rücken gehängten Gewehr und der Pistole in der Hand stand Sho'sal vor den Türen des Aufzugs, durch den sie vor gar nicht langer Zeit gekommen waren. Nun war nur noch er übrig. Neben den Türhälften befanden sich Kontrollen, die in die Wand eingelassen waren. Sho'sal hatte keine Ahnung wie er den Aufzug damit rufen konnte, auch wusste er nicht auf welche Schiffsebene sich seine Krieger befanden, noch wo er selbst sich befand. Er stieß einen Seufzer aus und betrachtete sich die Waffe in seiner Hand genauer. Sie wies die typische Pistolenform auf, auch wenn ihr Griff nicht für die Hände eines Tau bestimmt war und etwas fremd in seiner Hand lag. Einige Symbole und Schalter glühten auf der linken Seite der Waffe. Sho'sal vermutete, dass sich damit der Waffenstatus und vielleicht eine Konfiguration der Pistole vornehmen ließ. Leider konnte er die fremde Schrift nicht lesen.
"Also werde ich erst wissen, dass ich nicht mehr damit schießen kann, wenn sie leer ist", sagte er zu sich selbst in der Stille des Ganges. Was würde er für ein Pulsgewehr oder auch eine Pulspistole geben.
Er steckte die Pistole in den Bund seiner Uniformhose und drehte einen der Jem'Hadar Soldaten die auf dem Boden lagen herum. Der Jem'Hadar hatte auf seiner Waffe gelegen und Sho'sal nahm dem Toten das Gewehr ab. Nach einer schnellen Überprüfung fand er etwas, das ein Energiemagazin sein konnte und sich mit einem Handgriff entfernen ließ. Er zog es aus dem Gewehr und drückte den Abzug der Waffe. Nichts geschah. Er ließ das Magazin in seine Halterung einrasten und drückte erneut ab. Eine fauchende Energiekaskade schlug in die Gangwand ein und sprengte Metallfragmente in alle Richtungen.
Sho'sal nickte zufrieden und entfernte aus allen Waffen, die noch am Boden lagen die Magazine. Es konnte nicht schaden, wenn man über genug Munition verfügte.
Versuchsweise drückte Sho'sal einen Knopf der Schalttafel den er für den Öffnungsmechanismus hielt, doch nichts geschah. Auf einen weiteren Versuch wollte er es nicht ankommen lassen und sein Vorrat an Besonnenheit war ebenfalls aufgebraucht.
Zwei Schüsse des Gewehrs sprengten ein ausreichend großes Loch in die Türen um ihn hindurch zulassen. Sho'sal hütete sich davor die noch glühenden Kanten des Loches zu berühren und spähte vorsichtig durch das Loch hindurch. Wie er erwartet hatte, war keine Aufzugkabine zu sehen. Stattdessen erstreckte sich ein langer Schacht von seiner Position nach oben und unten, wenn auch nicht so lang, dass er die Enden des Schachts nicht hätte sehen könne. Sho'sal schätzte, das der Boden etwa vierzig vel unter ihm lag, was keine unerreichbare Distanz war. Er schlüpfte durch das Loch in den Schacht hinein um den in Höhe der Tür ein kleiner Laufsteg herumführte. Auf der Tür abgewandten Seite führe eine kleine Notleiter hinauf und hinunter. Eilig machte er sich an den Abstieg, auf die Ebene wo er seine Leute vermutete.
Zu seinem Glück war der Aufzug nicht in die gleiche Richtung unterwegs, so dass Sho'sal nicht Gefahr lief durch die sich bewegende Kabine in Bedrängnis zu geraten. Auf dem Boden des Schachtes angekommen öffneten ihm zwei weitere Schüsse die Türen in einen weiteren Gang.
Vorsichtig schlich sich Sho'sal durch den vollkommen leeren Gang. Mehr als einmal blieb er stehen und lauschte. Doch nichts war zu hören. Weder Gefechtslärm noch näher kommende Stimme oder Schritte. Wieder gab es mehrere Möglichkeiten. Entweder er befand sich auf einem vollkommen falschen Deck des Schiffes oder der Kampf war bereits vorbei und alle seine Leute waren tot. Sho'sal runzelte unwillig die Stirn bei dem Gedanken. Das konnte er nicht glauben. Sowohl die Feuerkrieger als auch die Kroot waren kampferprobte Truppen. Natürlich konnte es auch sein, dass noch gar nichts geschehen war und nur er, Zzin und Gal ausgeschaltet werden sollten um dann von den Formwandelnden Gründern ersetzt zu werden. Die Möglichkeit bestand. Ein zurückkehrender Tau Trupp würde kein besonderes Aufsehen erregen, selbst wenn er gestrandete Mitglieder einer fremden Spezies gefunden hatte. Ein einzelner Shas'o, dessen gesamter Einsatztrupp gefallen war, hatte eine Kommission zu erwarten und eine Menge Fragen zu beantworten, die ein Formwandler, der seinen Platz eingenommen nicht hätte beantworten könnte.
"Sie kann mich nicht entkommen lassen", flüsterte Sho'sal in die Stille des Ganges hinein.
Misstrauisch sah er sich um. Wie in dem Gang oben, in dem Merial entkommen war, gab es auch hier Lüftungsschlitze knapp unter der Decke. Jederzeit konnte daraus ein Angriff erfolgen.
Sein Magen krampfte sich zusammen als Sho'sal die weiteren Möglichkeiten bedachte. Gegen einen solchen Gegner war er noch nicht angetreten. Er hatte gesehen wie sie die Form veränderte um Schüssen auszuweichen und durch Lücken entkommen ist, die so klein sind, dass er nicht einmal einen Finger hindurch stecken konnte. Darüber hinaus war dies Merial's Schiff und sie würde sich darin auskennen. Fluchend schlich Sho'sal weiter. Sie musste ihm nicht einmal einen Trupp Jem'Hadar auf den Hals hetzen. Er hielt einen Moment inne und horchte. Da war nichts. Andererseits musste Merial seinen Platz einnehmen um den loq'all verlassen zu können, also konnte sie nicht gleichzeitig Jagd auf ihn machen. Es bestand also doch die Möglichkeit dass Jem'Hadar ihn aufspüren sollten. Sho'sal war beinahe erleichtert bei dem Gedanken. Jem'Hadar waren Krieger und in der Überzahl, aber die flossen nicht aus winzigen Öffnungen und imitierten das Aussehen von seinen Verbündeten.
Er ging an mehreren verschlossenen Türen vorüber und überlegte ob es sich lohnen würde sie aufzuschießen. Sho'sal verwarf den Gedanken rasch wieder. Die Schüsse mochten nur auf ihn aufmerksam machen und die großen Frachttore, die zu der Halle geführt hatten, in dem seine Leute saßen waren von einer anderen Form und Bauart gewesen als diese kleineren Türen.
Ein Geräusch ertönte und Sho'sal drehte den Kopf um die Quelle des Lautes besser ausmachen zu können. Es kam von oben. Hastig wich er zurück und rannte den Gang entlang bis er wieder vor den zerschossenen Türen des Aufzuges stand. Er hängte sich das Gewehr wieder auf den Rücken und holte stattdessen die Pistole aus dem Bund hervor. Mit einer Hand kletterte er die Leiter im Schacht hinauf und feuerte drei schnelle Schüsse in die Tür der Ebene über dem Schachtboden.
Auf seine Reflexe vertrauend warf Sho'sal sich kopfüber durch die rauchende Öffnung und rollte sich auf dem Boden ab um in Schussposition auf die Beine zu kommen.
Von der anderen Seite des Ganges ertönten aufgeregte Stimmen und Geräusche die sich nach Schüssen anhörten. Mit der Pistole in beiden Händen schlich sich Sho'sal geduckt den Gang entlang, der eine leichte Kurve beschrieb und so die Sicht einschränkte. Die Geräusche wurden lauter.
Ein Jem'Hadar rannte um die Biegung und starrte ihn erschrocken an. Hinter ihm rückten weitere Soldaten an, die jedoch in die Richtung feuerten aus der sie kamen, so dass sie Sho'sal den Rücken zukehrten. Blauweiße Energieprojektile hämmerten in die Gangwände und hinterließen geschwärzte Minikrater. Sho'sal erkannte das Geräusch von schießenden Pulsgewehren.
Ehe der verblüffte Jem'Hadar reagieren konnte schoss Sho'sal ihm in den Kopf. Er schwenkte die Pistole um eine Nuance und erschoss drei weitere Jem'Hadar Soldaten bevor ihnen bewusst wurde, dass sie nun im Kreuzfeuer lagen.
Ein weiterer Jem'Hadar fiel im Hagel der Pulsgeschosse, dann brach eine Welle von Krootkriegern über sie hinweg. Keinen Augenblick später war kein einziger Jem'Hadar mehr auf den Beinen.
Langsam kam Sho'sal auf die Kroot zu, die sich an den Leichen gütlich taten und mit ihren Messern und Schnäbeln große Stücke aus den Toten rissen. Sie beachteten ihn nicht weiter als er an ihnen vorüberging und auf die vier Feuerkrieger zu hielt, die sich bemühten das grausige Bild nicht zu beachten.
Als sie ihn bemerkten wie er durch die fressenden Kroot schritt richteten sie ihre Pulsgewehre auf ihn. Sho'sal blieb überrascht stehen und hob die Hände.
"Keine Bewegung! Waffe fallenlassen", schnauzte einer der Feuerkrieger.
Wütend kniff Sho'sal die Augen zusammen. Vorsichtshalber ließ er die Pistole los, die scheppernd auf dem Boden aufschlug.
"Was soll das? Wo ist Shas'ui Bren've?"
"Mund halten", sagte der Feuerkrieger.
"Ves'ra! Nimm ihm das Gewehr ab und untersuch ihn!"
Einer der Feuerkrieger nahm sein Pulsgewehr runter und kam zögernd auf ihn zu. Sho'sal dämmerte was passiert war.
"Ich bin kein Formwandler! Ich bin Shas'o Sho'sal."
"Das hat der andere auch behauptet! Beweise es!"
Obwohl Sho'sal die Vorsicht seiner Krieger verstehen konnte, drängte ihn doch die Zeit, die er damit vertat um zu beweisen wer er war. Er schob den Ärmel seiner Uniform hoch und hielt dem Feuerkrieger den Arm hin.
"Ein Wandler würde nicht bluten, denke ich, da er sonst Substanz verliert. Mach einen Schnitt und sieh genau hin!"
Zögernd warf Ves'ra einen Blick auf die Feuerkrieger, die ihm Feuerschutz gaben. Der Sprecher nickte ihm aufmunternd zu und er zog ein kurzes Kampfmesser aus seinem Gürtel.
Sho'sal konnte die Anspannung des Feuerkriegers sehen. Seine Fingerknöchel traten Hellblau hervor und die Messerspitze zitterte leicht. Er machte einen raschen Schnitt und zog sich dann rasch ein paar Schritte zurück.
Das brennen der Wunde ignorierend drehte Sho'sal den Arm so, dass alle den Schnitt sehen konnten und auch das Blut das den Arm hinunter lief, wo es schließlich zu Boden tropfte. Er sah den Sprecher der Feuerkrieger erwartungsvoll an.
"Das ist kein Beweis! Wer sagt denn dass ein Formwandler nicht Substanz verlieren kann. Jeder von uns kann bluten ohne zu sterben. Schließlich bildet sich im Körper neues Blut. Warum nicht auch neue Substanz bei solchen Wesen."
"Warum musste ich mich dann erst schneiden lassen", knurrte Sho'sal wütend.
Der andere zuckte mit den Achseln.
"Es war einen Versuch wert. Wir könnten natürlich auch das Feuer eröffnen und dann sehen ob sich Euer Körper in diese komische Flüssigkeit auflöst, wenn Ihr tot seid. Aber..."
"Aber das hat den Nachteil, dass ihr vielleicht euren kommandierenden Offizier erschießt, wenn ich mich als echt erweisen sollte."
Sho'sal sah auf den Boden, wo sein Blut eine kleine Pfütze gebildet hatte.
"Da mein Blut auf dem Boden ja nun nicht mehr Teil meines Körpers ist, müsste es sich in seine Ursprungsform zurück verwandeln, da der Kontakt zum beherrschenden Verstand nicht mehr gegeben ist. Das dies jedoch nicht der Fall ist, spricht eindeutig für mich."
Die Feuerkrieger wurden nun sichtlich unsicher. Sie warfen sich Blicke zu und einige flüsterten. Sho'sal musste sich zurückhalten um sie nicht zur Ordnung zu rufen. Nicht jetzt. Er nahm seinen verletzten Arm und presste mit den Fingern der anderen Hand die Wundränder fester zusammen. Es blutete ihm eindeutig zu stark.
"Auf dem Flug hierher, hatte ich eine Auseinandersetzung mit dem Krootweisen Zzin. Er hat mich provoziert und ich bin darauf angesprungen als ich mich auf ein Duell eingelassen habe. Zzin hat beide Waffen an sich gerissen und ich habe ihn waffenlos überwältigt."
"Das kann der Shas'o auch verraten haben..."
"Bei der Reinheit des Feuers, wie kann man nur so verbohrt sein? Wir vergeuden hier wertvolle Zeit! Wo ist Shas'vre Mul'tan und der Rest der Einsatztruppe?"
Sho'sal sah die Unsicherheit in den roten Augen des Feuerkriegers flackern und schließlich senkt er sein Pulsgewehr. Nacheinander zeigen immer weniger Gewehrläufe auf ihn.
"Verzeihen Sie bitte, Shas'o, aber wir waren nur vorsichtig. Als Ihr, ich meine der Wandler, ohne die Krootwachen zu uns zurückkehrtet, war Shas'vre Mul'tan bereits misstrauisch. Zwei Jem'Hadar Soldaten begleiteten den Wandler. Jedenfalls dachten wir da noch das es Jem'Hadar waren. Ich bin mir nicht sicher wie der Shas'vre den Wandler enttarnt hat, doch ich glaube es hatte was mit der Kriegszeichensprache zu tun. Alles was ich mit Bestimmtheit sagen kann, ist das einer der Jem'Hadar sich plötzlich in eine rötlich-durchsichtige Flüssigkeit verwandelt hat und den Shas'vre zur Seite schleuderte. Dann verlor auch der Wandler der Euch imitierte seine Form, ebenso wie der zweite Jem'Hadar. Sie griffen uns an. Die Jem'Hadar in der Halle eröffneten das Feuer. Drei unserer Krieger und fünf Kroot fielen ihnen zum Opfer ehe wir sie mit den Pulsgewehren vertreiben konnten."
In der Stimme des Feuerkriegers klang Entsetzen mit. Sho'sal konnte ihn verstehen. Es waren drei Formwandler! Es war schlimmer als er befürchtet hatte. Und sie konnten sich als jeden von ihnen tarnen. Auch er konnte einen Schauer nicht unterdrücken als er daran dachte wie er in sein eigenes Gesicht gesehen hat. Er zwang das Gefühl hinunter. Jetzt war nicht die Zeit dafür.
"Was ist mit Shas'vre Mul'tan. Sie sagen er sei angegriffen worden."
"Ja Shas'o. Er ist verletzt, aber er lebt. Er gab den Befehl dass wir uns trennen sollten. Anscheinend war er der Meinung, dass wir bessere Chancen haben zu unserem Schiff zu gelangen wenn wir getrennt marschieren."
Sho'sal verzog unwillig das Gesicht. Er war anderer Meinung. In einer Situation wie dieser durften sie sich nicht aus den Augen lassen. Ihre Einheit war ihre Stärke. Ein geteilter Trupp konnte bei einer Wiedervereinigung nie sicher sein, dass der andere auch der war für den er sich ausgab. Mul'tan hätte das sehen müssen, doch vielleicht war seine Verwundung so stark, dass sein Urteilsvermögen getrübt war. Das war nicht gut. Sho'sal machte sich Sorgen um seinen alten Freund.
"Nun es ist geschehen, also müssen wir das Beste daraus machen. Wir werden versuchen zu den anderen zu stoßen. Glauben Sie das Sie den Weg hier raus finden?"
"Shas'o, die Kroot haben uns geführt. Sie können anscheinend ihre Fährte zurückverfolgen. Am besten fragen wir sie."
Der Feuerkrieger warf einen flüchtigen Blick an Sho'sal vorbei in Richtung wo die Kroot die toten Jem'Hadar verzehrten, wandte jedoch den Kopf schnell wieder ab. Sho'sal konnte verstehen warum. Ihm drehte sich selbst der Magen um, wenn er an die Gewohnheiten seiner Verbündeten dachte. Er schluckte den bitteren Geschmack in seinem Mund herunter und ging auf einen Krootkrieger zu, der neben einer Jem'Hadar Leiche kniete und in etwas Hineinbiss das er in seinen Händen hielt. Als der Kroot ihn bemerkte ruckte sein Kopf zu Seite und starrte Sho'sal aus seinen gelben Augen finster an. Sho'sal zwang sich den Blick zu erwidern. Fleischfetzen hingen zwischen den Schnabelhälften des Kroot und das Blut des Jem'Hadar tropfte von seinem Schnabel. Etwas krampfte sich schmerzhaft in Sho'sal zusammen.
"Es wird Zeit weiterzugehen! Wir müssen das Schiff der Jem'Hadar verlassen und Shas'vre Mul'tan finden. Könnt ihr uns führen?"
Die gelben Augen des Kroot funkelten kalt und Sho'sal konnte sehen wie die Muskeln im Hals sich bewegten als der Kroot schluckte. Eine nach Blut und rohem Fleisch stinkende Wolke drang aus seinem Schnabel als er antwortete.
"Wir werden Euch führen Shas'o. Doch was ist mit Zzin? Ist er gefallen?"
"Ja, er ist tot. Commander Vorlak hat ihn getötet. Gal ist von einem der Formwandler umgebracht worden."
Der Kamm auf dem Kopf des Kroots richtete sich auf und begann in einem dunklen rot zu pulsieren.
"Zzin war unser Führer seit vielen Jahren. Wir werden seinem Beispiel folgen."
Sho'sal fragte sich in Gedanken was der Kroot damit meinte. Er hoffte nicht, dass die Kroot nun auch sterben wollten. Das glaubte er nicht. Er hatte in der Vergangenheit schon oft zusammen mit den Kroot gekämpft und auch dort waren schon Weise im Kampf gefallen ohne das die restlichen Krieger in einen Todesrausch gefallen waren.
"Dann lasst uns aufbrechen", sagte er stattdessen so neutral wie er konnte.

Zweimal trafen sie auf kleinere Verbände von Jem'Hadar Soldaten, doch bis auf einige leichte Verletzungen auf Seiten der Kroot schafften es alle Feuerkrieger und Krootsoldaten, die Sho'sal um sich versammelt hatte. Wie Sho'sal vermutete waren die Jem'Hadar nicht in der Lage sich in einem echten Feuergefecht zu behaupten. Sie waren schlicht und ergreifend zu alt! Ihre Bewaffnung war gut, doch ihre Reflexe, ihre Treffsicherheit und ihr Kampfgeschick waren die von alten Männern.
Sho'sal fragte sich mehr als einmal wie lange der loq'all durch den Warp getrieben war bevor er in den wirklichen Weltraum zurückgekehrt war. Oder war es in Wirklichkeit gar nicht so lange. Er hatte Berichte gehört, das es Schiffe gegeben hatte die nur einen kleinen Warpsprung durchgeführt hatte, aber die Besatzung dabei um Jahre gealtert war. Er schüttelte den Kopf um seine Gedanken frei zu bekommen. Es gab etliche Möglichkeiten.
Ihre Umgebung hatte sich verändert. Zielsicher hatten die Kroot die Tausoldaten durch das fremde Schiff geführt bis sie zu einem Durchbruch in der Schiffswand gekommen waren. Es war der Durchgang zu dem imperialen Schiff der Gue'la in dem sie zuerst gewesen waren. Sho'sal erkannte die Gänge wieder durch welche die Jem'Hadar sie geführt hatte, nachdem sie sich zwischen sie teleportiert hatten.
Er fühlte sich unwohl. Ein bedrückendes Gefühl nagte an ihm. Er hatte das unbestimmte Gefühl beobachtet zu werden, auch wenn nichts zu sehen war. Selbst die Kroot konnte nichts wittern, also schalt Sho'sal sich einen Narren. Er haßte es so nervös zu sein. Wer nervös war machte Fehler und er konnte sich keine Fehler erlauben. Zu viel hing davon ab.
Dazu kam, dass sie noch immer keine Spur von Mul'tans Team gefunden hatten. Es war unsicher ob sein Freund noch immer lebte, ganz zu schweigen von den ihn begleitenden Tau und Kroot.
Vorsichtig huschte er hinter den führenden Kroot hinterher. In seinen Händen trug er noch immer das Gewehr, das er dem toten Jem'Hadar abgenommen hatte.
Sie eilten jetzt durch den Gang, der zu dem großen Saal führte in dem die Gue'la zu ihrem Leichengott beteten Er gab den Feuerkriegern Handzeichen und sie verteilten sich in dem breiten Gang um notfalls ein Sperrfeuer mit ihren Pulsgewehren legen zu können. Die Kroot huschte einfach auf die halb offen stehenden Türflügel zu. Einer nach dem anderen hechtete hindurch. Augenblicke später kam das Signal. Sho'sal und die Feuerkrieger folgten ihnen durch die offene Tür und blieben abrupt stehen.
Der Boden des Saals war übersät mit den Leichen von Jem'Hadar-, Kroot- und Tauleichen. Die Wände waren ebenso von Waffenfeuer geschwärzt wie der Fußboden. Energiestöße hatten Metall und Stein geschmolzen und wieder erstarren lassen. Schmorende Kunstoff- und Holzteile verbreiteten stinkenden Rauch. Vor dem großen Altarbild konnte Sho'sal die Silhouette eines Krisis Kampfanzuges erkennen. Eine kleinere Gestalt stand vor ihm. Geduckt und feuerbereit drangen sie weiter in den Saal vor.
Es war tatsächlich ein Krisis. Mul'tan! Erleichtert atmete Sho'sal auf und trat näher an den Kampfanzug seines alten Freundes heran. Der Plasmabeschleuniger im rechten Arm des Krisis war auf die Gestalt gerichtet die vor ihm stand. Es war Gründerin Merial!
Ihre nichtssagenden Gesichtszüge zeigten keinerlei Gefühlsregung die Sho'sal hätte deuten können. Sie sah nach unten, doch als er sich näherte hob sich ihr Blick in seine Richtung.
"Shas'o, was für eine Überraschung. Ich habe nicht angenommen, das Sie es bis hierher schaffen."
Die Überheblichkeit in ihrer Stimme war unüberhörbar und Sho'sal kämpfte nur mit Mühe den Drang nieder sie einfach niederzuschießen. Mit mahlenden Wangenmuskeln starrte er sie einen Moment stumm an.
"Sie haben es ja nun offensichtlich nicht geschafft. Ihr perverses Spiel ist aus, Gründerin."
Ihr Lächeln hätte ihm eine Warnung sein müssen, doch so handelte Sho'sal einen Moment zu spät.
Der Waffenarm des Krisis schwenkte herum und gleichzeitig sprang aus Merials Brust ein aus ihrer eigenen Körpersubstanz geformter Stachel, der durch eine dünne Faser mit dem Rest ihres Leibes verbunden war.
Sho'sal stieß einen Schrei aus und drehte seinen Oberkörper zur Seite um dem Stachel auszuweichen, was ihm auch gelang. Der Stachel peitschte durch die Luft, wo Sekundenbruchteile vorher noch seine Brust gewesen war und bohrte sich mit einem metallischen Knallen in die Panzerung des Feuerkriegers hinter ihm.
Im Fallen hörte Sho'sal den Schrei seines Feuerkriegers und war froh das er hatte ausweichen können. Gleichzeitig belastete ihn der Tod des Tau. Er hatte unter seinem Kommando gestanden und fiel damit unter seine Verantwortung.
Wieder ein Tau mehr der durch deine Unfähigkeit gestorben war, dachte er kurz bevor ihn der umher schwingende Waffenarm des Krisis Anzugs traf und quer durch den mit Toten übersäten Saal schleuderte. Er schlug hart gegen eine Wand und rappelte sich benommen auf die Beine. Blut sammelte sich in seinem Mund und er spuckte es aus. Waffenfeuer und die angriffslustigen Schreie der Kroot drangen seltsam verzerrt an seine Ohren. Er schüttelte den Kopf um klar zu werden und stolperte über einen toten Jem'Hadar. Der Länge nach fiel Sho'sal auf den Toten. Er versuchte aufzustehen und spähte angestrengt in die Richtung aus der die Kampfgeräusche kamen, doch sein Blick war verschwommen und verzerrt, so daß er kaum etwas erkennen konnte.
Seine Finger tasteten nach dem Gewehr, doch er mußte es verloren haben. Unbeholfen zog er die Pistole aus dem Bund seiner Uniformhose und zog sich über die Leiche des Jem'Hadar. Mit zitternden Knien kam er auf die Beine und stolperte unbeholfen nach vorne. Schlieren zogen sich durch sein Blickfeld, doch langsam konnte er wieder besser sehen.
Merial kämpfte gegen die Kroot. Sie nutzte ihren polymorphen Körper um Tentakel und Klauen aus sich heraus schnellen zu lassen, welche sich den Kroot um Hälse und Gliedmaßen wickelte oder um sie aufzuschlitzen, während die Angriffe der Krootkrieger einfach durch ihren Körper hindurch glitten. Sho'sal hörte ihr Lachen und richtete mit zitternden Fingern seine Pistole auf sie, obwohl er ihren schnellen Bewegungen kaum folgen konnte.
Währenddessen wehrten sich die verbliebenen drei Feuerkrieger gegen den sie attackierenden Krisis Anzug. Ihre Feuerstöße aus den Pulsgewehren hinterließen schwarz verbrannte Stellen auf den Panzerplatten, doch der Krisis schoß selbst nicht zurück. Statt dessen begnügte er sich damit nach den Tau zu treten und zu schlagen.
Sho'sal versuchte die stechenden Kopfschmerzen die ihn quälten zu verdrängen und suchte nach einer Lücke in der Masse der Kämpfer. Er sah eine Bewegung zu seiner linken und drehte schnell den Kopf in die Richtung, was ihm einen Schwall Schmerzen bereitete.
Eine Angriffdrohne flog durch die Bresche in der Schiffswand und eröffnete das Feuer aus ihren synchronisierten Pulsturmgewehren. Der anhaltenden Energiestrahl tastete sich durch die ausweichenden Taukrieger und bohrte sich in die Seite des Krisis. Einen Augenblick später tauchte ein zweiter Krisis Anzug in der Bresche auf und feuerte einen Schuß aus seinem Plasmabeschleuniger.
Wo die Pulsgewehre nichts ausrichten konnten kochte das ultraheiße Plasma die Panzerung und fraß sich in das Innere des Krisis. Ein irrsinnig lautes Kreischen ertönte und der Krisis Anzug fiel auseinander. Die getroffene Seite wurde durchsichtig und löste sich von dem künstlichen Torso. Eine Sekunde später verlor auch die andere Seite ihre Form und verwandelte sich in eine rötlich schimmernde Flüssigkeit. Die beiden Formwandler flossen zwischen die Feuerkrieger und nahmen sich zwei als Schutzschild, indem sie einfach humanoide Form annahmen und sie mit unzähligen Tentakel aus ihren Körpern an sie fesselten.
Sho'sal hatte die Pistole herum geschwenkt als er erkannte, daß er die sich im Kampf befindende Merial nicht treffen konnte und auf die beiden anderen Formwandler angelegt. Aber auch hier hatten ihn seine noch immer zitternden Hände im Stich gelassen. Da er es nicht riskieren wollte auf einen seiner Feuerkrieger zu schießen, ließ er die Waffe sinken und schlich sich so gut es ging um die beiden fremden Formwandler herum.
Die Angriffsdrohne huschte wie ein Insekt über die Köpfe der Feuerkrieger, doch ihre Programmierung verhinderte, daß sie in die Reihe der Tau hinein schoß.
Bedrohlich stampfte der zweite Krisis in den Saal hinein. Es war Mul'tan! Sho'sal erkannte die Lackierung und die Waffenkonfiguration des Kampfanzugs. Der leichte Schimmer des Schutzfeldes lag um den gesamten Anzug herum. Eine Reihe von Feuerkriegern und Kroot tauchten in der Öffnung hinter ihm auf und benutzten den massigen Krisis als Deckung um weiter in den Saal vorzustoßen.
Die sich ständig verändernde Masse, die Merial darstellte peitschte mit unzähligen Gliedmaßen und Tentakeln den letzten Kroot auf den Boden ehe sie der neuen Gefahr gewahr wurde. Erst als die ersten Pulsladungen um sie herum einschlugen glitt sie blitzartig wie eine Welle auf ihre Artgenossen zu, welche die drei Tau noch immer in ihrem Griff hielten.
"Geben Sie auf! Es gibt kein Entkommen für Sie!"
Mul'tans Stimme, die durch die Lautsprecher des Anzugs verstärkt wurde peitschte wütend durch den Raum.
Sho'sal kannte ihn lange genug um zu erkennen wie wütend er war. Die unprovozierten Angriffe und die vielen Verluste an Leben würden ihn fast zur Raserei gebracht haben.
Doch so viel Unheil die Formwandler auch über sie gebracht hatte, selbst sie waren nicht ungeschoren davon gekommen. Derjenige der von dem Plasmabeschleuniger getroffen worden, war wies eine schwärzliche Verfärbung in der Körpermitte auf und Merial zeigte Spuren von Zerfall in ihren Gesichtszügen. Sie hatte einige Treffer der Pulswaffen hinnehmen müssen. Die ständigen Wechsel schienen ebenfalls ihren Tribut zu fordern.
Trotzdem lachte sie als sie die Worte des Shas'vre vernahm.
Als wäre dies ein Signal gewesen verloren alle drei Wandler ihre feste Form und schossen aufeinander zu. Die in ihrem Griff befindlichen Tausoldaten schleuderten sie wie Puppen auf die sie belauernden Krieger. Sho'sal sah wie Mul'tan versuchte einem der lebenden Geschosse auszuweichen, doch das brechen der Knochen des Tau als er gegen den Krisis Anzug geschleudert wurde, konnte er bis zu sich heran hören. Wieder ein Leben genommen, für das er hätte sorgen sollen. Sho'sal biß die Zähne so fest zusammen bis er Blut schmeckte. Es wiederholte sich. Wieder hatte er einen Gegner unterschätzt und wieder mußten die ihm anvertrauten dafür büßen. Er stolperte vorwärts und feuerte aus seiner Pistole auf den großen, hin und her wogenden Klumpen der sich vereinigten Formwandler. Zischend schlug die Energie in die Biomasse und ein Tentakel schoß auf ihn zu dem er nur ausweichen konnte, weil er der Länge nach auf den Boden fiel.
Dann nahm die Masse eine neue Form an. Blitzschnell bildeten sich die Gliedmaße heraus und Sho'sal glaubte in einem neuen Alptraum zu geraten.
Eine riesige Kreatur der braccas'kar stürmte mit ihren vier umher schlagenden Klauen auf seine Leute zu. Die aus beiden Läufen schießende Angriffdrohne wurde fast beiläufig aus der Luft geschlagen ehe der Koloß gegen den Krisis Anzug krachte. Feuerkrieger und Kroot sprangen zur Seite als der große Kampfanzug zu Boden geschleudert wurde. Eine mehr als mannslange Klaue zerteilte einen Kroot der nicht schnell genug reagierte und bohrte sich dann in die Seite des Krisis.
"Nein", schrie Sho'sal, "NEIN!"
Er sprang auf die Beine, stolperte und fing sich wieder. Wie von selbst zog sein Finger immer wieder den Auslöser der Pistole durch und deckte das monströse Gebilde mit Energiestößen ein. Einige der Kroot wagten es sich an die kämpfenden Kolosse zu wagen um die Wandler selbst anzugreifen, doch umherzuckenden Klauen wischten sie beiseite wie Spielzeug. Die Tau sammelten sich um die Kämpfer, doch sie schossen nicht, da sie Mul'tan nicht zusätzlich gefährden wollten. Doch der Shas'vre wehrte sich. Sho'sal sah wie der Plasmabeschleuniger abgefeuert wurde und eine der superheißen Ladungen mitten durch die Formwandler schoß. Grelles Kreischen erfüllte den Saal, gefolgt von dem Geräusch reißenden Metalls als der Plasmabeschleuniger einfach aus seiner Waffenhalterung gerissen wurde.
Die Vereinigung der drei Formwandler verlor an Zusammenhalt und stinkender Qualm stieg aus einer blubbernden braunschwarz verfärbten Pfütze die ein Wandler gewesen sein mußte. Die anderen beiden Wandelwesen glitten in flüssiger Form durch die Tau- und Krootkrieger und verschwanden in der Bresche durch die Schiffswand.
Sho'sal rannte so gut es ging auf den am Boden liegenden Krisis Anzug zu. Zweimal stolperte und fiel hin, als seine wackeligen Beine ihn nicht richtig trugen, doch schließlich taumelte er neben Shas'ui Bren've der den Verriegelungscode des Anzugs eingab um Mul'tan aus dem beschädigten Kampfanzug zu befreien.
Gebannt wartete Sho'sal bis die leise summenden Motoren die Versiegelung öffneten. Zischend öffnete sich die Brustsektion des Kampfanzugs und gab den Blick auf Mul'tan frei.
Der Shas'vre lächelte sie schwach an. Blutergüsse bedeckten den sichtbaren Teil seines Körpers und elektrische Entladungen im Inneren des Krisis hatten Brandspuren auf seiner Uniform und im Gesicht hinterlassen. Er versuchte sich vorzubeugen um den Krisis zu verlassen doch er war zu schwach und sackte in die Polsterung des Anzuges zurück.
"Einen haben wir", sagte er zufrieden.
"Ja, aber die anderen beiden sind entkommen. Und wir haben unsere stärkste Waffe verloren. Ohne den Plasmabeschleuniger ist der Krisis wehrlos."
Mul'tan lächelte weiter, doch diesmal zog sich eine gewisse Schärfe durch seine Mundwinkel.
"Aber das können die nicht wissen. Einer von ihnen ist durch die Waffen des Anzugs vernichtet worden. Sie werden sich hüten noch einmal so unbedacht anzugreifen."
Sho'sal nickte zustimmend, hob dann aber einwendend die Hand.
"Das wäre wünschenswert, doch Ihr habt etwas übersehen in Euren Überlegungen, Shas'vre."
Mul'tan sah ihn nachdenklich an. Jedoch war es einer der Kroot, der Sho'sals Gedanken aussprach.
"Sie sind in die Höhle geflohen durch die wir müssen um zu unserem Schiff zu gelangen."
Mul'tan zuckte zusammen und fluchte daraufhin schmerzhaft. Mit blutigen, teilweise verbrannten Fingern löste er die Verbindungen die ihn im Krisis Anzug festhielten und die Steuerung der Kampfmaschine erlaubten.
"Wir müssen hinterher! Wenn sie das Schiff vor uns erreichen können sie in unserer Gestalt an Bord gelangen und wer weiß was anrichten."
Sho'sal legte eine Hand auf Mul'tans Schulter und hielt ihn zurück.
"Wenn sie das vorhätten, wären sie schon weg. Warum sollten sie sich sonst die Mühe machen uns anzugreifen? Es würde den Piloten auffallen, das etwas nicht stimmt, wenn nur zwei von uns zurückkommen. Die Wandler könnten ihre Rolle nicht so gut spielen, daß es niemand auffällt. Dazu hatten sie nicht lange genug Kontakt mit uns. Ich denke sie haben uns angegriffen um Gefangene zu machen, uns festzuhalten und zu studieren. Erst dann hätten sie glaubhaft unsere Rollen einnehmen können."
Er sah sich seine verbliebene Truppe an, die aus Mul'tan, drei Feuerkriegern, Shas'ui Bren've und fünf Krootkriegern bestand, von denen zwei bereits verletzt waren. Er schüttelte den Kopf und verlor sich einen Moment in den düsteren Gedanken die ihn seit dem Massaker an der Taubevölkerung von Netak immer wieder befiel. Konnten sie es schaffen? Würden sie die Formwandler aufhalten können. Es waren immer noch zwei von ihnen am Leben, aber von dort wo sie herkamen gab es vielleicht Milliarden von ihnen. Sie mußten unbedingt daran gehindert werden Kontakt mit ihrer Heimat aufzunehmen. Sho'sal erschauerte bei dem Gedanken an unzählige Wandelwesen die über das Taureich her fielen. Das durfte nicht geschehen!
"Wir kehren um. Damit werden sie nicht rechnen. Wir kehren in ihr Schiff zurück und versuchen so viel wie möglich über sie heraus zu finden. Es muß Schwachstellen geben. Außerdem können wir uns dort vielleicht besser ausrüsten. Einige von uns brauchen medizinische Hilfe."
Er straffte seine Schultern und unterdrückte ein stöhnen. Er selbst brauchte medizinische Hilfe.
Mul'tan hatte mit stoischem Gesichtsausdruck zugehört. Es gefiel ihm offensichtlich nicht in das Schiff der Jem'Hadar zurückzukehren. Einige Augenblicke vergingen, in denen Sho'sal die Muskeln in seinem Gesicht arbeiten sah, doch schließlich nickte Mul'tan.
"Ihr habt gehört was der Shas'o gesagt hat. Alles fertigmachen! Nehmt Munition und Waffen von den Toten. Wir werden so viel Feuerkraft benötigen wie wir nur kriegen können."
Widerwillig untersuchten die Feuerkrieger ihre gefallenen Kameraden und nahmen ihnen die Energiezellen für die Pulsgewehre ab. Die Kroot dagegen stürzten sich mit einer Gier auf die Leichen, die Sho'sal anwiderte.
Er sah mehr als einen Kroot der sich tiefer über einen toten Jem'Hadar beugte als dies für eine Untersuchung notwendig gewesen wäre.
Mit seinen immer noch zitternden Beinen ging er hinüber zu Bren've, der sich neben einen toten Tau gekniet hatte und einige Worte des Totenritus sprach. Sho'sal brachte es nicht über sich ihn daran zu erinnern, daß dafür keine Zeit blieb. Er blieb einfach einen Moment neben Bren've stehen und versuchte die Geräusche von reißendem Fleisch, die von den Kroot herüber drangen aus seinen Gedanken zu verbannen. Stumm legte er Bren've die Hand auf die Schulter und nickte ihm verstehend zu.
Der Shas'ui stand auf und warf Sho'sal einen harten Blick zu.
"Dafür werden sie bezahlen, Shas'o. Wir sollten diesen verfluchten loq'all mit diesen Ausgeburten der Hölle in die Luft jagen."
Sho'sal holte tief Luft. Seine eigenen Gefühle waren denen Bren'ves ähnlich, aber mit wesentlich dunkleren Untertönen belegt. Sie konnten froh sein, wenn sie es schafften lebend den loq'all zu verlassen und das Reich vor der Gefahr durch die Wandler zu warnen.

Trotz seiner Verletzung lief Mul'tan nicht langsamer als sonst auch, stellte Sho'sal fest. Er hatte selbst einige Probleme mit dem Tempo des Shas'vre mitzuhalten, da sein Gleichgewichtssinn noch immer nicht so funktionierte wie er eigentlich sollte. Ein leichtes Schwindelgefühl lag über all seinen Gedanken und Handlungen und erschwerte ihm Dinge die er sonst beinahe intuitiv beherrschte.
Trotzdem huschte er hinter Mul'tan her, der wiederum hinter einem Kroot her rannte, der ihnen den Weg wies. Sho'sal war trotz seiner anfänglichen Bedenken froh die Kroot dabei zu haben. Sie waren mehr als nützliche Verbündete. Er zog es in Gedanken beinahe in Erwägung sie vielleicht doch eines Tages mögen zu können, doch dann kamen ihm wieder die Bilder in den Sinn wie sie über die toten Jem'Hadar her fielen und er schaffte es nur mit Mühe die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Seine Hände schlossen sich fester um die erbeutete Jem'Hadar Waffe und er konzentrierte sich darauf zu laufen ohne das er ins Stolpern kam.
Ihr Plan war in der Theorie beinahe simpel. Der größere Teil ihrer verbliebenen Truppe sollte zum Schiff zurückkehren und die Flotte alarmieren, damit der loq'all so schnell wie nur möglich vernichtet werden sollte, während ein kleiner Teil in das Schiff der Jem'Hadar und der Formwandler zurückkehrte und versuchen sollte Daten zu sammeln für den Fall, das noch mehr von den Fremden auftauchen sollten.
Dies war der Part der Sho'sal, Mul'tan und Lanall, dem Kroot, der sie führte zufiel. Der natürliche Orientierungssinn der Kroot sollte sie davor bewahren sich in dem größtenteils unbekannten Schiff zu verlaufen und die Kenntnisse von Sho'sal und Mul'tan waren unentbehrlich um Zugriff auf das fremde Computernetzwerk zu bekommen. Wenn es jemandem gelang, dann ihnen.
Lanall blieb schlagartig stehen und blickte sich verwirrt um. Es schien als wüßte er nicht mehr weiter.
"Was ist los", flüsterte Sho'sal.
"Hier kreuzen sehr viele Spuren. Ich kann nicht genau sagen, wo wir weiter hin müssen."
"Soviel zum berühmten Spürsinn eines Kroot", brummte Mul'tan und fluchte.
"Ruhig, mein Freund", beruhigte Sho'sal.
"Lanall, kannst du sagen wo die meisten der Spuren hinführen?"
Der Kroot gab einen bestätigenden Laut von sich der Sho'sal an ein zirpendes Insekt erinnerte.
"Von uns weg. Hinaus aus dem Schiff."
Das war nicht ganz das was Sho'sal erwartet hatte. Sie verließen das Schiff? Aber warum? Er fragte sich wie viele Jem'Hadar noch am Leben waren. Bei den Kämpfen hatte es viele Tote gegeben, so daß Sho'sal glaubte das es nicht mehr viele sein konnten. Wollten die Überlebenden vielleicht das Tau Schiff entern?
Er wußte das ein direkter Angriff zum Scheitern verurteilt war. Die Piloten mußten einfach ablegen und niemand würde an Bord gelangen. Durch das hervorragende Sensornetz der Tau würden sie ausreichend gewarnt sein.
Andererseits waren noch immer zwei der Wandler am Leben. Wenn sie ihn oder Mul'tan imitierten konnten sie vielleicht die Shuttlepiloten überrumpeln.
Sho'sal wog die Möglichkeiten ab. Es war riskant, hierzubleiben, doch jetzt konnten sie Bren've und den Rest seines Kommandos nicht mehr erreichen. Der Vorsprung war zu groß. Sie würden allein zurechtkommen müssen.
Nicht das Sho'sal Zweifel an dem Shas'ui hatte. Bren've war ein guter Soldat und er konnte Situationen schnell einschätzen wenn es sein mußte. Sollte ihm jemand in seiner oder Mul'tans Gestalt gegenübertreten ohne vorher die Zeichen und Paßwörter genannt zu haben, würde er einfach schießen. Das war Sho'sals Befehl und an den würde er sich halten.
Seine Aufgabe würde es sein zusammen mit Mul'tan und dem Kroot weiter in das Schiff der Jem'Hadar einzudringen und wertvolle Informationen zu sammeln. Informationen konnten entscheidend sein in dem kommenden Krieg gegen die Formwandler.
Er nickte Mul'tan und dem Kroot zu.
"Das erleichtert unsere Arbeit hier nur. Je weniger Jem'Hadar uns über den Weg laufen um so eher können wir wieder zu den anderen stoßen."
"Shas'o Sho'sal", meldete sich Mul'tan zu Wort.
Sho'sal konnte an seinem Gesicht sehen, daß er einen Einwand hatte.
"Ja, Shas'vre?"
"Wenn die gesamte Besatzung das Jem'Hadar Schiff verlassen hat, stellt dies eine veränderte und sehr gefährliche Situation für Shas'ui Bren've und den Rest unserer Leute dar. Von den Shuttlepiloten nicht zu reden."
"Ihr Einwand ist richtig, Shas'vre. Es ist jedoch so, das Shas'ui Bren've mehr als in der Lage sein sollte unsere restlichen Truppen rechtzeitig zum Schiff zu bringen. Sind sie erst dort, müssen sie nur noch ablegen sobald jemand sie versucht anzugreifen."
Mul'tans Gesicht verdüsterte sich.
"Und wenn sie es nicht bis zum Schiff schaffen, Shas'o?"
Ein Schatten legte sich nun ebenfalls über Sho'sals Züge. Erinnerungen an die vielen Tau von Netak die unter seinem Kommando gestorben waren. Auch hier hatte es bereits zu viele Tote gegeben.
"Dann Shas'vre, dann ist es ohnehin gleichgültig. Dann werden wir sterben und das Reich wird sich einer furchtbaren Gefahr gegenüberstehen. Mit genügend Vorbereitung können sich die Wandler überall ungesehen ausbreiten und uns unterwandern. Wir werden nicht einmal merken, das eine Invasion gegen und läuft bevor es zu spät ist."
Er sprach mit dunkler, heiserer Stimme und starrte seinen alten Freund mit glimmenden Augen einen Moment stumm an.
"WIR DÜRFEN NICHT VERSAGEN, SHAS'VRE", peitschte seine Stimme und Mul'tan zuckte unwillkürlich zusammen.
"Ja Shas'o. Wir werden nicht versagen!"
Sho'sal drehte sich von ihm weg, doch er hörte wie Mul'tan hinter ihm noch etwas flüsterte.
"Für das höhere Wohl und für eure Seele mein Freund"
Die Geräusche die daraufhin hinter ihm ertönten, verrieten ihm, daß sein Shas'vre seine Waffen zum wiederholten Male überprüfte. Lanall dagegen sah ihn nur mit einer stoischen Miene an, die wohl nur ein Kroot zustande bringen kann. Ein Gesicht, das von einem großen Hornschnabel dominiert wird läßt nicht viel Spielraum für eine ausgefeilte Mimik. Zumindest nicht für eine, die ein Tau oder anderer Nicht-Kroot deuten kann.
"Lanall, wir suchen etwas wie eine Kommandobrücke, wo wir Zugriff auf die Recheneinheiten des Schiffes bekommen können."
"Vorausgesetzt dieses Schiff hat so etwas, Shas'o", wandte Mul'tan ein.
Sho'sal wandte sich wieder um.
"Wie sollte das Schiff sonst funktionsfähig sein. Selbst die uralten Schiffe der Gue'la besitzen so etwas, auch wenn diese degenerierten Barbaren sich dessen gar nicht mehr bewußt sind. Selbst Orkschiffe haben rudimentäre Recheneinheiten, warum dann nicht auch dieses Schiff?"
"Weil es irgendwie ...anders ist. Ich kann es nicht erklären. Es ist so als gehörte es nicht hierher."
"Mul'tan, KEIN Schiff gehört in einen loq'all. Sie sind widernatürlich."
"Ich glaube, sie wissen wie ich es gemeint habe, Shas'o."
Sho'sal preßte die Lippen zusammen und schwieg. Er wußte tatsächlich was Mul'tan gemeint hat. Er spürte es schon die ganze Zeit. Es fühlte sich falsch an.
"Lanall, Shas'vre! Es wird Zeit weiter zu gehen."
Schweigend folgten die beiden Tau dem durch den Gang hin und her huschenden Kroot. Lanall folgte der für Sho'sal unsichtbaren Fährte mit schnellen hektischen Bewegungen, die den Tau Kommandanten an ein Reptil erinnerten. Er konnte nicht verhindern das sich die Bilder der Kroot vor sein inneres Auge drängten wie sie sich über die Toten Jem'Hadar hermachten. Sho'sal schauderte. Er warf einen Blick zu Mul'tan, dessen Miene jedoch so angespannt und verschlossen war, das selbst Sho'sal der ihn so lange kannte nicht darin lesen konnte.
Ein zirpendes Geräusch, das der Kroot von sich gab richtete seine Aufmerksamkeit wieder in die Wirklichkeit. Vor ihnen tauchte in der Wand eine breite Doppeltür auf. Eine Schalttafel mit verschiedenfarbigen Berührungsfeldern war neben ihr in die Wand eingelassen.
"Sehr gut. Dies scheint ein weiterer Lift zu sein. Von hier sollten wir eigentlich weiter kommen sollen."
Er trat vor um die Schaltflächen zu berühren, doch Mul'tan trat an ihm vorbei und stellte sich ihm in den Weg.
"Mit Verlaub Shas'o, aber zu Ihrer persönlichen Sicherheit sollte dies jemand anderer tun."
Sho'sal zog unwillig die Brauen zusammen, jedoch entspannte er sich einen Moment später wieder, da er einsah das Mul'tan Recht hatte.
"Bitte, Shas'vre", sagte er mit einer einladenden Bewegung in Richtung der Tür.
Mul'tan ging an ihm vorbei und baute sich neben der Tür auf. Seine Hand schwebte einen Moment über dem Bedienfeld, ehe er eine Taste drückte. Shao'sal und Lanall hatten sich mit erhobenen Waffen hinter ihm postiert.
Sho'sals Finger übte kaum merklichen Druck auf den Feuerhebel aus als die Tür sich mit einem pneumatischem Zischen öffnete.
Die Kabine dahinter war hell erleuchtete und vollkommen leer. Die angespannten Haltungen lösten sich und sie betraten nacheinander die Kabine. Ein weiteres Bedienfeld war im Inneren der Kabine angebracht. Nachdenklich studierten Mul'tan und Sho'sal die ihnen unbekannten Symbole.
"Was glauben Sie was diese Zeichen bedeuten, Shas'vre?"
Mul'tans Wangenmuskeln malten als er versuchte sich einen Reim auf die abstrakten Zeichen zu machen.
"Schwer zu sagen, Shas'o. Sie könnten hierarchisch angeordnet sein, aber ebenso gut auf die verschiedenen Schiffsebenen hinweisen, wie dies bei unseren Schiffen üblich ist."
Sho'sal deutete auf das oberste Symbol, das einen blauen Kreis darstellte, der von einer, breiten gelbgoldenen Linie geteilt wurde die von oben nach unten verlief. Neben der Linie waren fremdartige Zeichen, wahrscheinlich Schriftzüge, abgebracht.
"Das Symbol erinnert mich an die Säule in der die Wandler sich aufhielten. Es könnte der Kern des ganzen Schiffes sein. Die Jem'Hadar verehren die Formwandler als Götter."
Sein Finger wanderte ein Symbol weiter herunter. Es war ebenfalls rund, aber rot mit sich kreuzenden Zickzackmustern. Auch hier fanden sich die fremden Schriftzeichen.
"Wenn es hierarchisch angeordnet ist, müßte sich hier die Brücke befinden. Oder zumindest etwas vergleichbar wichtiges."
"Irgendwo müssen wir beginnen, Shas'o."
"Dann los."
Sho'sals Finger berührte die Taste und sie leuchtete einmal bestätigend auf. Ein kaum merkliches Rucken begleitete die Bewegung der Kabine. Mul'tan überprüfte noch einmal die Ladekapazität seines Pulsgewehrs. Sho'sal folgte seinem Beispiel, obwohl er wußte, das seine Waffe noch fast voll geladen war. Er trug eine der Jem'Hadar Waffen, ebenso wie Lanall, der sich jedoch zusätzlich seine Krootbüchse auf den Rücken geschnallt hatte. Der Kamm auf dem Kopf des Kroot pulsierte in düsterem Rot, was ihm einen sehr blutrünstigen Ausdruck verlieh.
Andererseits, überlegte er, waren die Kroot blutrünstig.
"Achtung", stieß Mul'tan leise hervor als die Kabine sanft stoppte.
Drei Waffenmündungen wiesen zur Tür die sich zischend öffnete. Hinter der Türöffnung befand sich ein langgestreckter Raum, der zahlreiche Kontrollpulte und Sessel beherbergte. Ein großer mattgrauer Sichtschirm verdeckte fast die gesamte der Aufzugtür gegenüberliegenden Wand.
Mul'tan sah Sho'sal an und der nickte ihm kaum merklich zu.
Lauernd verließ der Shas'vre die Kabine, gefolgt von Lanall und Sho'sal. Niemand hielt sich in dem hell erleuchteten Raum auf. Beinahe alle Bildschirme waren erloschen und die meisten Konsolen waren tot. Sho'sal entdeckte nie instandgesetzte Brandflecke und geplatzte Energieleitungen in den Wänden für Sho'sals Auge sah es nach alten Gefechtsschäden aus. Alles war von einer deutlich sichtbaren Staubschicht überdeckt.
"Hier ist seit Urzeiten niemand mehr gewesen", folgerte Mul'tan.
"Hoffentlich können wir noch etwas hier erreichen", erwiderte Sho'sal .
"Wir werden sehen. Ich werde mich gleich an die Arbeit machen, Shas'o."
Er hängte sich die Waffe um die Schulter und eilte auf eine der Konsolen zu die noch funktionstüchtig aussahen. Sho'sal gab Lanall einen Wink sich mit ihm zusammen in dem Raum umzusehen.
"Hier wurde gekämpft", sagte der Kroot.
Sho'sal nickte zustimmend.
"Ja, es sieht so aus. Ich frage mich was für ein Konflikt hier stattgefunden hat und wo dieses Volk ursprünglich herkommt."
"Es hat eine Raumschlacht stattgefunden. Bei der anschließenden Flucht durch das Wurmloch ist der Warpkern instabil geworden und mußte abgeworfen werden. Die instabilen Antimateriereaktionen müssen das Wurmloch in seinem Gefüge erschüttert haben und es hat einen Zugang zu diesem Ort hier geschaffen in den das Schiff schließlich gespien wurde."
Eine stahlharte Klammer schien sich um Sho'sals Verstand zu krallen als er die Stimme des Kroot hinter sich vernahm. Er konnte Mul'tans überraschten Ruf hören als er hinter der Konsole auftauchte an der er gearbeitet hatte. Langsam drehte er sich zu dem Kroot herum.
Ein lauernder Ausdruck hatte sich in die Gesichtszüge geschlichen. Die gelben Vogelaugen blitzten amüsiert. Lanall hielt das Gewehr in seine Richtung.
"Sie können sich die Mühe sparen, Shas'vre. Der Computerkern des Schiffes wurde irreparabel beschädigt als es auf diesen Brocken aus Schrott und Felsen aufschlug. Wir sind seit über dreißig Jahren ohne nennenswerte Rechnerleistung. Ich würde mich doch sehr wundern, wenn es Ihnen gelingt die Systeme zu reparieren."
Sho'sal hörte Mul'tans Fluchen als er hinter der Konsole aufstand und sich auf ihn zu bewegte.
"Wer sind sie? Wie konnten sie Lanall so gut imitieren.?"
Die Gestalt in Krootform lachte völlig unkrootisch auf.
"Oh, aber ich imitiere ihn gar nicht. Genaugenommen hat er mir das Leben gerettet nachdem sie Shas'vre es mir fast genommen haben mit ihrem Waffensystemen. Lanall hat es sich nicht nehmen lassen meine Körpersubstanz zu verschlingen und so konnte ich mich mit seinem eigenem Gewebe verbinden um mich zu heilen. Genaugenommen habe ich ihn verschlungen nicht er mich."
Der kräftige Krootschnabel klackte ein paar Mal auf und zu. Ein Geräusch bei dem sich Sho'sal die Haare sträubten.
Mul'tan war jetzt an ihn herangetreten und Lanall - oder wie auch immer der eigentliche Herr des Krootleibes jetzt hieß - zielte weiterhin mit der Waffe auf sie.
"Das reicht jetzt Shas'vre! Halten sie etwas Abstand zum Shas'o. Und jetzt weg mit den Waffen!"
Klappernd schlugen die Gewehre auf den staubigen Boden, als die beiden Tau dem Befehl nachkamen.
"Wozu diese Farce", brach die Frage aus Sho'sal heraus, "bereitetet es euch Vergnügen uns zu an der Nase herum zu führen oder zu quälen?"
Der Krootkopf schüttelte in gespielter Trauer den Kopf.
"Nein, nein, das sehen Sie falsch, Shas'o. Wir haben an ihren Leiden oder Freuden keinen Anteil. Die Bedürfnisse von Unveränderlichen interessieren uns nicht. Wir haben bisweilen Verwendung für Sie. Die Jem'Hadar zum Beispiel haben sich als nützliches Dienervolk erwiesen, aber sie kümmern uns nicht."
"Warum dann das Ganze?"
"Weil unsere Jem'Hadar alt sind und nicht mehr lange zu leben haben. Wir benötigen neue Diener, neue Krieger und neue Raumschiffe. Ihr Volk, Shas'o, ist technologisch weit genug fortgeschritten. Mit ihnen werden wir es schaffen einen Weg in unsere Heimat zu finden."
Sho'sal spürte wie sein Mund trocken wurde. Die Anspannung die seinen Körper gefangen hielt, ließ seine Muskeln zittern. Jetzt hatte er schon zum zweitenmal in kurzer Zeit von der geplanten Unterwerfung seines Volkes gehört.
"Wie wollen Sie das anstellen? Sie sind nur zu dritt, glauben Sie wirklich, Sie könnten unser ganzes Volk unterwandern?"
Er gelang ihm verächtlich aufzulachen und seiner Stimme einen höhnischen Klang zu geben.
"Verärgern Sie mich nicht! Wir mögen wenige sein, doch um einige hohe Stellen zu besetzen reicht es vollkommen. Glauben Sie mir. Wie groß ein Volk oder ein Reich auch immer ist. Die Fäden, welche es steuern laufen immer bei einigen wenigen zusammen. Und sollten wir erst einmal Kontakt zu meinem Volk haben, werden wir nicht mehr einige wenige sein."
"Dazu wird es niemals kommen!"
Mul'tans Stimme war wutverzerrt und er spuckte den Satz mehr als das er ihn sprach.
Der Kroot lachte nur und richtete seine Waffe direkt auf Mul'tan.
"Doch, natürlich wird es das. In diesem Moment vernichten meine Geschwister und die verbliebenen Jem'Hadar die jämmerlichen Reste ihres Erkundungstrupps. Dann werden wir in Ihrer Gestalt an Bord Ihres Schiffes gehen und .... aber den Rest kennen sie ja schon."
Sho'sal legte Mul'tan eine Hand auf die Schulter und hielt ihn davon ab etwas unüberlegtes zu tun.
"Aber warum haben Sie uns hierher geführt?"
Lanall legte den Kopf schräg und richtete seine gelben Vogelaugen auf ihn.
"Nun zum einen war es doch Ihre Idee zurück in das Jem'Hadar Schiff zu gehen. Es war eine hervorragende Gelegenheit sie zu trennen. Und zum anderen war es eine gute Methode Sie zu studieren. Ich kenne nun Ihre Mimik, ihre Art sich zu bewegen, den Klang ihrer Stimme, wenn Sie zornig sind. All das wird uns bei der Infiltration Ihrer Rasse sehr nützlich sein."
Sho'sal spürte wie Mul'tan unter seiner Hand, die noch immer auf seiner Schulter lag, erbebte. Sein Stellvertreter schüttelte die Hand ab und trat an ihm vorbei.
"Aber etwas haben Sie noch nicht kennen gelernt", knurrte Mul'tan mit leiser Stimme.
Lanall folgte Mul'tan mit dem Lauf seiner Waffe.
"Und was wäre das, Shas'vre", fragte er drohend.
"Etwas, für das unser Volk einzigartig ist. Dem unsere Hingabe gilt und für das wir leben."
"Ich frage noch mal: Was soll das sein? Und wenn Sie nur eine falsche Bewegung machen, sind Sie beide tot."
Jetzt war was Mul'tan der lachte. Er hatte sich vor Sho'sal geschoben und deckte ihn mit seinem Körper.
"Sie Narr, was spielt das für eine Rolle? FÜR DAS HÖHERE WOHL!"
Er sprang in dem Moment als der Kroot schoß. Der fauchende Energiestrahl traf ihn in die Seite und ließ Mul'tans ganzen Körper grell orange aufleuchten. Sho'sal hatte sich beim Geräusch des Schusses zu Boden fallen lassen und eins der fallengelassenen Gewehre in die Finger bekommen.
Noch ehe die Überreste von Mul'tan als verblassender Energiehauch verwehte hatte er auf Lanall angelegt und schoß seinerseits.
Der Schuß auf Mul'tans Pulsgewehr traf den Formwandler im Bauch und schleuderte ihn gegen die hinter ihm stehende Konsole. Sho'sal ließ den Finger auf dem Abzug und feuerte eine Pulsladung nach der anderen auf den schreienden Kroot. Sein Gesicht war vor Wut und Schmerz verzerrt und in seinem Inneren tobte eine Leere die ihn an den Rand des Wahnsinns trieb. Schließlich blieb ein rauchender Kadaver auf dem Boden vor ihm liegen, der einen abscheulichen Gestand nach verbranntem Fleisch verbreitete.
Sho'sal ließ die leer geschossene Waffe fallen und schrie seinen Schmerz gegen die Decke der Brücke. Wieder war ein Freund gegangen um ihn zu beschützen. Sein Blick suchte nach Überresten, doch es waren keine da. Der Schuß aus der Jem'Hadar Waffe hatte ihn komplett desintegriert. Er brach in die Knie und wurde von dem Zittern seines Körpers geschüttelt. Neben ihm lag die Waffe, die er einem toten Jem'Hadar abgenommen hatte.
Mit bebenden Fingern nahm er sie an sich und legte auf die schwelende Leiche des Wandlers an. Ein weiterer Energiestrahl traf sie und diesmal blieb auch von ihm nur eine verwehende Energiewolke übrig.
Sho'sal fiel die Waffe aus den Fingern und er vergrub das Gesicht in den Händen. Mul'tan hatte das größte Opfer gebracht und war für das Höhere Wohl gestorben. Hatte sich geopfert, damit er leben konnte um das Reich zu warnen. Sie alle hatten dies einst geschworen, trotzdem war es nicht weniger schmerzhaft einen Freund zu verlieren.
Er blickte auf und sah verschwommen auf seine Umgebung. Mul'tan sollte nicht umsonst gestorben sein. Das war er ihm schuldig. Mühsam zog er sich am Rand einer Konsole auf die Beine und hob die Waffe wieder auf.
Mehr stolpernd als gehend erreichte Sho'sal den Aufzug. Er hämmerte auf das Symbol, das ihn zu seinem Ausgangspunkt zurückbringen würde und wartete stoisch bis die Kabine die Ebene erreicht hatte. Er fühlte sich kalt und tot innerlich. Sein Körper arbeitete mechanisch und rannte die Korridore entlang, die ihn aus dem Schiff führen würden. Zu viele Tau hatte er im Laufe der Jahre sterben sehen. Getötet von destruktiven, selbstverherrlichenden oder schlicht bösartigen Wesen. Dabei hatten sie doch nur das Wohl aller Lebewesen im Sinn. Unter der Führung der Himmlischen könnte die Galaxis ein Ort des Friedens und der Lebens sein. Statt dessen war sie ein Hort des Grauens. Ein Hölle in der Wesen herrschten die den Tod zelebrierten und andere Völker ausrotteten und benutzen wie Vieh.
Jetzt lag es an ihm zu verhindern, das eine weitere teuflische Rasse hinzukam, die in anderen Lebewesen nur ihr persönliches Spielzeug sahen.
Sho'sals Füße trugen ihn durch die Halle in der die Überreste des letzten Kampfes lagen. Er sprang über tote Jem'Hadar, Kroot und Tau. Rannte an dem Wrack des Krisis Anzuges vorüber und hechtete durch die Bresche in die dahinter liegende Höhle hinein.
Das Licht, das durch die Felswände drang und die Höhle in Dämmerung tauchte malte harte Schatten auf seine Gesichtszüge, während es seine blaue Haut grau färbte. Die vertrockneten Kadaver der braccas'kar hatten ihren Schrecken für ihn verloren. Sein einziger Gedanke galt den Formwandlern. Als er den Zugang in den Korridor erreichte an dessen Ende der Eingang zum Shuttle liegen mußte verlangsamte er. Seine Muskeln brannten vor Schmerz und seine Lunge pumpte scheinbar glühende Luft in seinen Körper. Einzig seine Wut und die tobende Leere in seinem Inneren trieben ihn noch voran.
Langsam schritt Sho'sal durch den in den Fels getriebenen Tunnel, der in dem alten Raumschiffgang endete. Er sah die Spuren, welche sein Erkundungstrupp gemacht hatte als sie hergekommen waren. Sho'sal glaubte das sich sein Hals zuschnürte als er daran dachte wie viele von schon tot waren.
Vielleicht bin ich der einzige, der noch lebt, flüsterte eine Stimme in seinem Hinterkopf. Zornig vertrieb er den Gedanken. Sein Blick wanderte zu dem Gewehr und überprüfte noch einmal den Ladestatus des Magazins. Es war voll, genauso wie die letzten drei Male als er es überprüft hatte.
Sho'sal trat in den Gang hinein und eine seltsame Ruhe bemächtigte sich seiner. Er konnte es nicht erklären, aber sein Zorn flaute ab und die tobende Leere seines Schmerzes verblaßte. Ein merkwürdiges Gefühl der Distanziertheit ergriff von ihm Besitz. Hier, am Ende dieses Korridors würde es zu einem Ende kommen. Diesmal wurde der Gang nicht von den Scheinwerfern der Krisis Anzüge erhellt und hüllte sich in blauschwarze Finsternis. Mit einem Gedanken aktivierte Sho'sal die Kybernetik in seinem Schädel und die Dunkelheit wich graugrüner Dämmerung.
Mit dem Gewehr im Anschlag marschierte er den Gang entlang. Seine Schritte hallten hohl von den Wänden nieder. Es war fast vollkommen still.
Etwas schälte sich aus der Dunkelheit vor ihm heraus. Eine Gestalt lag auf dem Boden. Sho'sal spürte wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Es sah nicht nach einem Kroot oder einem Feuerkrieger in seiner Rüstung aus. Ein Jem'Hadar? Oder ein Wandler der ihn hereinlegen wollte?
Er unterdrückte den Impuls, auf die Gestalt zu schießen. Ein Schuß würde in der Stille weit zu hören sein und er wollte niemanden vorwarnen.
Lauernd schlich er sich an den Körper heran. Die Gestalt trug einen den Kopf umschließenden Helm und eine fein gearbeiteten, beinahe Filigran wirkende Panzerung. Sie war groß und sehr schlank. Sho'sal sah die fremdartigen Runen auf dem Helm und der Rüstung. Er kannte diese Zeichen. Es war ein Eldar!
Sho'sals Gedanken überschlugen sich förmlich. Was bei der Reinheit des Feuers machte ein Eldar hier?
Verwirrt trat ein einen Schritt zurück. Er hatte im Laufe seines Lebens als Feuerkrieger und Kommandant schon mit und auch gegen Eldar gekämpft, aber wie kam dieser tote Eldargardist hier her? War auch ein Eldar Erkundungstrupp auf dem loq'all gelandet? Aber der loq'all befand sich im Herrschaftsgebiet der Tau.
Sho'sal trat wieder näher an die Leiche heran. Der Tote wies keine Brandspuren oder andere Verletzungen auf, die ein normaler Kampf mit sich führen konnte. Statt dessen stand sein Kopf in einem unnatürlichen Winkel von seinem Körper ab. Jemand hatte ihm das Genick gebrochen. Ein Wandler?
Sho'sal packte sein Gewehr so fest, das die Knöchel seiner Hand hellblau hervortraten. Warum auch immer die Eldar hier waren und das Hoheitsgebiet der Tau verletzt hatten. So wie es aussah sind sie von den restlichen Jem'Hadar und ihren ‚Göttern' angegriffen worden. Also ging es sie beide an. Tau und Eldar. Sie würden ihm entweder helfen oder sie sollten sich in den Warp scheren.
Sho'sal beschleunigte seine Schritte und ließ den toten Eldar Gardisten hinter sich zurück. Er rannte den Gang entlang und bald darauf tauchten weitere Leichen vor ihm auf. Zu seinem Entsetzen waren es tote Feuerkrieger und nur sehr wenige Jem'Hadar. Bestürzt hielt er inne und kniete sich neben der blutüberströmten Leiche von Bren've nieder. Der Shas'ui sah aus als wäre er mehrmals gegen die Wand geschmettert und dann wie ein Spielzeug fallengelassen worden.
"Verdammt, Bren've, was habe ich nur getan. Ihr hattet doch gar keine Chance. Ich hätte euch niemals allein losschicken dürfen. Wir hätten niemals hierher kommen dürfen", flüsterte Sho'sal
Als er wieder aufstand, fühlte sich Sho'sal als ob eine tonnenschwere Last auf ihm liegen würde. Er war sich jetzt sicher, daß alle bis auf ihn tot waren. Er hob die Waffe an und ging weiter, ohne noch weiter auf die Toten zu achten. Dieser loq'all würde ihrer aller Grab werden. Sho'sal hoffte nur noch, daß er die Gründer noch mitnehmen konnte, bevor sie ihn erwischten.
Mit versteinert wirkendem Gesicht erreichte Sho'sal das Schott, welches zu dem Verbindungstunnel des Shuttels gehörte. Es stand offen. Tote Eldar und Jem'Hadar lagen in verrenkter Körperhaltung auf dem Boden , doch Sho'sal trat teilnahmslos zwischen ihnen hindurch.
Der Tunnel glühte im hellen Grün der Notbeleuchtung und wies im Inneren Spuren eines Kampfes auf. Als er den Tunnel verließ und in den Ladebereich des Shuttels kam bot sich ihm ein Anblick auf den er nicht gefaßt war.
Überall standen Eldar Gardisten. Sie hielten mit ihren Gewehren die Piloten des Shuttels in Schach und darüber hinaus einen seiner Feuerkrieger, der verletzt auf den Boden kniete. Einige kümmerten sich um die Toten, die auf eine Seite des Frachtraums gebracht worden waren. Sho'sal erkannte ebenso Eldar, wie Kroot und Jem'Hadar.
In der Mitte des Frachtraums stand eine hochgewachsene, schlanke Eldar in einer kunstvollen, runenübersäten Rüstung, über die sie eine weite Robe trug. Eine ihrer Hände hielt sie von sich gestreckt und wies damit auf eine in der Luft schwebende Metallkugel. Die Kugel war in etwa so groß wie ein Krootschädel und schwebte genau in der Mitte zwischen Boden und Decke. Beides, Hand und Kugel waren von einer Aura aus weiß schimmernder Energie umgeben.
Als er den Frachtraum betrat, wandte sich die Eldar ihm zu. Sho'sal konnte ihre helle Haut und die violetten Augen erkennen. Sie hatte langes dunkles Haar durch das die Spitzen ihrer Ohren ragten.
"A' saria bel tanol, Shas'o Sho'Sal. Ich heiße Sie willkommen an Bord, nun Ihres eigenen Schiffes."
Sie hatte eine ungewöhnlich rauchige Stimme, die bei den ersten Worten ihres Satzes zu vibrieren schien.
Sho'sal kniff die Augen zusammen und wies mit einer Hand auf seine gefangen gehaltenen Piloten.
"Was hat das zu bedeuten? Was tun Sie hier? Dies ist das Hoheitsgebiet der Tau."
Er sah wie die Gardisten sich Blicke zuwarfen, auch wenn ihre Gesichter von den Helmen verdeckt waren.
Die Eldar ließ sich davon jedoch nicht überraschen.
"Wir sind hier um zu gewährleisten, daß was immer auch geschehen soll auch geschehen wird, A'saria bel tanol Sho'sal."
Sie beschrieb mit ihrer anderen Hand eine Geste und die Gardisten zogen sich von den Piloten und dem Feuerkrieger zurück. Einige hoben ihre Gefallenen auf und trugen zu auf den Tunnel zu. Sho'sal ließ sie passieren, hielt aber weiterhin seine Waffe auf die Eldar in der Mitte gerichtet.
"Ich wiederhole mich nur ungern, aber ich frage noch einmal. Was geht hier vor?"
Die Eldar warf ihm einen ernsten Blick zu. Ihre violetten Augen schien ihn schier durchbohren zu wollen.
"Auch ich bin es nicht gewohnt mich zu wiederholen und ich werde es auch nicht tun, A'saria bel tanol. Hier laufen viele Fäden zusammen und es liegt an Ihnen Shas'o, welche davon reißen und welche Bestand haben werden."
"Ich verstehe noch immer nicht. Warum nennen Sie mich so eigenartig?"
Die Eldar kam jetzt gemäßigten Schrittes auf ihn zu. Sho'sal bemerkte, daß ihre Füße keinen Lauf zu erzeugen schienen als sie auf ihn zukam. Er schaute direkt in ihr schmales Gesicht als sie auf ihn herabsah.
"Es möge geschehen, wie es geschehen soll. Wie auch immer es ausgeht; leben Sie wohl A'saria bel tanol!"
Mit diesen Worten erlosch das weiße Schimmern ihrer Hand, ebenso wie das der Kugel. Sie fiel zu Boden und zerplatzte wie ein Regentropfen. Erst jetzt bemerkte er, die vorher von dem weißen Schimmer verdeckte, rötliche Färbung. In seinem Inneren krampfte sich etwas zusammen.
Er fuhr zu der Eldar herum, doch sie war bereits nicht mehr da. Ein schmatzendes Geräusch ertönte hinter ihm und er hechtete nach rechts auf den Boden, wo er eine Rolle drehte und das Gewehr in Stellung riß.
Mit metallischen Ping schlug der nach ihm schlagende Tentakel in die Shuttlewand ein.
Sho'sal gab einen Schuß auf das sich windende Gebilde ab, das wie eine sich bewegende Öllache über den Boden huschte. Die fließende Masse war zu schnell für ihn und erreichte die Piloten, welche so schnell nicht reagieren konnten und mit verzerrten Gesichtern auf die flüssige Masse starrten.
Sho'sal kam auf die Beine und hob die Waffe, doch er schoß nicht. Die rötliche Flüssigkeit hatte einen der Piloten umschlungen und hüllte ihn ein wie in einen Kokon. Lediglich Augen und Nase des Piloten waren unbedeckt. Sho'sal fluchte leise und kam langsam näher.
"Keinen Schritt weiter, Shas'o, wenn Ihnen das Leben dieses Mannes etwas wert ist."
Sho'sal blieb stehen. Er kannte diese Stimme.
"Warum verstecken Sie sich Gründerin Merial? Fürchten Sie sich vor mir?"
Perlendes Lachen ertönte als sich auf der Brust des Piloten ein Gesicht formte, das Sho'sal zuletzt an Bord des Jem'Hadar Schiffes gesehen hatte.
"Ich fürchte Sie nicht, Shas'o. Sie nicht und auch diese Fremden nicht, die uns überrascht haben. Sie haben Gründer Balo getötet und mich gefangen, doch ich fürchte sie nicht. Früher oder später werden auch sie unsere Diener sein!"
Jetzt war es an Sho'sal zu lachen. Es klang rauh und freudlos, doch es drückte all die Verachtung aus die er empfand.
"Ich weiß nicht wie es um die Eldar steht, die einen Ihrer hochgeschätzten und wie mir scheint hoch überschätzten Gründer getötet haben, doch wir Tau dienen bereits jemandem."
Er sah dem gefangenem Piloten in die Augen und erkannte das Verstehen darin. Ehe Merial etwas erwidern konnte drückte Sho'sal den Auslöser der Jem'Hadar Waffe und schoß einen anhaltenden Energiestrahl mitten in das Gesicht der Formwandlerin. Es gab ein hohes, kreischendes Geräusch und dann waren von der Formwandlerin und dem Taupiloten nur noch verwehende Energiespuren übrig.
"Für das Höhere Wohl", flüsterte Sho'sal und ließ die Waffe auf den Boden fallen.

Sand knirschte unter seinen Füßen als Sho'sal auf den großen, flachen Stein zuging, der wie eine Platte auf dem Boden lag. Er sah herab und blickte auf die beiden Schatten, die sein Körper warf. Sie waren viel kleiner und dunkler als bei seinem ersten Besuch.
N'Dian und N'Sial standen hoch am Himmel und brannten auf ihn herab. Sho'sal hatte schon zu schwitzen begonnen als er den klimatisierten Schweber verlassen hatte, der ihn zum Anwesen des Aun gebracht hatte.
Jetzt stand er vor dem Aun, der sich wie bei seinem ersten Besuch auf dem Stein niedergelassen hatte.
Mara'kel hatte die Augen geschlossen und schien zu meditieren. Sho'sal legte die Hände auf den Rücken, unsicher ob er den Himmlischen in seiner Meditation unterbrechen sollte.
"Wollt Ihr den ganzen Tag in der Hitze stehen, Shas'o Sho'sal oder möchtet Ihr etwas mit mir besprechen", fragte die Stimme des Aun amüsiert.
Sho'sal fragte nicht, er ließ sich einfach auf die Knie sinken und setzte sich dem Aun so gegenüber. Die roten Augen Mara'kels sahen ihn ruhig an.
"Himmlischer, es gibt das etwas das mich beschäftigt."
"Ich denke es gibt eine ganze Menge das Euch beschäftigt Shas'o, doch Ihr solltet mit dem dringendsten beginnen."
Sho'sal atmete tief ein ehe er begann.
"Habt ihr gewußt was auf uns wartet als Ihr uns in den loq'all schicktet?"
Sho'sal starrte Mara'kel an. Er mußte es wissen. So viele waren gestorben. So viel leid war geschehen. Er wollte wissen ob es einen Sinn dafür gab.
"Nein, Shas'o. Ich wußte nicht was Euch erwartet."
Er hob die Hand ehe Sho'sal eine weitere Frage stellen konnte und fuhr fort.
"Ich wußte lediglich das Euere Anwesenheit zwingend notwendig war."
Sho'sal verstummte und schluckte seine Frage herunter.
"War es auch notwendig, daß so viele Tau ihr Leben lassen mußten", fragte er kalt.
Mara'kel schüttelte den Kopf.
"Das weiß ich nicht, Shas'o. Und ich weiß auch nicht ob all die Kroot und Eldar ihr Leben lassen mußten. Ich weiß lediglich das Runenprophetin Iljarael an mich herantrat und mir die Bedeutung dieses Auftrags nahelegte."
"Ihr wußtet es", stieß Sho'sal aufgebracht hervor.
"Nein!"
"Sie verdammter Bastard, Sie wußten das wir in eine Falle laufen."
"Es reicht, Shas'o", sagte Mara'kel schneidend.
"Iljarael kam zu mir und sagte das nur der A'Saria bel tanol die Schicksalslinien unseres Volkes zusammen halten könnte. In seiner Hand würde es liegen ob sie zerreißen oder stand hielten. Ihr könnt mir glauben, Shas'o. Es war wichtig, das Ihr selbst anwesend wart. Die Runenprophetin hat mir das unzweifelhaft klar gemacht."
Sho'sal schnaubte. Seine Beinmuskeln waren verkrampft und er konnte nur mit Mühe die Fassung wahren.
"Ihr habt viele gute Feuerkrieger und unsere Krootverbündeten geopfert um Euch mit den Eldar gutzustellen."
Mara'kels Augen blitzten rot auf.
"Ihr überschreitet Eure Grenzen, Shas'o. Ich respektiere, das der Schmerz des Verlustes noch in Euch ist, aber ich werde keine weitere Beleidigungen hinnehmen. Ich bin ein Aun, vergeßt das nicht! Ich diene dem Höheren Wohl genau wie Ihr. Ihr müßt meine Wege nicht verstehen, aber Ihr habt sie zu akzeptieren."
"Eure Wege haben nichts als Leid und Schmerz gebracht, Aun", flüsterte Sho'sal verbittert.
"Ihr irrt Euch, Shas'o, aber ich kann es Euch nicht verdenken, das ihr mit mir hadert. Vertraut mir. Ich bin Aun Mara'kel. Ich diene dem Höheren Wohl. Ich würde niemanden willentlich opfern, wenn es nicht für das Wohl unseres Volkes wäre. Die Eldar sind alt, Shas'o. Unendlich alt. Sie verfügen über Wissen und Kräfte, die wir uns nicht einmal vorstellen können. Glaubt mir. Es war notwendig, das Ihr persönlich anwesend wart. Ihr wart der A'saria bel tanol, der ‚Bereiter der Zukunft' oder ‚Weber der Schicksalsfäden'. Die Übersetzung ist aus der Sprache der Eldar sehr schwierig. Ohne Euren Sieg über die Fremden, wäre etwas Schreckliches geschehen."
Mara'kel schwieg einen Moment und betrachtete Sho'sals blasses und versteinert wirkendes Gesicht.
"Es geschah für das Höhere Wohl, Shas'o."
"Ja," flüsterte Sho'sal tonlos, "für das Höhere Wohl!"



Urheberrecht: Heiko Stallmann, 2005



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