Portal <
Info/Impressum <
Team <
Forum <
 [ 923024/M3 ]
[ Suche | Einloggen | Kontakt ]
 




ADEONS KOMPANIE

Beim Abendmahl war der Speisesaal immer gefüllt und auch diesmal waren über 300 Personen anwesend. Zu dieser Zeit waren nur höher gestellte Persönlichkeiten, wie Kommandanten und Space Marines zugelassen und deshalb war der Raum nach der Zeit für "normalsterbliche" nochmals gereinigt worden. Die Menschen saßen in kleinen Grüppchen und nahmen das Essen meist schweigend ein. Nur eine Gruppe von 20 riesigen Männern mit engelsgleichen Gesichtern war etwas lauter als alle anderen. Dies war die Abordnung der Blood Angels, die für alle Fälle auf Cerbanon geschickt worden war.
"Und ich sage euch die haben mal wieder Mist gebaut." Veteranensergeant Artos hatte seit dem Beginn des Gesprächs kaum etwas gegessen. "Ihr wart doch alle dabei - das waren keine Kultisten, die hatten mit dem Chaos überhaupt nichts zu tun."
"Na ja, aber ich glaube nicht, dass das Absicht von denen da oben war, eher ein Fehler", entgegnete Oras.
"Ach was. Diese 'Fehler' passieren andauernd und nicht aus Zufall. Die können es nur nicht dulden, dass jemand eine andere Meinung hat und den Imperator nicht als gütigen Herrscher verehrt!" Rumat war außer sich. "Typisch Inquisition!", und er donnerte seine riesige Faust auf den Tisch.
"Was war das über die Inquisition?!" Zehn Augenpaare vom Nebentisch waren auf die Blood Angels gerichtet und im gesamten Saal wurde es sofort totenstill. Einige Kommissare waren sogar aufgestanden um einen besseren Überblick zu haben.
Rumat drehte sich absolut ruhig nach rechts und entgegnete: "Die hat mal wieder Scheiße gebaut, eure Inquisition."
Ein ziemlich großer Mann sprang von dem Tisch auf und bellte: "Ich bin die rechte Hand von Inquisitor Feros und ich lasse nicht zu, dass irgendein dahergelaufener Space Marine die heiligste Institution des Imperiums beleidigt! Nehmt Eure Worte zurück oder es passiert etwas!" Der riesige Sohn des Sanguinius stand auf und stellte sich dem Mann, den er um zwei Köpfe überragte, entgegen. Auch ohne Rüstung sah man ihm an, dass er ein mächtiger Krieger war und seine blauen Augen begannen zu funkeln. "Oder es passiert was?"
Einer der Anwesenden versuchte die Situation zu entschärfen: "Meine Herrn, Sie wollen doch nicht..." "Halt dich da raus, du Wurm!", unterbrach ihn der Vertreter der Inquisition so barsch, dass sich der Soldat bleich hinsetzte. "Und nun zu dir, Blutsauger..." Der Kopf des Blood Angels zuckte kurz zurück und dann traf seine hohe Stirn die Nase seines Gegenübers mit solch einer Wucht, dass dieser auf den Boden flog. Sofort holten seine Freunde ihre Waffen raus und zielten auf den Angreifer, der völlig ungerührt sagte: "Niemand beleidigt ungestraft meinen Orden."
"Im Namen der heiligen Inquisition des Imperiums der Menschheit seid Ihr verhaftet. Ihr habt das Recht auf eine Anhörung, aber ich garantiere Euch, dass Euch am Ende eine Exekution erwartet." Die Stimme gehörte Inquisitor Feros der soeben den Saal betreten hatte. Die gesamte Halle sprang wie ein Mann auf und salutierte - nur die Krieger des Adeptus Astartes schienen von dem Neuankömmling kein bisschen beeindruckt zu sein und blieben sitzen. Rumat ging sogar seelenruhig zu seinem Tisch zurück und aß weiter. Der Inquisitor hatte eine solche Frechheit nicht erwartet: er war gewohnt, dass man ihn fürchtet und verehrt, diesen Männern schien seine Anwesenheit jedoch völlig egal zu sein.
"Ich bin der ranghöchste Offizier hier und ich befehle Euch sofort aufzustehen!" schrie er den Blood Angels zu. "Wir stehen außerhalb Eurer Befehlsgewalt und sind Euch kein bisschen verpflichtet", Artos Stimme hatte den typischen Ton der imperialen Beamten. "Und nun hören Sie bitte auf zu schreien, meine Freunde und ich versuchen uns zu unterhalten. Falls Sie eine Beschwerde über unser Benehmen einreichen wollen können Sie das gerne bei unserem Ordensmeister tun, ich garantiere Euch jedoch, dass das nichts bringen wird."
Die Hand des Inquisitors glitt zu seinem Pistolenholster, doch er bremste sich. "Das wird weit reichende Folgen für Sie alle haben! Kommt Männer!", und Feros drehte sich um und ging gefolgt von seinen Anhängern hinaus.
"Also, wo waren wir stehen geblieben?", fragte Nanin.

***************************************************************************

"Ich übernehme die volle Verantwortung für das was passiert ist." Ordenspriester Adeon stand mit Artos und Rumat im Büro von Commander Dante. Der Ordensmeister selbst saß in einem bequem wirkenden Sessel und betrachtete die drei Gäste mit Neugier.
"Mich würde nur interessieren was ihr euch dabei gedacht habt. Dass sich das Adeptus Astartes und die Inquisition in die Haare kriegen ist ja nichts neues, aber einfach mal die rechte Hand eines Inquisitors niederzuschlagen und den Inquisitor selbst zu beleidigen ist doch ein bisschen zu viel, selbst für Helden der Space Marines." Der Commander schaute den beiden Beschuldigten abwechselnd in die Augen und spürte, dass sie sich für das was sie getan hatten nicht schämten, sie schienen nicht einmal einzusehen, dass ihr Verhalten tadelswert war.
"Der Kerl hat mich Blutsauger genannt und ich lasse meinen Orden nun einmal nicht beleidigen. Nicht von einem Soldaten, nicht von einem Space Marine und nicht einmal von einem Großinquisitor." Rumat sprach mit Überzeugung, aber auch mit dem Respekt, den er seinem Meister entgegenbrachte. Es gab genau drei Personen im gesamten Universum vor denen er niemals das getan hätte weswegen er nun hier war, und zwei von ihnen waren anwesend und die dritte war seit zehn tausend Jahren tot.
"Und überhaupt", Artos führte den Gedanken seines Freundes weiter. "Was heißt hier wir haben ihn beleidigt? Wir sind einfach nicht aufgestanden."
"Rumat hat ihn nicht einmal eines Blickes gewürdigt." Dante gefiel wie sich seine Männer hielten. Er stellte sich an Rumats Stelle vor und aus irgendeinem Grund kam in ihm das Bild eines toten Inquisitors hoch.
"Na und? Soll ich etwa jeden mit Orden behängten Opa mit größtmöglichem Respekt behandeln? Mein Gott, der Kerl hat das Blut hunderter Unschuldiger an den Händen und wir sollen ihn als Helden verehren?"
Der Ordenspriester merkte, dass der Riese langsam aber sicher wütend wurde und das gefiel ihm ganz und gar nicht. "Ihr beide könnt gehen."
Die beiden Veteranen verbeugten sich leicht und verließen den Raum. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte gebot Dante Adeon mit einer Handbewegung Platz zu nehmen.
"Es ist zwar nichts schlimmes passiert, aber deine Kompanie hat es scheinbar nicht so mit dem Glauben - und das ist sehr schlecht. Es gehen sogar Gerüchte um, dass ihr das Beten den anderen Brüdern überlasst." Zum ersten Mal zeigte sich Sorge in dem Gesicht des ranghöchsten Blood Angels. "Wenn diese Gerüchte bekannt werden wird die Inquisition hier auftauchen. Und nicht irgendein Inquisitor sondern wahrscheinlich eine ganze Meute von denen, und du weißt ja: ich kann die Kerle auf den Tod nicht leiden."
Der Ordenspriester nickte bedächtig und antwortete nach einer kurzen Pause. "Die Gerüchte würden natürlich sofort wieder die Leute auf den Plan rufen, die behaupten, dass wir sowieso schon verdammt sind. Nun ja, was ich dir in dieser Sache sagen kann ist, dass meine Kompanie und ich wirklich nicht mehr beten. Ich halte den Imperator für einen sehr weisen und gütigen Herrscher - nur seine Stellvertreter, die ja im Moment an der Macht sind sind nicht so weise und gerecht. Das Imperium wird in seinen Methoden dem Chaos immer ähnlicher und das erschreckt mich. Die imperiale Armee löscht ganze Landstriche aus, nur weil sich ein Chaoskult gebildet haben soll, die Assassinen verfolgen jeden, der irgendwelche Abweichungen in die Religion bringt und das sind nur wenige Beispiele für die Grausamkeiten unseres 'gerechten' Imperiums. Ich schweige sogar von dem Exterminatus der ja Zerstörung und Vernichtung symbolisiert."
"Aber weder du noch ich können etwas daran ändern, Adeon. Sicher ist nicht alles perfekt, es ist sogar bei weitem nicht alles in Ordnung, aber deshalb gleich den Glauben aufgeben... das darf nicht sein."
"Als ich von dem Zwischenfall auf Cerbanon hörte wurde mir klar, dass das so nicht weitergehen kann. Ich will nicht mehr Unschuldige töten, nur weil man mir sagt sie seien schuldig. Ich möchte die Menschen verteidigen und nicht vernichten." Es entstand ein Schweigen in dem jeder der beiden Freunde genau wusste, was der andere dachte.
"So wie ich dich kenne hast du bereits einen Plan um diesen Worten, die ich nicht gerade für richtig halte, auch Taten folgen zu lassen. Wir haben mit dir schon so oft darüber diskutiert, dass ich weiß, dass es unmöglich ist dir diese Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. Also, was willst du tun? Du weißt, dass ich dich mit solch gefährlichem Gedankengut nicht einfach hier lassen kann."
"Natürlich weiß ich das. Und ich habe mir schon einen Planeten ausgesucht auf dem ich und meine Kompanie in Ruhe unserem Handwerk nachgehen können, ohne dabei zu viel Aufsehen zu erregen und ohne, dass man den Orden damit in Verbindung bringen würde. Wir würden weiterhin Blood Angels bleiben, aber eben mit etwas abgewichenem Glauben. Du schickst uns auf eine Mission, von der wir nicht zurückkehren werden. Das passiert ab und zu und deshalb wird es niemandem falschen auffallen."
Der Ordensmeister lächelte traurig und schwieg. Nichts musste gesagt werden, die beiden Männer kannten sich so gut, dass sie sich auch ohne Worte verstanden.

***************************************************************************

Außer den Betroffenen und Commander Dante wusste niemand, dass diese Blood Angels ihre Heimatwelt und ihre Brüder nie wieder sehen würden. Dante und Adeon umarmten sich brüderlich und als der Priester bereits die Rampe bestieg sagte der Ordensmeister:"Ich hoffe du findest was du suchst, Freund."

***************************************************************************

Artos erwachte schweißgebadet. Er drehte seinen Kopf zur Seite und erkannte erleichtert, dass er in seinem Zimmer war. Viele Jahre waren seit jener Nacht vergangen, aber noch immer schreckte der Marine manchmal in der Nacht hoch und musste sich überzeugen, dass es nur ein Albtraum war und nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun hatte.
Er stand auf und ging zu dem Schrank in dem unter anderem das Wasser stand. Gierig trank er die Flüssigkeit und erst als der letzte Tropfen das Gefäß verlassen und seinen Hals hinuntergelaufen war stellte der Blood Angel den Behälter zurück und legte sich wieder hin. Wie jedes mal, wenn er die Erinnerung zurückkehrte, konnte von Schlaf keine Rede mehr sein. Er nahm beide Hände hinter den Kopf und starrte die graue Decke an.
"Elf Jahre, elf lange Jahre, dieses Leben abseits des Imperiums lässt mich langsam vergessen. Vielleicht finde ich irgendwann doch Ruhe, vielleicht hören diese schrecklichen Träume auf, diese langen Nächte in denen ich kein Auge zudrücken kann ohne mich an diese fürchterlichen Bilder zu erinnern..."
Plötzlich hörte er eine Aufprall und zuckte zusammen - die leere Flasche war hinuntergefallen.
"Es ist einfach lächerlich! Ein Space Marine erschrickt, weil in seinem Zimmer etwas auf den Boden fällt. Was ist bloß los mit mir? Auf dem Schlachtfeld habe ich vor nichts Angst und eine einzige Erinnerung lässt mich die ganze Nacht zittern. Körperliche Ertüchtigung. Das ist was ich jetzt brauche, körperliche Ertüchtigung."
Er stand auf und fing an Liegestütze zu machen, so wie es üblich war, auf Daumen und Zeigefinger.
"Eins, zwei, drei, vier, ich muss die neuen Scouts unbedingt einen Überfall simulieren lassen, das hatten wir noch nicht. Sie scheinen aber sehr gut zu sein, die neue Aufnahmemethode ist einfach klasse. Diese Turniere sind ein wahres Glück für uns: dort sieht man gleich aus welchem Holz die Kämpfer geschnitzt sind. Vor allem Terry ist ein wahres Wunderkind, hat sogar Rumat standgehalten. Ob ich mit Rumat in einem Faustkampf gleichziehen würde? Wahrscheinlich nicht, mir fehlt einfach das gewisse Etwas. Aber Terry hat sich fast schon zu gut für einen normalen Menschen geschlagen, da hat unser Nahkampfspezialist endlich einen würdigen Schüler gefunden.
Apropos Rumat, wir müssen wieder zu viert trainieren das letzte Mal ist schon wieder drei Tage her. Die Unzertrennlichen, so hatten sie uns genannt. Wir waren auch wirklich unzertrennlich - egal was wir unternahmen immer zu viert. Nur in der Schlacht nicht, da hatten wir nur selten die Möglichkeit Schulter an Schulter zu kämpfen. Einfach zu verschiedene Begabungen: ein Schütze, ein Kommando, ein Panzerjäger und ein Berserker, nein, da kann man im Kampf wahrlich kaum Seite an Seite stehen. Was mich aber bis heute wundert ist, warum Nanin kurze Distanzen bevorzugt. Er hat es mir bereits tausend Mal gesagt und ich verstehe es immer noch nicht: 'Im Hintergrund wäre meine Fähigkeit verschwendet'. Wenn man ihm eine Laserkanone in die Hand drücken würde - er wäre der Schrecken für alles und jeden. Aber nein, er muss sich unbedingt nach vorne werfen und mit Flammenwerfer und Boltpistolen arbeiten. Bei Oras und Rumat ist das etwas ganz anderes: die beiden wären im Hintergrund wirklich völlig fehl am Platz. Oras, der wahrscheinlich schon mehr Panzer in die Luft gejagt hat als ich gesehen habe und Rumat mit seinen beiden Schwertern."
Artos stellte sich die drei im Geiste vor: Nanin mit seinen beiden Pistolen, Oras mit dem Melter über die Schulter gelegt und der riesige Rumat, der sogar die anderen Space Marines um einen Kopf überragte.
Doch der Gedanke an seine drei Freunde erinnerten ihn auch wieder an jene Nacht in der sie zu viert dieses verfluchte Haus betraten.
Artos sprang auf die Beine und warf sich aufs Bett. An Schlaf war immer noch nicht zu denken.

***************************************************************************

Die Sonne war gerade erst aufgegangen und die Luft hatte sich noch nicht erwärmt, als die Space Marines von Adeons Kompanie mit den morgendlichen Kraftübungen begonnen hatten. Ein hundert stahlharter Körper liefen ihre Runden, machten Liegestütze, stemmten Gewichte oder zogen ihre Bahnen in dem extra dafür angelegten Schwimmbecken.
Der Tagesablauf dieser Blood Angel Kompanie sah fast genauso aus wie der anderer Orden: Kraft-, Schuss- und Nahkampftraining, sowie 40 Kilometermärsche jeden dritten Tag. Die Mahlzeiten fanden um 9.00, 14.30 und 20.00 Uhr, also wie früher, statt. Das ungewöhnliche jedoch war das Fehlen der Gebetszeiten. Nachdem sich die Kompanie von dem Glauben an den Imperator abgewandt hatte wurde diese sinnlose Zeitverschwendung durch Lesezeiten ersetzt. Die Bibliothek der Kompanie enthielt sehr viele Bücher die, bis auf wenige Ausnahmen, alle ausleihbar waren. Ordenspriester Adeon hatte darauf bestanden, dass sich seine Krieger nicht nur körperlich sondern auch geistig weiterbildeten.
Wie der Ordenspriester Commander Dante damals versprochen hatte bezeichnete sich die Kompanie weiterhin als Blood Angels hatte aber alle Abzeichen von ihren Rüstungen entfernt. Sie bestand immer noch aus hundert Kriegern, wie bei dem Abflug von ihrem Heimatplaneten Baal Secundus. Es waren zwar viele der alten Kämpfer gefallen, aber die Bevölkerung ihres neuen Heimatplaneten, Ferotik, bildete eine exzellente Ausbildungsquelle für Space Marines. Jährlich starben zehn bis fünfzehn Elitekrieger und jährlich wurden zehn bis fünfzehn neue Rekruten aufgenommen. Aber ein Problem war immer da, etwas wovor sich alle Kinder Sanguinius auf diesem Planeten fürchteten: falls Ferotik jemals das Ziel eines Großangriffs werden sollte würden die Anstrengungen der gesamten Streitkräfte zu wenig sein. Aber alle trösteten sich mit dem Gedanken, dass es ein kleiner Planet war und mitten im nirgendwo lag, wer sollte da schon einen Großangriff unternehmen?

***************************************************************************

Die Veteranen standen im Besprechungsraum ihrer neuen Festung. Der Ordenspriester hatte sie so schnell wie möglich zu sich rufen lassen und das konnte nichts Gutes bedeuten. Alle 13 waren eingetroffen und Artos musterte einen nach dem anderen: Rick, der Anführer des Sturmtrupps und ewiger Optimist, Caris, Doteron, Rolestir, Fortyr und Zaled, die nun schon seit fünf Jahrhunderten immer in derselben Einheit kämpften und selbst wenn einer von ihnen das Kommando über einen Trupp bekam schlossen sich die anderen diesem sofort an. Kortis, der Sergeant des Bikeschwadrons, und Rekitos, der erfahrenste aller Devastoren, lehnten an der Wand und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen, Nanin, Oras und Artos selbst standen neben der Tür, während Rumat ihnen voller Stolz über die Nahkampffortschritte Terrys erzählte. Im Schatten einer Säule saß der erfahrenste Krieger der Kompanie: Meimon. Eigentlich hätte er die Kompanie anführen müssen, trat jedoch zu Gunsten Adeons zurück - ein Präzedenzfall. Angeblich soll er Commander Dante davon überzeugt haben, dass der Ordenspriester viel größere Führungsqualitäten als er selbst besaß und sich perfekt als Kopf einer Kompanie eignete. Auf Baal Secundus hatte das neue Kompanieoberhaupt zwei Freunde gehabt: den Ordensmeister und Meimon. Nun, wo er einen von ihnen nicht mehr sehen konnte war ihm nur ein einziger geblieben, doch lernte er diesen umso mehr zu schätzen. Der Freund selbst war nach außen hin das genaue Gegenteil eines Blood Angels: ruhig, niemals hatte er außerhalb der Schlacht seine Stimme erhoben und niemals schien ihn die Schwarze Wut zu packen. Doch wenn er einmal in den Nahkampf kam wurde er unaufhaltbar: Artos hatte selbst gesehen, wie dieser Mann alleine einen riesigen Mob Skarboys erschlug. Selbst der Nahkampfstarke Rumat gab zu, dass das eine Leistung war die er niemals vollbringen könnte.
Die Tür öffnete sich und Adeon und Scriptor Magister Tychonder traten ein. Die beiden sahen müde und ausgezerrt aus, doch in ihren Augen brannte Entschlossenheit.
"Meine Brüder," begann der Ordenspriester, "wir haben ein sehr großes Problem. Anscheinend hat das Imperium beschlossen unsere neue Heimat in seine Reihen einzugliedern und dafür eine Abordnung Ultramarines geschickt."
"Ich habe diese Paragraphenreiter schon immer gehasst", raunte Oras.
"Tychonder und ich haben uns sehr lange überlegt, ob wir nicht ohne Kampf auskommen können..."
"Wir schon, aber Rumat nicht!", schmiss Kortis ein was bei den anderen für viel Erheiterung sorgte.
"Aber es ist unmöglich", fuhr der Priester fort. "Das wird unser schwerster Kampf bisher, da die Söhne Guillaumes uns höchst wahrscheinlich zahlenmäßig überlegen sein werden."
"Na und, die können doch sowieso nur Tyraniden niederschießen und auch das nur, wenn sie dreimal so viele sind wie die Aliens." Ein Lachen war die Antwort auf Rolestirs Kommentar.
"Die Eindringlinge werden in ungefähr 4 Tagen da sein, also bereitet Euch vor. Jeder von uns wird kämpfen müssen."
Im Gegensatz zu dem Sprecher waren die Neuigkeiten bei den Zuhörern sehr willkommen. Sie brannten schon darauf mit den Kriegern von Ultramar die Klingen zu kreuzen.

***************************************************************************

Alle militärischen Führer des Planeten waren anwesend. Artos hatte sie noch nie alle zusammen gesehen und war sehr erstaunt, dass die einzelnen Staaten ihre Kleinkriege untereinander beendet und sich in Melakian, dem größten und mächtigsten Land von Ferotik, versammelt hatten. Ordenspriester Adeon hatte das Wort. Alle 23 Anführer hörten ihm zu und die Sorge war den meisten ins Gesicht geschrieben. Sie alle wussten was das Imperium ist und was ein Leben unter seinem Gesetz bedeutet.
"Warum fürchten wir uns eigentlich vor diesen Ultramarines so sehr? Wie viele von ihnen sind es denn? Höchsten Tausend. Die Bevölkerung von Ferotik ist 300.000-mal so groß und unsere vereinten Streitkräfte belaufen sich auf mindestens eine Million."
"General, beten sie dafür, dass es weniger als 200 sind. Meine Herren, sie dürfen diese Krieger nicht unterschätzen, wir reden hier nicht von Profis - sondern von Todesengeln. Ein gut ausgerüsteter Space Marine kann, wenn er die richtige Position bezogen hat, ohne weiteres 100 oder mehr normale Soldaten töten, bevor diese ihn überhaupt erreichen. Ich kann nur hoffen, dass sie nicht allzu viele Panzer haben, denn sonst stehen wir sehr schlecht da."
"Unterschätzen auch Sie unsere Streitkräfte nicht, Ordenspriester. Wir sind nicht die imperiale Armee. Unsere Soldaten können kämpfen."
"Meine Herren", langsam verlor Adeon die Geduld "ich glaube Sie verstehen nicht, was das größte aller Probleme ist: auch wenn wir die Space Marines besiegen, das Imperium weiß bereits, dass es diesen Planeten gibt und seine Streitkräfte werden nicht eher ruhen, bis er dem Hohen Senat untersteht."
Keiner der Anwesenden entgegnete etwas, diesen Gedanken hatte jeder von ihnen gehabt und sie fürchteten ihn, da sie wussten, dass er der Wahrheit entsprach.
"Nun gut", fuhr der Anführer der Blood Angels fort "trotzdem müssen wir die Eindringlinge besiegen und das wird sehr schwer."
"Werden sie deutlich schwächer ohne Anführer?" Die Frage kam von einem an die zwei Meter großen Mann der soeben den Raum betreten hatte. Kalte blaue Augen schauten aus einem perfekt rasiertem Gesicht, dessen etwas zu große Nase absolut passend schien. Die hohe Stirn verriet einen nicht zu vernachlässigenden Intellekt und wurde von einer Glatze gekrönt.
Dieser Mensch war zwar nur wenigen bekannt, von diesen jedoch hoch geehrt und gefürchtet. Er hätte sich mit den besten imperialen Assassinen messen können und wäre sich ihnen mindestens ebenbürtig.
"Shadowmaster!" Der Ordenspriester lächelte als er den Cleaner sah. "Ich habe mich schon gefragt wann wir dich endlich sehen."
"Ich bitte die Herren meine Verspätung zu entschuldigen, ich musste noch jemanden abholen."
"Um deine Frage zu beantworten: ja, sie würden ohne Anführer schwächer, aber leider wissen wir nicht, wer ihr Anführer ist."
"Das ist kein Problem", Shadowmaster lächelte, was seinem Gesicht einen unangenehmen Ausdruck verlieh "überlassen sie das ruhig mir. Meine Herren, ich empfehle mich." Mit diesen Worten ging er hinaus.
"Und was machen wir mit dem Rest der Armee?", fragte General Mutomba.

***************************************************************************

Der Schmetterling saß auf dem Zelt. Um ihn herum zogen sich Männer blaue Arm- und Beinschienen, Brustplatten und Helme an. Er flog auf eine andere Plane um sich in den Strahlen der frühen Sonne zu wärmen. Das Insekt sah, wie riesige Waffen hervorgeholt wurden, die Crews zu ihren Panzern liefen und ein Cybot auf die Lichtung trat. Aus dem Zelteingang kam ein Mann in blauer Rüstung. An seinem Gürtel hing ein Schwert und ein Holster, aus dem der Schaft einer Pistole ragte. Sein Gesicht war wettergegerbt und er rief einem anderen, heraneilenden Mann etwas zu. Sie tauschten ein paar Worte und der herangeeilte ging in das Zelt.
Plötzlich wurde der Schmetterling kurz geblendet und im nächsten Augeblick fiel der vor dem Zelt stehende. Er versuchte sich an der Plane festzuhalten und riss dabei ein Stück von ihr ab, in seiner Stirn war ein blutendes Loch.
Der Schmetterling schlug mit den Flügeln und schwebte in den Wald.

***************************************************************************

Sie hatten lange genug Verstecken gespielt. Die Zermürbungstaktik hatte sich ausgezahlt: die Panzer der Ultramarines waren vernichtet worden, Shadowmaster hatte ihren Kommandanten samt Leibgarde ausgeschaltet und von den ursprünglich über 200 Kriegern waren nur noch ungefähr 120 übrig. Und gegen diesen Rest würde Adeons Kompanie kämpfen. Die Söhne Guillaumes waren den Blood Angels zwar zahlenmäßig überlegen, aber die Kinder von Sanguinius waren ihren Widersachern in Sachen Nahkampf stark überlegen.
Das Schlachtfeld war eine Wiese, die ab und zu von einem Waldstück unterbrochen wurde. Die Bäume waren die einzige Deckung und in einem solchen Waldstück befanden sich Artos und die Scouts. Terry war zum Sergeant des Trupps befördert worden und hatte von Rumat eine Energiewaffe bekommen, was für einen Neuling die größte Auszeichnung war. Rumat selbst bildete zusammen mit Caris, Doteron, Rolestir, Fortyr und Zaled die Ehrengarde von Scriptor Tychonder. Sie alle trugen mit den besten Nahkampfwaffen der Kompanie und waren für die schwer gepanzerten Terminatoren und andere Nahkampftrupps verantwortlich. Die Devastoren hatten sich auf dem hinteren Hügel postiert um das gesamte Kampfgeschehen zu überblicken und die Bikes warteten nur auf ein Zeichen zum Angriff. Ordenspriester Adeon und die Verdammten die dem Roten Durst zum Opfer gefallen waren standen neben den Scouts und die Taktischen Trupps hatten sich über die gesamte Wiese verteilt. Artos konnte in einem dieser Trupps Nanin mit seinem Flammenwerfer sehen.
Der Kommando konnte es kaum noch abwarten sich mit den Kämpfern des Imperiums zu messen und er wusste, dass die Neulinge dasselbe fühlten. Und dann tauchten sie Ultramarines auf. Ihre Rüstungen strahlten in der Sonne und ihr Auftritt war mehr als imposant. Eine Unheil verkündende Ruhe legte sich über den Ort und jeder Krieger versuchte eine Schwäche in der Position des anderen zu finden. Und dann, als ob ein Signal gegeben worden war, stürmten die Space Marines aufeinander los. Rekotis und seine Devastoren nahmen sofort ihr imperiales Gegenstück aufs Korn, doch diese erwiderten aus ihrer Deckung das Feuer.
Die taktischen Trupps bedeckten sich gegenseitig mit Dauerfeuer während sich der Abstand zwischen den beiden Armeen verkleinerte. In der Mitte der imperialen Armee marschierte der Cybot und pulverisierte mit seiner Laserkanone einen Blood Angel nach dem anderen. Die Geschoße der Gegenseite schüttelte er wie Nadelstiche ab und es schien, als könne ihn nichts aufhalten. Mit einem lauten Zischen erwachten die Sprungmodule der Todeskompanie zum Leben und die schwarzen Riesen sprangen mitten in einen gegnerischen Trupp hinein.
Im Moment sah es für Artos und seine Brüder gut aus: die gegnerischen Devastoren waren vernichtet, während sich auf ihrer Seite noch mindestens zwei Mann mit Laserkanonen befanden. Die Todeskompanie hackte sich durch einen Taktischen Trupp durch und die Ehrengarde und die Bikes waren noch in Reserve. Doch wegen dem Cybot waren bis jetzt eindeutig mehr seiner Brüder als der Ultramarines gefallen und das musste ein Ende haben.
Der Cybot hatte gerade einen weiteren Blood Angel vernichtet, als aus einer Gruppe Bäume ein leuchtender Strahl purer Energie in ihn eindrang und auf der anderen Flanke wieder austrat. Die Maschine wollte wenden, aber ihre Mechanismen waren stark beschädigt, so dass sie es nicht mehr rechtzeitig schaffte und von einem zweiten Strahl zu Boden geworfen wurde und explodierte - Oras war in Erscheinung getreten.
Just in diesem Augenblick sah Artos die Bikes auf die gegnerische Flanke zurasen. Meimon persönlich führte den Trupp an und das bedeutete, dass diese Seite der Armee so gut wie überrannt war. Doch plötzlich materialisierte sich ein Trupp Terminatoren vor den Angreifern, und die Biker rasten direkt in die erhobenen Energiefäuste hinein. Der große Veteran war der einzige, der ausweichen konnte fiel dabei jedoch von seinem Gefährt. Die Schmerzen mussten höllisch sein, doch er sprang sofort wieder auf die Beine und stürzte sich mit erhobener Waffe auf den Feind. Die vor Energie pulsierende Klinge schnitt durch die dicken Rüstungen wie durch Butter und bald waren nur noch zwei Terminatoren übrig. Meimon wich den Attacken seiner Gegenüber aus, doch kehrte er einem von ihnen kurzzeitig den Rücken zu und dieser ließ seine riesige Faust auf den Veteranen niedersausen und zerschmetterte dessen Kopf. Der Kommando war außer sich vor Wut als er das sah und befahl den Scouts den Angriff. Während sie noch auf Meimons Henker zu rannten sah Artos wie sich die Ehrengarde auf eine Einheit aus zehn Sturmterminatoren stürzte und diese innerhalb kürzester Zeit niedermachte. Plötzlich fühlte er mehrere Einschläge in seien Körper und sah das Blut aus den Löchern in seiner Servorüstung spritzen. Er fiel auf die Knie, hob seinen Shin-Bolter hoch und feuerte auf die nächsten Gegner, deren Rüstungen von den Geschoßen ohne Probleme durchschlagen wurden. Er fühlte wie die Dunkelheit ihn umhüllte, kämpfte jedoch gegen sie an. Er sah, dass die Todeskompanie von einen Übermacht zurückgedrängt wurde, drehte seinen Kopf und erblickte Terry, der die Scouts bereits durch die Terminatoren durch und in einen anderen Trupp geführt hatte und nun geschickt mit seiner Energiewaffe und der seltsamen Beintechnik arbeitete.
"Wenigstens wurdest du nie vom Roten Durst besiegt", dachte er und ging endgültig zu Boden.

***************************************************************************

Er schoss den Soldaten nieder und brach die Tür auf. Alles war verraucht und Laserimpulse schossen durch den Raum. Er rannte eine Treppe hoch, schlug einen auf ihn mit einer Pistole zielenden Mann nieder und kam endlich in den zweiten Stock. Und was er hier sah, würde ihn nie wieder loslassen: das Gebäude war eine Schule gewesen und er befand sich wohl im Klassenzimmer neun- oder zehnjähriger. Die Kinder lagen auf dem Boden, ihre kleinen Gesichter schmerzverzerrt, ihre Glieder in unmöglichen Winkeln gebogen. Er ließ die Waffe fallen und rannte von einer Leiche zur nächsten in der Hoffnung, doch noch Überlebende zu finden. Aber je mehr er sah, desto schlimmer wurde es: nun waren nicht nur ihre dünnen Knochen gebrochen, sondern ihre Haut sah so aus, als ob man sie gebraten hätte. Übelkeit stieg in ihm hoch, und dann erblickte er die kleine gebückte Gestalt. Gerade als er etwas sagen wollte hob die Gestalt ihr Gesicht und er wich zurück: keine Nase, ein Grinsen bis zu den Ohren, der Mund voller Nadelscharfer Zähne, doch das schlimmste von allem waren diese Augen - schwarz, ohne Pupillen mit dem Feuer des Wahnsinns in ihnen.
"Du bist gekommen um mich zu retten?", fragte der Dämon. "Komm näher und ICH rette DICH, Artos."
Er versuchte sich zu drehen und weg zu laufen, doch etwas kam ihm zwischen die Füße und er stolperte und fiel. Die Ausgeburt des Chaos verspottete ihn weiter: "Artos, komm zu mir Artos, komm zu mir..."

"Artos, komm zu dir Artos! Komm zu dir!!"

Er machte die Augen auf und sah Oras über sich stehen. "Wo, wo bin ich? Was ist passiert? Wo ist dieses Kind?"
"Beruhige dich, du hast nur schlecht geträumt. Ich weiß nichts von einem Kind, aber eins kann ich dir sagen: du hast riesiges Glück gehabt, dass es Terry aufgefallen ist, dass du noch atmest."
"Wem ist was aufgefallen?" Der Kommando verstand kein Wort.
"Ruh' dich aus, mein Freund. Ich werde dir später alles erklären." Und Oras verließ den Raum.
Sein Kopf fühlte sich schwer an und das letzte woran er sich erinnern konnte, waren die schwarzen Augen des Kindes. Er versuchte gegen die Müdigkeit anzukämpfen, doch der Schlaf übermannte ihn.

**************************************************************************

Als er aufwachte standen Oras, Nanin, Rumat und Terry an seinem Bett.
"Guten morgen, der Herr", zwinkerte ihm der Nahkampfspezialist zu.
"Wo sind wir? Haben wir die Marines besiegt? Ist Ferotik in Sicherheit?"
Trauer legte sich auf die Gesichter seiner Freunde und Oras begann zu erzählen.
"Wir sind in unserem Thunderhawk. Ja, wir haben die Schlacht gewonnen, aber der Krieg ging leider an das Imperium. Du wurdest von Inquisitor Feros niedergeschossen, Artos. Er teleportierte sich aufs Schlachtfeld während des Höhepunktes und tötete mit seiner Leibwache viele unserer Brüder. Die Ehrengarde und Terry konnten sie zwar schlagen, aber dieser Sieg hatte einen hohen Preis: Tychonder und die Ehrengarde sind tot. Rumat und Terry sind nun die einzigen Nahkämpfer unserer Kompanie."
"Wie viele sind wir noch in der Kompanie?", unterbrach der Veteran.
"Wir sind zwölf. Davon sind sechs schwer verwundet, unter ihnen seid ihr mit Adeon."
Der Blood Angel schloss die Augen. Zwölf und davon sechs schwer verwundet, der Scriptor und die Ehrengarde, Meimon und die Devastoren, 88 Brüder - gefallen. Und all das, weil das Imperium mehr Macht wollte...
"Aber das ist noch nicht das schlimmste." Artos öffnete bei diesen Worten die Augen. "Ferotik ist vernichtet worden. Feros hat es noch geschafft den Befehl für Exterminatus zu geben. Shadowmaster hatte Zeit zu fliehen, aber die anderen..." Oras senkte den Kopf.
Nein, das war zu viel für ihn. Ferotik ausgelöscht, mehrere Millionen Leben aus Herrschsucht beendet...
"Weißt du", es war Nanin "du hast doch diese Alpträume und hast immer gesagt, dass wir dich nicht verstehen würden. Nun, jetzt verstehen wir dich: das Bild des Exterminatus hat sich bei uns allen in die Erinnerung eingebrannt."
Die Kompanie praktisch ausgelöscht, ihre Welt zerstört und gezwungen auf ewig zu reisen. Artos lächelte ob der traurigen Ironie: Feros hatte weit reichende Folgen versprochen. Und er hatte für sie gesorgt.



Urheberrecht: Dmitri Golosovski, 2005



Bewerte diesen Beitrag:

 




www.sphaerentor.com
[ Copyright © 2001 by Tobias Reinold & Huân Vu | Alle Rechte vorbehalten ]
Impressum | Datenschutz
 
>