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WUNAT

[916.M41+++Ixaniad-Sektor +++ Planet Gonax Secundus +++ Makropole Lawyx +++ ]

Furcht. Blinde Furcht. Sie füllt Wunats Herz, seine Seele, alles, was ihn ausmacht. Er kann keinen klaren Gedanken fassen, und auch der Glaube an den Gott-Imperator, der sonst die Grundlage seines Lebens als Frachtarbeiter des Owa-Kartells war, lässt ihn im Stich, als er weiter blind vorangetrieben wird. Etwas stößt ihn von hinten schmerzhaft in den Rücken und lässt ihn weiter vorwärts taumeln.
Hilflos und verängstigt stolpert weiter voran, in Richtung eines immer lauter werdenden Lärms.
Ein dumpfes Trommeln lässt seinen Körper beben und sein Herz noch schreckerfüllter als vorher schlagen. Dazu mischt sich ein fast unirdisches Rufen und Brüllen, wie von einer riesigen Horde Bestien. Zitternd vor Angst geht Wunat weiter, getrieben von seinen Peinigern in einen ungewissen Schrecken.

"Los, du Hund, du bist an der Reihe", hört Wunat eine grollende Stimme. Der Sack wird ihm vom Kopf gerissen, und er blinzelte in grelles Fackellicht. Vor ihm steht, vom Licht erhellt, ein grobschlächtiger Mann in einer rot-schwarzen Uniform, schmutzig und blutbefleckt. Seine Hände stecken in schweren, schwarzen Handschuhen und halten eine Schrotflinte. Neben ihm stehen, wie er jetzt bemerkt, andere Gefangene, nach der Kleidung her aus allen Schichten der Makropole. Sie alle sind - ebenso wie er - an den Händen gefesselt und alle tragen Säcke über dem Kopf. Ängstlich setzt Wunat sich in Bewegung, woraufhin der Mann ihm mit einem Winken der Flinte bedeutet, voranzugehen.

Er geht eingeschüchtert und geduckt einen langen Gang entlang, der von Metallgittern begrenzt ist. Fackeln erhellen den Weg und die Umgebung, er sieht rostige Rohe, Schatten, undeutliche Schemen im Dunkeln und ein feuriges Glimmen am Ende des Ganges, welchem er sich Schritt für Schritt nähert.
Das Rufen von vorhin ist wieder da, lauter und gutturaler als vorher, und es jagt Wunat Schauer über den Rücken. Die Laute, die er da vor sich vernehmen kann, sind von menschlichen Stimmen geformt, und doch sind sie nicht menschlich - als würden sie ein uraltes Böses anrufen, ein Böses, älter als die Zeit, so wirken sie.
Als er durch einen massiven Torbogen tritt, erweitert sich der Gang zu einer Halle gigantischen Ausmaßes - vermutlich eine der zahllosen Lagerhallen der Makropolmanufakturen. Diese hier ist aber bar von allen Lagerkisten, Kränen und Frachtservitoren, stattdessen ist sie gefüllt von einer riesigen Menschenmenge, welche wie in einer Art perversem Gottesdienst nach vorne gebeugt knien.

Wunat hat aber kaum Zeit, die Menschen zu mustern, welche sich dort vor ihm befinden, denn fast augenblicklich wird sein Blick in die Mitte der Halle gezogen - zu einem Podest, auf dem sich zwei Gestalten befinden, schrecklicher als alles, was er bisher sah.

Eine der beiden ist ein unglaublich deformiertes Wesen, mit Hörnern auf dem bleichen Schädel, behängt mit Ketten und geschlagen in schwere, scheinbar rostige Fesseln. Diese scheinen das Wesen jedoch nicht zu behindern, es scheint sogar ein Stück über dem Boden zu schweben, und in seinen tiefliegenden Augenhöhlen glüht ein rotes Leuchten.

So grauenerregend dieses Wesen ist, so stellt die zweite Gestalt es trotzdem weit in den Schatten.

Diese überragt die deformierte Kreatur um Weites, ist unmenschlich massiv gebaut und gehüllt in eine furchterregende Ganzkörperrüstung. In der Hand hält sie eine Art Zepter, und ihre gewaltige Figur lässt keinen Zweifel an ihrer Macht. Auf der blutroten Rüstung des Giganten sind Zeichen aufgebracht, die, obwohl Wunat eigentlich viel zu weit entfernt ist, um sie zu lesen, trotzdem von Leid, Dunkelheit und Verdammnis künden. Der Kopf des Giganten ist unbedeckt und enthüllt ein grausames Gesicht, bar jeder Menschlichkeit.

Fast unbewusst geht Wunat weiter, instinktiv auf das Podest zu. Seinen Wächter mit der Schrotflinte hat er vollkommen vergessen, genau wie die Menschenmenge um ihn herum - er wird wie magisch von den beiden Gestalten angezogen, welche dort in all ihrer obszönen Glorie in der Mitte der Halle stehen und ihn augenscheinlich erwarten. Wie betäubt stolpert er voran, weiter und weiter auf das fürchterliche Duo zu.

"Knie nieder, Schwächling", grunzt der Mann hinter ihm und stößt ihm den Kolben der Flinte in den Rücken. Wunat stolpert vorwärts und fällt auf den kalten Metallboden. Die beiden Gestalten kommen das Podest herunter, deutlich hört man die schweren Schritte des Gerüsteten.

"Reicht das für deine Zwecke, Dämon?", grollt eine unglaublich tiefe Stimme, die wohl dem Riesen gehört. "Es muss wohl genügen...", zischelt eine zweite zur Antwort - die des Gehörnten vermutlich. Entsetzt schaut Wunat auf - beide stehen inzwischen vor ihm und sehen auf ihn herab.

"Dein wertloses Leben endet hier, imperialer Wurm", hört Wunat wieder die Stimme. "Doch im Tod wirst du mehr nutzen, als dein erbärmliches Leben je wert war." Der Riese dreht sich ein Stück in Richtung des Gehörnten. "Sende die Nachricht!" "Ja, Meister! … und nun zu dir, du Ratte.... dein Tod wird langsam und schmerzhaft sein, aber sei dir gewiss: Er wird einen Zweck haben, und er wird ihn erfüllen!"

Das letzte, was Wunat, Frachtarbeiter des Owa-Kartells, in seinem Leben hört, sind seine eigenen schmerzerfüllten Todesschreie.



Urheberrecht: Fabian Wolf, 2014



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