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Meldung vom 03. November 2006
http://www.sphaerentor.com/wh40k/index.php?file=archiv.php&id=1825

Games Workshop Jahresbericht

»Der Bericht von Games Workshop zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2006.«


Der sehr ausführliche Bericht kann hier im englischsprachigen Original eingesehen werden. Wir geben im folgenden nur eine Zusammenfassung einiger der interessantesten Passagen wieder:


Situation

* Das Geschäftsjahr 2006 brachte für GW erneut sinkende Umsatzzahlen. Seit dem Boomjahr 2004 mit 151,8 Mio. Pfund Sterling ging es stetig bergab, so dass der Umsatz nun bei 115,2 Mio. liegt, was fast dem Stande von 2002 entspricht.

* Der operative Gewinn aber sinkt von den letztjährigen 14,3 sogar auf nur noch 4,2 Mio., ein Tiefststand in der jüngeren Geschichte des Tabletop-Hobby Unternehmens.

* Games Workshop verkauft also nicht nur weniger, sondern macht damit durch hoch gebliebene Kosten und anhaltende Investitionen obendrein nun auch noch sehr viel weniger Gewinn am Ende.


Die Worte des CEO

* Tom Kirby spricht die wie erwartet abnehmenden Zahlen auch gleich an, er scheint die Höhe der Einbußen aber so nicht vorhergesehen zu haben. Als Gründe dafür nennt er die schon letztes Jahr von ihm angesprochenen Marktmechanismen (er meint damit wohl die "HdR-Blase"), gibt aber auch einen Eigenanteil an Schuld zu:
"In guten Zeiten, wenn das Leben schön ist, kann es passieren, dass man die guten Gepflogenheiten vergisst, mit denen man sich diese guten Zeiten erarbeitet hat. Wir alle haben einige dieser Gepflogenheiten vergessen, und einige von uns vergaßen alle. Dies ist ein Missstand, an dessen Behebung ich das gesamte Jahr über (und auch das vorherige) gearbeitet habe. Ich denke, dass man erkennen kann, dass wir uns wieder in die richtige Richtung bewegen. Die Service-Standards, welche diese Firma aufbauten, sind im Begriff zurückzukehren."

* Auf zahlreiche Anfragen an ihn, weshalb er nichts für einen Wiederanstieg des Aktienwerts tue, antwortet Kirby, dass er eine langfristige Herangehensweise bevorzuge, und deswegen nichts unternehmen werde, um nur ein kurzfristiges Anheben der Aktie auszulösen. Wem das nicht gefiele, der solle evt. sein Investment bei ihnen nochmal überdenken.
Tom Kirby stellt sich somit also vehement gegen jegliche spekulative Aktienspielchen und vertraut auf nachhaltige Strategien.

* Auf eine Frage eines Kunden hin, weshalb die unabhängigen Spieleläden in seiner Gegend (Missouri, USA) verschwänden, glaubt er wiederum eine Antwort zu haben, die zwar nicht die vollständige und alles erklärende sei, aber immerhin auf Fakten basiere: Solche Läden gingen nun allmählich zugrunde, da ihnen ihre Standbeine wegfielen - Rollenspiele und Filmfanartikel verkäuften sich immer schlechter, Sammelkartenspiele würden mittlerweile überall angeboten und viele solcher Geschäfte würden von Leuten betrieben, die es nur als Teil ihres Lebensstils ansähen, und das ganze daher nicht wie ein profitorientiertes Untenehmen führten. Bei schweren Zeiten führe dies zu oft zu langsamen und schwachen Gegenmaßnahmen, was sich dann eben desaströs auswirken könne.
So interessant Kirbys Gedanken dazu auch sein mögen, angesichts der immer weiter um sich greifenden Ablehnung von GW-Produkten bei US-amerikanischen Einzelläden könnte man diese Passage auch durchaus als eine versteckte Warnung an eben diese lesen. Fakt ist jedenfalls, dass GW in Nordamerika weiter verstärkt eigene Läden bauen wird, konzentriert auf die Ballungsräume, um den Zugang zum Markt zu erhalten, denn die Zahl an Vertragsverbindungen zu unabhängigen Verkäufern ist dieses Jahr von 875 auf 729 gesunken, und Kirby betitelt das Vorgehen in den USA schon als "shake out", also als beabsichtigtes Herausdrängen. Als Beweis für das dennoch ungebrochene Interesse an GW-Produkten in Amerika verweist er auf die fünf erfolgreichen Games Days und die weiterhin steigenden Teilnehmerzahlen.

* Bei einer internen Debatte über den Kern der Geschäftspolitik von Games Workshop wurde Tom Kirby philosophisch und erklärt, dass es da draußen ein Gen für ein fundamentales Verlangen nach (möglichst vielen) Miniaturen geben müsse, welches offensichtlich vor allem bei Männern zu finden sei. Trotz allem Drumherum mit Armeelisten, Events und Business-Problemen sei dies der Kern des Ganzen - Profit machen durch das Verkaufen von Spielzeugsoldaten an Menschen, die dafür auch wirklich dankbar sind.
Aus seiner Sicht der Dinge heraus wird also niemand von ihnen dazu gebracht Miniaturen kaufen zu wollen - das Bedürfnis danach sei schon zuvor vorhanden, und Games Workshops Ziel sollte es sein dies auf möglichst hochwertige Weise zu befriedigen.

* An Geschäftsrisiken nennt Tom Kirby zuerst die Schwierigkeit Verkaufszahlen und entsprechend die Produktionsnachfrage vorherzusehen. Eine verstärkte Kommunikation zwischen der Verkaufs- und der Herstellungsabteilung soll diese Risiken minimieren. Ansonsten drohe nur wenig Risiko von den Basiskosten, die Energiekosten seien zwar gestiegen, aber die reinen Rohstoffkosten würden insgesamt nur zwei Prozent des gesamten Verkaufserlöses ausmachen. Das Hauptrisiko sieht der CEO weiterhin beim Management - der Umgang mit anderen Märkten, anderen Währungen und geographischen Situationen führe zu vielen Risiken. Deswegen betont er nochmal wie wichtig die Rekrutierung, Schulung und Nachfolgeregelung in diesem Bereich sei.

* Trotz aller schlechter Stimmung scheint GW nun die Expansion nach Japan endlich voranzutreiben. In Tokio wurde der erste GW Laden geöffnet, ein zweiter soll in Bälde folgen. Die Investition in den bisher nur vor sich hin dümpelnden Markt betrug bislang eine halbe Million Pfund Sterling.

* In Sachen langfristige Ziele betrachtet Tom Kirby den an den Bevölkerungszahlen gemessenen Profit, der natürlich in Großbritannien am höchsten ist (50 Pence pro Kopf), und dann von Australien & Neuseeland gefolgt wird (35 Pence pro Kopf). Für Kontinentaleuropa (20 Pence pro Kopf) und Amerika (10 Pence pro Kopf) aber auch Japan (weniger als 1 Pence pro Kopf) hält er es für machbar eines Tages ähnlich hohe Werte zu erreichen. Games Workshop würde auf diese Weise seinen Umsatz verdreifachen.


Sonstiges

* Der Jahresbericht enthält eine Auflistung der wichtigsten Aktienhalter und die Höhe ihrer Beteiligung.

* Ebenso offengelegt sind die Gehälter und Aktienanteile der fünf Direktoren von Games Workshop, einschließlich des CEOs Tom Kirby.

* Ein wichtiger neuer Punkt, auf den GW setzt ist das Verhältnis zu Umwelt, Gesundheit und Gesellschaft. So konnte z.B. als großer Erfolg der Anteil des Abfalls, der auf Mülldeponien "entsorgt" wird, seit 2001/02 von 51% (266 Tonnen) auf nun nur noch 21% (121 Tonnen) gesenkt werden.



Sphärentor 40.000
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