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Meldung vom 07. April 2007
http://www.sphaerentor.com/wh40k/index.php?file=archiv.php&id=1883

Jervis Johnson am Steuer

»Auf dem amerikanischen Adepticon Event sprach Jervis Johnson über seine neue Funktion und die Zukunft von Wh40k.«


Zuallerest musste Jervis den Zuhörenden seines Vortrags mitteilen, dass das Zeitfenster für Neuigkeiten von nun an nicht mehr 6 sondern nur noch 3 Monate betragen würde. Ergo könne er auch leider nichts über die kommenden Neuerscheinungen sagen.

Stattdessen erzählte er von seiner neuen Rolle innerhalb des Konzerns und der weiteren Entwicklung von Warhammer 40.000. Er sei nun verantwortlich für die Produkt- und Hobbystrategie, scherzhaft vereinfacht sei es sein Job, dafür zu sorgen, dass immer mehr Leute mit Spielzeugsoldaten spielen und dabei Spaß haben. Dies bedeute zwar nicht, dass er die Kontrolle über eines der Spieldesignteams der drei Hauptspielsysteme hätte, aber er habe sozusagen die Aufsicht darüber, dass das Spiel auf Kurs bleibe, und dass die Unterschiede zwischen den Codizes nicht mehr so groß ausfallen würden. Generell gehe es um eine professionellere Koordination der Entwicklungsteams. In der Vergangenheit habe zu viel von Inspiration und spontanen Einfällen abgehängt, und es habe eine zu große Unübersichtlichkeit in Sachen Armeelisten geherrscht.

Eine erste Weisung, die er an die Teams weitergab, war die Fokussierung der Regelbücher auf 1500-2000 Punkte Schlachten. Ableger-Armeelisten und ausgefallene Spielmechanismen sollen in Zukunft strikt auf ergänzende Publikationen beschränkt werden. Der Hintergedanke für diese Maßnahme: Durch die klare Trennung wird es den Spielern immer klar sein, wann sie das als solches ausbalancierte Kernsystem verlassen.

Eine weitere weitreichende Regelung stellt der Beschluss dar, dass alle derzeitigen Armeen auf unbestimmte Zeit fortgesetzt, also immerzu erhältlich sein und beständig erweitert werden sollen. Dafür würden Neuentwicklungen nur noch nach intensiver Prüfung grünes Licht erhalten.
Auf eine neue Armeeliste für die Verlorenen & Verdammten wird man also vermutlich vergebens warten, genauso wohl auch auf den Symbiontenkult oder die Wildorks. Die einzige Möglichkeit für diese ausgefalleneren Aspekte des Wh40k-Universums erhalten zu bleiben ist die zukünftige Integration einzelner Einheiten in einen der bestehenden Armeen mit Codex, so wie es z.B. erst kürzlich bei den Harlequinen zu sehen war. Separate Armeelisten, die im White Dwarf erscheinen, oder gar eigene Codizes sind nun äußerst unwahrscheinlich geworden.

Die Jervis-Doktrin bedeutet aber auch, dass die Dark Eldar nicht mehr abgestoßen werden können, was viele Spieler sicherlich erleichtern wird. Außerdem kündigte er an, dass es in Zukunft viel regelmäßigere Releases für alle Armeen mit viel kürzeren Zeutabständen geben würde. Zwischen dem nächsten und dem übernächsten Ork Kodex dürfe es nicht wieder eine Pause von 8 Jahren geben.

Von der Hauptstrategie her, werde GW nun weiter daran arbeiten die Armeelisten für Schlachten in Standardgröße (Wh40k: 1500 Pkt. / Wh Fantasy: 2000 Pkt.) auszubalancieren. Er gab offen zu, dass Wh40k derzeit nicht ausbalanciert sei. Um dies zu erreichen müsse man aber die Zahl der Optionen verringern, um zu verhindern, dass die Spieler sich zu starke Armeen erstellen. Und es sei wichtig nicht nur damit aufzuhören neue Stärken hinzuzufügen, sondern auch darauf zu achten, nicht gleichzeitig auch alle Schwächen auszubügeln. Das Ausbügeln einer Schwäche sei schließlich letztlich ebenfalls eine Stärkung.
Die Armeelisten sollten auch effizienter werden - nutzlose Einheiten gehörten entfernt. Die Spieler sollen sich jede Einheit als Miniaturen kaufen können, die sie haben möchten, und damit dann auch also etwas anfangen können, vorausgesetzt man hat verstanden, wie man sie einzusetzen hat. Auch die Zahl der Sonderregeln (er nennt sie "halbe Regeln") habe abzunehmen - siehe seine Einführung der Furchtlosigkeit bei den Dark Angels. Wenn es eine Sonderregel gäbe, die grob dem entspräche, was man erreichen wolle, dann sei die bereits existierende zu nehmen und nicht eine neue zu erfinden. Bei Problemfällen sei es seine Losung nicht an den Werten herumzuschrauben sondern stattdessen lieber die Punktkosten anzupassen. Eine Armee, die besser im Beschuss werden soll, müsse nicht von BF3 auf BF4 gesetzt werden, sondern einfach niedrigere Punktkosten für ihre feuerstarken Einheiten erhalten.
Für Jervis Johnson stellt der aktuelle Dark Angels Codex die Blaupause für die Zukunft von Wh40k dar. Mit ihm konnte er den Spieldesignern zeigen, in welche Richtung sich das zu entwickeln habe.

Insgesamt müsse man sich aber im klaren sein, dass Wh40k erst in der vierten Edition vorliege, und dass ein radikaler Kurswechsel gerade mal vor zwei Editionen erfolgt sei - Wh Fantasy sei schon in der siebten und deswegen schon viel weiter entwickelt. Es sei ihm bewusst, dass Transporter momentan gar nicht gut funktionieren würden.
FAQs und Erratas seien dafür da Druckfehler zu verbessern und Unklarheiten zu beseitigen. Sie seien aber nicht dafür da, Fehler der Spieldesigner auszubügeln, wie z.B. Wolfsgardisten in Terminatorrüstung innerhalb von Wolfsscout-Trupps.
Prinzipiell soll das Spiel sowohl dem Veteranen als auch dem blutigen Anfänger gefallen. Letzerem müsse aber auch mehr geholfen werden.

Auf die Frage hin, ob der neue Chaos Codex das Wesenszüge-/Doktrinen-System fortsetzen würde, antwortete er, dass es für den neuen Codex das Ziel sei alles in einer Armeeliste unterzubringen. Falls dies nicht möglich sein sollte, würde man sich nach alternativen Möglichkeiten umsehen, und darunter würde dann auch so etwas fallen. Eine Aufteilung in mehrere separate Codizes sei eher unwahrscheinlich, denn GW würde sich dann dazu verpflichten jede dieser Einzelarmeen auf ewig fortzuführen.

Ansonsten verriet Jervis noch, dass der aktuelle Space Marines Codex innerhalb des Konzerns als Misserfolg betrachtet wird, da er es als derjenige Codex, der von den meisten Neuanfängern gekauft wird, nicht ausreichend vermag, diese in das Hobby einzuführen. Es würden ihm z.B. die Waffendiagramme fehlen, die es jetzt nun im DA Codex gebe. Jervis Johnson erzählte von seinem Sohn, wie dieser einen Taktischen Trupp zusammenbaute und quasi alle 5 Minuten eine Frage kam: "Ist das da eine Energiewaffe"? - "Nein, das ist ein Kampfmesser" - "Ist das ein Sprungmodul?" - "Nein, das ist nur ein Tornister" usw. usf.
Dies gibt GW unter anderem den Grund dafür, einen neuen Codex im Schnellverfahren zu entwickeln und herauszubringen. Jervis konnte nicht sagen, wann dieser neue Codex herauskommen wird, aber man könne erwarten, dass viele der neuen Konzepte, die man mit den Dark Angels einführte, auch dort wieder zu finden sein würden.
Derzeit sei es aber auch noch nicht geklärt, ob der neue Codex evt. gar alle Space Marines Orden beinhalten wird oder wie bisher nur die Codex-Orden mit exemplarischem Schwerpunkt Ultramarines.


Weiter Infos aus dem Munde von Jervis Johnson:
* Das HdR-Tabletop habe sich nun stabilisiert und pendelte sich auf 10-15% des Gesamtumsatzes ein. Die letzten beiden Erweiterungen verkauften sich derzeit sogar weitaus besser als erwartet, und würden wohl etwa einen Anteil von 16-25% erreichen.
* Der Codex Straßenkampf sei sehr beliebt bei den Spielern. GW wird also in Zukunft ähnliche Ergänzungen herausbringen, welche das Grundregelwerk zwar unangetastet ließen aber mehr Varianz hereinbrächten. Diese Ergänzungscodizes müssten sich nicht nur auf 'Umwelteinflüsse' beschränken.
* Besondere Charaktermodelle werden fest in die Armeelisten integriert. Für Jervis sind sie die Archetypen der jeweiligen Armee und schöne Miniaturen, er möchte daher, dass die Spieler sie auch einsetzen dürfen und wollen.
* Die Spieltester für GW werden nun eher in Korrekturleser umfunktioniert. Früher erhielten sie Word-Dokumente und sollten über Spielerfahrungen berichten, in Zukunft werden sie ein fast fertiges Layout zu sehen bekommen, sollen dafür aber nicht mehr Einfluss auf die Armeelisten haben.
* Bionics und Reinheitssiegel entfernte er bei den Dark Angels, weil die Spieler diese nicht gerne zu nehmen schienen, sei es wegen den Punktkosten oder weil man sie aus ästhetischen Gründen nicht an den Miniaturen visuell umsetzen wollte.



Sphärentor 40.000
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