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VERTRAUEN

"Los schneller ihr faulen Hunde bewegt eure lahmen Ärsche", brüllte Leutnant Carater, den ermüdeten Rekruten zu. Seit drei Stunden liefen sie nun schon durch das nahegelegene hügelige Gelände, welches oft von den Ausbildern als Trainingscamp benutzt wurde. Der Rekrutenzug schleppte sich mit letzter Kraft weiter. Sie waren mit vollem Sturmgepäck und Waffen, sowie Munition beladen. Der Leutnant ihres Trupps fuhr in einem alten Armeejeep neben her "Der soll mal nich so rumtönen. Kann ja selbst laufen", brummte Rekrut Sleifer erschöpft. Er war zwar recht kräftig, war dennoch bis aufs Hemd durchgeschwitzt. Darret, der neben ihm lief, nickte zustimmend und warf einen bösen Blick Richtung Leutnant. In der Ferne tauchte vor ihnen endlich der Eingang des Ausbildungscamp auf. Erleichtert mobilisierten die Rekruten ihre letzten Kräfte, um möglichst schnell aus der sengenden Sonne und den verschwitzten Klamotten zu kommen. Kurz vor dem Tor kam in den hinteren Reihen Gelächter auf, weil zwei Rekruten übereinander gefallen waren und nun erschöpft liegen blieben. Keiner machte Anstalten ihnen zu helfen und Gerrad, ein Idiot und Selbstverliebter, trat einem der beiden am Bodenliegenden in die Seite und bespuckte sie. Sleifer warf einen schnellen Blick auf Leutnant Carater. Dieser machte keine Anstalten, der Sache ein Ende zu machen und zündete sich stattdessen eine dicke Zigarre an. Die beiden Tölpel erhoben sich langsam und klopften sich den Staub aus den Klamotten. Endlich marschierten sie in das Camp hinein...

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Sleifer und Darret saßen grade mit zwei anderen Rekruten beim Pokern, als der Leutnant in den Innenhof ihrer Baracke trat, gefolgt von zwei Soldaten "Antreten Männer!", befahl er und innerhalb kürzester Zeit standen alle dreißig Rekruten im Innenhof. Sie stellten sich in einem Halbkreis, zum Leutnant gewandt, auf. Dieser schaute eine Weile in die Gesichter der Rekruten, biss er anfing, hin und her zu gehen "Männer. Ihr werdet hier von mir bereits seit einem halben Jahr ausgebildet, unterrichtet und für die Armee geformt. Ich vermittle euch einen Eindruck in das Leben eines Soldaten an der Front. Ebenfalls versuche ich, aus euch eine Einheit zu machen. Rekrut Gerrad, vortreten." Der genannte Rekrut trat aus dem Halbkreis hervor und salutierte "Rekrut, heute hat beim exerzieren ein Vorfall ereignet. Erinnern sie sich?" Gerrad nickte "Sir, ja Sir!" Leutnant Carater stellte sich breitbeinig vor Gerrad hin "Gut, dann Rekrut können sie sich sicher an ihr Verhalten erinnern?" Gerrad nickte nervös "Ich fasse ihr Nicken als ein Ja auf. Ich habe eben davon erzählt, dass ich aus euch eine Einheit machen will, die in jeder Lage zusammen hält und sich gegenseitig hilft. Rekrut, glauben sie, dass ihr vorhin gezeigtes Benehmen, diese Eigenschaften vertreten hat? Stehen sie auf dem Standpunkt, dass jemand, der schwächer ist als sie, bespuckt und getreten werden muss? Rekrut, antworten sie mir!" Gerrad nagte nervös an seiner Unterlippe und antwortete nicht. Schweiß brach ihm aus jeder Pore seines Körpers "Rekrut, dieses Verhalten, werde ich nicht zu lassen. Nicht, solange sie unter meinem Kommando stehen. Aber sie haben Glück. Bald stehen sie nicht mehr unter meinem Befehl. Bald stehen sie unserem Schöpfer gegenüber!" Mit diesen Worten zog Carater seine Boltpistole und schoss Gerrad zweimal in den Bauch. Dieser krümmte sich und fiel nieder. Am Boden wälzte er sich hin und her und presste dabei seine Hände auf die Wunden. Carater kam näher "Rekrut, ich muss ihnen mitteilen, dass sie ihre Ausbildung nicht bestanden haben. Er drückte seine schweren Armeestiefel gegen Gerrads Hals und setzte den Lauf seiner Pistole an dessen Stirn. Mit vor schrecken geweiteten Augen starrte Gerrad den Leutnant an "Leute wie sie braucht unser Imperator nicht", sagte Carater leise zu ihm und drückte ab. Gerrad zuckte und blieb reglos im Staub liegen. Teilnahmslos stand Leutnant Carater auf und wandte sich an die Männer "Ihr seid bald Soldaten unseres Imperiums. Ihr werdet gegen seine Feinde kämpfen und sie vernichten. Doch wenn ihr nicht zusammen haltet, dann werdet ihr es sein, die vernichtet werden. Denkt daran, oder ihr werdet zerstückelt auf dem Schlachtfeld liegen. Das wäre alles. Abtreten" Er drehte sich um und gab seinen beiden Begleitern einen Wink, damit sie den Leichnam von Gerrad fortbrachten. Schweigend verließ der Leutnant die Baracke.

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Erschöpft sank Leutnant Carater in seinen Sessel. Er war von der Baracke direkt in sein Büro gegangen. Er rieb sich die Augen. Müde schaltete er die Tischlampe an und sah genervt auf den Berg Papierkram, der seinen Tisch belagerte. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Grade als er in einen leichten Schlaf sank, klopfte es and er Tür. Carater schrak auf und sah auf die Tür "Herein", rief er mürrisch und zündete sich eine Zigarre an. Er sah an der Zigarre entlang auf den Mann der Eintrat. Es war sein Unterbefehlshaber und guter Freund, Mitchell. Wenn sie alleine waren, kümmerten sie sich nicht um die Formalitäten "Du siehst müde aus, soll ich wieder gehen?", sagte Mitchell "Nein bleib ruhig ich hätte sowieso nicht lang geschlafen", erwiderte er, "Wie kann ich dir helfen?" Mitchell nahm sich einen Stuhl von einem anderen Tisch und setzte sich Carater gegenüber "Ich habe gehört, es wurde ein Exempel statuiert. Warum hast du das getan, Carater, du schießt doch nicht einfach auf Rekruten." Carater setzte sich aufrecht hin "Mitchell, verdammt, sie müssen lernen sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Du weißt, dass wir beide nicht hier wären, wenn wir nicht aufeinander aufgepasst hätten. Mitchell, sie müssen sich vertrauen. Wenn sie mich für die Tötung des Rekruten hassen, ist das gut. Der Hass wird sie zusammen schweißen. Verstehst du, was ich meine?" Er sah seinem Freund in die Augen "Ich kann dich verstehen und ich weiß auch, dass wir uns gegenseitig oft das Leben gerettet haben. Aber du kannst die Rekruten nicht dazu zwingen, anderen zu vertrauen, wenn die meisten nicht mal sich selbst trauen. Sieh der Realität ins Auge. In der Armee werden sie es verstehen, was du ihnen vermitteln wolltest und werden es beherzigen. Vertrau mir" Nachdenklich zog Carater an seiner Zigarre. Mitchell hatte Recht. Die Rekruten wussten nicht was ihnen bevor stand "Du hast Recht, wie immer. Du solltest meinen Platz haben, nicht ich", sagte er und lächelte "Red keinen Unsinn, du bist der bessere Soldat von uns beiden, ebenso der bessere Anführer. Die Männer vertrauen dir und respektieren dich. Aus gutem Grund" Er deutete mit dem Finger auf die Abzeichen auf Caraters Mantel. Mitchell stand auf "Schlaf dich aus, mein Freund. Warum schläfst du eigentlich nicht in der Offizierbaracke in deinem Bett?" Carater lachte "Ich habe mich an harten Boden und unbequeme Schlafstellen gewöhnt. Ich will mich nicht auf das einfache Leben einstellen", antwortete er. Mitchell drehte sich um und ging zur Tür "Wiedersehen, Sir", reif er und salutierte. Carater grinste. Er wäre ohne Mitchell verdammt einsam. Als sich die Tür schloss, rutschte er in seinem Sessel nach unter und machte es sich so bequem wie möglich. Er sank in einen erholsamen Schlaf, während draußen die Sonne langsam unterging und das Camp in ein Rötliches Licht hüllte. Die alltäglichen Beschäftigungen wurden eingestellt, die Wachen wurden abgelöst und die nächste Schicht richtete sich auf eine Nachtwache ein. In den Baracken der Rekruten war bereits Zapfenstreich. Langsam stellten sich nach für nach die Geräusche ein, bis nur noch das leise Gerede und ab und ein Lachen der Wachen, die Stille der nacht durchbrachen...



Urheberrecht: Maximilian Sondermann, 2005



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