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DIE DUNKLE STADT TEIL 5

Arita schleppte sich die wenigen Meter voran, bevor Kheruakh sie an den Schultern mühelos packte und ihr auf die Beine half. Er betrachtete sie kurz, bevor sich sein Gesicht zu einem Lächeln verzog. "...und Du wolltest sie nicht haben!" lachte er kurz, bevor er in das Dunkel des Tunnels schritt. Von außerhalb des Tunnels war ein hohes Jaulen zu vernehmen, und Kheruakh erkannte das charakteristische Geräusch eines Skyboards. "Schönes Wetter heute, nicht wahr?" erklang Sukhrams Stimme hinter Kheruakh. Er drehte sich kurz zu ihr um und lächelte. "Es ist zu schade, dass unsere Mission uns ihm entzieht." Nach einigen Metern, als das schimmernde Licht bereits das spärliche Tageslicht überdeckt hatte, spürte er eine bekannte Präsenz an seiner Seite, eine durchsichtige, verzerrte Gestalt, die sich neben ihm herbewegte.
"Ihr seit spät," tadelte Kheruakh mit belustigtem Unterton in der Stimme. "Ich komme immer zum richtigen Zeitpunkt," grollte die Stimme des Dunklen Henkers in der ehrfürchtigen Stille des Tunnels zurück. Er richtete den starren Blick seiner pupillenlosen Augen auf Sukhram. "Ah, die Kabale des Schwarzen Herzens erweist ihre Loyalität?" "Hoffentlich erweist Ihr auch die Eure, Mandrakchampion," antwortete Sukhram mit deutlich verächtlichen Unterton in der Stimme.
Schneller als das Auge mitverfolgen konnte, blitzte die Klinge des Dunklen Henkers auf und ritzte Sukhrams Kehle, an der ein kleines Blutrinnsal hinabzufließen begann. "Hütet eure Zunge, Dienerin des Vect, sonst ziert Euer hübscher Kopf schon bald die Armlehne meines Thrones!" grollte seine Stimme durch den Tunnel, während er weiterhin seine Klinge an Sukhrams Kehle hielt. "Verzeiht meinen Ungestüm, Sire," entgegnete sie ruhig, "die Hitze der Schlacht raubte mir wohl den euch zustehenden Respekt." Der Dunkle Henker zögerte eine Sekunde, bevor er die Klinge von Sukhrams Hals nahm. "Seht euch vor, dass euch nichts anderes geraubt wird, junge Dracite...," grollte er und wandte sich dem Ende des Tunnels zu. Langsam setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung, und Kheruakh schritt an Sukhram heran.
"Ihr seit dem Henker nicht besonders wohlgesonnen, darf ich annehmen?" zischte er lautlos. "Sagen wir es so: sein Tod würde mein Herz nicht mit der größten Trauer füllten," antwortete sie flüsternd. Kheruakh zog eine Augenbraue hoch und nickte leicht. Das war nicht weiter verwunderlich. Viele der Schädel, die das Heim des Dunklen Henkers zierten, waren von Mitgliedern des eigenen Volkes, und es gab viele, selbst ranghohe Individuen der dunklen Eldar, die seinen Tod wünschten, ja, gar herbeisehnten.

"Sagt, Kheruakh, was erwartet Ihr am Ziel unserer Suche zu finden?" fragte die junge Dracite leise, als die Gruppe immer weiter auf das schimmernde Licht zu bewegte. "Etwa ... den Dunklen Vater höchstselbst?"
Kheruakh wandte ihr sein erstauntes Gesicht zu. "Es wundert mich, Sukhram, dass ihr ihn mit diesem Titel erwähnt," begann er, "für Inccubi, zu denen auch ich einst zählte, mag dies wohl zutreffen. Unser Volk nennt ihn jedoch normalerweise bei seinem richtigen Namen, Arhra." Seine Gedanken wirbelten umher. Diese Dracite schien anders zu sein, anders als andere Angehörige seines Volkes. Seltsamerweise war er sich nicht sicher, wodurch sie sich von den Anderen unterschied, aber tief in seinem Inneren spürte er, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Sie war erstaunlich schnell in den Rang einer Dracite aufgestiegen, was er so an Gerüchten vernommen hatte, und ihre Kampfkünste spotteten allen Beschreibungen. Zweifelnd richtete er den Blick wieder auf das schimmernde Licht, als dieses rapide an Intensität zunahm.
Der Tunnel wurde breiter und mündete in eine grob aus dem Felsen gehauene Höhle, an dessen Decke Tropfsteine fast bis zum Boden hingen. Zwischen massiven Felsen, welche den Großteil des Bodens einnahmen, glitzerte Quarzsand und reflektierte das pulsierende Licht, welches von einem mit Runen überzogenen Portal ausging. In der Mitte des Steintores glühte die Rune des Arhra mit bläulich schimmernden Licht, während unter ihr ein längerer Text eingraviert worden war, welcher mit dem selben unnatürlichen Licht erstrahlte.
Kheruakh lief die letzten Schritte auf das Portal zu, ließ sich auf die Knie nieder und begann, die Runen zu untersuchen. "Sie sind sehr alt....," begann er leise, "...älter als die Sprache unseres Volkes, und sicher in einem Dialekt verfasst, der schon seit Urzeiten nicht mehr gesprochen wird. Entweder ist es eine Warnung oder eine Anleitung, wie dieses Portal zu öffnen ist, da ich keinerlei Öffnungsmechanismen sehe."
Der Dunkle Henker schritt hinter Kheruakh und richtete seinen Blick ebenfalls auf die Schrift. "Ich kenne sie," antwortete er, "aber es ist lange her ... gebt mir einen Augenblick".

Arita ließ sich halb auf einen Felsen nieder und hielt sich die schmerzende Wunde in ihrem Oberschenkel. Die Blutung hatte fast aufgehört, aber der Blutverlust war hoch gewesen, und sie fühlte sich schwach und zittrig. Ihr gegenüber stand die fremde Eldar und musterte sie streng.
Arita war sich sicher, wenn Kheruakh nicht anwesend wäre, hätte die Eldar keine Sekunde gezögert, ihr die gezackte Klinge, welche sie an der Seite trug, in den Leib zu rammen. Arita schloss kurz die Augen und keuchte, als eine erneute Schmerzwelle durch ihr lädiertes Bein zuckte. Sie öffnete noch gerade rechtzeitig die Augen, um einen dunklen Schatten hinter der Eldar zu bemerken, welcher sich mit beängstigender Geschwindigkeit von einer Wand der Höhle löste, auf die Eldar zusprang und sich dabei bedrohlich aufrichtete, wobei er die großgewachsene Eldar um ein paar Köpfe überragte. Ohne zu zögern zog Arita ihre Splitterpistole und richtete sie auf den dunklen Schatten. Ein Begreifen blitzte kurz in den dunklen Augen der Eldar auf, als sie Arita mit auf sich gerichteter Waffe sah, und blitzartig zog die Eldarfrau ihre eigene Splitterpistole. Ein Zischen erfüllte den Raum, aus dem Lauf der Pistole lösten sich blitzende Kristallsplitter und fetzten an Sukhrams Kopf vorbei, den dunklen Schatten hinter ihr niederstreckend. Einen Sekundenbruchteil bevor die Eldarfrau den Abzug durchdrückte fiel ihr von hinten die angsteinflößende und ekelerregende Gestalt eines Höhlenskorpions auf den Rücken, wobei die schwarzen Scherenklauen links und rechts über ihre Schultern baumelten. Angewidert schüttelte die Eldar das Gliedertier von sich, welches auf den Boden klatschte, noch ein paar Mal zuckte und dann still lag.
Arita wurde schwarz vor Augen, und sie sank anmutig zu Boden, wobei ihr die Splitterpistole aus der Hand fiel. Erst nach einiger Zeit blinzelte sie vorsichtig, als sie eine Hand in ihrem Gesicht spürte, die über ihr offenes Haar strich. "Wie ist dein Name?" drang wie von weit her eine Stimme an ihr Ohr. "...Arita..." flüsterte sie knapp, bevor eine weitere Schmerzwelle sie zittern ließ. "Arita ... ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal zu einer Angehörigen deines Volkes sagen würde, aber ... danke. Ich verdanke dir mein Leben," antwortete die Stimme leise. Arita zwang sich trotz der Schmerzen zu einem Lächeln. War sie soeben von einem Herdentier zu einem Individuum befördert worden ... ?

Heulend peitschte der Sturm die Sandkörner gegen Bruder Silius´ geschlossenes Visier, als sich das schwere Bike durch den lockeren Sand auf das Felsplateau zukämpfte. Die wirbelnde Chaosenergie, welche aus dem Plateau schlug, hatte sich schlagartig verstärkt, peitschte aus der plötzlich sichtbar gewordenen Öffnung des Berges wie die Tentakel eines dämonischen Wesens und erfüllte Silius´ Verstand mit schrillem Kreischen.
Es war Zeit, dieser Blasphemie Einhalt zu gebieten. Er öffnete einen Voxkanal zu Großmeister Venatius, wurde jedoch nur mit statischem Rauschen belohnt. "Nun gut," dachte er grimmig und überprüfte die eingebauten Bolter des Bikes. Die Magazine waren voll, die Scharniere zwar etwas mit Staub und Sand bedeckt, aber geölt. Er zog seine Plasmapistole aus dem Halfter und schraubte eine neue Hydrogeniumphotonenzelle an, bevor sich das Bike langsam durch den Sand auf die dunkle Öffnung des Berges zu bewegte.

Die Hand des Dunklen Henkers senkte sich über die letzte Rune und drückte sie tief in den Felsen. Ein bedrohliches Knirschen erfüllte den Raum, hallte von den groben Felswänden wider und verstummte schlagartig, als das Portal nach außen schwang und den Blick in einen weiten Raum freigab. Der Boden war mit glatt geschliffenen Steinplatten bedeckt, zwischen denen feiner Sand die Ritzen ausfüllte. Wände und die Decke des Raumes verschwanden im Dunkel und hinterließen einen Eindruck, als ob man unter einem sternenlosen, finsteren Nachthimmel stünde.
Ein tiefes, unhörbares Summen erfüllte die Luft, dessen Vibrationen bis in die Knochen spürbar waren. Zögernd betrat die Gruppe das Heiligtum, nur um von einem flackernden, blauweißen Licht geblendet zu werden. In der Mitte des Raumes schwebte ein leuchtender, durchsichtiger Kristall etwa einen Meter über dem Boden und zerteilte die Finsternis mit Strahlen aus blendendem Licht. Wie ein Rohdiamant, ungeschliffen, von Mineraladern durchsetzt, aber nichtsdestotrotz von unvergleichlicher Schönheit. Koronen aus Energie schlugen hier und da aus dem Kristall, jedoch langsam und schwerfällig, wie die Arme einer schläfrigen Riesenkrake. Kheruakhs Augen leuchteten in einem irrsinnigen Licht. Alles hatte er erwartet, eine weitere Steintafel, einen weiteren Hinweis, eine weitere Station auf seiner Reise, aber niemals eine ... Nachricht.

Ehrfürchtig, fast ängstlich, trat die Gruppe näher an den Kristall heran, blieb jedoch in respektvollem Abstand stehen. Im Inneren des Kristalls hatte sich eine geisterhafte Erscheinung gebildet, welche jedoch vor ihren Augen zu verschwimmen schien. Nur grobe Umrisse waren erkennbar, ein Oberkörper, zwei Arme, ein Kopf, alles aus einem seltsamen leuchtenden Nebel, welcher keine festen Konturen zu haben schien. Wie gebannt trat Kheruakh Schritt für Schritt näher und konnte mehr Details der Gestalt erkennen, je näher er trat.
Knapp oberhalb der Körpermitte begann ein kunstvoll gearbeiteter Brustpanzer, in dessen Oberfläche altertümliche Runen eingraviert waren. Im ersten Moment erkannte Kheruakh die organischen Kurven eines Skorpionkrieger-Harnisches, im nächsten Augenblick die geschwungenen Linien einer Inccubi-Rüstung, bis Kheruakhs Verstand akzeptierte, dass die Panzerung vor ihm beide Rüstungen in sich vereinte.
Das Gesicht der Gestalt wurde konturenreicher, ein schmales Kinn wurde von einer wohlgeformten Nase und einer hohen Stirn gekrönt, über welche Strähnen von langem schwarzen Haar fielen, nur unterbrochen durch die spitzen Enden zweier Ohren, die zwischen den Haarsträhnen hervorragten wie gezackte Felsen in einer Stromschnelle. Kheruakh sank auf die Knie, ohne den Blick von der geisterhaften Gestalt zu nehmen, während er vor dem Kristall verharrte. Zwei dunkle Augen im Gesicht der Erscheinung öffneten sich langsam und richteten sich auf die kniende Gestalt Kheruakhs.
Langsam, wie in Zeitlupe, öffnete sich der Mund des Bildnisses ...

Das schwere Dröhnen einer auf Hochtouren laufenden Maschine durchbrach mit plötzlicher Heftigkeit die ehrfürchtige Stille des Raumes und riss die Gruppe aus ihrer Starre. Der Dunkle Henker wirbelte herum und hielt die Henkersklinge kampfbereit vor seinem Körper, während Arita, Sukhram und Kheruakh ruckartig herumfuhren. Kheruakh zog sein Schattenkatapult aus dem Holster und sprang auf die Beine, als das Dröhnen seinen Höhepunkt erreichte und eine Staubfontäne aus dem Eingangstunnel drang.

Wie der Zorn eines allmächtigen Gottes donnerten die synchronisierten Bolter gleichzeitig los und rissen mit den Einschlägen der Boltgeschosse kleine Splitter aus den glattgeschliffenen Steinplatten. Bruder Silius hatte die Ursache der Chaosenergie bereits lokalisiert, als er den breiten Tunnel betreten hatte, und nun sah er die Blasphemie deutlich durch die getönten Sehschlitze seines Visiers vor sich.
Wie eine verabscheuungswürdige, verdorbene Kreatur des Warp schwebte diese körperlich gewordene Häresie mitten in dieser Stätte des Bösen, umgeben von seinen Götzendienern, unreinen Xenos! Er zögerte keine Sekunde, richtete die Heiligkeit seiner Plasmapistole auf den Xenos-Götzen und betätigte den Abzug.
Kheruakhs Gesicht spiegelte den Gemütszustand seines Verstandes wider, als er den ersten verhängnisvollen Millimeter leeren Raumes zwischen der Plasmapistole und der weiß glühenden Plasmaentladung erblickte. Im Bruchteil einer Sekunde injizierte der Drogeninjektor seiner Armschiene eine Kampfdroge in Kheruakhs Kreislauf und beschleunigte seine Bewegungen rapide. Er stieß sich vom Boden ab und warf sich zwischen den Kristall und die Plasmaentladung, doch selbst für die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der er sich nun bewegte, war Kheruakh zu langsam. Der Plasmabolzen zischte knapp an seinem Gesicht vorbei, versengte die Haut um sein Implantat, und drang in den Kristall ein wie ein heißes Messer in Butter, schlug glatt durch den durchsichtigen Körper, trat auf der Rückseite des Steines wieder aus und verschwand in der Finsternis. Für den Bruchteil einer Sekunde erschien die geisterhafte Gestalt in einem blendenden Licht, bevor der Kristall mit einem ohrenbetäubenden Kreischen begann auseinander zu brechen.
Funken sprühten von der Oberfläche des Kristalls, Energieblitze zuckten ungezügelt durch den Raum und ein mächtiges Vibrieren ließ den Staub zwischen den Ritzen der Bodenplatten tanzen. Kheruakh, Arita und Sukhram wurden durch die Schockwelle von den Füßen gerissen und landeten unsanft auf ihren Hinterteilen.

Das Bike des Ordenspriesters raste mit betäubendem Motorengedröhn an der Gruppe vorbei, wobei sich Silius unter der singenden Klinge des Dunklen Henkers hinwegduckte, und verschwand kurz in der Dunkelheit, wobei es begann, eine lange Kurve zu beschreiben. Mitten in dieser Kakophonie aus Kreischen, Donnern und blendenden Energieentladungen war es der Dunkle Henker, der Kheruakh aus seiner Lethargie riss.
"Kheruakh, besinnt euch!" brüllte er, den Lärm übertönend, "woraus auch immer dieser Kristall seine Energie schöpfte, sie wird nun freigesetzt! Wir müssen fliehen, ehe es zu spät ist". Ungläubig schüttelte Kheruakh die Hand des Henkers ab und kroch auf die Überreste des Kristalls zu, welche nun fast den Boden berührten und sich weiterhin wie in Zeitlupe darauf zu senkten. Der Dunkle Henker riss ihn auf die Beine und blickte ihm kurz in die Augen. Einen kurzen Augenblick nur, einen Wimpernschlag lang, konnte der Dunkle Henker den unsagbaren Schmerz erkennen, all die Qualen der letzten Jahre, all die Bemühungen, die nun zunichte gemacht worden schienen, bevor sich Kheruakhs Blick klärte und er wieder er selbst war.
Sein Kopf nickte zaghaft und er folgte dem Dunklen Henker, welcher im Laufschritt den langen Aufstieg zur Oberfläche begann. Arita zuckte unter einer weiteren Schmerzenswelle zusammen und fiel schwer zu Boden, und ein schwarzer Schleier begann sich in ihr Gesichtsfeld zu schieben. Nur schwach bemerkte sie, dass zwei starke aber dennoch sanfte Arme sie hoch hoben und eiligst aus der Kammer trugen, während Ordenspriester Silius sein Bike gewendet hatte und noch einige Salven in die Überreste des Kristalls pumpte, bevor er auf den schmalen Ausgang zur Oberfläche zusteuerte.

Kheruakh keuchte ob der Steigung des Tunnels, welchen die Gruppe im Eiltempo durchquerte. Seine Hand tauchte zu seiner Armschiene und betätigte den Kommunikationsschalter.
"Landefähren, meldet euch! Höchste Eile ist geboten, startet Eure Triebwerke und begebt euch zu dem Felsplateau von dem ich Euch berichtet habe, landet dort schnellstmöglich und erwartet unsere Ankunft!" schloss er atemlos. Seine Gedanken kreisten wirr umher und ließen das Dröhnen schwerer Motoren hinter ihm fast verstummen. Ein abgehacktes Donnern hallte durch den langgezogenen Gang und ließ kleine Feuerblumen an den Wänden und der Decke des Tunnels aufblühen. Noch während er sich wie Sukhram und der Dunkle Henker zu Boden warf, durchzuckte ein glühendheißer Schmerz seinen Bauch, seine Brust und seine Schulter und presste ihm jeglichen Atem aus den Lungen.
Noch bevor er hart auf dem felsigen Untergrund aufschlug wurde ihm schlagartig bewusst, dass all seine Bemühungen hier und jetzt ein unabwendbares Ende fanden. Er würde hier, auf Bakka, sterben, in dem Wissen, versagt und sein Volk im Stich gelassen zu haben. Er bekam nur noch undeutlich mit, wie ein großer dunkler Schatten an ihm vorbeiraste, als er sein eigenes Blut in einem stetigen Rinnsal unter sich fließen sah, und nur wie in einem Traum spürte er eine Hand auf seiner Schulter, die ihn weiter vorwärts schleifte.

Surrend schlossen sich die großen Sturmrampen der Landefähren, und das Jaulen der Triebwerke schwoll immer weiter an, bis sich die Fähren schwerfällig vom Boden erhoben von einer gewaltigen, roten Staubwolke umwirbelt. Langsam beschleunigten die Eldarfähren und zogen dicht über dem Sandsturm dahin, bis sie das Plateau erreichten und darüber in weiten Kurven kreisten, wie Raubvögel über einem dem Tode geweihten Beutetier.

"Großmeister Venatius, die Blasphemie wurde durch das heilige Feuer unseres Imperators gereinigt," klang die aufgeregte Stimme Bruder Silius´ durch den Voxkanal, "aber ich rate zu einer dringenden Evakuierung des Planeten! Welche häretische Macht auch immer diesen Götzen am Leben hielt, sie beginnt nun ihrem Gefängnis zu entfliehen! Eilt Euch, Bruder, besetzt die Thunderhawks und leitet unsere Brüder von dieser unheiligen Stätte, über die der Tag des jüngsten Gerichts hereinbrechen wird!!!"

Arita war bereits bewusstlos, als sie die Oberfläche des Planeten erreichten. Der Sturm hatte sich beinahe gelegt, und durch die wirbelnden Sandfontänen konnte der Dunkle Henker ein Stück des rötlichen Himmels erkennen, aus dessen Mitte sich die beiden Landefähren dem Boden entgegen senkten. Noch bevor die Fähren gelandet waren, senkten sich die Sturmrampen und entließen einige Krieger der Kabale, welche der Gruppe entgegenliefen.
Ein plötzliches Fauchen ließ die Gruppe zusammenfahren, und ein blendender Blitz entlud sich aus einer der wirbelnden Staubfontänen, sengte an der zweiten Fähre vorbei und hinterließ eine schwarze Brandspur auf der ansonsten makellosen Außenhülle der Fähre. Aus dem wirbelnden Sturm schritt ein massiver Schatten, dessen hydraulische Schritte das Heulen des Windes übertönte.
Die synchronisierte Laserkanone schwang herum und richtete sich auf die erste der beiden Fähren, wobei ein schrilles Kreischen signalisierte, dass sie den nächsten Schuss nachlud.
Schnell nahm der Dunkle Henker Kheruakh von seinen Armen und übergab ihn den ihnen entgegen eilenden Kriegern. "Geht!" rief der Dunkle Henker und hob seine blitzende Klinge, "ihr könnt hier nichts mehr ausrichten!" Der Dunkle Henker verschwand aus ihrem Blickfeld, nur um eine Sekunde später direkt unter der massigen Gestalt des Cybots aufzutauchen. Die Henkersklinge blitzte auf und schnitt glatt durch die beiden Läufe der Laserkanone, welche an den durchtrennten Rändern rot glühten, die geladene Energie entlud sich in einem gleißenden Funkengewitter und brannte sich fast auf der Netzhaut des Betrachters ein. Der Henker schwang sich auf die adamantene Außenhülle des Cybots und hob seine Klinge zum erneuten Schlag, als eine wirbelnde Staubwolke die beiden kämpfendenden Giganten einhüllte.

Mit letzter Kraft erreichte die Gruppe die gesenkte Sturmrampe der nur in fünfzig Metern entfernt gelandeten Fähre. Die Krieger trugen Kheruakhs Körper in die hinteren Sektionen des Schiffes. Sie hatten kaum den Fuß von der Oberfläche Bakkas genommen, als die Fähren bereits mit beängstigender Geschwindigkeit aufstiegen.
Das Felsplateau und die daraus hervor brechenden Energieblitze schrumpften rasch unter ihnen, bis die Welt in weißem Licht zu versinken schien. Li´Ath schloss krampfartig die Augen und bedeckte sie mit den Händen, nur um festzustellen, dass durch ihre Hände die Fingerknochen durch schienen. Gleichzeitig brandete eine Druckwelle gegen die Fähren und ließ sie wie Papierschiffchen schaukeln. Tief unter ihnen, auf der Oberfläche des Planeten, stieg ein weißer Feuerball auf, während sich am Boden ringförmig um das Plateau Energiewellen bildeten und wie eine Sturmflut auseinander strömten, im Umkreis von mehreren tausend Kilometern das spärliche Leben versengend, das sich auf Bakka im Lauf der Jahrtausende angesiedelt hatte. Der Feuerball stieg bis in die Troposphäre, wurde nach langen Sekunden schwächer und begann zu verblassen, während die Fähren in den niederen Orbit vorstießen.

Li´Ath hatte sich eben auf den Platz des Kopiloten geschwungen, als der Pilot sich an sie wandte. "Mein Lord, wir haben den niederen Orbit verlassen! Die Sensoren melden eine Staffel feindlicher Jäger auf Abfangkurs ... einen Moment ... ich erhalte neue Werte von den Sensoren!
Mein Lord, eine Flotte unbekannter Schiffe fällt soeben aus dem Warp!" Li´Ath drehte sich rasch um und sah aus der getönten Scheibe des Cockpits, als sich rund um die Fähren gleißende Scheiben aus Licht bildeten, aus denen eine Hundertschaft von Schiffen strömte. Verbündete? Feinde? Li´Ath erblasste, als sie durch Scheibe erblickte, wie nur wenige Kilometer hinter ihnen ein monströses Ungetüm von einem Schiff aus dem Warp fiel. Der golden und weiß bemalte Bugschild starrte nur so von Geschützen, aus den Hangars strömten Jäger wie zornige Hornissen aus einem beschädigten Nest, und über all dem erhob sich eine gewaltige goldene Statue, ein Schwert vor sich haltend, das Antlitz im Schatten einer goldenen Kapuze verschwindend

"Excelsior, hier spricht das imperiale Imperator Schlachtschiff "Legatus Stygies"! Wir haben Eure Nachricht erhalten und stehen zu Eurer Verfügung!" dröhnte eine ehrfurchtgebietende Stimme durch sämtliche Funkkanäle. "Ergebt euch, Eldarabschaum! Ihr habt zehn Sekunden Zeit, um die Schilde zu senken und euch widerstandslos der Gnade des Imperators zu ergeben! Enterkommandos werden die Schiffe in Gewahrsam nehmen!"

Li´Ath blickte von ihrem Platz auf dem Kopilotensitz auf und wandte den Kopf zum Piloten der Landefähre. Sie aktivierte einen Kommunikationskanal. "Ich habe ihre primitive Sprache nur undeutlich verstanden, aber sie wollen dass wir die Schilde senken und uns ergeben. Ich schlage vor, wir kommen ihrer Forderung nach..." sprach sie leise mit den Piloten, "und sobald sie sich in Sicherheit wiegen, aktiviert die Kurzstrecken-Sprungtriebwerke! Ohne Trägerschiff wird es zwar ein wilder Ritt werden, aber im Moment bleibt uns keine andere Wahl!"
Ein Kopfnicken des Piloten und eine knappe Rückmeldung der zweiten Fähre bestätigten ihren Plan. Auf den Cockpitmonitoren wurden zwei schlanke Enterboote sichtbar, die aus einem der gewaltigen Hangare in der Flanke des Schlachtschiffes starteten und ihren Bug den Eldarfähren zuwandten, welche wiederum langsam die Geschwindigkeit drosselten und mit einem Flackern ihre Deflektorschilde deaktivierten. "Wartet, bis sie näher gekommen sind und die Andocksequenz begonnen haben," informierte sie die Piloten, "sobald sie sich zwischen uns und dem Schlachtschiff befinden und dessen Schusslinie blockieren, beschleunigt und springt aus dem System! Wir werden einige Stationen hinter uns bringen müssen, bis wir auf den Rest der Flotte treffen. Wo befinden sich die Todesklinge und die Seelenqual?"
"Die Schiffe haben das System verlassen, als Lord Kheruakh das Evakuierungssignal gab, mein Lord. Sie sollten Jurn bald erreichen," antwortete der Pilot unterwürfig. Gut, somit sollte die Heimreise gesichert sein. Li´Ath blickte aus dem Sichtfenster der Fähre und erblickte auf der Acht-Uhr-Position die zweite Fähre, die ebenfalls zum Stillstand gekommen war. In der Ferne wurde eine Staffel imperialer Piranha Abfangjäger sichtbar, die direkt auf die beiden Dark Eldar Schiffe zu hielten.
Nicht weit hinter den Fähren näherten sich die Enterboote der Chem-Pan-Sey und fuhren mechanische Stutzen aus, an deren Enden weißglühende Stichflammen sichtbar wurden. Vermutlich um sich durch die Außenhülle zu brennen, dachte Li´Ath. Mit klopfendem Herzen beobachtete sie die Enterboote, wie sie auf wenige Meter an die Landefähren herankamen. "Gleich", schossen Li´Ath die Gedanken durch den Kopf, "nur noch ein kleines Stück...."

Als die Enterboote plötzlich abtauchten und sich mit ihren Steuertriebwerken von unten her den Landefähren näherten, diese nach wie vor voll im Schussfeld des lauernden Schlachtschiffes, welches nur darauf wartete, dass die Eldar etwas Unüberlegtes taten.
Verflucht! "Sie haben unseren Plan erkannt" schrie Li´Ath in ihr Kommunikationsgerät und sprang von ihrem Sitz auf, "aktiviert die Sprungsequenz, sofort!!!" Der Pilot rammte mit einem Mal den Schubhebel in die vorderste Position, und die beiden Fähren beschleunigten rapide auf Höchstgeschwindigkeit, die Enterboote schnell hinter sich lassend. Innerhalb eines Wimpernschlages fanden sich die beiden Eldarfähren im Zentrum eines Lasergewitters wieder. Das kleine Spielchen mit der Beute war vorbei, jetzt ging es um Leben oder Tod.
An der Cockpitkanzel fauchten Lasersalven vorbei und hinterließen Brandspuren auf dem durchsichtigen Kunststoff. Geysirartige Gaswolken am Bug des Schlachtschiffes verrieten den Abschuss von Torpedos, welche auf grauen Rauchfahnen reitend schnell die Distanz zu den beiden flüchtenden Fähren verringerten. Li´Aths Fähre tauchte ruckartig ab und schlug Haken wie ein flüchtendes Nagetier, als die schwerfälligen Torpedos über, unter und neben der Fähre vorbei in die Leere des Raumes rasten. Ein blendender Blitz ließ Li´Ath aufschrecken, die eskortierende Fähre wurde von einer Lanzensalve des Schlachtschiffes getroffen, wobei die gesamte Hecksektion in einer grellroten Explosionswolke verdampfte. Ihres Antriebs beraubt begann die Fähre zu trudeln und drehte sich unkontrollierbar um die Querachse, bis zwei aufholende Torpedos in das dem Tod geweihten Schiff einschlugen und mit einer dumpfen Explosion das Schiff samt seiner Besatzung in unzählige kleine Trümmerstücke sprengten. Eine weitere Explosion schüttelte Li´Aths Fähre durch, wobei Li´Ath beinahe das Gleichgewicht verlor.
"Mein Lord, der Plasmaring wurde beschädigt" schrie der Pilot panisch, "wir verlieren schnell an Geschwindigkeit!" "Dann springt endlich!" brüllte Li´Ath zornig, war sie denn nur von Dilettanten umgeben? "Sprung nicht möglich!" antwortete der Pilot mit vor Angst geweiteten Augen, "wenn wir mit beschädigtem Plasmaring einen Sprung einleiten, riskieren wir einen Bruch der Schwarze-Materie-Injektoren, und das könnte dazu führen, dass..."
Der Satz wurde durch ein knackendes Geräusch beendet, als Li´Ath mit beiden Händen den Kopf des Piloten nahm und ihm mit einem schnellen Ruck das Genick brach. Wutentbrannt zog sie den leblosen Körper des Dark Eldar vom Pilotensitz und schwang sich selber auf seinen Platz. Auf dem Holodisplay blinkte ein grüner Pfeil konstant auf, näherte sich jedoch auf einer schmalen Linie schnell einer roten Markierung, während laufend Schadensmeldungen und Berichte über die Anzeigen des Cockpits huschten. Ein schrilles Kreischen, das in den Ohren weh tat, drang durch die Außenhülle der Fähre, als ein weiterer Streifschuss vorbei jagte. Direkt hinter der Fähre waren die Piranhas in Angriffsreichweite gekommen und starteten soeben eine Salve zielsuchender Raketen, welche sich sofort an die Fersen der Eldarfähre hefteten.
Li´Ath fluchte lautstark und griff nach dem Hebel für die Kurzstrecken-Sprungtriebwerke. Zum Teufel, heute war schließlich ein guter Tag zum Sterben! Sie zog ruckartig an dem Hebel, und mit einem noch grelleren Kreischen, das sich schnell in ein jammervolles Ächzen der Außenhülle umschwang, verwandelten sich die Sterne um die Landefähre abrupt in Lichtstreifen.


Schmerz.

Unsagbarer, quälender, peinigender Schmerz.

Schmerz, der das klare Denken verhindert und einen flehen lässt, doch wieder in gnädige Bewusstlosigkeit versinken zu dürfen.

Dunkelheit.

Ein einzelner Lichtstrahl, der das Dunkel durchbricht und das verbleibende, schmerzgepeinigte Auge blendet.

Bewegung.

Schepperndes Metall, das zur Seite geschleudert wird, das Kreischen von Kreissägen, Funken, das Fauchen von Schneidbrennern, und starke Arme, die den zerschmetterten Körper aus dem stählernen Gefängnis befreien, emporheben aus dem sicheren Tod, zurück ins Licht.

Ein roter Schleier im Blick, blendende Lampen, junge Männer mit verzweifelt wirkenden Gesichtern, schwitzend ob der Anstrengung, Geschrei und laute Rufe, durcheinander, Chaos, ein grauer Helm, darüber ein rotes Kreuz auf weißem Grund.

Der kopflose Torso eines jungen Soldaten mit Abzeichen der Imperialen Armee, übersät mit Schnittwunden und gespickt mit Metall- und Glassplittern.

Eine Stimme aus der Ferne, dumpf, hallend.

" ...rt Ihr mich? Inquisitor Amenor? Könnt Ihr mich ver …"


Gnädige Dunkelheit.




Ein lang gezogenes Wimmern drang von tief unten aus den dunklen Gassen herauf, das sich schnell zu einem mitleidserregenden Wehklagen steigerte. Ein grausames, irres Kichern übertönte kurz die Schmerzenslaute, welche sich zu einem Crescendo erhoben, das selbst dem abgehärtetsten und kaltherzigsten Menschen ein Gefühl des Mitleids entlockt hätte. Ein schrilles Kreischen unsagbaren Schmerzes hallte von den glatten Wänden des Turmes wider, bevor es nach einer unerträglich langen Zeitspanne in einem gurgelnden Röcheln zitternd erstarb.
Der aufkommende Wind wehte Kheruakhs langes Haar aus seinem Gesicht, als er den Blick wieder hob und die im Zwielicht funkelnde Brücke zwischen den beiden Zwillingsplaneten gedankenversunken betrachtete. Das Geräusch von nackten Füßen auf kaltem Stein ließ ihn kurz den Kopf wenden und Sukhram aus den Gemächern seiner Herrin auf den Balkon kommen sehen. Sie hatte sich eine seidenen Morgenmantel umgeworfen und wirkte gleichermaßen entspannt als auch innerlich zerwühlt.

"Wusstet Ihr, dass an entlegenen Stellen der Stadt immer noch die Mynibel Erendäis, die Totenblume des Eldarvolkes, wächst?" begann Kheruakh leise, "einst wünschte ich mir von Herzen, dass sie eines Tages auch mein Grab bedecken würde, aber nun scheint es mir, als ob ein einfaches, schmuckloses Grab, welches schnell in Vergessenheit gerät, besser für jenen geeignet scheint, der sein Volk mit all seinen Versprechen in die Irre geführt und Tod und Leid über Seinesgleichen gebracht hat..."
Sukhram zögerte eine Sekunde, bevor ihre weiche Stimme das Säuseln des Windes unterbrach. "Ihr macht Euch zu viele Vorwürfe," antwortete sie leise, "niemand konnte dieses Ende vorhersehen, Ihr solltet dankbar sein dass Ihr heute noch hier stehen könnt. Immerhin habt Ihr einen weiteren Teil des Rätsels gelöst, um den Dunklen Vater zu seinem Volk zurück zu bringen..."

Kheruakh drehte sich um, als er das Geräusch von gepanzerten Stiefeln auf Stein vernahm, und verneigte sich vor Li´Ath, welche aus ihren Gemächern auf den Balkon getreten war, flankiert von zwei Inccubis ihrer Leibwache.
"Sukhram, ich entlasse euch aus eurem Dienst. Ihr habt gut und tapfer zum Ruhme der Kabale der Reißenden Klinge und des Schwarzen Herzens gekämpft, und eure Anstrengungen sollen nicht ohne den euch zustehenden Lohn bleiben. Am Tor wartet eine meiner Großfähren mit dreitausend Gefangenen von Anaris, mit welchen ihr verfahren könnt, wie es euch beliebt. Entrichtet Lord Vect meine Grüße und meine tiefe Dankbarkeit für seine überaus großzügige Unterstützung. Ich freue mich bereits auf unser nächstes Zusammentreffen, um euren zweifelsohne ... außergewöhnlichen ... Fähigkeiten zu genießen..." schloss Li´Ath mit sanfter Stimme und strich mit ihrem Zeigefinger über Sukhrams errötende Wange.

Sukhram sah ihr tief in die Augen, bevor sie sich zu einer anmutigen Verbeugung anschickte. "Worte genügen nicht, um das überwältigende Gefühl der Ehre zu beschreiben, für euch gegen die Feinde unseres Volkes zu ziehen, und die unendliche Wonne, euch in euren Mußestunden Gesellschaft leisten zu dürfen, mein Lord."
Li´Ath nickte leicht bei diesen Worten, ohne den Blick von Sukhram zu nehmen. Sukhram erhob sich und drehte sich zu Kheruakh um. "Schwelgt in den Freuden des Daseins, Kheruakh, bis wir uns wiedersehen..." "Bis wir uns wiedersehen, Sukhram, bis wir uns wiedersehen...," schloss Kheruakh mit leiser Stimme, und bedeutete Ihr seinen Respekt mit einem angedeuteten Nicken.
Sukhram wandte sich ab und verschwand in der Dunkelheit von Li´Aths Gemächern, in Begleitung der beiden Inccubi welche sie nach draußen geleiteten.

Kheruakh stand bewegungslos an der Brüstung des Balkons, während der Wind sein langes Haar und den samtenen Umhang aufbauschte. Aus dem Augenwinkel konnte er Li´Ath sehen, wie sie sich neben ihn gesellte, den Blick wie er in die Ferne richtete und tief einatmete.

"Ich werfe euch nichts vor, Kheruakh," begann sie leise, "ihr wusstet von Anfang an, wie riskant eure selbst auferlegte Mission werden würde, und dass die Chancen auf Erfolg verschwindend gering waren. Auch ich habe lange darüber nachgedacht, bevor ich mit dazu entschloss, euch die benötigten Truppen und Schiffe zur Verfügung zu stellen. Ihr wisst, wie viele Schiffe von eurer Mission zurückgekommen sind?"
Sie machte eine kurze Pause und richtete ihren Blick auf Kheruakhs ausdrucksloses Gesicht, bevor sie sich wieder anhob zu sprechen. "Sieben," sprach sie fast tonlos, "sieben von über zweihundert. Die Schiffe der Kabale des Schwarzen Herzens ausgenommen. Unsere Kabale hat noch mehr als genug Truppen, aber größere Feldzüge können wir uns nicht leisten bis uns neue Schiffe zur Verfügung stehen... ."
Sie ließ einige Minuten schweigend verstreichen, bevor sie sich Kheruakh zuwandte. "Ihr wisst, dass die Krieger unserer Kabale euch als Schlüsselfigur dieser Mission sehen. Ihr kennt auch unser Gesetz, Kheruakh, und ihr wisst, dass Ich euch nicht in Schutz nehmen kann ohne die Loyalität unserer Krieger und damit meinen Thron zu riskieren. Dracon Sor´enq hat lange genug nach einer Möglichkeit gesucht, an eure Stelle zu treten, und ich fürchte, dass er diese Gelegenheit nutzen wird. Ihr habt mir lange und loyal gedient, dies ist auch der Grund, dass ich euch gehen lasse, bevor Sor´enqs Krieger euch aufsuchen. Alles was ich tun kann ist, euch viel Glück zu wünschen, mein Freund, und dass Khaine euch auf euren Wegen leiten soll..."
Kheruakh drehte sich kurz zu Li´Ath um und deutete ein sanftes Nicken an, bevor er sich umwandte und raschen Schrittes den Balkon verließ. Li´Ath lehnte sich an die Brüstung und ließ ihren Blick über die Türme der Stadt schweifen, bevor von weit her Sor´enqs wütendes Gebrüll durch die langgezogenen Hallen der Festung dröhnte.

Kheruakh schloss eben den kleinen Behälter, in welchen er seine wenigen Habseligkeiten gepackt hatte, und reichte ihn einem einfachen Krieger, der kurz einen Diener machte und aus einem Seiteneingang von Kheruakhs Gemächern verschwand. Vom steinernen Gang her war das Getrappel vieler Füße zu vernehmen, übertönt durch die wuchtigen, stampfenden Schritte einer zweifelsohne massigen Gestalt.
"WO IST DIESER SOHN EINER OLABRIANISCHEN TRICHINE, DIESER VERRÄTER, DIESE RÜCKGRATLOSE MADE???" brüllte eine tiefe Stimme donnernd in die andächtige Stille der Festung, bevor ein erster dumpfer Schlag gegen die Flügeltore von Kheruakhs Gemächern prallte. Ein zweiter, dritter, vierter Schlag hämmerte gegen die Türen, welche sich bereits zu biegen begannen.
Kheruakh stand ruhig in der Mitte des Zimmers und wog den kühlen, schweren Griff des Vollstreckers in seiner Hand, während er die Augen schloss und kurz durchatmete. Ein betäubendes Knistern erfüllte den Raum, und durch die Ritzen der Tür drangen blauweiße Energieblitze, versengten die samtenen Vorhänge von Kheruakhs Schlafstatt und erfüllten die Luft des Gemachs mit prickelnder Energie und einem leichten Geruch nach Ozon. Die beiden Inccubi zu Kheruakhs Seiten hoben entschlossen ihre Vollstrecker und betätigten die Schockfeld-Emissoren.

Die Klingen der Vollstrecker blitzten weiß auf und erwachten summend zum Leben, als ein letzter mörderischer Schlag die Tore von Kheruakhs Gemächern auseinanderbog wie zwei Blätter Papier. Hindurch schritt eine stämmige Gestalt, mit beiden Händen eine gewaltige Schädelkeule schwingend, aus deren Augenhöhlen blauweiße Funken zuckten. Über dem eldaruntypischen, dicklichen Körper zierte eine Fleischmaske Sor´enqs abstoßendes Äußeres, welches nun den starren, glühenden Blick auf Kheruakh fixierte.
"So..." begann Sor´enq säuselnd, "dieser Wurm wagt es also, sich immer noch in diesen heiligen Hallen aufzuhalten und unser Volk mit seiner bloßen Existenz zu besudeln? Ich hätte dies schon vor langer Zeit tun sollen, Kheruakh, als Ihr noch unbedeutend wart und nicht im Weg meiner Pläne wart... aber glücklicherweise ändert sich dies hier und heute," schloss er grimmig lächelnd und bewegte sich weiter auf Kheruakh zu. Wie ein Mann sprangen die beiden Inccubi vor und schwangen ihre Vollstrecker nach der unförmigen Ausgeburt welche sich ihrem Herrn näherte.
Schneller als ein Auge blinzeln konnte schwang die gewaltige Keule herum, blendete für einen Sekundenbruchteil das Auge mit weißen Energieentladungen und hinterließ die gebrochenen Körper zweier Inccubi, welche meterweit gegen die Wände geschleudert wurden, mit fußballgroßen Löchern in der schweren Rüstung, bevor sie dagegen prallten und leblos zu Boden sackten. Eine Sekunde der Stille verstrich, als sich rieselnd der Staub legte und Kheruakh lautstark ausatmete.
Sein dunkles Auge öffnete sich langsam und er ließ blitzend den Vollstrecker aufschnappen, den Blick starr auf Sor´enq gerichtet, und nahm seine rituelle Kampfstellung ein. Der kleine Finger seiner linken Hand drückte sacht auf einen kleinen Schalter seiner Armschiene, neben dem eine grüne Diode zu blinken begann und ein unhörbares Signal nach draußen sendete. Sor´enq zögerte eine Sekunde, bevor er mit seiner Schädelkeule zum Schlag ausholte und sich brüllend gegen Kheruakh warf.

Der erste Schlag ließ Kheruakh zurücktaumeln, als die Keule flammend gegen seinen Vollstrecker prallte und Sor´enqs hasserfülltes Gesicht in weißem Licht badete. Zwei weitere Schläge hagelten auf Kheruakh nieder, welche er mit Müh und Not abwehren konnte. Langsam zog er sich zurück in Richtung seines Balkons, wobei er den wütenden Hieben Sor´enqs auswich so gut er konnte. Ein schneller Stoß seines Vollstreckers schnitt glatt durch den Schulterpanzer Sor´enqs und trennte Klingen und Talismane vom matt glänzenden Panzer ab.
Sor´enq verlor für einen Sekundenbruchteil das Gleichgewicht, und die Energiekeule sauste nur Zentimeter von Kheruakhs Gesicht entfernt durch die Luft. Eine Serie von blitzenden Schlägen hämmerte auf Sor´enqs gedrungene Gestalt nieder, welcher jedoch mit einer seine massige Gestalt Lügen strafender Grazie Kheruakhs Attacken mühelos abwehrte.
Die beiden Energiewaffen trafen wieder und wieder wie in einem komplizierten, fremdartigen Tanz aufeinander, wobei sie die umliegenden schwarzen Türme mit ihren flackernden weißen Blitzen erhellten. Bis Sor´enq einen gewissen Rhythmus in Kheruakhs Verteidigung erblickte.

Die Schädelkeule schwang in einer komplizierten Bewegung herum, riss den Schaft des Vollstreckers zur Seite und prallte mit der Wucht einer Dampframme gegen Kheruakhs Brustpanzer. Kheruakh spürte, wie seine Rippen knackend barsten, wie ein Knochen der ins Feuer geworfen wird, und wie ihm sämtliche Luft aus den Lungen gepresst wurde. Vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte, unterbrochen von den weißen Energieblitzen, die an seinem zerschmetterten Brustpanzer vorbeisengten, und durch die Wucht des Schlages wurde er von den Füßen gerissen.
Mit den Armen rudernd versuchte er den Rand des Balkongeländers zu ergreifen, doch zwischen seinen Fingern und dem Marmor der Brüstung schien das rote Zwielicht Commorraghs durch den ersten verhängnisvollen Millimeter Zwischenraum. Mit einem leeren Ausdruck in seinen dunklen Augen, ohne Schrei, ohne Wort auf den Lippen, stürzte er in den bodenlos scheinenden, kilometertiefen schwarzen Abgrund, wobei der Fallwind seinen Umhang wie ein Banner flattern ließ und seine schwarzen Haare ihn sachte, fast zärtlich umschlungen, wie in einer innigen Umarmung. Das letzte, was er hörte, war das Heulen des Windes und Sor´enqs markerschütterndes Triumphgebrüll weit, weit über ihm, bevor er sich der Dunkelheit hingab.

Arita marschierte unruhig auf und ab und zermarterte sich den Kopf. Vor (gefühlsmäßig) einer Stunde hatte Kheruakh sie in den Hangar der Festung geschickt, mit dem Auftrag, dort auf ihn zu warten.
Wo war er? Warum hatte er sie aus der Sicherheit seines Gemaches in die unteren, gefährlicheren Ortschaften der Festung gesandt? Sie hob den Kopf und blickte auf eine Reihe schnittiger Jäger, an deren Elektronik gerade menschliche Sklaven zu arbeiten schienen. Die Luft war erfüllt von zischenden Geräuschen der Schneidbrenner, mechanischen Hebegeräten und einem ekelerregenden Gestank nach Schweiß, Öl und Blut. Auf einer Antigravplattform über ihr hielten mehrere Krieger Wache über die Gefangenen, die in der großen Halle die beschädigten Jäger instandsetzten.
Arita wandte sich um, als ein einfacher Krieger an sie herantrat. "Verzeiht, Mylady," begann er unterwürfig, "Lord Kheruakh schickt mich mit einer Botschaft. Wenn er nicht zurückkehrt, bis die Todesklinge ankommt, habe ich den Auftrag, Euch meine Dienste zu unterstellen und Euch aus Commorragh zu geleiten. Außerdem hat er mir dies für Euch gegeben." Mit einer unterwürfigen Verbeugung überreichte er ihr ein kleines Kästchen, das, wie Arita feststellen sollte, Kheruakhs wenige Habseligkeiten beinhaltete. Sein Ritualmesser, ein glitzernder Anhänger aus Warpkristall, ein samtenes Tuch in dunkelroter Farbe. Was sollte das? Warum gab er ihr die wenigen wertvollen Schätze, die er besaß?
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend begann sie wieder, unruhig auf- und abzugehen, während sie das Kästchen von einer Hand in die andere wechselte.

Die Harpyie hing wie eine riesige, groteske Spinne an der glatten schwarzen Außenwand der Festung. Das rötliche Zwielicht schimmerte auf ihren ledrigen Schwingen und auf der matten Oberfläche des geschwungenen Helms.
Eine kleine grüne Diode blinkte auf ihrem Handgelenk auf als sie den Kopf von hier nach da wandte, unruhig, etwas am Himmel über ihr suchend. Lange Sekunden verstrichen, bis weit über ihr ein schwarzer Schatten am Himmel auftauchte, der schnell größer wurde. Sie zuckte unruhig, verlagerte ihr Gewicht und spannte die Muskeln an wie eine zuschnappende Kobra. Sie konzentrierte sich auf einen imaginären Zielpunkt in der freien Luft und stieß sich einen Sekundenbruchteil später wie eine gespannte Stahlfeder von der Außenwand ab. Der Schatten wurde mit beängstigender Geschwindigkeit größer, die Harpyie erreichte den anvisierten Punkt, breitete ihre Arme griffbereit aus und ---
griff ins Leere. Der Schatten war einen Sekundenbruchteil zu früh an ihr vorbei gejagt und verschwand blitzartig im Dunkel unter ihr. Die Harpyie stieß einen schrillen, wütenden Schrei aus und legte mit einem Mal die Flügel dicht an den Körper. Sofort fiel sie wie ein Stein in die Tiefe. Mit kleinen Bewegungen ihrer Flügel steuerte sie ihren Fall, bis sie nicht weit unter sich den fallenden Schatten erblickte.
Die Strassen Commorraghs reflektierten das rote Zwielicht und die Harpyie erkannte, dass es nun um jede Sekunde ging. Sie zuckte kurz mit den Flügeln und beschleunigte abrupt ihren Fall. Weit streckte sie die Arme von sich und erwischte den Saum eines Umhangs, an dem sie sich vorwärts zog. Sie packte den fallenden Schatten unter den Armen und breitete nur wenige Meter über dem Boden mit einem Mal ihre Flügel aus.
Mit einem reißenden Geräusch ihrer filigranen Membrane zwang die Harpyie den Sturzflug in eine weite Kurve, bis sie knapp über dem Boden hinweg rauschte und langsam wieder an Höhe gewann, den schlaffen Körper unter sich in fester Umklammerung haltend.
"Geruht euch, mein Lord," zischte sie, den rauschenden Wind übertönend, "ich habe Euch."

Arita saß auf einem elektrischen Modul in dem großen Hangar und spielte geistesabwesend mit dem Warpkristallanhänger, als sie ein Rauschen in der Luft vernahm. Direkt über ihr, in einem geöffneten Luk des Daches, war ein großer, geflügelter Schatten aufgetaucht, welcher sich als eines der fremdartigen Wesen entpuppte, die Arita schon einmal gesehen hatte, damals, nach ihrem Besuch auf der Schädelebene. Und diese Gestalt trug den schlaffen Körper Kheruakhs in den Armen.
Erschrocken sprang Arita auf, als auch Kheruakhs Diener sich wieder zu ihr gesellte. Die Harpyie flatterte kurz, bevor sie auf dem Boden aufsetzte und auf Arita und den Diener zutrat. "Eilt euch," zischte sie und übergab den bewusstlosen Körper Kheruakhs Diener, welcher ihn sachte zu Boden legte, "Lord Sor´enq ist nicht einfach zu täuschen, er hat viele loyale Krieger in unseren Rängen, und es wird nicht lange dauern bis er von Lord Az´Aroths Überleben erfährt." Kheruakhs Diener nickte langsam, und die Harpyie drehte sich auf der Stelle um, breitete ihre ledrigen Schwingen aus und verschwand schnell wie ein Pfeil durch das geöffnete Dachfenster.
Noch bevor Arita etwas sagen konnte, hatte der Diener Kheruakh einen Brustharnisch angelegt, an dem schlagartig kleine Leuchtdioden aufblinkten. "Dieses Gerät wird seinen Zustand stabilisieren, bis ihr euch in Sicherheit gebracht habt," sagte er knapp und hob Kheruakhs Körper vom Boden auf. Er bedeutete Arita, ihm zu folgen, und eilte mit langen Schritten aus dem großen Hangar, wohl bedacht, außerhalb der Sichtweite der Überwachungsplattformen zu bleiben.

Atemlos erreichten sie einen kleinen Nebenhangar, der in tiefstem Dunkel lag. "Ihr findet eine Sternenkarte in dem Anhänger gespeichert, den ihr in eurer Hand trägt," erklärte der Diener schnell. Arita hob den kleinen, obeliskförmigen Anhänger, der aus einem inneren Licht glühte und glitzerte und blickte in seine Tiefen. Im Inneren konnte sie ein schwaches Abbild Commorraghs und mehrere tunnelförmige Gebilde sehen, jedoch verschwommen und unkenntlich.
"An Bord befindet sich eine Lesevorrichtung, welche recht einfach zu bedienen ist," fuhr der Diener fort, "ich hoffe Ihr könnt einen Void Dragon fliegen?" Mit diesen Worten aktivierte er die Hangarbeleuchtung, welche einen schnittigen, in dunklem Rot lackierten zweisitzigen Void Dragon Jäger in schummriges Licht tauchte.
Nachdem Aritas Blick eine Weile über die scharfen Züge des Jägers geglitten war, der auf seinen Landekufen inmitten des Hangars ruhte, schritt sie langsam näher. "Nur leichte terranische Transportmaschinen, fürchte ich...," antwortete sie nicht ohne ein leichtes Schwanken in der Stimme, "... aber ... habe ich eine Wahl?"

Gemeinsam halfen Arita und der Diener, den immer noch bewusstlosen Kheruakh auf dem Kopilotensitz des Void Dragons festzuschnallen. Unsicher ließ sich Arita auf den Pilotensitz gleiten und folgte mit klopfendem Herzen den Instruktionen des Dieners, der versuchte, Arita innerhalb von fünf Minuten die Steuerelemente eines Void Dragons zu erklären.
"Ihr müsst nur ein kleines Stück selbst Hand anlegen, sobald ihr das Raumdock verlassen habt geht ihr auf Autopilot, er wird euch sicher entlang Lord Kheruakhs Route geleiten."
Der Diener schwang sich rasch von der Tragfläche des Void Dragons zu Boden. "Verzeiht, Mylady, dass ich euch nicht mehr Hilfe anbieten kann, aber die Häscher Sor´enqs sind möglicherweise schon unterwegs, und ich werde bei Kräften versuchen, eure Flucht zu decken... Khaine auf Euren Wegen!" Er verneigte sich knapp und stürmte aus dem Hangar, dessen gewaltige Flügeltore sich nun zur Seite schoben.
Mit zitternden Fingern griff Arita nach den Kontrollen, die entfernt an einen terranischen Jäger erinnerten, und versuchte sich zu entspannen. Es war zwar schon länger her, dass sie etwas ähnliches geflogen hatte, aber gewisse Sachen verlernte man einfach nie. Sie drückte den Schubhebel langsam nach vorne und wurde in ihren Sitz gepresst, als der Void Dragon einen ruckartigen Satz nach vorne machte. Geistesgegenwärtig drückte sie den Schalter für die Verriegelung des Kabinendaches, bevor der Void Dragon wie ein roter Blitz aus dem Raumdock schoss, einen kometenartigen Schweif aus Staubpartikeln hinter sich herziehend. Wie üblich herrschte dichtes Treiben um das Raumdock Commorraghs, doch Arita konnte keine offensichtlichen Verfolger erkennen. Ruckartig brachte sie den Schubhebel in die vorderste Position, die Triebwerke brüllten unter der enormen Belastung auf und beinahe gleichzeitig begann eine kleine Anzeige des Armaturenbretts rot zu flackern.
"Ich hoffe nur, Du hast alle eventuellen Zwischenfälle zu deiner Rechnung hinzugefügt, Kheruakh ..." sagte Arita laut zu sich selbst und biss sich auf die Lippen, als sie die Anzeige betätigte.

Der Raum um den Void Dragon begann sich zu verschieben, zu verzerren, und die Zwillingsplaneten hinter Ihnen schienen sich zu dehnen, bis sie von einem Ende des Universums zum anderen zu reichen schienen. In der Leere des Raumes öffnete sich eine gleißende Scheibe aus Licht, aus deren Inneren Blitze in das rötliche Umgebungslicht flackerten.
Der Void Dragon tauchte in die blendende Scheibe ein, wie ein cadianischer Eisvogel die Wasseroberfläche durchbricht, und mit einem ohrenbetäubenden Knall schrumpfte die Lichtscheibe blitzartig auf einen stecknadelkopfgroßen Lichtpunkt zusammen, welcher nach einigen Sekunden verblasste und nur das rötliche Schimmern Commoraghs zurückließ.


ENDE



Urheberrecht: Martin Brandhuber, 2003



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