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FOTIS ET HONUS TEIL 1


+++Einsatzakte Gardistenhauptmann Keeth [EX-342/26]+++


Gesendet an: Inquisition Aufzeichnung 2141 7/7659
Querverweis: Gardistentraining
Verfassungsdatum: 4887998.M41
Freigabe: Generalkommissar Olth
Autor: Garnisonskommandant Escher

Übertragen von: Cadia/ Provinz Sternau/ Benderman Stützpunkt (Cadia System)
Sender: Astropath Primus Wintger
Empfänger: Astropath-Terminus Syrus


Gedanke des Tages: Wachsamkeit ist unser Schild


Geehrter Inquisitor,
Auf Euren ausdrücklichen Wunsch hin habe ich Euch hiermit eine ausführliche Fassung der Einsatz-, sowie der Dienstakte von Gardistenhauptmann Keeth (Vor und Zuname) zukommen lassen.
Aufgrund Eurer dringenden Anfrage wird das Strafverfahren gegen den Hauptmann ausgesetzt. Ich bitte jedoch darum, Euch darauf hinweisen zu dürfen, dass es an Hauptmann Keeth zwar keinerlei Zweifel über seine Führungs- und Kampfqualitäten gibt, jedoch hat sich der Hauptmann wiederholt in Anwesenheit von Soldaten und Zivilisten gegen Vorgehensweisen des Adeptus Ministorum geäußert. Zudem verweigerte er wiederholt Techadepten und Techpriestern Ausrüstung und Landungsschiff seiner Einsatztruppe zu segnen und zu salben. Er äußerte in der Öffentlichkeit Kritik an den heiligen Kriegern des Adeptus Astartes und scheint gegenüber Vorgesetzten einen akuten Hang zur Insubordination zu besitzen.
Dies mag zum Teil daraus resultieren, das Hauptmann Keeth keine sonst übliche Erziehung in der Schola Progenium genossen hat. Er wurde aufgrund seiner besonderen Leistung im letzten Jahr des Beta Aquille Kreuzzuges zu den Gardisten versetzt, wobei ihm sein Rang als Sergeant der regulären Truppen aberkannt wurde. Was diese "besonderen" Leistungen gewesen sein sollen ist streng geheim und unter Verschluss der Inquisition, wie Ihr sicher wisst.
Ich werde Hauptmann Keeth, so wie Ihr es wünschtet, in den nächsten 24 Stunden über seine Mission informieren. Eurer Anweisung gemäß werde ich ihm nur das nötigste Mitteilen.
Im Vertrauen auf unseren göttlichen Imperator


Euer untertänigster Diener,

Oberst Leonard Escher, Kommandant Benderman Stützpunkt



Name: Keeth
Herkunft: Jonutheim (Segmentum Pacificus)/ Makropolwelt
Dienstnummer: 176822 /D
Alter: 38
Auszeichnungen:

55.M41: Verwundetenabzeichen
59.M41: Nahkampfabzeichen
63.M41: Eiserner Schädel
80.M41: Tapferkeitsehrenmedaille
93.M41: Imperiales Ritterkreuz 1.Klasse mit Eichenlaub und Schwertern

Versetzungen: Dienstbeginn als imperialer Gardist 57.M41. Vorher, von 51.M41 bis 55.M41, Dienst beim 28. Jonutheim, mobile Infanterie.
Eintragungen Strafregister: Unterdatei 67/2: Verdacht auf Misshandlung eines Untergebenen.

Einsätze: (Auszüge)

57.M41: Maßgebliche Beteiligung an der Niederschlagung der rebellischen Militärdiktatur auf Cassius Linx (Solar Segmentum). Subjekt infiltrierte das gegnerische Militärcamp und eliminierte fünf hochrangige Rebellenoffiziere.

59.M41: Sprengung des Angol Dam auf Walwin 4 (Ultima Segmentum). Subjekt führte Team an, welches das Kroot Bauwerk sprengte und die im Angol Tal auf ihre Verschiffung durch die Tau wartenden Kroot Söldner mit der daraus resultierenden Flutwelle ertränkte.

63.M41: Niederschlagung des von Chaoskultisten des Tzeentch angezettelten Aufstandes auf Pantum (Segmentum Obscurus). Unterstützung der loyalen Streitkräfte. Kultistenanführer lebendig gefangen genommen.

67.M41: Erfolgreicher Überfall auf Tau Raumstation im Orbit um Steinwerk (Ultima Segmentum). Xenos Raumschiff erbeutet. Langstreckentorpedos der Außerirdischen in den Silos zerstört. Dies rettete das Leben von 6746 imperialen Soldaten.

71.M41: Reihe von Stör- und Guerillaeinsätzen die zur Niederringung der aufständischen Adeptus Mechanicus Subjekte auf Galadon Majoris (Segmentum Tempestus) führen. Xeno Artefakte sichergestellt. Frieden durch Space Marines vom Orden der Nova Marines gewährleistet.

75.M41: Vernichtung der Orkarmee von Galbak däm Fiesän auf Myridan (Segmentum Pacificus) durch Vergiftung sämtlicher Wasservorräte. Waaagh!!!-Gelüste der Orks erstickt.

80.M41: Einsatz gegen Schwarmflotte Perseus (Ultima Segmentum). Gardisten unter dem Kommando des Subjekts stellten Exemplare zu Studienzwecken sicher.

84.M41: Unterstützung des 7 Mordianischen Regiments. Befreiung der Bevölkerung von Flotis 3 (Segmentum Ultima) von orkoiden Besatzern.

89.M41: Evakuierung von St. Capilene (Ultima Segmentum). Nach der Vernichtung eines Kreuzzuges der Black Templars durch die als Necrons bekannten Xenoiden helfen die Gardisten bei der Evakuierung der Bevölkerung. Der Planet wird aufgegeben.

93.M41: Erfolgreiche Verteidigung des Planeten Ikkyo (Segmentum Ultima) gegen die Tyranidenschwarmflotte Kraken. Imperiale Gardisten, Ultramarines und verbündete Eldar sind siegreich. Der erste verzeichnete Sieg in der Geschichte des Imperiums gegen die Schwarmwesen des Kraken.

95.M41: Verteidigung von Ichar 4 (Ultima Segmentum). Einsätze in den Aschenwüsten gegen Tyranidensynapsenkreaturen und in der Makropole Gatmend. Tunnelkämpfe forderten hohe Verluste der Einsatztruppe.


[998M.41/ Segmentum Obscurus/ Cadia]

Gardistenhauptmann Keeth sprang fluchend von der Ladefläche des Transportlastwagens. Langsam ging er um die Front des Lasters herum und öffnete dessen Motorhaube. Dicker, schwarzer, öliger Rauch stieg vom Motorblock auf. Keeth fuhr sich mit den Fingern über das Gesicht: "Das kann's ja wohl nicht sein." Der Cadianer, der als Fahrer fungierte, streckte den Kopf zur Seitenscheibe hinaus. "Stimmt etwas nicht, Sir?" fragte er mit bissigem Unterton. "Ob etwas nicht stimmt? Meinen sie etwa es ist völlig normal das diese Mistkarre hier alle 15 Minuten halb explodiert?" Wieder fluchte Keeth. Er hasste diese Garnisonsdienste. Ständig wurden die Gardisten auf Patrouillen geschickt. Keeth wusste nicht, was es auf Cadia zu bewachen gab. Der ganze Planet war eine Festung. "Scheiße. Warum ausgerechnet heute, wo das große Pokerspiel stattfindet," knurrte er und blickte auf die Strasse vor ihm. "Was ist los, Sir?" fragten einige Stimmen von der Ladefläche herunter. "Kleiner Zwischenhalt…mal wieder. Der Motor ist ausgestiegen. Mal wieder." sagte Keeth und kickte missmutig gegen einen Reifen. Zum Fahrer gewandt sagte er: "Und sie kommen endlich von ihrem verfluchten Bock herunter und reparieren das hier. Heute ist mein dienstfreier Abend." Der Cadianer beeilte sich, auszusteigen. Lange starrte er auf den qualmenden Motor, bis er hinter der Führerkabine eine Klappe öffnete und einen Werkzeugkasten hervorholte. "Na endlich," stöhnte der Hauptmann ungeduldig und strich sich durchs Haar, welches an den Schläfen bereits grau wurde. Sergeant Corley sprang von der Ladefläche und trat auf Keeth zu: "Können die anderen aussteigen, Sir? Ist verflucht heiß da hinten." Keeth nickte und die Gardisten kletterten herunter. "Bleibt in der Nähe," sagte der Hauptmann und dann, drohend an den Cadianer gerichtet: "Es wird nicht lange dauern."
"Darf ich sie darauf Aufmerksam machen, dass nur Tech-Adepten Reparaturen vornehmen dürfen, Sir?" sagte Kist, der ihm zugeteilte Techgardist und blickte auf den Fahrer, der gar nicht mehr so selbstsicher mit den Werkzeugen herumhantierte. Keeth seufzte und machte eine zustimmende Geste. Es konnte nur schneller gehen.
Er wandte sich um und betrachtete seine Einheit. Gesunde, starke Männer und Frauen, die von der Schola Progenium zu harten Soldaten ausgebildet worden waren. Bis auf ihn. Und Meienhoff hatte dort eigentlich auch nichts zu Suchen gehabt. Meienhoff... dieser Blaublüter. Vielleicht lag es an seiner Natur als Makropolen Ganger, das er eine tiefe Verachtung für all jene empfand, sie glaubten nur weil sich ihre Eltern eine ärztliche Untersuchung ihrer Kinder leisten konnten etwas Besseres zu sein.
Der Hauptmann verzog das Gesicht. Nur durch seine adelige Familie war es ihm gelungen, dort seine Ausbildung zu machen. Bisher hatte er sich gut gehalten, doch Meienhoff war kein Soldat und würde es nie werden. Für ihn war Krieg mehr eine sportliche Angelegenheit, was in Keeths Augen eine ziemlich dumme Vorstellung war. Der Hauptmann fürchtete den Tag, an dem Meienhoff versagen und seine Kameraden in Gefahr bringen würde.
Kist hatte mittlerweile die Arbeit vollkommen übernommen und den Cadianer zum Zuschauer degradiert. Der Tech-Adept blickte kurz auf: "Noch etwa eine Viertelstunde, Hauptmann." Keeth nickte und blickte auf die Uhr. Die ersten Runden würde er verpassen, aber dienstfreie Abende konnten ziemlich lang werden. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Heute würde er den arroganten cadianischen Oberst Zulser einmal so richtig ausnehmen. Nicht umsonst hatte er auf Jonutheim eine Menge Kartentricks gelernt. Er griff nach seiner Feldflasche und nahm einen tiefen Schluck. Warum musste der Sommer auf Cadia so heiß werden? Bis tief in die Nacht konnte das Thermometer bis zu vierzig Grad anzeigen.
Plötzlich knackte das Funkgerät in der Fahrerkabine. "Hauptmann? Garnisonskommandant Escher will sie sprechen." Keeth sah seinen dienstfreien Abend ins Wasser fallen. Missmutig griff er durch die heruntergedrehte Scheibe des Führerhauses nach dem Hörer des Apparates: "Ja, Sir?"
"Hauptmann, ihr dienstfreier Abend wurde gestrichen. Melden sie sich nach ihrer Rückkehr sofort in meinem Büro," tönte Eschers durch Statik rauschende Stimme aus dem Lautsprecher. Mit einem weitern Knacken war die Übertragung beendet.


***



Keeth verharrte einen Moment vor Eschers Tür. Was zum Henker sollte er hier? Er und seine Einheit hatten noch einen Monat Garnisonsdienst vor sich. Schnell überprüfte er seine Uniform. Obwohl er sich als Hauptmann doch etwas mehr herausnehmen konnte, war Escher hier doch sein Vorgesetzter. Der zwei Meter große Mann war so streng und verbohrt, wie Keeth noch nie jemanden sonst kennen gelernt hatte. Beide hatten sich seit seiner Ankunft nicht Leiden können.
Der Makropolenbewohner sah den Blankgeputzten Korridor der Kommandantur hinauf.
Dann klopfte er an die Tür und trat ein: "Gardistenhauptmann Keeth meldet sich zum Dienst, Oberst." Escher blickte kurz auf und deutete auf einen Stuhl vor dem Bürotisch. Keeth setzte sich und Escher fuhr unbeeindruckt fort, verschiedene Akten durchzusehen.
Typisches Arschloch Gehabe. Na fein.
Nach einigen schweigsamen Minuten legte Escher sie beiseite und blickte den Hauptmann an. "Hauptmann, ich habe eine wichtige Aufgabe für sie. Gestern Morgen ist die Wort des Imperators im Orbit vor Anker gegangen. Einige Stunden später wurde von ihr eine Einheit Gardisten angefordert. Nicht eine Kompanie, eine einzige Einheit." Escher schwieg und starrte Keeth an. "Von wem, Sir?" fragte Keeth mit heiserer Stimme uns kratzte sich über seine Bartstoppeln.
Ein Funken der Angst glomm in Eschers Augen auf: "Von der Inquisition, Hauptmann. Wir haben keine genauen Informationen erhalten, aber es scheint sich um eine Expedition zum Auge des Terrors zu handeln. Sie wurden vom Departamento Munitorum für die Dauer des Einsatzes der Inquisition unterstellt. Denken sie daran."
Inquisition. Auge des Terrors. Zwei Begriffe, die Keeth nicht gerne hörte. Schon gar nicht, wenn sie in einem Atemzug genannt wurden. Der Hauptmann dachte an Ramar IV zurück. Man durfte der Inquisition nicht trauen. Sie verschleierten alles und ließen ihre Untergebenen im Dunkeln tappen. Keeth hatte einmal etwas Vages von verschiedenen Orden der Inquisition gehört. Doch für ihn stand fest das sie eigentlich alle nur gestörte Psychopathen waren, die ihren religiösen Wahn auf kosten der Schwachen auslebten.
"Keine weiteren Informationen, Sir?" fragte Keeth. Der Oberst schüttelte den Kopf: "Nein, Hauptmann. Es ist mir nur bekannt, dass dieser Inquisitor auf gutem Fuß mit der Ekklesiarchie und dem Departamento Munitorum steht. Sie können also mit Arco-Flagellanten und exotischen Waffen als Unterstützung rechnen. Finden sie sich morgen um 0700 im Startareal 23C ein. Eine Fähre wird sie an Bord der Wort des Imperators bringen. Das wäre alles."
Keeth erhob sich. Bevor er die Tür öffnete, wandte er sich noch einmal um: "Es sind momentan zwei Kompanien Gardisten auf Cadia, Oberst Escher. Warum meine Einheit?" Escher blickte von seinen Akten auf, die er inzwischen wieder geöffnet hatte: "Ich will ehrlich zu ihnen sein, Hauptmann. Ich mag sie nicht. Ich verabscheue ihre unkonventionelle Vorgehensweise auf manchen Einsätzen. Doch ich bin kein Mensch, der persönliche Gefühle in die Arbeit einfließen lässt. Ihre Leistungen sind beeindruckend, Hauptmann. Für die Inquisition nur das Beste, selbst wenn es von Jonutheim kommt."
"Ich werde das als Kompliment auffassen Sir." "Wie bitte, Hauptmann?" "Nichts Sir." Eschers Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Er lehnte sich in seinem schweren Lederstuhl nach vorne über den Schreibtisch und kam mit seinem eigenen Keeths Gesicht sehr nahe. "Passen sie auf Keeth. Sie haben verdammtes Glück. Meiner Meinung nach hätten sie schon lange wegen Insubordination hängen sollen." Keeth behielt seine unbeeindruckte Miene bei. "Nun Sir, dann scheint es außer mir ja noch jemanden zu geben, der auf ihre Meinung keinerlei Wert legt." Das wirkte. Escher schnappte eine Sekunde lang nach Luft, aber anstatt zu explodieren beruhigte er sich sofort wieder. "Ach Hauptmann..." Escher stand auf und schritt zu dem großen Panoramafenster, welches im hinteren Teil seines Büros eingelassen war. "Wissen sie Keeth..." Escher schlug einen ruhigen, fast träumerischen Ton an und sah durch das Fenster einem Zug Soldaten in der unverwechselbaren Uniform der cadianischen Stosstruppen beim Exerzieren in der brütenden Sommersonne des Planeten zu. "Wissen sie... ich wünschte manchmal ich hätte den gleichen Weg eingeschlagen wie sie." Keeth verzog das Gesicht. Was sollte das denn werden? Hatte die Hitze da draußen dem alten Sesselfurzer das wenige bisschen Hirn versengt? "Ich habe mir oft gedacht, wie es wohl sein würde, für den Imperator an vorderster Front zu kämpfen. Mit einem Lasergewehr den zahllosen Feinden unseres Imperiums ins Auge zu sehen. Mit den Kameraden unseren unausweichlichen Sieg zu feiern." Er drehte sich vom Fenster weg. Seine breiten Schultern schienen ein wenig traurig herabzuhängen. Es war so als wäre ihm seine dunkelgrüne Uniform plötzlich viel zu groß geworden. "Wenn ich mich gegen die Laufbahn hier im Innendienst entschieden hätte? Was für wundervolle Orte in dieser großartigen Galaxis hätte ich sehen können? Welche Wunder wären mir zu Ohren gekommen...Geschichten über Helden und Märtyrer..." Escher sah wieder versonnen zum Fenster. Sein bulliger Unterkiefer zuckte geistesabwesend. Schweißperlen schimmerten auf seinem haarlosen Schädel. Keeth fühlte sich genötigt etwas zu sagen. "Äh...," war alles was er im Moment im Stande war von sich zu geben. Escher fasste Keeth ins Auge und ein immer breiter werdendes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. "Aber...", begann der Oberst. "Wenn ich dann an all den Dreck, all das Blut und die Angst denke, an alle die zerfetzten Gliedmaßen, das Schreien und Kreischen der Verwundeten und Sterbenden, die auf dem Schlachtfeld noch tagelang mit dem Tod ringen. An die durch andauerndes Bombardement wahnsinnig Gewordenen, an die ausgezehrten, halbverhungerten Männer und Frauen, die in ihrer Not die Leichen ihrer Kameraden fressen. An die kalten Nächte in den zerbombten Städten und den frostigen Ebenen. An die Nackte Angst vor dem Kommissariat und vor dem nächsten verrotteten Morgen..." Escher stellte sich neben den immer kleiner gewordenen Keeth und schob ihm einen Datenblock zu. "Aber ich schweife ab. Immerhin muss ich ihnen, Hauptmann, ja nichts über die Schrecken des Krieges erzählen. Sie sind ja ein kampfgestählter Veteran ungezählter Einsätze. Ihr Glück wird sie schon nicht verlassen. eh?" Er grinste und Keeth hasste diesen aufgeblasenen Mistkerl dafür. "Wie dem auch sei Hauptmann. Das hier sind ihre Einsatzbefehle. Eine angenehme Reise wünsche ich ihnen...Hauptmann? Sie sehen so blass aus?"


"Das hat er gesagt? Meine Fresse, ich krieg mich nicht mehr!" Am nächsten Morgen um 0630 schlenderten Gardistenhauptmann Keeth und Gardistensergeant Douglas Corly über den Kasernenplatz von Fort Benderman. Keeth hatte Corly die Geschichte von seiner Einsatzbesprechung bei Escher schon Gestern erzählt. Aber der Sergeant wolle sie immer wieder und wieder hören, vor allem Keeths meisterhafte Nachahmung von Eschers Tonfall. Ganz im Gegensatz zu dem verstimmt voran schreitenden Hauptmann fand der Sergeant die Geschichte sehr erheiternd. "Ich sage dir Doug, diesen Mistkerl habe ich wohl unterschätzt. Wenn wir wieder zurück sind, muss ich mir echt ne feine Retourkutsche überlegen, wie ich´s dem Alten heimzahlen kann." Corly lachte. Er war mit Keeth nun schon seit einigen gemeinsamen Einsätzen zusammen und kannte den Humor des ehemaligen Makropolenbewohners.
Corly selbst war ungefähr einen Kopf kleiner als Keeth. Sein schulterlanges, hellbraunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sein gepflegter drei Tage Bart war an den Rändern um Kinn und Wangen sorgfältig gestutzt und seine hellen, wachen Augen suchten den Blickkontakt seines Gesprächspartners. Mühelos trug der durchtrainierte Gardist seinen Stausack auf dem Rücken. Wie Keeth trug der Sergeant zur frühen Morgenstunde seine pechschwarze Uniform. Ausrüstung und Waffen würden noch zum Shuttle gebracht werden. Auch der Hauptmann trug den schwarzen Overall, der den Gardisten als normale Alltagsuniform diente. Sie war ein mit versilberten Reiß- und Klettverschlüssen sowie einem breiten Gürtel versehen und das ebenfalls in Silber gehaltene Gardistenabzeichen am Revers zeigte den elitären Status des Trägers.
Keeth hatte seine Hauptmannlitzen extra saubergemacht. "Egal...auch das hier wird nur ein Job sein." Der älter werdende Ganger stieß die Atemluft zischend zwischen den Zähnen hervor und setzte sich sein schwarzes Beret mit dem unverwechselbaren, silbernen Abzeichen der imperialen Gardisten auf. Eine stilisierte Faust, die zwei gekreuzte Blitze umschloss.
Kurze Zeit später erreichten sie die andern Mitglieder von Keeths Einsatzkommando. Es waren dreizehn nach höchsten Standards ausgebildete Soldaten.
Keeth war daran gewöhnt kleine Gruppen zu kommandieren, obwohl ihn sein Rang durchaus dazu befähigte, ganze Kompanien zu befehligen. Aber obwohl es vorkam, dass ganze Gardistenkompanien mit hundert oder mehr Mann verschifft wurden, wurden diese selten als ganze Streitmacht eingesetzt. Viel öfter kam es vor, dass sie in Einsatzgruppen von je zehn Mann aufgeteilt wurden, die dann Spezialmissionen durchführten oder gewisse Frontabschnitte unterstützten.
Keeth hatte seinem von der Agrarwelt Jumal abstammenden Sergeant gesagt, dass er ihm die Wahl der Teilnehmer überließ.
Sie hatten nach den turbulenten Monaten, in denen die imperiale Armee die Splitter der Tyranidenschwarmflotte Kraken gejagt hatte, schwere Verluste hinnehmen müssen.
Keeth kannte nur wenige von den Gesichtern, die sich den beiden Näherkommenden nun zuwandten. Die Gardisten hatten schon bei Sonnenaufgang auf dem Kasernenhof gewartet und nun, in der zunehmenden Hitze des anbrechenden Tages, waren sie froh ihren kommandierenden Offizier zu sehen.
Dreizehn Gardisten sprangen aus ihren dösenden Stellungen auf und nahmen Haltung an. Dreizehn Paar kohlschwarze Stiefelabsätze wurden zackig zusammengeschlagen, als Keeth und Corly die Gruppe erreichten. Alle Gardisten trugen ebenfalls die schwarz-silbernen Overalls und hatten ihre Olivgrünen Stausäcke zu ihren Füssen abgestellt.
"Rühren, Männer," befahl Keeth und bemerkte im gleichen Augenblick zwei Frauen bei den dreizehn Gestalten. Er gestattete sich ein zufriedenes, inneres Lächeln, als er bemerkte, dass eine davon seine Sanitäterin Nover war. Seine Quasi Vertraute seit dem Mission im Orbit um Steinwerk.
Auch bemerkte der Jonutheimer Operator Pfeif und... Meienhoff? Was wollte dieses Milchgesicht hier? Keeth musterte die anderen Teilnehmer des Unternehmens. Die meisten von denen sahen aus wie frisch von der Schola Progenium! Was sollte das hier werden? Außer ihm selbst, Corly, Nover und Pfeif erkannte er niemanden der Anwesenden. Wieso hatte Doug sich solche Anfänger für diese Mission gegriffen? Keeth versuchte seinen Ärger für´s erste zu verbergen, aber Doug war ihm später noch eine Erklärung schuldig.
"Ich bin Hauptmann Keeth und für die Dauer dieses Einsatzes ihr kommandierender Offizier. Das hier..." Keeth nickte in Richtung Corly. "Ist StaffSergeant Douglas Corly. Mein Stellvertreter. Ich erwarte von euch, dass ihr all eure Kraft, euer Talent und vielleicht sogar das wenige bisschen Verstand das euch hier hergebracht hat dazu nutzt, um dem Imperator zu dienen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?"
Ein donnerndes "Sir, ja, Sir" war die Antwort der Versammelten. "Jämmerlich..." Keeth schüttelte den Kopf und ging die Reihe der Gardisten entlang. Ein bisschen Show musste sein. "Ich frage mich, ob ihr all die schönen Spielsachen, mit denen ihr beim Training in der Schola spielen durftet auch wirklich verdient habt? Könnt ihr mit 'nem Melter auch einen Verrätermarine wegpusten? Oder taugt die Waffe in euren Händen nur um Rationen zu grillen? DU DA!" Keeth verharrte in seinem Schritt vor einem drahtigen Gardisten mit eingefallenem Gesicht. "Wie heißt du erbärmlicher Saftsack?" "Sir, Gardist Yeats, Sir" "Yeats, eh? Sag mal Yeats, zu was taugst du eigentlich, Yeats?" "Sir, ich bin Plasmaschütze, Sir." "Oh, unglaublich! Ein Plasmaschütze also, ja? So´n Scheiß. Sag mal triffst du mit deinem Plasmawerfer dann auch was oder machst du nur Löcher in Steine wie´n verfluchter Innenraumdekorateur?" "Sir, nein, Sir" "Was nein, Sir? Wärst du gern ein Innendekorateur Gardist Yeats?" "Sir, nein Sir! Ich will dem Imperator dienen!" "Was? Glaubst du etwa ein Innendekorateur dient dem Imperator nicht? Glaubst du, du bist was Besseres?" Yeats suchte verzweifelt nach einer Antwort. "Scheiße. Nein...was vergeude ich meine Zeit mit dir, wenn deine Plasmaspritze leer ist wirst du sowieso vom erst besten Grot der uns begegnet verprügelt. DU!"
Keeth wirbelte auf dem Absatz herum und schrie einen weiteren Gardisten von der Seite an. "Mit wem hab ich den hier die Ehre?" "Sir, Gardist Peyton, Sir"
"Peyton also, ja ?" Keeth zog Geräuschvoll Luft durch die Nase ein. "Das hört sich meiner Meinung nach richtig Inzestgeplagt an. Sag mal Peyton, womit verdienst du dir deine Anwesenheit hier in meinem exklusiven kleinen Haufen?" "Sir, ich bin bereit mein Leben für den Imperator zu geben." "Ich verlange nichts minderes von euch allen, Peyton. Aber Vielleicht musst du dem Imperator nicht nur dein Leben, sondern auch deine Seele opfern. Schon mal nachgedacht, was uns für Höllenkreaturen aus den dunkelsten Winkeln des Warps angreifen könnten? Die begnügen sich nicht damit, euch in Fetzten zu reißen, nein, oh nein! Ihr werdet es erleben, wie sie eure Seele peinigen, und für alle Zeiten den höllischen Qualen des Chaos überantworten. Wieder und wieder und wieder. Scheiße Mann, daran hast du sicher nicht gedacht. KEINER VON EICH WÜRMERN HAT DARAN GEDACHT!"
Keeth löste sich von der Reihe und stellte sich wieder zu Corley, und dem inzwischen eingetroffenen Sergeant Leeland, Keeths Verbindungsoffizier. Er kannte Leeland vom sehen, hatte aber noch nie mit ihm gearbeitet. Corly konnte sich ein Kichern kaum verkneifen.
"Denkt ihr Maden etwa, dass ihr glaubt Eier wie ein Ogryn zu haben beeindruckt einen Tau Feuerkrieger? Oh göttlicher Imperator, warum strafst du deinen niedersten Diener mit so einer Bande weinerlicher Grünschnäbel."
Keeth räusperte sich. "Aber ich bin ja kein schlechter Mensch. Deswegen geb' ich euch Kriechern ne Chance zu zeigen, dass ihr echte Gardisten seid. Ich bin der Meinung, dass sogar aus so was wie euch noch gute Soldaten werden könnten. Verstanden?"
"SIR, JA SIR!" "Fein, fein. Dann folgt Sergeant Corly jetzt zum Landungsschiff...Im Laufschritt meine Damen...Bewegung, Bewegung...."
Die Gardisten, Männer wie Frauen, wuchteten ihre Stausäcke über die Schultern und rannten den Kasernenplatz hinunter zu dem kleinen Rollfeld, welches Shuttles und Landungsbooten Platz zum Starten und Landen bot.
"Doug!" Keeth rief hinter dem Sergeant her, der dabei war die Gruppe auf Trab zu bringen. "Ich komme, Hauptmann. Halt sie auf Trab Leeland." Sergeant Leeland, der Offizier des Zuges, übernahm es nur allzu gern die Soldaten anzutreiben. Mittlerweile war die Sonne über den Horizont gekrochen und es wurde immer schneller heller.
Keeth seufzte. Er fragte sich, was die Zukunft bringen würde. Gut, er hatte den Einsatzbericht, den ihm Escher gegeben hatte studiert. Aber der war nicht gerade aufschlussreich. Sie würden abgeholt werden, aber es war nicht klar von wem. Sie würden ein Schiff der Inquisition benutzen, aber niemand wusste wieso. Sie würden mit Inquisitoren und Techadepten zusammen arbeiten. Aussichten, die ihm ganz und gar nicht gefielen. "Ich bin hier Chef!" Corly stellte sich neben Keeth. "Doug mein Alter...," begann der Hauptmann, als beide langsam Richtung Rollfeld gingen. "Ich habe ein ganz mieses Gefühl dabei!"
"Und das von dir? Dann muss es wirklich ernst sein. Worum geht´s überhaupt?" "Nach allem was ich weis werden wir an Bord des Schiffes instruiert. Von dem Inquisitor, der die Aktion leitet." "Ein Inquisitor? Ich muss zugeben, ich hab noch nie einen gesehen, aber..." "Ach was!" Keeth spuckte auf den Asphalt. "Hat man einen gesehen, hat man alle gesehen. Ich sag dir, die sind einer wie der andere voll durchgeknallt. Ich sag dir noch was, ich bin nicht bereit wochenlang den Imperiumsfanatiker zu spielen!" Corly lachte. "Na ja, sie würden es dir sicherlich nicht lange abnehmen!" "Genau das mein ich Doug. Sollen die von mir aus alle Verse aus dem imperialen Katechismus zitieren können... mir sind Leute lieber, die den Abzug an 'ner Boltpistole finden!" "Da magst du recht haben Boss. Ich bin sehr gespannt. Und vor allem auf das Gefolge von diesem Inquisitor... wie hieß er noch?" "Keine Ahnung... stand nix im Bericht. Verdammt." "Na ja, scheiß egal...also wegen dem Gefolge... also weil, die Inquisitoren hängen doch immer mit so ganz besonderen Typen ab." "Wie meinst du das?" "Also ich meine, dass diese Individuen ihre ganz eigenen Fähigkeiten und dunklen Vergangenheiten haben." Keeth seufzte. "Na klar... wahrscheinlich hat der Pilot der uns mit dem Shuttle rauf bringt ne Kriegspsychose, trägt so 'nen lächerlichen langen roten Schal, ne abgetragene Fliegermontur und so ne idiotische Brille."

Pilot Sven Fingerwood hatte eine Kriegspsychose, einen Schal, eine Brille und eine abgetragene Fliegermontur. Keeth beschloss, sich bei nächster Gelegenheit auf psionische Veranlagung testen zu lassen.
Die Gardisten seines Einsatzteams waren damit beschäftigt ihre Sachen im hinteren Teil des Shuttles zu verstauen. Keeth würde die Gardisten mit einem fünf Mann starken Kommandozug anführen. Es waren dies neben ihm selbst Corley, Nover als Sanitäter, Pfeif und der Melterschütze Peyton. Die anderen Soldaten wurden von Sergeant Leeland angeführt und setzten sich aus Meienhoff, Yeats, Baum, Harwood, Meynard, Parks, Darter, Sosa und Manley zusammen. Keeth würde mit Corley und Leeland im Cockpit fliegen, während die andern Gardisten die Drucksitze im Stauraum des kleinen Schiffes benutzten.
"Dieser Keeth ist mir jetzt schon unsympathisch!" Gardist Yeats fingerte an den Verschlüssen seines Drucksitzes herum. "Yep, da kann ich dir nur beipflichten Yeats," ließ sich Baum vernehmen. "Scheint ein richtiger hartherziger, alter Kotzbrocken zu sein." "Ach was..." Harwood wuchtete seinen Stausack durch die Schleuse des Frachtbereiches und ließ sich auf einen Sitz neben Gardistin Sosa fallen. "Hunde, die Bellen beißen nicht. Sicher ist er ganz in Ordnung." "Ich weis nicht..." Wieder Yeats. "Hey Nover, du hast doch mit dem Hauptmann schon länger gedient, was für ne art Mensch ist er so?" Nover blickte Yeats nicht an. Sie sah Gesprächspartnern im Allgemeinen selten in die Augen. "Keeth? Keeth ist süß."
Die Gardisten lachten. "Hast wohl schon länger... `unter` ihm gedient, was Nover?" "Halt´s Maul, Parks!"
Yeats sah Operator Pfeif an. "Und du? Ähm... Pfeif. Was sagst du über den Hauptmann.?" Pfeif blickte zu dem viel jüngeren Yeats. "Es steht mir nicht zu ein Urteil abzugeben, Gardist Yeats." Die versammelten Gardisten pfiffen und stöhnten. "Ach kommt schon...einer von euch weis doch sicher was er früher gemacht hat und wo er her kommt!" "Nun..."begann Nover. "Er stammt von 'ner Makropolwelt im Pacificus Segmentum." "Ahso..."Gardistin Sosa beugte sich interessiert näher aus ihren Haltegurten. "Deswegen auch die dunklen Augen." "Yeah, obwohl er früher noch schlimmer aussah. Mittlerweile sind die Pupillen stark geschrumpft. Früher hatte er gänzlich schwarze Augen." "Und wo ist er auf die Schola gegangen?" "Der Alte ist überhaupt nicht auf die Schola gegangen. Er wurde zu den Gardisten versetzt. Soweit ich weis war er am Beta Aquille Kreuzzug beteiligt, aber was weis ich." Erläuterte Nover "Das ist doch nicht zu fassen!" Gardist Meynard ereiferte sich urplötzlich. "Dieser alte Sack schreit uns die ganze Zeit an, wir wären keine richtigen Soldaten, wo wir doch schon jetzt durch unser hartes Training die Elite schlechthin bilden!" Plötzlich lachte jemand. Es war Gardist Meienhoff, der einzige, der bisher noch nichts gesagt hatte. "Elite? Ha...sag mal Meynard, wer hat den dir ins Gehirn geschissen?" "Hast du ein Problem, Meienhoff? Eh?"
Meienhoff kniff die Augen mimosenhaft zusammen und tat so als ob er schluchzen würde. "Also für mich hört sich das so an Meynard …Wääh…Wäääh hast du ein Problem Meienhoff?" Er nahm wieder seinen typischen lauernden Gesichtsausdruck an. "Noch nicht Meynard, aber bald werde ich mir überlegen müssen wo ich deine Leiche verstecken soll, wenn du den Hauptmann weiter beleidigst." "Und wieso verteidigst du den alten Schwachkopf?" Meienhoff lehnte sich in seine Gurte zurück. Seine blassen, kalten Augen saßen eng zusammen in ihren Höhlen. Sein blondes Haar war zu einem kurzen Irokesenschnitt zusammengeschoren.
"Ich verteidige den Hauptmann nicht. Ich halte ihn für eine miese kleine Ratte. Aber ich fühle mich in meiner Ehre als Gardist getroffen, wenn jemand der seinen Druckgurt falsch angelegt hat, meinen vorgesetzten Offizier beleidigt. Meynard, schnall das Ende hier rein und das da oben rein, sonst reißt du dir bei einem Notausstieg die Beine ab. LOS!"



Keeth sank noch tiefer in seinen Drucksessel im Cockpit des Inquisitionsraumers. Pilot Sven Fingerwood quatschte die ganze Zeit, seit ihrem Start bis zu ihrem finalen Zielanflug. Keeth hatte sich bisher aufs Zuhören beschränkt. Ihm war aber nicht entgangen, dass Fingerwood die schwierigen Aufgaben des Raumfluges meisterte UND zugleich von seinen Abenteuern in der imperialen Luftwaffe erzählte. Er schien also doch so was Ähnliches wie Qualifikation zu besitzen.
Keeth konnte aus dem Fenster der Fähre den komplexen, dichten Verteidigungsring aus Raumstationen, Werften, automatisierten Geschütztürmen, Trägerschiffen, Raketenschiffen und Tiefraumbojen erkennen, die den Planeten Cadia, hier am Rande der als "Auge des Schreckens" bezeichneten Warpraumanomalie zu einer schier uneinnehmbaren Bastion des Imperiums machten. Fingerwood steuerte das Shuttle aus der milchigen Atmosphäre des Planeten in Richtung äußere Peripherie.
"...und da, da hab ich gesagt, gesagt...das er entweder voll nach links unten aus..aus...aus.." "Ausscheren?" warf Sergeant Leeland hilfreich ein und Fingerwood nickte mit vor Anstrengung zusammengekniffenen Augen. "J..Ja...Ausscheren. Also, er soll n..n..nach unten aussscheren, damit ich den Orkflieger also richtig vom He...He..." "Heck?" "Vom Heck aus unter Feuer nehmen k...kann. Hab ihn auch e...e...erwischt." "Glanzleistung!" knurrte Keeth und verschränkte die Arme um etwas zu dösen. "N...N...Nicht ganz...d...die andern ...n...neun hab ich nicht mehr erwi...erwischt. Haben uns auseinander genommen w..wie F...Fi..." "Filetsteak?" Fingerwood betrachtete Gardistensergeant Leeland. "Sagen sie mal Sergeant...hab...haben sie noch a...alle Tassen im Schrank?"

Keeth konnte das Schiff nicht einordnen. Er hatte schon so manches Raumfahrzeug der Flotte gesehen, und sicher wies auch dieses Schiff hier einige Merkmale der imperialen Bauweise auf. Es hatte den charakteristische Bugsporn eines Großkampfschiffes, aber es war viel kleiner. Entfernungen waren im Weltraum schwer zu messen, aber das Raumschiff konnte nicht größer als ein Eskortschiff sein. Seine Bewaffnung war beim Anflug nicht auszumachen gewesen, doch hatte es starke Realraumtriebwerke, welche ihm wohl eine beachtliche Geschwindigkeit verleihen könnten.
Keeth war das alles momentan recht egal. Er schritt gefolgt von Sergeant Corley durch die pastellfarbenen Korridore des Inquisitionsschiffes. Zumindest nahm Keeth an, dass es Eigentum der Inquisition war, obwohl er keine Zeichen oder Insignien auf der Außenhülle erkannt hatte.
Was er aber erkannt hatte war ein größeres, bewaffnetes Shuttle, welches im selben Hangar stand, den auch Pilot Fingerwood angesteuert hatte. Es war ein sogenanntes Kanoneboot und es trug das unverwechselbare Emblem des Adeptus Mechanicus.
Keeth hatte seine Leute, geführt von einem Deckmatrosen, in ihre Unterkünfte geschickt. Er plante eine erste Inspektion seiner Soldaten eine gute Stunde später und nahm sich vor, sie genauer über ihre Mission zu informieren, wenn und falls er selber genauer Bescheid wüsste.
Ihm war aufgefallen, dass das meiste Personal an Bord, dem sie bisher begegnet waren, Servitoren waren. Jene halb menschlichen, halb maschinellen Wesen, die nur dafür geschaffen wurden eine begrenzte Anzahl von spezialisierten Aufgaben durchzuführen, ohne größere Gehirnaktivität. Keeth vermutete, dass die Zusammensetzung der Mannschaft Absicht war. Wenn der größte Teil des Schiffes aus automatisierten oder halb automatisierten Systemen bestand, genügte eine kleine Kommandocrew von etwa einem Dutzend Leuten um ein Schiff dieser Größe zu kontrollieren. Die relativ kleine Crew lag wohl ganz im Sinne der Inquisition.
Corly und Keeth gelangten schließlich zu einer Doppeltür am Ende eines der Korridore. Glücklicherweise wurden sie von den markierten Schotts des Schiffes geführt, da sie sich sonst sicherlich innerhalb kürzester Zeit verlaufen hätten. Fingerwood war beim Shuttle verblieben und hatte es vorgezogen, das Betanken zu beaufsichtigen, anstatt die beiden Gardisten zu führen. Ob er eingeweiht war?
"Wie sehe ich aus Doug?" "Schneidig," erwiderte der Andere. "Mist. Eigentlich wollte ich bösartig aussehen." Die beiden Männer grinsten. Dann glätten sie ihre Gesichtszüge wieder und sie traten ein. Die Tür öffnete und schloss sich hinter den beiden automatisch. Corley hielt respektvollen Abstand zu seinem Hauptmann.
Der Raum war recht niedrig aber gut beleuchtet und in den gleichen Pastellfarben gehalten, wie der Korridor. Ein runder Tisch befand sich in der Mitte dieser Messe und dahinter noch zwei weitere Türen, links und rechts an den Seiten des offensichtlich kreisrunden Raumes.
Hinter dem Tisch stand ein hünenhafter Kerl mit flaumigem Bartwuchs, gekleidet in eine einfache, cremefarbene Tunika.
"Gardistenhauptmann Keeth und Gardistensergeant Corly von der 2. Gardisten Einsatztruppe. Der Imperator wache über uns. Zu ihren Diensten, Inquisitor."
Keeth hatte das einstudiert. Er hatte eine emotionslose Show mit zackig zusammengeschlagenen Hacken und einem schneidigen Salut abgeliefert. Corley auch.
Der Mann lächelte. "Willkommen Hauptmann Keeth. Ich fürchte ich muss sie enttäuschen, ich bin nicht der Inquisitor. Aber ich bin sicher, dass er hier jeden Moment, zusammen mit Magos..." Der Mann brach ab, als sich die beiden Türen links und rechts hinter ihm fast synchron öffneten.
Durch die rechte Tür trat ein Magos, gefolgt von einem Magos-Secundus ein. Beide trugen die charakteristischen roten Roben des Adeptus Mechanicus. Beide waren umfangreich mit Bionics ausgerüstet worden und kaum mehr als Menschen zu erkennen.
Durch die andere Tür traten zwei gebückte Gestalten in dunkelbraunen Roben und postierten sich links und rechts eines Sessels. Keeth konnte ihre Gesichter nicht erkennen. Jedoch bewegten sie sich mit merkwürdig schlurfenden Schritten bei dehnen ein leiser Surrton zu hören war. Waren das möglicherweise ArcoFlagelannten oder Kampfservitoren? Hätte Keeth wenn sie keine engen Kapuzen tragen würden ihre zerstörten und aggressiven Gesichter sehen können? Erwartungsvoll nickte der Hauptmann Corley zu.
"Meine Herren," begann der Hüne, "dies ist Magos Benedikt und sein Begleiter, Magos-Secundus Liton." Keeth und Corley salutierten zackig. "Magos Benedikt, ich darf sie mit Gardistenhauptmann Keeth und Sergeant Corley bekannt machen." Die beiden Adepten deuteten eine Verbeugung an. Dann betrat der Inquisitor die Messe und setzte sich. Corley war beeindruckt. Auch Keeth vermochte sich einer gewissen Faszination nicht zu entziehen. Dieser Inquisitor war nicht pompös gekleidet wie die anderen, die der Hauptmann bis jetzt gesehen hatte. Ganz im Gegenteil. Der Inquisitor trug eine schwarze Uniform, wie sie ein imperialer Soldat, natürlich in Tarnfarben gehalten, auch tragen könnte. Das einzige Rangabzeichen war die Rosette der Inquisition, die um seinen Hals hing. Keeth musterte das Gesicht seines Gegenübers. Das Haar war kurzgeschoren aber dicht. Anstelle des linken Auges hatte man ihm ein künstliches Auge implantiert, welches in bedrohlichem Rot leuchtete. Dünne Kabel führten aus dem Bionic heraus und verschwanden im Kragen der Uniformjacke. Die rechte Gesichtshälfte war von einem Netz tiefer Narben verunstaltet. Dies war kein Inquisitor, der zuerst seine Gefolgsleute vorschickte sondern ein Mann des Kampfes. Der Hauptmann konnte sich beinahe lebhaft vorstellen, wieder Inquisitor mit einer rauen, wispernden Stimme sprach. Keeth fühlte sich an jemanden erinnert, vermochte es aber nicht einzuordnen.

Der Inquisitor machte eine knappe Geste und der große Mann in der cremfarbenen Tunika begann zu sprechen: "Setzen sie sich, meine Herren. Sie alle wissen, warum wir uns hier befinden." Er drückte auf einen Knopf und die Messe verdunkelte sich. An einer Wand erschien ein Bildschirm. "Vor einigen Monaten hat eine Routinepatrouille diese Bilder aufgenommen." Ein wüstenartiges Land erschien auf dem Bildschirm. Die Landschaft bewegte sich in schnellem Tempo unter dem Flugzeug hindurch. Mehrere primitive Siedlungen tauchten auf und verschwanden wieder. "Bis jetzt noch nichts Spektakuläres. Aber sehen sie sich das an." Das Bild hatte gestoppt. Ein alter, hochtechnisierter Komplex war zu erkennen, umgeben von mehreren Zäunen und automatisierten Waffenkuppeln. "Dies ist unzweifelhaft menschlichen Ursprungs," schloss der Hüne und das Bild verschwand.
"Unsere Aufgabe ist es," begann der Inquisitor mit merkwürdig klarer Stimme plötzlich, "diesen Komplex zu untersuchen. Wir wissen nicht wer ihn erbaut hat, geschweige denn wann. Auch welche Geheimnisse er enthält, ist uns unbekannt. Falls wir STK-Daten finden, werden diese überprüft und an die Inquisition weitergeleitet. Xenostechnologie wird bei Auffinden zerstört."
"Ich protestiere," schnarrte Magos Benedikt mit entstellter, Automatenstimme. Keeth lief es kalt den Rücken hinunter. "STK-Daten müssen dem Adeptus Mechanicus übergeben werden, ebenso wie die Xenos-Technologie. Solche Funde sind unschätzbar wertvoll für unsere Fabrikwelten." Langsam drehte der Inquisitor seinen Kopf und starrte den Magos an.
Keeth bemerkte den kalten Glanz in seinem verbliebenen Auge. "Verehrter Magos, sie mögen etwas von Technik verstehen, aber sie wissen nichts über die Mächte des Chaos. Die Daten könnten durch den Einfluss des nahen Auge des Terrors korrumpiert worden sein. Aus diesem Grund wird die Inquisition die Daten zuerst prüfen und zu einem geeigneten Zeitpunkt an das Adeptus Mechanicus übermitteln. Was die Xenos-Technologie betrifft," die Stimme des Inquisitors wurde hart und bestimmt. Keeth schien es, als ob es plötzlich kühler geworden wäre. "Was die Xenos-Technologie betrifft, halte ich an meinem Befehl fest. Sie wird zerstört."
Magos Benedikt erhob sich: "Davon war nie die Rede, als sich das Adeptus Mechanicus an diesem Unternehmen beteiligt hat. Lordinquisitor Varl hat mir persönlich versichert, dass..." Mit einer scharfen Geste schnitt der Inquisitor dem Magos das Wort ab und es schien dem Hauptmann als erstarb das schlurfende Summen der beiden in Kapuzen gehüllten Leibwächter des Inquisitors, die bisher jede der wild gestikulierenden Handbewegungen des Magos verfolgt hatten. "Ich wurde davon unterrichtet, Magos. Aber es liegt in meiner Kompetenz, diesen Befehl zu erteilen. Ich werde nicht zulassen, dass Alien-Technologie in die Hände der Menschheit fällt, wo sie mehr Schadet als Nützt. Sie werden das akzeptieren, Magos." Die beiden starrten sich einen Augenblick an, dann wandte sich Benedikt brüsk ab und verließ den Raum, gefolgt von Liton.
"Das kann ja heiter werden," dachte Keeth und versuchte, möglichst gelassen und unbeteiligt dazusitzen. "Nun zu ihnen, Hauptmann. Ich denke, ihre Aufgabe dürfte ihnen klar sein." Keeth nickte vorsichtig: "Ja, Inquisitor. Wir sind der Geleitschutz, nicht wahr?" Ein Lächeln huschte über das verunstaltete Gesicht: "Sehr gut, Hauptmann. Für die Dauer dieser Mission stehen sie unter meinem Kommando und werden mir bedingungslos gehorchen. Es darf wegen Problemen in der Kommandokette keine Fehler geben. Wenn sie Vorschläge haben, dürfen sie diese selbstverständlich anbringen. Haben sie das verstanden?" Keeth nickte gehorsam, doch innerlich kochte er vor Wut: "Ja, Inquisitor." Mit einer Geste entließ der Inquisitor die beiden Gardisten.

Der Inquisitor lehnte sich zurück und zündete eine Zigarette an: "Was wissen wir über den Hauptmann?" Der Hüne betrachtete einen Datenspeicher: "Der Hauptmann stammt von..." Der Inquisitor winkte ab: "Ich will nicht wissen, woher er stammt. Das ist nicht relevant. Was kann er?" Der größere Mann grinste: "Es scheint so, als hätten wir ihn vor dem Kriegsgericht gerettet. Aber seine Einsatzakte ist wirklich beeindruckend. Er pflegt einen ungewöhnlichen aber effektiven Führungsstil." Der Inquisitor nickte zufrieden: "Sehr gut. Für diese Mission brauchen wir jemanden, der nicht stur an uralten Taktiken festhält. Ich werde mich nun auf die Reise durch das Immaterium vorbereiten. Wir sehen uns beim Mittagessen." Der Hüne nickte und verließ den Raum. Der Inquisitor blieb noch eine Weile, bevor er sich nachdenklich erhob und zu seinem Quartier zurückkehrte. Er hasste Reisen durch den Warp.



Pay nippte an seinem Schnaps und blickte unruhig zu Vane hinüber. Dieser schüttelte den Kopf und lehnte sich nervös zurück. "Wo zum Teufel bleibt der Kerl," zischte er wütend. Pay zündete eine Zigarette an und sah sich um. Die Bar, die als Treffpunkt fungierte, war ein schmieriges, dreckiges Loch. Die Kundschaft war typisch für die Gegend. Freihändler und deren Personal betranken sich, bevor sie erneut aufbrachen. Auch zahlreiche Abenteurer, Freibeuter und Söldner warteten hier auf Aufträge.
"Hörte sich so verdammt wichtig an, was er erzählt hat," maulte Pay, nahm einen weiteren Schluck von seinem Schnaps und wischte sich den Mund an dem fleckigen Ärmel seiner Bordjacke, die früher wohl mal so etwas ähnliches wie grün gewesen war. "Ich meine, Cruz wird uns Vierteilen wenn wir ohne die Informationen zurückkehren, die ihm der Adjutant versprochen hat." Vane spuckte geräuschvoll auf den mit Unrat und Glasscherben übersäten Boden aus: "Der Adjutant? Oh Mann. Ich frage mich, warum sich der Captain noch was aus diesem versoffenen Wrack macht. Ich meine, er hat seine ganzes Schiff und seinen Reichtum in Alkohol umgesetzt. Er war mal eine Legende, Pay. Drüben im Segmentum Pacificus nannte man ihn den Schrecken vom Acquirus-Sektor. Hatte 'nen glasklaren Verstand, ständig profitorientiert. Und jetzt?" Pay seufzte: "Jetzt ist er ein Säufer und noch dazu krank." Vane nickte und kratzte seine schmierige, ungepflegte Wange: "Genau. Und Cruz nimmt ihn sich als Adjutant!"
"Er hat Verbindungen..." begann Pay. Vane lachte auf: "Oh ja, das sieht man. Wo ist er denn, dieser Informant? Wo sind diese verfluchten Informationen, die uns unermesslichen Reichtum bringen sollen? Weißt du es?" Pay schüttelte den Kopf und strich durch seinen verfilzten Bart. "Siehst du? Der verarscht den Captain nach Strich und Faden. Wollte bestimmt nur seine Alkoholration." Vane beugte sich vor: "Wir hätten bei den Handelsrouten bleiben sollen, Pay. Das ist ne sichere Sache." Pay nickte wieder. Er hob die Hand und bestellte einen neuen Schnaps. "Wenn du so weitersäufst, endest du wie der Adjutant," sagte Vane zornig. Pay runzelte die Stirn, was seine enormen Geheinratsecken noch deutlicher hervortreten ließ: "Du verdammter..." Plötzlich brach er ab und fixierte eine Gestalt, die in die Bar getreten war. Vane drehte unauffällig den Kopf und begriff sofort, warum sein Kumpel den Mann musterte. Obwohl er die gleiche, bunt zusammengewürfelte und abgetragene Kleidung wie alle anderen trug, lag etwas in seiner Haltung, was absolut nicht an diesen Ort passte. Etwas Diszipliniertes, Militärisches. Gemurmel setzte ein und Vane konnte mehrere Männer dabei beobachten, wie sie ihre Fäuste ballten oder Messer zogen. Pay erhob sich langsam und winkte dem Mann. Mehrere Augenpaare richteten sich auf die beiden Männer. Vane beugte sich zum Nachbartisch hinüber: "Bleibt locker. Der ist neu im Geschäft." Raunte er, ohne seinen Gesprächspartner überhaupt anzusehen. Er wusste, dass in Kürze der ganze Raum Bescheid wusste und lehnte sich zufrieden zurück.
"Der Sonnenaufgang war heute Abend sehr schön, nicht wahr?" fragte der Mann und setzte sich. Vane warf Pay einen kurzen Blick zu. "Ja. Er erinnert mich an meine Heimat," antwortete er. Es war der Informant, von dem der Adjutant gesprochen hatte. "Wo ist...", fragte der Mann und musterte die beiden Piraten misstrauisch. "Der ist an Bord und schläft seinen Rausch aus," erklärte Pay hastig, bevor Vane eine seiner sarkastischen Bemerkungen machen konnte. Der Informant nickte schwer: "Eine Schande, was mit ihm passiert ist. Jedenfalls habe ich hier die Informationen, die ich ihm versprochen habe. Ist eine ganz heiße Sache, weil auch die Inquisition ihre Finger im Spiel hat." Er machte eine Pause und legte einen Datenspeicher auf den fleckigen Tisch. "Sie brechen aber erst Morgen früh auf. Das dürfte euch einen kleinen Vorsprung geben. Wenn ihr es packt, braucht ihr für den Rest eures Lebens nicht mehr zu arbeiten." Vane nahm einen Schluck von seinem Bier: "Um was geht es denn? Muss ja verdammt wichtig sein, wenn die Inquisition daran beteiligt ist." Der Informant nickte vorsichtig: "Worum es genau geht, weis auch ich nicht hundertprozentig. Es soll eine Bergungsaktion sein. Irgendwas mit Xenos-Technologie oder STK-Daten. Alles was ich weis, steht im Datenspeicher." Er klopfte auf das kleine Gerät. Pay zog ein kleines Päckchen hervor: "Deine Kohle. Wie abgesprochen." Der Informant schob es unter seine Jacke und verließ wortlos den Tisch. "Scheint wirklich eine Sache zu sein, die uns Reich machen könnte," meine Vane und stürzte den Rest seines Bieres hinunter. Pay nickte zustimmend und sah dem Informanten nach. Das war eindeutig zu reibungslos für seinen Geschmack gelaufen. "Wir sollten zurückkehren und Cruz informieren."
Der Flug mit dem bordeigenen Hovercraft vom Promenadenviertel des Raumhafens bis zu den Startbuchten war kurz und schon bald kam das Schiff in Sichtweite. Die Withe Lady war ein alter Frachter, der von Cruz aber mit etlichen getarnten Waffenbatterien aufgerüstet worden war. Des weiteren hatte man stärkere Triebwerke eingebaut und die Panzerung des Schiffes dezent verstärkt. Von Außen wirkte sie unscheinbar, doch sie konnte es mit kleineren Schiffen der Flotte durchaus aufnehmen. Die Mannschaft der White Lady wechselte ständig. Viele waren nur für wenige Überfälle an Bord, bevor sie ihr Glück anderswo versuchten. Die Schiffsführung oblag aber dem harten Kern, die schon seit Jahren mit Cruz die Handelsrouten unsicher machten. Einige wenige, wie der alte Franklyn, hatten sogar unter dem Adjutanten gedient, bevor er ein krankes, versoffenes Wrack geworden war.
Als die beiden Piraten ankamen hatten, wurden sie von Fiona Martel begrüßt. Fiona war eine Frau Ende zwanzig. Sie war attraktiv, intelligent und skrupellos. Mit diesen Eigenschaften war sie in kürzester Zeit zum ersten Offizier geworden. "Na endlich! Cruz wartet schon auf euch. Kommt mit, er will euch sofort sehen," sagte sie und wandte sich um. Das kleine Grüppchen bewegte sich durch enge Korridore, riesige Maschinenhallen und über Aufzüge bis in die Kommandoebene des Frachters. Cruz und Pay achteten darauf immer einen Schritt hinter Fiona zu gehen. Wobei es weniger Respekt vor ihrer Autorität als ihr enganliegendes Jumpsuit war, was sie dazu veranlasste.
Sie betraten die Brücke, wo Cruz letzte Anweisungen für das verlassen des Orbits gab. Der Captain trug wie immer eine ausgefallene, pompöse rote Uniform, die mit Goldfäden verziert war. Um die Ärmel wanden sich zahllose Schnörkel und Stickereien. Cruz war schlank, sein Gesicht scharf geschnitten und hatte die Züge eines Raubvogels. Ein säuberlich ausrasierter Bart bedeckte Kinn und Oberlippe. Er wandte sich um und lächelte fein: "Vane, Pay! Wie schön, dass ihr euch wieder einmal blicken lasst. Habt ihr bekommen, wovon mein Adjutant geredet hat?" Die beiden Piraten nickten gleichzeitig. Vane übergab Cruz den Datenspeicher. "Exzellent, meine Herren. Geht schon mal in den Konferenzraum. Ich komme gleich nach." Vane und Pay verließen die Brücke. "Fiona, hol den Adjutanten und komm dann nach." Fiona verzog das Gesicht: "Wozu soll er dabei sein, Cruz? Er ist alt und krank." Der Captain zog die Brauen zusammen: "Durch ihn haben wir schon so manch dicken Fisch an Land gezogen, meine Liebste. Das solltest du niemals vergessen. Und nun mach schon." Er beugte sich ein wenig vor und blickte ihr kalt in die Augen. Dann sagte er leise: "Oder du bist die längste Zeit meine Stellvertreterin gewesen. Das Vakuum soll sehr kalt sein, erzählt man sich." Er wandte sich brüsk von der Frau ab und sah zu dem auf seinem Kontrollpodest kauernden Navigator auf. "Bellamy, klar zum Auslaufen. Bring die Lady zu den Koordinaten 087C/ 85.23A." Bellamy nickte. Cruz betrachtete noch einmal den Datenträger. Hoffentlich hatte sich der Navigator von seiner Krankheit erholt, sonst konnten sie die ganze Sache vergessen. Wenn das Unternehmen gelang, könnte sich jeder von ihnen zur Ruhe setzen. Der Captain lächelte. Dann könnte er nach Hause zurückkehren, um seine Schulden zu bezahlen. Danach würde er auf dem Sitz seiner Familie den Rest seines Lebens genießen, fernab von Krieg und Tod. Er blickte noch einmal über die Brücke und stellte zufrieden fest, dass seine Crew diszipliniert wie immer arbeitete. Sie mochten Piraten sein, aber Cruz hatte es geschafft, ihnen seinen Ehrencodex aufzudrücken. Er verzog angeekelt das Gesicht. Nicht so wie die Piraten, die im Auge des Terrors ihren Unterschlupf hatten. Er hielt nichts von sinnloser Abschlachterei des Profites wegen. Cruz' Unternehmen waren minutiös geplant und er vermied es, die Besatzungen gekaperter Schiffe zu töten. Der Captain straffte sich und verließ die Brücke.

Der Konferenzraum war nicht groß, aber luxuriös eingerichtet. Holzverschalungen bedeckten die nietenbesetzten Stahlwände, ein weicher königsblauer Teppich den Boden. Über dem reich verzierten Holztisch hing ein kristallener Leuchter. Vane und Pay lümmelten in ihren Sesseln herum, als Cruz eintrat. Er lächelte den beiden Männern zu und setzte sich. Den Datenspeicher legte er vor sich auf den Tisch. "Wir warten noch auf Fiona und den Adjutanten," sagte er und las die Informationen genau durch. Nach einigen Minuten betrat die junge Frau allein den Raum. "Tut mir Leid, Captain. ich habe ihn nicht Wach gekriegt." Sie setzte sich und Cruz winkte ab: "Schon gut. Ich werde mich später um ihn kümmern." Er deutete auf den Datenspeicher: "Diese Informationen sind pures Gold wert. Wir befinden uns bereits auf dem Weg zu einer Welt am Rande des Auge des Terrors. Dorthin bricht Morgen früh ein Inquisitor auf. Seine Ziele sind uns nicht bekannt, die Informationen besagen aber, dass von dort etwas geborgen werden soll. Ob es sich dabei um Xenos-Technologie oder STK-Daten handelt, ist offen. Wenn es tatsächlich so sein sollte, sind wir gemachte Leute. Der Verkauf von STK-Daten an das Adeptus Mechanicus ist ungefährlich, weil wir die Daten sonst wo gefunden haben könnten. Wir müssen zusehen, dass wir unseren Vorsprung dem Inquisitor gegenüber unbedingt halten. Ich habe weder Lust noch Verlangen, mich mit ihm anzulegen. Trotzdem halte ich es für angebracht, die Männer angemessen zu Bewaffnen." Cruz schwieg und blickte die Anwesenden an: "Unterteilt die Mannschaft in drei Einheiten und benützt die Zeit bis zur Ankunft, um sie zu trainieren." Der Captain griff in die Innentasche seines Uniformrocks, holte eine Zigarre hervor und zündete sie an: "Auf das Gelingen dieses Unternehmens. Möge das Glück uns hold sein." Vane, Pay und Fiona nickten zustimmend. In ihren Gedanken verprassten sie bereits ihren Anteil der Beute. "Denkt daran, dass auch dieses Mal meine Bestimmungen bezüglich des Kampfes gilt. Bis jetzt sind wir gut damit durchgekommen."
Die Drei verließen den Raum und Cruz blieb zurück. Nachdenklich kaute er auf der Zigarre herum. Normalerweise plante er Überfälle wie diesen einige Wochen im voraus, um vor allfälligen Überraschungen sicher zu sein. Doch dieses Unternehmen barg viele Risiken. "Fast so wie früher," murmelte er und ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen. Nach einiger Zeit erhob er sich. Es war Zeit, nach seinem Adjutanten zu sehen.

Cruz blieb einige Sekunden vor dem Schott stehen, bevor er es öffnete. Ein Geruch von Erbrochenem und saurem Schweiß drang auf den Korridor. Die Kabine war dunkel und Cruz schaltete die trüben Neonröhren an. Leere Schnapsflaschen standen oder lagen auf jeder freien Fläche des Raumes. Leise näherte sich der Captain dem schnarchenden alten Mann. Die Haut war blass und schlaff, bedeckt von kaltem Schweiß. Es war offensichtlich, dass der Adjutant schwer krank war. Das Gesicht war eingefallen und ein unverständliches Murmeln unterbrach von Zeit zu Zeit das Schnarchen. Der Adjutant trug eine Uniform der Imperialen Armee, die er auch nach seiner Desertation niemals ausgezogen hatte. Es war zu seinem Markenzeichen geworden. Ein krudes bionisches Bein lugte unter der speckigen Decke hervor. Traurig blickte Cruz auf den alten Mann hinunter. Für ihn war er immer wie ein Vater gewesen. Einen Vater, den der Captain niemals gehabt hatte. Auf seiner Heimatwelt hatte er seinen leiblichen Vater nur selten zu Gesicht bekommen und wenn, war er von ihm als Versager abgekanzelt worden, ganz egal was er getan hatte. Cruz zog einen Stuhl heran und setzte sich ans Bett. "Der Schrecken vom Acquirus-Sektor," flüsterte er voller Mitleid. Zögernd streckte er seinen Arm aus und fuhr sanft durch das schüttere Haar des alten Mannes. "Wenn wir das hier überstehen, nehme ich dich mit nach Hause. Dort wirst du keine Sorgen mehr haben." Der Piratenkapitän sah aus dem winzigen Bullauge der kleinen Koje als das Schiff vom realen in den Warpraum wechselte. "Das verspreche ich dir, Jel."



Es war Anstrengend. Äußerst Anstrengend. Ein weiteres Mal tat sich das gesamte Sein des Universums vor ihm auf. Der alte Mann spürte jede Essenz der Zeit, seit dem Anbeginn der Existenz aller Dinge.
Wieder.
Seine Augäpfel rollten unkontrolliert hinter den zuckenden, geschlossenen Liedern. Er sollte es nicht tun. Es war nichts.

Der Urknall...die Existenz beginnt. Eine kalte Suppe aus Zeit. Die erste Minute des Universums verstreicht. Taumelt in die Unendlichkeit.

Es gibt nichts.

Kein oben, kein unten. Welten formen sich. Lebensräume. Sterne gebären die erste Wärme. Nebel aus Galaxien beginnen sich zu drehen.

Es hatte keine Bedeutung gehabt.

Die Alten kamen. Sie begannen zu herrschen um der Herrschaft willen.

Er hatte sich getäuscht.

Das Universum explodierte im Schmerz. Der alte, gebeugte Körper des Mannes schüttelte sich im traumatischen Krampf.
Sie kommen. Sie kamen wieder.
Wieder schrieen die furchtbarsten Wesen, die das unendliche Universum jemals gesehen hatte ihren dunklen Geburtsschrei in die Leere des Alls. Ihre verrottenden, dem Tod geweihten Diener auf ihre Weise unsterblich machend überzogen sie die Existenz aller mit Krieg und unaussprechlicher Vernichtung.
Ein Sturm aus tödlichem Feuer überzog alles was da lebte. Die C´tan wüteten erneut.
Aber nein...es war schon gewesen. Der alte Mann sah nur eine Projektion des Schreckens. Auf immer festgehalten in den Zeitströmen der Ewigkeit.
Er spürte die Angst jeden Individuums. Er hörte den Todesschrei von Billionen intelligenter Lebewesen. Er sah Kulturen von unvorstellbarer technologischer und geistiger Größe in Strömen aus Blut ertrinken. Er vermochte die Tödlichkeit eines jeden der mechanischen Krieger zu spüren, welche ihre furchtbaren Herren bei ihren Schlachtfesten begleiteten.
Er spürte die Hoffnung der Jungen, die auf den mächtigen Alten lag. Er sah wie die C´tan besiegt wurden. Er spürte Freude. Die Freude der Zeit, als sich diese grässlichen Kreaturen selbst bekämpften und verschlangen.
Er sah wie die C´tan die Existenz des Lebens verfluchten, und in ihre Grüften hinabstiegen. Lauernd auf das, was die Zeit, ihr alter Feind, an Leben in der Galaxis verschenken würde.
Der alte Mann spannte sich ein letztes Mal an. Es tat weh zu sehen.
Der Aufstieg seiner Rasse. Die Jahrmillionen der Erfüllung, der Wissenschaft, der Größe als die Erben der Alten.
Dann....die Geburt der ewig Dürstenden. Der Fall. Der Tod. Das Ende. Nicht ganz...

Plötzlich beruhigte sich das aufgewühlte Meer des Seins. Die Ströme der Zeit, die sowohl von vergangenen wie auch von zukünftigen Dingen sprachen, schwiegen.
Der Alte sah einen Menschen. Einen Chem-Pan-Sey. Sein ins riesenhafte gewachsene Antlitz illuminierte die kargen Gebirgszüge einer trostlosen Welt.
Er spürte, wie seine Präsenz über die ausgetrockneten Landstriche flog.
Wie er jeden dürren Baum, jedes Sandkorn, jedes Blutkörperchen der im Sand vergrabenen Eidechsen wahrnahm. Er raste dicht über dem Boden auf eine von Maschinen umstellte Grube zu. Eine Ausgrabungsstätte? Er flog über ihr und sah den verschütteten Tempeleingang.
Unmöglich! Das Auge der Isha zierte die aus Marmor gefertigten Ikonenplatten des Eingangs.
Der Alte zwang seinen Geist tiefer in die Szenerie einzudringen. In großer Aufregung durchschwebte sein Geist die Pforten des Tempels. War dies alles hier schon geschehen? Würde es noch sein? Was war hier passiert? Wo war dieser Planet?


Der Geist des alten Propheten erforschte den Tempel der Eldargöttin.

Runenprophet Maechru schrie noch, als seine Schüler in die gewaltige Sternenkammer des Weltenschiffs Ulthwé stürmten.
Der alte Eldar lag, mit nichts als einer einfachen, grauen Robe bekleidet, auf der Kristallbahre. Sein Blick durch die weiten, von kristallinen Strukturen gefassten Fenster in die Unendlichkeit des Weltalls gerichtet.
Seine knochigen, blassen Hände hatten sich an die Kanten seiner Ruhestatt gekrallt. Ein dünnes Rinnsal von hellem Blut lief ihm aus dem Mundwinkel.
Der Prophet rang nach Luft. Sein Schrei hatte die filigranen Strukturen der Unendlichkeitsmatrix in diesem Teil des Schiffes zum vibrieren gebracht.
Die jungen Runenleser umringte ihren Meister. Sein langes weißes Haar fiel ihm in wirren Strähnen über das aschgraue Gesicht. Sein Blick klärte sich und er begann mit schwacher Stimme zu sprechen.
"Der Bogen des Ynead....ich weis wo der Bogen von Ynead ist....benachrichtigt die Konklave...der Bogen von Ynead ist auf..."



"Baroteph? Wo um alles im Imperium ist das denn?" Gardist Darter linste kopfüber von der oberen Pritsche seines Kajütenbetts in die Runde. "Keine Ahnung. Der Boss hat sich darüber nicht besonders ausgelassen...irgendwo nördlich vom Auge des Schreckens." Gardistensergeant Leeland lehnte lässig an der Decksverstrebung ihrer Unterkunft. Die Soldaten der Eingreiftruppe waren alle in einem für sie hergerichteten Mannschaftsquartier untergebracht worden. Nur Staffsergeant Corly und Hauptmann Keeth hatten jeweils ihre eigenen Quartiere.
Die Unterbringung war zwar recht spartanisch, aber nichts woran die Schola Absolventen nicht gewöhnt wären. Der Raum war in denselben nüchternen Pastellfarben gehalten wie die Schiffskorridore. Daneben gab es eine dunkel lackierte Spinntwand und mehrere Kajütenbetten.
"Auge des Schreckens, ja?" Gardist Parks warf seine schwere Stautasche auf das Deck und wuchtete seinen drahtigen Körper dann auf das federnde Feldbett unter Darter. "Also ich weis nicht wie´s mit euch so steht, aber ich würde ne Woche Sonnenbaden auf Tallarn vorziehen!"
Allgemeines Gelächter ertönte. "Hey Sarge, was wissen wir denn noch über die Mission?" Die Gardisten wussten, dass sie erst in letzter Minute mittels Holodisk von der Mission unterrichtet würden.
"Na ja...soweit ich weis gibt´s da ´n Stamm Primitiver..." Parks lachte laut. "Hey Yeats! Sieht so aus als wärst du bald in gewohnter Gesellschaft!" Yeats, der mangels des bei den Elitesoldaten so beliebten Pool Billiards mit den Gardisten Baum und Manley eine Runde Karten spielte, zeigte Parks eine unmissverständliche und auch im einundvierzigsten Jahrtausend noch immer gebräuchliche Geste, die einen schweinischen, biologischen Vorgang andeutete.
"Hey Parks..." Nover hockte mit baumelnden Beinen auf der oberen Pritsche eines Stockbettes. Sie hatte ihre schwarze Uniformjacke ausgezogen und über das Bett gehängt. Jetzt saß sie nur noch in dem weißen Shirt da, das die Gardisten unter ihren schwarzen Oberteilen trugen.
"Bist ja´n echter Witzbold. Wo kommst´n her?" "Necromunda meine Dame. Necromunda." Parks Grinsen wuchs beinahe von Ohr zu Ohr. "Aber nicht aus den stinkenden unteren Ebenen. Oberstadt Hony. Und wie sieht´s bei dir aus?"
"Beymo. Wirst du nicht kennen. Is ne Agrarwelt in Pacificus." "Kenne ich wirklich nicht. Aber mach dir nichts draus. Ich mag dich trotzdem." "Da bin ich wirklich erleichtert Parks." Sie grinste, und drehte sich zu dem mit seinem langen Kampfmesser spielenden Harwood. "Was ist mit dir Harwood?"
Man hatte den Gardisten ihre Feuerwaffen abgenommen, um an Bord nichts zu riskieren.
"Colvan´s Landing. Obscurus." "Schön da?" "Jetzt ist´s ne Tyranidenruine." Harwood wandte sich ab. "Sosa?" "Landcoast," sagte die rothaarige Frau und spielte mit ihrer silbernen Erkennungsmarke, während sie mit gekreuzten Beinen auf ihrer Pritsche saß.
"Und Meynard...Meynard wo kommst du her?" rief Parks von oben. "Ich komme von Adrative 5" Meienhoff, der seine Arme hinter dem Kopf verschränkt in voller Uniform inklusive Beret auf seiner Pritsche döste wandte seiner Aufmerksamkeit Meynard zu. "Da komm ich auch her..." Meynard ließ sich zu einem seiner seltenen Lächeln hinreißen.
"Und unser Kabelkopf?"
Stille.
Peyton sah von der Justierung seines mechanischen Okulars auf, das wie bei allen Techadepten sein linkes Auge ersetzte. "Meinst du mich, Parks?" "Klar, alte Drahtbirne." Parks wälzte sich in eine bequemere Liegeposition. "Wo bist du her?" "Ich dachte das wüsstest du. Ich bin von Cadia. Wir waren zusammen auf der Schola." "Tatsächlich?" Es war schwer zu sagen, ob Parks Verwunderung in seiner Stimme echt oder gekünstelt war. "Dann hast du aber nicht allzu viel für dein Image getan. Hättest dich ab und zu mit mir sehen lassen sollen." Parks grinste über ihren eigenen Scherz. Peyton sah den Witzbold an. Sein verbliebenes Auge war von blasser, grüner Farbe in das sich aber jetzt ein Funkeln stahl.
Er öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen. Dann schloss er ihn jedoch und fuhr sich stattdessen mit den Fingern über seinen Kahlrasierten Schädel.
Parks Lächeln kräuselte sich und seine Augen wurden zu Schlitzen, so als ob er versuchte, das Verhalten des Techgardisten zu interpretieren.
Nover hielt es für den richtigen Zeitpunkt, ein wenig Diplomatie zu üben. "Und, Pfeif? Was sagen die Karten?" Gardistenoperator Pfeif saß im Schneidersitz auf dem Boden und legte fleckige, rote Spielkarten auf dem Deck aus. Er griff nach einer aus dem Stapel neben ihm, drehte sie um und legte sie sogleich an ihren, nur ihm bekannten Platz in dem komplizierten Muster. Er sah nicht auf, Nover war allerdings so als umspiele ein Lächeln seine Lippen.
Sie kannte Pfeif jetzt schon zu lange, als dass sie nicht wüsste, dass es ihm Spaß machte von seinen Tarotfähigkeiten zu erzählen.
"Ich sehe... einen Mann..."
"Ich auch...leider ein ganzer Haufen davon. Wir haben zu wenig Frauen in der Truppe!" beklagte sich Sosa.
"Nicht hier..." erklärte Pfeiff weiter. "Er ist auf dem Planeten den wir ansteuern..." Bevor sich irgendjemand zu einer weiteren neckischen Bemerkung hinreißen lassen konnte, legte Pfeif eine neue Karte. " ... und er hat Schmerzen. Große Schmerzen." "Wahrscheinlich ist ihm ne beschissene Kokosnuss auf den Schädel gefallen." Das kam von Parks.
Pfeif zog eine weitere Karte und legte sie ins Bild. Sie zeigte einen schlanken Xenoiden mit einem stilisiertem Schwert und einer pistolenähnlichen Waffe.
"Genug mit dem Scheiß..." Sergeant Leeland klatschte in die Hände und setzte sich sein Beret mit dem silbernen Abzeichen auf seinen runden Kopf. "Mit dem Adressen austauschen würde ich erst warten, bis nach dem Einsatz . Ihr Frischlinge habt ja eh nichts besseres zu tun als beim ersten Auftauchen von Schwierigkeiten draufzugehen. Also lasst den Mist, sonst gewöhnt ihr euch noch aneinander. Aber jetzt wird erst mal Essen gefasst. Los, aufstehen! In der Messe haben die extra für euch Weichlinge ´n paar Rationen aufgekocht. Ihr habt Glück, laut meinen Informationen sind die noch aus dem Zeitalter der Apostasie. Nicht wie üblich noch vor dem großen Bruderkrieg eingekocht...ALSO LOS, LOS!!!"



Die Kabine des Inquisitors war nur spärlich beleuchtet, als McVey eintrat. Der ogrynhafte Mann wusste sofort, was geschehen war. Er drehte den Kopf und erfasste die Situation. Zwei in Roben gekleidete Gestalten standen reglos neben der Tür, ihre Gesichter im Schatten der Kapuzen verborgen. Mit schnellen Schritten umrundete der Mann den großen Tisch, an dem der Inquisitor seinen administrativen Pflichten nachkam. Der bequeme Polstersessel war umgestürzt. McVey kniete neben dem am Boden liegenden Körper nieder und hob vorsichtig den Kopf des Inquisitors. Blut quoll aus Nase und Mund. Die Nahtstellen zwischen Haut und dem künstlichen Auge waren tiefrot verfärbt. Mit einem Lappen wischte der Hüne seinem Herrn das Blut aus dem Gesicht. "Alles in Ordnung?" Das entstellte Gesicht formte sich zu einem schwachen Lächeln: "McVey... Ja, es geht mir den Umständen entsprechend gut. Hilf mir auf den Sessel." Nachdem McVey den Sessel aufgerichtet hatte, fasste er den Inquisitor unter den Armen und half ihm auf. "Weißt du, manchmal bin ich froh, dass du keine Servorüstung trägst, wie zum Beispiel Inquisitor Menelos. Dann würde ich dich nie hochkriegen." Ein krächzendes Lachen entfuhr dem Inquisitor und er griff mit zitternden Händen nach einem silbernen Zigarettenetui. Nachdem er etwa die Hälfte davon geraucht hatte, fragte McVey: "Geht's dir wirklich gut?" Der Inquisitor nickte und winkte ab: "Du... du kennst mein Problem. Oder meine Gabe, wie andere es nennen. Doch hier, so nah an einer Bastion der Chaosmächte, verfluche ich sie." McVey nickte. "Was ist mit dem Rundgang?" Der Inquisitor nahm einen Zug von seiner Zigarette: "Geh schon vor. Und nimm Sven mit. Er soll mal was anderes machen, als das Landungsschiff zu warten."
"Was ist mit..." begann McVey. "Lass ihn noch schlafen. Er ist schon alt. Wir treffen uns in einer Stunde in Hangar C." McVey nickte und verließ den Raum. Auf dem Weg zu Hangar A begegneten ihm einige Techadepten von Magos Benedikt. Es schien fast so, als ob sie sich der Reinheit der Wort des Imperators versichern wollten. Der Hüne schüttelte den Kopf und grinste. Sollten sie doch suchen. Dies war ein Schiff der Inquisition.
Hangar A war leer, bis auf Fingerwood. Vor sich hinsummend reinigte er das Landungsschiff mit einem feuchten Lappen. McVey grinste. Nur der Imperator selbst mochte wissen, wie oft er diese Prozedur jeden Tag wiederholte. "Hey, Sven!" rief er. Der Pilot ließ den Lappen fallen und wirbelte erschrocken herum. "M... McVey! Ich h... hab d... dir schon o... oft ge... gesagt, d... du sollst d... das b... bleiben la... lassen!" McVey hob beschwichtigend die Hände: "Komm runter, Sven. Wir müssen das Material begutachten." Fingerwood fummelte nervös an seinem Schal herum: "Aber, ich d... dachte, d... das w... w... würden d... du und d... der I... In... I..." Fingerwood lief rot an, als er den Namen des Inquisitors aussprechen wollte. McVey winkte ab: "Schon gut, Sven. Er trifft uns in einer Stunde in Hangar C." Sven nickte verstehend und sie machten sich auf den Weg.
Ihr erstes Ziel war die Waffenkammer des Schiffs. "Immer wieder erhebend, nicht wahr Sven?" scherzte McVey, als er über schier unüberblickbare Reihen von Boltern, Plasmapistolen, Flammenwerfern und anderen Waffen blickte. "N... Nicht s... so toll w... wie m... mein A... Abf... A..." "Abfangjäger," warf der Hüne ein und Sven nickte erleichtert. "Mag schon sein. Aber das hier", McVey machte eine ausholende Geste, "lässt das Herz eines jeden loyalen Soldaten höher schlagen." Sven holte tief Luft. "D... Dreckfresser," presste der Pilot hinaus. Der Hüne lachte auf: "Für euch Jungs von der Flotte waren wir das immer, nicht wahr?" Er klopfte dem Piloten auf die Schulter und kontrollierte rasch eine Liste, bevor er sorgsam die Türe schloss.
"W... Was ha... haben eigentlich d... die A... Adepten f... für Wa... Waffen m... mitgebracht?" wollte Sven wissen. "Kampfservitoren und einige technologische Spielzeuge," antwortete der andere mit einem Achselzucken. "Zusammen mit den Gardisten ist das eine hübsche kleine Armee. Brauchst also keine Angst zu haben da unten." Fingerwoods Augen weiteten sich: "A... aber i... i... ich b... bleibe d... d... doch hier o... oben!" McVey schüttelte den Kopf: "Nein, Sven. Du weißt, dass wir nicht nur nach Daten suchen. Wir brauchen dich." Svens Kopf rollte nervös hin und her: "A...Aber ich b... bin n... n... nutzlos f... für euch d... da u... unten. I... Ich k... kann n... nur F... F... Fl..." "Fliegen," beendete der Hüne den Satz. "Ich weis. Aus diesem Grund haben wir auf Cadia einen Marauder Destroyer an Bord geholt. Das gibt uns Feuerkraft von oben." Fingerwood entspannte sich etwas: "W... Wissen d... die G... Gardisten v... von...?" McVey schüttelte den Kopf: "Nein. Nicht einmal Magos Benedikt weis, was dem Inquisitor befohlen wurde. Auch mich hat er nicht über alle Details aufgeklärt. Und jetzt komm. Wir haben noch zu tun."
Die beiden Männer überprüften mehrere Lager- und Frachträume, arbeiteten einige Materiallisten durch und standen nach etwas mehr als fünfzig Minuten vor Hangar C.
"Er ist noch nicht hier. Ich denke aber, dass wir ruhig reingehen können," sagte McVey und öffnete das Schott. Fingerwood stieß einen Schrei der Verzückung aus und rannte los. Grinsend schüttelte der Veteran den Kopf und beobachtete, wie Sven feudelstrahlend um den Marauder Destroyer herumlief, hier und da eine Klappe öffnete und liebevoll über das Metall streichelte. "Komplett durchgeknallt."
"Mag sein, aber er ist der beste Pilot in diesem Segmentum," sagte eine Stimme. McVey wirbelte herum und sah den Inquisitor durch das Schott treten. "Musst du das immer tun? Irgendwann krieg ich einen Herzinfarkt!" Der Inquisitor lächelte, was das entstellte Gesicht wie eine Fratze erscheinen ließ. Er zündete eine Zigarette aus dem silbernen Etui an und meinte: "Es scheint ihm zu gefallen." Fingerwood war mittlerweile ins Cockpit geklettert und sprach mit imaginären Flügelmännern. "Junge, Junge. Dem sollen wir unser Leben anvertrauen?" meckerte der Hüne. Doch er wusste ganz genau, dass Sven die richtige Wahl war. "Sag mal, wann willst du eigentlich die Gardisten über unsere "Zusatzaufgabe" informieren?" fragte McVey. "Noch nicht," antwortete der Inquisitor. "Zuerst müssen wir die Begebenheiten vor Ort klären. Es kann noch immer nur eine Bergungsmission sein." McVey runzelte die Stirn: "Aber Lordinquisitor Varl meinte..." Der Inquisitor stieß einen zornigen Seufzer aus: "Ich weis, McVey. Aber er war schon lange nicht mehr... draußen." Er schnippte ein wenig Asche auf den Hangarboden und fuhr sich durchs Haar: "Ehrlich gesagt weis ich nicht einmal, warum ich dieses Unternehmen leite. Varl und ich mögen uns nicht. Er hat... Ansichten, die ich nicht teilen kann." Der Inquisitor starrte kurze Zeit ins leere. Dann winkte er ab: "Aber lassen wir das. Wir sollten mal schauen, was der Hauptmann und seine Gardisten machen. Ich habe seit Tagen nichts mehr von ihnen gesehen, da sie unter sich bleiben."
"Der Hauptmann scheint eine Abneigung gegen die Inquisition zu haben," warf McVey ein. Der Inquisitor nickte und trat die Zigarette aus: "Ja, das habe ich bemerkt. Ich werde mich ein wenig mit ihm unterhalten."



Keeth stand vor der geschlossenen Kabinentür des Inquisitors und hob erneut die rechte Hand um den Türsummer zu berühren. Erneut zuckte er kurz vor der Berührung zurück. Ein weiteres Mal sah er an sich herunter und prüfte seine schwarz-silberne Uniform. Diese Situation hatte er erst vor wenigen Tagen auf Cadia erlebt. Dann stieß er zischend die Luft aus und hob ein weiteres Mal die Hand...

Der Inquisitor saß in der kleinen Schreibnische die er in seinem Quartier hatte einrichten lassen. Die Wort des Imperators war zwar nun schon länger sein vom Adeptus Terra zur Verfügung gestelltes Transportvehikel, aber er hatte es in all den Monaten nicht geschafft, seine kleine Kabine etwas wohnlicher zu gestalten. Er seufzte und fischte eine Zigarette aus dem Etui mit den Insignien der Inquisition darauf. Wie durch ein wunder war sie in all den Jahren niemals leer geworden. Er hätte dies in diesem Moment als schlechtes Omen betrachtet.
Im spärlichen Licht der kleinen Schreibtischlampe suchte er nach der Personalakte des Gardistenhauptmanns. Er sollte in Kürze hier auftauchen und ihm war es doch etwas unangenehm, den Namen des Soldaten nicht zu wissen.
Wo war diese komische Einsatzakte...er war sich sicher, das McVey sie ihm gegeben hatte.
Der Inquisitor durchwühlte Schublade um Schublade nach dem Dokument. Auch seine ganze Schreibfläche suchte er ab.
Nicht da. Verdammt. Na ja, dann würde er sich eben auf sein Improvisationstalent verlassen müssen.
Der Türsummer schreckte ihn aus seinen Gehdanken und er stopfte Haufenweise Papiere zurück in ihre Schub- und Ablagen. Es sah nicht gerade gut aus für einen Inquisitor, wenn der Hauptmann merkte, dass er Schwierigkeiten damit hatte, seine Akten in Ordnung zu halten. Der Inquisitor strich die einfache, schwarz-graue Tunika glatt und vergewisserte sich, dass sein bionisches Auge auch einigermaßen saß.
Es war eine gute Prothese. Kein Zweifel. Er brauchte sie in der Nacht nicht herauszunehmen und manchmal vergaß er sogar dass er sie trug, denn sie zeigte ihm das normale Spektrum des menschlichen Sehens. Nur ein oder zweimal hatte er von den Möglichkeiten auf Ultraviolett, Infrarot oder Nachtsicht umschalten zu können gebrauch gemacht.
"Herein!" rief der Inquisitor als Reaktion auf das Türsummen.
Das Schott glitt zur Seite und der Hauptmann, den er ja schon bei der Einsatzeinweisung zusammen mit den Adepten des Maschinenkultes gesehen hatte trat ein.
Der Mann salutierte kurz und nahm dann sein Beret ab. "Sie wollten mich sprechen Inquisitor?" Der Inquisitor bemerkte, wie der Hauptmann bewusst seine Umgebung musterte. Er war sich nicht sicher, ob seine Unterkunft den landläufigen Erwartungen von dem Gemach eines Inquisitors entsprach. Außer dem dominanten Mahagonischreibtisch war der Raum an und für sich recht kahl und mochte keine 12 Quadratmeter messen. Ein flottengrüner Spind und eine aus der Wand klappbare Koje füllten die Räumlichkeit neben dem Waschbecken fast aus.
Er musterte den Hauptmann kurz. Er war ziemlich groß, aber nicht muskulös sondern eher drahtig und schlank. Er hatte kurzes, schwarzes Haar das an den Schläfen schon einen leichten Grauschimmer bekam und das die beginnenden Geheimratsecken, welche sich in der nähe der Stirn gebildet hatten nur sehr unzureichend verdeckte. Die Haut des Gardisten war von einer ungewöhnlichen Blässe.
Seine dunklen, eingefallenen Augen richteten sich auf den Mann hinter dem Schreibtisch.
"Richtig Hauptmann," begann der Inquisitor und bedachte Keeth mit einem Wink, sich auf einen recht einfachen Holzschemel zu setzen. Der große Mann nahm darauf Platz.
Der Inquisitor runzelte die Stirn. Diese Art der lautlosen Bewegung hatte er schon einmal gesehen. Nur wo?
"Ich habe sie rufen lassen, um ihnen die Einzelheiten unserer Mission mitzuteilen. Ich hatte zwar momentan noch nicht das Vergnügen ihrer näheren Bekanntschaft, Hauptmann, aber seien sie versichert, ich hoffe mich bei dieser Sache in erster Linie auf mein kämpfendes Personal verlassen zu können und nicht unbedingt..." Er zögerte. Seltsam, wo er sich doch selbst als ziemlich geschickter Redner sah. "Und nicht auf die Jungs vom Adeptus Mechanicus?" beendete der Hauptmann den Satz für den Inquisitor. Dann aber: "Oh, bitte verzeihen sie meine Respektlosigkeit gegenüber den Adepten des Osmniah..." "Kein Problem, Hauptmann. Ich muss gestehen, dass ich schon immer einige Vorbehalte gegenüber den Adepten hatte." Was tat er da? Warum erzählte er diesem Scholazögling solche persönlichen Dinge? Irgendwie fühlte er sich dem Gardisten gegenüber vertraut. Hatte das mit ihrer Reise durch den Warp zu tun? Gewiss. Seine Unterkunft hier war mit speziellen Abschirmungen versehen, die sie sowohl physisch als auch psychisch gegen das wirbelnde Immaterium da draußen abgeschirmte. Auch hatte er vollstes Vertrauen in Kapitän Flechley und seine Mannschaft.
Der Gardist grinste und entspannte sich merklich auf seinem hölzernen Schemel. "Nun Herr, das ist um ehrlich zu sein auch eine weitverbreitete Haltung unter den kämpfenden Truppen." "Ich weis das sogar aus erster Hand, Hauptmann. Vor meiner Zeit als Inquisitor habe ich seiner unsterblichen Herrlichkeit zu Terra ebenfalls als Soldat gedient. Aber ich möchte sie natürlich nicht mit den Einzelheiten langweilen. Jemand der das Training und die Erziehung der Schola Progenium genossen hat, dem liegt sicher nichts an den Kriegsgeschichten eines alten Soldaten." Ein merkwürdiger Ausdruck stahl sich in das Gesicht des Hauptmanns. "Nun Herr, ich hoffe ich enttäusche eure Erwartungen nicht, aber ich war nie auf der Schola Progenium. Mein Status als Gardist wurde mir nach einem Feldzug im Ultima Segmentum zugesprochen." Das gesunde Auge des Inquisitors zuckte unmerklich.
Ultima Segmentum? "Ach ist dem so? Dann kommen sie wohl auch aus der Ecke?" Mist. Jetzt wusste der Hauptmann wohl, dass er seine Akte nicht gelesen hatte. "Oh, nein Herr. Ich komme von einer Makropolwelt aus dem Segmentum Pacificus." Nur eine Sekunde schweiften die Augen des Gardisten von seinem Gesprächspartner ab. "War schon ewig nicht mehr da, obwohl ich nach Ende des Feldzuges aus der Armee hätte austreten können. Aber..." Keeth sah den Inquisitor an. "Ein guter Freund von mir hat mir mal gesagt, dass die Menschheit aufhören würde zu existieren und das Opfer unseres gesegneten Imperators umsonst gewesen wäre, wenn..." Der Inquisitor unterbrach ihn: "Wenn jeder Soldat davonlaufen würde..."
Keeth musterte den Inquisitor. Woher wusste er, was der jetzt wahrscheinlich schon längst tote Rico Palmer ihm vor so vielen Jahrzehnten auf Ramar 4 gesagt hatte?

"Äh...ja...richtig, Herr." Der Gardist war offensichtlich etwas aus der Fassung gebracht. Aber sicher nicht so sehr wie der Inquisitor. Woher wusste der Hauptmann was er vor so vielen Jahrzehnten damals auf Ramar 4 zu dem inzwischen längst toten und nicht begrabenen Sergeant Keeth gesagt hatte? War dieser Kerl auf Ramar 4 dabei gewesen? Oder war es möglich, dass... nein das war unmöglich... aber...

Die Statur... die Züge... und vor allem... das linke Auge... War es möglich das Keeth hier den Rico Palmer des Todeskorps vor sich sah? Erst jetzt bemerkte er, dass er gar nicht wusste, wie der Inquisitor hieß! Innerlich verfluchte er Corley. Es gehörte nun mal zu seinen Aufgaben, ihn über so etwas aufzuklären. Dann merkte er, dass er gar nicht gefragt hatte. Verdammt. Aber es gab eine Möglichkeit Gewissheit zu üben, wenn er fragte...

"Ach Hauptmann...wo hatten sie gesagt kommen sie her?" Der Inquisitor musste die Frage loswerden. Vor allem weil er sah, wie der Gardist ihm ebenfalls eine Frage stellen wollte.

"Jonutheim," sagte der Gardist. Und dann: "Rico ich hätte nicht gedacht das du als Inquisitor so eine gute Figur machen würdest."
"Keeth??"
Keeth überlegte. "Die meiste Zeit schon ja." Ein Lächeln stahl sich in Palmers zerstörtes Gesicht: "Das habe ich schon irgendwo gehört." Er erhob sich und streckte die Hand aus. Keeth ergriff sie, schüttelte den Kopf und meinte: "Mann Rico... wer hätte das gedacht. Du ein Inquisitor." Palmer öffnete eine Schublade und zog eine Flasche Wein hervor. Dabei fielen einige Akten zu Boden. "Ordnung scheint nicht ganz deine Sache zu sein, was?" grinste der Jonutheimer. Palmer schüttelte den Kopf: "Da hast du Recht. Vor allem, wenn es um Papierkram geht." Er entkorkte die Flasche und schenkte ein. Keeth fuhr sich durchs Haar und fragte: "Du siehst noch so jung aus, Rico. Ich meine, nach der Zeit?"
"Na ja, die meisten Jahre habe ich gar nicht miterlebt." Keeth hob erstaunt die Augenbrauen. "Du erinnerst dich an Inquisitor Antonius?" Der Hauptmann nickte zögernd: "Ja, ganz schwach. Der ist auf Ramar IV mit den Grey Knights aufgetaucht." Palmer nickte und trank einen kleinen Schluck Wein: "Genau. Es war bei der Säuberung eines Planeten von Chaoskultisten. Mehr dazu darf ich dir aus verständlichen Gründen nicht sagen. Jedenfalls wurde Antonius getötet und Mick und ich entkamen durch ein Warpportal. Als wir wieder bei Sinnen waren, hatten wir mehrere Jahrzehnte übersprungen. Nur weil Antonius vorgesorgt hatte, sitze ich nun vor dir." Keeth atmete hörbar aus. "Du suchst dir auch immer die besten Transportmittel aus, Rico. Aber dann hast du ja einige wichtige Ereignisse verpasst." Palmer schüttelte den Kopf: "Keine Sorge. Über die bin ich zur Genüge informiert. Aber jetzt zu dir." Keeth zögerte einen Augenblick: "Zu mir? Nun, da gibt's eigentlich wenig zu erklären wenn du meine Akte gelesen hast. Aber ich denke mal, dass auch mich die Reisen durch den Warp frisch gehalten haben. Sonst wäre ich ja ein alter Greis, der kaum noch stehen könnte." Der Jonutheimer lehnte sich vorsichtig zurück als bemerkte er die beiden surrenden Gestalten, die in Roben gehüllt reglos in einer Ecke hinter Palmer standen zum erstenmal. Er öffnete den Mund, doch er fragte nicht. Er unterdrückte den Impuls seinen alten besten Kumpel zu umarmen und ihn mit Fragen zu bestürzen, aber er unterdrückte den Impuls. Das hatte noch Zeit. "Also, worum geht es bei dieser Mission?" fragte er stattdessen.
Palmer drückte seine Zigarette aus und zündete eine Neue an. Das Laster hatte er also nicht abgelegt: "Das hast du doch bereits erfahren, Keeth. Eine simple Bergungsmission. Du fragst dich bestimmt, warum ihr hier seid."
"Ja, das tue ich tatsächlich," antwortete der Hauptmann. Palmer nickte: "Es ist möglich, dass gesetzesuntreue Elemente oder, noch schlimmer, Diener der Chaosgötter von unserem Vorhaben erfahren haben. Ihr seid hier, um die STK-Daten zu schützen." Keeth schluckte hart: "Und... und die Xenos-Technologie?" Das Gesicht des Inquisitors verfinsterte sich: "Du hast meine Meinung dazu gehört, Keeth," sagte er mit kalter Stimme aus der jede Freundlichkeit gewichen war. "Ganz egal was Magos Benedikt dir einreden will, die Alien-Technologie gehört nicht in die Hände der Menschheit. Sie wird ohne Ausnahme zerstört. Sollte ich bei dieser Mission getötet werden, führst du meinen Befehl trotzdem aus. Ganz egal, ob Magos Benedikt die Führung dann für sich beansprucht. Ich traue ihm nicht. Ich traue dem ganzen Adeptus Mechanicus nicht. Hast du das verstanden?"
Wieder spürte Keeth diese unerklärbare Autorität, die er bei Palmer schon auf Ramar IV festgestellt hatte. Doch diesmal war sie stärker... mächtiger. "Ja... Sir," sagte er leise uns senkte seinen Blick.
Palmer nickte und schien sich zu entspannen: "Gut. Falls ihr etwas braucht, sag es mir. Ich bin immer für dich und deine Männer da. Die Waffenkammer steht jederzeit für dich offen. Du solltest sie dir wirklich einmal ansehen." Keeth nickte und erhob sich. "Danke... Rico. ich sollte jetzt zu meinen Männern zurückkehren."
Als Keeth gegangen war, rauchte Palmer seine Zigarette zu Ende. Er hasste es, seinen Freund zu belügen. Ihm von der Zusatzaufgabe nichts zu erzählen. Er dachte an Keeths Gesichtsausdruck als er ihm befohlen hatte, seine Befehle auch nach seinem Tod gehorsam auszuführen. Sollte er sich so sehr von dem Jonutheimer entfremdet haben?



Eine Zigarre rauchend saß Cruz in seiner luxuriös eingerichteten Kabine und studierte die spärlichen Informationen ein weiteres Mal. Er konnte nicht abschätzen, aus wie vielen Männern die Truppe des Inquisitors bestehen würde. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er brauchte das Geld.
Cruz hatte sein Leben als Pirat satt. Früher, als er wegen seiner Schulden geflohen war, war das ganze ein interessantes Abenteuer gewesen. Er erinnerte sich an seine erste Expedition. Vohaul-A war das gewesen. Mit den Funden, die er und seine Männer den Exploratoren abgenommen hatten, hatten sie ein Vermögen gemacht. Die darauf folgenden Monate waren ein einziges, rauschendes Fest gewesen. Mit dem was sie auf Baroteph finden würden, könnte er so ein Fest auf seinem Heimatplaneten wiederholen. "Der verlorene Sohn kehrt heim," flüsterte Cruz bitter.
Er beugte sich vor und öffnete einen Kanal zur Brücke: "Hier Cruz. Guth, versuch doch mal, etwas über Inquisitor,…" Cruz durchsuchte den Datenspeicher, "Palmer herauszufinden." "Ok, Captain. Ich melde mich, wenn ich was gefunden habe. Guth Ende." Cruz stieß eine Wolke Zigarrenrauch aus. Auf die Datenbank der White Lady war er besonders stolz. Sie wurde ständig aktualisiert, um den Verbleib wichtiger imperialer Beamter festhalten zu können. Dies galt auch für Arbitratoren und Inquisitoren, so sie ihm bekannt waren. Bald würden sie wissen, mit wem sie es zu tun hatten. Es klopfte. Cruz runzelte die Stirn: "Herein." Die Tür öffnete sich und Jelleby betrat hinkend den Raum. Sein bionisches Bein erzeugte einen unangenehm kratzendes Geräusch auf dem Boden.
"Jel! Na, wieder aufgewacht?" fragte Cruz und griff in eine Schublade seine Schreibtisches. Er holte eine Flasche Schnaps und zwei Gläser hervor, die er auf den Tisch stellte. Nervös strich sich Jelleby über seine Uniform: "Ja. Hab's wohl etwas übertrieben." Cruz nickte lachend und schob ein gefülltes Glas auf seinen Adjutanten zu. Jelleby griff danach, zog die Hand dann aber wieder zurück: "Nein, Cruz. Ich... ich bin mit einer Bitte zu dir gekommen." Der Captain lehnte sich erstaunt zurück: "Lass hören, Jel." Unruhig fuhr sich der ehemalige Sergeant durch das fettige Haar: "Ich habe gehört, dass du die Mannschaft in drei Teams aufgeteilt hast, um sie trainieren zu lassen. Nun, weder Vane noch Pay haben Kampferfahrung. Von Fiona rede ich gar nicht erst." Cruz hob eine Hand: "Jel, das stimmt doch nicht. Alle drei sind hervorragende Kämpfer." Jelleby nickte zustimmend: "Ja, das stimmt. Aber das hier wird keine Kneipenschlägerei. Dieser Inquisitor sucht etwas. Glaubst du, der nimmt nur angeheuerte Schläger mit? Für solche Unternehmen braucht man Soldaten, Cruz. Wenn wir Pech haben, treffen wir sogar auf Elitetruppen." Cruz nickte langsam: "Ich verstehe. Falls es zu einem Kampf kommt, haben wir keine Chance, richtig?" Der Adjutant nickte. "Und was willst du dagegen unternehmen?"
"Nun, ich werde versuchen unsere Chancen zu verbessern," sagte Jelleby. Cruz lachte auf und legte seine Zigarre in den Aschenbecher. Dann beugte er sich vor: "Du, Jel? Bitte verzeih mir, aber sieh dich an. Du bist alt und krank." Jelleby nickte schwer: "Da hast du verdammt Recht, Cruz. Aber vergiss nicht, dass ich jahrelang in der imperialen Armee gekämpft habe. Ich habe Dinge gesehen und überlebt, die zu schlimm sind, um sie zu beschreiben." Cruz verschränkte die Arme. "Ramar IV?" fragte er. Jelleby nickte: "Du hast gut aufgepasst, Cruz. Unter anderem Ramar IV und das dreimal verfluchte Skaltra Infernum. Der Imperator möge zerschmettern was davon übrig ist, ja. Aber beim Imperator, Cruz! Das alles hat sich in mir eingebrannt. Ich mag alt und krank sein, aber ich kann immer noch kämpfen. Ich bin Sergeant Jelleby vom 28. Jonutheim, verdammt noch mal!" Cruz blickte den alten Mann lange an. "Und außerdem," ein gieriges Funkeln schlich sich in Jels Augen, "will ich nicht auf das Vermögen verzichten, das wir finden werden." Der Captain nahm die Zigarre wieder auf: "Ok, Jel. So lebhaft habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen. Sprich dich mit Vane, Pay und Fiona ab, bevor du anfängst." Jelleby nickte und erhob sich. Bevor er den Raum verließ, wandte er sich noch einmal um: "Danke, Cruz. Das ist alles, was ich wollte. Eine Aufgabe."
Als Jelleby gegangen war, stürzte Cruz den Schnaps hinunter. Er verzog das Gesicht und steckte die Zigarre in den Mund. Jel könnte es tatsächlich schaffen, ihre Chancen zu verbessern. Er erhob sich und trat vor ein kleines Bild, welches über seinem Bett hing. Es war ein Familienfoto. Er strich über die Glasplatte, die es schützte. "Warum, Vater?" flüsterte er und starrte die hagere, militärisch wirkende Gestalt an. Der Comm-Link summte und Cruz hängte das Bild zurück. Mit langen Schritten ging er zu seinem Schreibtisch hinüber.
"Hier Guth, Captain. Ich hab einiges finden können," tönte die Stimme aus dem Lautsprecher. "Schieß los," befahl Cruz gespannt. "Inquisitor Palmers Herkunft liegt weitgehend im Dunkeln. Es ist bekannt, dass er von Krieg stammt, mehr aber nicht. In den letzten paar Jahren ist er vor allem durch sein rücksichtsloses Vorgehen bekannt geworden." Cruz runzelte die Stirn: "Will heißen?" "Nun," sagte Guth, "wo immer er aufgetaucht ist, hat er eine breite Blutspur hinterlassen. Auf Rello-Prime hat er den gesamten Senat als Häretiker exekutieren lassen. Das Volk, welches ihn unterstützte, hat gleichzeitig die halbe Hauptstadt in Schutt und Asche gelegt. Des Weiteren hat er auf mehreren Welten Chaoskulte entdeckt und ausgehoben. Auch dabei ist es zu Massenverbrennungen und gewalttätigen Hexenjagden gekommen. Durch seine Nachforschungen konnte bewiesen werden, dass Inquisitor Georg von Deltug der Häresie schuldig ist. Außerdem hat er in diesem Segmentum die meisten Befehle für Exterminatus erteilt."
"Also ein ganz harter Hund, was?" fragte Cruz. "Ja, Captain. Da er auch vor den eigenen Reihen nicht halt macht, sollte man sich ihm möglichst nicht in den Weg stellen. Guth Ende." Cruz setzte sich. Das waren schlechte Aussichten. Das letzte, was er erwartet hatte, war ein äußerst militanter Inquisitor. Er stützte den Kopf auf seine Hände. Normalerweise würde man einen Inquisitor mit Forscherdrang auf so eine Aufgabe ansetzen. Aber dieser Palmer schien das genaue Gegenteil davon zu sein. Warum? War da noch mehr als diese Daten?
"Captain sofort auf die Brücke!" schnarrte der Comm-Link. Cruz sprang auf und eilte auf die Brücke, die von hektischer Aktivität erfüllt war. "Was ist los?" fragte er. "Captain, ein Schiff holt schnell auf," sagte Flannagan, der erste Steuermann. "Ein Schiff? Identifikation!" bellte Cruz. Flannagan nickte hastig und machte sich an verschiedenen Kontrollen zu schaffen. Nach einigen Sekunden sagte er: "Es ist die Wort des Imperators, Chef." Der Captain wirbelte auf einem Absatz herum: "Verflucht! Das ist das Schiff des Inquisitors! Setzt einen Ausweichkurs. Sie dürfen nicht einmal ahnen, wohin wir unterwegs sind!" Während Flannagan den Navigator informierte, starrte Cruz gebannt auf einen Bildschirm. Eine rote Rune näherte sich schnell ihrer Position. Dann drehte die White Lady ab. "Jetzt kommt's drauf an," flüsterte Cruz. Schweiß stand auf seiner Stirn.
Nach einigen Minuten war die rote Rune vorbei und Cruz atmete hörbar aus: "Entweder haben sie uns nicht entdeckt oder sie haben es verdammt eilig," stellte der Captain fest. "Kurs langsam auf unser altes Ziel ändern. Der Vorsprung ist dahin. Machen wir das Beste daraus."
Flannagan drehte sich um: "Ich wüsste zu gerne, was die für Triebwerke haben." Cruz grinste: "Wenn ich es wüsste, hätten wir die auch."



Der Weltraum erzitterte. Sicherlich kein allzu natürlicher Zustand für ein aus Vakuum bestehendes Feld von grober Urmaterie.
Dennoch schien sich ein kleiner Fleck des Alls über dem Planeten Baroteph zusammen zuziehen.
Selbst mit bloßem Auge hätte man das Flackern der Sterne beobachten können. Wenn jemand mit einem Raumschiff in einem Abstand von 2000 Kilometern gerade zufällig vorbei gerast wäre und dabei Zeit gehabt hätte, seine Aufmerksamkeit auf gar nichts zu lenken.
Von diesem Nichts ist im Weltraum ja nun sicherlich sehr, sehr viel da.
Aus diesem verschwommenen Riss schoss lautlos ein kleines Raumschiff.
Nur Sekunden nach seinem Austritt aus der Raumfalte verschwand die Anomalie wieder.
Auch das hatte niemand beobachtet und das lag auch ganz im Interesse der Besatzung des Schiffes.
Sein Design war von unheimlicher Äsethik. Es hatte einen schlanken, gerade gezogenen und stromlinienförmigen Rumpf. An seinem Heck drehten sich große Solarsegel, mit denen es gierig die Energien aufsaugte, die von der nahen roten Sonne von Barothep ausgesandt wurden, um den Kreaturen auf seiner Oberfläche Licht und Wärme zu spenden.
Das dunkle Schiff verlangsamte seine Geschwindigkeit und schwenkte in eine Umlaufbahn um den Planeten ein...
"Hoher Prophet Eliatan." Kapitän Elodion sah von den kristallenen Instrumenten seines Steuermanns auf. "Wir haben den normalen Raum wieder betreten und sind in eine Umlaufbahn mit dem Planeten gegangen, wie ihr es gewünscht habt."
Der große Eldar, den der Kapitän angesprochen hatte, sagte nichts. Elodion versuchte seinen Zorn zu bekämpfen. Er wusste, das der Prophet seine Gedanken lesen konnte, aber war er nicht zurecht erzürnt? Sein Schiff, die Lied der Sonnen, war dazu ausersehen worden den Runenpropheten und seine Eingreiftruppe nach Bey´than mor zu bringen. Oder Barothep, wie die Menschen es in dem, was sie ihre Sprache schimpften, nannten.
Aber der Prophet stand nun schon seit Beginn der Reise reglos auf der makellos weißen Brücke des Raumers. Kapitän Elodion und seine fünfköpfige Crew hatten jeden Versuch aufgegeben mit ihm zu kommunizieren und umgingen den Propheten bei ihren routinemäßigen Tätigkeiten großzügig.
Elodion wandte sich ab und überwachte die geschäftigen Tätigkeiten seiner Crew. Es gab viel zu tun.
Plötzlich öffnete sich die Zugangsluke zu Brücke der "Lied der Sonnen" und ein Eldar aus der Gefolgschaft des Propheten betrat den Raum. Sein grüngepanzerter Aspektanzug wirkte in der sterilen, weißen Umgebung der Kommandozentrale mehr als nur deplaziert. Der Neuankömmling hatte kurzgeschorenes, blondes Haar, das nur an der rechten Schläfe länger war und zu zwei kleinen Zöpfen geflochten war. Seine blassen, wässrig wirkenden Bernstein Augen würdigten weder die grau gewandete Besatzung noch den Kapitän eines Blickes sondern bemerkten nur hohen Propheten Eliatan.
Auch Elodion hatte sich nach dem melodischen Klingen des Schotts umgedreht und sah nun den Fremden, der seinen Skorpionkriegerhelm lässig an seinen Waffengurt geschnallt hatte. Voll Unbehagen und Ärger bemerkte der Kapitän, dass der Skorpionkrieger, denn er war einer, daran bestand kein Zweifel, bewaffnet war. Auf seiner Brücke! Hatte er dies nicht ausdrücklich verboten? Der Krieger vom Schrein der Skorpione hatte neben der vergoldeten Shurikenpistole in einem schwarzen Lederholster noch ein reich verziertes Schwert in einer schmucklosen Scheide auf den Rücken geschnallt.
"Wir sind angekommen." Der Krieger hatte keine Frage gestellt. Er hatte eine Tatsache mit einer kratzigen, für einen Eldar höchst unmelodischen Stimme ausgesprochen. Woher konnte er es wissen?
Der Hohe Runenprophet Eliatan öffnete seine Augen. Hier auf der domartigen Kommandozentrale des Sternenschiffs war er befreit von der Bürde, den schweren Phantomhelm zu tragen, der seine Seele vor der ewig Dürstenden schützen sollte.
"Ich weis, alter Freund," sagte er sanft. Der Prophet blickte weiterhin durch die kristallinen Verstrebungen in die Unendlichkeit des Sternenmeeres. Alle Eldar liebten das Sternenlicht.
Der Prophet wandte seine imposante, in eine dunkelgrün glänzende Robe gehüllte Gestalt dem Kapitän zu. Die dunklen Augen des älteren Eldar musterten den Kapitän, als ob er ihn überhaupt zum erstenmal wahrnahm.
Die Brust des Propheten war mit einer knochigen Runenrüstung verziert und feine Bandagen aus Seide, verziert mit den vielen Edelsteinen seiner Vorfahren, waren um seine Spindeldürren Gliedmaße gewickelt.
"Kapitän," begann Eliatan so warm und eben, dass der Kapitän sich sofort an seinen Vater erinnert sah.
"Seid so gut und aktiviert unseren Tarnmodus. Bringt das Schiff dann zu den Koordinaten, die ich euch vor unserem Start gegeben habe."
"Jawohl Herr..." Elodion zögerte, während er seinem Steuermann einen Wink gab, um ihm die Anweisung zu erteilen..."Herr?" Elodion zögerte als Eliatan die Augen erneut schloss. "Herr?"
Eliatan griff hinaus. Er ließ seinen Körper hinter sich. Er ließ alles hinter sich. Die ganze Banalität des Seins als Individuum. Er verachtete es, seinen Körper durch uneffizientes Atmen am Leben zu erhalten. Er hasste es, Nahrung zu sich nehmen zu müssen um bei Kräften zu bleiben. Er verachtete den Blutkreislauf in seinem Inneren, der die ineffizienten und unzuverlässigen Organe belebte, die jeder sterblichen Rasse eigen waren.
Wäre es nach dem Willen des Runenpropheten gegangen, hätte er diese schrecklich primitive, natürliche Hülle schon lange hinter sich gelassen, um sich zu seinen alten Lehrmeistern in den Strom der Unendlichkeitsmatrix zu begeben. Zu seinen Vorfahren und den Freunden, die er durch die dreckigen Hände der Chem-pan-Sey verloren hatte.
Was für ein Gefühl würde es sein, seine Seele durch das ganze Weltenschiff Biel-Tan gleiten zu lassen? Befreit von Sorgen und Ängsten? Von der Unvollkommenheit der niederträchtigen Evolution?
Gefühle......Gefühle..... für Eliatan bedeuteten sie alles und doch wieder nichts. Nach Jahrtausenden des Seins hatte er alles erlebt und empfunden was ein intelligentes Wesen zu fühlen im Stande war. Liebe, Freude, Bewunderung, all dies kannte er.
All dies hatte er in seinem Geiste gespeichert wie eine umfangreiche Bibliothek der Gefühle. Aber Eliatan hatte wie jeder Sammler seine Lieblingsstücke. Stücke, die er immer wieder hervorholte, sie betrachtete und säuberte. Mit liebvollen Fingern über sie glitt und sie von neuem probierte. Für den alten Eldar waren dies Wut, Hass, Furcht, Schmerz und Tod.
Wenn dieser alte Wirrkopf Maechru Recht hatte, und der Bogen des Yneads in den verdorrten Weiten des Planeten zu finden war, hatte er Recht daran getan diese Sache dem Klingensturm von Biel Tan zu überlassen. Eliatan erinnerte sich an das politische Geschwätz, welches die Verdammten von Ulthwé als Entschuldigung von sich gaben, um nicht selbst Truppen nach dem Artefakt suchen zu lassen. Sie seien durch die neuerdings zunehmenden Attacken des Chaos geschwächt...Schwachsinn...stumpfer Schwachsinn, der einen Teil der körperlichen Existenz ausmachte, die er so ablehnte.
Die Konklave hatte entschieden, dass er, Eliatan Menuid, Sohn des Valtumid sich dieser Sache annehmen sollte.
Im blassen Gesicht des Runenpropheten hätte der Aufmerksame Beobachter so etwas wie ein Lächeln feststellen können. Aber niemand vermochte lange genug Blickkontakt mit dem Mächtigen zu halten.
Er kannte die Chem Pan Sey. Er verabscheute sie, weil sie alles, was er so hasste als heilig ansahen. Sie lebten für ihre jämmerliche, körperliche Existenz. Sie vermehrten sich wie die Tiere und brachten ihrem Nachwuchs dieselben, für den Fortbestand der ganzen Schöpfung so unermesslich unwichtige Dinge bei, die sie selbst erlernten. Sie hassten einander. Sie verachteten und töteten sich gegenseitig, falls es für ihre bedeutungslose, wenige Jahrzehnte währende Existenz einen Vorteil bedeutete.
Sie waren Blasphemie gegen die Atome und die paar Chemikalien selbst, aus denen sie bestanden.
Selbst jetzt konnte er die erbärmlichen Geister spüren, die die Oberfläche von Bey´than mor mit ihren dreckigen, unwichtigen Gedanken, die sich um Fischfang, Beerensuche, die Jagd und die Kopulation drehten fast riechen, geradezu schmecken. Viele Male hatte Eliatan die Chem-Pan-Sey bekämpft.
Viele Male hatte er Großes vollbracht um diese lächerlichen Halbwesen vom Angesicht ihrer Planeten zu fegen.
"Herr?"
Warum fürchtete seine Art die Orks? Sie waren leicht zu manipulieren.
"Herr?"
Warum fürchteten sie die Tyraniden? Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein fähiger Runenprophet in den Geist ihrer Schwarmkönigin eindrang und sie vernichtete.
"HERR?"
Eliatan wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er sah auf...
Der Prophet neigte sein Haupt und hob es wieder. Die langen, silbergrauen Haare hinter seine Ohren streichend.
Nur sie standen als Beweis für sein Alter. Sein blassen, jugendlichen Züge waren hell und klar.
Er wandte sich an den Skorpionkrieger. So als ob es große Konzentration erfordern würde, sich auf die Banalität ihrer Mission zu konzentrieren sprach der Prophet: "Bereite deine Krieger vor, Lunder. Ich möchte sie kampfbereit sehen. Gib auch Anweisungen an den Anführer der Asuryans Jäger und der Gardisten. Sie sollen den Hangar aufsuchen. Dort warten zwei Serpents auf sie. Bring auch...............den Menschen"
Der Krieger nickte abgehackt. Er hatte während der ganzen Zeit nichts gesprochen.
Eliatan wandte sich zum gehen. "Herr!" Es war Kapitän Elodion. "Ja Kapitän?" "Herr.......glaubt ihr ....glaubt ihr den Bogen zu finden?"
Eliatan musterte den Kapitän. Elodion würde diese Erfahrung niemals vergessen. "Ich glaube nicht, Kapitän." Die Züge des Alten verhärteten sich. "Mein Stand bringt es mit sich, dass ich weiß.



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