Mit vier Jungen verließ
der alte Tremm Dill das Dorf und marschierte Richtung Wald. Begierig
seinen Worten zu lauschen rannten die Kleinen um den humpelnden
Mann herum, während dieser eine rote Frucht von einem Konuo-Baum
am Wegesrand pflückte, sie an seinem langen Lederumhang rieb,
und genüsslich in das saftige Fleisch biss.
Einer der Jungen zwickte ihn ins Bein und Tremm blickte schmatzend
herab.
"Woher stammt dein Umhang, Tremm?" fragte der kleine.
"Das war einmal ein Maltis-Räuber, den habe ich vor
langer Zeit erlegt."
Erklärte der Alte.
"Oh, und sind die gefährlich? Und..... gibt es die hier,
in unseren Wäldern?"
wollte der Junge wissen.
"Ja, die sind groß und gefährlich. Und nein, hier
gibt es keine- nur weit im Osten in der Maltis-Schlucht."
Tremm unterbrach sein Sprechen um einen weiteren Bissen der Frucht
zu nehmen. "So, lasst uns mal eine Stelle suchen, an der
wir uns niederlassen können."
Wenige Augenblicke später fanden sie eine Lichtung im Wald
an deren Rändern große Felsen aufragten.
Tremm setzte sich auf den kleinsten der Felsen und die Jungen
hockten sich in das Gras vor ihm.
Der Mann warf den ungenießbaren Rest seiner Frucht mit einem
kurzen, angeekelten Ausdruck weit von sich und begann zu erzählen.
"Viele Aufgänge der zwei Sonnen haben meine Augen
bereits erblickt, und jeder war schöner als der vorherige.
Und jeden Tag fasziniert mich das Farbenspiel der roten und
der blauen Sonne aufs neue!
Mittlerweile bin ich, wie ihr seht, alt und tauge nur noch als
Geschichtenerzähler- und dies ist der Grund weshalb ich
euch von unserem Kampf und seiner Wichtigkeit berichten will!
Dies hier, Tan' Shagr, ist unsere geliebte Heimat, mit ihren
zwei Sonnen, den duftenden Dschungeln und all den obskuren Wesen,
die sich auf ihr tummeln, doch ohne Zweifel gehört auch
das Himmelsreich zu Tan' Shagr, denn von dort kommen unsere
Heilsbringer.
Sicher habt ihr sie schon oft gesehen, in ihren magischen Gewändern,
und wie sie sich erbarmen mit den Sternengleitern zu uns zu
kommen. Sie bringen uns Wissen, machen uns stark und bereit
unsere Heimat zu verteidigen!
Für die Aufgaben, die sie uns zuteilen, hat ein jeder zu
leben- und in manchen Fällen hat schon ein Mann in gutem
Alter die Ehre gehabt in ihre Reihen aufgenommen zu werden und
in den Himmel aufzufahren. So kann es jedem von euch auch geschehen,
wenn ihr nur fest daran glaubt, und die Heilsbringer nicht in
Frage stellt."
"Das wissen wir doch, das kriegen wir jeden Tag zu hören!"
meckerte einer der Jungen.
"Oh, ja, das wisst ihr bereits! Und das is nur gut für
euch! Denn wir sind in ständiger Gefahr......als ich in
eurem Alter war kamen die Krieger des Zorns auf unsere Welt,
sie töteten meinen Vater und meine Mutter, und seid euch
sicher: Dies ist kein schönes Erlebnis gewesen.
Ich schwor Rache an den Kriegern, die schon oft zuvor den ungerechten
Tod gebracht hatten.
Ich übte mich in jeder Kampfform, die sich mir bot, und
war bald der mächtigste Krieger meines und der umliegenden
Stämme. Die Heilsbringer ehrten mich dafür, und gaben
mir einen Rang in den Verteidigungstruppen des Planeten. Ich
wurde mit zwei Schusswaffen ausgestattet und in ihrer Handhabung
unterrichtet- dabei erwies ich mich als sehr gelehrig.
Monate vergingen und ich hatte mich schon an die Ruhe während
des Dienstes gewöhnt als die Krieger des Zorns einmal mehr
angriffen. Die Heilsbringer fochten mit uns an ihrer Seite einen
harten und gerechten Schlag gegen die Feinde. Einer, der sich
bereits einen hohen Rang unter den Heilsbringern erkämpft
hatte, wurde schwer verwundet. Einer der feindlichen Anführer
stellte sich ihm gegenüber um ihm den letzten Schlag zu
versetzen. Doch um seinen Spott dem am Boden liegenden zu zeigen
nahm dieser Narr seinen magischen Helm ab, und war somit für
mich angreifbar geworden. Ich schlich mich nah heran und mit
meinem Schwert schlug ich in einem gewaltigen Sprung auf seinen
Kopf ein. Die Verwundung, die er erlitt war weniger verheerend
als ich erhofft hatte, doch als er einen Moment lang auf mich
konzentriert war, reichte diese Zeit dem Heilsbringer am Boden
seine Waffe zu ziehen und dem Leben des Feindes ein Ende zu
bereiten.
Nachdem die Schlacht geschlagen, und der Ansturm der Krieger
des Zorns zurückgeworfen war, wurde ich befördert-
und zwar in den Rang eines Truppenleiters. Ich hatte also lange
Zeit alle Männer in kampffähigen Alter meiner Heimatregion
unter mir.
Viele Jahre vergingen und als der Feind ein weiteres Mal erschien
war ich kaum noch geübt in der Kunst des Kampfes. So geschah
es, dass ich viele Fehler beging als ich versuchte meine Truppen
während der Schlacht zu ordnen und schließlich auch
selbst verwundet wurde. Aufgrund dieser Verletzung seht ihr
mich heute nur noch humpelnd, doch wenn ich könnte würde
ich immer noch gegen die Krieger des Zorns antreten, oh ja."
Tremm schwieg eine Weile, in seine Gedanken vertieft. Die Jungen
begannen sich fragend anzusehen, doch da fing der Alte erneut
das Reden an:
"Nun, diese Schlacht war mein Ende. Als einziger aller
Kämpfer, die keine Heilsbringer waren, überlebte ich
schwer verletzt. Die Verluste auf der Seite des Feindes zwangen
ihn wieder einmal abzuziehen, doch unsere Verluste waren weit
größer. Viele Kameraden und Freunde habe ich verloren,
für den Tod der meisten fühle ich mich verantwortlich,
und wenn ich zurückdenke übermannt mich rasende Wut.
Denn welches Recht haben diese Krieger hierher zu kommen und
uns in unserer Harmonie zu stören?
Von einem sehr alten Mann, der weit entfernt von hier lebt,
hörte ich, dass unsere Feinde sich selbst Space Marines
nennen, und für einen rachsüchtigen Todesgott kämpfen,
der Hunderte Planeten mit Terror kommandiert, das grüne
Leben von ihnen verbannt, und stattdessen lärmende, stinkende,
graue Brutstätten aus ihnen formt, einzig und allein zum
Zweck dort Krieger auszubilden, die alle gleich denken, gleich
kämpfen und gleich aussehen.
Er nahm sich das Recht unserem Planeten einen eigenen Namen
zu geben, und von seinen Lakaien wird er Pendan 9 genannt.
In seinem Reich gibt es nur Trostlosigkeit, keine Farben und
auch keinen eigenen Willen!
Anders als in unserem Reich, wo der Wandel bestimmend ist, jeder
nach dem höchsten strebt, und den vier Göttern und
ihren Heilsbringern Respekt zollt! Also kämpft für
die vier Götter, denn dies ist ein Kampf gegen die vollkommene
Gleichheit und für die Freiheit!"
Mit zuversichtlicher Mine nickte er in Richtung der Jungen,
von denen er laute Zustimmung erfuhr. In seinem Herzen wusste
er wieder einmal etwas Gutes in jungen Menschen erreicht zu
haben, was er nicht wusste war, dass die Heilsbringer auf der
anderen Seite des Planeten zur selben Zeit damit beschäftigt
waren ihrem Blutgott acht ganze Stammesgemeinschaften zu opfern,
etwas von dem er auch nie erfahren würde....... |