Er war allein.
Aber genau das sollte er eigentlich nicht sein. Getrennt von seinem Leben, getrennt
von seiner Berufung, von seinem Schicksal. So lange war es her schon, dass er
sich nicht so einsam gef�hlt hatte.
Verlassen von seinem Vater, verlassen von seinem Gott, niemand sprach mehr zu
ihm wenn er allein war. Er war verlassen.
Verlassen weil er es gewagt hatte zu zweifeln, zu zweifeln an der G�ttlichkeit
selbst, seitdem war er auf der Reise. Versto�en von seinen Br�dern und auf der
Suche nach der Stimme, die ihn schon ein Leben lang begleitet hatte. Der Imperator
sprach nicht mehr zu Bruder Beli.
Er war ein Imperial Fist gewesen, bis er seine Unsicherheit mit dem Kaplan geteilt
hatte, bis dieser ihn als gottlos aus der Familie gesto�en hatte, um auf eine
Reise zu gehen, die ihn wieder in die Arme zu Ihm auf Terra f�hren sollte.
Aber Beli wusste nicht, wo er beginnen sollte.
Geistlos fuhr er �ber die zwei Bolzen auf seiner Stirn. Er f�hlte das kalte
Metall und seine kleinen Unebenheiten, beim zweiten Bolzen war eine gro�e Kerbe
an der Seite, die sich in eine kleine Narbe auf der Stirn Belis fortsetzte.
Eine Erinnerungsst�ck an einen Kampf mit orkoiden Lebensformen. Der Bolzen hatte
ein Splitter einer Fragmentgranate abgelenkt und so seinen vorzeitigen Tod verhindert.
Ein jeder f�r zehn Jahre Dienst unter den Augen des ewigen Imperators, nur wo
war der Imperator jetzt? Er lauschte dem stillen Summen seiner Servor�stung,
die man ihm zu seiner �berraschung gelassen hatte auch wenn alle Ordenszeichen
entfernt worden waren. Aber genau dies war fatal, der Maschinengeist, der in
dieser R�stung innewohnte, war dadurch geschw�cht, so hatte die R�stung schon
oft ihren Dienst versagt und Beli war gezwungen gewesen Reparaturen ohne die
Segnungen der Tech-Br�der durchzuf�hren, so dass bei jeder Besch�digung ein
wenig mehr vom Geist der Maschine aus diesem uraltem Panzer wich.
Beli sah auf sein Chronometer, ein Ger�t, welches er auf einem Makropolplaneten
erworben hatte, er hatte dieses kleine Werk in der Tat mit Geld erworben, noch
etwas was ihm v�llig fremd gewesen war, bevor er aus dem Schoß seiner
br�derlichen Gemeinschaft gesto�en worden war.
Er stellte fest, dass es Zeit war zu ruhen. Mit Hilfe seines Cataleptischen
Knotens sank er in einen Schlaf, bei dem aber nur eine Gehirnh�lfte wirklich
ruhte w�hrend die andere es ihm in einer Art Trance erm�glichte die Umgebung
zu �berwachen.
Als Beli vier Stunden sp�ter wieder erwachte, bemerkte er dass etwas nicht stimmte.
Das Klima in der H�hle hatte sich ver�ndert, obwohl des nahenden Tages war es
k�lter geworden. Die kleinen M�use, die vorhin noch �ber den Boden raschelten,
waren nicht mehr da, genau wie sein Bolter.
Beli sprang mit einem Satz auf die Beine und die Motoren seiner Servor�stung
protestierten laut kreischend gegen die urpl�tzliche Aktivit�t.
"Du bist langsam mein Bruder!"
Die H�hle warf den Schall hundertfach aus allen Richtungen auf Beli, der sich
wild drehte.
"Komm raus und zeige dich mir, oder du wirst den Zorn des Imperators sp�ren."
Ein leises Lachen ert�nte, mit einer Spur der �berheblichkeit in sich, steigerte
es nur Belis Wut.
"Mein Bruder, wenn du nur w�sstest, wenn du nur w�sstest."
Die Stimme verklang und ließ Beli allein in der Dunkelheit zur�ck.
Die Sonne erhob sich und flutete durch den H�hleneingang, von dem sich Beli
nicht weit entfernt hatte und offenbarte ihm seinen Peiniger.
Das erste was er erkennen konnte war ein Paar schwerer Panzerstiefel und dann
der Rest einer Servor�stung. In der Servor�stung selbst steckte ein K�rper mit
einem knabenhaftem Gesicht.
Aber mit der R�stung stimmte etwas nicht, Hunderte von arkanen Zeichen zierten
die R�stung von der Sohle bis zum Kragenverschluss, welcher in einem reinem
Gold gefasst war, wie Beli es noch nie gesehen hatte. In dem Moment wusste Beli
mit wem er es zu tun hatte.
"Verr�ter!" zischte er aus, blieb aber absch�tzend stehen, da dieser seinen
Bolter in der Hand hielt plus einer Pistole, deren Wirkung Beli nicht ermitteln
konnte.
"Nun wenn das der Name ist, mit dem du mich in Zukunft rufen willst, dann ist
das deine Sache, meine Br�der hingegen pflegten mich Gabriel zu nennen. Ich
finde diesen Namen dar�ber hinaus kleidsamer, als dein einfaches 'Verr�ter'!"
Der Verr�ter setzte sich in Bewegung und schlenderte zu der n�chsten Felswand,
ließ sich auf den Boden sinken und lehnte sich mit dem R�cken gegen die
Wand.
Eine Weile starrte der Verr�ter einfach nur geradeaus wohingegen Beli ihn nicht
aus den Augen ließ, aber nicht f�hig war sich auf ihn zuzubewegen, anfangs
glaubte er an eine Fehlfunktion seiner R�stung aber dann blieb ihm nichts anderes
�brig als einzusehen, dass sich nicht ein einziger Muskel in seinem ganzen K�rper
f�hig war sich zu bewegen. Offensichtlich verf�gte der Verr�ter �ber Kr�fte
eines Scriptoren.
"Ich habe deinen Gedanken gelauscht, Beli..."
Er lies ein paar Momente verfliegen, bis er sich wieder �u�erte:
"Es ist schon am�sant. Ihr habt ein Talent f�r Selbstmitleid. Ihr betrauert
den Tod eures Primarchen, ihr weint um den Imperator und du Beli. Ja, du weinst
um dich selbst, weil du nicht mehr Teil dessen bist, wo du eigentlich urspr�nglich
gegen deinen Willen hineingepresst worden bist. Du weinst, weil du den Glauben
zum Imperator verloren hast. Du heulst, weil du seit f�nf Jahren allein bist!"
Der Verr�ter brach in schallendes Gel�chter aus, welches kurzzeitig Dimensionen
von wahnsinnigem Kichern annahm. Dann fasste er sich aber wieder und wendete
sich Beli vollends zu.
"Weißt du mein Freund was es bedeutet zu leben und dabei eigentlich tot
zu sein, weißt du was es bedeutet vierzig Jahrtausende in dieser H�lle
zu leben, die ihr Imperium nennt? Nun mein Freund, ich weiß es. Im Gegensatz
zu den Verr�tern, die du ansprachst, unterliege ich allerdings nicht den Ver�nderungen
des Chaos. Ich bin unver�ndert mein Freund, seit vierzig Jahrtausenden, bis
auf den kleinen Nachteil, dass ich eben unsterblich bin."
Wieder eine Pause w�hrend Gabriel wieder vor sich hin starrte.
"Ja mein Freund ich h�re deine Gedanken. Nicht der Imperator hat dich verlassen,
er war nie da. Nun hast du deinen Glauben verloren und somit ist auch der Imperator,
den euch eure Kapl�ne einreden aus deinem Kopf verschwunden."
Pl�tzlich ließ die Unf�higkeit sich zu bewegen nach und Beli taumelte
einige Schritte in die Richtung des Verr�ters. Dieser aber schaute ihn nur geringsch�tzig
an.
Setz dich mein Freund, in all den Jahren, die ich nun lebe, habe ich eine Menge
Lebewesen t�ten m�ssen, dich habe ich nicht auf meiner Liste, nein ich will
dir etwas geben. Dir wie allen anderen, die ich aufsuche. Marines, wie du einer
bist, ausgesto�en und verlassen von ihrem Gott, der keiner ist.
"Wer bei den hundert H�llen bist du?" verlangte Beli zu wissen.
Beli sah wie sein Gegen�ber kurzzeitig die Augen schloss und sich konzentrierte.
"Nun mein Freund, ich bin, wie auch du, in meiner Familie ein Erstgeborener."
Beli setzte sich aufrecht hin.
"Vor dem großen Exodus schuf der Imperator die Primarchen, von denen ja
auch deine Implantate stammen. Nun aber setzte er sich nicht einfach hin und
schuf sie, sondern brauchte Jahre bis er �berhaupt lebende Wesen schaffen konnte.
Die ersten waren geradezu schrecklich degeneriert und wurden sofort wieder get�tet.
Dann gab es aber einen Versuch, der gelang, der letzte bevor die Primarchen
das Licht der Welt erblicken durften. Mich."
"Du l�gst!" Beli sprang auf und wollte auf Gabriel losgehen. Der aber l�chelte
nur und schloss die Augen. Beli sp�rte wie ihm pl�tzlich die Beine versagten
und er auf die Knie st�rzte. Dann fiel es ihm sehr schwer Luft zu holen. Wie
ein fallender Baum schlug er mit dem Oberk�rper der L�nge nach auf den Boden.
Dann war alles vorbei, er sp�rte seine Beine wieder und konnte ohne Probleme
atmen.
"Das ist es was mich nie hat bekannt werden lassen, Beli. Ich war nie ein Krieger,
mir fehlte der Sinn f�r Gewalt wie ihn meine Nachfolger aufwiesen. Ich war m�chtig
in den Kr�ften des Geistes, damals m�chtiger als der Imperator selbst.
Als er das erkannte, wurde ich eingesperrt hinter meterdicken W�nden aus Psykurium.
Er wollte mich loswerden. Er hatte mich aber untersch�tzt. Ich �berlebte �ber
Jahre in diesem Raum, wurde vergessen. Dann war es ironischerweise die Sch�pfung
des Imerators, die mich befreite, ein ziemlich wahnsinniger Word Bearer.
Er brachte mich zu seinem Herren. Ich war ziemlich schwach, trotz der Trance,
die mich am Leben erhalten hatte. Trotz der Jahre der Gefangenschaft und des
unendlichen Hasses, den ich noch heute in mir trage, erkannte ich dass die Herrschaft
des Imperators dennoch der durch der des Horus vorzuziehen war.
Nachdem ich Horus blockiert hatte und somit den t�dlichen Streich des Imperators
gegen den Korrumpierten erm�glichte, floh ich."
Es kehrte wieder Stille ein.
"Warum sollte ich dir Glauben schenken?" fragte Beli mit zweifelndem Gesicht,
"der Imperator sch�tzt uns seit Jahrtausenden, dir begegne ich heute zum ersten
Male, nie habe ich etwas von einem Primarchen vernommen, der dir gleichen w�rde."
"Ich erz�hle dir jetzt mal etwas �ber den Imperator. Seine F�higkeiten erhielt
er durch einen Unfall. Wie es passierte ist nicht zu sagen, aber es gab eine
Explosion eines Warpgenerators auf der Erde und seit diesem Tag hat er seine
Kraft. Der Imperator war k�rperlich schwach, er lebte in seiner R�stung und
hielt sich schon seit seiner Jugend f�r einen Gott. Der Imperator ist aber keine
strahlende G�ttlichkeit, er ist ein kleiner Mann mit einer durch Zufall �bermittelten
Gabe und einem Gr��enwahn der einen jeden �bertrifft, welcher jemals unter einer
Sonne wandelte und nun ist er nur noch eine verwesende Leiche, die an einem
arkanen Ger�t h�ngt und von ihm am sogenannten Leben erhalten wird.
Der Imperator ist nicht das, was der Menschheit erz�hlt wird. Er ist nur noch
eine Rechtfertigung f�r die Ekklesiarchie zu herrschen und die Menschheit zu
terrorisieren."
"All das, was du mir hier erz�hlst, k�nnte auch aus dem Mund eines H�retikers
stammen. Du willst mich den M�chten des Immateriums ausliefern!" Beli wollte
erneut auf Gabriel losst�rmen, wurde aber schon im Ansatz aufgehalten.
Nun war Wut im Gesicht Gabriels zu erkennen. Er stand auf und n�hrte sich Belis
Gesicht bis zwischen ihre Nasen nicht einmal mehr eine Hand passte.
"Werdet ihr seit neuestem auch auf Ignoranz gepolt? Seit ihr �berhaupt noch
Krieger oder nur stumme Marionetten?
...Nun gut, du willst es so haben." Gabriel schloss die Augen und umfasste Belis
Kopf mit beiden H�nden. Ein paar Sekunden lang sp�rte Beli nichts au�er dem
Druck der H�nde Gabriels. Dann schossen urpl�tzlich Bilder durch seinen Kopf.
Erinnerungen, Gef�hle, Schmerzen aus mehreren tausend Jahren �berfluteten Belis
Bewusstsein. Er sah den Imperator, einen kleinen Mann in dekadentem Umfeld,
umgeben von großen Kriegern, die unterw�rfig jeden Befehl ausf�hrten.
Er sah Horus, seinen Wahnsinn, sein Gef�hl der Einsamkeit, die Hoffnung einer
Vers�hnung, die doch unm�glich, seinen Tod und den verst�mmelten Imperator,
den sie von dem Schlachtschiff trugen, um ihn darauf an die gewaltige Apparatur
des Goldenen Thrones zu fesseln. All dies sp�rte er nicht als Illusion, er f�hlte
das alles echt war. In dem Moment ließ Gabriel ihn los. Beli strauchelte
und rutschte �ber den glitschigen Boden der H�hle.
"Das war mein Geschenk an dich Beli, es gibt keinen Gott der Maschinen. Keinen
Gott der Menschheit. Keine Notwendigkeit f�r das Opfer so vieler Seelen in seinem
Namen. Es gibt nur eine Notwendigkeit, welche von unglaublicher Wichtigkeit
ist. Das �berleben der Menschheit, und nicht das irgendeines selbsternannten
Gottes. Dem habe ich mich verschrieben. Einst folgte mir ein ganzer Orden, mal
eine Kompanie oder ein taktischer Trupp oder nur ein Individuum wie du, Beli.
Aber f�r mich macht jedes Leben einen Unterschied. Deswegen bin ich hier auf
der Suche nach dir. Schlie� dich mir und meinen Br�dern an!"
"Was f�r Br�...?" er hatte das letzte Wort noch nicht beendet, als sich die
H�hle mit glei�endem Licht f�llte. Als Beli wieder etwas erkennen konnte, war
er umringt von Gestalten, die nur aus Knochen zu bestehen schienen und deren
F��e in ewigem Feuer standen.
"Bist du bereit, deinen G�ttern zu entsagen und dich dem Ziel des �berlebens
der Menschheit unterzuordnen, Beli? Dann folge mir in die Legion der Verdammten."
Beli konnte nicht nicken, so ungl�ubig war er, aber tief in ihm drin machte
sich ein Gef�hl breit und dieses verriet ihm, dass es richtig war. Gabriel nickte
als w�rde auch er es sp�ren. Alle Wesen um ihn herum fassten sich an ihre bleichen
Sch�del und Beli erkannte, dass es sich um Marines handelte, die ihre Helme
abnahmen, unter den Sch�deln kamen Menschenk�pfe zum Vorschein. Einer der Soldaten
reichte Beli die gepanzerte Hand.
"Willkommen Bruder!"
Noch w�hrend sie der Transporterstrahl erfasste, wusste Beli, dass er von nun
an nicht mehr allein sein w�rde.
FORTSETZUNG FOLGT...