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KHERUAKHS KLINGEN

Schweißtropfen rannen über Emersons angespanntes Gesicht, als er mit zusammengekniffenen Augen die letzten Bruchstellen der Sonde verschweißte. ‚Verdammte mittelalterliche Technologie!' dachte er beiläufig. Immer öfter wiesen die antiquierten Übertragungssonden Fehlfunktionen und Sendestörungen auf, die letzten Kurzschlüsse hatten sogar durch eine Rückkopplung einen der auf Anaris so seltenen Astropathen das Leben gekostet. Schöne Bescherung. Und jetzt durfte er alleine hier im Staub- und Gesteinsring von Anaris von einer Sonde zur anderen hopsen und sie allesamt wieder zusammenzuflicken. Er schloss seufzend die Wartungsklappe und warf einen Blick über die Sonde hinweg. Vor ihm, in nicht allzu großer Entfernung, hing Anaris wie ein leuchtend grünblaues Juwel, das in einen schwarzen Samtteppich eingewebt zu sein schien, umgeben vom glitzernden Sternenhimmel wie durch Rohdiamanten. Er war nicht auf Anaris geboren worden, und er konnte es nicht genau erklären, warum er sich hier zu Hause fühlte, aber er war froh dass seine Garnison solches Glück gehabt hatte, hierher verlegt zu werden. Wenn er an diese armen Schweine dachte, die auf solchen Todeswelten wie Savlar, Valhalla oder Catachan hausen mussten, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Wenigstens war dies die letzte Sonde gewesen, und er machte sich auf den Rückweg zu seinem Shuttle, das in ein paar hundert Metern im Raum schwebte. Das Sonnenlicht glitzerte auf seiner Sicherheitsleine, als er sich mit den Beinen von einem kleineren Asteroiden abstieß und auf das Shuttle zuflog. Mit einer Handbewegung aktivierte er das Kommlink und gab die Erfolgsbestätigung an die Kommandozentrale weiter.

"Zentrale, hier Emerson. Ich habe die letzte Sonde erfolgreich repariert und mache mich auf den Rückweg. Das dürfte wieder ein paar Monate halten, es sei denn, sie werden endlich ins imperiale Technikmuseum überstellt und gegen ein paar Stück RICHTIGER Technologie ausgetauscht."

Emerson erwartete die Bestätigung, empfing jedoch nur statisches Rauschen. Eigenartig, dachte er bei sich, das Kommlink war erst vor kurzem aufgerüstet worden, um die metallischen Asteroiden als Störungsquelle zu ignorieren. Er versuchte es noch zweimal, bevor er kopfschüttelnd die Verbindung unterbrach. Na, immerhin würde er in einer halben Stunde zu Hause sein, und dann hatte er endlich Feierabend.

Hundert Meter vor dem Shuttle bemerkte Emerson einen kleinen, verschwommenen Fleck aus den Augenwinkeln, doch bevor er den Kopf diesem Phänomen zuwenden konnte, fegte es an ihm vorbei und zerfetzte die Sicherheitsleine auf halber Höhe. Was zum Teufel war das gewesen? Ein Meteorit? Möglich, dachte Emerson, immerhin regneten fast jede Nacht einige hundert dieser Steinbomben auf die Planetenoberfläche hinab. Weiß der Kuckuck, was vor hunderttausend Jahren mit dem Mond von Anaris passiert war, dass er nun als Ring den Planeten zierte. Mit Müh und Not konnte Emerson den Kurs halten und erwischte mit seinem ausgestreckten rechten Arm gerade noch rechtzeitig eine Verstrebung des Shuttles, bevor er daran vorbeigetrieben und zu einem Bestandteil des Ringes geworden wäre. Nur mit Mühe konnte er sein Herzklopfen unterdrücken. Das war verdammt knapp gewesen! Noch bevor Emerson sich richtig sammeln konnte, flackerte es zu seiner rechten, und Emerson drehte seinen Rücken dem Planeten zu und starrte auf die Erscheinung.

Vor ihm hatte sich in knapp zehn Kilometern Entfernung eine gleißende Lichtscheibe gebildet, aus der nun Blitze in den Raum zuckten. Nach einigen Sekunden konnte Emerson eine Art Strudel erkennen, kurz bevor sich die geisterhafte Erscheinung blitzartig wieder schloss und eine Druckwelle sowie ein tiefes Vibrieren aussendete, das ihn bis ins Mark erschütterte. Mit offenem Mund starrte Emerson auf mehrere kleine Verzerrungen im Raum, er versuchte sich die Augen zu reiben, bemerkte jedoch schnell, dass er einen geschlossenen Helm trug. Innerhalb einer Sekunde flackerten diese Verzerrungen, während sie auf ihn zuschossen, und formten Linien, gezackte Tragflächen ... bis sie sich als fremdartige Fähren enttarnten, die nun jaulend in Diamantformation an Emerson vorbeischossen, in Richtung des Planeten. Eine zweite Welle folgte kurz darauf, als plötzlich ein seltsames Vibrieren Emersons ohnehin schon knapp überforderte Aufmerksamkeit erregte. Er spürte, wie sich trotz seines Schutzanzuges sämtliche Haare an seinem Körper aufrichteten, als ob ihn eine Hochspannungsleitung umgeben würde. Er wandte wiederum den Kopf, als sich ein gewaltiger Fleck in sein Gesichtsfeld schob, wie ein Fettfleck auf einer sauberen Glasscheibe, der den gesamten Horizont ausfüllte. Noch während Emerson auf die Erscheinung starrte, verblasste dieser Fleck und enthüllte einen gewaltigen Kreuzer, der mitten auf Emersons Shuttle zusteuerte. Nie zuvor hatte er diese Formen und Schiffstypen gesehen, ebenso wenig die fremdartigen Runen darauf, aber es war ihm ohnehin egal, er wollte weg von hier. Panisch hebelte er die Kabinenkanzel auf und wollte einsteigen, als er noch einmal aufblickte und den Bug des Kreuzers direkt vor sich sah. Reflexartig riss Emerson die Arme hoch.

Nicht einmal eine leichte Erschütterung war zu spüren, als die Todesklinge ein vor ihr treibendes Shuttle rammte und in eine grelle Explosion hüllte, die sich als schwacher Lichtreflex auf ihrer gepanzerten Oberfläche spiegelte. Mit lautem Surren öffneten sich die Hangartore und entließen eine Schwadron Talon Bomber, gleich einem Schwarm zorniger Hornissen. Kurz danach starteten die beiden großen Landefähren des Schlachtkreuzers, und schlossen sich den vorausfliegenden Angriffsschwärmen an.

In Richtung der Planetenoberfläche.


Arita schmiegte sich in die weichen Seidenkissen, die ein angenehm kühles Gefühl auf ihrer erhitzten Haut hinterließen, und sie ließ sich zu einem herzhaften Gähnen hinreißen. Nicht schon wieder Frühschicht! Schön langsam hatte sie endgültig von diesem einsamen, verlassenen Felsbrocken die Nase gestrichen voll, noch diese Woche würde sie um ihre Versetzung nach Antiga Prime ersuchen. Die dortige Arbeit war zwar noch lähmender als unter diesem sexistischen imperialen Kommandanten Radarsensoren zu überprüfen, aber wenigstens war das dortige Klima eher nach ihrem Geschmack. Ein leises Piepen hatte sie geweckt, und sie schlug reflexartig an die Stelle, an der normalerweise ihr altertümlicher Wecker stehen müsste, aber stattdessen traf ihre zierliche Hand nur kaltes Metall, das einen satten, dumpfen Klang von sich gab. Ungläubig blinzelte Arita ihre Müdigkeit aus den Augen, nur um festzustellen, dass ihr ein warmer Sonnenstrahl über das Gesicht strich, sich über ihr ein endlos blauer Himmel auftat und das Piepen von einem kleinen Vogel stammte, der nun erschrocken über ihren Kopf hinweg in die Deckung einer nahestehenden Baumreihe huschte und von dort aus mit heftigem Gezwitscher seinem Unmut Ausdruck verschaffte.

Für einen kurzen Augenblick war sich Arita verständlicherweise verwirrt, und sie wollte sich eben aufrichten, als sie ein schweres Gewicht an ihrem Hals spürte und das Klirren von Ketten die morgendliche Stille unterbrach. Erst jetzt bemerkte sie, dass sowohl um ihre Handgelenke als auch um ihren Hals Metallringe befestigt waren, untereinander mit einer leichten, aber stabil wirkenden Kette verbunden. Ihr Blick fiel auf einen knappen Lendenschurz um ihre Hüften und ein ebenso knappes Oberteil, das ebenfalls aus Seide gefertigt schien aber mit goldenen Ornamenten verziert war, die in der am Horizont aufgehenden Sonne schimmerten und glühten wie durch ein inneres Feuer, ein Wirbel aus flüssigem Licht. Noch bevor sie begriff, schob sich eine Gestalt zwischen Arita und die Sonne, und sie vernahm eine sanfte, melodiöse Stimme, die ihr seltsamerweise vertraut vorkam.
"Wie ich sehe, hast Du gut genächtigt und bist ausgeruht. Das ist gut so, denn heute steht uns viel bevor."

Arita sah auf und blickte in das verbleibende dunkle Auge Kheruakhs, der mit in der Morgenbrise wallendem Umhang vor ihr stand, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Die Basis ... der Angriff ... die Übernahme ... all das war bereits zwei Wochen her, aber es kam ihr immer noch vor, als sei es erst gestern gewesen. Sie war damals vor Angst versteinert gewesen, nach all den Geschichten, die man über die Eldarpiraten gehört hatte, und was sie mit ihren Gefangenen machten ... und es waren nicht gerade die schönsten Dinge gewesen, an die sie sich erinnern wollte! Aber überraschenderweise hatte sie nicht allzu viel davon mitbekommen. Kurz nachdem sie auf Kheruakhs Flaggschiff, die Todesklinge gebracht worden war, hatte man sie von den anderen Überlebenden getrennt, und zwei Eldarfrauen von ätherischer Grazie und Schönheit hatten sie mitgenommen. Man hatte sie gebadet und eingekleidet, und in einen von den anderen Sektoren des Schiffes abgeschotteten Raum gebracht, wo Kheruakh sie bereits erwartet hatte. Die nächsten zwei Wochen hatte sie jede Nacht wach gelegen und nach eventuellen Schreien ihrer Kameraden gelauscht, aber entweder waren sie bereits alle tot gewesen oder die Folterkammern waren zu tief im Inneren des Schiffes untergebracht, jedenfalls hatte sie nichts von ihren Todesqualen mitbekommen.

"Ich sehe, dass Dir Deine neuen ehernen Preziosen nicht zusagen, aber glaube mir, es ist nur zu Deiner eigenen Sicherheit. Es wird eine holprige Fahrt werden, und wir wollen doch nicht, daß Du unterwegs auf der Strecke bleibst, nicht wahr?"

Arita bemerkte ein lautes Vibrieren hinter sich und wandte sich um. In knapp hundert Metern Entfernung erhoben sich zwei gewaltige Landefähren schwerfällig vom Boden und wandten sich zielstrebig, mit dröhnenden Triebwerken, dem Orbit zu, während rund um sie herum Mannschaften auf wartende Antigravtransporter aufstiegen. Über ihrem Kopf jagte mit heulenden Triebwerken eine Staffel Jetbikes durch den Morgenhimmel, die jedoch nach kurzer Zeit wendeten und in die entgegengesetzte Richtung davonschossen. Erst jetzt bemerkte Arita, dass sie selber wie auch ihr Schlafplatz auf dem Vorderdeck eines großen Antigravpanzers lagen, dessen Besatzungen soeben ihre Positionen einnahmen. Kheruakh beschrieb eine Geste mit seiner Hand, und innerhalb einer Sekunde wurde die Luft vom Lärm aufheulender Antigravmotoren erfüllt, und das tiefe Vibrieren des Antigravpanzers nahm zu, als er langsam an Fahrt aufnahm.

Während die Fahrzeuge in lockerer Formation über grüne Wiesen huschten, spazierte Kheruakh gemütlich zum Bug des Panzers, wo er sich auf ein Knie niederließ und zu einer Person außerhalb Aritas Gesichtsfeld sprach, die Motorengeräusche übertönend.

"Ich hoffe Ihr genießt die Aussicht. Ich dachte mir, dass ihr der Erste sein wollt, der den Untergang dieser Niederlassung mitansehen will, immerhin habt ihr ja nicht einen unwesentlichen Teil dazu beigetragen."

Knapp unterhalb der Bugspitze war eine dürre Gestalt an die Bugkante gekettet, und wenn es nicht außerhalb Aritas Hörweite gewesen wäre, hätte sie die raschelnde Stimme des Mannes erkannt, den Kheruakh auf der Asteroidenbasis gefangengenommen hatte. Zwischen seinem Rücken und der Bugwand befanden sich mehrere scharfe Spitzen, die sich umso weiter in seinen Rücken bohrten, je schneller der Antigravpanzer fuhr. Mehr als ein stöhnendes Röcheln kam jedoch nicht über seine Lippen, als er mit angstverzerrtem Gesicht zum Horizont blickte, an dem bald die Umrisse der imperialen Garnison von Anaris auftauchen würden. Mit einem stummen Gebet an den Imperator bat er um Vergebung und hoffte, dass es bald vorbei sein würde.

Kheruakh erhob sich, als sich längsseits eine Schattenbarke näherte. Er erkannte die persönliche Barke von Le´Yla Khe´Nareq, der Succubi des Hagashînkultes, welcher seiner Kabale unterstellt war. Die Barke näherte sich auf wenige Meter dem superschweren Antigravpanzer, und Le´Yla rief ihre Meldung, die Motoren und den Fahrtwind übertönend, Kheruakh zu.

"Mein Lord, die Chem-Pan-Sey erwarten uns bereits und haben Verteidigungsstellungen bezogen. Ich bitte um Eure Erlaubnis, meine Krieger von der rechten Flanke in den Kampf zu führen".

Kheruakh bestätigte ihren Wunsch mit einem Nicken, und mit einer würdevollen Verbeugung Le´Ylas drehte die Barke scharf nach rechts ab, gefolgt von vier weiteren Barken, als am Horizont die ersten Schemen eines großen Gebäudes erschienen. Kheruakh bedeutete dem Fahrer, den Blade anzuhalten, und langsam verstummte das Dröhnen der Antigravmotoren, als der superschwere Panzer zum Stillstand kam und sich die begleitenden Fahrzeuge um den Blade formierten. Kheruakh wandte sich Arita zu.

"Ich schlage vor, dass Du Dich an einem festen Gegenstand festhältst, denn nun beginnt der Tanz."

Kheruakh deutete auf die Garnison am Horizont, und am Heck des Panzers erhob sich ein großes Doppelgeschütz von seiner Lafette, richtete sich auf das Gebäude aus und bildete knisternd und funkensprühend zwei kleine Kugeln schwarzen Lichts vor den Mündungen, welche rapide anschwollen und die Luft mit einem in den Ohren schmerzenden Kreischen erfüllten, bevor sie sich mit einem betäubenden Donnerschlag von dem Geschütz lösten und auf die Garnison zuflogen, wobei der superschwere Antigravpanzer einen großen Satz rückwärts machte und knapp vor einer Schattenbarke zum Stillstand kam.

Noch bevor die Kugeln in der Garnison einschlugen, beschleunigten die Antigravfahrzeuge rapide auf Höchstgeschwindigkeit und fegten wie die Dämonen Shaitans über die flache Ebene, die sich vor ihnen auftat. Arita sah über den gepanzerten Bug des Blade, wie die Energiekugeln das mehrere Stockwerke hohe Hauptgebäude der Garnison trafen und die gesamte rechte Hälfte verdampften, während schwarze Blitze über den Himmel zuckten. Keine Explosion war zu hören, aber die nachfolgende Druckwelle warf sie flach zu Boden. Kurz bevor die Antigravfahrzeuge die imperialen Verteidigungsstellungen erreichten, spürte Arita, wie sich ihr hüftlanges Haar, das heftig im Wind flatterte, aufrichtete, als sich die Schilde des Blade stabilisierten, und sie hörte Kheruakhs Lachen durch den rauschenden Fahrtwind. An seinem linken Arm schnappten unterarmlange Doppelklingen aus ihren Halterungen, und er machte sich bereit, aus dem Fahrzeug in die Reihen seiner Feinde zu hechten.

Hinter Arita drehte sich der Backbord-Geschützstand, und mit einem Brüllen sendete die Gatling-Schattenlanze einen Hagel tödlicher Strahlen in Richtung der imperialen Verteidigungsstellungen. Während sie mit einer Hand versuchte, sich die Ohren zuzuhalten, und sich mit der anderen verzweifelt an ein Seidenkissen klammerte, zuckten die ersten Laserblitze über den Blade, und Arita verkroch sich in ihre Schlafstatt. Im Bett zu sterben sollte ja angeblich ein schöner Tod sein. Wenn es nicht gerade auf einem Panzer stand ...


Die erste Verteidigungslinie imperialer Soldaten warf sich flach zu Boden, als der Blade und die begleitenden Barken mit ohrenbetäubendem Heulen nur einen halben Meter über dem Boden durch die Stellungen brachen. Ohne innezuhalten stürmten die Fahrzeuge zum inneren Verteidigungsring, während immer heftigeres Laser- und Maschinenkanonenfeuer auf den Blade einhämmerte, doch die Projektile prallten ohne Wirkung am Energiefeld des Panzers ab und jaulten davon, konzentrische Kreise auf dem wabernden Energieschild bildend. Der Pilot des Blade schleuderte den Panzer in eine enge Linkskurve und bremste stark, als von der rechten Seite fünf mit Hagashînrunen verzierte Schattenbarken heranjagten. Arita sah sie nur als verschwommene Schatten, als sie sich krampfhaft an den Metallring klammerte, an den ihre Ketten geschmiedet worden waren.

Den Schwung aus diesem Manöver nutzend sprang Kheruakh nach vor, gleichzeitig mit mehreren undeutlichen Schemen, die sich von den Schattenbarken lösten und in den Reihen der Verteidiger landeten. Ohne innezuhalten, geschweige denn aufzublicken nachdem er gelandet war, kreuzte er die Arme vor der Brust und riss sie in einer raschen Bewegung auseinander. Zwei Soldaten die sich vor ihm aufgerappelt hatten schrieen auf, als die Monomolekularklingen ohne große Mühe durch ihre Armaplastwesten schnitten und sie mit klaffenden Wunden auf der Brust zu Boden gingen. Ein jäher Feuerball tauchte die Szenerie in gleißendes Licht, als die Laserkanone einer Geschützstellung eine Schattenbarke frontal traf und sie auseinander riss, während die Besatzung von der Barke in Sicherheit hechtete. Die Laserkanone eines anrückenden Sentinels traf den Fahrer einer Hagashînbarke, woraufhin diese sofort zu trudeln begann und knapp hinter Kheruakh an einem gemauerten Verteidigungswall zerschellte. Eine Flammenwand züngelte hinter ihm in den Himmel, als sich Kheruakh langsam vom Boden erhob, einem Dämon aus der tiefsten Hölle gleich.

Der Sentinel drehte seinen Turm in Richtung des Dracons, und mit einem schrillen Kreischen lud sich die Laserkanone erneut auf, als die Jetbikes wie eine Sense durch die imperialen Linien fuhren. Schneller als das Auge erblicken konnte fegten sie über das Schlachtfeld, wobei einer der Fahrer einen kleinen metallischen Gegenstand gegen den Sentinel warf, welcher sofort an der gepanzerter Aussenhülle des Kampläufers haften blieb. Noch bevor der Pilot den Auslöser der Laserkanone betätigen konnte, leuchtete der Metallgegenstand grell auf und blauweiße Blitze zuckten über die Fahrerkanzel und die Kanone, während sich ohrenbetäubende elektrische Entladungen mit dem Schrei des Piloten vermischten. Innerhalb einer Sekunde war vom Piloten nur noch ein geschwärztes Skelett übrig, das nun zu Asche zerfiel, als die Impulsmine mit dem letzten Energiestoß den Energiespeicher des Sentinels überlud und die Kriegsmaschine in einem schillernden Funkenregen explodierte.

Unbeeindruckt überblickte Kheruakh die Szenerie, indem er einen raschen Blick um sich warf. Seine Krieger befanden sich bereits im Nahkampf mit den Chem-Pan-Sey, wobei die Hagashîn besonderen Gefallen daran zu finden schienen. Einem anmutigen Tanz gleich bewegten sie sich zwischen ihren Gegnern, wobei sie geschickt ihren plumpen Abwehrschlägen auswichen. Mit jedem Angriff nur eine oberflächliche Wunde zufügend, tänzelten die Hagashîn um ihre Gegner, wobei sie sie langsam aber sicher Stück für Stück auseinanderschnitten. Einzelne abgetrennte Gliedmaßen fielen zu Boden, lange bevor die Hagashîn zum Todesstoß ansetzten. Kheruakh war beeindruckt von dieser spielerischen Professionalität, und es wunderte ihn nicht mehr, weshalb sein Lord die Succubi der Hagashîn, Le´Yla Khe´Nareq, in den Stand einer Dracite erhoben hatte und sie nun ermächtigt war, die Farben der Kabale zu tragen anstelle der schwarzen Rüstungen, welche bei ihrem Kult üblich waren.

Noch bevor Kheruakh den Gedanken zu Ende bringen konnte, stürmte aus einem Bunker etwa zwanzig Meter vor ihm ein Trupp Soldaten, unablässig mit ihren Lasergewehren feuernd. Hinter ihnen erschien eine großgewachsene Gestalt im Bunkereingang, mit langem wallenden Umhang und hoher Schirmmütze, welche der imperiale Doppeladler zierte. Das sah eindeutig nach der herrschenden Kaste aus. Einen Schrei in seiner gutturalen Sprache ausstoßend deutete die Gestalt mit knisterndem Energieschwert auf Kheruakh, und stürmte gleichzeitig los, wobei die Boltpistole donnernd einen Kugelhagel gegen Kheruakh warf. Kleine Wellen bildeten sich an den Stellen, wo die Kugeln auf das Schattenfeld des Dracon trafen, welches in seinen prunkvollen Gürtel eingearbeitet war. Eine Schattenbarke fegte hinter Kheruakh vorbei und die Krieger auf ihrer Ladefläche spieen einen Hagel aus diamantscharfen Kristallsplittern ihrer Splitterkatapulte und -kanonen in den Trupp. Die Splitter fetzten durch Armaplastwesten, Haut und Knochen, und drei Viertel der Soldaten gingen schreiend und mit zerfetzten Gliedmaßen zu Boden, während die Gestalt in ihrem schwarzen Umhang unbeeindruckt auf Kheruakh zuschritt, unablässig mit der Boltpistole feuernd.

Ein würdiger Gegner.


Die Schattenbarke kam innerhalb eines Herzschlages zum Stehen, und die Krieger hechteten von der Ladefläche in die Soldaten, und rissen diese zu Boden, dem ungleichen Nahkampf mit ihren Klingen ein Ende bereitend. Kheruakh betrachtete sein Gegenüber und deaktivierte sein Schattenfeld. Dieser Gegner hatte einen wirklichen Kampf verdient. Die Gestalt warf die leergeschossene Boltpistole zur Seite und packte das Energieschwert mit beiden Händen. Funken sprühten, als die Schneide des Schwerts auf die Unterarmklingen Kheruakhs traf, und die Wucht des Aufpralls ließ die beiden Kämpfer auseinander taumeln. Die Gestalt schrie erneut in ihrer seltsam anmutenden Sprache und warf sich gegen Kheruakh. Die Klingen kreuzten sich, und eine der Unterarmklingen zerbrach in hunderte kleine Splitter, als das Schwert erneut auf Kheruakh herniederfuhr. Seinem Gegner ausweichend tauchte Kheruakh unter dem nächsten Schlag weg, rollte sich ab und kam hinter dem Feind wieder auf die Beine. Ohne sich umzublicken stieß er mit seinem linken Arm nach hinten und spürte den vertrauten Widerstand seiner Unterarmklingen, die sich durch einen Körper bohrten. Der darauf folgende Schmerzensschrei steigerte sich zu einem schrillen Kreischen, als Kheruakh sich erhob und mit seinem linken Arm den darauf gespießten Körper von den Füßen riss. So liess er seinen Gegner eine Sekunde hängen, während er sich erneut umsah.

Überall auf dem Schlachtfeld schienen seine Krieger die Überhand gewonnen zu haben, denn viele der imperialen Soldaten hatten ihre Waffen weggeworfen und rannten um ihr Leben, seine Krieger dicht auf den Fersen. Das Energieschwert fiel seinem Gegner aus der Hand, und ließ den immer noch lebenden Körper von seiner Klinge gleiten. Mit einer Handbewegung fuhr die verbleibende Klinge in ihre Halterungen zurück, und Kheruakh zog sein altes Ritualmesser, das ihm all die Jahre gut gedient hatte. Er kniete sich über seinen gefallenen Gegner, packte ihn mit seiner Linken an der Kehle und positionierte seine Ritualklinge direkt über dem Kehlkopf, als plötzlich die freie rechte Hand der Gestalt hervorzuckte und mit einem Kampfmesser Kheruakhs Klinge abzuwehren versuchte.

Der Hass und die Verzweiflung des Chem-Pan-Seys standen ihm ins Gesicht geschrieben, als er sah, wie sich die Klinge nun langsam Zentimeter für Zentimeter seiner Kehle näherte. Kleine Funken sprühten von den Waffen, als die Monomolekularklinge ohne große Mühe durch das gehärtete Messer des Imperialen zu schneiden begann. Kheruakh hielt inne, ein Gedanke durchzuckte ihn. Sein Cyberauge richtete sich auf den Gegner unter ihm. Dieselbe Situation, die er vor vielen Jahren erlebt hatte. Der verfluchte Exarch dieser hoffnungslosen Narren des Weltenschiffs hatte ihm damals in dieser Lage sein linkes Auge genommen, und es war nur den arkanen Künsten Amaqars, des Haemonculus, zu verdanken, daß Kheruakh heute über diesem Feind knien konnte. Er hatte den Exarchen damals quälend langsam getötet, und er hatte es genossen. Oh ja, er hatte es genossen. Er hatte deutlich das Schreien der zur ewigen Folter verdammten Seele vernommen, als sie aus dem Körper des Eldars entwichen war. Kheruakh schüttelte den Gedanken ab und versuchte, in der schmutzigen Sprache des Feindes zu sprechen.

"Ihr habt einen seltsamen Namen für uns gewählt: Seelenräuber! Seelenfresser! Wie ich hörte, verspeist euer hochgelobter Imperator ebenfalls Seelen ... auch soll er mit unendlichem Schmerz gesegnet sein, beneidenswert ... wenn wir uns offensichtlich so ähnlich sind, ist es da nicht einerlei, ob Ihr Ihm dient oder uns?"

Die Antwort seines Gegners bestand nur aus einem undeutlichen Krächzen, als Kheruakh dessen Kehle fester zudrückte und mit fast berechneter Langsamkeit die Spitze seiner Klinge durch den Kehlkopf des Imperialen drückte. Der Körper des Feindes bäumte sich auf und zuckte unkontrolliert, und nach sekundenlangem Todeskampf sackte er in sich zusammen. Während Kheruakh über dem reglosen Körper kniete , wurde er durch ein lautes Fauchen aus seinen Gedanken gerissen, und die Krieger die den Eskorttrupp seines Gegners getötet hatten, verschwanden in einer Flammenwand. Die Todesschreie verstummten schnell, als ein zweiter Flammenstoß in das Inferno fuhr, und Kheruakh bemerkte eine schwarze, massige Gestalt, die auf dem Dach des Bunkers erschien. Kheruakh konnte das Gesicht nicht sehen, dessen untere Hälfte hinter einer silbernen Atemmaske verborgen war, er sah nur das Funkeln in den dunklen Augen. Lange, schwarze Haare flatterten im Wind der Feuerhitze, und das hydraulische Surren einer Servorüstung übertönte das Knistern des Feuers, während eine weibliche Stimme seltsame Worte rezitierte.

"Contemno xenos, caedo xenos, defaeco xenos."

Noch bevor die Gestalt den Flammenwerfer auf ihn richten konnte, schnappten die Unterarmklingen erneut aus Kheruakhs Halterungen, und er sprang.

Ohne Mühe drang die feine Injektionsnadel, die auf der Innenseite von Kheruakhs rechter Armschiene eingesetzt war, in die makellose Haut ein und injizierte eine winzige Menge der Kampfdroge in den Blutkreislauf des Dracons. Er mochte Kampfdrogen nicht, ganz und gar nicht, man lief dauernd Gefahr die Kontrolle über den Körper zu verlieren, von bleibenden Schäden ganz zu schweigen, aber in extremen Situationen, wie diese zweifellos eine davon war, gab es keinen anderen Ausweg. Jetzt musste er bleibende Schäden riskieren, sonst würde es später nichts mehr geben das Schäden aufweisen könnte.

Die Droge fegte wie ein Flammensturm durch seine Adern, und im Bruchteil einer Sekunde verlangsamte sich die Welt um ihn rapide. Er bewegte sich mit einer Schnelligkeit, die seinen fragilen Körper Lügen strafte, doch für ihn war es als würde sich das Universum im Zeitlupentempo weiterdrehen. Er sah deutlich, wie sich der Zeigefinger des weiblichen Wesens um den Abzug des Flammenwerfers krümmte und die kleine bläuliche Flamme, welche das Promethium des Flammenwerfers entzünden sollte, mit einem leisen Fauchen erwachte. Als der erste Flammenstoß aus der Mündung brüllte und das üppige Gras an der Stelle versengte, an der er noch vor wenigen Sekundenbruchteilen gestanden hatte, war er bereits über ihr.

Die Unterarmklingen glitten in einem Funkenregen von der schwarzen Servorüstung ab, als die Chem-Pan-Sey die Situation erkannte und den Flammenwerfer herumriss, doch nicht schnell genug. Der zweite Treffer riss ihr den Flammenwerfer aus den Händen, und mit einem festen Schlag seiner freien Hand traf er die Frau ins Gesicht, die, von der Wucht des Schlags und des Aufpralls überrascht, stolperte und bäuchlings auf einigen Plastikkanistern landete. Als sie sich blitzartig umwandte starrte sie nur auf zwei lange Klingen, die leicht über ihre Kehle ritzten, und ein kleines Blutrinnsal begann, ihren Hals hinunterzufließen.

"Ein hitziges Gemüt für eine Frau von derartiger Schönheit," sprach eine melodiöse Stimme, und sie hob den Kopf um mit hasserfüllten Augen ins Gesicht des Lords zu blicken.

"Ich hatte gedacht, dass Chem-Pan-Sey-Weibchen keine Krieger sind, aber ich habe mich wahrscheinlich getäuscht, immerhin zeigst Du ja wenigstens etwas Geschick im Nahkampf," schloss er mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme und erhob sich. Noch bevor er aufgestanden war, zuckte die Hand der Frau zu ihrem Bein und riss ein langes Messer aus seiner Scheide, welches zielstrebig auf seinen Hals zufuhr. Sie schrie vor Schmerz auf, als zwei lange Klingen sich durch ihre Rüstung und durch den Unterarm bohrten und sie vor Schmerz fast das Messer fallen ließ. Mit einer unmenschlich flinken Reaktion wand ihr dieser Alienabschaum das Messer aus der Hand und richtete erneut seine Stimme an sie.

"Was sagt man dazu? Ich täusche mich schon wieder!"

Mit einem bösartigen Lächeln nahm er das Messer in seine rechte Hand und rammte es der Frau durch die Schulter, worauf sie vor Schmerz aufschrie. Die Klinge fuhr durch den mit einer stilisierten Lilie verzierten Schulterpanzer und die Schulterknochen und nagelte sie an die schweren Plastikkanister auf denen sie lag. Trotz der Schmerzen lächelte sie, denn drei weitere ihrer Schwestern erreichten den Bunkerkamm und stürmten mit donnernden Boltern auf den außerirdischen Abschaum zu. Kleine Wellen bildeten sich auf etwas, das wie ein tragbarer Energieschild aussah, und seelenruhig hob die Kreatur den Flammenwerfer vom Boden auf. Verzweifelt und mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte die Frau, sich von dem Messer loszumachen, aber es war zu tief in die Kanister eingedrungen.

"Dies dürfte interessant werden, denn bis jetzt ist mir nur bekannt wie diese Waffe auf andere, robustere Völker wirkt, nicht, wie es bei Deinesgleichen aussieht."

Ein Brüllen übertönte den abflauenden Kampfeslärm, und aus der Mündung des Flammenwerfers schoss ein weißglühender Strahl brennenden Promethiums in die drei vorstürmenden Gestalten. Nach ein paar Sekunden beendete Kheruakh den Flammenstoß und betrachtete die Szenerie. Die Gestalten vor ihm standen noch auf den Beinen, ihre schwarzen Servorüstungen makellos, jedoch hatten die Flammen die unbehelmten Köpfe erfasst, und das brennende schwarze Haar qualmte wie feuchtes Astwerk auf einem Lagerfeuer. Die schrillen Schreie der Schwestern vermischten sich mit dem Gestank brennender Haare, und die Sekunden schienen sich wie Stunden in die Länge zu ziehen, bis sie, ihre geschwärzten Gesichter umklammernd, zu Boden sanken, einige Male unkontrolliert zuckten und dann still lagen. Kheruakh warf den Flammenwerfer beiseite, als Motorenlärm lauter wurde und er in einiger Entfernung einen schwarzen Panzer auf sich zurollen sah, an dessen Turm ebenfalls ein Flammenwerfer befestigt zu sein schien, nur schien dies eine erheblich größere Version zu sein. Kheruakh wandte sich um und bedeutete dem Fahrer des Blade, sich in Bewegung zu setzten, welcher unverzüglich die Triebwerke aufheulen ließ.

Mit einem markerschütternden Vibrieren drehte sich der Antigravpanzer auf das fremde Fahrzeug zu und beschleunigte rapide. Als er an Kheruakh vorbeirauschte, konnte dieser noch den verzweifelten Aufschrei des an den Bug geketteten Gefangenen hören, kurz bevor der Blade mit der Wucht einer Dampframme in das gegnerische Fahrzeug krachte. Der Flammenwerfer hatte noch einen raschen Feuerstoß abgegeben, aber der Schild des Antigravpanzers war undurchdringlich, und die Flammen züngelten wie um eine unsichtbare Halbkugel. Der Rammsporn am vorderen Ende des Blades traf in die Frontpanzerung des Fahrzeugs und riss es buchstäblich von den Ketten. Das Fahrzeug hing für eine Sekunde in der Luft und krachte ohrenbetäubend zu Boden, bevor es in einem massiven Feuerball in sämtliche Einzelteile zerlegt wurde und der Blade in einer weiten Rechtskurve zu Kheruakh zurückkehrte.

"Ein glücklicher Zufall! Ich war nämlich bereits auf der Suche nach einer passenden Gespielin für meine Gefährtin, sie dürfte sich mit der Zeit doch etwas alleine fühlen."

Kheruakh erhielt keine Antwort, statt dessen spuckte die am Boden liegende Frau ihm ins Gesicht. Sein Blick und seine Stimme wurden abwesend.

"Keine Sorge, Amaqar weiß genau, wie mit Hitzköpfen zu verfahren ist, und glaub mir, danach wirst Du Dich viel besser fühlen."

Ein Brausen wie von Flügeln erfüllte die Luft, und knapp über ihren Köpfen jagten verschwommene Gestalten durch den Himmel, die sich einen Luftkampf mit einigen weiblichen Chem-Pan-Sey lieferten, die hinter der Bastion aufgetaucht waren und mit ihren Sprungmodulen weiße Kondensstreifen in den morgendlichen Himmel zeichneten. Noch bevor sie vorbei waren, landete eine der behelmten Gestalten neben Kheruakh und sank ehrfürchtig auf ein Knie nieder, wobei sie die ledrigen Schwingen einem Mantel gleich eng an den Körper legte.

"Mein Lord, die Bastion ist unser, und es ist nur eine Frage der Zeit bis wir ihren Anführer in unserer Gewalt haben."

"Ausgezeichnet," antwortete Kheruakh sichtlich zufrieden. "Benachrichtigt mich sobald er zu Verhandlungen bereit ist."

Mit einem Wink entlies Kheruakh die grässliche geflügelte Gestalt, die sich mit weit ausholenden Schwingen erneut in den Himmel schwang und sich dem vorausfliegenden Schwarm anschloss. Oh ja, die Verhandlungen. Er liebte einseitige Verhandlungen. Vor allem, wenn er nach all diesen Strapazen endlich das erhielt, für das er all die Mühen auf sich genommen hatte.


Mit einem lauten Poltern knallte der imperiale Kommandant rücklings gegen die Wand. Sein Blick verriet Verwirrung und Verständnislosigkeit, und sein Mund öffnete und schloss sich mehrmals, ohne dass ein Laut zu hören war. Er fühlte wie seine Knie weich wurden und unkontrolliert schlotterten, während sich auf seiner Hose ein großer nasser Fleck ausbreitete. Er erwartete, zu Boden zu fallen, aber zu seiner Überraschung blieb er wie angewurzelt stehen, an die hölzerne Rückwand des Kommandostandes gelehnt.

Die gezackte Klinge, die ihn durch sein rechtes Auge an die Wand genagelt hatte, trug ihren Teil dazu bei.

"Ich danke Ihnen für Ihre Kooperation. Wie versprochen belohne ich alle, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen".

Ein schelmisches Lächeln glitt über Kheruakhs glattes, sanftmütig wirkendes Gesicht, als er sich von der nun reglosen Gestalt abwandte. Er schritt auf den großen Kartentisch zu, auf dem jemand hektisch Landkarten verschiedener Regionen des Planeten verstreut und mit leuchtend roten Notizen versehen hatte. Kheruakh beugte sich über die Karte, welche den großen Kontinent darstellte, auf dem sich die imperiale Basis befand. Etwa zweihundert Meilen von hier, in den östlichen Ausläufern des Großen Gebirges, war auf der Karte ein roter Kreis aufgezeichnet worden. Nach einer kurzen Denkpause nahm Kheruakh die Karte auf und rollte sie zusammen, während er nach draußen in die zunehmende Mittagshitze trat. Seine Krieger hatten gute Arbeit geleistet, sämtliche Gefangene lagen bereits in Ketten und wurden auf Schattenbarken verladen, welche wiederum auf die Rückkehr der im Orbit befindlichen Landungsschiffe warteten. Kheruakh beschrieb eine Geste mit seiner Hand, während er dem lauten Zirpen der Zikaden lauschte, welche nun in der flimmernden Hitze versuchten, sich gegenseitig zu übertönen. Der Fahrer des Blade ließ die Antigravmotoren warmlaufen, während ein Inccubus des Gefolges dem Wink folgte und vor Kheruakh auf ein Knie sank.

"Sammle Deinesgleichen um Dich und nehmt euch eine Barke. Es sieht so aus, als würden unsere Mühen nun endlich belohnt werden."

Wortlos, wie es bei den Inccubi Brauch war, erhob sich die maskierte Gestalt und schritt zurück zu ihren Begleitern. Oh ja, es war nur noch ein kleiner Schritt. Und Li´Ath A´Nakath, seine Herrin, würde alles in die Wege leiten.

Arita beugte sich über die reglose Gestalt einer schwarzhaarigen Frau, die neben ihr auf den Panzer geworfen worden war. Ihre Haut war von frischen Wunden übersäht, und manche schienen mit einer seltsam schimmernden Flüssigkeit benetzt worden zu sein. Arita tauchte ein Seidentuch in ihr Wassergefäß und legte den kühlen Stoff auf die fiebrige Stirn der Frau. Während Arita mit Staunen Datenbuchsen und Verbindungsstecker in der Haut der Frau bemerkte, schlug diese plötzlich die Augen auf. Noch bevor Arita etwas sagen konnte, schlossen sich plötzlich zwei kräftige Hände um ihren Hals, und die Frau verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen, während in ihrer Stimme unüberhörbarer Hass und Abscheu mittönten.

"Ketzerin! Häretikerin!! Schoßtier!!! Der Imperator möge Dich für Deine Sünden strafen, er möge..."

Ihre Worte wurden von einem Zischen übertönt, als sich aus einem kleinen Mechanismus an ihrem Hals eine feine Nadel in eine zorngeschwollene Ader senkte und eine grünliche Flüssigkeit injizierte. Nach einer Sekunde brach die Frau in sich zusammen und ließ Arita los, welche japsend nach Luft schnappte. Ein Schatten senkte sich über sie.

"Etwas hitzköpfig, wie ich bereits anmerkte," ließ Kheruakh seufzend seinen Gedanken freien Lauf, "aber das wird sich bald ändern. Spätestens wenn ich sie in unsere Heimat gebracht habe wird sie ihr wahres Glück erkennen. Aber noch ist es nicht soweit. Noch gibt es etwas zu tun."

Arita fühlte, wie ihr sanfter Wind über das Gesicht strich und rasch an Stärke zunahm. Sie hatte nicht bemerkt, dass der Antigravpanzer an Fahrt zugenommen hatte und nun auf einen weiten, türkisfarbenen See zuflog. Flankiert von einer Barke mit seltsamen, weißmaskierten Kriegern, die in ihren gepanzerten Händen funkelnde Zweihandäxte trugen, einer weiteren Barke mit leicht bekleideten Nahkämpfern, die Arita schon während des Sturmangriffes gesehen hatte, und zwei massiv wirkenden Waffenplattformen, die zwar wie Barken aussahen aber vor schweren Waffen nur so starrten, jaulte der Blade knapp über der Wasseroberfläche dahin und zog eine keilförmige Welle hinter sich her, während er mit seiner Eskorte auf die im Dunst der Mittagshitze flimmernden Gipfel des Großen Gebirges zuraste.


Eine perfekte Delta-Formation trotz des heftigen Fallwindes beibehaltend fegten die Antigravfahrzeuge über den mit hellbraunem Schilf bewachsenen Uferstreifen, wobei die Schilfrohre durch den Fahrtwind heftig auseinandergerissen wurden und kleine, sumpfbewohnende Nagetiere mit angelegten Ohren aus ihren Verstecken in Sicherheit flüchteten. Den Uferstreifen rasch hinter sich lassend, rasten die fünf Gleiter über eine mit saftigem Gras bewachsene, hügelige Ebene, wobei der Untergrund nach einiger Zeit dem kargen Braungrau eines Alpenvorlandes wich je näher sie dem Großen Gebirge rückten.

Knapp eine Stunde nachdem sie von der imperialen Basis aufgebrochen waren, erreichte die kleine Kampfgruppe die östlichen Ausläufer des Gebirges. Der Blade und seine Begleiteskorte verlangsamten ihre Fahrt, und Kheruakh betrachtete gedankenversunken ein kleines Display in seiner Armschiene, welches die derzeitigen Koordinaten mit denen der imperialen Karte verglich. Nach einer weiteren Viertelstunde hatten sie schlussendlich ihr Ziel erreicht. Am Fuße einer hohen Felswand, welche knapp dreihundert Meter über der Ebene in den Himmel ragte, war ein großes Relief in den soliden Granit gebrannt worden. Kheruakh war kein Experte, aber nach kurzem Blick konnte er zweifellos erkennen, dass diese Zeichnungen zu einer Zeit gefertigt worden waren, als die Chem-Pan-Sey noch als einzelliges Grünzeug unter Felsen am Meeresgrund dahinvegetierten und das Volk der Eldar die Sterne beherrschte. Kurze Zeit später fand er auch, was er gesucht hatte. Die Zeichen seines Volkes, eine abgeänderte Version der Eldarrune Atherakhia - "Zerstörung".


Es ist schwer zu sagen, ob Eldarpiraten einen Gesichtsausdruck für Aufregung und Überwältigung kennen, aber wenn dem so ist, dann war er auf Kheruakhs makellosem Gesicht zu sehen. Nachdem er seinen Platz auf dem superschweren Antigravpanzer wieder eingenommen hatte, bedeutete er der Eskorte, in einiger Entfernung zu warten, und gab seinem Bordschützen den Feuerbefehl.

Das große doppelläufige Geschütz des Blade erhob sich erneut von seiner Lafette und richtete sich auf die große Rune, welche bei genauerer Betrachtung eine gewisse Unbehaglichkeit hervorrief, ein ungewisses Grauen, das an der Seele nagte und nach einiger Zeit die schlimmsten Ängste hervorbringen könnte. Mit einem schrillen Kreischen fegten zwei schwarze Energiebälle aus den Mündungen und fetzten in die Felswand, welche unter dem Einschlag einbrach und mit einem ohrenbetäubenden Donnern in sich zusammenstürzte. Die Luft erfüllte sich mit Steinstaub und umherfliegenden Gesteinsbrocken, die Insassen des Blade blieben jedoch unversehrt, da die kleinen Geschosse harmlos an den Energieschilden des Panzers abprallten. Nachdem sich der Staub gelegt hatte, gähnte ein schwarzes Loch mit etwa zwanzig Metern Durchmesser in der Wand, einem gewaltigen Schlund ähnlich. Mit einem zufriedenen Lächeln schwang sich Kheruakh von der Oberseite des Panzers, jedoch nicht, ohne vorher Aritas Fesseln gelöst zu haben.

"Ich lade dich ein, einem der wertvollsten Momente, den mein Volk seit langer Zeit erleben darf, beizuwohnen!" sprach Kheruakh mit einem fast schon wahnsinnigen Funkeln in den Augen, als er wie hypnotisiert auf den Höhleneingang zuging. Die Begleitfahrzeuge hatten sich inzwischen wieder genähert, und die weißmaskierte Leibgarde des Lords sprang lautlos von ihrem Antigravtransporter und positionierte sich zu seinen Flanken, die Umgebung mit wachsamen Augen beobachtend. Als die Gruppe in das Dunkel trat war mit einem Schlag sämtliches Umgebungslicht verschwunden, nur die knisternden Zweihandäxte, die Vollstrecker der Leibgarde, warfen ein blauweißes, flackerndes Zwielicht auf die glatten und mit Eldarrunen übersäten Steinwände des Ganges, welcher sich vor ihnen auftat und nach einiger Zeit ein leichtes Gefälle aufwies. Nachdem die Gruppe etwa eine Viertelstunde durch den Gang vorgestoßen war, erreichte sie eine weite Kammer, die sich etwa zehn Meter in jede Richtung erstreckte. Am anderen Ende der Kammer befand sich ein mit glühenden Runen übersätes Portal, welche in dem schwachen Zwielicht wie Elmsfeuer pulsierten und die Luft der Kammer mit schwacher Energie erfüllten, welche die Haut zum Kribbeln brachte.

Das Unnatürlichste war jedoch, dass in dieser Kammer wortwörtlich Grabesstille herrschte. Keine normale Stille, in der von ferne Wasser plätschert, Fledermäuse flattern oder leise Geräusche von außen einen gewissen Hintergrundlärm erzeugen. In dieser Stille konnte Arita das Blut durch ihre Adern fließen hören, und jeder Herzschlag hallte von den Wänden wie der Donner eines entfernten Gewitters. Verständlicherweise war sie einem Herzstillstand nahe, als der Kommunikator in Kheruakhs Armschiene mit einem lauten Summen zum Leben erwachte, und die verzerrte Stimme eines Kriegers Meldung machte.

"Mein Lord, soeben ist ein einzelnes Schiff der Chem-Pan-Sey in das System gesprungen, knapp außerhalb des Orbits. Ein gefangener Chem-Pan-Sey hat das Schiff als Landungsschiff der Thunderhawk-Klasse identifiziert, mit Kurs auf die Planetenoberfläche. Es weist außerdem ungewöhnlich hohe Energiewerte für ein Schiff dieser Größe auf."

"Geht kein Risiko ein. Zerstört das Schiff und seine Besatzung. Falls jemand überleben sollte wisst Ihr, wie Ihr zu verfahren habt."

Mit einer Handbewegung deaktivierte Kheruakh den Kommunikator und bewegte sich auf das Portal zu. Er hatte kaum die Hälfte des Weges zurückgelegt, als ein blendendes Licht die Kammer erfüllte, hell wie die Mittagssonne, welches jeden Schatten verbannte. Gleichzeitig betäubte ein schmerzendes schrilles Kreischen jegliche Hörempfindung, und hinterließ ein dezentes Klingeln in den Ohren. Als die Dunkelheit langsam wieder zurückkehrte, versperrten zehn schwarze Schatten den Weg, gepanzerte Gestalten, deren mechanisches Surren in dieser Stille wie ein Schwarm todbringender Hornissen widerhallte. Kheruakhs mechanisches Auge erkannte Servorüstungen der Chem-Pan-Sey, welche auf der linken Schulter das Symbol eines stilisierten Buchstaben " I " mit darüberliegendem Totenkopf trugen, welches im flackernden Licht silbrig glänzte, während die rechten Schulterpanzer mit verschiedensten Farben und Symbolen verziert waren. Behelmte Köpfe wie auch unbehelmte, teilweise mit zottigem roten Haar und im Licht funkelnden Reißzähnen starrten grimmig auf den Lord und seine Garde, und wie ein Mann hoben sie ihre Waffen.

Das Donnern von Boltern und schweren Boltern hallte mit unglaublicher Intensität von den geschliffenen Steinwänden wider und erschütterte die Anwesenden bis ins Mark. Genau wie die Höllenfeuer-Boltgeschosse, die auf Panzerungen aufschlugen und in ein brennendes Inferno ausbrachen, abgesehen von denen, welche die schwere Plattenrüstungen der Inccubi durchschlugen und zwei der Elitekrieger zu Boden schickten. Mit einem hasserfüllten Aufschrei warf sich Kheruakh gegen seine Feinde, wobei wiederum das arkane Gerät in Kheruakhs Armschiene eine kleine Menge der Kampfdroge injizierte. Die Inccubi stürmten mit eisernem Schweigen auf die dunklen Gestalten zu und hoben ihre knisternden Vollstrecker über ihre behelmten Köpfe, während die Skorpionähnlichen Stacheln ihrer Tormentorhelme funkelnde Kristallsplitter auf ihre Feinde warfen, welche jedoch zumeist von der schweren Servorüstung abprallten, außer bei einem der barbarischen rothaarigen Wilden, welcher mit von Kristallsplittern gespickten Gesicht zu Boden ging. Innerhalb einer Sekunde wurde das Bolterfeuer von hektischen Nahkampfgeräuschen übertönt, welcher nun zwischen den Anwesenden entflammte.

Mit weit ausholenden Schwüngen brachen die Inccubi in die geschlossene Formation der Chem-Pan-Sey ein und hackten drei der Krieger nieder, wobei sich gleißende Energieblitze ihrer Vollstrecker über die Servorüstungen ausbreiteten und das Ceramit an den klaffenden Verwundungen schmolzen. Die flammende Energieaxt eines der Barbaren schwang aus dem Dunkel auf Kheruakh zu, welcher jedoch, gewarnt durch seine Kampfdrogen, unter dem Schlag hindurchtauchte, der kurz darauf einen Inccubi seiner Garde enthauptete. Die Nahkampfklinge bis zum Unterarm in seinem Gegenüber versenkend warf Kheruakh den Barbaren zu Boden und hieb noch zweimal zu, bevor er sich seinem nächsten Gegner zuwandte. Ein Kettenschwert kreischte an seinem Kopf vorbei und fraß sich funkensprühend durch die Plattenrüstungen zweier Inccubi, bevor diese mit reflexartigen Bewegungen ihren Feind mit den Vollstreckern in zwei Hälften spalteten.

In diesem wüsten Handgemenge aus kreischenden Schwertern, knisternden Vollstreckern und brüllenden Kampfschreien der Chem-Pan-Sey fielen drei weitere Elitekrieger Kheruakhs. Die verbleibenden Inccubi bewegten sich wie in einem tödlichen, komplexen Tanz, und fällten mit singenden Schlägen zwei der dunklen Krieger, wobei ihr typisches Schweigen fast noch beleidigender wirkte als ein Schlachtruf. Kheruakhs Klinge prallte an einem Schulterpanzer ab und hinterließ eine tiefe Furche im Ceramit, nur um kurz danach durch den ungeschützten Kopf eines Chem-Pan-Sey zu fahren. Sich in der Unterzahl wiederfindend rissen die dunklen Gestalten erneut ihre Waffen in die Höhe, welche jedoch von geschickten Schlägen der Energiewaffen in einen nutzlosen Haufen glühenden Metalls verwandelt wurden.

Mit unmenschlicher Geschwindigkeit raste Kheruakh auf die beiden verbleibenden Gestalten zu und warf sie mit Schlägen, welche seine schmale und kraftlos wirkende Gestalt Lügen straften, rücklings zu Boden. Im nächsten Sekundenbruchteil fühlten die beiden Chem-Pan-Sey einen feurigen Schmerz in der Bauchgegend, als die Energieklinge durch die beiden Teleport-Transmitter fuhr, welche zischend und funkensprühend ihren Geist aufgaben. Schnell wurden die beiden letzten Feinde von den Inccubi umringt, welche Kheruakh nur mit Mühe davon abhalten konnte, ihre Gegner zu töten.

"Genug! Sie haben tapfer gekämpft, und dafür sollen sie entlohnt werden. Bringt sie zu den anderen Gefangenen."

Wie aus dem Nichts erschienen nach einer Weile einige Krieger und schleppten die verwundeten und bewegungsunfähigen Chem-Pan-Seys aus der Kammer. Die Seelen der verstorbenen waren schon längst entwichen, und Kheruakh betrachtete kurz die am Boden liegenden Körper der Gefallenen, bevor er sich erneut dem Portal zuwandte. In der Mitte des Tores war ein großer, ovaler Edelstein eingebettet, welcher mit einem geheimnisvollen, inneren Licht zu glühen schien. Rechts und links davon befanden sich zwei kleine Aussparungen, welche die Form von Händen hatten. Kheruakh beugte sich einen Moment über die Inschriften des Portals und legte dann ohne zu zögern seine Hände in die beiden Öffnungen.

Die Stille der Kammer wurde langsam von einem leisen Summen übertönt, welches jedoch schnell an Intensität zunahm. Bald vibrierte der gesamte Raum, und es wurde klar, dass dieses Vibrieren vom Portal selber stammte. Der Edelstein in seiner Mitte wechselte zu einem weißen Glühen und begann zu schmelzen, wobei er jedoch, die Gesetze der Schwerkraft verspottend, nach oben floss. Feine Linien bildeten sich in dem Portal, und die weißglühende Masse bahnte sich ihren Weg durch den Stein, wobei sie komplexe Muster auf der Oberfläche des Portals bildete. Nachdem das gesamte Tor in einem weißglühenden Licht erstrahlte, ertönte ein markerschütterndes Quietschen, und die Torflügel schwangen unter Poltern und kleinen Staubfontänen nach aussen.

Der Anblick war atemberaubend.
Jenseits des Portals erstreckte sich eine unermesslich grosse Halle, dessen fernes Ende in der Dunkelheit nicht auszumachen war. Vom Portal erstreckte sich eine Felsenbrücke zu einer in etwa einem Kilometer entfernten in der Mitte des Raumes schwebenden Plattform, der Grund des Raumes war jedoch ebenfalls nicht zu sehen. Ein schwaches Licht aus unbekannter Quelle beleuchtete die schmalen Felsenbrücke, und Arita, die sich bis vor kurzem noch verzweifelt in eine Ecke geduckt hatte, verschlug es den Atem, als sie von der Brücke in den bodenlosen Abgrund und anschließend in die Richtung starrte, in der sich in jedem normalen Zimmer die Decke befinden müsste. Täuschte sie sich, oder ... nein, das konnte nicht sein ... blinkten dort unten ... und auch dort oben ... wirklich .... Sterne???

Kheruakh zog sie am Handgelenk, als er mit seinen verbleibenden drei Inccubi auf die Plattform zuschritt. Als sie näherkamen konnten sie erkennen, dass in der Mitte der Plattform ein glühendes Leuchten vom Boden ausging und eine weitere gewaltige Felstafel beleuchtete, welche direkt hinter der Plattform offensichtlich im Nichts hing. Nach kurzer Zeit hatten sie die Plattform erreicht und betrachteten die Szenerie, die sich ihnen darbot. Das Licht des Portals war vergangen und enthüllte die gesamte Pracht die Kammer, welche aber offensichtlich keine war. Sie schwammen in einem Meer aus Sternen und Sternbildern, welche sich in jede Richtung erstreckten, um sie herum, nach oben und nach unten. Aus der Ferne war ein mehrstimmiger, geisterhafter Gesang zu vernehmen, in seiner Art Kheruakh nicht unbekannt, aber von weitaus überwältigenderen Ausmaßen als er es jemals vernommen hatte. Unverfälscht. Rein. Melodisch. Sauber. Der Gesang schien durch seine Ohren in sein Gehirn zu sickern und bis in die tiefsten Winkel seiner Seele vorzudringen. Er schien von überall her zu kommen, ohne sichtbare Quelle.

Und inmitten des Sternenmeers und des göttlichen Gesangs, beleuchtet von Milliarden Sternen und einer Fontäne gleißenden Lichts, welches aus dem Boden drang, ehrfurchtgebietend und älter als die Zeit selbst, schwebte in knapp einem Meter Höhe eine einfache Steintafel in der Luft.

Arita kniff die Augen zusammen und erkannte feine Linien auf der Oberfläche, welche offensichtlich eine Sternenkarte darstellten. Ja, sie hatte diese Karte schon einmal gesehen, während ihrer Ausbildung zum Systemingenieur. Dies war eindeutig das Segmentum Tempestum, und über mehrere Sterne des Gebiets verlief eine einzelne glühende Linie, einem Kurs oder einem Verlauf gleich. Und unter dieser Sternenkarte prangte eine einzelne Rune, ähnlich derer, welche sie draussen an der Felswand gesehen hatte, aber von weitaus komplexerer Gestalt. Ein unterbewusstes Grauen erfasste sie plötzlich, und sie fühlte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Ungewollt trat sie einen Schritt zurück und prallte gegen Kheruakh, der knapp hinter ihr stand.

"Beeindruckend, nicht wahr? Aber Du brauchst keine Furcht zu haben, denn wir sind am Ziel unserer Suche."

Die flankierenden Inccubi traten vor und warfen einen Blick auf die Tafel. Arita hörte zu ihrem Erstaunen, wie die sonst so selbstsicheren, kühlen und stillen Inccubi lautstark ihren Atem anhielten, und wie ein Mann sanken sie hinab auf ein Knie, legten die Vollstrecker vor sich und senkten die behelmten Köpfe.

Es war ein einzelnes Wort, welches unter der Sternenkarte geschrieben stand.
Ein Wort, welches vor Urzeiten von den Vorfahren des heutigen Eldarvolkes in unvergängliches Gestein eingraviert worden war, und vor dem sich nun die tapfersten, unbeugsamsten und bösartigsten Wesen des Universums verneigten.

Dieses eine Wort, welches all ihre Bemühungen belohnte.
Dieses eine Wort, von dessen Existenz nur wenige wussten, aber viele dafür starben.
Dieses eine Wort.

Arhra



*** Übertragung unterbrochen ***



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