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PENDAN 9

Mit vier Jungen verließ der alte Tremm Dill das Dorf und marschierte Richtung Wald. Begierig seinen Worten zu lauschen rannten die Kleinen um den humpelnden Mann herum, während dieser eine rote Frucht von einem Konuo-Baum am Wegesrand pflückte, sie an seinem langen Lederumhang rieb, und genüsslich in das saftige Fleisch biss. Einer der Jungen zwickte ihn ins Bein und Tremm blickte schmatzend herab.
"Woher stammt dein Umhang, Tremm?" fragte der Kleine.
"Das war einmal ein Maltis-Räuber, den habe ich vor langer Zeit erlegt", erklärte der Alte.
"Oh, und sind die gefährlich? Und..... gibt es die hier, in unseren Wäldern?" wollte der Junge wissen.
"Ja, die sind groß und gefährlich. Und nein, hier gibt es keine- nur weit im Osten in der Maltis-Schlucht." Tremm unterbrach sein Sprechen um einen weiteren Bissen der Frucht zu nehmen.
"So, lasst uns mal eine Stelle suchen, an der wir uns niederlassen können." Wenige Augenblicke später fanden sie eine Lichtung im Wald an deren Rändern große Felsen aufragten. Tremm setzte sich auf den kleinsten der Felsen und die Jungen hockten sich in das Gras vor ihm. Der Mann warf den ungenießbaren Rest seiner Frucht mit einem kurzen, angeekelten Ausdruck weit von sich und begann zu erzählen.

"Viele Aufgänge der zwei Sonnen haben meine Augen bereits erblickt, und jeder war schöner als der vorherige. Und jeden Tag fasziniert mich das Farbenspiel der roten und der blauen Sonne aufs Neue!
Mittlerweile bin ich, wie ihr seht, alt und tauge nur noch als Geschichtenerzähler- und dies ist der Grund weshalb ich euch von unserem Kampf und seiner Wichtigkeit berichten will! Dies hier, Tan' Shagr, ist unsere geliebte Heimat, mit ihren zwei Sonnen, den duftenden Dschungeln und all den obskuren Wesen, die sich auf ihr tummeln, doch ohne Zweifel gehört auch das Himmelsreich zu Tan' Shagr, denn von dort kommen unsere Heilsbringer.
Sicher habt ihr sie schon oft gesehen, in ihren magischen Gewändern, und wie sie sich erbarmen mit den Sternengleitern zu uns zu kommen. Sie bringen uns Wissen, machen uns stark und bereit unsere Heimat zu verteidigen!
Für die Aufgaben, die sie uns zuteilen, hat ein jeder zu leben- und in manchen Fällen hat schon ein Mann in gutem Alter die Ehre gehabt in ihre Reihen aufgenommen zu werden und in den Himmel aufzufahren. So kann es jedem von euch auch geschehen, wenn ihr nur fest daran glaubt, und die Heilsbringer nicht in Frage stellt."
"Das wissen wir doch, das kriegen wir jeden Tag zu hören!" meckerte einer der Jungen.
"Oh, ja, das wisst ihr bereits! Und das ist nur gut für euch! Denn wir sind in ständiger Gefahr......als ich in eurem Alter war kamen die Krieger des Zorns auf unsere Welt, sie töteten meinen Vater und meine Mutter, und seid euch sicher: Dies ist kein schönes Erlebnis gewesen.
Ich schwor Rache an den Kriegern, die schon oft zuvor den ungerechten Tod gebracht hatten. Ich übte mich in jeder Kampfform, die sich mir bot, und war bald der mächtigste Krieger meines und der umliegenden Stämme. Die Heilsbringer ehrten mich dafür, und gaben mir einen Rang in den Verteidigungstruppen des Planeten. Ich wurde mit zwei Schusswaffen ausgestattet und in ihrer Handhabung unterrichtet- dabei erwies ich mich als sehr gelehrig.
Monate vergingen und ich hatte mich schon an die Ruhe während des Dienstes gewöhnt als die Krieger des Zorns einmal mehr angriffen. Die Heilsbringer fochten mit uns an ihrer Seite einen harten und gerechten Schlag gegen die Feinde.
Einer, der sich bereits einen hohen Rang unter den Heilsbringern erkämpft hatte, wurde schwer verwundet. Einer der feindlichen Anführer stellte sich ihm gegenüber um ihm den letzten Schlag zu versetzen.
Doch um seinenSpott dem am Boden liegenden zu zeigen nahm dieser Narr seinen magischen Helm ab, und war somit für mich angreifbar geworden. Ich schlich mich nah heran und mit meinem Schwert schlug ich in einem gewaltigen Sprung auf seinen Kopf ein. Die Verwundung, die er erlitt war weniger verheerend als ich erhofft hatte, doch als er einen Moment lang auf mich konzentriert war, reichte diese Zeit dem Heilsbringer am Boden seine Waffe zu ziehen und dem Leben des Feindes ein Ende zu bereiten.
Nachdem die Schlacht geschlagen, und der Ansturm der Krieger des Zorns zurückgeworfen war, wurde ich befördert - und zwar in den Rang eines Truppenleiters. Ich hatte also lange Zeit alle Männer im kampffähigen Alter meiner Heimatregion unter mir.
Viele Jahre vergingen, und als der Feind ein weiteres Mal erschien, war ich kaum noch geübt in der Kunst des Kampfes. So geschah es, dass ich viele Fehler beging als ich versuchte meine Truppen während der Schlacht zu ordnen und schließlich auch selbst verwundet wurde. Aufgrund dieser Verletzung seht ihr mich heute nur noch humpelnd, doch wenn ich könnte würde ich immer noch gegen die Krieger des Zorns antreten, oh ja."
Tremm schwieg eine Weile, in seine Gedanken vertieft. Die Jungen begannen sich fragend anzusehen, doch da fing der Alte erneut das Reden an.
"Nun, diese Schlacht war mein Ende. Als einziger aller Kämpfer, die keine Heilsbringer waren, überlebte ich schwer verletzt. Die Verluste auf der Seite des Feindes zwangen ihn wieder einmal abzuziehen, doch unsere Verluste waren weit größer. Viele Kameraden und Freunde habe ich verloren, für den Tod der meisten fühle ich mich verantwortlich, und wenn ich zurück denke übermannt mich rasende Wut.
Denn welches Recht haben diese Krieger hierher zu kommen und uns in unserer Harmonie zu stören? Von einem sehr alten Mann, der weit entfernt von hier lebt, hörte ich, dass unsere Feinde sich selbst Space Marines nennen, und für einen rachsüchtigen Todesgott kämpfen, der hunderte Planeten mit Terror kommandiert, das grüne Leben von ihnen verbannt, und stattdessen lärmende, stinkende, graue Brutstätten aus ihnen formt, einzig und allein zum Zweck dort Krieger auszubilden, die alle gleich denken, gleich kämpfen und gleich aussehen.
Er nahm sich das Recht unserem Planeten einen eigenen Namen zu geben, und von seinen Lakaien wird er Pendan 9 genannt. In seinem Reich gibt es nur Trostlosigkeit, keine Farben und auch keinen eigenen Willen! Anders als in unserem Reich, wo der Wandel bestimmend ist, jeder nach dem Höchsten strebt, und den vier Göttern und ihren Heilsbringern Respekt zollt!
Also kämpft für die vier Götter, denn dies ist ein Kampf gegen die vollkommene Gleichheit und für die Freiheit!"

Mit zuversichtlicher Miene nickte er in Richtung der Jungen, von denen er laute Zustimmung erfuhr. In seinem Herzen wusste er wieder einmal etwas Gutes in jungen Menschen erreicht zu haben.
Was er nicht wusste war, dass die Heilsbringer auf der anderen Seite des Planeten zur selben Zeit damit beschäftigt waren ihrem Blutgott acht ganze Stammesgemeinschaften zu opfern, etwas von dem er auch nie erfahren würde.......



Urheberrecht: Sascha Duis, 2003



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