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DER GALGARAD KONFLIKT

Martin duckte sich unter einem verbogenen Stahlträger hindurch, als er mit seinen Kameraden weiter auf Galgarad vorrückte. Die äußeren Bohranlagen, die das hochbrennbare Gas aus dem Inneren des Planeten abgebaut hatten, lagen nun großteils in Trümmern, von den klobigen Bombern der Orks zerstört oder den abrückenden PVS gesprengt. Bis jetzt konzentrierte sich der orkoide Vormarsch auf die Hauptraffinerieanlage an der Südspitze des einzigen Kontinents des Planeten. Wie die Motten vom Licht angezogen wurden, trieb es die Orks zu der Konzentration des größten Feindaufgebotes, und wohin es die Orks zog, marschierte das 11. Torranische Regiment.
Die schwer beladenen Chimären rumpelten über die Schuttübersäte Nebenstrasse, begleitet von den grauschwarzen Zügen des 11. Torran. Das dunkle Tarnschema der Soldaten passte nicht recht zu der umgebenden Fauna, aber das würde sich schnell ändern, wenn sie erst ihre Stellungen in Galgarad beziehen würden.
Martin blickte ein letztes Mal über die Trümmer der Anlage, schulterte sein Lasergewehr und schloss wieder zu seiner Truppe auf. Er näherte sich der schweren Gestalt Mordaks, ein Bulle von einem Mann, der ohne sichtliche Mühe sein schweres Marschgepäck auf dem Rücken trug. "Was macht es für einen Sinn die Orks in Galgarad zu bekämpfen, wäre es nicht einfacher ihnen die Hauptraffinerie zu überlassen und sie dann zu belagern?" Die Frage lag Martin auf der Zunge, seit sie vor zwei Tagen aus den Transportern gestiegen waren. Mordak zuckte mit den Schultern und antwortete ohne sich umzudrehen: "Ich glaub kaum, dass das Oberkommando was ohne Grund tut und ich glaube noch weniger das sie uns in ihre Pläne einweihen werden." War ja klar, dachte Martin, in den zwei Jahren unseres gemeinsamen Dienstes hätte ich mich über eine klare, informative Antwort gewundert.
Er blickte über die Männer seiner Einheit, alle hatten, wie er, die zwei dunkelblauen Linien über die rechte Gesichtshälfte tätowiert, als Zeichen ihrer langen Dienstzeit. Sie waren alle Veteranen und das Perkem, der neben den Anderen marschierte und sein Scharfschützengewehr schon seit der Ankunft schussbereit hielt, als Einziger nur eine Linie hatte, lag wohl mehr daran das Hauptmann Kolwaksch ihn nicht leiden konnte, als an mangelnden Fähigkeiten. Martin sog tief die schwere Luft des Planeten ein, und blickte nach Süden, Richtung Galgarad. Schon jetzt konnte man den Rauch der Stadt sehen, es stellte sich nur die Frage ob er aus den Schornsteinen der Raffinerie kam oder von Kampfhandlungen stammte. Fast glaubte er, Geschützdonner hören zu können... Er würde es noch früh genug erfahren.

"Die Hauptraffinerie liegt vor uns, Sir." Hauptmann Kolwaksch schaute zur Bestätigung auf seine zerknitterte Gefechtskarte und versuchte anhand der verblassten Markierungen zu erkennen wo genau sie sich befanden. "Verfluchter Bürokratendrecksausgebleichter Haufen von einer…"
Troyan hörte schon nicht mehr genauer hin. Als Teil des Befehlsstabs von Hauptmann Kolwaksch kannte er dessen Ausbrüche zu genüge und wusste das es für ihn vielmehr ein Mittel der Konzentration und Beruhigung als Ausdruck der Wut war. Er blickte zum Stabssanitäter Hulks, der sich an die Kommandochimäre angelehnt hatte. Dieser zuckte nur mit den Schultern und kratzte sich an der Narbe, die Quer über seine Veteranentätowierungen lief und seinem Mund ein stets zynisches Lächeln verlieh. Nicht dass das nicht zu ihm passen würde, dachte Troyan und bemerkte noch rechtzeitig, dass das Fluchen des Hauptmanns verebbt war.
Kolwaksch zerknüllte die unnütze Karte mit seiner linken, ließ sie zu Boden fallen und versäumte es nicht, noch einmal mit seinen schweren Kampfstiefeln das Papierknäuel zu zerreiben. Er blickte wieder nach Süden und schnaufte an der angekauten Zigarre in seinem Mund vorbei. Seine stahlgrauen Augen verengten sich als er sein Ziel fixierte, die Schornsteine Galgarads, die über die Baumwipfel aus einigen Trüben Wolken hervorstachen. "Welcher Vollidiot von Zivilist kann nur auf die grandiose Idee kommen, eine einzige Raffinerieanlage für die Treibstoffproduktion des gesamten Planeten zu bauen, und das am Arsch des Kontinents." Kolwaksch sprach gerade laut genug damit sein Stab seine Worte hörte. Nicht dass er auf deren Meinung wert gelegt hätte, es half ihm eher seine Gedanken laut zu formulieren. Unvermittelt sprach er plötzlich Leutnant Troyan an: "Kontakte?" "Nichts besonderes, Sir. Die Flankendeckung hatte kurze Feuergefechte mit vorrückenden Orks. Es scheint fast so als ob alle Orkoiden des Planeten nach Galgarad ziehen." "Großartig. Alle gehen wir offenen Auges in den Fleischwolf." Kolwaksch blickte ein letztes Mal auf die Reste der Karte. "Was soll´s. Wir haben das Ziel vor Augen und da die Feindkonzentration Richtung Ziel sowieso zunimmt können wir genauso gut direkt auf die Raffinerie zuhalten. Geben sie den Sentinels von Markerv Befehl die Nachhut zu bilden, die Leman-Russ Kampfgruppe soll unseren Vormarsch decken und schicken sie ein paar Züge Infanterie mit!" "Aye, Sir!" Troyan wandte sich an den Stabsfunker um die Befehle durchzugeben. "Das wird eine schöne Scheiße, verdammter Mist verdammter…" Diesmal murmelte Kolwaksch so leise das selbst sein Stab nichts mitbekam.

Der Einschlag einer Granate ließ die Chimäre des 3.Zuges erzittern, als sie sich die letzten paar Kilometer auf die Hauptraffinerie vorkämpfte. Das Kreischen des überhitzten Motors verriet Martin das der Transporter mehr als nur ein paar Kratzer abbekommen hatte. Er blinzelte und versuchte durch den schmalen Sichtschlitz auf seiner Seite des engen Fahrzeugs etwas in dem aufgewirbelten Staub zu erkennen. Das 11. Torran hatte sich mit einigen Mühen bis zu der Waldgrenze in der Nähe des Raffineriekomplexes durchgeschlagen, aber der lapidare Widerstand der Orks während der Fahrt durch die Waldstrassen, war kein Vergleich zu deren jetzigen Bemühungen. Martin sah nur den hellbraunen trockenen Staub der von den Fahrzeugen des Regiments und der Orks aufgewirbelt wurde, durchsetzt vom Aufblitzen der Waffen beider Seiten und den gelegentlichen Umrissen zerstörter oder brennender Fahrzeuge. Ob sie imperialer Machart waren oder orkischer war kaum zu erkennen. Der Staub der durch die Beschädigungen in die Chimäre eintrat hatte sich mit dem starken Geruch ausgelaufenen Öls vermischt und sorgte dafür, dass die heiße Luft im Innern dicker war als jene außerhalb des Transporters. Hustend ließ Martin das festmontierte Lasergewehr umherwandern und feuerte kurz auf ein Haufen Gestalten die in seinem Blickfeld auftauchten. Bevor er sehen konnte ob er etwas getroffen hatte waren die schattenhaften, groben Gestalten nicht mehr zu sehen. Eine weitere Explosion erschütterte die Chimäre und schleuderte Perkem von seinem Platz. Martin wurde gegen die Seitenwand geworfen und keuchte vor Schmerz. Flüche waren zu hören, doch nach einem kurzen, bangen Moment übertönte der Lärm der malträtierten, aber dennoch funktionsfähigen Maschine den Schlachtenlärm um sie herum. Mit rasch zunehmender Geschwindigkeit kämpfte sich das Fahrzeug weiter auf Galgarad zu.

"Status?" brüllte Hauptmann Kolwaksch in das Funkgerät seiner Kommandochimäre. Über das Rauschen war die blecherne Antwort des Sentinelpiloten kaum zu verstehen. "Leutnant Markerv ist tot, Sir…drei weitere Verluste…wir halten sie noch auf Abstand…" Die Worte waren nur wenig lauter als das Kreischen der Waffensalve des Sentinels. "In Ordnung Junge, lasst euch zurückfallen und rückt auf Alpha vor!" "Verstanden, rücken auf Alpha vor. Ende." Die Verbindung brach ab und Kolwaksch bemerkte erst jetzt, dass ein Grossteil des Kampflärms von außerhalb des Fahrzeugs kam und viel weniger aus der Verbindung mit der Nachhut. Das Dröhnen des Transporters verschluckte fast jedes andere Geräusch der zahlreichen Instrumente in der mobilen Kommandozentrale. Kolwaksch schob die mittlerweile stark zerkaute Zigarre in seinem Mund hin- und her und blickte auf eine Anzeige der Befehlskarte. Eigentlich hätte sie die genaue Umgebung zeigen müssen, aber mangels vernünftiger Aufklärung waren die grünen Positionsmarker auf einer gänzlich schwarzen Oberfläche platziert. Aber immerhin bewegten sich alle Punkte mehr oder weniger auf einen größeren goldenen Punkt zu, der durch Anpeilung der Schornsteine Galgarads ermittelte Positionsmarker. Kolwaksch blickte auf die roten Punkte die sich wie eine Sichel hinter ihnen bewegte und an den einigen Stellen mit den Grünen vermischte. Während auf der stärker bedrängten rechten Flanke, der Leman Russ Verband dafür sorgte, das etliche rote Punkte verloschen und vergleichsweise wenig Grüne, war die linke Flanke ein Chaos aus teilweise ineinander vermischten Markern. Gerade als Kolwaksch seine Aufmerksamkeit auf diesen Teil des Vormarschs richtete, verlosch ein weiterer grüner Punkt der aus der Formation ausgefallen war. Wie Ameisen ein Insekt, schien die glücklose Chimäre von Feinden überschwemmt zu werden. "Diese miesen, dreckigen Söhne einer…" der Hauptmann blickte auf den Distanzmesser zum Ziel. Er drehte sich zu Troyan und rief über den Motorenlärm hinweg: "Benachrichtigen sie Galgarad, dass wir bald eintreffen und noch ein paar Gäste im Schlepptau haben. Die Trottel sollen dafür sorgen das die Tore offen sind und die Artillerie auf die richtigen Ziele feuert!" Wieder blickte Kolwaksch auf die Karte vor sich und hoffte das noch ein paar grüne Punkte übrig sein würden bevor sie ihr Ziel erreichten.

Quietschend kam die Chimäre auf dem weiträumigen Verladeplatz Galgarads zum Stehen. Als Martin mit einem erleichternden Seufzen aus dem überhitzten Transporter sprang, nahm er als erstes die Veränderung der Luft um sich herum wahr. Er hatte gedacht es würde außerhalb der Chimäre weniger nach Motorenöl und Abgasen riechen, doch hier draußen war der Gestank in unmittelbarer Umgebung des Panzers noch schlimmer, nur die Temperatur war hier niedriger als in der Konservenbüchse in der sie es nach Galgarad geschafft hatten. Martin blickte auf die Seitenpanzerung der Chimäre und blieb verwundert stehen. Die anderen Mitglieder seiner Truppe gesellten sich zu ihm, für einen langen Augenblick sprach keiner ein Wort, bis der kahlrasierte Mordak das Schweigen brach. "Beim goldenen Thron, hatten wir ein Schwein...". Er machte ein paar Schritte auf den Panzer zu und fuhr mit der Hand über den gewaltigen Riss, der quer über die Seitenwand verlief und einen beunruhigend guten Einblick auf die Mechanik des Antriebs ermöglichte. "Grade noch so vonner Schippe gsprunge" murmelte Perkem, der gedankenverloren ein Hohlspitzgeschoss durch die Finger rollen ließ. Martin drehte sich um, als er einen anschwellenden, pfeifenden Ton hörte und ging instinktiv in Deckung, als der Motor einer nebenstehenden Chimäre mit einem lauten Knall Feuer fing. Mehrere Zivilisten und Soldaten eilten herbei um die Flammen zu löschen. Das Fauchen der Feuerlöscher vermischte sich mit den Rufen der Offiziere, die ihre Einheiten zur Ordnung riefen. Als würde er aus einem Traum erwachen, drehte sich Sergeant Parenk zu Martin und den anderen und wies mit seiner Schrotflinte auf das Tor, durch das die Nachhut aus Leman Russ Panzern gerade einrückte. "Gut. Da wir die Rundfahrt um die Sehenswürdigkeiten dieses wunderbaren Ortes gerade hinter uns gebracht haben, gönnen wir uns einen genügsamen Ausklang unserer Anreise dort auf der rechten Aussichtsplattform dieses Etablissements." "Solle wir des Gepäck etwa selber trage?", fragte Perkem mit breitem Grinsen. "Ja, du fauler Hund! Bewegung, Bewegung, Bewegung!".
Im Laufschritt schlossen Martin und seine Kameraden sich den anderen Soldaten an, die ebenfalls die Mauern bemannten. Hinter ihnen feuerte eines der beiden gewaltigen Verteidigungsgeschütze donnernd ein weiteres Geschoss über die Mauern hinweg. Martin wollte gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn die Schützen der massigen Kanonen beim Anrücken des 11. Torran ihre orkoiden Ziele verfehlt hätten.

Kolwaksch murmelte einer seiner weiteren, kreativen Flüche als er, gefolgt von seiner Stabsabteilung auf den Leiter der Hauptraffinerie zuging. Der asketische, haarlose Mann machte den Eindruck als könnte ein kleiner Windhauch seinen Körper einfach davon blasen. Sein eng anliegender, grauer Anzug trug nicht gerade dazu bei, dieses Bild zu revidieren. Kolwaksch reichte dem alterlos wirkenden Mann die Hand und nickte seinen beiden Begleitern, einem imperialen Priester und einem Gelehrten des Adeptus Mechanicus zu. "Administrator Lux nehme ich an?" Kolwaksch war von dem kräftigen Händedruck des Mannes überrascht. "So ist es, willkommen in Galgarad. Das Oberkommando ist ganz versessen darauf sie zu sprechen. Ich denke es ist das Beste, unter diesen Umständen auf eine langwierige Begrüßung zu verzichten. Wenn sie mir bitte folgen möchten, die Kommunikationszentrale liegt im Hauptkomplex, auf dem Weg dorthin können sie mir berichten wie es außerhalb unserer Zuflucht aussieht." Kolwaksch nickte Troyan zu und überließ das Kommando dessen Obhut. "Nicht gut. Da draußen sammelt sich der gesamte grüne Dreck dieses Planeten." Die beiden Männer gingen auf einen leichten, vierrädrigen Transporter zu, der sie zum massiven Hauptgebäude des Komplexes bringen würde.
Troyan wendete sich wieder dem Platz zu, der den gesamten Bereich hinter der nordöstlichen Mauer und dem einzigen Tor einnahm. Mit einem Seufzen blickte er zu Hulks, der, wie zu erwarten, schicksalsergeben mit den Schultern zuckte und sich in Richtung einer entfernten Lagerhalle aufmachte, welche sicherlich bald das Lazarett des 11. Torran beherbergen würde. Das Hulks automatisch auf ein derart großes Gebäude zuhielt verhieß nichts Gutes. Troyan hingegen würde erst einmal die Reste der PVS und seiner eigenen Männer zusammensuchen und anfangen eine vernünftige Verteidigung zu organisieren.

Martin blickte angestrengt in den Dunst der sich zwischen den massiven Stahlbetonmauern und dem Waldesrand gebildet hatte. Hier und da sah man in dem schmierigen Nebel das Flackern einiger zerstörter Fahrzeuge, die aus unbekannten Grund immer noch, gelblichen Irrlichtern gleich, ausbrannten. Auf dem Boden und der Zufahrtsstrasse lagen die Körper und Gliedmaßen der gefallenen Orks, zusammen mit den Resten einiger Soldaten des 11. Torran. Martin versuchte nicht allzu genau hinzusehen, in der schwachen Hoffnung dort unten keinen Freund oder guten Kameraden zu entdecken. Eine Grabesstille schien sich über die ganze Welt gelegt zu haben, selbst das gelegentliche Husten eines Soldaten schien fast vollständig von der schweren Luft verschluckt zu werden.
Die Orks hatten sich unter dem Beschuss der beiden Verteidigungsgeschütze und der Soldaten auf den Mauern zurückgezogen, eine Tatsache die einen starken, erfahrenen Boss in ihren Reihen vermuten ließ. Kein Ork zog sich gerne aus dem Kampfgetümmel zurück. Das Vorhandensein eines solchen Anführers war ein ausgesprochen beunruhigender Gedanke.
Martin blickte zur Seite, auf einen Soldaten der PVS, der zusammen mit seinen Kameraden und den Männern des 11. Torran, die Mauern besetzt hatte. Leutnant Troyan war der Meinung gewesen, das die Reste der PVS von der Erfahrung der Torraner profitieren würden, wenn sie gemischt die Verteidigung übernahmen. Martin war davon nicht überzeugt, dem Jungen neben ihm schien sichtlich unwohl zu sein, sein Gesicht war blass und er hatte wohl gerade erst das Mannesalter erreicht.
Seine vormals gepflegte Uniform, Wahrzeichen eines jungen Mannes der seine Familie mit Stolz erfüllte, war verschmutzt und fast ein wenig zu groß für seinen schmächtigen Körper zu sein. Vielleicht wären die Eltern eines solchen Mannes wohl weniger Stolz, angesichts des Bildes das er nun bot, dachte sich Martin. Andererseits waren sie vermutlich schon tot. Zögernd legte Martin seine linke Hand auf die Schulter des jungen Mannes, der daraufhin nervös zusammenzuckte. "Wir werden es diesem Xenoabschaum schon zeigen, keine Sorge." Martin wies mit dem Daumen über seine Schulter auf die Leman Russ, die im Hof in Stellung gegangen und deren Geschütze in den Himmel wiesen. Er nickte dem Jungen noch mal aufmunternd zu und blickte wieder in den Nebel. Weitere angespannte Minuten verstrichen und der dunstige Schleier schien sich langsam aufzulösen.

Kolwaksch schüttelte den Kopf und war sich sehr wohl bewusst das diese Geste bei einer Funkübertragung nutzlos war. Er saß in einem schweren Ledersessel vor der raumfüllenden Hochenergie-Kommunikationsanlage Galgarads, hinter ihm standen Administrator Lux und seine Begleiter. "Was soll das heißen, keine Luftunterstützung?" "Wie ich bereits erwähnte sind unsere Kampfverbände andernorts gebunden. Zurzeit können wir sie nicht entbehren." antwortete die etwas blecherne, arrogante Stimme irgendeines Mitglieds des Oberkommandos. "Verdammt noch mal, diese ganzen beschissenen Orks sind doch hier! Direkt bei Galgarad! Wo zum Teufel sind denn dann diese imperatorverlassenen Flieger gebunden?" "Die näheren taktischen Einzelheiten können leider nicht über Funk besprochen werden, sie können allerdings versichert sein, dass wir alles im Griff haben." Kolwakschs Gesicht lief rot an und seine kräftigen Hände schlossen sich knackend um die dünne Stahlhalterung des Funkgerätes. "WAS? Geben sie mir sofort Flottenadmiral Karpers! Er soll gefälligst Verstärkung schicken! Bomber oder meinetwegen auch General Ferdand und seine Männer! Die haben doch sowieso nichts dort oben in ihren Transportern zu tun!" "Der Einsatz von General Ferdands Truppen erfolgt nur auf Befehl des Admirals und ausschließlich auf seinen Befehl! Erfüllen sie ihre Pflicht und halten sie Galgarad, sie bekommen noch früh genug Verstärkung. HQ Ende." Bevor Kolwaksch seinen gerechtfertigten Zorn in das Mikro brüllen konnte, brach die Verbindung ab.
Kurz erwog er, dem Gerät mit seiner Boltpistole eine Lehre zu erteilen, atmete tief durch und wandte sich zu Lux. "Es scheint so als müssten wir die ganze Arbeit alleine erledigen. Sie haben nicht zufällig noch irgendwelche Panzer, Waffen oder eine Ladung Giftgas rum liegen?" "Wir haben einige schwere Transporter für den Transport von Flüssigtreibstoff und einige hundert Fässer verdichtetes, unraffineriertes Gas in unseren Lagern." Kolwaksch strich sich über die Bartstoppeln an seinem Kinn. "Daraus lässt sich vielleicht was machen. Zeigen sie mir die Sachen." Lux wies mit seiner rechten auf den Ausgang der Kommunikationszentrale. "Wenn sie mir bitte folgen würden...".

Letzte Nebelschwaden hingen kurz vor der Baumgrenze und die Anspannung der Soldaten hatte sich auf ein fast physisch belastendes Maß ausgedehnt. Martin glaubte schon, dass er seit einer Ewigkeit auf den Waldesrand starrte, sodass die Bewegungen zwischen den Bäumen ihm zuerst wie reine Hirngespinste vorkamen.
Angestrengt überprüfte er ein weiteres Mal die Energiezelle seines Lasergewehrs, genauso wie er es unzählige Male zuvor getan hatte. Plötzlich durchbrach die laute, tiefe Stimme eines Orks die schwerlastende Stille. In der urtümlichen, gutturalen Sprache dieser Spezies brüllte er einige Worte zu den Verteidigern herüber. Für einen kurzen Augenblick schien es, als wäre die einsame Herausforderung das Einzige was die Menschen zu hören bekommen sollten. Doch dann antworteten die Orks auf die Stimme ihres Anführers mit anschwellendem, gewaltigem Gebrüll. Der ganze Wald schien auf die Worte des Orks zu reagieren und brachte mit dem tosenden Lärm die Erde zum Erzittern.
Rechts neben Martin, lief dem jungen PVS-Soldaten ein Rinnsaal aus der tarnfarbenen Hose und beschmutzte seine Kampfstiefel, doch Martin hielt den Blick weiter auf den Waldrand und unterdrückte den Wunsch sinnlos in die Bäume zu feuern. Das Gebrüll verebbte langsam und wurde nach einem kurzen Moment der Stille von lauten Knallen abgelöst. Aus den Bäumen kamen Objekte angeflogen, die in torkelnder Bahn auf die Mauern zuhielten. Einige wenige bohrten sich weit vor den Verteidigungsanlagen harmlos in den Boden oder explodierten in großen Dreckfontänen. Martin duckte sich instinktiv als eines der Geschosse direkt auf ihn zuflog. Er schloss die Augen und wurde fast von den Füssen gerissen als die Rakete nur einige Meter unter ihm in der Mauer detonierte.
Andere hatten weniger Glück, wie das Schreien und Fluchen verriet, welches langsam durch das nachlassende Klingeln in Martins mitgenommene Ohren drang. Er blickte sich kurz um und sah wie Sergeant Parenk einen Soldaten auf die Füße zerrte und über die Brüstung wies. Einige Schritte hinter ihm, hatte Perkem sein Scharfschützengewehr auf die Mauer gestützt und schoss gelassen und konzentriert auf die Orks. Wie immer murmelte er vor sich hin und zählte die einzelnen Abschüsse, unterbrochen von gelegentlichem, selbstzufriedenem Grinsen. Irgendwo hörte man das abgehackte Rattern von Mordaks schwerem Bolter, zu dem sich nun auch das zunehmende Pfeifen der Lasergewehre gesellte.
Martin grinste den zitternden Jungen neben sich an und gab ihm einen Stoss mit seinem Gewehrlauf. "Komm schon, machen wir sie fertig!" Er nickte ihm noch mal aufmunternd zu und stand auf, das Lasergewehr im Anschlag. Doch dann erstarrte Martins Grinsen, als er auf die gewaltige Horde Orks blickte, die mit der Unaufhaltsamkeit einer Naturkatastrophe auf die Mauer zuschwappte.

Donnernd erwachten die Geschütze der Verteidiger, als sie ihre Projektile über die Mauer feuerten. Das Stakkato der Leman Russ Kanonen vermischte sich mit dem tiefen Bass der beiden großen Verteidigungstürme, deren gewaltige Kraft dafür sorgte, dass lange nach dem eigentlichen Schuss, der Boden noch einige Sekunden vibrierte. Troyan schrie über den Lärm hinweg die wenigen Anweisungen in sein Funkgerät, die er noch geben konnte. Alle Soldaten waren auf der Mauer, die Panzer feuerten ohne Unterlass und die Sentinels warteten als Reserve zwischen den Lagerhallen. Somit gab es wenig was er als Kommandant noch tun konnte.
Er hatte einen beunruhigend guten Überblick von seiner Position auf dem stark befestigten Haupttor. Die gewaltige Masse der Orks brandete, trotz horrender Verluste durch den Beschuss der Verteidiger auf die Mauer zu. Von den brüllenden Feinden krachte immer wieder unorganisiertes Feuer auf die Menschen und langsam erhoben sich plumpe, grobschlächtige Leitern aus dem Chaos. Die meisten wurden anfangs direkt von Granaten zerfetzt; eine der Leitern fiel lichterloh brennend zurück in die Angreifer, doch schnell boten sich den Verteidigern zu viele Ziele und die ersten Sturmleitern krachten gegen die Mauer.
Mit einem gewaltigen "Waaagh" stürzten die Orks auf die Imperialen und brachten innerhalb kürzester Zeit einen Abschnitt der Mauer in ihre Hand. Gerade als Troyan auf die Angreifer zielte, hörte er ein anschwellendes Zischen über sich. Entsetzt sah er wie einige schlingernde Raketen auf die Plattform zuflogen und das letzte was er spürte war, wie sein Körper von der Explosion angehoben wurde.

Martin hieb mit all seiner Kraft das Gewehr in das Gesicht des Orks, Speichel und Zähne flogen ihm entgegen, als der Lauf zwischen das Gebiss fuhr. Mit einem Schrei drückte er ab und der Laserimpuls zerfetzte den Kopf des Angreifers. Die große Axt fiel dem Ork aus den gewaltigen Pranken und der Körper sackte nach hinten über die Mauer. Hastig spuckte Martin den üblen Geschmack aus dem Mund und feuerte auf einen zwei Meter entfernten Xenoiden, der sich gerade auf die Mauer hievte.
Überall herrschte Chaos, ein PVS-Soldat hieb einem Ork sein Kampfmesser in den Kopf, nur um von einem anderen Angreifer erschossen zu werden. Zwei Torraner rangen mit einem besonders hässlichen Giganten und wurden mit einem trotzigen Brüllen über die Mauer in den Tod geworfen. Kurz darauf verschwand der Ork, zusammen mit einigen anderen Grünhäuten und Imperialen, in einer gleißenden Explosion. Neben seinem qualmenden schweren Bolter hieb Mordak immer wieder mit seinen großen Fäusten auf den Kopf eines Orks, der ihn in einer eisernen Umklammerung gefangen hielt und mit seinem Kiefer nach Mordaks Gesicht schnappte. Nach der vergeblichen Anstrengung zog der Torraner verbissen den Sicherungsstift einer seiner Granaten und drückte ihn dem Ork in das rechte Auge. Das wütende Brüllen verstummte abrupt, als Mordak und einige Orks in einer Feuerwolke verschwanden.
Unten vom Platz war ein lauter, klarer Ton zu hören, als das Signal zum Rückzug gegeben wurde, Sergeant Parenk feuerte eine letzte Ladung Schrot in seinen Gegner und wies mit der qualmenden Flinte in Richtung der Lagerhäuser. Einige Soldaten versuchten erst gar nicht umzudrehen, sondern hielten verbissen der Flut der Orks stand, um ihren Kameraden Zeit für den Rückzug zu erkaufen.
Martin sprang direkt auf einen Stapel Kisten an der Innenseite der Mauer und zog dabei den jungen PVS-Soldaten mit sich, der sich eine blutende Bauchwunde hielt. Er landete hart auf den Metallbehältern und kletterte schnell von dem Stapel herunter, den Jungen schnaufend mit der linken Hand hinter sich herziehend. Auf halben Weg zu den wartenden Panzern, begannen diese mit ihren Waffen auf den fast imperiumsfreien Wehrgang zu feuern. Der niedrigere Winkel erlaubte es nun, dass sich zu den Kampfgeschützen das Feuer der schweren Bolter und Laserkanonen gesellen konnte. Unter den flackernden Schüssen rannte Martin hastig die letzten Meter zu den Leman Russ und zog den bleichen Soldaten hinter einen der Panzer.
"Sanitäter!" rief Martin, als er auf den jungen, kreidebleichen Soldaten blickte. "Das wird schon, keine Sorge..." Martin öffnete vorsichtig die verschmutzte Uniform und warf immer wieder einen nervösen Blick auf die Mauer. Bis jetzt war keiner der Orks lebend bis zu den Panzern gekommen. "Haben wir es geschafft?" Blut lief dem Jungen aus dem Mund, während er krampfhaft versuchte sich aufzurichten. "Ja, beim Imperator. Wir haben sie vernichtet. Bald ist deine Welt wieder rein von dem xenoiden Abschaum." Der Junge lächelte und blickte Martin in die Augen. "Das ist gut...Mutter konnte Aliens noch nie leiden...sie sagte immer...dass..." Der Blick des Soldaten brach und sein Körper wurde kraftlos. Martin zog dem Jungen mit Zeige- und Mittelfinger zwei blutige Linien über die rechte Gesichtshälfte. Ob tätowiert oder nicht, er hatte sich die Elitemarkierungen der Torraner verdient.

Blutige und erschöpfte Soldaten sammelten sich vor dem großen Verladeplatz und bauten hastig Barrikaden in der Zufahrtsstrasse zum Hauptkomplex. Die Leman Russ hielten die Mündungen ihrer Waffen auf den Wehrgang gerichtet, doch bisher hatte sich kein weiterer Ork gezeigt. Martin blickte auf die Männer seines Zuges, von denen weniger als die Hälfte nun Stellung an der behelfsmäßigen Verteidigungsanlage bezogen. Auf den Flachdächern der zwei weiträumigen Verwaltungsgebäude, die beide Seiten der Strasse flankierten, zogen Torraner und PVS Soldaten die schweren Waffen in Position. Einige Soldaten hatten vorsichtshalber ihre Posten an den anderen Nebenstrassen eingenommen. Die Chimären waren als Hindernisse in den nachfolgenden Straßenzügen platziert worden und die Sentinels warteten im Hinterhalt.
Fast wären auch alle Vorbereitungen abgeschlossen gewesen, als eine gewaltige Explosion das Torhaus zerriss und große Trümmerstücke weit durch die Luft schleuderte. Aus dem Rauch stürmten die Orks heran, begleitet von Raketen, die über ihren Köpfen auf die Verteidiger zutorkelten.
Mit dröhnenden Motoren preschten die Leman Russ in ihre Feinde, die wenigen Meter zwischen sich und den Grünhäuten mit Laserimpulsen und Projektilen ausfüllend. Martin fluchte, als der erste Panzer von einer Rakete getroffen wurde und die Panzerung an der rechten Seite aufriss. Plötzlich kam ihm der Haufen Holz und Metall hinter dem er sich verschanzt hatte erschreckend zerbrechlich vor.

"Schneller! Schneller!" Kolwaksch brüllte dem Fahrzeugführer fast taub, aber das spielte für ihn keine Rolle. Seine Männer brauchten ihn, der Kontakt zu Troyan war abgerissen, der Rückzugsbefehl der letzte den Kolwaksch aus der Funkzentrale gesendet hatte und nur der Imperator wusste, wie viel der Anlage schon in der Hand der Grünhäute war. Kolwaksch schob sich die zerfaserte Zigarre wieder in den Mund und blickte hinter sich auf die rotlackierten Fässer, die notdürftig mit einigen Spannbändern befestigt worden waren. ‚Extreme Brandgefahr! Rauchen verboten!' stand in weißen, gotischen Lettern auf den abgenutzten Fässern. Kolwaksch knurrte und zündete sich seine letzte Zigarre mit seinem silbernen Feuerzeug an.
Ein Geschenk der einzigen Familie die ihm je was bedeutet hatte. Er drehte das kleine metallene Schmuckstück in seiner Rechten und blickte auf die Gravur. Dort standen in kleinen, kaum zu lesenden Lettern die Namen aller Offiziere, von denen seines Stabes bis hin zu den Sergeanten, die mit ihm seit Aushebung des Regiments vor 9 Jahren gedient hatten.
"Sir, ähm... das Rauchen ist hier verboten!". Der bleiche, verängstigte Fahrer schaute nur kurz auf den grimmig dreinblickenden Mann. "Schnauze halten und nach vorne schauen!".

Administrator Lux seufzte erschöpft. "Wie ich ihnen schon sagte, befindet sich Hauptmann Kolwaksch auf dem Weg zur Front. Er hat gebeten das ich mich mit ihnen in Verbindung setze und um Unterstützung ersuche." Das war zwar nicht ganz das was Kolwaksch gesagt hatte, aber Lux glaubte kaum, dass das Oberkommando auf die Anrede ‚beschissene, xenoliebende Bastarde' positiv reagieren würde.
"Wie weit sind die Angreifer vorgedrungen? Sicherlich halten die Truppen des Imperiums weiterhin die Mauern?" Die Stimme des Offiziers hörte sich für Lux ein wenig zu sehr nach der Inquisition an. Eine falsch formulierte Antwort mochte seine Karriere gefährden, andererseits war dies das letzte, worum er sich sorgen musste.
"Letzten Meldungen zufolge ist die Mauer in Hände des Feindes gefallen. Die Kämpfe sind vermutlich schon bis ins Innere der Anlage vorgedrungen." "Warten sie bitte, ich leite ihre Anfrage weiter." Dieser miese Drecksack. Lux konnte nun verstehen, wie Kolwaksch zu seinem Umgangston gekommen war. Die imperiale Kommandostruktur konnte jeden in den Wahnsinn treiben.
Eine Zeitlang war nur das Rauschen der offenen Funkverbindung zu hören, bis plötzlich eine Reihe knackender und pfeifender Töne zu hören war. Lux blickte verwundert auf die Lautsprecher und drückte den Sendeknopf um etwas zu sagen, doch das Signal ließ sich nicht unterbrechen. Dann brach die Verbindung ab und das Funkgerät wurde vollkommen still. Gerade als Lux sich zu seinen beiden Beratern umwenden wollte, erwachte einer der uralten, totgeglaubten Bildschirme knisternd zum Leben. Eine Reihe an kryptischen Befehlen huschte flackernd über den Monitor, bis nur noch eine einzige Zeile stehen blieb.
'In seinem Namen, zu seinem Wohl und dem seines Reiches. Lange lebe der Imperator!'. Unter der altertümlichen Schrift erschien eine weitere Zeile mit einer Reihe von Ziffern, der Anzahl der geheiligten Märtyrer des Adeptus Mechanicus. Einen Augenblick später begann die vierstellige Zahl im Sekundentakt herunterzuzählen. "Das können sie nicht tun..." flüsterte Lux und ließ sich fassungslos in den Sessel zurückfallen.

Martin feuerte einen weiteren Schuss hinter sich und rannte weiter die Zugangsstrasse hinauf. Die wenigen imperialen Verteidiger hatten die erste Stellung nicht lange halten können. Nachdem die Leman Russ durch die Orks gepflügt waren, hatte Martin die Panzer aus den Augen verloren und kurz darauf hatten sich eine handvoll, wahnwitzig-gepanzerter Orks mit brachialer Gewalt durch die Barrikade gehackt.
Seit dem befanden sich die letzten Reste der Torraner und PVS Soldaten auf ständigem Rückzugsgefecht. Martin gab ein kurzes Handzeichen an seinen Kameraden und ging dann selbst hinter einem Müllcontainer in Deckung. Schnaufend sog er die schwere, verunreinigte Luft ein und versuchte seinen Puls wieder herunter zubekommen. Vorsichtig lugte er um die Ecke und suchte die verrauchte Strasse nach Feinden ab. Überall waren Schreie, Explosionen und Waffenfeuer zu hören, doch in seiner unmittelbaren Umgebung herrschte eine gespenstische Ruhe. Martin blickte zu dem Kameraden auf der anderen Straßenseite.
Dieser lehnte an einer mannshohen Luftfilteranlage eines Wohngebäudes und starrte ebenfalls mit angelegtem Lasergewehr die Strasse hinunter. ‚6. oder 7. Zug' dachte Martin als er versuchte das erschöpfte Gesicht des Mannes einzuordnen. Auf jeden Fall hatte er schon mal etwas beim Kartenspiel an ihn verloren.
Ein Knirschen holte Martin wieder aus seinen Überlegungen und er blickte auf die staubige Strasse. Einige grobe Gestalten arbeiteten sich langsam auf die beiden, einsamen Torraner vor. Kurz glaubte Martin, dass die Orks wussten wo sie sich befanden, aber dann wurde ihm klar, dass sie wohl einfach nur vorsichtig waren. Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und legte sein Lasergewehr an. ‚Das sind zu viele...' Martin zählte hastig die Grünhäute und blickte dann in die entgegengesetzte Richtung die Strasse hinauf. Vierzehn Orks waren deutlich zuviel für zwei Soldaten und sie waren jetzt nahe genug um sie zusehen, falls sie aus der Deckung kamen. Eine Flucht war riskant, ein Feuergefecht bedeutete den sicheren Tod. Ein leiser Pfiff kam von der anderen Straßenseite und Martin sah, wie sein Kamerad in fragend anschaute. ‚Na Klasse, meine Entscheidung...' Er versuchte die Möglichkeiten abzuwägen, als plötzlich ein Bersten zuhören war.
Martin blickte wieder zu der Ansammlung Orks, auf die eine Reihe großer Betonbrocken fiel. Mit einem kreischendem, metallenem Geräusch brach die Mauer des Gebäudes, neben dem die Orks vorgerückt waren, endgültig zusammen und eine Staub- und Trümmerübersäte Chimäre krachte in die Grünhäute. Einige überlebende Orks zückten klobige Granaten und warfen sie in hohem Bogen auf den Transporter. Weiter die Strasse herunter waren eine ganze Reihe weiterer Feinde aufgetaucht, die sogleich Richtung Kampf stürmten.
Martin fluchte, sprang auf und rannte weiter die Strasse hinauf, seinen Kameraden einige Schritte hinter sich.

Kolwaksch zeigte auf die schmale Szenerie, die sich ihm durch den Sichtschlitz des Transporters bot. "Genau dahin!" Kolwaksch grinste breit und stieß ein Schwall Rauch zwischen seinen Zähnen hervor. "Sind sie wahnsinnig?" Der Fahrer blickte fassungslos auf den Hauptmann. An der Stelle auf die Kolwakschs Finger wies, hatte sich eine gewaltige Horde Orks gesammelt und rannte gegen ein einzeln stehendes Gebäude an. Eine Gruppe verzweifelter Imperialer hatte sich dort verschanzt und hielt die Angreifer mit allem ab, was zur Hand war. Fässer, Kisten und Steine prasselten auf die Grünhäute herab. Kolwakschs vier, bis an den Rand mit Gasfässern beladene Transporter hatten sich bis auf den Verladeplatz vorgearbeitet. Die Orks in der Nebenstrasse, die sie genommen hatten, waren einfach niedergewalzt worden. "Ja! Den dort! Den will ich haben!" Kolwakschs Augen verengten sich und hingen an einem gewaltigen Ork, der seine Kameraden um mehr als einen Meter überragte und mit einer blutverschmierten, metallenen Klauenhand auf das Gebäude zeigte. Er war großteils mit Metallplatten bedeckt, auf dem klobige Zeichnungen und Schriftzeichen verteilt waren.
Seine Stimme überdeckte den Schlachtenlärm bei weitem und Kolwaksch erkannte endlich seinen Feind und die Nemesis seines Kommandos. Er trat mit seinem Kampfstiefel das Gaspedal samt Fuß des Fahrers bis zum Anschlag durch und griff nach dem Lenkrad. "Alle mir nach! Für den Imperator!" knurrte er durch die Funkverbindung und preschte auf sein Ziel zu.

"Schneller, schneller!" Lux hielt sich krampfhaft an seinem Sitz fest, als der Wagen die Strasse herunterraste. Erste erschöpfte Soldaten kamen Lux entgegen und blickten ihm verwundert hinterher. Er musste den Hauptmann warnen, oder irgendjemanden seines Stabes. Vielleicht war noch nicht alles verloren, sie mussten nur genug Abstand zu dem gewaltigen Haupttank der Raffinerieanlage gewinnen. Dass diese Anlage einen Selbstzerstörungsmechanismus besaß, hatte selbst seinen Berater des Adeptus Mechanicus überrascht.
Lux verfluchte das Oberkommando, das Adeptus und seine eigene Naivität, letztlich hatte Galgarad nur den Köder für die angreifenden Xenos gespielt. Der offene Transporter raste in eine lang gezogene Kurve und auf einen Haufen Trümmer zu. Der Fahrer hieb hastig die Bremse bis zum Anschlag, doch der Wagen rutschte mit hoher Geschwindigkeit auf die Betonbrocken zu. Lux fühlte wie sein ganzer Körper angehoben wurde, er den Halt an seinem Sitz verlor und dann in hohem Bogen aus dem Wagen geschleudert wurde. Mit knochenbrechender Gewalt schlug er auf dem Boden, einige Meter hinter dem Trümmerhaufen auf und rollte über die Strasse.
Sein ganzer Körper schmerzte, als Lux versuchte sich aufzurichten. Ein Gesicht kam in sein verschwommenes Gesichtsfeld und er hörte eine Stimme. Lux versuchte etwas zu sagen, doch er bekam nur einige röchelnde Geräusche zustande. "Lass ihn, der hat es bald hinter sich. Wir sollten zum letzten Rückzugspunkt." Das verschwommene Gesicht nickte und verschwand. Lux hustete und versuchte ein letztes Mal, sich aufzurichten, doch dann versagte ihm sein Körper den Dienst und ihm wurde schwarz vor Augen. Das letzte was er hörte war eine Reihe ferner Donnerschläge.

Martin blickte sich um und sah auf die gewaltige Wolke, die sich unten am Verladeplatz auftürmte. Trümmer wurden hoch in die Luft geschleudert und ein rötliches Leuchten tauchte die Staubwolke von unten in höllisches Licht. Irgendetwas Grosses war dort unten explodiert und hatte etliche Leben mit sich gerissen. Zögernd drehte Martin sich um und rannte weiter zu der letzten Verteidigungslinie.

In dem mittlerweile verlassenen Kommunikationszentrum strebten die letzten Ziffern ihrem Ende entgegen. Im ganzen Komplex stiegen Warnanzeigen unaufhaltsam in den roten Bereich. Dann verschwand die letzte Ziffer mit einem klaren Klicken und eine einzelne Zeile erschien an ihrer Stelle. "Die Feinde des Imperiums und seiner Göttlichkeit werden brennen! Doch die heilige Menschheit lebt ewiglich!".

Ein grellweißes Licht breitete sich aus dem Zentrum Galgarads aus und fegte über die Lebewesen in der Hauptraffinerieanlage. Dann lösten sich die Umrisse der Gebäude in der gewaltigen Hitze der Explosion auf und wurden pulverisiert. Die gewaltige Lichtblase wuchs weit über die Grenzen der Stadt hinaus und bildete eine perfekte Halbkugel über dem Ort des letzten Gefechtes, bevor sie langsam an Intensität verlor.

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Flottenadmiral Karpers blickte auf den kleinen Lichtpunkt auf Teveran. Von hier oben war die Explosion gar nicht so beeindruckend wie er es erwartet hätte. Es sah eher aus wie das kurze Aufblitzen einer gegarischen Motte die in eine Laterne flog und verendete. Irgendwie fand Karpers gefallen an diesem Vergleich.
"Wie viele haben wir erledigt?", fragte er seinen Adjutanten. Der junge Mann trat näher und blickt auf einen mehrseitigen Ausdruck in seinen Händen. "Ersten Schätzungen zufolge wurden wahrscheinlich ca. 97% der orkoiden Bedrohung ausgeschaltet, was unsere Erwartungen um gute 5% übertrifft. Unsere eigenen Verluste belaufen sich auf...",
"Jaja, wie auch immer, sie starben als Helden für das Wohl des Imperiums.". Karpers winkte ungeduldig mit seiner rechten Hand. "Sorgen sie dafür, dass das Regiment,... wie war doch gleich der Name?", "Das 11. Torranische, Sir.", "Ach ja, sorgen sie dafür das sie lobend im Abschlussbericht erwähnt werden. Das Übliche, Heldenmut, große Leistung, etc. ... Und geben sie General Ferdand den Befehl, die orkoiden Reste mit seinen Truppen zusammenzukehren.".
Der Adjutant salutierte und verließ den Raum. "Sind ihre Leute bereit?", der Admiral blickte auf die Gestalt im Schatten einer Ecke seines Raumes. Sie hatte die Hände in den weiten Ärmeln der roten Robe vergraben und musterte Karpers unter dem Schatten der tiefhängenden Kapuze hindurch. "Die ersten Teams werden nach General Ferdand auf der Oberfläche landen und mobile Förderstationen errichten. Die neuen Siedler sollten zusammen mit dem schweren Material in einer Woche eintreffen.", antwortete der verhüllte Mann flüsternd. Dann erhob die Gestalt sich und verließ, auf einer schweren, zeremoniellen Energieaxt gestützt den Raum.
Karpers wandte sich wieder dem Panoramafenster seines Raumes zu und schaute auf die, sich langsam drehende Planetenoberfläche. Einen kurzen Augenblick lang glaubte er noch ein Glühen an jener Stelle zu sehen, die noch vor einigen Augenblicken als Galgarad bekannt gewesen war.



Urheberrecht: Ben Hassad, 2006



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