CD 1
Linkin Park - Session
Ein reines "Instrumental"-Stück der erfolgreichen NuMetal-Band. Ein ruhiges, getragenes Stück mit einer friedlichen
Melodie hinter den für Linkin Park typischen Beats, Scratches und soundtechnischen Spielereien. Ganz nett aber auch
nicht wirklich etwas besonderes. Nur das Ende überrascht - man hört eine schreiende Stimme, ähnlich verzerrt wie
diejenige von Neo als er aus der Matrix befreit wird. "Session" stammt vom aktuellen Album "Meteora" - und da wird
es als Outro verwendet. Da hätte man sicherlich ein besseres Stück wählen können, auch wenn das neue Album ohnehin
nicht an die Qualität des Vorgängers anknüpfen kann.
Marylin Manson - This Is The New Shit
Der Beitrag des Schockerrockers beginnt mit düsteren Industrial-Klängen. Der folgende Gesang ist mehr gesprochen
(und dann abwechselnd geschrieen) als wirklich gesungen. Es überwiegen elektronische Begleitinstrumente im Vergleich
zu den sonst eher gitarrenlastigeren Stücken Mansons. Insgesamt schön verschroben und bizarr. Ein guter
Opener.
Rob Zombie - Reload
Auch hier behält der Industrial-Einfluss die Oberhand. Extremer Einsatz von Stimmechos und überlagernden
Soundeffekte sorgen für eine fast schon psychedelische Klangkulisse. Auch Rob Zombie bietet den üblichen Mix aus
Sprechgesang und Gebrüll. Und auch hier wieder der Stimmverzerrer Marke Matrix.
Rob Dougan - Furious Angel
Ein reines Techno-Stück, welches sich dank orchestraler Unterlegung zu richtig epischen Sphären erhebt. Es beginnt
recht langsam doch gewinnt durch die treibenden Beats an Fahrt und auch die klassische Melodie entwickelt sich und
wirkt immer dramatischer. Doch das unausweichliche Ende naht nach 5:30 min und lässt Dougans Konstrukt in
plötzlichen verstörenden Dissonanzen zusammenstürzen. Ein würdiger Nachfolger zum Hit "Clubbed to Death" welches auf
dem ersten Matrix-Soundtrack enthalten war.
Deftones - Lucky You
Das Lied beginnt mit der typischen säuselnden unheimlichen Stimme von Deftones-Sänger Chino. Eine selbstmörderische
Stimmung mit dumpfen Beats und irritierenden Geräuschen. Die unharmonischen Lyrics tun ihr übriges zu diesem
Alptraum-Cocktail. Der Song findet sich auch auf dem neuen Album der Ausnahmeband, man darf auf den Nachfolger von
"White Pony" also gespannt sein.
Team Sleep - The Passportal
Wieder ein rein elektronischer Beitrag, welcher ohne Gesang auskommt. Sehr spacige Fanfaren mit seltsamen
Geräuschen. Auch hier ist das Ende sehr unharmonisch. Insgesamt eher schwach und eintönig das ganze.
P.O.D. - Sleeping Awake
Den Titelsong zum Film dürfte mittlerweile jeder kennen. Natürlich ist es der eingängigste und massenkompatibelste
Song auf der ganzen CD. Auch wenn ich nicht dermaßen überzeugt von ihm bin, passt er trotzdem ganz gut zu den
restlichen Beiträgen. Kein Smash-Hit aber auch nicht wirklich schlecht.
Unloco - Bruises
Nach der eher elektronisch orientiertem ersten Hälfte der CD kommt hier ein echter beinharter Brecher von der eher
unbekannten NuMetal-Band Unloco. Ihr Stil ist zwar irgendwie vertraut aber auch nicht so richtig mit einer
bestimmten Band zu vergleichen. Hart aber auch mit melodischen Parts. Leider sehr kurz der Song. Dieser stammt
übrigens von Unlocos 2. Album "Becoming 1".
Rage against the Machine - Calm like a bomb
Das vermutlich letzte Lebenszeichen der Kult-Revoluzzer-Band. Daher für Fans schon mal ein Muss. Der Song hält aber
auch absolut was der Name verspricht. Zack de la Rocha's Sprechgesang, gepaart mit den funkigen Gitarrenriffs von
Morello, sowie den schrägen Sounds und den laufenden Tempo-Wechseln machen "Calm like a bomb" für mich zum besten
Stück des Soundtracks. Mit den großen Hits von RATM kann der Song ebenfalls gut mithalten.
Paul Oakenfold - Dread Rock
Zurück zur Elektronik: Der berühmteste DJ der Welt stellt sein neuestes Werk vor. "Dread Rock" gibt gleich zu Beginn
Tempo und wartet sogar mit trashigen Klatsch-Beats auf. Insgesamt sehr rasant und spacig gehalten, in der Mitte
unterbrochen durch einen Stop mit schwebenden Chorälen im Hintergrund. Der ideale Sound für ein actionreiches
Videospiel.
Fluke - Zion
Ein weiteres Techno-Stück. Es beginnt erst recht leise mit Trommelgeräuschen und baut sich dann zu einem lässigen
Dancebeat auf. Zum Ende hin wird das ganze noch durchwoben von teilweise ätherischen Klängen. Angesichts des Titels
kann man wohl vermuten, dass dies die Musik sein wird, zu der die Bewohner von Zion bei ihrem Fest tanzen
werden.
Dave Matthews Band - When The World Ends
Der Remix der Rock-Ballade klingt sehr zerstückelt und ist durchsetzt von bedrohlichen technischen Geräuschen. Im
Vergleich zum Original klingt der Song emotionaler, dramatischer und stylischer. Kann ich mir sehr gut während dem
Abspann des Films vorstellen. Da bleiben die Zuschauer doppelt so gerne sitzen um sich danach den
"Revolutions"-Trailer noch anzusehen.
CD 2
Don Davis - Main Title
Was wäre die Matrix ohne Don Davis, der es bravourös versteht Orchester mit beklemmenden technischen Geräuschen zu
einem atmosphärischen Soundscore zu verweben? Ob alles beim Alten bleibt? Im Main Title auf jeden Fall - es stellt
eine Variation des Leitmotivs dar mit einigen neuen Elementen. Im großen ganzen aber sehr ähnlich zum
Erstlings-Opener.
Don Davis - Trinity's Dream
Ein schriller schneller Anfang kombiniert mit den Matrix-Fanfaren. Dann geht es sehr dramatisch und bedrohlich
weiter. Das kann kein angenehmer Traum sein - es ist ein Alptraum! Mit heftigen Beats nähert sich etwas. Die Melodie
schwillt an. Für einen kurzen Moment Erlösung, doch die Jagd geht weiter. Und mündet in einem großen Finale.
Atemberaubend!
Juno Reactor feat. Gocoo - Teahouse
Der Kampf zwischen Neo und Seraph wird durch schnelle asiatische Trommeln begleitet, welche einen sehr kriegerischen
Rhythmus annehmen. Ab und zu durchbrochen durch einige helle Klänge aber insgesamt ein einziges Trommelgewitter. So
heftig wie eben auch die Schläge der beiden KungFu-Kämpfer aufeinander einprasseln vermutlich.
Rob Dougan - Chateau
Sehr sehr dramatischer
Aufbau, der am Höhepunkt plötzlich abrupt aufhört und sich dann wieder aufzutürmen beginnt. Schnelle Beats und
triumphale Orchestermusik, eine packende Kombination.
Juno Reactor & Don Davis - Mona Lisa Overdrive
Dieses ca. 10-minütige(!) Stück besticht durch dasselbe Konzept ist aber gleich von Beginn sehr schwer und düster
ausgelegt. Doch dann plötzlich ein starker Stilwechsel. Schnelle Beats und pumpende Bässe, begleitet von dynamischen
Klängen. Eine regelrechte Hetzjagd. Auf dem Highway womöglich? Don Davis Kompositionen und die Techno-Samples von
Juno Reactor laufen jedenfalls mal nebeneinander und mal kommt es einem so vor als ob sie sich gegenseitig zu
übertrumpfen versuchen würden. Im letzten Drittel des langen Stücks mischen sich dann auch noch Chorgesänge und
afrikanische Trommeln in den wabernden Sound ein. Eine ungewöhnliche und höchst kreative Kombination.
Juno Reactor vs. Don Davis - Burly Brawl
Hier deutet schon das Tracklisting auf einen stilisierten Kampf zwischen den beiden Stilrichtungen an. Was
herauskommt ist ein unglaublich rasanter Wirbel aus hämmernden Beats, aufpeitschender Bläsermusik und epischen
Chorälen. Das krasse Highlight der zweiten CD. So eine kongeniale Zusammenschweißung von Techno und Klassik hat es
in der Filmmusikbranche noch nicht gegeben. Wie dieser unkonventionelle Stilmix wohl im Film rüberkommt? Und das
ganze geht wohlgemerkt fast 6 Minuten lang! 6 Minuten ohne Atem...
Don Davis - Matrix Reloaded Suite
Das letzte Stück nimmt mit 17 Minuten den Rest der CD ein. Zum Beginn fliegende Orchesterklängen. Dann eine
Unterbrechung mit dumpfen militärisch wirkenden Trommeln. Und dazwischen plötzlich versöhnlich-himmlische Melodien
voller Hoffnung und Emotion. Aufbruchsstimmung. Nach drei Minuten scheint ein neues Stück zu beginnen. Zunächst nur
sehr leise vereinzelte Klänge im Verborgenen. Doch allmählich baut sich das Orchester auf und ergießt sich in einen
epischen Höhepunkt, der jedoch auch wieder schnell abfällt und Platz macht für treibende Trommeln und Chorgesang.
Dann wieder ein Wechsel zu spannender Musik. Und dann erleichternde leise Töne, die sich mit anschwellenden Chören
verbinden. Richtig geistlich-kirchlich ist die Stimmung doch unterbrochen wird das ganze immer wieder von diesen
dramatischen und höchst bedrohlichen Einschüben. Zum Ende hin wird es immer epischer aber gleichzeitig auch traurig
und euphorisch. In was für eine emotionale Achterbahnfahrt schicken uns die Matrix-Macher da nur?
FAZIT
Die zweite CD ist einfach nur atemberaubend! Was Don Davis und seine Kollegen hier zusammengezaubert haben ist
Filmmusik vom Feinsten. Viel abwechslungsreicher als der Score zum ersten Teil. Viel ungewöhnlicher und viel
packender.
Nicht so überzeugt bin ich aber vom Soundtrack. Der Kult-Faktor ist zwar geblieben, aber bei der neuen
Zusammenstellung überwiegt der elektronische Teil mir zu sehr. Oft scheint es auch so zu sein, dass man eher auf die
großen Namen gesehen hat. Deren Beiträge sind aber eher durchschnittlich. Das Hit-Potenzial ist auf alle Fälle
geringer als beim ersten Soundtrack, wo fast jeder einzelne Song eine Bombe war.
Insgesamt aber eine gute Idee Score und Soundtrack zusammen zu vermarkten. Und das auch noch zu einem halbwegs
vernünftigen Preis. Die Investition lohnt sich!