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MATTHIAS GÜNTHER - "TAG DER VERGELTUNG"

Ein prächtiger Banner wehte in den kalten und erbarmungslosen tobenden Nordwinden des Weltrandgebirges. Die Sonne schien auf den verschneiten Boden und reflektierte das Licht in so einen Winkel, dass es die Augen blendete.
Thain Durghards Einheit war bereits seit zwei Wochen in den schneebedeckten Bergen nördlich des Nordpasses unterwegs, mit der Aufgabe einen alten Groll zu begleichen. Die ganze Truppe der Grenzläufer hatten schon viele Hindernisse überwunden, nur um den Regiment "Dunkle Vernichter" der Dunkelelfen einen Hinterhalt zu stellen. Das Elfenpack war schon seit geraumer zeit wieder im Weltrandgebirge aufgetaucht, nur um ihre abscheulichen Machenschaften weiter fortzuführen: Sklaven für die neue Welt zu sammeln.
Viele Zwergensiedlungen haben Durghard und seine Mannen seit Anbeginn ihrer Reise erblickt, die nur noch aus zerstörten Häusern, Schmieden und aufgespießten Zwergenkörpern bestand. Diesen Tatsachen musste ein Ende gemacht werden, dachte Durghard noch bevor Thinrok, der Standartenträger der Kompanie, ihm auf eine gerade entdeckte Fährte im Schnee hinwies. Durghard sprach mit brüllenden Stimme, wie er es immer tat: "Das sind eindeutig Spuren von Pferden". Bei genauerer Betrachtung stellte er fest: "Sie sind nicht mehr als zwei Stünden alt". Mit voller Entschlossenheit schrie er zu seinen Kammeraden: "Vorwärts meine Brüder! Noch heute werden wir den Spitzohren lehren, wie der Stahl der Zwerge schmeckt". Der Thain sah, wie die Augen der Zwergenkrieger nun noch mehr voller Tatendrang aufblitzten, als je zuvor. Von nun an marschierten die Zwerge mit atemberaubenden Tempo weiter, dass selbst Durghard verblüffte.
Plötzlich peitschte der Wind mit noch mehr menschenfeindlicher Kraft und es begann ein tobender Schneesturm, der den mutigen Zwergen entgegenrasselte. Der Thain sah die Schneeflocken auf die perfekt geschmiedeten Rüstungen seiner Brüder fallen und dachte nur, in was für mühseliger Kleinarbeit die Kettenhemden Ring für Ring von den talentierten Zwergenschmieden zusammengesetzt wurde.
Trotzdem fiel es Durghard immer schwieriger die nun verschneiten Abdrücke der Pferde zu folgen. Doch eins war sicher, sie kamen ihren Feinden immer näher. In Durhards Kindheit lernten ihn seine Ahnen die Kunst der Fährtenlehre und er meldete sich nur bei den Grenzläufern, weil er sich dazu verpflichtet fühlte, seine Heimat mit seinen Fähigkeiten zu verteidigen.
Durghard bekam die Unruhen in seinen Regiment nicht mit, weil er vollkommen in die alten Erlebnisse seiner Kindheit versank. Kurz darauf löste er sich von seinen Gedanken, in der Hoffnung, herauszufinden was sich ereignete. Der Thain fragte den ihm nebenstehenden Zwerg Lugrimm, ein Freund unzähliger Schlachten und treuer Wegbegleiter: "Lugrimm was in Grungnis Namen geht hier vor?". Daraufhin antwortete Lugrimm: "Hast du gerade nichts gehört?! Es war ein leises wiehern eines Pferdes". Sofort gab Durghard ein Zeichen an die Grenzläufer in Deckung zu gehen, denn er erkannte, dass sie die verhaßten Elfen endlich gefunden hatten. Der Thain pirschte so nahe an die Dunkelelfen heran, bis er einen genauen Überblick über die Feinde verschaffen konnte. Trotzdem war es für den Zwergenhelden nicht möglich auszumachen, wie viele der " Dunklen Vernichter" es waren. Deshalb machte sich der Thain daran, noch weiter heranzupreschen und erkannte letztendlich, dass die Dunkelelfen ihr Lager aufgeschlagen hatten, um sich wahrscheinlich von den vielen Raubzügen, die durch das Weltrand verliefen, zu erholen. Als er dies erkannt, eilte er sofort zurück zu seinen Kammeraden. Dort angekommen berichtete Durghard von dem Lager der Spitzohren und machte sich beim berichten bereits daran, einen Plan auszudenken: In den hinteren Reihen stehen die Armbrustschützen, die Tod und verderben in einen Hagel aus Bolzen in das Zeltlager schießen. Anschließend würde ein andere Teil der Grenzläufer einfach die ausbrechende Panik nutzen und den Rest des Spargelgemüses im Nahkampf stellen. Jeder Zwerg nahm noch einen tiefen Schluck von Bugmanns XXX, der ihre klargewordenen Glieder aufwärmte. Nun war die Zeit der Rache gekommen.

Die Armbruster spannten die Sehnen und luden ihre Waffen mit der tödlichen Fracht. Durghard sammelte Luft in seinen Brustkorb und schrie mit ohrenbetäubender Lautstärke: " Feuer!!". Ein Teppich aus Eisenspitzen flog über den Himmel und durchschnitt Zelt und Haut gleichermaßen. Die getroffenen Elfen schrien schmerzerfüllt auf, während andere überhaupt nicht entsetzt waren. Ganz im Gegenteil, manche der dunklen Gestalten schienen keinen Schmerz, von den in ihren Körpern steckenden Bolzen zu empfinden. In einen Geschrei aus verachtungsvollen Rufen und lautstarken Kampfhymnen stürmten die vorderen Reihen der Grenzläufer los. Das klirren aufeinander rasselnden Rüstungen, ertönte beim losstürmen der Zwerge, die mit ihren mächtigen Zweihandäxten selbst Steine zu spalten vermochten.
Während die tapferen Zwergen mit ihren Angriff begannen, flog eine weitere Salve Armbrustbolzen in die Stellung der Dunkelelfen. Nun waren weitaus weniger Todesschreie der Dunkelelfen zu hören. Nicht im geringsten davon beeindruckt, rannten Durghard und seine Krieger in das Zelt hinein. Als sie eintrafen, empfing sie ein tödlicher regen aus vergifteten Repetierarmbrüsten. Wenige Zwerge vielen den Schüssen zum Opfer. Doch Lugrimm wurde am Arm getroffen und kämpfte von nun an in einen berserkerartigen Rausch. Die außenstehenden Armbrustschützen erkannten, dass die Dunkelelfen nicht von den Überraschungsangriff in Panik gerieten, ließen ihre Armbrüste fallen , griffen zu ihren Äxten und stürmten den gleichen Weg entlang, wie ihre Brüder zu vor auch.

Durghard mähte mit unnachahmlichen Geschick die Elfen wie Gras nieder. Zu seinen Bedauern mußte er mit ansehen, wie die Bewegungen Lugrimms immer langsamer wurden. Schließlich durchbohrte eine in dunkle Roben gekleidete Person das Herz von Lugrimm. Der alte, kampferprobte Zwerg brach blutbesudelt zusammen. Während der Kampf um den Thain Durghard tobte, sah er, dass Zwerge und Dunkelelfen gleichermaßen fielen. Aber auch er mußte mit ansehen, dass der schwarze Schatten der Lugrimm tötete, immer mehr andere Zwerge abschlachtete. Der Zwergenheld sprach eine Herausforderung an den Assassine. Mit leiser Stimme antwortete der Meuchelmörder irgend etwas in seiner Muttersprache. Von da an schnitt sich der Assassine mit Leichtigkeit in Richtung seines Opponenten.

Noch bevor es zu dem epischen Duell kam, sah Durghard wie sich die Reihen seiner standhaften Krieger lichteten. Die Dunkelelfen gewannen langsam aber sicher die Oberhand in der erbarmungslosen Orgie des Schlachtens.
Überall lagen gleichermaßen verstümmelte Leichen von Zwergen und Dunkelelfen auf den Boden zerstreut. Aber die Zwerge, standhaft wie Felsen in der Brandung, gaben keinen Zoll preis. Endlich kam es zum Zweikampf der beiden Anführer und alle Kämpfenden hielten kurz inne, um zu sehen wer als Gewinner aus diesen ausgeglichenen Kampf herausging. Durghard hofft insgeheim daran, dass er durch diesen Zweikampf genug Zeit bekommen würde, um den aussenstehenden Kriegern Zeit zu verschaffen, ihre Brüder im Kampfe zur Hilfe zu eilen. Der Standartenträger Thinrak schrie zu Durghard: "Paß auf. Die Assassinen benutzen Tränke zur Steigerung ihrer Kampffähigkeiten". Gerade als er das sagte, war es bereits schon zu spät. Der Thain sah, wie der Assassine eine lehre Pulle zu ihm hin warf. Nun gab der Meuchelmörder nur noch undenkbare Geräusche von sich und begann mit seinen Schwerttanz. Für den Zwerg schien der Assassine vier dolchbesetzte Arme zu haben, die in einen Wirbel aus rasiermesserscharfen Klingen auf die runenverkrustete Rüstung nieder prahlte. Die Schutzrunen begannen bei auftreffen der Klingen zu leuchten und bewahrten den Zwerg somit vor größeren Schaden. Allerdings traf eine Dolchseite den Zwerg, wodurch aus der verursachten Wunde sofort pupur- Farbenes Blut. Im Gegenzug schwang der Zwerg seine Axt, traf aber nicht, weil das Gift bereits angefangen hatte zu wirken. Durghard bemerkte auf einmal drei Gestalten des Assassines. Ohne Ankündigung starte der Meuchelmörder einen erneuten Angriff. Da der Zwerg nun zwölf auf sich zu rasende Dolche sah, konnte er sich nicht mehr verteidigen und sein ganzer Körper war von den Dolchhieben getroffen worden. Kurz vor dem zusammenbrechen sammelte der Zwerg ein letztes mal seine gesamte Kraft, um einen Angriff auf den Assassine zu starten. Durghard griff die richtige Gestalt an, ohne auch nur zu reagieren, entsetzt von der unglaublichen Ausdauer des Zwergs, reagierte der Meuchelmörder nicht und wurde von der Schneide der Axt entzwei gespalten.

Triumphierend hob der Thain ein letztes mal seine prächtige Axt und das letzte, was er erblickte, waren die nun endlich zur Verstärkung eingetroffen Zwerge, die zusammen mit den schon kämpfenden Zwergen die "Dunklen Vernichter" bis auf den letzten Mann auslöschten.
Der Groll wurde endlich gerächt, aber zu welchen Preis?


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