Leise schlich der
Symbiont durch den dichten Dschungel. Seitdem er und seine Brüder
vor einem Tag auf dieser dicht bewaldeten Welt gelandet waren,
bewegten sie sich leise und vorsichtig, schließlich hatten
sie einen Auftrag.
Seine feinen Sinne verrieten ihm, dass seine Brüder ganz
in der Nähe waren, obwohl er sie weder sehen noch hören
konnte. Er spürte ihre einfachen Gedanken, wusste alles was
sie wussten. Er war ein Veteran zahlreicher Schlachten und der
Anführer der kleinen Rotte. In der Schlacht, wenn das Schwarmbewusstsein
anwesend war, brauchten sie keinen Anführer, aber wenn sie
in der Rotte jagten war es unerlässlich.
Auch wenn sich der Alphasymbiont dessen nicht wirklich bewusst
war, er war die perfekte Kampfmaschine. Sein fast zwei Meter hoher
Körper bestand nur aus Muskeln, Chitinpanzerung, Zähnen
und Klauen. Sein primäres Armpaar war mit extrem scharfen
Klauen ausgestattet, die fast jedes Material des Universums durchdringen
konnten. Das sekundäre Armpaar endete in grossen, kräftigen
Händen mit fünf Fingern. Mit diesen Händen teilte
er leise die Blätter der Urwaldpflanzen, um sehen zu können,
wohin er ging.
Vorsichtig trugen ihn seine kräftigen Beine durch das dichte
Unterholz. Schon früh hatte er gelernt, vorsichtig und leise
zu sein, wenn er sich anschlich. Bei seinem ersten Kampf hatte
er Mitansehen müssen, wie seine Brüder von den Waffen
seiner Beute zusammengeschossen wurde, als sie über ebenes
Grasland vorstürmten. Alpha hatte gelernt, den Überraschungseffekt
beim Angriff zu nutzen. Die Beute hatte oft Waffen, gegen die
seine Chitinpanzerung keinen Schutz bot.
Plötzlich spürte er etwas. Beute war in der Nähe.
Er hielt an, drehte seinen ovalen Kopf, öffnete den grossen
Mund und entblösste lange, nadelspitze Zähne. Er unterdrückte
ein Knurren.
Seine Brüder hatten es wohl ebenfalls gespürt, sie hatten
ebenfalls angehalten. Alpha spürte ihre unterdrückte
Angriffslust. Er legte den Kopf schief und lauschte in die Ferne.
Das Schwarmbewusstsein war Nahe, trotzdem konnte er keine neuen
Befehle hören. Der Zeitpunkt zum Angriff war noch nicht gekommen.
Leise setzte er sich wieder in Bewegung. Das Unterholz wurde weniger
dicht, ein sicheres Zeichen, dass sie sich auf eine Lichtung zu
bewegten. Mit einer Hand teilte er die Blätter vor seinem
Kopf und spähte aus dem Wald. Seine rotglühenden Augen
verengten sich zu Schlitzen, als er seine Beute sah. Dutzende
Krieger in dunkelgrünen Uniformen standen in einer provisorisch
errichteten Stellung.
Alphas genetischen Informationen identifizierte die Beute als
Catachanische Dschungelkämpfer. Allerdings sagte ihm dieser
Namen nichts und es war ihm auch egal. Wichtig war für ihn
nur, es war Beute und gutes genetisches Material, das der Schwarm
absorbieren konnte.
Alpha wusste nicht, dass die Catachaner hier am errichten einer
Stellung waren, um den bald eintreffenden Tyranidenschwarm auf
seinem Vormarsch zu bremsen. Selbst wenn er es gewusst hätte,
es wäre ihm egal gewesen. Für ihn zählte nur der
Kampf, ein Leben für den Kampf und den Schwarm. Alles andere
war unwichtig.
Er witterte die Angst der Beute, obwohl er mit diesem Begriff
nichts anfangen konnte. Angst war ihm fremd. Er hatte zwar einen
ausgeprägten Überlebensinstinkt, trotzdem würde
er sich ohne zu Zögern gegen jeden Feind werfen, wenn es
das Schwarmbewusstsein befiehlt.
Alpha wandte sich ab und schlich wieder in den Dschungel zurück.
Das Primärziel der Rotte war nicht diese Stellung, sondern
etwas viel wichtigeres. Seine Brüder folgten ihm. Langsam
aber beständig rückte die Rotte weiter in die Flanke
der Beute.
Nach einigen Minuten blieb die Rotte stehen. Alpha roch Menschen,
ganz in der Nähe. Vorsichtig umrundete er einen umgefallenen
Baumstumpf. Dann sah er sie. Einige Soldaten hatten in einem Busch
vor ihm Stellung bezogen, wohl um die Flanke der Stellung zu schützen.
Alpha beobachtete die Feinde. Er konnte sechs Soldaten in Tarnanzügen
ausmachen. Mit blossem Auge waren sie kaum sichtbar, aber Dank
seines Infrarotblicks konnte er ihre Wärme spüren.
Ohne hinzusehen wusste er, dass seine Brüder die Imperialen
Soldaten einkreisten. Ihre Absichten waren klar, angreifen und
töten. Alpha ging in Angriffsposition. Er streckte seine
Primärarme aus und öffnete seine gefährlichen,
zangenartigen Klauen. Ein Organ im innern seines Körpers
zog sich zusammen und eine Adrenalin-ähnliche Chemikalie
strömte in seinen Kreislauf. Sofort spürte er die brennende
Energie in seinem Körper. Er verlagerte sein Gewicht nach
vorne und machte sich Sprungbereit.
Dann griff die Rotte wie ein einziges Lebewesen an. Alpha sprintete
nach vorn und überbrückte die Distanz zu seiner Beute
innerhalb einer Sekunde. Mit geöffneten Krallen sprang er
sein Opfer an, durchstiess die Armaplastweste und riss ihm ein
grosses Loch in seinen Brustkorb. Schnell schüttelte er den
Toten ab und attackierte den nächsten Soldaten. Dieser drehte
sich um, stiess einen Schrei aus und richtete seine Waffe auf
den angreifenden Symbionten. Alpha rammte ihm seine Klauen dicht
unterhalb der Kehle in den Körper und enthauptete ihn fast.
Als Alpha den Kopf drehte, sah er, dass seine Brüder die
restlichen Soldaten ebenfalls schnell und praktisch lautlos getötet
hatten. Der Angriff hatte nur wenige Sekunden gedauert. Er war
zufrieden, keiner seiner Brüder hatte auch nur eine Schramme.
Dann wandte er sich ab und setzte seinen Weg fort.
Nachdem er sich etwa eine Viertelstunde lang weiter durch das
fast undurchdringliche Unterholz gearbeitet hatte, änderte
er die Richtung und bewegte sich wieder zum Waldrand. Vorsichtig
spähte er auf die Lichtung und sah, dass er sich mitten in
der Stellung befand. Er beobachtete, wie die Beute schwere Waffen
in Stellung brachte. Hier wäre ein idealer Ort, um einen
Überraschungsangriff zu starten. Innerhalb von Sekunden könnten
er und seine Brüder in den gegnerischen Linien sein und ein
grosses Blutbad anrichten. Reiche Beute würde gemacht werden.
Doch leider war ihm diese Möglichkeit verwehrt, das Schwarmbewusstsein
hatte andere Pläne mit ihm. Frustriert wandte er sich ab.
Dann wurde er plötzlich aufmerksam. Er spürte, dass
etwas ganz in der Nähe war, aber weder von der Beute, noch
von seiner Rotte kam. Er drehte den Kopf und versuchte, etwas
zu erkennen. Aber nicht mal mit seinen Infrarotaugen konnte er
etwas erkennen. Trotzdem war er sich sicher, dass irgendetwas
in der Nähe lauerte.
Er sah nach links und beobachtete aufmerksam den Baum, der knapp
einen Meter von ihm entfernt stand. Dann spürte er plötzlich
das Bewusstsein und beruhigte sich wieder. Nun konnte er es sehen.
Es war kein Baum, sondern ein Liktor, der sich perfekt mit Hilfe
seiner Chamäleonschuppen getarnt hatte.
Der Liktor betrachtete seine kleineren Brüder. Auch er hatte
sich an die Beute angeschlichen, allerdings stand er seit fast
zwei Tagen unbeweglich an dieser Stelle. Er war vor fast einer
Woche auf diesem Planeten gelandet, hatte alles ausgekundschaftet
und schliesslich Pheromonspuren gelegt, die es dem Schwarm erleichtern
sollten, die Beute zu finden. Nun wartete er geduldig auf das
Eintreffen des Schwarms und auf den Kampf.
Doch Alpha hatte keine Zeit zum warten. Sein Ziel befand sich
noch weiter oben und er musste es schnell erreichen. Etwas schneller
als vorher, aber immer noch sehr vorsichtig kämpfte er sich
durch den Dschungel. Inzwischen war es nicht mehr so wichtig,
leise zu sein, denn auf der nicht allzu weit entfernten Lichtung
gingen unter lautem Röhren die Imperialen Panzerstreitkräfte
in Stellung. Alpha nutzte dies, um seine Brüder schnellstmöglich
an der Stellung vorbei zu bringen. Ihr Ziel lag dahinter, gut
verborgen und vor fast allen Angriffen geschützt. Doch diese
Situation sollte nicht mehr lange anhalten, wenn es nach dem Willen
des Schwarms ging. Und, wie Alpha wusste, nichts konnte sich dem
Willen des allmächtigen Schwarmbewusstseins widersetzen,
das alles sah und alles wusste.
Endlos erscheinende Minuten vergingen, bis Alpha endlich sein
Ziel bemerkte. Der Bunkereingang war kaum sichtbar, hervorragend
getarnt und im Unterholz versteckt. Aber die schwache Wärmesignatur
war für den Symbionten trotzdem erkennbar, wenn auch erst
aus kürzester Distanz. Und da war noch etwas. Es war schon
älter, aber immer noch schwach im Hintergrund riechbar. Eine
Pheromonspur. Anscheinend war ein Liktor hier gewesen, und er
hatte hervorragende Vorarbeit geleistet. Sofort analysierte Alpha
die Informationen, die sich in dem für andere Kreaturen nicht
riechbaren Duftstoff.
Zielsicher bewegte sich der Symbiont neben die Bunkertür,
die direkt in den Boden eingelassen war. Leicht gebückt strich
er mit seiner Sekundärhand über den Boden, bis er gefunden
hatte, was er gesucht hatte. Seine schlanken Finger glitten unter
die Plaststahlplatte und zogen erst sanft, dann mit Nachdruck
nach oben. Die Scharniere waren leicht angerostet und leisteten
ziemlichen Widerstand, doch dann gaben sie endlich nach.
Wie es der Liktor mitgeteilt hatte, lag eine kleine Nummerntastatur
darunter. Da dies nur ein kleiner Wartungsschacht war, wurde der
Eingang kaum gesichert. Dazu vertrauten die Menschen leichtsinnigerweise
auch auf die gefährlichen Jäger des Waldes. Doch diese
flüchteten vor den Symbionten, sobald sie sie rochen oder
auch nur ihre Anwesenheit ahnten. Instinktiv wussten sie, dass
ein viel gefährlicherer Jäger im Dschungel unterwegs
war, ein Jäger, der zum töten geboren und absolut gnadenlos
war. Und er war nicht allein.
Mit einem leisen Knirschen öffnete sich die schwere Panzertüre,
als Alpha den Code eingegeben hatte. Kein Licht brannte im Bunker,
ein gutes Zeichen. Es war also kein Wartungstrupp da und die Dunkelheit
kam für die Symbionten zum Vorteil. Die Stahltreppe klackte
leise unter den Klauen der Symbionten. Alpha machte sich kaum
Sorgen deswegen. Sobald sie auf dem festen Betonboden waren, würden
sie sich wieder lautlos bewegen, und dann mussten sie nur noch
den richtigen Schacht finden.
Kaum war der letzte seiner Brüder auf der Treppe, schloss
sich die Türe automatisch wieder. Ein Zeitschloss, wie es
der Liktor bezeichnet hat. Nun war es wirklich stockdunkel und
bis auf ein leises Summen irgendwo in der Tiefe der Anlage war
es still wie in einer Gruft. Die Symbionten störte das nicht
im geringsten. Selbst in dieser Dunkelheit konnten sie noch sehen
und wenn es so still war, konnte sich auch keiner an sie ranschleichen.
Der Liktor hatte anscheinend einen Wartungsarbeiter absorbiert
und seine Erinnerungen untersucht. Das Gangsystem war genau so,
wie Alpha es in den Pheromonen gelesen hatte. Alles klappte nach
Plan.
Zielsicher führte Alpha seine Brüder durch die Gänge,
vorbei an Rohren, diversen Kabelträgern und Maschinen aller
Grössenordnungen. Worte wie Wasseraufbereitung, Elektroverteilung,
Optilinkverbindungen und Intercomzentralen erschienen in seinem
Gedächtnis, nur um sofort wieder zu verblassen. Er hatte
keine Ahnung, was diese Worte bedeuteten und es war für ihn
auch nicht wichtig. Er suchte nach der Lüftungszentrale.
Nach einem scheinbar endlosen Marsch durch schmale und breite
Gänge, vorbei an endlosen Rohren und kilometerlangen Kabelsträngen
hatte er schliesslich gefunden, was er gesucht hatte. Die schwere
Doppeltüre, vor der er und seine Rotte standen, trug die
Symbole, die in der Sprache der Beute "Lüftung"
bedeutete. Mehrere Reinheitssiegel und ähnliche Artefakte
des zuständigen Techpriesters schmückten die Türe,
auch wenn Alpha ihren Sinn nicht verstand. Langsam und Leise drückte
er die Klinke runter, für denn Fall, dass sich die Beute
in dem Raum befand. Lautlos glitt die Türe auf, erstaunlich
leicht für eine Tür dieser Grösse. Alpha war zum
Sprung bereit, kaum dass der Spalt in der Türe breit genug
für ihn war. Doch dahinter war nur weitere Dunkelheit und
ein leichter, kaum spürbarer Luftzug.
Der Raum war sehr gross und bis unter die Decke vollgestopft mit
Lüftungsrohren und -kanälen. Schon nach kurzem Suchen
hatte er den Kanal gefunden, der sie direkt zu ihrem Ziel bringen
sollte. Knapp unter der Decke war er befestigt und führte
direkt aus der Wand in die Lüftungspumpe. Es würde schwierig
werden, da rein zu kommen, schon alleine, weil er etwa 15 Meter
über dem Boden war. Klettern war schwierig, aber möglich,
dann müsste er von der Wand zum Kanal springen, die Seitenwand
aufreissen und sich gleichzeitig festhalten, um nicht in einen
raschen Tod zu stürzen. Gab es denn eine andere Möglichkeit?
Alpha war nicht sehr begeistert von der Höhe, er blieb lieber
auf festem Boden, wo er frei und beweglich war. Angestrengt suchte
er den Raum ab, suchte nach Möglichkeiten, die Kletterei
zu vermeiden. Doch zu seiner Frustration fand er keinen Weg, dies
zu vermeiden. Und als Anführer der Rotte müsste er auch
noch als erstes gehen, der schwierige Sprung blieb also ihm überlassen.
Wieder schoss Adrenalin in seinen Kreislauf und liessen seine
Muskeln brennen. Aus dem Stand federte er knapp zwei Meter hoch
und rammte seine Klauen in den massiven Stahlbeton. Einen kurzen
Augenblick dachte er, er würde fallen, die Klauen würden
rutschen, doch dann hatte er festen Halt gefunden. Mit raschen,
kräftigen Stössen seiner Klauen hangelte er sich langsam,
aber stetig zur Decke empor, tiefe Krallenspuren in der Wand hinterlassend.
Seine Brüder folgten ihm, als er die Wand etwa zur Hälfte
erklommen hatte, in sicherem Abstand, aber stetig nachrückend.
Schliesslich erreichte er den, wie er dachte, idealsten Sprungpunkt.
Vorsichtig schätzte er die Distanz zum Kanal und die benötigte
Kraft. Er wusste genau, wenn er zu kurz sprang, würde ihm
eine schmerzhafte Landung bevorstehen. Wenn er aber zu viel Kraft
einsetzte, dann würde er vom Kanal wohl abprallen und vielleicht
auch noch seine Brüder mit in die Tiefe reissen. Präzision
war also gefragt. Einige Sekunden hing er einfach da und beobachtete,
während die Anspannung in seinem Körper wuchs.
Dann war es soweit. Kräftig stiess er sich von der Wand ab
und öffnete noch im Flug seine messerscharfen Krallen. Für
einen Augenblick schien es, als würde er den Kanal verfehlen,
doch dann krallte er sich in den Plaststahl und riss ihn auf der
gesamten Höhe auf. Schnell griff sein sekundäres Armpaar
nach einer der Stützen und mit diesem Haltepunkt schaffte
er es, sich ins Innere des Metallkanals zu hieven. Mit einigen
raschen Stössen seiner Klauen erweiterte er die Öffnung,
um seinen Brüdern den Einstieg zu erleichtern. Dann trat
er zurück.
Einer nach dem Anderen sprangen seine Brüder in den Kanal,
der bedrohlich zu knarren begann. Alpha hoffte, dass er nicht
brechen würde.
Als endlich der letzte seiner Brüder im Kanal war, schlich
er weiter. Nun mussten sie sich noch vorsichtiger bewegen, denn
im innern des aus Metall bestehenden Kanals würde jedes noch
so kleine Geräusch verstärkt und weitergeleitet werden.
Doch im anschleichen waren sie alle geübt, dies sollte nicht
für Probleme sorgen, wie er dachte.
Ein schwacher Lufthauch herrschte in den dunklen Tiefen des Lüftungsschachtes.
Die Stille war erdrückend, ausser einem gelegentlichen leisen
Klicken der Klauen auf dem Metallboden war absolut nichts zu hören
und im Vergleich zur drückenden Hitze des Dschungels war
es dazu auch noch sehr kalt. Doch Alpha kümmerte das alles
nur wenig. Zielgenau führte er seine Rotte durch die verwinkelten
Kanäle tief in den Bunker hinein, unbemerkt von der ahnungslosen
Beute.
Alpha stockte, als er plötzlich leise Stimmen ganz in der
Nähe hörte. Er musste irgendwo über den Räumen
der Beute sein. Und tatsächlich, als er um die nächste
Ecke spähte, bemerkte er Lüftungsschlitze im Boden.
Sie waren nun ganz in der Nähe, das Ziel musste hier irgendwo
sein. Vorsichtig schob er sich an die Schlitze ran und sah hindurch.
Er sah ein paar Soldaten der Beute im Raum stehen und aufgeregt
diskutieren. Ihre Sprache blieb für ihn unverständlich,
doch er vermutete, dass die ankommende Flotte seines Schwarms
einen nicht unbedeutenden Teil des Gesprächs ausmachte. Als
Alpha ein wenig zur Seite blickte, sah er grosse Monitore, die
in den Wänden eingelassen waren.
Alphas Muskeln spannten sich an. Er wusste nun, wo er war. Er
hatte sein Ziel gefunden, nun wurde es Zeit, den Befehl auszuführen.
Er wartete, bis seine Brüder aufgeschlossen hatten und machte
sich bereit. Eine Absprache war unnötig, jeder seiner Rotte
wusste genau, was sie zu tun hatten.
Der Angriff begann. Die Symbionten rissen den Boden des Lüftungskanals
auf und sprangen in den Raum. Alpha zählte 15 Menschen, nicht
wenige davon Anführer der Beute. Er erkannte die Abzeichen
an ihnen, die sie als die Befehlshaber auszeichnete. Ohne zögern
warfen sich die Symbionten auf ihre überraschte Beute. Den
meisten blieb nicht einmal genügend Zeit, ihre Waffen zu
ziehen. Sie wurden von den massiven Klauen zerfetzt, bevor sie
wussten, was überhaupt los war.
Alpha stürzte sich auf seine Opfer wie der personifizierte
Tod. Die ersten, die er erwischte, waren normale Soldaten und
vor Angst und Überraschung wie gelähmt. Erst sein drittes
Opfer machte Anstalten, sich zu wehren.
Es war ein Überraschungsangriff, wie er professioneller nicht
hätte sein können. Niemand hatte damit gerechnet, es
gab keine Vorwarnzeit. Innerhalb weniger Sekunden war fast der
ganze Kommandostab tot, zerrissen von den unglaublich schnellen
Symbionten. Kurze Zeit später war nur noch einer auf den
Beinen, den Alpha als Kommissar identifizierte. Schon von Früher
wusste er, dass man diese Krieger besser nicht unterschätzte.
Sie waren gut ausgerüstet und kämpften verbissen bis
zum Tod. Zwei von Alphas Brüdern waren schon unter der glühenden
Waffe gefallen und ein weiterer wurde von seiner vernichtenden
Explosivwaffe förmlich zerfetzt. Die Symbionten hielten respektvollen
Abstand und kreisten das letzte Opfer ein. Doch keiner wagte es,
den Angriff einzuleiten.
Während Alpha noch mit einem Offizier der Beute kämpfte,
sprangen die restlichen Ausserirdischen gleichzeitig auf den Kommissar.
Dieser wehrte sich zwar verbissen und tötete zwei weitere
der Ausserirdischen, doch dann wurde auch er von den Klauen erfasst
und zerrissen. Kaum war dies geschehen, dröhnte auch schon
eine Alarmsirene los. Die Beute wusste nun, dass sie da waren
und ihre Zahlenstärke war auf fünf gesunken. Und dabei
war die Mission noch immer nicht ganz erfüllt.
Die Zeit lief ihnen davon. Schon war neue Beute vor der Tür,
Alpha konnte sie hören. Es würde sich nur noch um Sekunden
handeln, bis sie hier waren. Rasch sprang er zum grössten
Bildschirm. Hier müssten sich die Kommunikationsverbindungen
der Beute befinden. Zögernd untersuchte er das Kontrollpult,
doch er konnte die Zeichen der Beute nicht lesen. Was war nun
das richtige? Er sah, wie seine Brüder nervös wurden,
wohl von seiner eigenen Nervosität angesteckt. Schliesslich
fasste er eine Entscheidung. Kurz ausholend schlug er seine Klauen
in das Kontrollpult, alles zerreissend, was er zu fassen bekam.
Gleich darauf taten es ihm seine Brüder gleich und zerstörten
alles, was sie in die Krallen bekamen. Die Lichter begannen zu
erlöschen, irgend etwas wurde kurzgeschlossen. Von Zeit zu
Zeit erklangen kleinere Explosionen, als die Monitorwände
zerstört wurden. Dann war ausser einem leisen Knistern von
abkühlender Elektronik nichts mehr zu hören. Die Mission
war erfüllt, die Kommandozentrale vollständig zerstört.
Alpha gab den Rückzugsbefehl. Gezielt sprangen sie wieder
in den Lüftungskanal, keinerlei Anzeichen von Erschöpfung
zeigend.
Eine knappe Minute später sprengte ein Trupp Gardisten der
Imperialen Armee die verbarrikadierte Tür zur Kommandozentrale
und trat ein.
Der Raum lag in Trümmern. Überall lagen Metallteile
und Kabelreste herum, dazwischen verstreut über ein Dutzend
frischer Leichen und alles war voller Blut. Erst nach einer Weile
entdeckten sie die toten Symbionten zwischen den Trümmern.
Schockiert und fassungslos blickten sie auf das heillose Chaos,
das ein einzelner Trupp dieser Kreaturen angerichtet hatte. Und
da sie sich im Lüftungsschacht befanden, konnten sie jederzeit
überall innerhalb des Bunkers auftauchen. Vielleicht war
dies nur der Vorgeschmack auf die Dinge, die noch kamen.
Keiner wagte es sich vorzustellen, wie es erst aussehen würde,
wenn die sich nähernde Schwarmflotte den Planeten erreicht
hat. Akuma Primus würde nie mehr der friedliche Planet sein,
der er einst war.
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