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MARTIN RIESEN - "SYMBIONTEN"

Leise schlich der Symbiont durch den dichten Dschungel. Seitdem er und seine Brüder vor einem Tag auf dieser dicht bewaldeten Welt gelandet waren, bewegten sie sich leise und vorsichtig, schließlich hatten sie einen Auftrag.
Seine feinen Sinne verrieten ihm, dass seine Brüder ganz in der Nähe waren, obwohl er sie weder sehen noch hören konnte. Er spürte ihre einfachen Gedanken, wusste alles was sie wussten. Er war ein Veteran zahlreicher Schlachten und der Anführer der kleinen Rotte. In der Schlacht, wenn das Schwarmbewusstsein anwesend war, brauchten sie keinen Anführer, aber wenn sie in der Rotte jagten war es unerlässlich.
Auch wenn sich der Alphasymbiont dessen nicht wirklich bewusst war, er war die perfekte Kampfmaschine. Sein fast zwei Meter hoher Körper bestand nur aus Muskeln, Chitinpanzerung, Zähnen und Klauen. Sein primäres Armpaar war mit extrem scharfen Klauen ausgestattet, die fast jedes Material des Universums durchdringen konnten. Das sekundäre Armpaar endete in grossen, kräftigen Händen mit fünf Fingern. Mit diesen Händen teilte er leise die Blätter der Urwaldpflanzen, um sehen zu können, wohin er ging.
Vorsichtig trugen ihn seine kräftigen Beine durch das dichte Unterholz. Schon früh hatte er gelernt, vorsichtig und leise zu sein, wenn er sich anschlich. Bei seinem ersten Kampf hatte er Mitansehen müssen, wie seine Brüder von den Waffen seiner Beute zusammengeschossen wurde, als sie über ebenes Grasland vorstürmten. Alpha hatte gelernt, den Überraschungseffekt beim Angriff zu nutzen. Die Beute hatte oft Waffen, gegen die seine Chitinpanzerung keinen Schutz bot.
Plötzlich spürte er etwas. Beute war in der Nähe. Er hielt an, drehte seinen ovalen Kopf, öffnete den grossen Mund und entblösste lange, nadelspitze Zähne. Er unterdrückte ein Knurren.
Seine Brüder hatten es wohl ebenfalls gespürt, sie hatten ebenfalls angehalten. Alpha spürte ihre unterdrückte Angriffslust. Er legte den Kopf schief und lauschte in die Ferne. Das Schwarmbewusstsein war Nahe, trotzdem konnte er keine neuen Befehle hören. Der Zeitpunkt zum Angriff war noch nicht gekommen.
Leise setzte er sich wieder in Bewegung. Das Unterholz wurde weniger dicht, ein sicheres Zeichen, dass sie sich auf eine Lichtung zu bewegten. Mit einer Hand teilte er die Blätter vor seinem Kopf und spähte aus dem Wald. Seine rotglühenden Augen verengten sich zu Schlitzen, als er seine Beute sah. Dutzende Krieger in dunkelgrünen Uniformen standen in einer provisorisch errichteten Stellung.
Alphas genetischen Informationen identifizierte die Beute als Catachanische Dschungelkämpfer. Allerdings sagte ihm dieser Namen nichts und es war ihm auch egal. Wichtig war für ihn nur, es war Beute und gutes genetisches Material, das der Schwarm absorbieren konnte.
Alpha wusste nicht, dass die Catachaner hier am errichten einer Stellung waren, um den bald eintreffenden Tyranidenschwarm auf seinem Vormarsch zu bremsen. Selbst wenn er es gewusst hätte, es wäre ihm egal gewesen. Für ihn zählte nur der Kampf, ein Leben für den Kampf und den Schwarm. Alles andere war unwichtig.
Er witterte die Angst der Beute, obwohl er mit diesem Begriff nichts anfangen konnte. Angst war ihm fremd. Er hatte zwar einen ausgeprägten Überlebensinstinkt, trotzdem würde er sich ohne zu Zögern gegen jeden Feind werfen, wenn es das Schwarmbewusstsein befiehlt.
Alpha wandte sich ab und schlich wieder in den Dschungel zurück. Das Primärziel der Rotte war nicht diese Stellung, sondern etwas viel wichtigeres. Seine Brüder folgten ihm. Langsam aber beständig rückte die Rotte weiter in die Flanke der Beute.
Nach einigen Minuten blieb die Rotte stehen. Alpha roch Menschen, ganz in der Nähe. Vorsichtig umrundete er einen umgefallenen Baumstumpf. Dann sah er sie. Einige Soldaten hatten in einem Busch vor ihm Stellung bezogen, wohl um die Flanke der Stellung zu schützen. Alpha beobachtete die Feinde. Er konnte sechs Soldaten in Tarnanzügen ausmachen. Mit blossem Auge waren sie kaum sichtbar, aber Dank seines Infrarotblicks konnte er ihre Wärme spüren.
Ohne hinzusehen wusste er, dass seine Brüder die Imperialen Soldaten einkreisten. Ihre Absichten waren klar, angreifen und töten. Alpha ging in Angriffsposition. Er streckte seine Primärarme aus und öffnete seine gefährlichen, zangenartigen Klauen. Ein Organ im innern seines Körpers zog sich zusammen und eine Adrenalin-ähnliche Chemikalie strömte in seinen Kreislauf. Sofort spürte er die brennende Energie in seinem Körper. Er verlagerte sein Gewicht nach vorne und machte sich Sprungbereit.
Dann griff die Rotte wie ein einziges Lebewesen an. Alpha sprintete nach vorn und überbrückte die Distanz zu seiner Beute innerhalb einer Sekunde. Mit geöffneten Krallen sprang er sein Opfer an, durchstiess die Armaplastweste und riss ihm ein grosses Loch in seinen Brustkorb. Schnell schüttelte er den Toten ab und attackierte den nächsten Soldaten. Dieser drehte sich um, stiess einen Schrei aus und richtete seine Waffe auf den angreifenden Symbionten. Alpha rammte ihm seine Klauen dicht unterhalb der Kehle in den Körper und enthauptete ihn fast.
Als Alpha den Kopf drehte, sah er, dass seine Brüder die restlichen Soldaten ebenfalls schnell und praktisch lautlos getötet hatten. Der Angriff hatte nur wenige Sekunden gedauert. Er war zufrieden, keiner seiner Brüder hatte auch nur eine Schramme. Dann wandte er sich ab und setzte seinen Weg fort.
Nachdem er sich etwa eine Viertelstunde lang weiter durch das fast undurchdringliche Unterholz gearbeitet hatte, änderte er die Richtung und bewegte sich wieder zum Waldrand. Vorsichtig spähte er auf die Lichtung und sah, dass er sich mitten in der Stellung befand. Er beobachtete, wie die Beute schwere Waffen in Stellung brachte. Hier wäre ein idealer Ort, um einen Überraschungsangriff zu starten. Innerhalb von Sekunden könnten er und seine Brüder in den gegnerischen Linien sein und ein grosses Blutbad anrichten. Reiche Beute würde gemacht werden. Doch leider war ihm diese Möglichkeit verwehrt, das Schwarmbewusstsein hatte andere Pläne mit ihm. Frustriert wandte er sich ab.
Dann wurde er plötzlich aufmerksam. Er spürte, dass etwas ganz in der Nähe war, aber weder von der Beute, noch von seiner Rotte kam. Er drehte den Kopf und versuchte, etwas zu erkennen. Aber nicht mal mit seinen Infrarotaugen konnte er etwas erkennen. Trotzdem war er sich sicher, dass irgendetwas in der Nähe lauerte.
Er sah nach links und beobachtete aufmerksam den Baum, der knapp einen Meter von ihm entfernt stand. Dann spürte er plötzlich das Bewusstsein und beruhigte sich wieder. Nun konnte er es sehen. Es war kein Baum, sondern ein Liktor, der sich perfekt mit Hilfe seiner Chamäleonschuppen getarnt hatte.
Der Liktor betrachtete seine kleineren Brüder. Auch er hatte sich an die Beute angeschlichen, allerdings stand er seit fast zwei Tagen unbeweglich an dieser Stelle. Er war vor fast einer Woche auf diesem Planeten gelandet, hatte alles ausgekundschaftet und schliesslich Pheromonspuren gelegt, die es dem Schwarm erleichtern sollten, die Beute zu finden. Nun wartete er geduldig auf das Eintreffen des Schwarms und auf den Kampf.
Doch Alpha hatte keine Zeit zum warten. Sein Ziel befand sich noch weiter oben und er musste es schnell erreichen. Etwas schneller als vorher, aber immer noch sehr vorsichtig kämpfte er sich durch den Dschungel. Inzwischen war es nicht mehr so wichtig, leise zu sein, denn auf der nicht allzu weit entfernten Lichtung gingen unter lautem Röhren die Imperialen Panzerstreitkräfte in Stellung. Alpha nutzte dies, um seine Brüder schnellstmöglich an der Stellung vorbei zu bringen. Ihr Ziel lag dahinter, gut verborgen und vor fast allen Angriffen geschützt. Doch diese Situation sollte nicht mehr lange anhalten, wenn es nach dem Willen des Schwarms ging. Und, wie Alpha wusste, nichts konnte sich dem Willen des allmächtigen Schwarmbewusstseins widersetzen, das alles sah und alles wusste.
Endlos erscheinende Minuten vergingen, bis Alpha endlich sein Ziel bemerkte. Der Bunkereingang war kaum sichtbar, hervorragend getarnt und im Unterholz versteckt. Aber die schwache Wärmesignatur war für den Symbionten trotzdem erkennbar, wenn auch erst aus kürzester Distanz. Und da war noch etwas. Es war schon älter, aber immer noch schwach im Hintergrund riechbar. Eine Pheromonspur. Anscheinend war ein Liktor hier gewesen, und er hatte hervorragende Vorarbeit geleistet. Sofort analysierte Alpha die Informationen, die sich in dem für andere Kreaturen nicht riechbaren Duftstoff.
Zielsicher bewegte sich der Symbiont neben die Bunkertür, die direkt in den Boden eingelassen war. Leicht gebückt strich er mit seiner Sekundärhand über den Boden, bis er gefunden hatte, was er gesucht hatte. Seine schlanken Finger glitten unter die Plaststahlplatte und zogen erst sanft, dann mit Nachdruck nach oben. Die Scharniere waren leicht angerostet und leisteten ziemlichen Widerstand, doch dann gaben sie endlich nach.
Wie es der Liktor mitgeteilt hatte, lag eine kleine Nummerntastatur darunter. Da dies nur ein kleiner Wartungsschacht war, wurde der Eingang kaum gesichert. Dazu vertrauten die Menschen leichtsinnigerweise auch auf die gefährlichen Jäger des Waldes. Doch diese flüchteten vor den Symbionten, sobald sie sie rochen oder auch nur ihre Anwesenheit ahnten. Instinktiv wussten sie, dass ein viel gefährlicherer Jäger im Dschungel unterwegs war, ein Jäger, der zum töten geboren und absolut gnadenlos war. Und er war nicht allein.
Mit einem leisen Knirschen öffnete sich die schwere Panzertüre, als Alpha den Code eingegeben hatte. Kein Licht brannte im Bunker, ein gutes Zeichen. Es war also kein Wartungstrupp da und die Dunkelheit kam für die Symbionten zum Vorteil. Die Stahltreppe klackte leise unter den Klauen der Symbionten. Alpha machte sich kaum Sorgen deswegen. Sobald sie auf dem festen Betonboden waren, würden sie sich wieder lautlos bewegen, und dann mussten sie nur noch den richtigen Schacht finden.
Kaum war der letzte seiner Brüder auf der Treppe, schloss sich die Türe automatisch wieder. Ein Zeitschloss, wie es der Liktor bezeichnet hat. Nun war es wirklich stockdunkel und bis auf ein leises Summen irgendwo in der Tiefe der Anlage war es still wie in einer Gruft. Die Symbionten störte das nicht im geringsten. Selbst in dieser Dunkelheit konnten sie noch sehen und wenn es so still war, konnte sich auch keiner an sie ranschleichen.
Der Liktor hatte anscheinend einen Wartungsarbeiter absorbiert und seine Erinnerungen untersucht. Das Gangsystem war genau so, wie Alpha es in den Pheromonen gelesen hatte. Alles klappte nach Plan.
Zielsicher führte Alpha seine Brüder durch die Gänge, vorbei an Rohren, diversen Kabelträgern und Maschinen aller Grössenordnungen. Worte wie Wasseraufbereitung, Elektroverteilung, Optilinkverbindungen und Intercomzentralen erschienen in seinem Gedächtnis, nur um sofort wieder zu verblassen. Er hatte keine Ahnung, was diese Worte bedeuteten und es war für ihn auch nicht wichtig. Er suchte nach der Lüftungszentrale.
Nach einem scheinbar endlosen Marsch durch schmale und breite Gänge, vorbei an endlosen Rohren und kilometerlangen Kabelsträngen hatte er schliesslich gefunden, was er gesucht hatte. Die schwere Doppeltüre, vor der er und seine Rotte standen, trug die Symbole, die in der Sprache der Beute "Lüftung" bedeutete. Mehrere Reinheitssiegel und ähnliche Artefakte des zuständigen Techpriesters schmückten die Türe, auch wenn Alpha ihren Sinn nicht verstand. Langsam und Leise drückte er die Klinke runter, für denn Fall, dass sich die Beute in dem Raum befand. Lautlos glitt die Türe auf, erstaunlich leicht für eine Tür dieser Grösse. Alpha war zum Sprung bereit, kaum dass der Spalt in der Türe breit genug für ihn war. Doch dahinter war nur weitere Dunkelheit und ein leichter, kaum spürbarer Luftzug.
Der Raum war sehr gross und bis unter die Decke vollgestopft mit Lüftungsrohren und -kanälen. Schon nach kurzem Suchen hatte er den Kanal gefunden, der sie direkt zu ihrem Ziel bringen sollte. Knapp unter der Decke war er befestigt und führte direkt aus der Wand in die Lüftungspumpe. Es würde schwierig werden, da rein zu kommen, schon alleine, weil er etwa 15 Meter über dem Boden war. Klettern war schwierig, aber möglich, dann müsste er von der Wand zum Kanal springen, die Seitenwand aufreissen und sich gleichzeitig festhalten, um nicht in einen raschen Tod zu stürzen. Gab es denn eine andere Möglichkeit? Alpha war nicht sehr begeistert von der Höhe, er blieb lieber auf festem Boden, wo er frei und beweglich war. Angestrengt suchte er den Raum ab, suchte nach Möglichkeiten, die Kletterei zu vermeiden. Doch zu seiner Frustration fand er keinen Weg, dies zu vermeiden. Und als Anführer der Rotte müsste er auch noch als erstes gehen, der schwierige Sprung blieb also ihm überlassen.
Wieder schoss Adrenalin in seinen Kreislauf und liessen seine Muskeln brennen. Aus dem Stand federte er knapp zwei Meter hoch und rammte seine Klauen in den massiven Stahlbeton. Einen kurzen Augenblick dachte er, er würde fallen, die Klauen würden rutschen, doch dann hatte er festen Halt gefunden. Mit raschen, kräftigen Stössen seiner Klauen hangelte er sich langsam, aber stetig zur Decke empor, tiefe Krallenspuren in der Wand hinterlassend. Seine Brüder folgten ihm, als er die Wand etwa zur Hälfte erklommen hatte, in sicherem Abstand, aber stetig nachrückend.
Schliesslich erreichte er den, wie er dachte, idealsten Sprungpunkt. Vorsichtig schätzte er die Distanz zum Kanal und die benötigte Kraft. Er wusste genau, wenn er zu kurz sprang, würde ihm eine schmerzhafte Landung bevorstehen. Wenn er aber zu viel Kraft einsetzte, dann würde er vom Kanal wohl abprallen und vielleicht auch noch seine Brüder mit in die Tiefe reissen. Präzision war also gefragt. Einige Sekunden hing er einfach da und beobachtete, während die Anspannung in seinem Körper wuchs.
Dann war es soweit. Kräftig stiess er sich von der Wand ab und öffnete noch im Flug seine messerscharfen Krallen. Für einen Augenblick schien es, als würde er den Kanal verfehlen, doch dann krallte er sich in den Plaststahl und riss ihn auf der gesamten Höhe auf. Schnell griff sein sekundäres Armpaar nach einer der Stützen und mit diesem Haltepunkt schaffte er es, sich ins Innere des Metallkanals zu hieven. Mit einigen raschen Stössen seiner Klauen erweiterte er die Öffnung, um seinen Brüdern den Einstieg zu erleichtern. Dann trat er zurück.
Einer nach dem Anderen sprangen seine Brüder in den Kanal, der bedrohlich zu knarren begann. Alpha hoffte, dass er nicht brechen würde.
Als endlich der letzte seiner Brüder im Kanal war, schlich er weiter. Nun mussten sie sich noch vorsichtiger bewegen, denn im innern des aus Metall bestehenden Kanals würde jedes noch so kleine Geräusch verstärkt und weitergeleitet werden. Doch im anschleichen waren sie alle geübt, dies sollte nicht für Probleme sorgen, wie er dachte.
Ein schwacher Lufthauch herrschte in den dunklen Tiefen des Lüftungsschachtes. Die Stille war erdrückend, ausser einem gelegentlichen leisen Klicken der Klauen auf dem Metallboden war absolut nichts zu hören und im Vergleich zur drückenden Hitze des Dschungels war es dazu auch noch sehr kalt. Doch Alpha kümmerte das alles nur wenig. Zielgenau führte er seine Rotte durch die verwinkelten Kanäle tief in den Bunker hinein, unbemerkt von der ahnungslosen Beute.
Alpha stockte, als er plötzlich leise Stimmen ganz in der Nähe hörte. Er musste irgendwo über den Räumen der Beute sein. Und tatsächlich, als er um die nächste Ecke spähte, bemerkte er Lüftungsschlitze im Boden. Sie waren nun ganz in der Nähe, das Ziel musste hier irgendwo sein. Vorsichtig schob er sich an die Schlitze ran und sah hindurch.
Er sah ein paar Soldaten der Beute im Raum stehen und aufgeregt diskutieren. Ihre Sprache blieb für ihn unverständlich, doch er vermutete, dass die ankommende Flotte seines Schwarms einen nicht unbedeutenden Teil des Gesprächs ausmachte. Als Alpha ein wenig zur Seite blickte, sah er grosse Monitore, die in den Wänden eingelassen waren.
Alphas Muskeln spannten sich an. Er wusste nun, wo er war. Er hatte sein Ziel gefunden, nun wurde es Zeit, den Befehl auszuführen. Er wartete, bis seine Brüder aufgeschlossen hatten und machte sich bereit. Eine Absprache war unnötig, jeder seiner Rotte wusste genau, was sie zu tun hatten.
Der Angriff begann. Die Symbionten rissen den Boden des Lüftungskanals auf und sprangen in den Raum. Alpha zählte 15 Menschen, nicht wenige davon Anführer der Beute. Er erkannte die Abzeichen an ihnen, die sie als die Befehlshaber auszeichnete. Ohne zögern warfen sich die Symbionten auf ihre überraschte Beute. Den meisten blieb nicht einmal genügend Zeit, ihre Waffen zu ziehen. Sie wurden von den massiven Klauen zerfetzt, bevor sie wussten, was überhaupt los war.
Alpha stürzte sich auf seine Opfer wie der personifizierte Tod. Die ersten, die er erwischte, waren normale Soldaten und vor Angst und Überraschung wie gelähmt. Erst sein drittes Opfer machte Anstalten, sich zu wehren.
Es war ein Überraschungsangriff, wie er professioneller nicht hätte sein können. Niemand hatte damit gerechnet, es gab keine Vorwarnzeit. Innerhalb weniger Sekunden war fast der ganze Kommandostab tot, zerrissen von den unglaublich schnellen Symbionten. Kurze Zeit später war nur noch einer auf den Beinen, den Alpha als Kommissar identifizierte. Schon von Früher wusste er, dass man diese Krieger besser nicht unterschätzte. Sie waren gut ausgerüstet und kämpften verbissen bis zum Tod. Zwei von Alphas Brüdern waren schon unter der glühenden Waffe gefallen und ein weiterer wurde von seiner vernichtenden Explosivwaffe förmlich zerfetzt. Die Symbionten hielten respektvollen Abstand und kreisten das letzte Opfer ein. Doch keiner wagte es, den Angriff einzuleiten.
Während Alpha noch mit einem Offizier der Beute kämpfte, sprangen die restlichen Ausserirdischen gleichzeitig auf den Kommissar. Dieser wehrte sich zwar verbissen und tötete zwei weitere der Ausserirdischen, doch dann wurde auch er von den Klauen erfasst und zerrissen. Kaum war dies geschehen, dröhnte auch schon eine Alarmsirene los. Die Beute wusste nun, dass sie da waren und ihre Zahlenstärke war auf fünf gesunken. Und dabei war die Mission noch immer nicht ganz erfüllt.
Die Zeit lief ihnen davon. Schon war neue Beute vor der Tür, Alpha konnte sie hören. Es würde sich nur noch um Sekunden handeln, bis sie hier waren. Rasch sprang er zum grössten Bildschirm. Hier müssten sich die Kommunikationsverbindungen der Beute befinden. Zögernd untersuchte er das Kontrollpult, doch er konnte die Zeichen der Beute nicht lesen. Was war nun das richtige? Er sah, wie seine Brüder nervös wurden, wohl von seiner eigenen Nervosität angesteckt. Schliesslich fasste er eine Entscheidung. Kurz ausholend schlug er seine Klauen in das Kontrollpult, alles zerreissend, was er zu fassen bekam. Gleich darauf taten es ihm seine Brüder gleich und zerstörten alles, was sie in die Krallen bekamen. Die Lichter begannen zu erlöschen, irgend etwas wurde kurzgeschlossen. Von Zeit zu Zeit erklangen kleinere Explosionen, als die Monitorwände zerstört wurden. Dann war ausser einem leisen Knistern von abkühlender Elektronik nichts mehr zu hören. Die Mission war erfüllt, die Kommandozentrale vollständig zerstört. Alpha gab den Rückzugsbefehl. Gezielt sprangen sie wieder in den Lüftungskanal, keinerlei Anzeichen von Erschöpfung zeigend.
Eine knappe Minute später sprengte ein Trupp Gardisten der Imperialen Armee die verbarrikadierte Tür zur Kommandozentrale und trat ein.
Der Raum lag in Trümmern. Überall lagen Metallteile und Kabelreste herum, dazwischen verstreut über ein Dutzend frischer Leichen und alles war voller Blut. Erst nach einer Weile entdeckten sie die toten Symbionten zwischen den Trümmern. Schockiert und fassungslos blickten sie auf das heillose Chaos, das ein einzelner Trupp dieser Kreaturen angerichtet hatte. Und da sie sich im Lüftungsschacht befanden, konnten sie jederzeit überall innerhalb des Bunkers auftauchen. Vielleicht war dies nur der Vorgeschmack auf die Dinge, die noch kamen.
Keiner wagte es sich vorzustellen, wie es erst aussehen würde, wenn die sich nähernde Schwarmflotte den Planeten erreicht hat. Akuma Primus würde nie mehr der friedliche Planet sein, der er einst war.

FORTSETZUNG FOLGT

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